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MvR born

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
2 May 1892
Powstancow Slaskich 92-94, Borek Wroclaw
Borek
Kleinburg

Nun noch von meiner Jugend. Der alte Herr stand in Breslau bei den Leibkürasseren 1, als ich am 2. Mai 1892 geboren wurde. Wir wohnten in Kleinburg.

MvR zwei Jahre alt

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
2 May 1894
Borek
Kleinburg

Das Bild zeigt Manfred von Richthofen als Kind im Alter von etwa zwei oder drei Jahren

MvR sieben Jahre alt

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
2 May 1899
Borek
Kleinburg

Das Bild zeigt Manfred von Richthofen als Kind im Alter von etwa sieben Jahren. Er trägt einen Matrosen-Anzug, der in der Zeit sehr modern war.

MvR acht Jahre alt

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1933, Eingeleitet und ergänzt von Bolko Freiherr von Richthofen, mit einem Vorwort von Generalfeldmarschall Hermann Göring, Verlag Ullstein & Co, Berlin
2 May 1900
Powstancow Slaskich 92-94, Borek Wroclaw
Borek
Kleinburg

Im achten Lebensjahre erkletterte er die größter Apfelbäume des Gutes, die sonst kaum jemand erreichen konnte. Dann ließ er sich aber nicht vom Stamm herab, sondern von außen an den Zweigen, diese mit größter Geschicklichkeit greifend. Meine Eltern haben ihm oft dabei zugesehen, aber niemal das Gefühl gehabt, daß ihm irgend etwas passieren könnte, so sicher waren alle seine Bewegungen. Meine Mutter ist mit uns Jungens überhaupt niemals ängstlich gewesen. Sie war der Meinung, daß Kinder nur dann wirklich geschickt und allen Gefahren gewachsen sein könnten, wenn man ihnen jede nur denkbare körperliche Bewegungsfreiheit lasse. Nur so würden sie möglichst zetig zu beurteilen vermögen, was sie sich selbst zutrauen könnten. Ganz ohne Zwischenfälle ist das natürlich nicht immer abgegangen, aber etwas Ernsteres hat sich nie ereignet.

Das habe ich selbst getan

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1933, Eingeleitet und ergänzt von Bolko Freiherr von Richthofen, mit einem Vorwort von Generalfeldmarschall Hermann Göring, Verlag Ullstein & Co, Berlin
2 May 1900
Powstancow Slaskich 92-94, Borek Wroclaw
Borek
Kleinburg

Denn Manfred hat schon von den ersten Tagen seiner Jugend an Proben nicht gewöhnlicher Energie abgelegt. Als achtjäriger Junge erwarteten ihn meine Eltern eines Tages in Breslau von der Bahn. Es sollte mit zwei großen Handkoffern von einem längeren Aufenthalt auf dem Lande zurückkehren. Der Bursche wurde zur Abholung auf den Bahnhof geschickt, er kam allein zurück. Manfred war nicht zu finden. Was war geschehen? Ein Telfon gab es damals noch nicht. Die Aufregung stieg. Während meine Eltern noch darüber beraten, klingelt die Entreeglocke, und Manfred steht wohlbehalten mit beiden Koffern vor der Tür. “Du hast dir wohl eine Droschke genommen?”. “Nein, ich hatte kein Geld.” “Wer hat dir denn die Koffer getragen?” “Das habe ich selbst getan.”

Meine Eltern waren sprachlos und ungläublig, denn die Koffer waren so schwer, daß Manfred Mühe gehabr hätte, nur einen zu heben. Aber dann erhielten sie die Aufklärung. “Einen habe ich schon heben können, den habe ich immer ein Stück weit getragen und inzwischen auf den anderen aufgepaßt, dann habe ich den zweiten geholt, und so bin ich allmählich angekommen, leider hat es ein bißchen lange gedauert.”

Und das alles mit solch selbstverständlicher Ruhe und Sicherheit, daß meine Eltern Manfred schon damals getrost die Sorge für sich selbst im großen und ganzen allein überlassen konnten.

Mrs. von Richthofen on child development

The Red Knight of Germany, the story of Baron von Richthofen, Floyd Gibbons, 1927, 1959 Bantam Books
2 May 1900
Powstancow Slaskich 92-94, Borek Wroclaw
Borek
Kleinburg

‘An easily terrified mother is a great obstacle to the physical development of children,’ Mrs von Richthofen said. ‘When Manfred was a little boy, I believe many of my friends considered me rather a careless mother because I did not forbid the two boys to engage in some of the feats they liked, but I was then, and am still, convinced children can only become agile if they are allowed such freedom as will enable them to judge what they can safely demand of their bodies.’

MvR's first 9 years

https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_victories_of_Manfred_von_Richthofen
1 January 1901
1892-1900
Schloss Romberg in Samotwór (dt. Romberg) ist ein Schloss bei Kąty Wrocławskie (dt. Kanth, bis 1930 Canth) in Niederschlesien
Samotwór
Romberg

The family has to sell Schloss Romberg due to financial troubles.

MvR's early years

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
1 January 1901
bis zu meinem neunten Lebensjahre
Powstancow Slaskich 92-94, Borek Wroclaw
Borek
Kleinburg

Ich hatte Privaunterricht bis zum meinem neunten Lebensjahre.

MvR moves to Swidnica

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
1 January 1901
1901?
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

dann ein Jahr Schule in Schweidnitz,

Später wurde ich Kadett in Wahlstatt

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
1 August 1903
Kadettenanstalt Wahlstatt
Legnickie Pole
Wahlstatt

Später wurde ich Kadett in Wahlstatt. Die Schweidnitzer betrachten mich aber durchaus als ein Schweidnitzer Kind. Im Kadettenkorps für meinen jetzigen Beruf vorbereitet, kam ich dann zum 1. Ulanenregiment.

MvR joins military cadets

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
1 August 1903
1903-1909
Kadettenanstalt Wahlstatt
Legnickie Pole
Wahlstatt

Als kleiner Sextaner kam ich in das Kadettenkorps. Ich ware nicht übermässig gerne Kadett, aber es war der Wunsch meines Vaters, und so wurde ich wenig gefragt. Die strenge Zucht und Ordnung fiel einem so jungen Dachs besonders schwer. Für den Unterricht hatte ich nicht sonderlich viel übrig. War nie ein grosses Lumen. Habe immer so viel geleistet, wie nötig war, um versetzt zu werden.Es war meiner Auffassung nach nicht mehr zu leisten, und ich hätte es für Streberei angesehen, wenn ich eine bessere Klassenarbeit geliefert hätte als ‘genügend’. Die natürliche Folge davon war, dass mich meine Pauker nicht übermässig schätzten. Dagegen gefiel mir das Sportliche: Turnen, Fussballspielen usw., ganz ungeheuer. Es gab, glaube ich, keine Welle, die ich am Turnreck nicht machen konnte. So bekam ich bald einige Preise von meinem Kommandeur verliehen. Alle halsbrecherischen Stücke imponierten mir mächtig. So kroch ich z. B. eines schönes Tages mit meinem Freunde Frankenberg auf den bekannten Kirchturm von Wahlstatt am Blitzableiter herauf und band oben ein Taschentuch an. Genau weiss ich noch, wie schwierig es war, an den Dachrinnen vorbeizukommen. Mein Taschentuch habe ich, wie ich meinem kleinen Bruder einmal besuchte, etwa zehn Jahre später, noch immer oben hängen sehen. Mein Freund Frankenberg war das erste Opfer des Krieges, das ich zu Gesicht bekam.

Damals wollte er ein großer Reitergeneral sein

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1933, Eingeleitet und ergänzt von Bolko Freiherr von Richthofen, mit einem Vorwort von Generalfeldmarschall Hermann Göring, Verlag Ullstein & Co, Berlin
1 August 1903
1903-1909
Kadettenanstalt Wahlstatt
Legnickie Pole
Wahlstatt

So hat Manfred auch die Kadettenzeit durchgehalten, obwohl ihm diese Art der Erziehung und Jugendbehandlung nicht allzusehr zusagte. Aber er hat die Zähne zusammengebissen und bei ellen im Haus der Eltern verbrachten Ferien niemals geklagt. Mir, seinem jüngeren Bruder, hat er allerdings mehrfag gesagt: “Wenn du kannst, verzichte auf das Vergnügen, im Pennal ist es zwar auch nicht schön, aber immer noch besser.” Dabei hatte Manfred für den Offiziersberuf sehr frühzeitig entschieden, und wohl immer hat bei ihm der Entschluß festgestanden, in der von ihm erwählten Laufbahn Außerordentliches zu leisten. Damals dachte er allerdings daran, einmal ein großer Reitergeneral zu werden. Er konnte nicht ahnen, daß er nicht auf der festen Erde, sondern in den Lüften der Erste werden würde.

Zum Gedächtnis Richthofens. Von v. B.

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
2 August 1903
1903-1908
Kadettenanstalt Wahlstatt
Legnickie Pole
Wahlstatt

„Rittmeister Freiherr von Richthofen ist nicht zurückgekehrt.“ So meldet es kurz und hart der Heeresbericht. Also doch! Das, woran niemand zu denken wagte, ist eingetreten, was jeder Deutsche mit leiser Bangigkeit fühlte, als Richthofens Luftsiege die unheimliche Höhe der achtzig erklommen. Der größte Fliegerheld des Weltkrieges starb unbesiegt den Ruhmreichen Tod für Kaiser und Vaterland. Durch die Herzen unseres Volkes geht ein unsäglicher Schmerz über den Verlust dieses Tapfersten der Tapferen. Als echter Soldat ruht er in fremder Erde dort, wo er gefallen ist. Es war uns nicht vergönnt, ihm drei Ehrensalven über das Grab zu senden. Wenn heute die wuchtigen Türme der ehrenhaften Klosterkirche von Wahlstatt herüberschimmern, so tauchen alte, längst vergessene Bilder vor mir auf. Wir, Richthofen und ich, trugen zu gleicher Zeit des Königs Rock und waren Wahlstätter Kadetten. Ich war gerade ins Korps gekommen, ein naßforsches Kerlchen von zehn Jahren. Manfred Richthofen war einige Klassen über mir, und ich wäre als kümmerlicher Schnappsack, wie die Kadettensprache den Neuling bezeichnet, wohl kaum näher mit ihm in Berührung gekommen. Es war aber doch einmal – und zwar in einer recht unsanften Weise, die mir aber heute eine liebe Erinnerung ist. Mein Stubenältester war mit Richthofen intim befreundet, und oft saß dieser abends auf unserer Stube. Dieses  Freundschaftsverhältnis wurde aber durch irgendeinen Grund getrübt, so daß beide pax ex hatten, wie wir es nannten. Überall versuchte nun unser Stubenältester, Richthofen zu ärgern. Fastnacht war gekommen, und die Packete von Hause mit den ersehnten Pfannkuchen waren eingetroffen. Der Stubenälteste hatte sich einen mächtigen Hampelmann, in Gestalt eines lebensgroßen Negers, schicken lassen, der unsere größte Verwunderung erregte; denn Faschingsscherze und Maskeraden gab es nicht. Bald aber errieten wir die Sachlage. Es sollte nämlich einer von uns den Neger heimlich an Richthofens Spindtür hängen. Mir juckte damals das Blut, und ich suchte die Gelegenheit, mich hervorzutun. Das knallrote grinsende Maul des Negers, das von einem Ohr bis zum anderen reichte, sollte Richthofen reizen – das war die Hauptsache dabei! Manfred Richthofen hatte nämlich einen vollen, starken Mund, mit dem er zu seinem Groll immer von unserem Stubengewaltigen aufgezogen wurde. Wir saßen bei der Vesper, Ich schlich mir also so schnell wie möglich aus dem Speisesaal. Huschte mit dem geholten Neger über das Kompanierevier in die Stube, auf der Richthofen lag. Bald baumelte der zähnefletschende Schwarze an der Schranktür, über dem wolligen Haupte prangte wie eine Erklärung das Namensschild Richthofens. Doch die Folgen blieben nicht aus. Richthofen erriet, woher der Neger kam, und erfuhr auch den Überbringer. Und da am Abend, ich sehe es noch wie heute, öffnet sich die Tür. Richthofen steht im Zimmer, und seine stahlblauen Augen, die mir damals nichts gutes bedeuteten, suchten in der Runde. Jetzt hatte er mich entdeckt. Im nächsten Augenblick stand er vor mir – es krachte links, es krachte rechts – uns ruhig, wie er gekommen, verließ er unter dem respektvollen Schweigen der Kameraden das Zimmer. Es ist eine seltsame Erinnerung! – Das war die Hand, die später so eisern das Steuer hielt und achtzig Gegner in  die Tiefe sandte!

Knieverletzung im Kadettenkorps

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1933, Eingeleitet und ergänzt von Bolko Freiherr von Richthofen, mit einem Vorwort von Generalfeldmarschall Hermann Göring, Verlag Ullstein & Co, Berlin
1 September 1903
Kadettenanstalt Wahlstatt
Legnickie Pole
Wahlstatt

Nur einmal hat Manfred meinen Eltern schwere Sorge bereitet. Er hatte sich im Kadettenkorps eine bedenkliche Knieverletzung zugezogen. Bei einer Sturzhokke ohne Hilfstellung war ihm ein Stück Knorpel im Knie losgerissen. Dieses Stück klemmte sich ab und zu zwischen die Kniescheibe und ließ dann das Bein willenlos zur Seite klappen. Massieren sowie allerhand Kuren halfen nichts; so verging Jahr und Tag, das Bein wollte nicht in Ordnung kommen. Als meine Eltern wieder einmal berieten, was zu tun sein, und namentlich meine Mutter sehr bedrückt war, wollte Manfred sie trösten und sagte: “Wenn ich nicht mehr auf meinen Beinen laufen kann, so werde ich aud den Händen gehen!”. Und wie ein ganz Gesunder reckte er beide Beine in die Luft und lief auf den Händen durchs Zimmer. Man entschloß sich dann aber zuletzt doch zu einer Operation. Diese glückte erfreulicherweise und stellte ihn in wenigen Wochen wieder völlig her.

Geburtstag Kaiser Wilhelm II

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
27 January 1904
1903-1908
Kadettenanstalt Wahlstatt
Legnickie Pole
Wahlstatt

Vor zwölf Jahren war Manfred diesen Weg gefahren, und oftmals hatte ich ihn besucht. Der Geist dieser Anstalt gefiel mir sehr. Die Jungen mußten tüchtig lernen, sahen aber gesund aus, weil sie fleißig turnten (Manfreds starke Seite). Es machte ihm gar keine Mühe, als er noch ein Knirps war, aus dem Stand Bürzelbäume zu schießen, er brauchte auch niemals die Hände dazu, sondern legte sie stramm an die Hofennaht. Er hatte von Natur aus einen wunderbar geschickten Körper. Einmal, als er acht Jahre alt war, mußte er mir von einem alten, schwer zugänglichen Obstbaum Äpfel abnehmen. Er turnte hinauf wie ein kleiner Waldmensch und kam hernach nicht etwa am Stamme herunter, nein, dieser Weg war ihm zu langweilig; er ließ sich vielmehr außen an den Zweigen herab, sich schwingend und mit blitzartigen Geschwindigkeit von Ast zu Ast greifend. Diese Turnkünste kamen ihm in der Kadettenanstalt sehr zustatten. Mehrere Male wurde er ausgezeichnet. Viel Spaßhaftes auch für uns Erwachsene begab sich hier in Wahlstatt. Einmal machte ich eine Kaisers-Geburtstagfeier mit. Vorbereitend hatte mir Manfred mit ein ernsthaften Gesicht folgendes erklärt: “Weißt du, Mama, die Kadetten tanzen gern mit jeder Dame, die noch ein bißchen jung und hüblich aussieht…nur mit den alten und häßlichen Müttern – mit denen tanzen die Offiziere.” Durch diese wenig gelanten, aber lebenskundigen Eröffnungen eingeschüchtert, fragte ich meinen Herrn Kadetten-Sohn, was ich denn anziehen solle, um mich begehrenswert zu machen. “Nun, ein recht helles Kleid mit einer schönen Blume am Gürtel.” Das beherzigte ich denn auch und war gespannt, ob ich den Herren Kadetten auch gefallen würde. Aber – ich hatte Glück, sie tanzten mit mir zuerst und nicht etwa die Offiziere. Zum Danke ließen wir dann unsere jungen Kavaliere in Pfannkuchen schwelgen. Was gab es damals für Riesenschüffeln dieser duftenden Ballen? Das war etwas für Manfred – sein Lieblingsgebäck; er aß sehr ungern Fleisch, bevorzugte statt dessen Brot und Kuchen.

Manfred war überaus wahrheitsliebend

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1933, Eingeleitet und ergänzt von Bolko Freiherr von Richthofen, mit einem Vorwort von Generalfeldmarschall Hermann Göring, Verlag Ullstein & Co, Berlin
2 May 1904
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Manfred war überaus wahrheitsliebend. Meine Mutter kann heute noch nicht genug rühmen, in welchem Maße sich die Eltern stets auf ihn verlassen konnten. Er gab präzise und klare Antworten auf jede Frage, ohne Rücksicht darauf, was die Folgen für ihn sein konnten. So hatte er einmal aud dem großmütterlichen Gute als zwölfjähriger Junge seine Jagdpassion nicht züglen können. Als er auf der Weistritz keine wilden Enten finden konnte, erlegte er einige zahme, die dann im Entenstall der Großmutter fehlten. Manfred wurde in strenges Verhör genommen, aber das dauerte nur eine halbe Minute. Er kam gar nicht auf den Gedanken, seine Tat leugnen oder gar beschönigen zu wollen. Und die gute Großmutter verzieh von Herzen gern ihrem Enkel, der nicht lügen konnte. Diese ersten “Jagdtrophäen” Manfreds, drei Erpelfedern, hängen noch heute in seiner Stube in Schweidnitz. Die Besucher werden sie nicht ohne Rührung ansehen können. So hat Manfred in seiner Mutter diese Empfindungen und diese Überzeugung von der Wesenart Manfreds in die kurzen Worte zusammenzufassen: “Er stand fest, whohin er gestellt war.” Dieser Glaube an eigenes Können, gepaart mit innerer Vornehmheit und selbstverständlicher Bescheidenheit, haben, wie ich glaube, menin Bruder im besonderen Maße befähigt, ein wirklicher Führer zu sein. Seine Ulanen, als er Leutnant war, und später alle seine Untergebenen im Jagdgeschwader Richthofen konnten ihm felsenfest vertrauen. Er sagte ihnen keine Schmeicheleien, aber er schützte sie und hielt sein Wort, und Dienen unter ihm wurde erleichtert durch den Frohsinn und die Heiterkeit, ja oftmals durch den Übermut, mit dem er sich auch schwersten Aufgaben gegenüber gewachsen zeigte. Denn in einem war er allen, die ihm im Kriege zu folgen hatten, ein vielleicht beispielloses Vorbild: in der Tapferkeit seines Geistes, in dem absoluten Mangel jeder Furcht, ja in der völligen Unmöglichkeit, sich überhaupt einen Vorgang oder ein bevorstehendes Ereignis vorstellen zu können, das für ihn mit irgendeinem gefühl von Angst verbunden sein könnte.

Es spukt in dem Gutshause

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1933, Eingeleitet und ergänzt von Bolko Freiherr von Richthofen, mit einem Vorwort von Generalfeldmarschall Hermann Göring, Verlag Ullstein & Co, Berlin
2 May 1905
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Die Gefahr unterschätzte er nicht, aber sie spielte in seinem Leben keine Rolle. Das war schon in frühester Jugend der Fall. Im Gutshause sollte es, wie die Mädchen behaupteten, spuken. Oben aud dem Boden hatte sich einmal ein Knecht erhängt, und seitdem gehe es dort um, so erzählte man sich in der Gesindestube. Der dreizehnjährige Manfred wollte diesen Spuk erleben. Er ließ sich genau die Stelle auf dem Boden zeigen, wo das Unglück sich ereignete hatte, und sein Bett auf die Stelle tragen, un zu schlafen. Meine Mutter kannte Manfreds Furchtlosigkeit, aber sie beschloß doch, ihn auf die Probe zu stellen. Sie schlich sich mit meiner Schwester nach oben und begann allmählich Kastanien auf dem Boden entlangzurollen. Zunächst schlief Manfred ganz fest. Aber das Gepolter wurde verstärkt. Dann wachte er plötzlich auf, sprang auf, ergriff einen Knüppel und stürzte auf die Ruhestörer los. Meine Mutter mußte schnell Licht machen, sonst wäre es ihr übel ergangen. Aber bei Manfred war von Angst keine Spur. Und das hat sich nicht geändert bis zu seinem letzten Flug, von dem er nicht mehr lebend zu seinem Geschwader und zu den Seinen zurückkehren sollte.

MvR joins military cadets in Lichterfelde

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
1 January 1909
1909-1911
Hauptkadettenanstalt Lichterfelde
Lichterfelde

In Lichterfelde gefiel es mir schon bedeutend besser. Man war nicht mehr so abgeschnitten von der Welt und fing auch schon an, etwas mehr als Mensch zu leben. Meine schönsten Erinnerungen aus Lichterfelde sind die grossen Korsowettspiele, bei denen ich sehr viel mit und gegen den Prinzen Friedrich Karl gefochten habe. Der Prinz erwarb sich damals so manchen ersten Preis. So im Wettlauf, Fussballspiel usw. gegen mich, der ich meinen Körper doch nicht so in der Vollendung trainiert hatte wie er.

Jagdtrophäe

Richthofen, der beste Jagdflieger des großen Krieges, Italiaander, A. Weichert Verlag, Berlin, 1938
27 December 1910
Jordanow Slaski
Feldmark Jordansmühl

Dem königl. preuß. Kadetten Herrn Manfred Freiherr von Richthofen wird hierdurch der Wahrheit gemäß bescheinigt, daß selbiger in Gegenwart von über 100 – meist einwandfreier – Zeugen 20 Hasen und 1 Fasan (männlichen Geschlechts) am heutigen Tage auf der Feldmark Jordansmühl eigenhänidg erlegte und zur Strecke brachte. Die Richtigkeit bescheinigen (es folgen viele Namen).

MvR joins Ulanen-Regiment „Kaiser Alexander III. von Rußland“ (Westpreußisches) Nr. 1

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
17 April 1911
Ostern 1911
Ulanen-Regiment „Kaiser Alexander III. von Rußland“ (Westpreußisches) Nr. 1
Milicz
Militsch

Natürlich konnte ich es kaum erwarten, in die Armee eingestellt zu werden. Ich ging deshalb bereits nach meinem Fähnrichexamen in die Front und kam zum Ulanenregiment Nr. 1 ‘Kaiser Alexander III’. Ich hatte mir dieses Regiment ausgesucht; es lag in meinem lieben Schlesien, auch hatte ich da einige Bekannte und Verwandte, die mir sehr dazu rieten.Der Dienst bei meinem Regiment gefiel mir ganz kolossal. Es ist eben doch das schönste für einen jungen Soldaten, ‘Kavallerist’ zu sein. Über meine Kriegschulzeit kann ich eigentlich wenig sagen. Sie erinnerte mich zu sehr an das Kadettenkorps und ist mir infolgedessen in nicht allzu angenehmer Erinnerung. Eine spassige Sache erlebte ich. Einer meiner Kriegschullehrer kaufte sich eine ganz nette dicke Stute. Der einzige Fehler war, sie war schon etwas alt. Er kaufte sie für fünfzehn Jahre. Sie hatte etwas dicke Beine. Sonst aber sprang sie ganz vortrefflich. Ich habe sie oft geritten. Sie ging unter dem Namen ‘Biffy’.

MvR auf der Jagd

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
18 April 1911
exact date?
Ostrowo
Ostrowo

Eine Erinnerung kam auf mich zu. Schon als Manfred in Danzig die Kriegsschule besuchte, hatte er in Ostpreusen gejagt.Damals geschah etwas, was mich in Aufregung versetzte. Sein Jagdherr hatte ihm abends das Revier gezeigt, in dem er am nächsten Morgen einen Bock schießen sollte. Ob man ihm einen Jäger mitgeben solle? Nein, danke, er – Manfred – würde den Pirschpfad allein finden. Am nächsten Morgen ist es stockdunkel. Manfred verfehlt in die Dunkelheit die Richtung. In dem großen Forst hat er sich total verlaufen. Endlich gelangt er an ein Gehöft, das einsam am Walde liegt. Hier muß er sich nach dem Weg erkundigen. Die Bewohner liegen noch im tiefen Schlaf, kein Rauch kräuelt sich über dem moosbedeckten Dach. Manfred klopft an ein Fenster, die Hunde schlagen an. Es öffnet sich plötzlich ein Tor, im selben Augenblick krachen zwei Schüsse. Die groben Schrote prasseln un die Ohren. Man hatte ihn für einen Einbrecher gehalten. Zum Glück war der Irrtum bald aufgeklärt. Man zeigte nun dem fremden Jäger freundlich den Weg, und zum Frühstück war der Bock zur Stelle.

Biffy

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
17 April 1912
Etwa ein Jahr später
Ulanen-Regiment „Kaiser Alexander III. von Rußland“ (Westpreußisches) Nr. 1
Milicz
Militsch

Etwa ein Jahr später beim Regiment erzählte mir mein Rittmeister v. Tr., der sehr sportliebend war, er habe sich ein ganz klobiges Springpferd gekauft. Wir waren alle sehr gespannt aud den ‘klobigen Springer’, der den seltenen Namen ‘Biffy’ trug. Ich dachte nicht mehr an die alte Stute meines Kriegschullehrers. Eines schönen Tages kommt das Wundertier an, und nun soll man sich das Erstaunen vorstellen, dass die gute alte ‘Biffy’ als achtjährig in dem Stall v. Tr.s sich wieder einfand. Sie hatte inzwischen einige Male den Besitzer gewechselt und war im Preise sehr gestiegen. Mein Kriegschullehrer hatte sie für Fünfzehnhundert Mark gekauft, und v. Tr. hatte sie nach einem Jahre als achtjärig für dreitausendfünfhundert Mark erworben. Gewonnen hat sie keine Springkonkurrenz mehr, aber sie hat wieder einen Abnehmer gefunden – und ist gleich zu Beginn des Krieges gefallen.

MvR appointed Leutnant

https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_victories_of_Manfred_von_Richthofen
19 November 1912
Ostrowo
Ostrowo

MvR appointed Leutnant and in the 3rd squadron in Ostrowo

Erste Offizierszeit

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
19 November 1912
Herbst 1912
Ostrowo
Ostrowo

Endlich bekam ich die Epaulettes. So ungefähr das stolzeste Gefühl, was ich je gehabt habe, mit einem Male ‘Herr Leutnant’ angeredet zu werden. Mein Vater kaufte mir eine sehr schöne Stute, ‘Santuzza’ genannt. Sie war das reinste Wundertier und unverwüstlich. Ging vor dem Zuge wie ein Lamm. Allmählich entdeckte ich in ihr ein grosses Springvermögen. Sofort war ich dazu entschlossen, aus der guten braven Stute ein Springpferd zu machen. Sie sprang ganz fabelhaft. Ein Koppelrick von einem Meter sechzig Zentimeter habe ich mit ihr selbst gesprungen. Ich fand grosse Unterstützung und viel Verständnis bei meinem Kameraden von Wedel, der mit seinem Chargenpferd ‘Fandango’ so manchen schönen Preis davongetragen hatte. So trainierten wir beide für eine Springkonkurrenz und einen Geländeritt in Breslau. ‘Fandango’ machte sich glänzend, ‘Santuzza’ gab sich grosse Mühe und leistete auch Gutes. Ich hatte Aussichten, etwas mit ihr zu schaffen. Am Tage, bevor sie verladen wurde, konnte ich es mir nicht verkneifen, nochmals alle Hindernisse in unserem Springgarten mit ihr zu nehmen. Dabei schlitterten wir hin. ‘Santuzza’ quetschte sich etwas ihre Schulter, und ich knaxte mir mein Schlüsselbein an. Von meiner guten dicken Stute ‘Santuzza’ verlangte ich im Training auch Leistungen auf Geschwindigkeit und war sehr erstaunt, als von Wedels Vollblüter sie schlug. Ein andermal hatte ich das Glück, bei der Olympiade in Breslau einen sehr schönen Fuchs zu reiten. Der Geländeritt fing an, und mein Wallach war im zweiten Drittel noch ganz und munter, so dass ich Aussichten auf Erfolg hatte. Da kommt das letzte Hindernis. Ich sah schon vom weitem, dass dies etwa ganz Besonderes sein musste, da sich eine Unmenge Volks dort angesammelt hatte. Ich dachte mir:”Nur Mut, die Sache wird schon schief gehen!” und kam in winderder Fahrt den Damm heraufgesaust, auf dem ein Koppelrick stand. Das Publikum winkte mir immer zu, ich sollte nicht so schnell reiten, aber ich sah und hörte nichts mehr. Mein Fuchs nimmt das Koppelrick oben auf dem Damm, und zu meinem grössten Erstaunen geht’s auf der anderen Seite in die Weistritz. Ehe ich mich versah, springt das Tier in einem Riesensatz den Abhang herunter, und Ross und Reiter verschwinden in den Fluten. Natürlich gingen wir ‘über Kopf’. ‘Felix’ kam auf dieser Seite raus und Manfred auf der anderen. Beim Zurückwiegen nach Schluss des Geländerittes stellte man mit grossen Erstaunen fest, dass ich nicht die üblichen zwei Pfund abgenommen hatte, sondern zehn Pfund schwerer geworden war. Dass ich glitschenass war, sah man mir Gott sei Dank nicht an. Ich besass auch einen sehr guten Charger, und dieses Unglückstier musste alles machen. Rennen laufen, Geländeritte, Springkonkurrenzen, vor dem Zuge gehen, kurz und gut, es gab keine Übung, in der das gute Tier nicht ausgebildet war. Das war meine brave ‘Blume’. Auf ihr hatte ich sehr nette Erfolge. Mein Letzter ist der im Kaiserpreis-Ritt 1913. Ich war der einzige, der die Geländestrecke ohne Fehler überwunden hatte. Mir passierte dabei eine Sache, die nicht so leicht nachgemacht werden wird. Ich galoppierte über eine Heide und stand plötzlich Kopf. Das Pferd war in ein Karnichelloch getreten, und ich hatte mir beim Sturz das Schlüsselbein gebrochen. Damit war ich noch siebzig Kilometer geritten, hatte dabei keinen Fehler gemacht und die Zeit innegehalten.

Leidenschaft für den Pferdesport

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1933, Eingeleitet und ergänzt von Bolko Freiherr von Richthofen, mit einem Vorwort von Generalfeldmarschall Hermann Göring, Verlag Ullstein & Co, Berlin
20 November 1912
Ostrowo
Ostrowo

Als Manfred beim Ulanenregiment Nr. 1, Kaiser Alexander III., als Fahnjunker eingestellt war, ergriff ihn noch mehre, als das bisher der Fall gewesen war, die Leidenschaft für den Pferdensport. Nachdem er das Offizierspatent erhalten hatte, kaufte ihm unser Vater eine sehr schöne Stute. Auch mir gegenüber hat Manfred dies Pferd oft als ein wahres Wundertier und als unverwüstlich gerühmt. Sie ging vor seinem Zuge wie ein Lamm, und dabei sprang sie immerhin einen Meter sechzig.

MvR participates in a horse race.

Manfred von Richthofen, The man and the aircraft he flew, David Baker, 1990, Outline Press
1 May 1913
Wroclaw
Breslau

Kaiserpreisritt

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1933, Eingeleitet und ergänzt von Bolko Freiherr von Richthofen, mit einem Vorwort von Generalfeldmarschall Hermann Göring, Verlag Ullstein & Co, Berlin
1 May 1913
Wroclaw
Breslau

Manfred hat so bei Springkonkurrenzen und Geländeritten viele schöne Preise erworben. Zuletzt noch im Kaiserpreisritt 1913.

Kriegsausbruch

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
1 July 1914
Kriegsausbruch
Zehn kilometer von der Grenze entfernt
Ostrow
Ostrovo

In allen Zeitungen stand weiter nichts als dicke Romane über den Krieg. Aber seit einigen Monaten war man ja schon an das Kriegsgeheul gewöhnt. Wir hatten schon so oft unseren Dienstkoffer gepackt, dass man es schon langweilig fand und nicht mehr an einen Krieg glaubte. Am wenigsten aber glaubten wir an einen Krieg, die wir die ersten an der Grenze waren, das ‘Auge der Armee’, wie seinerzeit mein Kommandierender uns Kavalleriepatrouillen bezeichnet hatte. Am vorabend der erhöhten Kriegsbereitschaft saßen wir bei der detachierten Schwadron, zehn Kilometer von der Grenze entfernt, in unserem Kasino, aßen Austern, tranken Sekt und spielten ein wenig. Wir waren sehr vergnügt. Wie gesagt, an einen Krieg dachte keiner. Wedels Mutter hatte uns zwar schon einige Tage zuvor etwas stutzig gemacht; sie war nämlich aus Pommern erschienen, um ihren Sohn vor dem Kriege noch einmal zu sehen. Da sie uns in angenehmster Stimmung fand und feststellen musste, dass wir nicht an Krieg dachten, konnte sie nicht umhin, uns zu einem anständigen Frühstück einzuladen. Wir waren gerade sehr ausgelassen, als sich plötzlich die Tür öffnete und Graf Kospoth, der Landrat von Öls, auf der Schwelle stand. Der Graf machte ein entgeistertes Gesicht. Wir begrüßten den alten Bekannten mit einem Hallo! Er erklärte uns den Zweck seiner Reise, nämlich, dass er sich an der Grenze persönlich überzeugen wolle, was von den Gerüchten von dem nahen Weltkrieg stimme. Er nahm ganz richtig an, die an der Grenze müßten es eigentlich am ehesten wissen. Nun war er ob des Friedensbildes nicht wenig erstaunt. Durch ihn erfuhren wir, dass sämtliche Brücken Schlesiens bewacht wurden und man bereits an die Befestigung von einzeln Plätzen dachte. Schnell überzeugten wir ihn, dass ein Krieg ausgesclossen sei, und feierten weiter. Am nächsten Tage rückten wir ins Feld.

Überschreiten der Grenze

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
28 July 1914
Kriegsausbruch
Near Kielcze, near Kalisch?
Kalisz
Kalisch

Das Wort ‘Krieg’ war uns Grenzkavalleristen zwar geläufig. Jeder wusste haarklein, was er zu tun und zu lassen hatte. Keiner hatte aber so eine rechte Vorstellung, was sich nun zunächst abspielen würde. Jeder aktive Soldat war selig, nun endlich seine Persönlichkeit und sein Können zeigen zu dürfen. Uns jungen Kavallerieleutnants war wohl die interessanteste Tätigkeit zugedacht: aufklären, in den Rücken des Feindes gelangen, wichtige Anlagen zerstören; alles Aufgaben; die einen ganzen Kerl verlangen. Meinen Auftrag in der Tasche, von dessen Wichtigkeit ich mich durch langes Studium schon seit einem Jahre überzeugt hatte, ritt ich nachts um zwölf Uhr an der Spitze meiner Patrouille zum erstenmal gegen den Feind.Die Grenze bildete ein Fluss, und ich konnte erwarten, dass ich dort zum erstenmal Feuer bekommen würde. Ich war ganz erstaunt, wie ich ohne Zwischenfall die Brücke passieren konnte. Ohne weitere Ereignisse erreichten wir den mir von Grenzritten her wohlbekannten Kirchturm des Dorfes Kielcze am nächsten Morgen. Ohne von einem Gegner etwas gemerkt zu haben oder vielmehr besser ohne selbst bemerkt worden zu sein, war alles verlaufen. Wie sollte ich es anstellen, dass much die Dorfbewohner nicht bemerkten? Mein erster Gedanke war, den Popen hinter Schloss und Riegel zu setzen. So holten wir den volkommen überraschten und höchst verdutzten Mann aus seinem Hause. Ich sperrte ihn zunächst mal auf dem Kirchturm ins Glockenhaus ein, nahm die Leiter weg und liess ihn oben sitzen. Ich versicherte ihm, dass wenn auch nur das geringste feindselige Verhalten der Bevölkerung sich bemerkbar machen sollte, er sofort ein Kind des Todes sein würde. Ein Posten hielt Ausschau vom Turm und beobachtete die Gegend. Ich hatte täglich durch Patrouillenreiter Meldungen zu schicken. So löste sich bald mein kleines Häuflein an Meldereitern auf, so dass ich schliesslich den letzten Melderitt als überbringer selbst übernehmen musste. Bis zur fünften Nacht war alles ruhig geblieben. In dieser kam plötzlich der Posten zu mir zum Kirchturm gelaufen – den in dessen Nähe hatte ich meine Pferde hingestellt – und rief mir zu: “Kosaken sind da!”. Es war pechfinster, etwas Regen, keine Sterne. Man sah die Hand nicht vor den Augen. Wir Führten die Pferde durch eine schon vorher vorsichtshalber durch die Kirchhofsmauer geschlagene Bresche auf das freie Feld. Dort war man infolge der Dunkelheit nach fünfzig Metern in volständiger Sicherheit. Ich selbst ging mit dem Posten, den Karabiner in der Hand, nach bezeichneten Stelle, wo die Kosaken sein sollten. Ich schlich an der Kirchhofsmauer entlang und kam an die Strasse. Da wurde mir doch etwas anders zumute, denn der ganze Dorfausgang wimmelte von Kosaken. Ich guckte über die Mauer, hinter der die Kerle ihre Pferde stehen hatten. Die meisten hatten Blendlaternen und benahmen sich sehr unvorsichtig und laut. Ich schätzte sie auf etwa zwanzig bis dreissig. Einer war abgesessen und zum Popen gegangen, den ich am Tage vorher aus der Haft entlassen hatte. Natürlich Verrat! zuckte es mir durchs Gehirn. Also doppelt aufpassen. Auf einen Kampf konnte ich es nicht mehr ankommen lassen, denn mehr als zwei Karabiner hatte ich nicht zur Verfügung. Also spielte ich ‘Räuber und Gendarm’. Nach einegen Stunden Rast ritten die Besucher wieder von dannen. Am nächsten Morgen zog ich es vor, jetzt aber doch einen kleinen Quartierwechsel vorzunehmen. Am siebenten Tage war ich wieder in meiner Garnison und wurde von jedem Menschen angestarrt, als sei ich ein Gespenst. Das kam nicht etwa wegen meines unrasierten Gesichts, sondern vielmehr weil sich Gerüchte verbreitert hatten, Wedel und ich seien bei Kalisch gefallen. Man wusste Ort, Zeit und nähere Umstände so haargenau zu erzählen, dass sich das Gerücht schon in ganz Schlesien verbreitet hatte. Selbst meiner Mutter hatte man bereits Kondolenzbesuche gemacht. Es fehlte nur noch, dass eine Todesanzeige in der Zeitung stand. Eine komische Geschichte ereignete sich zur selben Zeit. Ein Pferdedoktor bekam den Auftrag, mit zehn Ulanen Pferde aus einem Gehöft zu requirieren. Es lag etwas abseits, etwa drei Kilometer. Ganz erregt kam er von seinem Auftrag zurück und berichtete selber folgendes: “Ich reite über ein Stoppelfeld, auf dem die Puppen stehen, worauf ich plötzlich in einiger Entfernung feindliche Infanterie erkenne. Kurz entschlossen ziehe ich den Säbel, rufe meinen Ulanen zu: “Lanze gefällt, zur Attacke, marsch, marsch, hurra! Den Leuten macht es Spass, es beginnt ein wildes Hetzen über die Stoppeln. Die feindliche Infanterie entpuppt sich aber als ein Rudel Rehe, die ich in meiner Kurzsichtigkeit verkannt habe.” Noch lange hatte der tüchtige Herr unter seiner Attacke zu leiden.

Keine Rennen, stattdessen Krieg

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1933, Eingeleitet und ergänzt von Bolko Freiherr von Richthofen, mit einem Vorwort von Generalfeldmarschall Hermann Göring, Verlag Ullstein & Co, Berlin
28 July 1914
Near Kielcze, near Kalisch?
Kalisz
Kalisch

Sein Ehrgeiz ging dahin, auch große Rennen in Breslau und in der Reichshauptstadt zu reiten. Zu diesen Zwecke hatte er einen Vollblüter, der auf den Namen Antithesis hörte, erworben. Aber an dem gleichen Tage, an dem das erste Rennen mit seinem Pferde gelaufen werden sollte, ritt er mit ihm über die russische Grenze. Er hätte gewiß manches Pferd in manchem Rennen zum Siege geritten.

Kriegesausbruch und Reise von Zoppot to Schweidnitz.

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
31 July 1914
Ende Juli 1914
Zoppot
Sopot
Zoppot

Es war ein Sommertag, so schön er sein konnte. Starke Sonne lag über dem Wasser. Von der Terrasse des Strandhotels, über die brennendroten Geranien hinweg, blickten wir auf das tiefblaue Meer. Unsere Augen folgten den Seglern, die wie weisse Schatten vorüberglitten. Der Wind trug die Klänge der Kurkapelle heran. Wir waren sehr schweigsam geworden. Ich fand mich in einer seltsam beklemmenden Stimmung, wie an der Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit. Gewiss, da waren die schlanken Gestalten der beiden Kriegsschüler vor mir, ihre knabenhaften, gebräunten Gesichter unter der helleren Stirn, in denen doch schon frühe Männlichkeit lag – da war Ilses helle, blühende Erscheinung in sommerlichen Weiss; aber auch ihre herzhafte, immer lachende Munterkeit was verstummt – da auf dem Stuhl, der dicht an den Tisch gezogen war, saß Bolko, der Jungste, und hatte den Nutzung davon, daß wir Erwachsene nicht von der Torte und dem Kuchen aßen…Ich nahm dieses Bild in mich auf und blickte wieder aufs Wasser, über dem die schmalen Segel schwankten, und in den Glast des Himmels und dachte, es könne nicht sein, daß dieses Bild trügerisch ist und daß es sich auslöfen würde in nichts vor dem, das jetzt kam, vor dem Großen Unbekannten, das sich, keiner wüßte wie, durch aller Mund ankündigte: Krieg…! Gottfried, der Neffe, blickte geradeaus, kühl und sachlich, als stände er beim Appell. Er sagte ganz unerwartet: “Zwei Paar wollene Strümpfe muß man mitnehmen”, und er nannte dies und das genau nach der Vorschrift, was zur Ausrüstung gehörte, wenn ein junger Soldat ins Feld zieht. Dieser kindhafte soldatische Eifer machte mich lächeln bei all dem Zwiespalt meiner Gefühle. Ich suchte in meines Sohnes Mienen zu lesen, Lothar aber wandte das schmale Gesicht mit den sehr dunklen Brauen, die über der Nase zusammengewachsen waren. Er mochte jetzt nicht sprechen, nur in seinen bronzefarbenen Augen blickte zuweilen etwas auf von der starken Erregung, die in ihm arbeitete. Sicherlich war sein ganzes Wesen erfaßt, das sonst zur Lebensfreude geschaffen schien. Aber er blickte weg, er wollte nicht, daß ich sah, was er empfand und dachte. Einzig Bolko – blonde, rosige, Kindheit in einem weißen Matrosenanzug – fuhr fort, von den Leckereien zu schmausen, die ihm diese Stunde bescherte, bei dem das Große Unbekannte uns alles abräumte, was vorher an Genuß und Sorglosigkeit gewesen war…Sollten wir abreisen? Manche Badegäste hatten schon – wie es schien, in unnötiger Eile – Zoppot verlassen. Auch für uns war ein Entschluß nötig, ich fühlte das. Wenn einer jetzt raten könnte! “Du solltest Manfred Fragen.” Lothar hatte es gesagt. Und gewiß, er hatte recht. Ich sah das ruhige, fast gleichmütige Gesicht meines Ältesten vor mir. Ich spürte die Sicherheit, die von ihm ausging. Ich erinnerte mich, wie sehr es mir Bedürfnis geworden war, alle Dinge von Wichtigkeit mit ihm zu bereden, und wie er stets mit einer Vernunft, die mit seiner Jugend kaum in Einklang stand, auch in schwierigen Fragen das Wesentliche zu sagen und zu raten wußte. “Telegrafiere ihm doch!” Lothar hatte recht, zumal Manfred bei der detachierten Schwadron an der Grenze stand, in Ostrowo, und am ehesten Wind von den Ereignissen haben mußte. Ich schrieb einige Worte auf ein Blatt und gab das Telegramm zur Beförderung. Die beiden jungen Soldaten tauschten einen Blick und erhoben sich gleichzeitig. Die Stunde der Trennung war da. Wir gingen aus die Strandpromenade. Viele Menschen waren dort, und ihre Mienen waren verändert. Eine fiebrige, aufs höchste gespannte Erwartung vibrierte in ihnen. War ses das Große Unbekannte? Ein tiefes Summen, wie ich es vorher nie gehört hatte, ging durch alle hin. Die Kapelle strahlte in patriotischen Liedern. Immer wieder wurde sie augerufen, davon zu spielen. Es war schwer, sich dieser Stimmung zu entziehen. Mit genauer Mühe gelangten wir ins Hotel. Da traf schon Manfreds Antwort ein:”Rate Euch umgebend abzureisen.” Nun war alles klar, wir packten. Das Telefon ging. Lothars Stimme meldete sich aus Danzig. Und nun das: “Lebewohl…auf Wiedersehen…liebe Mutter…” Lange noch schwangen diese Worte in mir nach. Am Freitag, dem 31. Juli 1914, in aller Frühe reisten wir von Zoppot nach Schweidnitz.

Kriegesausbruch, die erste Tage

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
1 August 1914
Anfang August 1914
Near Kielcze, near Kalisch?
Kalisz
Kalisch

Gottlob, daß diese Reise hinter uns liegt. Das Gedränge auf dem Bahnhof war lebensgefährlich, der Zug unvorstellbar überfüllt. Wir sprangen mit mehr Verzweiflung als Mut – und natürlich verbotenerweise – in den abfahrenden Zug und gensossen so daß Glück, mitgenommen zu werden. Unser Triump war volkommen, als wir schließlich drei Plätze im Speisewagen eroberten. Der Zug fuhr sehr langsam, fast schleppend. Alle Brücken waren militärisch bewacht, die erste vage Ahnung von Krieg. Breslau! Von hier aus weiter nach Schweidnitz – ohne Fahrkarte, ohne Gepäck. Erschöpft langten wir vor unserem Hause an. Draußen, unter den hohen Bäumen vor dem Tor, ging mein Mann mit schweren Schritten auf uns ab. “Wir kommen zurück – weil es Krieg gibt.” “Krieg?” Nein, an den glaubte ich nicht. Wer könnte denn solche Verantwortung auf sich laden?”.

Er hinterlässt seinen Eltern und Geschwistern folgende Zeilen:

Richthofen, der beste Jagdflieger des großen Krieges, Italiaander, A. Weichert Verlag, Berlin, 1938
2 August 1914
Ostrowo

‘Ostrowo, 2. August 1914. Dieses seien in großer Eile meine letzten Zeilen. Seid recht herzlich gegrüßt. Sollten wir uns nicht mehr wiedersehen, so habt meinen allerherzlichsten Dank für alles, was Ihr an mir getan habt. Schulden habe ich nicht, sogar noch einige Hundert Mark mehr, die ich mit aber mitnehme. Es umarmt jeden einzelnen Euer dankbarer und gehorsamer Sohn und Bruder – Manfred.’

Kriegesausbruch, die erste Tage

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
2 August 1914
Anfang August 1914
Near Kielcze, near Kalisch?
Kalisz
Kalisch

Am 2. August folgte bereits dem Mobilmachungsbefehl die Kriegserklärung. Lothar kam aus Danzig von der Kriegsschule zu seinem Regiment, den 4. Dragonern nach Lüben zurück. Und Manfred? Während hier die Garnison in einer unerwarteten Fûlle von Menschen ein fieberhaft bewegtes Bild bot und die Gedanken noch schwirrten, was werden würde, ritt er als junger Ulanenleutnant gegen den Feind im Osten. Und unter ihm ging “Antithesis”, der englische Vollblüter, den ich ihm, dem gutverlanlagten passionierten Reiter, geschenkt hatte. An dem gleichen Tage, da es ihn in Posen auf der Rennbahn zum Siege tragen sollte, trug es ihn über die Grenze – auf Patrouille gegen Rußland.

Kriegesausbruch, die erste Tage

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
3 August 1914
Anfang August 1914
Near Kielcze, near Kalisch?
Kalisz
Kalisch

Am 3. August erfuhren wir bereits, daß das Ulanenregiment 1 und das Infanterieregiment 155 Kalisch besezt hatten. Der erste Waffengang – der erste Erfolg. Und: Manfred ist dabeigewesen. Bei aller Sorge doch ein stolzes Gefühl.

MvR schreibt aus Schelmce

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
5 August 1914
Kielce
Schelmce

Manfred schrieb aus Schelmce, jenseits der Grenze. Der Brief war vom 5. August datiert, dem Tage also, als uns der Gottesdienst auf dem kleinen Exerzierplatz vereinigte und ich um ihn bangte. Während wir standen und sangen, schrieb er wohl diesen Gruß an die Heimat in irgendeiner Waldlichtung südwestlich von Kalisch, bei dem fernen Grollen der Kanonen, noch müde von der nächtlichen Patrouille, die nun schon seine dritte ist. Sechs Mann nur gehören noch zu dem kleinen Reitertrupp, der sich dicht an den Feind angehängt hat. Verwundet ist noch keiner von ihnen, gottlob. Aber es wird nun wohl bald anders werden. Wen ich diesen Brief erhalte, so schreibt Manfred, ist er vielleicht schon auf dem Abtransport nach dem Westen. Von dem Wege nach dort schrieb auch Lothar schon eine Karte aus Traben. Von keinem der beiden Söhne haben wir richtig Abschied nehmen können. Das stimmt ein wenig traurig. Aber wie vielen Müttern wird es so gehen!

Dritte Nacht auf Patrouille

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
5 August 1914
südwestlich Kalisz
Kalisz
Kalisch

Liebe Mama!
Wie mag es euch in diesen bewegten Zeiten ergehen? In Schweidnitz seid ihr ja ganz gewiß am sichersten. Ich bin nun schon die dritte Nacht in Rußland auf Patrouille. Vor mir sind keine deutschen Truppen, ich bin also am weitesten vorgeschoben. Man verroht mit Windeseile. Daß ich meine Sachen schon seit vier Tagen nicht mehr auszog und mich seit der Kriegerklärung nicht mehr wusch, finde ich schon ganz in der Ordnung. Schlafen tue ich mit meinen sechs Mann nur sehr wenig – natürlich nur unter freiem Himmel. Die Nächte sind ganz schön warm, aber heute, im Regen draußen, war’s weniger amüsant. Zu essen gibt es wenig; nur mit Gewalt bekommt man etwas. Von meinen Leuten ist noch keiner verwundet. Wenn dich dieser Brief trifft, bin ich vielleicht schon an der französischen Grenze. Eben donnerten wieder aus Richtung Kalisch die Kanonen, muß man mal sehen, was los ist. Herzlichen Gruß sendet euch allen aus dem nahen Rußland

Euer Manfred.

Ilses Geburtstag

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
8 August 1914
Ostrowo
Ostrowo

Heute war Ilses Geburtstag. Wir haben ihn nicht gefeiert (wer hätte jetzt Sinn dafür!). Wir nutzten den Tag, ihre Kleider zu nähen, die sie als Pflegerin vom Roten Kreuz braucht. Die Gesellschaftskleider wurden in Koffer verpacktn sie haben in dieser Zeit nichts zu suchen. Ilse will unbedingt zufassen, wo es nur geht, das liegt so in ihrer tätigen frohen Natur. Wenn es ernst und hart wird, werden wir solche kameradschaftlichen Menschen brauchen. Es ist überhaupt schön zu beobachten, wieviel guter Wille und Tatbereitschaft in unseren Frauen steckt. Jede möchte nach ihren Kräften etwas beitragen zum Gelingen der großen Sache. Viele Frauen und junge Mädchen gehen zu allen durchfahrenden Militärzügen nach dem Bahnhof, um die Soldaten zu stärken, Semmeln, Wurst, Zigaretten, Malzbier und Postkarten werden verteilt.Des Guten wird fast zuviel getan. Als ich das letztemal auf dem Bahnhof stand, waren die Soldaten schon so satt, daß man ihnen Eßbares förmlich aufdrängen mußte. Nur für Zigaretten und Bier bestand unentwegt Nachfrage. Man ist geradezu dankbar, wenn die Feldgrauen einen Wunsch äußern, den man ihnen erfüllen kann. Sie sollen doch das Bewußtsein haben, daß die Heimat ihnen aus vollem Herzen alles Gute erweisen möchte, ehe sie vielleicht die schrecklichsten Strapazen erleiden müssen. Die Garnison ist jetzt von ihren aktiven Truppen entblößt. Auch die 10. Grenadiere und das Artillerieregiment 42 sind abgerückt. Wie es hieß, nach dem Westen. Dennoch bietet die Stadt ein bewegtes, interessantes Bild. Statt der gewohnten straffen soldatischen Erscheinungen sieht man jetzt andere Gesichter, einzelne erst und dann viele, viele. Die Freiwilligen sind auf den Plan getreten. Ich war sehr gerürht, als ich vom Fenster beobachtete, wie sie singend durch die Straßen marschierten; manche erschienen mir noch wie Knaben, sie waren in die Uniformen noch nicht recht hineingewachsen, sie waren dem Elternhaus noch nicht entwöhnt. In ihren Augen jedoch und in der Art, wie sie singend marschierten, etwas schlenkrig, aber mit großem Schneid, war echte schöne Begeisterung. – Auch unser kleiner Diener Gustav Mohaupt ist zu den Fahnen geeilt und schreibt, wie glücklich er ist, bei den Jägern in Hirschberg angekommen zu sein. Wir leben still und lauschen gespannt auf jede Nachricht vom Kriegsschauplatz. Die Einnahme von Lüttich weckte großen Jubel. Eine nicht zweifelsfreie Sensation erregten die Zeitungen durch ihre Mitteilungen, geheimnisvolle Goldautos seien von Frankreich nach Rußland unterwegs. Dieser Millardenschatz auf Rädern wurde langsam zur Landplage. Straßen wurden gesperrt, Posten oder Feuerwehrleute hielten jedes Auto an. Hier und da knallte es sinnlos und leider nicht ganz unblutig. Etliche zehn Tage währte es, bis die Psychose verschwunden war. Statt ihrer zeigen sich die Brückenwachen von wachsender Nervosität befallen. Fast jede Nacht hört man Schießen. Underntags durchlaufen die unkontrollierbarsten Gerüchte die Stadt. Gestern war ein heimliches Liebespaar, das vielleicht in gänzlicher Verblendung die Brückenvorschriften übersehen hatte, das Opfer des Reglements. “Er” trug einen gehörigen Schrecken, “sie” einen leichten Armschuß davon. Es lief alles nog glimpflich ab. Von Manfred kamen 700 Mark an. Ich soll sie ihm aufbewahren. Er ließe keine Schulden hinter sich – so schreibt er -, sondern er habe noch einiges gespart. Das ist ganz sein Art. Sein äußeren und inneren Verhältnisse sind stets in einem Stande, daß er jede Stunde Rechenschaft ablegen kann. Er ist immer klar, geordnet und bereit.

Towards Busendorf, Diedenhofen

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
13 August 1914
wir hatten erst acht Tage Krieg
near Diedenhofen (Thionville)
Bouzonville
Busendorf

Nach Frankreich. In meinem Garnisonort wurden wir nun verladen. Wohin? – Keine Ahnung, ob West, Ost, Süd, Nord. Gemunkelt wurde viel, meistens aber vorbei. Aber in diesem Fall hatten wir wohl den richtigen Riecher: Westen. Uns stand zu viert ein Abteil zweiter Klasse zur Verfügung. Man musste sich auf eine lange Bahnfahrt verproviantieren. Getränke fehlten natürlich nicht. Aber schon am ersten Tage merkten wir, dass so ein Abteil zweiter Klasse doch verflucht eng ist für vier kriegsstarke Jünglinge, und so zogen wir denn vor, uns etwas mehr zu verteilen. Ich richtete mir die eine Hälfte eines Packwagens zur Wohn- und Schlafstätte ein und hatte damit ganz entschieden etwas Gutes getan. Ich hatte Luft, Licht usw. Stroh hatte ich mir in einer Station verschafft, die Zeltbahn wurde darauf gedeckt. Ich schlief in meinem Schlafwagen so fest, als läge ich in Ostrowo in meinem Familiebett. Die Fahrt ging Tag und Nacht, erst durch ganz Schlesien, Sachsen, immer mehr gen Westen. Wir hatten scheinbar Richtung Metz; selbst der Transportführer wusste nicht wo es hinging. Auf jeder Station, auch da, wo wir nicht hielten, stand ein Meer von Menschen, die uns mit Hurra und Blumen überschütteten. Eine wilde Kriegsbegeisterung lag im deutschen Volk; das merkte man. Die Ulanen wurden besonders angestaunt. Der Zug, der vorher durch die Station geeilt war, mochte wohl verbreitet haben, dass wir bereits amFeinde gewesen waren – undwir hatten erst acht Tage Krieg.Auch hatte im ersten Heeresbericht bereits mein Regiment Erwähnung gefunden.Ulanenregiment 1 und das Infanterieregiment 155 eroberten Kalisch. Wir waren also die gefeierten Helden und kamen uns auch ganz als solche vor. Wedel hatte ein Kosakenschwert gefunden und zeigte dies den erstaunten Mädchen. Das machte grossen Eindruck. Wir behaupteten natürlich, es klebte Blut daran, und dichteten dem friedlichen Schwert eines Gendarmeriehäuptlings ein ganz ungeheures Märchen an. Man war doch schrecklich ausgelassen. Bis wir schliesslich in Busendorf bei Diedenhofen ausgeladen wurden. Kurz bevor der Zug ankam, hielten wir in einem langen Tunnel. Ich muss sagen, es ist schon ungemütlich, in einem Tunnel in Friedenszeiten plötzlich zu halten, besonders aber im Kriege. Nun erlaubte sich ein Übermütiger einen Scherz und gab einen Schuss ab. Es dauerte nicht lange, so fing in diesem Tunnel ein wüstes Geschiesse an. Dass keiner verletzt wurde, ist ein Wunder. Was die Ursache dazu war, ist nie herausgekommen.

Through Luxemburg to Arlon

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
14 August 1914
August 1914?
near Luxemburg
Luxemburg

In Busendorf wurde ausgeladen. Es war eine derartige Hitze, dass uns die Pferde umzufallen drohten. Die nächsten Tage marschierten wir immer nach Norden, Richtung Luxemburg. Mittlerweile hatte ich herausgekriegt, deass mein Bruder vor etwa acht Tagen dieselbe Strecke mit ein Kavalleriedivision geritten war. Ich konnte ihn sogar noch einmal fährten, gesehen habe ich ihn erst ein Jahr später. In Luxemburg wusste kein Mensch, wie sich dieses Ländchen gegen uns verhielt. Ich weiss noch wie heute, wie ich einen Luxemburger Gendarm von weitem sah, ihn mit meiner Patrouille umzingelte und gefangennehmen wollte. Er versicherte mir, dass, wenn ich ihn nicht umgehend losliesse, er sich beim Deutschen Kaiser beschweren würde.Das sah ich denn auch ein und liess den Helden wieder laufen. So kamen wir durch die Stadt Luxemburg und Esch durch, und man näherte sich jetzt bedenklich den ersten befestigten Städten Belgiens. Auf dem Hinmarsch machte unsere Infanterie, wie überhaupt unsere ganze Division, die reinen Friedensmanöver. Man war schrecklich aufgeregt. Aber so ein Manöver-Vorpostenbild war einem ab und zu ganz bekömmlich. Sonst hätte man ganz bestimmt über die Stränge geschlagen. Rechts und links, auf jeder Strasse, vor und hinter uns marschierten Truppen von verschiedenen Armeekorps. Man hatte das Gefühl eines wüsten Durcheinanders. Plötzlich wurde aus dem Kuddelmuddel ein grossartig funtionierender Aufmarsch. Was unsere Flieger damals leisteten, ahnte ich nicht. Mich versetzte jedenfalls jeder Flieger in einen ganz ungeheuren Schwindel. Ob es ein deutscher war oder ein feindlicher, konnte ich nicht sagen.Ich hatte ja nicht einmal eine Ahnung, dass die deutschen Apparate Kreuze trugen und die feindlichen Kreise. Folglich wurde jeder Flieger unter feuer genommen. Die alten Piloten erzählen heute noch immer, wie peinlich es ihnen gewesen sei, von Freund und Feind gleichmässig beschossen zu werden.

Arlon

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
15 August 1914
August 1914?
near Arlon
Arlon

Wir marschierten und marschierten, die Patrouillen weit voraus, bis wir eines schönes Tages bei Arlon waren. Es überlief mich ganz spassig den Buckel ‘runter, wie ich zum zweitenmal die Grenze überschritt. Dunkle Gerüchte von Franktireurs und dergleichen waren mir bereits zu Ohren gekommen. Ich hatte einmal den Auftrag, die Verbindung mit meiner Kavalleriedivision aufzunehmen. Ich habe an diesem Tage nicht weniger als hundertundzehn Kilometer mit meiner gesamten Patrouille geritten. Nicht ein Pferd war kaputt, eine glänzende Leistung meiner Tiere. In Arlon bestieg ich nach den Grundsätzen der Taktik des Friedens den Kirchturm, sah natürlich nichts, denn der böse Feind war noch weitab. Man war damals noch ziemlich harmlos. So hatte ich z. B. meine Patrouille vor der Stadt stehenlassen und war ganz allein mit einem Rad mitten durch die Stadt zum Kirchturm gefahren. Wie ich wieder ‘runterkam, stand ich inmitten einer murrenden und murmelnden Menge feindselig blickender Jünglinge. Mein Rad war natürlich geklaut, und ich konnte nun eine halbe Stunde lang zu Fuss laufen. Aber das machte mir Spass. Ich hätte so eine kleine Rauferei ganz gern gemocht. Ich fühlte mich mit meiner Pistole in der Hand ganz kolossal sicher. Die Einwohner hatten sich, wie ich später erfahren habe, sowohl einige Tage vorher gegen unsere Kavallerie als auch später gegen unsere Lazarette sehr aufrührerisch benommen, und man hatte eine ganze Menge dieser herren an die Wand stellen müssen. Am Nachmittag erreichte ich mein Ziel und erfuhr dort, dass drei Tage vorher, ganz in der Gegend von Arlon, mein einziger Vetter Richthofen gefallen war. Ich blieb den Rest des Tages bei der Kavalleriedivision, machte dort noch einen blinden Alarm mit und kam nachts spät bei meinem Regiment an. Man erlebte und sah eben mehr als die anderen, man war eben doch schon mal am Feind gewesen, hatte mit dem Feinde zu tun gehabt, hatte die Spuren des Krieges gesehen und wurde von jedem einer anderen Waffe beneidet. Es war doch zu schön, wohl doch meine schönste Zeit im ganzen Kriege. Den Kriegsanfang möchte ich wieder mal mitmachen.

An der Grenze zu Belgien – Frankreich

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
16 August 1914
exact date?
An der Grenze zu Belgien – Frankreich
Arlon

Habe leider selten und dann auch wenig Zeit zum Schreiben. Sorge dich also nicht, wenn Du mal acht bis vierzehn Tage keine Nachricht von mir bekommst. Von Dir habe ich noch keinen Brief erhalten. Erlebt und gesehen habe ich viel. Bei uns Kavallerie hat der Krieg schon manchen Offizier gefordert. Besonders feindlich gegen uns benehmen sich hier die Einwohner. Durch diese kam auch Wolfram ums Leben, Lothar ist auch hier in Belgien.

MvR schreibt aus Frankreich

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
19 August 1914
Aus Frankreich (Virton?)
Virton

Liebe Mama, Deinen letzten Brief erhielt ich noch in Ostrowo mit Datum vom 4. August. Die Feldpost scheint nicht besonders zu funktionieren. Ich schreibe Dir fast täglich und hoffe immer, daß die Verbindung von mir zu Dir besser ist als umgekehrt. Wir Ulanen sind leider de Infanterie zugeteilt; ich sage leider denn Lothar hat gewiß schon große Reiterschlachten mitgemacht, wie wir sie kaum liefern werden. Ich werde viel auf Patrouille geschickt und gebe mir große Mühe, mit dem Eisernen Kreuz zurückzukommen. Ich glaube, daß es noch acht bis vierzehn Tage dauert, bis wir eine große Schlacht liefern. “Antithesis” macht sich geradezu großartig. Er ist ausbauernd, eisern, ruhig, springt jedes Koppelrick und macht wirklich alles so, als ob er bisher nichts anderes getan hätte, dabei wird er nicht magerer, sondern dicker.”

Wie ich auf Patrouille zum erstenmal die Kugeln pfeifen hörte

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
21 August 1914
21 - 22 August 1914
Wald bei Virton
Meix-devant-Virton

Ich hatte den Auftrag, festzustellen, wie stark die Besetzung eines großen Waldes bei Virton wohl sein mochte. Ich ritt mit fünfzehn Ulanen los und war mir klar: Heute gibt es den ersten Zusammenstoß mit dem Feinde. Mein Auftrag war nicht leicht, denn in so einem Walde kann furchtbar viel stecken, ohne daß man es sieht. Ich kam über eine Höhe. Wenige hundert Schritte vor mir lag ein riesiger Waldkomplex von vielen tausend Morgen. Es war ein schöner Augustmorgen. Der Wald lag so friedlich und ruhig, daß man eigentlich gar keine kriegerischen Gedanken mehr spürte. Jetzt näherte sich die Spitze dem Eingang des Waldes. Durch das Glas konnte man nichts Verdächtiges feststellen, man mußte also heranreiten und abwarten, ob man Feuer bekäme. Die Spitze verschwand im Waldweg. Ich war der nächste, neben mir ritt einer meiner tüchtigsten Ulanen. Am Eingang des Waldes war ein einsames Waldwärterhäuschen. Wir ritten daran vorbei. Mit einemmal fiel ein Schuß aus einem Fenster des Hauses. Gleich darauf noch [32]einer. Am Knall erkannte ich sofort, daß es kein Büchsenschuß war, sondern daß er von einer Flinte herrührte. Zur gleichen Zeit sah ich auch Unordnung in meiner Patrouille und vermutete gleich einen Überfall durch Franktireurs. Von den Pferden ’runter und das Haus umstellen war eins. In einem etwas dunkeln Raum erkannte ich vier bis fünf Burschen mit feindseligen Augen. Eine Flinte war natürlich nicht zu sehen. Meine Wut war groß in diesem Augenblick; aber ich hatte noch nie in meinem Leben einen Menschen getötet, und so muß ich sagen, war mir der Moment äußerst unbehaglich. Eigentlich hätte ich den Franktireur wie ein Stück Vieh ’runterknallen müssen. Er hatte mit dem Schuß eine Ladung Schrot in den Bauch eines meiner Pferde gejagt und einen meiner Ulanen an der Hand verletzt. Mit meinem kümmerlichen Französisch schrie ich die Bande an und drohte, wenn sich der Schuldige nicht umgehend melden würde, sie allesamt über den Haufen zu schießen. Sie merkten, daß es mir Ernst war, und daß ich nicht zaudern würde, meinen Worten die Tat folgen zu lassen. Wie es nun eigentlich kam, weiß ich heute selbst nicht mehr. Jedenfalls waren die Freischützen mit einemmal aus der Hintertür heraus und vom Erdboden verschwunden. Ich schoß noch hinterher, ohne zu treffen. Zum Glück hatte ich das Haus umstellt, so daß sie mir eigentlich nicht entrutschen konnten. [33]Sofort ließ ich das Haus nach ihnen durchstöbern, fand aber keinen mehr. Mochten nun die Posten hinter dem Haus nicht ordentlich aufgepaßt haben, jedenfalls war die ganze Bude leer. Wir fanden noch die Schrotspritze am Fenster stehend und mußten uns auf andere Weise rächen. In fünf Minuten stand das ganze Haus in Flammen. Nach diesem Intermezzo ging es weiter. An frischen Pferdespuren erkannte ich, daß unmittelbar vor uns starke feindliche Kavallerie marschiert sein mußte. Ich hielt mit meiner Patrouille, feuerte sie durch ein paar Worte an und hatte das Gefühl, daß ich mich auf jeden meiner Kerls unbedingt verlassen konnte. Jeder, so wußte ich, würde seinen Mann in den nächsten Minuten stehen. Natürlich dachte keiner an etwas anderes als an eine Attacke. Es liegt wohl im Blute eines Germanen, den Gegner, wo man ihn auch trifft, über den Haufen zu rennen, besonders natürlich feindliche Kavallerie. Schon sah ich mich an der Spitze meines Häufleins eine feindliche Schwadron zusammenhauen und war ganz trunken vor freudiger Erwartung. Meinen Ulanen blitzten die Augen. So ging es dann in flottem Trab auf der frischen Spur weiter. Nach einstündigem scharfem Ritt durch die schönste Bergschlucht wurde der Wald etwas lichter, und wir näherten uns dem Ausgang. Daß ich damit auf den Feind stoßen würde, war mir klar. Also [34]Vorsicht! bei allem Attackenmut, der mich beseelte. Rechts von dem schmalen Pfad war eine viele Meter hohe, steile Felsenwand. Zu meiner Linken war ein schmaler Gebirgsbach, dann eine Wiese von fünfzig Metern Breite, eingefaßt von Stacheldrähten. Mit einem Male hörte die Pferdespur auf und verschwand über eine Brücke in den Büschen. Meine Spitze hielt, denn vor uns war der Waldausgang durch eine Barrikade versperrt. Sofort war es mir klar, daß ich in einen Hinterhalt geraten war. Ich erkannte plötzlich Bewegung im Buschwerk hinter der Wiese zu meiner Linken und konnte abgesessene feindliche Kavallerie erkennen. Ich schätzte sie auf eine Stärke von hundert Gewehren. Hier war nichts zu wollen. Geradeaus war der Weg durch die Barrikade versperrt, rechts waren die Felswände, links hinderte mich die mit Draht eingefaßte Wiese an meinem Vorhaben, der Attacke. Zum Absitzen, um den Gegner mit Karabinern anzugreifen, war keine Zeit mehr. Also blieb nichts anderes übrig, als zurück. Alles hätte ich meinen guten Ulanen zutrauen können, bloß kein Ausreißen vor dem Feinde. – Das sollte so manchem den Spaß verderben, denn eine Sekunde später knallte der erste Schuß, dem ein rasendes Schnellfeuer aus dem Walde drüben folgte. Die Entfernung betrug etwa fünfzig bis hundert Meter. Die Leute waren [35]instruiert, daß sie, im Falle ich die Hand hob, schnell zu mir stoßen sollten. Nun wußte ich, wir mußten zurück, hob den Arm und winkte meinen Leuten zu. Das mögen sie wohl falsch verstanden haben. Meine Patrouille, die ich zurückgelassen hatte, glaubte mich in Gefahr und kam in wildem Caracho herangebraust, um mich herauszuhauen. Alles das spielte sich auf einem schmalen Waldweg ab, so daß man sich wohl die Schweinerei vorstellen kann, die sich nun ereignete. Meinen beiden Spitzenreitern gingen die Pferde infolge des rasenden Feuers in der engen Schlucht, wo der Laut jedes Schusses sich verzehnfachte, durch, und ich sah sie bloß die Barrikade mit einem Sprung nehmen. Von ihnen habe ich nie wieder etwas gehört. Gewiß sind sie in Gefangenschaft. Ich selbst machte kehrt und gab meinem guten »Antithesis«, wohl zum erstenmal in seinem Leben, die Sporen. Meinen Ulanen, die mir entgegengebraust kamen, konnte ich nur mit Mühe und Not zu erkennen geben, nicht weiter vorzukommen. Kehrt und davon! Neben mir ritt mein Bursche. Plötzlich stürzte sein Pferd getroffen, ich sprang darüber hinweg, um mich herum wälzten sich andere Pferde. Kurz und gut, es war ein wüstes Durcheinander. Von meinem Burschen sah ich nur noch, wie er unter dem Pferd lag, scheinbar nicht verwundet, aber durch das auf ihm liegende Pferd gefesselt. Der Gegner [36]hatte uns glänzend überrumpelt. Er hatte uns wohl von Anfang an beobachtet und, wie es den Franzosen nun mal liegt, aus dem Hinterhalt seinen Feind zu überfallen, so hatte er es auch in diesem Fall wieder versucht. Freude machte es mir, als nach zwei Tagen mit einemmal mein Bursche vor mir stand; allerdings zur Hälfte barfüßig, denn den einen Stiefel hatte er unter seinem Pferd gelassen. Er erzählte mir nun, wie er entkommen war: Mindestens zwei Schwadronen französischer Kürassiere waren später aus dem Walde gekommen, um die vielen gefallenen Pferde und tapferen Ulanen zu plündern. Er war gleich aufgesprungen, unverwundet die Felsenwand hinaufgeklettert und in fünfzig Metern Höhe vollständig erschöpft in einem Gebüsch zusammengebrochen. Nach etwa zwei Stunden, nachdem der Feind sich wieder in seinen Hinterhalt begeben hatte, hatte er seine Flucht fortsetzen können. Nach einigen Tagen gelangte er so wieder zu mir. Von dem Verbleib der anderen Kameraden konnte er wenig aussagen.

MvR schreibt seine Mutter

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
21 August 1914
Virton?
Virton

Die Hirschberger Jäger haben große Verluste gehabt, 300 Mann sollen tot oder verwundet sein. Manfred teilte es mit. Am Nachmittag kam die Nachricht von einer großen Schlacht zwischen Metz und Vogesen, in welcher die Truppen des Kronprinzen von Bayern die Franzosen geschlagen haben. Der fliehende Feind wird unaufhaltsam verfolgt. Darob herrscht hier größte Freude. Alles stürzte in die Stadt. Auf dem Markt war tolles Leben, aber man erfuhr keine Einzelheiten. Die Post hat geflaggt.

First battle - first retreat

The Red Knight of Germany, the story of Baron von Richthofen, Floyd Gibbons, 1927, 1959 Bantam Books
21 August 1914
Etalle

It was on August 21st, in the little Belgian village of Etalle, twenty miles from the frontier, that Richthofen received orders to make a mounted reconnaissance toward the south in the direction of a little town called Meix-devant-Virton. His duty it was to discover the strenght of French cavalry supposed to be occupying a large forest. With the war less than two weeks old, movement marked the efforts of the opposing forces to get into advantageous contact with one another.

Patrouillenritt mit Loen

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
22 August 1914
Die Schlacht von Virton war im Gange
Near Robelmont
Robelmont

Die Schlacht von Virton war im Gange. Mein Kamerad Loen und ich hatten wieder einmal durch eine Patrouille festzustellen, wo der Feind geblieben war. Den ganzen Tag ritten wir hinter dem Feinde her, erreichten ihn schließlich und konnten eine ganz ordentliche Meldung verfassen. Abends war nun die große Frage: Wollen wir die Nacht durchreiten, um zu unserer Truppe zurückzukommen, oder unsere Kräfte schonen und uns für den nächsten Tag ausruhen? Das ist ja gerade das Schöne, daß der Kavalleriepatrouille vollständig freies Handeln überlassen sein muß. So entschlossen wir uns, die Nacht am Feinde zu bleiben und am nächsten Morgen weiterzureiten. Unseren strategischen Blicken nach war der Gegner auf Rückmarsch, und wir drängten ihm nach. Folglich konnten wir die Nacht mit ziemlicher Ruhe verbringen. Gar nicht weit vom Gegner lag ein wunderbares Kloster mit großen Ställen, so daß wir sowohl Loen als auch meine Patrouille einquartieren konnten. Allerdings saß der Gegner gegen Abend, wie wir dort unterzogen, noch so nahe dran, daß er uns mit Gewehrkugeln die Fensterscheiben hätte einschießen können. [38]Die Mönche waren überaus liebenswürdig. Sie gaben uns zu essen und zu trinken, so viel wir haben wollten, und wir ließen es uns gut schmecken. Die Pferde wurden abgesattelt und waren auch ganz froh, wie sie nach drei Tagen und drei Nächten zum erstenmal ihre achtzig Kilo totes Gewicht von ihren Rücken loswurden. Mit anderen Worten, wir richteten uns so ein, als ob wir im Manöver bei einem lieben Gastfreund zu Abend wären. Nebenbei bemerkt, hingen drei Tage darauf mehrere von den Gastgebern an dem Laternenpfahl, da sie es sich nicht hatten verkneifen können, sich an dem Krieg zu beteiligen. Aber an dem Abend waren sie wirklich überaus liebenswürdig. Wir krochen in Nachthemden in unsere Betten, stellten einen Posten auf und ließen den lieben Herrgott einen guten Mann sein. Nachts reißt plötzlich jemand die Tür auf, und die Stimme des Postens ertönt: »Herr Leutnant, die Franzosen sind da.« Ich war zu verschlafen, um überhaupt Antwort geben zu können. Loen ging es so ähnlich, und er stellte nur die geistreiche Frage: »Wieviel sind es denn?« Die Antwort des Postens, sehr aufgeregt: »Zwei haben wir schon totgeschossen; wieviel es sind, können wir nicht sagen, denn es ist stockfinster.« Ich höre Loen noch ganz verschlafen antworten: »Wenn also mehr kommen, dann weckst du mich.« Eine halbe Minute später schnarchten wir weiter. [39]Am nächsten Morgen stand die Sonne schon recht hoch, als wir von unserem gesunden Schlaf erwachten. Nach einem reichlichen Frühstück ging die Reise wieder los. Tatsächlich waren nachts an unserem Schloß die Franzosen vorbeimarschiert, und unsere Posten hatten während dieser Zeit einen Feuerüberfall auf sie gemacht. Da es aber stockfinster war, hatte sich keine größere Schlacht daraus entspinnen können. Bald ging’s in einem munteren Tal weiter. Wir ritten über das alte Schlachtfeld unserer Division und stellten mit Erstaunen fest, daß statt unserer Leute nur französische Sanitäter zu sehen waren. Französische Soldaten sah man auch noch ab und zu. Sie machten aber ebenso dumme Gesichter wie wir. An Schießen hatte keiner gedacht. Wir machten uns dann möglichst rasch dünne; denn wir kamen so sachte dahinter, daß wir, statt vorwärts zu gehen, uns etwas rückwärts konzentriert hatten. Zum Glück war der Gegner nach der anderen Seite ausgerissen, sonst säße ich jetzt irgendwo in Gefangenschaft. Wir kamen durch das Dorf Robelmont, wo wir am Tage zuvor unsere Infanterie zum letztenmal in Stellung gesehen hatten. Dort trafen wir einen Einwohner und fragten ihn nach dem Verbleib unserer Soldaten. Er war sehr glücklich und versicherte mir, die Deutschen wären »partis«. [40]Wir kamen um eine Ecke und waren Zeugen von folgendem komischem Bilde. Vor uns wimmelte es von roten Hosen – ich schätzte etwa fünfzig bis hundert –, die eifrigst bemüht waren, an einem Eckstein ihre Gewehre zu zerschlagen. Daneben stehen sechs Grenadiere, die, wie es sich herausstellte, die Brüder gefangengenommen hatten. Wir halfen ihnen noch, die Franzosen abzutransportieren, und erfuhren durch die sechs Grenadiere, daß wir nachts eine rückwärtige Bewegung angetreten hatten. Am späten Nachmittag erreichte ich mein Regiment und war ganz zufrieden mit dem Verlauf der letzten vierundzwanzig Stunden.

Was ich hier im Westen erlebt habe

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
29 August 1914
near Diedenhofen (Thionville)
Bouzonville
Busendorf

Liebe Mama!
Ich will dir mal kurz schildern, was ich hier im Westen erlebt habe. – Bevor der Aufmarsch der Armee beendet war, war es natürlich ziemlich langweilig. Wir wurden nordöstlich von Diedenhofen ausgeladen und marschierten durch Luxemburg und überschritten bei Arlon die belgische
Grenze. In Etalle, etwa zwanzig Kilometer westlich Arlon, bekam ich am 13. August den Auftrag, in südlicher Richtung auf Meix-devant-Virton aufzuklären. Wie ich an den Waldrand südlich von Etalle komme, erkenne ich etwa eine Eskadron französischer Kürassiere. Ich hatte nur  ierzehn Leute mit. Nach etwa einer halben Stunde ist die feindliche Eskadron verschwunden, und ich mache mich hinterher, festzustellen, wo sie geblieben ist, und komme so in einen riesigen bergigen Wald. Ich befinde mich gerade am Ausgang im Walde in der Nähe von Meix-devant-Virton.

Rechts habe ich eine Felswand, links einen Bach, dahinter etwas fünfzig Meter breite Wiese – dann den Waldrand. Mit einem Male hält meine Spitze. Ich galoppiere voraus, um zu sehen, was los ist. Wie ich gerade mein Glas in die Augen nehme, kracht eine Salve von dem etwa fünfzig  Meter entfernt liegenden Waldrand und von vorn. Ich sah mich etwa zweihundert bis zweihundertfünfzig Karabinern gegenüber. Nach links und vorwärts konnte ich nicht, da war der Feind – rechts die steile Felswand, also zurück. Ja, wenn das so einfach gewesen wäre. Der Weg war ganz schmal, und er führte gerade an dem vom Feind besetzten Waldrand vorbei, aber was half es; zu überlegen gab es nichts, also zurück. Ich war der Letzte. Alle anderen hatten sich trotz meines vorherigen Verbots zusammengeballt und boten den Franzosen ein gutes Ziel. Vielleicht ist das der Grund, weswegen ich entkommen bin. Ich brachte nur vier Mann zurück. Diese Feuertaufe war weniger lustig, wie ich sie mir gedacht hatte. Abends kamen noch einige Leute zurück, deren Pferde tot waren, die sich zu Fuß hatten retten können. Daß mir und meinem Pferde nichts passiertem ist tatsächlich ein Wunder.

Dieselbe Nacht wurde ich noch nach Virton geschickt, kam aber nicht bis dahin, da Virton vom Feind besetzt war. Noch nachts entschloß sich der Divisionskommandeur von Below, den Feind bei Virton anzugreifen, und erschien mit seiner Spitze Ul-R. 1 am Ausgange des Waldes. Der Nebel war so stark, daß man nicht dreißig Schritt sehen konnte. Immer ein Regiment nach dem anderen entwickelte sich, wie im Manöver, aus dem engen Waldwege. Prinz Oskar stand auf einem Steinhaufen und ließ sein Regiment, die 7. Grenardiere, an sich vorbeimarschieren, sah jedem Grenardier ins Auge. Ein großartiger Moment vor der Schlacht. So kam es zur Schlacht von Virton, wo die 9. Division gegen einen sechsfach überlegenen Gegner kämpfte, sich zwei Tage lang hielt und schließlich glänzend siegte. In dieser Schlacht führte Prinz Oskar sein  egiment an der Spitze und blieb unverletzt. Ich sprach hiernach gerade mit ihm, als man ihm das Eiserne Kreuz überreichte.

MvR appointed Ordonnanzsofficier.

https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_victories_of_Manfred_von_Richthofen
1 September 1914
Verdun

Am 1. September 1914 erfolgte seine Versetzung als Nachrichtenoffizier zur 4. Armee, die zu diesem Zeitpunkt vor Verdun lag

MvR schickt eine Karte

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
2 September 1914
Verdun

Ich erhielt eine Karte von Manfred. Er ist wohl und munter. Iche mußte viel an ihn denken, nun aber bin ich wieder beruhigt und froh. Wir hatten in der Kirche einen Kriegsgottesdienst. Es fiel mir auf, wie viele Menschen schon in Trauer waren – und doch dauert der Krieg erst wenige Wochen. Eine ernste und fast bedrückende Stimmung wollte nicht weichen. Als wir mit sinkender Dunkelheit aus der Kirche kamen, sahen wir noch ein Etrablatt mit einer großen Siegesnachricht. Wir gingen alle zur Zeitung, wo gerade, noch drückfeucht, die Extrablätter verteilt wurden. Zehn französische Armeekorps sind von unserer Kronprinzarmee geschlagen zwischen Reims und Verdun. Das war noch eine schöne Sedanfreude. Wir gingen nun froher nach Hause. Auch der Sieg de Generalobersten von Hindenburg in Ostpreußen stellt sich als eine großartige Waffentat heraus. 100.000 Russen – so lasen wir – wurden in die Masurischen Seen gedrängt, davon ergaben sich 70.000 Mann und 300 Offiziere. Die ganze russische Nordarmee ist damit vernichtet.

Verdun - a letter to his mother

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
12 September 1914
Verdun

Habe besten Dank für Deine letzten beiden Karten vom 21. Und 24. Die Post kommt ganz unregelmäßig an. Die Karte vom 24. Bekam ich acht Tage vor der anderen. Auch bekam ich einige Pakete mit Süßigkeiten. Vielen Dank dafür. Seit etwa acht Tagen ist eine Kavalleriedivision vor Paris. Ich glaube fast, daß Lothar das Glück hat, dabei zu sein. Er wird überhaupt mehr erlebt haben als ich, da ich ja hier vor Verdun sitze. Die Armee des Kronprinzen schließt Verdun von Norden her ab, und wir müssen warten, bis es sich ergibt. Verdun wird nicht belagert, sondern nur eingeschlossen. Die Befestigungen sind zu gewaltig, würden daher zu rasende Mengen von Munition und Menschenleben fordern, wenn man sie erstürmen wollte. Der Besitz von Verdun hätte für uns nicht dementsprechende Vorteile. Es ist nur schade, daß wir Ulanen 1 dadurch  gebunden sind und den Krieg voraussichtlich hier beenden werden. Der Kampf um Verdun ist sehr schwer und verlangt täglich eine Anzahl von Menschenleben. Gestern fielen wieder bei einem Angriff acht Offiziere von den 7. Grenardieren.

MvR schreibt seine Mutter

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
13 September 1914
Verdun

Wir hatten Nachricht von beiden Söhnen. Lothar ist schon mit der Kavalleriedivision auf dem Anmarsch nach Paris. Manfred liegt vor Verdun. Er hat schon viel mitgemacht. Von seiner Feuertaufe – bei einem Aufklärungsritt gegen den im Wald verschanzten Feind – brachte er nur vier Mann zurück. Nun ist er zum Eisernen Kreuz eingegeben. Auch Lothar will seinen Ehrgeiz darin setzen, sich diese Auszeichnung zu erringen. Er hat erst eine einzige Karte von Haus erhalten. Alle unsere Briefe, unsere Schokoladen und Zigarettenpäckchen find nicht angekommen. Wie mag das zugehen? – Aber, wir haben wohl keinen Grund zu klagen. Unsere Söhne sind bischer durch alle Fährnisse wohlbehalten hindurchgelangt, und Lothar ist soeben Leutnant geworden. Wie lasen es in de Zeitung, das war eine angenehme Überraschung – von Manfreds Wirtin erhielt ich eine Karte, seine Wohnung würde anderweisig vermietet; ich möchte bald hinkommen, um über seine Sachen zu verfügen…

Das Eiserne Kreuz.

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
22 September 1914
Verdun

Liebe Mama!
Ich kann dir eine frohe Botschaft verkünden. Gestern Abend erhielt ich das Eiserne Kreuz. Wie steht es denn mit Lemberg? Ich gebe Euch einen Rat: kommen die Russen, so vergrabt alles, was ihr wiedersehen wollt, tief im Garten oder sonstwo. Was ihr zurücklaßt, seht ihr nie wieder. Du wunderst Dich, daß ich soviel Geld zurücklege, aber nach dem Kriege muß ich muß alles neu anschaffen. Was ich mitgenommen habe, ist erledigt – verloren, verbrannt, von Granaten zerfetzt usw., mein Sattelzeug mit inbegriffen. Wenn ich noch lebendig aus diesem Krieg hervorgehen sollte, hätte ich mehr Glück als Verstand.

MvR schreibt seine Mutter

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
23 September 1914
Ende September 1914
Verdun

…Unsere Söhne hat der Krieg gehörig hergenommen. Ich muß Gott danken, daß sie noch am leben sind. Lothar wurden auf einem Patrouillenritt Nebermann und Bordermann erschossen. Sein Pferd wurde schwer verwundet. Manfreds ganze Ausrüstung ist von Granaten zerfetzt, das Sattelzeug einbegriffen. Er spart nun – so schreibt er -, um sich nach dem Kriege alles neu anzuschaffen. Ich mußte bei allen Sorgen lächeln, als ich es las. “Nach dem Kriege” – wann wird das sein? Aber die Bemerkung über das Sparen kennzeichnet ihn doch. Er wird niemals einer noch so aufregenden Gefahr so viel Bedeutung beimessen, daß er sein klares, zielbewußtes Handeln darüber vergißt.

MvR wird das Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen.

http://www.frontflieger.de/4-ric13.html
23 September 1914
september 1914
Verdun

MvR hat daß Eiserne Kreuz bekommen

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
1 October 1914
Verdun

…Ich habe Muße nachzusinnen, immer nach derselben Richtung treiben die Gedanken, immer sind die Mütter im Geiste bei ihren Söhnen im Felde. Ich darf mich stolz und glücklich schätzen. Beide Sohne sind wohlbehalten bis an diesen Tag gelangt. Eine Granate platzte auf dem Sattel von Manfreds Pferd, als er auf Patrouille zufällig abgesessen war. Ihm ist nichts geschehen, nur ein Splitter zerschnitt seinen Umhang, und ein Geschoßboden zerquetschte die schönen Liebesgaben von Tante Friedel zu einem unförmigen Brei. Nun geht gleich eine neue Sendung an ihn heraus. Übrigens – wie kann man es nur vergessen! – Manfred hat das Eiserne Kreuz bekommen. Wir freuen uns all über diese Auszeichnung…

Fast hätte ich daran glauben müssen

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
11 October 1914
Verdun

Liebe Mama!

Gleich geht die Post ab; da möchte ich noch schnell einen Gruß an Dich mitsenden. In den letzten Tagen habe ich mal wieder viel erlebt. Fast hätte ich daran glauben müssen; aber ich hatte noch einmal Glück. Ich war auf Patrouille und war gerade abgesessen von meinem ganz  usgezeichneten Charger, da schlug eine Granate etwa fünf Schritt von mir ein und platzte auf dem Sattel meines Pferdes. Außer diesem blieben noch drei andere Pferde tot liegen. Mein Sattel und alles, was man gerade so braucht und ich in den Packtaschen hatte, ist natürlich in  kleine Stücke gerissen. Ein Splitter zerriß mir meinen Umhang, sonst ist mir nichts passiert. Ich las gerade einen Brief von Tante Friedel; das dazu gehörige Paketchen hatte ich noch nicht aufgemacht, sondern in meine Packtasche gesteckt – es war zu einer unförmigen Masse zerquetscht. Antithesis hatte ich auch mit; er hat einen kleinen Splitter in die Backzähne bekommen – nicht weiter schlimm.

Als Franzose verkleidet

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
1 November 1914
Béchamps

Liebe Mama!
Eben kommt ein Wagen hier an, beladen mit den ersten Paketen, darunter auch zwei von Dir an mich. Es ist der Pelz und ein kleines Paketchen, in dem sich meine Handschuhe befinden. Der Pelz ist prächtig und wird sich in den kalten Nächten sehr verdient machen. Habe recht  herzlichen Dank dafür. Daß Du Lothar in Posen noch einmal sehen konntest, war ja sehr schön. Die zweiundzwanzig Stunden Wartezeit auf dem Bahnhof waren ja allerdings weniger erbaulich. Ich kann es Dir nachempfinden, da ich jeden zweiten Tag vierundzwanzig Stunden im Schützengraben warte – aber auf die Franzosen. Wir, die 1. Ulanen, haben in diesem Kriege leider keine Aussicht, jemals wieder etwas anderes zu beginnen – es sei denn, in Verdun bricht die Pest aus. Lothar hat den interessanteren Teil erwischt. Ich beneide ihn wirklich. Es ist jetzt in Rußland genau in der Gegend, wo ich die ersten zehn Tage in diesem Kriege meine Patrouillen geritten habe. Ich hätte mir so gerne noch das E. K. I. verdient, habe aber keine Gelegenheit hierzu. Ich müßte dann als Franzose verkleidet nach Verdun laufen und dort einen Panzerturm in die Luft sprengen.

Langweile vor Verdun

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
2 November 1914
Béchamps

Liebe Mama!

Wir liegen jetzt immer umschichtig wie die Infanterie in den Schützengräben, zweitausend Meter vor uns die Franzosen. Auf die Dauer ziemlich langweilig, denn so vierundzwanzig Stunden ruhig dazuliegen, ist kein Vergnügen. Ab und zu kommen als einzige Abwechslung einige Granaten an, das ist alles, was ich in den letzten vier Wochen erlebt habe. Schade, daß wir nicht in der großen Feldschlacht tätig sind. Die Lage vor Verdun hat sich seit Wochen nicht um fünfzig Meter verschoben Wir liegen in einem abgebrannten Dorf. Wedel und ich wohnen in einem
Haus, wo man sich die Nase zuhalten muß. Reiten tut man selten, fast nie, da Antithesis krank ist und mein Fuchs tot ist; laufen noch weniger, mit anderen Worten: man hat garkeine Bewegung. – Essen tut man weniger gut als viel. Bei mir schlägt ja bekanntlich alles an – so bin ich denn jetzt dick wie eine Tonne. Wenn ich noch mal Rennen reiten sollte, so würde ich wohl einige Kuren brauchen müssen, bis ich mein normales Gewicht wieder habe.

MvRs Mutter holt Manfreds Sachen in Ostrowo

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
3 November 1914
Verdun

Ilse fuhr um sieben Uhr über Breslau nach Hause, ich nach Ostrowo, Manfreds alter Garnison, um dort seine Sachen abzuholen. Die Fahrt sollte zweienhalb Stunden dauern, aber sie währte deren sechs. Es war herrliches Wetter, in anderen Jahren Hubertustag. Da hatte man oft schon gefroren, heute aber war es warm, sonnig und köstlich. Als ich in Ostrowo ankam, stand der Bahnhof gedrängt voller Flüchtlinge. Man riet mir, sogleich weiterzufahren, Skalmierzce sei bereits von allen Einwohnern entblößt, und in Ostrowo könne jeden Augenblick der Befehl kommen, die Stadt zu räumen. Ich aber wollte Manfreds Sachen nicht im Stich lassen un beschloß, in seine Wohnung zu gehen und alles mitzunehmen. Trotz der furchtbaren Fülle auf dem Bahnhof fand mich Manfreds Wirtin, eine freundliche ältere Frau. Die Wohnung lag dicht am Bahnhof, und wir päckten zusammen ein. Ein dort einquartierter Leutnant kam hinzu und half mit großem Eifer. In dem großen Koffer – einem Haus von Koffer – und in einer Kiste fanden alle seine Uniformstücke Platz. Um drei Uhr war ich fertig und saß wieder auf dem Bahnhof. Man hörte den Kanonendonner der Schlacht, die sich bei Kalisch abspielen sollte…

MvR schreibt seine Mutter

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
12 November 1914
Verdun

…Seit Donnerstag liegt tiefer Schnee, es ist eisig kalt.Manfred schreibt sehr froh, daß er seinen Pelz erhalten habe. Er kämpft seit Wochen in Schützengräben und ist unzufrieden, daß die Sache gar nicht vorwärtsgeht. Er liegt mit seinem Freund Webel in einem halbverbrannten Haus. Antithesis ist krank, sein zweites Pferd, ein Fuchs, tot. An der übrigen Westfront hat sich auch seit Wochen wenig oder gar nichts geändert. Allmählich wird es einem klar, daß der Krieg noch lange dauern wird. Ob er wohl bis Ostern zu Ende ist?…

MvR sollte tot sein

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
12 November 1914
Kielce
Schelmce

Heute war ein Tag, der mir noch in allen Gliedern liegt, der mich aber auch recht tief bewegt hat. Auf dem Kleinen Exerzierplatz, der auf zwei Seiten so freundlich von Grün gesäimt ist, ganz dicht bei unserem Hause, fand ein Feldgottesdienst für die ganze Garnison, die Soldaten und ihre Angehörigen statt. Es war ein großes Abschiednehmen im Angesicht des Ewigen, ein Zusammengehören, wie es nur das Schicksal schafft, das nun von allen unlösbar getragen werden muß. Noch ehe der Gottesdienst begann, war die Kriegserklärung Englands an Deutschland bekanntgeworden. Da standen sie nun, unsere Soldaten, die unser Stolz waren, wie Mauern standen sie auf drei Seiten des Platzes, auf der noch freien Flanke die Männer und Frauen in dunkler Kleidung, die Eltern, die Schwestern unserer Krieger, die heute im grauen Kleide, morgen oder übermorgen ausrücken würden. In der Mitte erhob sich der Feldaltar, bei Geistlichen sprachen, tiefer Ernst lag auf allen Gesichtern; man versuchte, sich dieses oder jenes Untlitz, das einem aus frohen Tagen liebgeworden, noch einmal einzuprägen. Vielleicht sah man es nie wieder. Der Himmel wölbte sich blau und wolkenlos über dem ernsten schönen Bild, der leichte Wind führte das Summen der Kirchenglocken heran, mit großer Inbrunst sangen wir alle das “Wir treten zum Beten…” Es war wie ein Gelöbnis, durchschauerte uns alle, und jeder spürte: für das deutsche Volk gibt es nur Sieg – oder Untergang. Und nun widerfuhr mir etwas, was ich nicht fassen wollte. Bekannte, die uns begrüßten, taten es mit einer so scheuen Herzlichkeit, daß ich schließlich stutzig wurde. Sie fragten nach Manfred, immer wieder, mit einer so sonderbaren Anteilnahme. Ob mein Sohn denn von den Patrouillengefechten jenseits der Grenze zurückgekehrt sei? “Ja, sicherlich…” Aber warum fragten alle sowunderlich, mein Gott. Was war denn geschehen? Die Knie wurden mir schwach, man schob mir ein Feldstühlchen hin, ich mußte mich setzen. So vernahm ich denn, Manfred sollte tot sein, auch sein Freund Webel vermißt oder gefallen. Angst zog mein Herz zusammen, aber nur einen Augenblick. Eine Gewißheit, eine Zuversicht, die durch nichts als durch sich selbst begründet war, sagte mir: es kann nicht sein, es ist alles Irrtum, er lebt ja. Und dieses Vertrauen in die innere Stimme bewirkte, daß alle Beklemmung von mir abfiel, daß ich bald getröstet, ja fröhlichen Sinnes wurde…

MvR schreibt seine Mutter

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
15 December 1914
Béchamps

..Manfred liegt immer noch in Westen, zum Festliegen verurteilt (was sehr gegen seine Natur ist). Seine Gedanken sind schon bei der nahen Weihnacht…

Nun sitze ich schon seit drei Monaten vor Verdun

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
15 December 1914
Béchamps

Liebe Mama!

Nun sitze ich schon seit drei Monaten vor Verdun. Hier ändert sich nichts. Gestern nacht spielten wir gerade Karten, da klopfte wieder etwas unbescheiden eine Granate auf das Dach unseres Nebenhauses. Noch nie bin ich so schnell vom Tisch aufgesprungen wie da. Sonst liegen wir immer einen Tag um den anderen im Schützengraben. Ich habe mir ausgerechnet, daß wir gerade am 24. Dezember abends ablösen, ich also in der Nacht vom 24. Zum 25. wieder meine Schleichpatrouille an die feindlichen Schützengräben mache. Dieses ist der erste Heilige Abend, den ich nicht im Elternhause verlebe. Hoffentlich ist es der einzige, den ich in Feindesland zurbringe.

Ordonnanzoffizier der 18. Infanterie-Brigade

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
15 January 1915
Combres-sous-les-Côtes
Côtes

Liebe Mama!

Durch eine kurze Mitteilung ließ ich Dich schon wissen, daß ich bei der 18. Inf.-Brig. Ordonnanzoffizier geworden bin. Hier erlebt man doch etwas mehr wie in Bechamp bei unserem Regiment. Im Bewegungskrieg wäre es natürlich umgekehrt. So bin ich ganz zufrieden mit meinem Posten. In den letzten Tagen war ziemlicher Betrieb oben auf der Cote. In der Nacht vom 27. Zu, 28. Nahmen wir, Grenadier-Reg. 7, den Franzosen einen Graben weg. In der Nacht vom 29. Auf den 30. wollten die Franzosen ihn sich wieder holen, wurden aber glänzend abgeschmiert. Die Verluste waren Gott sei Dank verhältnismäßig gering. Jeder Kerl hier im Schützengraben ist ein Held, und wie ein Dichter hat richtig gesagt: „Es gibt nicht so viel Eisen, wie Ihr Helden draußen seid.“ Jeder einzelne verdient das Eiserne; das muß jeder sagen, der unsere braven Leute kämpfen sieht. Lebe recht herzlich wohl, grüße Papa, Ilse und „Deutschlands Zukunft“*.

*Gemeint ist der jüngste Bruder Karl Bolko

Langeweile vor Verdun

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
15 January 1915
Verdun

Für einen so unruhigen Geist, wie ich einer bin, war meine Tätigkeit vor Verdun durchaus mit »langweilig« zu bezeichnen. Anfangs lag ich selbst im Schützengraben an einer Stelle, wo nichts los war; dann wurde ich Ordonnanzoffizier und glaubte, nun mehr zu erleben. Da hatte ich mich aber arg in die Finger geschnitten. Ich wurde vom Kämpfenden zum besseren Etappenschwein degradiert. So ganz Etappe war es noch nicht, aber das Weiteste, was ich mich vorwagen durfte, war fünfzehnhundert Meter hinter die vordere Linie. Dort saß ich wochenlang unter der Erde in einem bombensicheren, geheizten Unterstand. Ab und zu wurde ich mit nach vorn genommen. Das war eine große körperliche Anstrengung. Denn man ging bergauf, bergab, die Kreuz und die Quer’, durch unendlich viele Annäherungsgräben und Schlammlöcher hindurch, bis man dann endlich vorn dort angekommen war, wo es knallte. Bei einem so kurzen Besuch bei den Kämpfenden kam ich mir immer sehr dumm vor mit meinen gesunden Knochen. Man fing damals an, unter der Erde zu arbeiten. Wir waren uns noch gar nicht klar darüber, was es eigentlich heißt, einen Stollen [42]bauen oder eine Sappe vorschieben. Man kannte die Namen zwar aus der Befestigungslehre von der Kriegsschule her, aber das war nun mal Pionierarbeit, mit der sich ein anderer Sterblicher nicht gern beschäftigt hätte. Aber dort vorn an der Combres-Höhe buddelte alles emsig. Jeder hatte ein Grabscheit und eine Hacke und gab sich unendliche Mühe, möglichst tief in die Erde hineinzukommen. Es war ganz spaßig, die Franzosen an manchen Stellen nur auf fünf Schritt vor sich zu haben. Man hörte den Kerl sprechen, man sah ihn Zigaretten rauchen, ab und zu warf er ein Stück Papier herüber. Man unterhielt sich mit ihnen, und trotzdem suchte man sich auf alle möglichen Arten anzuärgern (Handgranaten). Fünfhundert Meter vor und fünfhundert Meter hinter den Gräben war der dichte Wald der Côte Lorraine abgemäht durch die unendlich vielen Gewehrkugeln und Granaten, die dort ständig durch die Luft sausten. Man würde nicht glauben, daß dort vorn überhaupt noch ein Mensch leben könnte. Die Truppe vorne empfand es gar nicht mal so schlimm wie die Etappenleute. Nach so einem Spaziergang, der meistenteils in den allerzeitigsten Morgenstunden stattfand, fing für mich wieder der langweiligere Teil des Tages an, nämlich Telephonordonnanz zu spielen. * [43]An meinen freien Tagen beschäftigte ich mich mit meinem Lieblingshandwerk, dem Jagen. Der Wald von La Chaussée bot mir dazu reichlich Gelegenheit. Ich hatte bei meinen Spazierritten Sauen gespürt und war nun damit beschäftigt, diese ausfindig zu machen und mich nachts anzusetzen. Schöne Vollmondnächte mit Schnee kamen mir zu Hilfe. Ich baute mir mit Hilfe meines Burschen Hochsitze an ganz bestimmten Wechseln und bestieg diese nachts. Da habe ich so manche Nacht auf Bäumen zugebracht und wurde morgens als Eiszapfen wieder vorgefunden. Aber es hatte sich gelohnt. Besonders eine Sau war interessant, sie kam jede Nacht durch den See geschwommen, brach an einer bestimmten Stelle in einen Kartoffelacker und schwamm dann wieder zurück. Es reizte mich natürlich besonders, dieses Tier näher kennenzulernen. So setzte ich mich denn an dem Ufer dieses Sees an. Wie verabredet, erschien die alte Tante um Mitternacht, um sich ihr Nachtmahl zu holen. Ich schoß, während sie noch im See schwamm, traf, und das Tier wäre mir beinahe versoffen, wenn ich nicht noch im letzten Moment hätte zugreifen können, um sie an einem Lauf festzuhalten. Ein andermal ritt ich mit meinem Burschen in einer ganz schmalen Schneise, da wechseln vor mir mehrere Stück Schwarzwild über sie. Ich schnell ’runter, den Karabiner meines Burschen [44]ergriffen und einige hundert Schritt vorgelaufen. Tatsächlich, da kam noch ein Kerl, und zwar ein mächtiger Keiler. Ich hatte noch nie einen Keiler gesehen und war nun sehr erstaunt, wie riesenhaft dieser Kerl aussah. Jetzt hängt er als Trophäe hier in meinem Zimmer; er ist eine schöne Erinnerung.

MvR appointed Ordonnanzsofficier of the 18th Infantry Brigade

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
15 January 1915
Verdun

Das Leben in userem Hause ist still geworden. Manfred teilte nur kurz mit, daß er Ordonnanzoffizier bei der 18. Infanteriebrigade geworden ist.

MvR schreibt seine Mutter

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
19 February 1915
Westfront; Verdun?
Verdun

Manfred schreibt unter dem unmittelbaren Eindruck eines Stellungskampfes: “Liebe Mama! Ich schreibe Dir diese Zeilen bei einer ganz fürchterlichen Kanonade. Von meinem Fenster aus kann ich alles übersehen. Die Franzosen greifen eine sehr beherrschende höhe an. Der ganze Berg ist eine einzige große Rauchwolke. Die armen Kerle, die da gerade im Schützengraben liegen! Gestern wurden wir zur Hilfe gerufen, waren auch schon hinmarchiert, waren dann aber nicht mehr nötig und kamen nachts wieder zurück. Die Franzosen, Engländer und was sich sonst an der Westfront hier herumtreibt, werden jetzt wieder sehr frech. Sie glauben wohl, es sei jetzt der beste Moment, uns wieder anzugreifen, weil wir ja alles im Osten haben. Damit haben sie ja recht. Aber sie verrechnen sich immer damit, daß sie denken, ein Deutscher wird aus seiner Stellung herauslaufen – wie sie. Das liegt eben in userem Blut: wir bleiben da stehen, wo man uns hingestellt hat, und lassen uns eher totschlagen, ehe wir weichen. – Aber leider hat der Engländer dasselbe Blut.”

Jagdgeschichte

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
15 March 1915
Exact date?
Combres-sous-les-Côtes
Combres

Liebe Mama!

Jetzt habe ich endlich eine genügende körperliche Tätigkeit. Die ganzen Tage, die ich nicht im Schützengraben verbringe, befinde ich mich auf der Jagd. Auf meine Jagdbeute, drei Stück Schwarzwird, bin ich nicht schlecht stolz. An Papa berichte ich die dazu gehörige Jagdgeschichte. Vor drei Tagen gab ich eine ganz richtige Treibjagd auf Schweine mit dreißig Treibern und fünf Schützen. Ich war der Jagdherr. Wir drückten im ganzen Acht stück heraus, aber alle wurden vorbei geschossen. Wir trieben von acht Uhr vormittags bis sieben Uhr nachmittags mit einer halben Stunde Pause. In drei Tagen will ich es noch einmal versuchen, und in zehn Tagen ist Vollmond, da hoffe ich ganz bestimmt auf einen Keiler.

MvR schreibt seine Mutter

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
20 March 1915
März 1915; when exactly?
Westfront
Combres-sous-les-Côtes
Combres

…Manfred erlebt die Kämpfe zwischen Mass und Mosel mit. Das Geschüßfeuer rollt von früh bis in die Nacht, ununterbrochen klirren die Scheiben; aus dem Fenster seines Hauses, das durch das Skelett der Dachsparren den Unblick des Hilleks freigibt, blickt er auf die von Rauch und Feuer überwältzten Combres-Höhen, ein schaurig-schönes Bild.

MvR schreibt seine Mutter

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
27 March 1915
Combres-sous-les-Côtes
Côtes

…Manfred fragt in jedem Brief nach ihm, mit großer brüderlichen Sorge. Côtes, 27. März 1915. “Liebe Mama! Von Lothar habe ich seit einem Monat keine Nachricht mehr. Seine K-D ist eingefeßt worden und hat große Verlußte gehabt. Von den 4. Dragonern fiel Hugo Freier. Er war ein guter Freund von mir. Im Kadettenkorps waren wir von Sexta an in einer Klasse gewesen. Es trifft sich immer so, das die netten Menschen zuerst sterben und fallen. ‘Unkraut aber vergeht nicht’. Nach diesem Ausspruch denkst Du gewiß, na, dann ist Manfred ja unsterblich. – Ich komme mir auch so vor, nach all dem, was ich erlebte. Um mich herum fielen so viele ordentliche Leute, nur ich wurde von den feindlichen Kugeln wie durch ein Wunder verschont.”…

6 April 1915
Westfront
Combres-sous-les-Côtes
Côtes

Liebe Mama!

Habe recht herzlichen Dank für die schönen Ostereier. Im Unterstande bei Kanonendonner haben wir sie uns gut schmecken lassen. Hier geht es in letzter Zeit ziemlich munter her. Die Franzosen versuchen, ihre Angriffe jetzt mal bei uns, nachdem sie in der Champagne so ziemlich  Haare gelassen haben. Die Woevre-Ebene, Combres-Höhe, Pont-a- Mousson ist alles hier in unserer Gegend. Man glaubt hier, daß Rußland nicht mehr lange kann. Leider kann ich Euch jetzt noch nicht besuchen, der Krieg ist nicht dazu da, auf Urlaub zu fahren, dazu ist die Zeit zu ernst. Daß wir siegen, glaubt jeder, aber wann, weiß keiner. Deshalb heißt es durchhalten. Wer hätte je geglaubt, daß ein Krieg so lange dauern könne.

Cheese and eggs

The Red Knight of Germany, the story of Baron von Richthofen, Floyd Gibbons, 1927, 1959 Bantam Books
1 May 1915
Verdun

So it was that toward the 1st of May, he received instructions to prepare himself for another duty in the service of supply, still farther back from the front lines. Strong as army discipline was in him, he exploded, and the day after that the Commanding General of his Division received one of the shocks of his life when he read the following unmilitary communication from the restless Uhlan: “My Dear Excellency, I have not gone to war in order to collect cheese and eggs, but for another purpose.”

The rest of the letter was an official application for his transfer to the Flying Service. Richthofen’s constructive work in either the infantry, the signal service, or the supply department seems to have been on par with his failure as a cavalryman, and it is not recorded that his departure from the old services was accompanied by any great regret on the part of his superiors. His uncivil letter gained his end and his wish. At the end of May, 1915, he was transferred to the flying service and sent to Cologne for training.

Ich gehe zu den Fliegern.

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
21 May 1915
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Am Freitag, dem 21. Mai, in aller Herrgottesfrühe kam Manfred nach Schweidnitz, nachdem er tags zuvor telegrafiert hatte. Das Gartentor war noch geschlossen. Plötzlich stand er vor meinem Bett, lachend und drachtig. “Wie bist du hereingekommen, Manfred?” “Übern Zaun.” Wir standen alle schnellstens auf und sammelten uns beim Frühstück. Manfred ist etwas breiter geworden, sieht aber frisch un spannkräftig aus. Die Sonne schien, die Vögel im wilden Wein, in den Hecken und Büschen, zwitscherten in ganzen Chören. Wir gingen in den Garten, saßen unter den alten Nußbäumen, ich wurde nicht müde, Manfreds Erzählen zuzuhören; ich tat der vielen Siege Erwähnung und daß es doch endlich zu Ende gehen müsse. Da sagte Manfred: “Ich glaube nicht, daß wir diesen Krieg gewinnen werden.” Da stand der Satz, nüchtern und sachlich hingesprochen, ich glaube nicht recht gehört zu haben. Und Manfred sagte noch einmal: “Du ahnt ja nicht, wie stark unsere Gegner sind.” “Aber wir siegen doch immer.” “Habt ihr nie etwas von unserem Rückzug an der Marne gehört?” “Nein, davon wußten wir gar nichts.” Und Manfred abschliesend: “Es wird bestenfalls eine Partie remis werden.” Wir sprachen nich dies und das, tauschten Ansichten und Argumente; wie immer überraschten mich seine reifen, verständigen Ansichten.Da sagte Manfred unerwartet, vor mir stehenbleibend: “Ich gehe zu den Fliegern.” Es war etwas sehr Schönes und Frohes in seiner Stimme, als er das sagte, ich verstand nichts davon, konnte mir wenig darunter vorstellen, doch ich wußte, wenn er einmal etwas aussprach, so war es innerlich schon bei ihm Tatsache, war unwiderruflich. Ich sagte also nichts dagegen – wir waren ja auch daran gewöhnt, Manfred trotz seiner Jugend zu respektieren -, ich lauschte vielmehr vollr Interesse dem, was er von seiner neuen Waffe zu sagen wußte. Als wir aus dem Garten wieder ins Haus traten, spürte ich mit Gewißheit, daß eine neue und große Aufgabe in ihm Wurzel geschlagen hatte… Vier Tage später reiste Manfred wieder ab…

und so trat ich Ende Mai 1915 zur Fliegertruppe.

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
30 May 1915
und so trat ich Ende Mai 1915 zur Fliegertruppe.
Flieger-Ersatzabteilung 7
Köln

So hatte ich es schon einige Monate ausgehalten, da kam eines schönen Tages etwas Bewegung in unseren Laden. Wir beabsichtigten eine kleine Offensive an unserer Front. Ich freute mich mächtig, denn nun mußte ja doch eigentlich der Ordonnanzoffizier zu seinem Ordonnanzieren kommen! Aber Kuchen! Es wurde mir etwas ganz anderes zugedacht, und dieses schlug dem Faß den Boden aus. Nun schrieb ich ein Gesuch an meinen Kommandierenden General, und böse Zungen behaupten, ich hätte gesagt: »Liebe Exzellenz, ich bin nicht in den Krieg gezogen, um Käse und Eier zu sammeln, sondern zu einem anderen Zweck.« Man hat anfangs eigentlich auf mich einschnappen wollen, aber schließlich hat man mir meine Bitte gewährt, und so trat ich Ende Mai 1915 zur Fliegertruppe. So war mir mein größter Wunsch erfüllt.

zur Fliegertruppe

https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_victories_of_Manfred_von_Richthofen
30 May 1915
Flieger-Ersatzabteilung 7
Köln

Am 30. Mai 1915 trat er seine Ausbildung als Beobachter bei einem Lehrgang in der Flieger-Ersatzabteilung 7 in Köln an.

Flugzeugführer will ich werden

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1933, Eingeleitet und ergänzt von Bolko Freiherr von Richthofen, mit einem Vorwort von Generalfeldmarschall Hermann Göring, Verlag Ullstein & Co, Berlin
30 May 1915
Flieger-Ersatzabteilung 7
Köln

Als er im Mai 1915 zur Fliegerwaffe übertrat, hat er auf meine Frage, warum er sich denn dazu entschlossen habe, wörtlich geantwortet: “Nur Beobachter werden, das liegt mir nicht, Flugzeugführer will ich werden, und, wenn es glückt, der beste von allen!” Und dabei strahlten seine blauen Augen und gaben Zeugnis von der Festigkeit des Entschlusses, der in ihm lebte.

Das erstemal in der Luft!

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
31 May 1915
Morgens früh um sieben Uhr sollte ich zum erstenmal mitfliegen!
Flieger-Ersatzabteilung 7
Köln

Das erstemal in der Luft! Morgens früh um sieben Uhr sollte ich zum erstenmal mitfliegen! Ich war in einer etwas begreiflichen Aufregung, konnte mir so gar nichts darunter vorstellen. Jeder, den ich fragte, schnurrte mir etwas anderes vor. Abends ging ich zeitiger schlafen als sonst, um am nächsten Morgen für den großen Moment frisch zu sein. Wir fuhren ’rüber auf den Flugplatz, ich setzte mich zum erstenmal in ein Flugzeug. Der Propellerwind störte mich ganz ungeheuer. Eine Verständigung mit dem Führer war mir nicht möglich. Alles flog mir weg. Nahm ich ein Stück Papier heraus, verschwand es. Mein Sturzhelm verrutschte sich, der Schal löste sich, die Jacke war nicht fest genug zugeknöpft, kurz und gut, es war kläglich. Ich war noch gar nicht darauf gefaßt, schon loszusausen, da gab bereits der Pilot Vollgas, und die Maschine fing an zu rollen. Immer schneller, immer schneller. Ich hielt mich krampfhaft fest. Mit einem Male hörte die Erschütterung auf, und die Maschine war in der Luft. Der Erdboden sauste unter mir weg. Man hatte mir gesagt, wo ich hinfliegen sollte, d. h. also, wo ich meinen Führer hinzudirigieren hatte. Wir flogen erst ein Stück geradeaus, dann machte mein Führer kehrt, nochmal kehrt, [46]rechtsum, mal linksum, und ich hatte über meinem eigenen Flughafen die Orientierung verloren. Keine Ahnung mehr, wo ich mich befand! Ich fing so sachte an, mir mal die Gegend unter mir anzusehen. Die Menschen winzig klein, die Häuser wie aus einem Kinderbaukasten, alles so niedlich und zierlich. Im Hintergrund lag Köln. Der Kölner Dom ein Spielzeug. Es war doch ein erhabenes Gefühl, über allem zu schweben. Wer konnte mir jetzt was anhaben? Keiner! Daß ich nicht mehr wußte, wo ich war, war mir ganz Wurscht, und ich war ganz traurig, als mein Pilot meinte, jetzt müßten wir landen. Am liebsten wäre ich gleich wieder geflogen. Daß ich irgend welche Beschwerden, wie etwa bei einer Luftschaukel, gehabt hätte, daran ist nicht zu denken. Die berühmten Amerikanischen Schaukeln sind mir, nebenbei gesagt, widerlich. Man fühlt sich unsicher darin, aber im Flugzeug hat man das unbedingte Gefühl der Sicherheit. Man sitzt ganz ruhig auf seinem Sessel. Daß einem schwindlig wird, ist ganz ausgeschlossen. Es gibt keinen Menschen, dem im Flugzeug je schwindlig geworden wäre. Aber es ist ein verdammter Nervenkitzel, so durch die Luft zu sausen, besonders nachher, als es wieder ’runterging, das Flugzeug nach vorn kippte, der Motor aufhörte zu laufen und mit einemmal eine ungeheure Ruhe eintrat. Ich hielt mich wieder krampfhaft fest und dachte [47]natürlich: »Jetzt stürzt du.« Aber es ging alles so selbstverständlich und natürlich vor sich, auch das Landen, wie man wieder die Erde berührte, und alles war so einfach, daß einem das Gefühl der Angst absolut fehlte. Ich war begeistert und hätte den ganzen Tag im Flugzeug sitzen können. Ich zählte die Stunden bis zum nächsten Start.

Urlaub

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
1 June 1915
Westfront
Combres-sous-les-Côtes
Côtes

Liebe Mama!

Die Tage im Elternhaus waren sehr schön, aber leider zu kurz. Mit Papa war ich noch bis elf Uhr Abends zusammen. Er sieht in seiner Uniform so jugendlich aus wie keiner in seinem Alter. Wenn ich mir einer Altersgenossen ansehe, muß man wirklich sagen, daß Papa außergewöhnlich  jung aussieht. In P. war es sehr nett, ich war leider nicht ganz einen Tag da, schoß aber drei Böcke, einer davon ist abnorm; eine Stange ist nach unten gebogen.

Flieger-Ersatzabteilung 7

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
6 June 1915
Flieger-Ersatzabteilung 7
Köln

Liebe Mama!

Hier bin ich nun endlich angekommen. Bei der Flieger- Ers.-Abt. 7 ist ein riesiger Apparat, um uns auszubilden. Wir sind dreißig, die alle als Beobachter ausgebildet werden sollen. Davon werden dann die besten ausgesucht und behalten. Es ist unter diesen Umständen natürlich äußerst schwierig und recht zweifelhaft, ob unter diesen Auserwählten gerade ich mich befinden werde.

Advanced training

https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_victories_of_Manfred_von_Richthofen
10 June 1915
near Dresden
Grossenhain

Der 30-tägige Lehrgang wurde durch einen anschließenden 14-tägigen Lehrgang in Großenhain nahe Dresden vervollständigt, bei dem die Praxis im Vordergrund stand.

Advanced training

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
10 June 1915
near Dresden
Grossenhain

Am 10. Juni 1915 kam ich nach Großenhain, um von dort aus an die Front abgeschickt zu werden. Natürlich wollte ich recht schnell ’raus, denn ich hatte Angst, ich könnte zu dem Weltkrieg zu spät kommen. Flugzeugführer-Werden hätte drei Monate in Anspruch genommen. Bis dahin konnten wir schon längst Frieden haben; also kam es nicht in Frage.

Advanced Training

The dramatic true story of the Red Baron, Wiliam E Burrows, 1972, Mayflower Books
10 June 1915
near Dresden
Grossenhain

Richthofen worked hard at Cologne and was the first of the thirty to finish. Several did not qualify. On June 10, he was sent to the No. 6 Air Replacement Section at Grossenhain for two more weeks of training. The observation course would alter be expanded to twelve weeks, but in that first year of discovery that aerial observation was an important tool for the army, observers were scarce, and were cranked out as quickly as possible. Besides flying, Richthofen had classroom instruction in map reading, camouflage recognition, troop and artillery spotting, bomb dropping, use of compass and telescope, meteorology, and photography. He had to draw maps in flight of what he saw and have them finished and ready for use before the Albatros landed.

Beobachtungsflieger bei Mackensen

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
21 June 1915
near Lviv
Rawa Ruska

Als Beobachter mochte ich mich vielleicht in meiner Eigenschaft als Kavallerist ganz gut eignen; denn nach vierzehn Tagen schickte man mich bereits ’raus, zu meiner größten Freude an die einzige Stelle, wo wir noch Bewegungskrieg hatten, nämlich nach Rußland. Mackensen ging gerade seinen Siegeszug. Er war bei Gorlice durchgebrochen, und ich kam dazu, wie wir Rawa Ruska nahmen. Ein Tag im Armee-Flugpark, dann kam ich zu der famosen Abt. 69, wo ich mir als Anfänger kolossal dämlich vorkam. Mein Führer war eine »Kanone« – Oberleutnant Zeumer –, jetzt auch schon krumm und lahm. Von den übrigen bin ich heute der einzige, der noch lebt. Jetzt kommt eigentlich meine schönste Zeit. Sie hatte mit dem Kavalleristischen recht große Ähnlichkeit. Jeden Tag, vor- und nachmittags, konnte ich meine Aufklärung fliegen. Ich habe manche schöne Meldung nach Hause gebracht.

Mit Holck in Rußland

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
22 June 1915
Juni, Juli, August 1915
Brest
Brest

Juni, Juli, August 1915 blieb ich bei der Fliegerabteilung, die den ganzen Vormarsch Mackensens von Gorlice nach Brest-Litowsk mitmachte. Ich war als ganz junger Beobachter dort hingekommen und hatte von Tuten und Blasen keine Ahnung. Als Kavallerist war ja meine Beschäftigung Aufklären, so schlug der jetzige Dienst in mein Fach, und ich hatte großen Spaß an den riesigen Aufklärungsflügen, die wir fast täglich unternahmen. Für den Beobachter ist es wichtig, einen gesinnungstüchtigen Führer zu finden. Da hieß es eines schönen Tages: »Graf Holck ist auf dem Anmarsch zu uns.« Sofort kam mir der Gedanke: »Das ist der Mann, den du brauchst.« Holck erschien nicht, wie man wohl glauben könnte, im 60-P.S.-Mercedes oder im Schlafwagen erster Klasse, sondern zu Fuß. Er war nach tagelanger Bahnfahrt endlich in die Gegend von Jaroslau gekommen. Dort stieg er aus, denn es war wieder mal ein unendlicher Aufenthalt. Seinem Burschen sagte er, er möchte mit dem Gepäck nachreisen, er würde vorausgehen. Er zieht los, und nach einer Stunde Fußmarsch guckt er sich um, aber kein Zug folgt ihm. So lief und lief er, ohne von seinem Zuge überholt zu werden, bis er schließlich nach fünfzig Kilometern in Rawa Ruska, seinem Ziel, ankam und vierundzwanzig Stunden später der Bursche mit dem Gepäck erschien. Das war dem Sportsmann aber weiter keine ungewohnte Arbeit. Sein Körper war derart trainiert, daß ihm fünfzig Kilometer Fußmarsch nichts weiter ausmachten. Graf Holck war nicht bloß ein Sportsmann auf dem grünen Rasen, der Flugsport machte ihm allem Anschein nach nicht weniger Vergnügen. Er war ein Führer von seltener Befähigung, und besonders eben, was ja noch eine große Hauptsache ist, er war grob Klasse über dem Feind. Manch schönen Aufklärungsflug flogen wir, wer weiß wie weit, Richtung Rußland. Nie hatte ich bei dem noch so jungen Piloten das Gefühl der Unsicherheit, vielmehr gab er mir im kritischen Moment einen Halt. Wenn ich mich umsah und in sein entschlossenes Gesicht blickte, hatte ich wieder nochmal so viel Mut wie vorher.

MvR schreibt seine Mutter

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
20 July 1915
50 Kilometer südlich Cholm
Brest
Brest

…Die Tage wurden nun schön und klar, wir faßten wieder guten Mut. Manfred hat seinen Kursus mit Erfolg hinter sich gebracht, die Fliegerei liegt ihm, kommt seinem Wesen entgegen; schon nach seinem ersten Fluge war er so begeistert, daß er “am liebsten den ganzen Tag im Flugzeug sitzen möchte” und die Stunden bis zum nächsten Tag zählte. Er wurde denn auch als einer der ersten aus den dreißig Kursusteilnehmern ausgewählt und fliegt jetzt, während ich dies schreibe, bereits als Beobachter bei der k. u. k. Südarmee. Vor wenigen Tagen erreichte mich ein Brief: 50 Kilometer südlich Cholm, 20. Juli 1915. “Liebe Mama! Hoffentlich erreichen Dich jetzt meine Nachrichten wieder. Ich bin hier bei der Armee Mackenzen, und zwar dem österreichischen 6. Korps zugeteilt. Jetzt sind wir wieder gerade in vollem Bewegungskriege. Ich fliege fast täglich über dem Feinde und bringe Meldungen. Den Rückzug der Russen vor drei Tagen habe ich auch gemeldet. Es macht mir sehr viel Spaß, jedenfalls mehr, als Ordonnanzoffizier zu spielen. Man lebt nur in Zelten. Die Häuser sind fast alle runtergebrannt, und die noch stehen, sind derartig verlaust, daß kein Mensch hineingehen will. Ich freue mich besonders, gerade hier, auf dem wichtigsten Kriegsschauplatz, mitwirken zu können. Aller Voraussicht nach muß und wird hier die Entscheidung über kurz oder lang fallen. Ich wirke hier schon seit vierzehn Tagen. Meine Ausbildung hat also knapp vier Wochen gedauert. Von meinem Kursus bin ich der erste, der in eine Feldfliegerabteilung gekommen ist.”

Mit Holck in Rußland

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
20 August 1915
Juni, Juli, August 1915
near Lviv
Rawa Ruska

Mein letzter Flug mit ihm zusammen sollte beinahe schief gehen. Wir hatten eigentlich gar keinen bestimmten Auftrag zu fliegen. Das ist ja aber gerade das Schöne, daß man sich vollständig als freier Mensch fühlt und vollkommen sein eigener Herr ist, wenn man mal in der Luft ist. [51]Wir hatten einen Flughafenwechsel vorwärts und wußten nicht genau, welche Wiese nun eigentlich die richtige sei. Um unsere Kiste bei der Landung nicht unnötig aufs Spiel zu setzen, flogen wir Richtung Brest-Litowsk. Die Russen waren in vollem Rückmarsch, alles brannte – – ein grausig-schönes Bild. Wir wollten feindliche Kolonnen feststellen und kamen dabei über die brennende Stadt Wiczniace. Eine riesige Rauchwolke, die vielleicht bis auf zweitausend Meter hinaufreichte, hinderte uns am Weiterfliegen, da wir selbst, um besser zu sehen, nur in fünfzehnhundert Metern Höhe flogen. Einen Augenblick überlegte Holck. Ich fragte ihn, was er machen wollte, und riet ihm, drumherum zu fliegen, was vielleicht ein Umweg von fünf Minuten gewesen wäre. Aber daran dachte Holck gar nicht. Im Gegenteil: je mehr sich die Gefahr erhöhte, um so reizvoller war es ihm. Also mitten durch! Mir machte es auch Spaß, mit einem so schneidigen Kerl zusammen zu sein. Doch sollte uns unsere Unvorsichtigkeit bald teuer zu stehen kommen, denn kaum war der Schwanz des Apparates in der Wolke verschwunden, schon merkte ich ein Schwanken im Flugzeug. Ich konnte nichts mehr sehen, der Rauch biß mir in die Augen, die Luft war bedeutend wärmer, und ich sah unter mir bloß noch ein riesiges Feuermeer. Plötzlich verlor das Flugzeug das Gleichgewicht und stürzte, [52]sich überschlagend, in die Tiefe. Ich konnte noch schnell eine Strebe erfassen, um mich festzuhalten, sonst wäre ich ’rausgeschleudert worden. Das erste, was ich tat, war ein Blick in Holcks Gesicht. Schon hatte ich wieder Mut gefaßt, denn seine Mienen waren eisern zuversichtlich. Der einzige Gedanke, den ich hatte, war der: es ist doch dumm, auf so unnötige Weise den Heldentod zu sterben. Später fragte ich Holck, was er sich eigentlich in dem Augenblick gedacht hätte. Da meinte er, daß ihm doch noch nie so eklig zumute gewesen sei. Wir stürzten herunter bis auf fünfhundert Meter über die brennende Stadt. War es die Geschicklichkeit meines Führers oder höhere Fügung, vielleicht auch beides, jedenfalls waren wir plötzlich aus der Rauchwolke herausgefallen, der gute Albatros fing sich wieder und flog erneut geradeaus, als sei nichts vorgefallen. Wir hatten nun doch die Nase voll von unserem Flughafenwechsel und wollten schleunigst zu unseren Linien zurückkehren. Wir waren nämlich noch immer weit drüben bei den Russen und zudem nur noch in fünfhundert Metern Höhe. Nach etwa fünf Minuten ertönte hinter mir die Stimme Holcks: »Der Motor läßt nach.« Ich muß hinzufügen, daß Holck von einem Motor nicht ganz dieselbe Ahnung hatte wie von einem »Hafervergaser«, und ich selbst war vollständig schimmerlos. Nur eines wußte ich, daß, [53]wenn der Motor nicht mehr mitmachte, wir bei den Russen landen mußten. Also kamen wir aus der einen Gefahr in die andere. Ich überzeugte mich, daß die Russen unter uns noch flott marschierten, was ich aus fünfhundert Metern Höhe genau sehen konnte. Im übrigen brauchte ich gar nichts zu sehen, denn der Rußki schoß mit Maschinengewehren wie verfault. Es hörte sich an, als wenn Kastanien im Feuer liegen. Der Motor hörte bald ganz auf zu laufen, er hatte einen Treffer. So kamen wir immer tiefer, bis wir gerade noch über einem Wald ausschwebten und schließlich in einer verlassenen Artilleriestellung landeten, die ich noch am Abend vorher als besetzte russische Artilleriestellung gemeldet hatte. Ich teilte Holck meine Vermutungen mit. Wir sprangen ’raus aus der Kiste und versuchten, das nahe Waldstückchen zu erreichen, um uns dort zur Wehr zu setzen. Ich verfügte über eine Pistole und sechs Patronen, Holck hatte nichts. Am Waldrande angekommen, machten wir halt, und ich konnte mit meinem Glase erkennen, wie ein Soldat auf unser Flugzeug zulief. Zu meinem Schreck stellte ich fest, daß er eine Mütze trug und nicht eine Pickelhaube. Das hielt ich für ein sicheres Zeichen, daß es ein Russe sei. Als der Mann näher kam, stieß Holck einen [54]Freudenschrei aus, denn es war ein preußischer Gardegrenadier. Unsere Elitetruppe hatte wieder einmal die Stellung beim Morgengrauen gestürmt und war bis zu den feindlichen Batteriestellungen durchgebrochen. * Ich erinnere mich, daß Holck bei dieser Gelegenheit seinen kleinen Liebling, ein Hündchen, verlor. Er nahm das Tierchen bei jedem Aufstieg mit, es lag ganz ruhig in seinem Pelz unten in der Karosserie. Im Walde hatten wir es noch mit. Kurz darauf, als wir mit dem Gardegrenadier gesprochen hatten, kamen Truppen vorbeigezogen. Dann kamen Stäbe von der Garde und Prinz Eitel Friedrich mit seinen Adjutanten und Ordonnanzoffizieren. Der Prinz ließ uns Pferde geben, so daß wir beiden Kavallerieflieger mal wieder auf richtigen »Hafermotoren« saßen. Leider ging uns beim Weiterreiten das Hündchen verloren. Es muß wohl mit anderen Truppen mitgelaufen sein. Spätabends kamen wir schließlich mit einem Panjewagen in unseren Flughafen zurück. Die Maschine war futsch.

Blitzbesuch zu Hause

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
21 August 1915
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Manfred ist zum einem Riesenflugzeug nach Ostende kommandiert. Er freut sich sehr darauf. Die kleine fliegende Festung soll eine Unmenge Bomben schleppen können, fünf bis sechs Mann bilden die Besatzung: zwei Führer, Monteure, MG-Schütze, ein Beobachter. Manfred hofft gegen England eingesetzt zu werden. Um 21., gerade nachdem mein Mann überraschend zu Besuch aus Gnadenfrei eingetroffen war, kündigte Manfred telegrafisch sein Erscheinen an. Um Mitternacht holten wir ihn von der Bahn ab; in seiner Begleitung befand sich sein Bursche, der treue Menzke, den er schon in Friedenszeiten in seiner Schwadron hatte. Manfred war großartig in Form, er strahlte und erzählte Erlebnisse von der Front, eines noch interessanter als daß andere. Wir lauschten atemlos, das freie, ungebundene Fliegerleben im Osten begeisterte uns mit, das Patrouillenfliegen in den Lüften, über viele Hunderte von Kilometern hinweg, das Überbrausen von Wäldern un Wildnissen, die vielleicht niemals das Donnern eines Motors über sich gehört hatten. Prächtige Menschen hat Manfred im Osten bei Rawa Ruska kennengelernt, gute Freundschaften hat er geschlossen. Von einem Leutnant Zeumer hat er anfangs viel gelernt, die beiden – Lehrer und Schüler – wurden ein Herz und eine Seele, viele Male durchflogen sie endlose Strecken, nachts kampierten sie unter Decken gehüllt, am häufigsten aber von ihren interessanten Fliegeraufgaben. In Ostende nun wird Manfred seinen Freund Zeumer wiedersehen, Manfred erzählt…Es wird spät, Menzke hat sich in der Küche angefreundet, man hört seine bedächtige Stimme, die so gut zu seiner eckigen, treuherzigen Erscheinung paßt, aus dem Klappern der Teller und Gläser hervor. Sicher hat auch er dankbare Zuhörerinnen. Von Holk berichtet Manfred, dem verwegenen und populären Man, der auf allen Rennplätzen jungen Ruhm erworben hatte, ehe er sein Herz an die Fliegerei hing. Die Fügung hatte die beiden zusammengebracht im gotvergessensten Osten. In Rawa Ruska war eines Tages die sehnige Reiterfigur des Grafen Holk aufgetaucht, 50 Kilometer Fußmarsch hatte er hinter sich von der letzten Bahnstation, aber es war, als hätte er nur einen Spaziergang getan, er lachte und machte witzige Bemerkungen – dem drahtigen Sportsmann machten solche Kraftleistungen nichts aus, er brauchte sie geradezu. Auch in dieser Beziehung paßte er glänzend zu Manfred, sie flogen viel zusammen (jener als “Franz”, dieser als “Emil”), trieben es oft auch wohl ein wenig bunt, wie mir scheinen will. Das Reiterblut ging einfach mit ihnen durch. Da gab es dramatische Augenblicke. Mir wurde es bei aller Amüsiertheit doch ein wenig wie dem “Reiter über dem Bodensee” zumut, als Manfred so leichthin erzählte, wie sie beim Überfliegen eines brennendes Dorfes mit einem unaussprechlichen Namen in eine riesige Rauchsäule gerieten und plötzlich – wohl infolge der verminderten Tragfähigkeit der Luft – wie ein Stein nach unten stürtzten, bis es Holk, der eisern und ungerührt am Steuer gesessen hatte, gelang, die Machine einige hundert Meter über dem Erdboden und über den wütend feuernden russischen Batallionen abzufangen. Es wurde noch eine knappe Notlandung, zum Glück in einer deutschen Stellung, die tags zuvor noch als vom Feine besetzt gemeldet worden war. Die Tragflâchen waren hübsch von Treffern punktiert, auch der Motor hatte was abbekommen. Mit Reden und Fragen verging die halbe Nacht; wir bekamen diesmal nur wenig Schlaf. Alle möglichen Bilder, die Manfreds Erzählung hervorgerufen hatte, gingen durch meine Träume. Aber ich hatte nun begreifen gelernt, wie das Fliegen einen jungen, wagemutigen Menschen vom Schlage Manfreds sesseln kann und nicht mehr loslaßt. Manfred reiste viel zu schnell wieder ab. Er hatte es eilig, zu seinem Groß-Kampfflugzeug zu kommen. Das Leben hier zu Hause geht seinen gewohnten Gang.

Mail Pigeon Detachment

The dramatic true story of the Red Baron, Wiliam E Burrows, 1972, Mayflower Books
21 August 1915
Tussen de Snaaskerkestraat en de Zomerloosstraat
Gistel

He was to report to an airdrome at Ghistelles, a village near Ostend, Belgium, on August 21, for duty with the Mail Pigeon Detachment.

Bombarderen vanuit Gistel

https://www.luchtvaartgeschiedenis.be/content/gistel-vliegveld
21 August 1915
Tussen de Snaaskerkestraat en de Zomerloosstraat
Gistel

Tussen de Snaaskerksestraat en de Zomerloosstraat, werd vlakbij het station van Gistel een vliegveld aangelegd. Een aftakking van de spoorlijn Oostende-Torhout zorgde voor bevoorrading.

In november 1914 werd in het bezette Oostende de Brieftauben Abteilung Oostende opgericht, maar onder deze deknaam, die eigenlijk Kampfgeschwader 1 was, voerden de Duitsers bombardemten uit. Dit gebeurde o.m. in januari 1915 op Belgische stellingen in Duinkerken. Omstreeks dezelfde periode verliet Kagohl I het vliegveld richting Metz, doch zij keerde spoedig terug. Op 22 juli 1916 werd de I. Marine Feldflieger Abteilung vanuit Oostende/Mariakerke naar Gistel overgevlogen. De eenheid bombardeerde in maart-april diverse bombardementen uit. In de zomer van 1917 verhuisde de eenheid naar Vlissegem. Erg interessant is het feit dat vanop dit vliegveld het allereerste bombardement op Londen gepland werd. Eigenlijk was dit het initiatief van Flugmeister Wlather Ilges en Leutnant Paul Brandt, die die dag met hun LVG CII naar Engeland vlogen en boven de Britse hoofdstad zes bommen van tien kilogram elk dropte. Ze moesten uiteindelijk een noodlanding uitvoeren op het strand bij Boulange noodlanden en werden krijgsgevangen genomen. Brieftauben Abteilung B-type toestellen (o.m. LVG CII) periode juli 1915, begin 1916 omgevormd tot Kagohl 1 : 6 Staffeln, voerde bombardementen op Verdun uit met tweezitters.

De bekende luchtaas Manfred von Richthoven vloog hier als waarnemer. In 1916 vloog Kagohl I met LVG CII en Rumpler CI. Opmerkelijk feit is dat op 28 november 1916 de bemanning Leutnant Walter Ilges en Uffz Paul Brandt met een LVG opstegen voor de eerste raid op Londen. Ze dropten zes bommen van tien kilo elk. De schade was gering en situeerde zich tussen Brompton Road en het Victoria Station. De bemanning zou haar overmoed vrij duur betalen. Boven Noord-Frankrijk kreeg de LVG motorpech en de bemanning moest een noodlanding maken bij Boulogne. Beide vliegeniers, die het eerste vliegtuigbombardement op Londen uitgevoerd hadden, werden krijgsgevangen gemaakt.

Kagohl 3 : 6 Staffeln (13 t/m 18), vanaf maart 1917 uitgerust met Gotha IV, in april 1917 naar Sint-Denijs-Westrem en Melle-Gontrode wegens te dicht bij het front. Jasta 17: komende van St Quintin-le-Petit, 24-6-1917 – Wasquehal, 28-8-1917 Jasta 2: komende van Bissegem, 12-8-1917 – Jabbeke, 26-8-1917

Bron: Deneckere Bernard, De luchtoorlog boven West-Vlaanderen, Groeninghe, Kortrijk 1997

Brieftauben-Abteilung Ostende.

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
22 August 1915
Royal Palace Hotel
Oostende

Rußland–Ostende (Vom Zweisitzer zum Großkampfflugzeug) Nachdem in Rußland unsere Unternehmungen so sachte zum Stehen kamen, wurde ich plötzlich zu einem Großkampfflugzeug, zur B. A. O. nach Ostende versetzt (21. August 1915). Ich traf da einen alten Bekannten, Zeumer, und außerdem verlockte mich der Name »Großkampfflugzeug«. August 1915 traf ich in Ostende ein. Auf dem Bahnhof in Brüssel hatte mich mein guter Freund Zeumer abgeholt. Nun verlebte ich eigentlich eine sehr nette Zeit, die aber wenig Kriegerisches an sich hatte, aber sie war als Lehrzeit zum Kampfflieger unentbehrlich. Wir flogen viel, hatten selten Luftkämpfe und nie Erfolge. Dafür aber war das sonstige Leben reizvoll. Am Strand von Ostende hatten wir ein Hotel beschlagnahmt. Jeden Nachmittag badeten wir. Leider waren als Kurgäste nur Soldaten zu sehen. Auf den Terrassen von Ostende saßen wir, in unsere bunten Bademäntel gehüllt, und tranken nachmittags unseren Kaffee. * Wir saßen wieder mal, wie üblich, am Strande bei unserem Kaffee. Plötzlich ein Tuten, das hieß: ein englisches Seegeschwader ist gemeldet. [56]Natürlich ließen wir uns durch derartige Alarmnachrichten in unserer Gemütlichkeit nicht stören und tranken weiter. Da ruft einer: »Da sind sie!« und tatsächlich konnten wir am Horizont, wenn auch nicht sehr deutlich, einige qualmende Schornsteine und später auch Schiffe erkennen. Schnell wurden die Ferngläser geholt und beobachtet. Wir sahen eine ganz stattliche Zahl von Schiffen. Was sie eigentlich machen wollten, war uns unklar, aber bald sollten wir eines Besseren belehrt werden. Wir stiegen auf das Dach, um von dort oben mehr zu sehen. Mit einem Male pfeift’s, gleich darauf ein Riesenknall, und eine Granate schlägt am Strande ein, wo wir eben noch im Wasser waren. So schnell bin ich noch nie in den Heldenkeller gestürzt wie in diesem Moment. Das englische Geschwader schoß noch vielleicht drei-, viermal auf uns und richtete sich dann in der Hauptsache gegen den Ostender Hafen und Bahnhof. Getroffen haben sie natürlich nichts. Aber sie haben die braven Belgier in mächtige Aufregung versetzt. Eine Granate sauste mitten in das schöne Palasthotel am Strande von Ostende. Dies war der einzige Schaden. Zum Glück ist es englisches Kapital, das sie selbst vernichtet haben. * Abends wurde dann wieder feste geflogen. Bei einem unserer Flüge waren wir mit unserem Großkampfflugzeug sehr weit hinaus auf See [57]gekommen. Das Ding hatte zwei Motoren, und wir probierten hauptsächlich ein neues Steuer aus, das uns ermöglichen sollte, auch mit einem Motor weiter geradeaus zu fliegen. Wie wir ziemlich weit draußen sind, sehe ich unter uns, nicht auf dem Wasser, sondern – wie es mir schien – unter dem Wasser, ein Schiff schwimmen. Es ist ganz eigentümlich: Man kann von oben aus bei etwas ruhigem Seegang bis auf den Meeresgrund hinuntersehen. Natürlich nicht vierzig Kilometer tief, aber so einige hundert Meter Wasser kann man glatt durchschauen. Ich hatte mich auch nicht getäuscht, daß das Schiff nicht über Wasser, sondern unter Wasser schwamm, und trotzdem sah ich es so, als sei es oben. Ich machte Zeumer darauf aufmerksam, und wir gingen etwas tiefer hinunter, um Näheres zu erkennen. Ich bin zu wenig Marinemann, um gleich sagen zu können, was es gewesen ist; aber so sachte kapierte ich denn doch, daß es ein U-Boot war. Aber welcher Nationalität? Das ist nun wieder eine zweite schwierige Frage, die meiner Ansicht nach nur ein Marinemann lösen kann – und der auch nicht immer. Farbe ist so gut wie gar nicht zu erkennen. Die Flagge schon erst recht nicht. Außerdem hat ja wohl so ein U-Boot gar nichts dergleichen. Wir hatten zwei Bomben mit, und ich war mir sehr im Zweifel: sollte ich werfen, oder sollte ich nicht werfen? [58]Das U-Boot hatte uns nicht gesehen, denn es war halb unter Wasser. Wir konnten aber über dem Ding ganz ruhig herfliegen und hätten den Moment abpassen können, wo es auftauchte, um Luft zu schnappen, um unsere Eier zu legen. Das ist ganz bestimmt ein sehr kritischer Punkt für unsere Schwesterwaffe. Wie wir noch eine ganze Weile mit den Kerlen da unten ’rumgekindscht hatten, merkte ich plötzlich, wie aus dem einen unserer Kühler sich so sachte das Wasser empfahl. Dieses schien mir als »Franz« nicht ganz geheuer, und ich machte meinen »Emil« darauf aufmerksam. Der zog sein Gesicht in die Länge und machte nun, daß er nach Hause kam. Aber wir waren schätzungsweise zwanzig Kilometer von der Küste entfernt, und die wollen erst zurückgeflogen sein. Der Motor ließ so sachte nach, und ich machte mich schon im stillen auf ein kaltes und feuchtes Bad gefaßt. Aber siehe da, es ging! Der Riesenäppelkahn ließ sich mit einem Motor und dem neuen Steuer großartig deichseln, und wir erreichten noch glatt die Küste und konnten dort sehr schön auf unserem nahen Hafen landen. Glück muß der Mensch haben. Hätten wir nicht das neue Steuer an diesem Tage ausprobiert, wir wären rettungslos versoffen.

Ein Tropfen Blut fürs Vaterland

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
23 August 1915
Royal Palace Hotel
Oostende

Ein Tropfen Blut fürs Vaterland (Ostende) Verwundet bin ich eigentlich nie worden. Ich habe wohl immer im entscheidenden Moment den Kopf weggenommen und den Bauch eingezogen. Oft habe ich mich gewundert, daß sie mich nicht gehascht haben. Einmal ging mir ein Schuß durch beide Pelzstiefel durch, ein andermal durch meinen Schal, wieder einmal an meinem Arm durch den Pelz und die Lederjacke durch, aber nie hat es mich berührt. Da flogen wir eines schönen Tages mit unserem Großkampfflugzeug los, um die Engländer etwas mit Bomben zu erfreuen, erreichten das Ziel, die erste Bombe fällt. Es ist natürlich sehr interessant festzustellen, wie der Erfolg dieser Bombe ist. Wenigstens den Einschlag möchte man immer gerne sehen. Mein Großkampfflugzeug, das sich für das Bombenschleppen ganz gut eignete, hatte aber die dumme Eigenschaft, daß man von der abgeworfenen Bombe den Einschlag schlecht sehen konnte, denn das Flugzeug schob sich nach dem Abwurf über das Ziel weg und verdeckte es mit seinen Flächen vollkommen. Dieses ärgerte mich immer, denn man hatte so wenig Spaß davon. Wenn’s unten knallt und man die lieblich grau-weiße Wolke der Explosion [60]sieht und sie auch in der Nähe des Zieles liegt, macht einem viel Freude. So winkte ich meinen guten Zeumer ein und wollte eigentlich, daß er so etwas mit dem Tragdeck beiseite ging. Dabei vergaß ich, daß das infame Ding, mein Äppelkahn, zwei Propeller hatte, die sich rechts und links neben meinem Beobachtersitz drehten. Ich zeigte ihm ungefähr den Einschlag der Bombe – und patsch! habe ich eins auf die Finger. Etwas verdutzt anfangs, stellte ich dann fest, daß mein kleiner Finger zu Schaden gekommen war. Zeumer hatte nichts gemerkt. Das Bombenwerfen war mir verleidet, schnell wurde ich meine letzten Dinger los, und wir machten, daß wir nach Hause kamen. Meine Liebe zum Großkampfflugzeug, die sowieso etwas schwach war, hatte durch diesen Bombenwurf schwer gelitten. Ich mußte nun acht Tage lang hocken und durfte nicht mitfliegen. Jetzt ist es nur noch ein Schönheitsfehler, aber ich kann doch wenigstens mit Stolz sagen: »Ich habe auch eine Kriegsverwundung.«

Mein erster Luftkampf

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
1 September 1915
Oostende

Zeumer und ich hätten zu gerne mal einen Luftkampf gehabt. Wir flogen natürlich unser Großkampfflugzeug. Schon allein der Name des Kahnes gab uns einen solchen Mut, daß wir es für ausgeschlossen hielten, ein Gegner könnte uns entgehen. Wir flogen am Tage fünf bis sechs Stunden, ohne je einen Engländer gesehen zu haben. Schon ganz entmutigt begaben wir uns eines Morgens wieder auf Jagd. Mit einemmal entdeckte ich einen Farman, der ungeniert seine Aufklärung fliegen wollte. Mir pochte das Herz, wie Zeumer auf ihn zuflog. Ich war gespannt, was sich nun eigentlich abspielen würde. Ich hatte nie einen Luftkampf gesehen und machte mir nur ganz dunkle Vorstellungen, so etwa wie du, mein lieber Leser. Ehe ich mich versah, waren wir beide, der Engländer und ich, aneinander vorbeigesaust. Ich hatte höchstens vier Schuß abgegeben, während der Engländer plötzlich hinter uns saß und uns den ganzen Laden voll schoß. Ich muß sagen, ich hatte nicht das Gefühl der Gefahr, weil ich mir auch gar nicht vorstellen konnte, wie nun eigentlich das Endresultat so eines Kampfes aussehen würde. Wir drehten uns noch einige Male umeinander, bis schließlich der Engländer [62]zu unserem größten Erstaunen ganz vergnügt kehrtmachte und weiterflog. Ich war stark enttäuscht, mein Führer auch. Zu Hause angekommen, waren wir beide sehr schlechter Laune. Er machte mir Vorwürfe, ich hätte schlecht geschossen, ich machte ihm Vorwürfe, er hätte mich nicht recht zum Schuß gebracht – kurz und gut, unsere Flugzeugehe, die sonst so tadellos war, hatte mit einemmal einen Knacks. Wir beschauten uns unsere Kiste und stellten fest, daß wir eigentlich eine ganz anständige Zahl von Treffern drinnen hatten. Noch am selben Tage unternahmen wir einen zweiten Jagdflug, der aber ebenso ergebnislos blieb. Ich war sehr traurig, denn ich hatte es mir bei einem Kampfgeschwader ganz anders vorgestellt. Ich glaubte immer, wenn ich mal zum Schuß käme, dann müßte der Bruder auch fallen. Bald mußte ich mich aber davon überzeugen, daß so ein Flugzeug ungeheuer viel verträgt. Schließlich gelangte ich zu der Überzeugung, ich könne noch so viel schießen und würde doch nie einen ’runterbekommen. An Mut hatten wir es nicht fehlen lassen. Zeumer konnte fliegen wie selten einer, und ich war ein ganz leidlicher Kugelschütze. Wir standen also vor einem Rätsel. Es ging nicht bloß mir alleine so, sondern es geht noch heute vielen anderen ebenso. Die Geschichte will eben wirklich verstanden sein.

MvR ist in Rethel

http://www.frontflieger.de/4-ric13.html
4 September 1915
Rethel

MvR leicht verwundet

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
12 September 1915
Rethel?
Rethel

Am 12. September brachte der Postbote eine seltsame Karte aus dem Feld. Sie war in ungelenker Handschrift verfaßt. Ich studierte sie und erfuhr daraus, daß Manfred leicht an der Hand verwundet ist. Da er selbst nicht schreiben konnte, so beauftragte er seinen Burschen Menzke, eine Nachricht an mich abzufassen, was der Brave denn auch in lakonischer, schmuckloser Art tat. – Erst ein späterer, humorvoller Bericht setzte mich ins Bild, wie das kleine Malheur geschah. Beim Bombenwerfen miet Leutnant Zeumer gestikulierte Manfred allzu eifrig seinem Wolkensitz – er wollte wohl seinen Piloten auf den Einschlag der Bombe aufmerksam machen – da bekam er von dem Propeller eins auf die Finger. Er ärgerte sich mächtig über sein Pech und hauptsächlich darüber, daß er nun acht Tage nicht starten konnte.

In der Champagne-Schlacht

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
25 September 1915
In der Champagne-Schlacht
Champagne

Die schöne Zeit in Ostende war nur sehr kurz, denn bald entbrannte die Schlacht in der Champagne, und wir flogen nach dieser Front, um uns dort weiter mit dem Großkampfflugzeug zu betätigen. Wir bemerkten bald, daß die Klamotte zwar ein großes Flugzeug war, aber niemals ein Kampfflugzeug abgab.

In der Champagne-Schlacht

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
25 September 1915
when exactly?
In der Champagne-Schlacht
Champagne

Einmal flog ich mit Osteroth, der ein etwas kleineres Flugzeug hatte als der Äppelkahn (das Großkampfflugzeug). Etwa fünf Kilometer hinter der Front trafen wir mit einem Farman-Zweisitzer zusammen. Er ließ uns ruhig ’rankommen, und ich sah zum ersten Male einen Gegner so ganz aus nächster Nähe in der Luft. Osteroth flog sehr geschickt so neben ihm her, daß ich ihn gut unter Feuer nehmen konnte. Der Gegner hatte uns wohl gar nicht bemerkt, denn ich hatte bereits meine erste Ladehemmung, wie er anfing, wiederzuschießen. Nachdem ich meinen Patronenkasten von hundert Schuß verschossen hatte, glaubte ich meinen Augen nicht trauen zu können, wie mit einem Male der Gegner in ganz seltsamen Spiralen niederging. Ich verfolgte ihn mit den Augen und klopfte Osteroth auf den Kopf. Er fällt, er fällt, und tatsächlich fiel er in einen großen Sprengtrichter; man sah ihn darin [64]auf dem Kopf stehen, Schwanz nach oben. Auf der Karte stellte ich fest: fünf Kilometer hinter der jetzigen Front lag er. Wir hatten ihn also jenseits abgeschossen. In damaliger Zeit wurden aber Abschüsse jenseits der Front nicht bewertet, sonst hätte ich heute einen mehr auf meiner Liste. Ich war aber sehr stolz auf meinen Erfolg, und im übrigen ist es ja die Hauptsache, wenn der Kerl unten liegt, also nicht, daß er einem als Abschuß angerechnet wird.

Wie ich Boelcke kennenlernte

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
1 October 1915
Brieftauben-Abteilung Metz
Vauziers

Zeumer verpaßte sich in dieser Zeit einen Fokker-Eindecker, und ich konnte zusehen, wie er allein durch die Welt segelte. Die Champagne-Schlacht tobte. Die französischen Flieger machten sich bemerkbar. Wir sollten zu einem Kampfgeschwader zusammengestellt werden und fuhren am 1. Oktober 1915 nach. Im Speisewagen saß am Nebentisch ein junger unscheinbarer Leutnant. Es lag auch kein Grund für ihn vor, besonders aufzufallen, nur eine Tatsache stand fest: er war von uns allen der einzige, der bereits mal einen feindlichen Flieger abgeschossen hatte, und zwar nicht nur einen, sondern schon vier. Er war sogar mit Namen im Heeresbericht genannt. Er imponierte mir auf Grund seiner Erfahrungen ganz rasend. Ich konnte mir noch so große Mühe geben, ich hatte bis dahin noch immer keinen zur Strecke, jedenfalls war mir noch keiner anerkannt worden. Zu gerne hätte ich erfahren, wie dieser Leutnant Boelcke das nun eigentlich machte. So stellte ich an ihn die Frage: »Sagen Sie mal bloß, wie machen Sie’s denn eigentlich?« Er lachte sehr belustigt, dabei hatte ich aber wirklich ernst gefragt. Dann antwortete er mir: »Ja, Herrgott, ganz einfach. Ich fliege eben ran und ziele gut, dann fällt er halt herunter.« Ich [66]schüttelte bloß den Kopf und meinte, das täte ich doch auch, bloß daß er eben bei mir nicht ’runterfiele. Der Unterschied war allerdings der, er flog Fokker und ich mein Großkampfflugzeug. Ich gab mir Mühe, diesen netten bescheidenen Menschen, der mir wahnsinnig imponierte, näher kennenzulernen. Wir spielten oft Karten zusammen, gingen spazieren, und ich fragte ihn aus. So reifte in mir der Entschluß: »Du mußt selber einen Fokker fliegen lernen, dann wird es vielleicht besser gehen.« Mein Sinnen und Trachten ging nun dahin, zu lernen, selbst »den Knüppel zu führen«. Denn ich war bisher immer nur Beobachter gewesen. Es bot sich bald Gelegenheit, auf einer alten Klamotte in der Champagne zu schulen. Ich betrieb das mit großem Eifer und war nach fünfundzwanzig Schulflügen vor dem Alleinflug.

Der erste Alleinflug

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
10 October 1915
Brieftauben-Abteilung Metz
Vauziers

Es gibt so einige Augenblicke im Leben, die einen besonderen Nervenkitzel verursachen, so z. B. der erste Alleinflug. Zeumer, mein Lehrer, erklärte mir eines Abends: »So, nun flieg’ mal alleine los.« Ich muß sagen, daß ich ihm am liebsten geantwortet hätte: »Ich habe zu große Angst.« Aber dies Wort soll ja der Vaterlandsverteidiger niemals in den Mund nehmen. Also mußte ich wohl oder übel meinen Schweinehund ’runterschlucken und mich in die Maschine setzen. Er erklärte mir noch einmal jeden Griff theoretisch; ich hörte nur noch mit halbem Ohre zu, denn ich war der festen Überzeugung: Du vergißt doch die Hälfte. Ich rollte zum Start, gab Gas, die Maschine bekam ihre bestimmte Geschwindigkeit, und mit einem Male konnte ich nicht umhin, festzustellen, daß ich tatsächlich flog. Es war schließlich kein ängstliches, sondern ein verwegenes Gefühl. Mir war jetzt alles Wurscht. Mochte passieren, was da wollte, ich wäre über nichts mehr erschrocken gewesen. Mit Todesverachtung machte ich eine Riesenlinkskurve, stellte an dem genau bezeichneten Baum das Gas ab und wartete der Dinge, [68]die sich nun ereignen würden. Nun kam das Schwierigste, die Landung. Mir waren die notwendigen Handgriffe genau in Erinnerung. Ich machte sie mechanisch nach, jedoch reagierte die Maschine ganz anders als sonst, wo Zeumer drin saß. Ich war aus dem Gleichgewicht gebracht, machte einige falsche Bewegungen, stand auf dem Kopf, und schon gab es wieder mal eine »Schulmaschine«. Sehr traurig beguckte ich mir den Schaden, der sich zum Glück bald beheben ließ, und hatte im übrigen noch den Spott auf meiner Seite. Zwei Tage später ging ich mit rasender Passion wieder an mein Flugzeug, und siehe da, es ging wunderbar. Nach vierzehn Tagen konnte ich die erste Prüfung machen. Ein Herr v. T. war Richter. Ich flog die mir vorgeschriebenen Achten und die mir befohlenen Landungen, worauf ich sehr stolz ausstieg und nun zu meinem größten Erstaunen hörte, daß ich durchgefallen sei. Mir blieb nichts anderes übrig, als später meine erste Prüfung noch einmal zu machen.

Ich bin zu einem Riesenflugzeug kommandiert

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
2 November 1915
Rethel

Liebe Mama!

Eben kommen die neuen Fliegerhandschuhe an. Du kannst Dir kaum denken, wie ich mich über sie gefreut habe. Habe recht, recht herzlichen Dank dafür. Da Du ja weißt, daß ich Änderungen und Abwechslungen sehr gern hatte, wird es Dich gewiß nicht wundern, wenn ich Dir  mitteile, daß ich beabsichtige, die schöne Champagne in nächster Zeit wieder zu verlassen. Ich bin zu einem Riesenflugzeug kommandiert, aber leider ist es noch nicht fertig. Deshalb müssen mein Führer, der Herr v. Osteroth, und ich in nächster Zeit nach Berlin, um uns mit dem Riesenkahn anzufreunden. Er soll fast so viel Bomben schleppen können wie ein Zeppelin. Fünf bis sechs Mann fliegen darauf mit: Monteur, Maschinengewehrschütze, zwei Führer, ein Beobachter. Ich bin sehr gespannt auf die Kiste. Hoffentlich werden wir uns dann auch öfters sehen. Ihr wolltet doch jetzt auch nach Berlin kommen.

Aus meiner Döberitzer Ausbildungszeit

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
15 November 1915
Döberitz

Um meine Examina bestehen zu können, mußte ich aber nach Berlin. Ich benutzte die Gelegenheit, um als Beobachter ein Riesenflugzeug in Berlin auf den Schwung zu bringen, und ließ mich dazu nach Döberitz kommandieren (15. November 1915). Für das Riesenflugzeug hatte ich anfangs großes Interesse. Aber es ist komisch, gerade durch das Riesending wurde mir klar, daß nur das kleinste Flugzeug für meine Zwecke als Kampfflieger etwas taugen kann. So ein großer Äppelkahn ist zum Kämpfen zu unbeweglich, und das ist ja eben die Hauptsache für mein Geschäft. Der Unterschied zwischen einem Großkampfflugzeug und einem Riesenflugzeug ist der, daß das Riesenflugzeug noch erheblich größer ist und mehr dem Zwecke für Bomben dient und weniger zum Kampfe. Meine Prüfungen machte ich nun in Döberitz, zusammen mit einem lieben Menschen, Oberleutnant v. Lyncker. Wir beide vertrugen uns gut und hatten dieselben Passionen, auch dieselbe Auffassung über unsere spätere Tätigkeit. Unser Ziel war Fokkerfliegen, um zusammen zu einer Jagdstaffel nach dem Westen zu kommen. Ein [70]Jahr später haben wir es erreicht, zusammenwirken zu können, wenn auch nur für kurze Zeit, denn meinen guten Freund ereilte bei seinem dritten Abschuß die tödliche Kugel.

Ausbildung

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
15 November 1915
Döberitz

Das Interesse an seiner Fliegertätigkeit hat womöglich noch zugenommen. Gleichzeitig aber meldet sich seine Jagdpassion. Er hat ja das fabelhafte Auge und die sichere Hand meines Mannes. Oftmals – als Manfred noch fast ein Knabe war – sind die beiden in den Nonnebusch gezogen. Manfred war immer dabei, das Wort ‘Jagd’ faszinierte ihn; man konnte ihn mitten in der Nacht wecken. Nur einmal, als mein Mann ihn vor Tau und Tag aus dem Bett holte, brummte er ein bißchen: “Na warte nur, wenn meine Gören mal so weit sind, dann schmeiße ich sie auch so früh aus der Klappe.” Dann aber sprang er mit beiden Füßen zugleich aus dem Bett, und die beiden Jäger zogen ab.Diese Schießkunst war gemeinsames Erbteil meines Mannes wie meiner Familie. Ich wunderte mich denn auch nicht, als Manfred schrieb, er wolle Jagdflieger werden. Dazu braucht er aber den Pilotenschein. So ist er jetzt vier bis sechs Wochen in Döberitz und läßt sich ausbilden. Zu Weihnachten will er sein Examen ablegen.

Außenlandungen

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
16 November 1915
Aus meiner Döberitzer Ausbildungszeit
Gut Buchow
Döberitz

Oft haben wir in Döberitz lustige Stunden verlebt. So war z. B. eine Bedingung: »Außenlandungen.« Ich verband bei dieser Gelegenheit das Notwendige mit dem Angenehmen. Zu meinem Außenlandeplatz suchte ich mir ein mir bekanntes Gut Buchow aus. Dort war ich auf Saujagd eingeladen, bloß vertrug sich die Sache schlecht mit meinem Dienst, denn an schönen Abenden wollte ich fliegen und trotzdem meiner Jagdpassion nachgehen. So legte ich mir meinen Außenlandeplatz so, daß ich von dort aus bequem meine Jagdgründe erreichen konnte. Ich nahm mir einen zweiten Piloten als Beobachter mit und schickte diesen abends zurück. Nachts setzte ich mich auf Sauen an und wurde am nächsten Morgen von diesem Piloten wieder abgeholt. Wenn ich nicht hätte abgeholt werden können, so wäre ich ziemlich auf dem Trockenen gewesen, da mir ein Fußmarsch von etwa zehn Kilometern geblüht hätte. So brauchte ich einen Mann, der mich bei jedem Wetter von meinem Hochsitz abholte. Es ist aber nicht jedermanns Sache, auf Wetter gar keine Rücksicht zu nehmen, doch es gelang mir, einen Gesinnungstüchtigen zu finden. [71]Eines Morgens, nachdem ich die Nacht wieder draußen zugebracht hatte, begann ein ungeheures Schneegestöber. Man konnte nicht fünfzig Meter weit sehen. Acht Uhr war es gerade, die angegebene Zeit, zu der mich der Pilot abholen sollte. Im stillen hoffte ich, er würde es diesmal sein lassen. Aber mit einem Male hörte ich ein Summen – sehen konnte ich nichts – fünf Minuten später lag mein schöner Vogel etwas verbogen vor mir.

Weihnachten 1915

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
24 December 1915
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Das Schicksal meint es gut mit uns. Unsere Wünsche haben sich erfüllt. Gemeinsam feiern wir das Weihnachtsfest, fast könnte man sich in frühere, sorglose Zeiten zurückversetzt glauben. Wieder einmal stand ich mit meinen vier Kindern unter dem Lichterbaum. Ich setzte mich ans Klavier und spielte “Stille Nacht, heilige Nacht.”. Manfred und Ilse sangen prachtvoll mit, mit ihren schönen klaren Stimmen. Lothar (gänzlich unmusikalisch und ohne Stimme) hielt die Lippen geschlossen, aber um so heller strahlten seine Augen. Alle drei, auch Bolko, waren in Uniform; Ilse in ihrer Schwesterntracht… …Manfred konnte ebenfalls recht luftig, ja ausgelassen sein; es war herzerfrischend, wenn er über irgendeine komische Geschichte so unbändig lachen konnte. Ich mußte an ein luftiges, kleines Begebnis denken, Menzke, der Bursche, hatte es bei seinem letzten Hiersein in der Küche erzählt. Einmal, in Friedenszeiten, ärgerte sich Manfred darüber, daß die Gaffer in Klumpen jeden Tag am Kasernentor standen und seine Bemühungen, die Rekruten auszubilden, mit mehr oder weniger sinnvollen Kommentaren versahen. Für den nächsten Tag hatte er Menzke eine tüchtige Portion Knallfrösche bezorgt. Menzke mußte so tun, als habe er am Kasernentor zu schaffen und in gebückter Stellung – den Rücken gegen die Zuschauer – die Feuerwerkskörper zur Entzündung bringen. Knallen und Hopfen und Schreien durcheinander. Die erschreckten Gehleute rissen aus wie Schafleder, sich gegenseitig umrennend. Marktkörbe mit Äpfeln, Kohl und Eiern kollerten aufs Pflaster, die Gaffer verzogen sich, teils schimpfend, teils lachend. Um meisten aber lachten die Ulanen, Manfred schlug sich auf den Schenkel und konnte sich nicht lassen vor Heiterkeit – bisder Schwadronschef, dem selber das Lachen um die Mundwinkel zuckte, seinem erfinderischen Leutnant solche wirksamen aber allzu originellen Lektionen ein für allemal untersagte. Dieses jungenhaft übermütige tritt bei Manfred immer wieder zutage, er ist so unverbraucht, aber – es bestimmt nicht sein Wesen, etwas anderes in ihm überwiegt: männlicher Tatendrang, gepaart mit eisernem Willen und unbeirrbarem Zielbewußtsein. Ich sage absichtlich Zielsbewußtsein, denn ich glaube, daß er stets ein festumrissenes Ziel im Auge hatte, das er erreichen wollte und würde, einerlei aus welchem Gebiet. Tolles Draufgängertum war durchaus nicht Manfreds Art. Sein Lebensstil ist das “Erst wägen – dann wagen”. In einem klaren Kopf wurde ein Vorhaben gefaßt und als richtig erkannt – dann aber vermochte nichts mehr, ihn irre zu machen. An Mut und Energie, seine Pläne zu verwirklichen, fehlte es ihm nicht. Er konnte auch blitzschnell einen Entschluß fassen, er wußte immer sofort, was er tun mußte. Er schwankte niemals mit seiner Ansicht herum. Gern habe auch ich, trotz seiner Jugend, vieles mit ihm besprochen – wie man das sonst mit einem Familienoberhaupt tut. Manfred sah erstaunlich klar. Er riet mit volkommener Ruhe, die kaum zu seinem Alter zu passen schien, immer das Richtige. Es war wundervoll, etwas mit ihm durchzusprechen. Wenn man seine Ansicht hörte, konnte man beruhigt danach handeln. “Manfred hat immer recht” – das war auch Lothars unumstößliche Ansicht. Daran konnte ihn niemand irre machen. Es war Lothars Evangelium, seine Wegweisung im Leben. Es war für ihn eine Selbstverständlichkeit, daß Manfred en erster Stelle stand. Er kannte keinen Neid, er freute sich darüber. Unter und neben diesem Bruder fühlte er sich wohl, hier war sein Platz, hier wollte er stehen – und das mit vollem, ungeteiltem Herzen. Lothar liebte Manfred mehr als sich selbst, und es sind keine leeren Worte: wenn es darauf ankam, hätte Lothar ohne Zaudern sein Leben für das seines Bruders geopfert. Ein so treuer Freund war für Manfred von unschätzbarem Wert – es war gewissermaßen die Verstärkung seines eigenen Ichs. Lothar hatte Ruhe und Todesverachtung. Er war von beispiellosem Schneid. In diesem Punkt stand er keinen Schritt hinter Manfred zurück. Und wer in der Familie liebte nicht Lothar! Rührend geduldig war er mit seinem Schwerhörigen Vater; wie verstand er es auch, dem kleinen Kadettenbruder immer wieder eine Freude zu bereiten! Wie liebevoll war er gegen Mutter und Schwester! … Dieser Heilige Abend, den ich mit all meinen Kindern, mit meinem Manne unter dem Lichterbaum verleben durfte, stimmte mich dankbar und froh.

drittes Examen

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
25 December 1915
Am Weihnachtstage 1915
Schwerin

Am Weihnachtstage 1915 machte ich mein drittes Examen. Ich verband damit einen Flug nach Schwerin und sah mir dort die Fokker-Werke an. Als Beobachter nahm ich mir meinen Monteur mit und flog dann später mit ihm von Berlin nach Breslau, von Breslau nach Schweidnitz, von Schweidnitz nach Lüben, von Lüben nach Berlin, überall zwischenlandend, Bekannte und Verwandte aufsuchend. Das Orientieren im Flugzeug fiel mir als altem Beobachter nicht schwer.

Ich bin nicht ein einziges Mal mehr geflogen

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
11 January 1916
exact location?
Schwerin

Liebe Mama!

Seit ich Neujahr in Schwerin war, bin ich nicht ein einziges Mal mehr geflogen. Hier, in Berlin, regnet es dauernd; dadurch kommen wir gar nicht vorwärts. Und ich wäre so gern gerade jetzt draußen. Ich glaube, man würde etwas erleben…!

Blitzbesuch an Schweidnitz

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
2 February 1916
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Die Weihnachtstage klangen lange in mir nach, und kaum, daß ich sie genossen, kam eine neue Freude über uns. Aus der Luft kam sie. Am 1. Februar hatte ich einen Anruf von Manfred, daß er am nächsten Tage mit Lothar nach Sweidnitz geflogen käme und auf dem kleinen Exerzierplatz, gegenüber unserem Hause, landen würde. Schnell gab ich die gute Botschaft an Albrecht nach Gnadenfrei durch; am nächsten Morgen um acht Uhr war mein Mann schon zur Stelle. Große Aufregung im Hause, die ihren Höhepunkt erreichte, als Manfred wiederum telefonierte, daß er in einer Stunde bei uns landen würde. Wir eilten auf den kleinen Exerzierplatz, der bereits militärisch abgesperrt war; zahlreiche Bekannte hatten sich eingefunden. Unsere Augen suchten un ablässig den Himmel ab, Albrecht war kaum zu halten, er wollte unbedingt darauf bestehen, daß ein Bettlaken als Landungszeichen angebracht würde; nur mit Mühe konnte ich ihm das Vorhaben ausreden. Diese Stunde auf dem kleinen Exerzierplatz hatte für mich etwas Besonderes, da beide Brüder, die so sehr ein Herz und eine Seele waren, nun in einem Flugzeug ankommen sollten. Wir starrten zum Himmel; man spürte leise Kopfschmerzen und verlor das Gefühl für die Umgebung. Da, um ein halb elf rief Ilse – sie hat die fabelhaften Augen wie Manfred: “Sie kommen …!” – “Wo?” Ich sah nichts, die anderen sahen nichts. Absolut nichts. Schließlich entdeckten wie einen winzigen schimmernden Punkt in ungeheurer Höhe. Frohe Erregung bemächtigte sich der Zuschauer, sehr bald traten die Umrisse des Flugzeuges klar hervor, es wuchs zusehends. Das Brausen des Motors, das erst ein schwaches Summen gewesen war, wurde zum Rauschen. Mit großer Sicherheit und Eleganz landete Manfred. Das Flugzeug rollte aus un stand, alle umringten den Doppeldecker. Jeder wollte mit ihnen sprechen, sie wurden geknipft und konnten sich der unzähligen Fragen, in die wir unsere mischten, nicht erwehren. Sie hatten von Breslau nicht einmal eine Viertelstunde gebraucht. Die wenigen Minuten Zwischenlandung schrumpften in ebenso viele Sekunden, dann rollte der Doppeldecker gegen den Wind in kurzen, hopfenden Sprüngen, hob sich vom Boden und war bald unseren Blicken entschwunden, so wie er gekommen war. Was zurückblieb, war ein schimmernder Punkt im Himmelsglast, nicht mehr als ein Funken, der von der Wintersonne ausgesogen wurde. In großer und freudiger Erregung gingen wir andern nach Hause.

8. Kampfstaffel des 2. Kampfgeschwaders

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
16 March 1916
Flughafen Mont
Mont

Ein Gewitterflug Unsere Tätigkeit vor Verdun im Sommer 1916 wurde durch häufige Gewitterstürme gestört. Nichts Unangenehmeres gibt es für einen Flieger, als durch ein Gewitter hindurch zu müssen. Während der Somme-Schlacht zum Beispiel landete ein ganzes englisches Geschwader hinter unseren Linien, weil es durch ein Gewitter überrascht wurde. Es geriet so in Gefangenschaft. Ich hatte noch nie den Versuch gemacht, durch ein Gewitter hindurchzufliegen, und konnte es mir nicht verkneifen, das doch mal auszuprobieren. In der Luft war den ganzen Tag eine richtige Gewitterstimmung. Von meinem Flughafen Mont war ich nach dem nahen Metz hinübergeflogen, um dort einiges zu erledigen. Da ereignete sich bei meinem Nachhauseflug folgendes: Ich war auf dem Flugplatz in Metz und wollte nach meinem Flughafen zurück. Wie ich meine Maschine aus der Halle zog, machten sich die ersten Anzeichen eines nahen Gewittersturmes bemerkbar. Der Wind kräuselte den Sand, und eine pechschwarze Wand zog von Norden her heran. Alte, erfahrene Piloten rieten mir dringend ab, zu fliegen. Ich hatte aber fest versprochen zu kommen, und es wäre mir furchtsam erschienen, wenn ich wegen eines dummen Gewitters ausgeblieben wäre. Also, Gas gegeben und mal probiert! Schon beim Start fing’s an zu regnen. Die Brille mußte ich wegwerfen, um überhaupt etwas sehen zu können. Das Üble war, daß ich über die Moselberge wegmußte, durch deren Täler gerade der Gewittersturm brauste. Ich dachte mir: »Nur zu, es wird schon glücken,« und näherte mich mehr und mehr der schwarzen Wolke, die bis auf die Erde herunterreichte. Ich flog so niedrig wie möglich. Über Häuser und Baumreihen mußte ich teilweise hinwegspringen. Wo ich war, wußte ich schon lange nicht mehr. Der Sturm erfaßte meinen Apparat wie ein Stück Papier und trieb ihn vor sich her. Mir saß das Herz doch etwas tiefer. Landen konnte ich nicht mehr in den Bergen, also mußte durchgehalten werden. Um mich herum war es schwarz, unter mir bogen sich die Bäume im Sturm. Plötzlich lag vor mir eine bewaldete Höhe. Ich mußte auf sie zu, mein guter Albatros schaffte es und riß mich darüber hinweg. Ich konnte nur noch geradeaus fliegen; jedes Hindernis, das kam, mußte genommen werden. Es war die reine Springkonkurrenz über Bäume, Dörfer, besonders Kirchtürme und Schornsteine, da ich höchstens noch fünf Meter hoch fliegen konnte, um in der schwarzen Gewitterwolke überhaupt noch etwas zu sehen. Um mich herum zuckten die Blitze. Ich wußte damals noch nicht, daß der Blitz nicht in das Flugzeug schlagen kann. Ich glaubte den sicheren Tod vor Augen zu haben, denn der Sturm mußte mich bei der nächsten Gelegenheit in ein Dorf oder in einen Wald werfen. Hätte der Motor ausgesetzt, so wäre ich erledigt gewesen. Da sah ich mit einem Male vor mir eine helle Stelle am Horizont. Dort hörte das Gewitter auf; erreichte ich diesen Punkt, so war ich gerettet. Die ganze Energie zusammennehmend, die ein junger, leichtsinniger Mensch haben kann, steuerte ich darauf zu. Plötzlich, wie abgerissen, war ich aus der Gewitterwolke heraus, flog zwar noch im strömenden Regen, aber fühlte mich im übrigen geborgen. Noch immer bei strömendem Regen landete ich in meinem Heimatshafen, wo schon alles auf mich wartete, da von Metz bereits die Nachricht eingetroffen war, ich sei in einer Gewitterwolke, Richtung dorthin, verschwunden. Nie wieder werde ich, wenn es nicht mein Vaterland von mir fordert, durch einen Gewittersturm hindurchfliegen. In der Erinnerung ist alles schön, so gab es auch dabei schöne Momente, die ich nicht in meinem Fliegerdasein missen möchte.

Pilot of a Big Fighter

Richthofen, The Red Knight of the Air, Vigilant, Reprint 1967 by Cedric Chivers Ltd, printed by Anton Hain KG in Germany
16 March 1916
Flughafen Mont
Mont

The month of March brought release. He was appointed to Fighter Squadron No. 2 as a pilot. This was the second squadron of the Carrier Pigeons; its headquarters were at Metz, but it lived in a special train, complete with sleeping- and dining-cars for the officers and men. The quarters were somewhat narrow, but their inmates had a chance to make themselves comfortable because they were never parted from their belongings. There were, however, a number of dogs, pets of various pilots and observers, which roamed about the train on the chance of being able to nose their way into a sleeping-compartment and gnaw the owner’s boots. On joining Richthofen was warned that he left his footgear about at his own risk.

When he joined this squadron, he found the train more or less permanently anchored on a siding somewhere between Landres and Marville, in the Verdun area, so that he was quite close to his old friends, the Ostende Pigeons. His new messmates had done their best to make themselves at home in a desolate locality. They cleanded up an old, deserted public-house and turned it into a jolly mess, to which they transported the piano they always carried about with them.

But the best thing about this squadron was the fact that it was commanded by Wilhelm, the elder brother of the famous Oswald Boelcke. Oswald himself had returned to the neighbourhood after a spell of fighting at Douai, so that there was every chance of renewing acquaintance with him.

Richthofen felt pleased with life. Although flying a Big Fighter, he regarded himself as one stage farther on the way to his goal – the Fokker on which he had set his heart. He resolved to anticpate the final promotion. He wanted to fight as well as fly, and thought the combination could even be managed by the pilot of a Big Fighter.

Eiserne Kreuz 1. Klasse

https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_victories_of_Manfred_von_Richthofen
10 April 1916
Flughafen Mont
Mont

Heeresbericht vom 26. April 1916

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
25 April 1916
Heeresbericht vom 26. April 1916
über Fleury, südlich von Douaumont und westlich davon
Fleury-devant-Douamont

Im Heeresbericht vom 26. April 1916 bin ich zum ersten Male, wenn auch nicht persönlich genannt, so doch durch eine meiner Taten erwähnt. Ich hatte mir auf meine Maschine ein Gewehr oben zwischen die Tragdecks im Geschmack, wie es der Nieuport hat, aufgebaut und war auf diese Konstruktion allein schon sehr stolz. Man lachte wohl etwas darüber, denn sie sah sehr primitiv aus. Ich schwor natürlich darauf und hatte bald Gelegenheit, sie praktisch zu verwerten. Ich begegnete einem Nieuport, der scheinbar auch [73]Anfänger war, denn er benahm sich furchtbar töricht. Ich flog auf ihn zu, worauf er ausriß. Offenbar hatte er eine Ladehemmung. Ich hatte nicht das Gefühl, als ob ich kämpfen würde, vielmehr: »Was wird jetzt erfolgen, wenn du auf ihn schießt?« Ich fliege ’ran, zum erstenmal auf eine ganz, ganz nahe Entfernung, drücke auf den Knopf des Maschinengewehrs, eine kurze Serie wohlgezielter Schüsse, mein Nieuport bäumt sich auf und überschlägt sich. Anfangs glaubten wir, mein Beobachter und ich, es sei eins der vielen Kunststücke, die einem die Franzosen vorzumachen pflegen. Dieses Kunststück wollte aber nicht aufhören, es ging immer tiefer, immer tiefer; da klopft mir mein »Franz« auf den Kopf und ruft mir zu: »Ich gratuliere, der fällt!« Tatsächlich fiel er in einen Wald hinter dem Fort Douaumont und verschwand zwischen den Bäumen. »Den hast du abgeschossen,« das war mir klar. Aber – jenseits! Ich flog nach Hause, meldete weiter nichts als: »Ein Luftkampf, ein Nieuport abgeschossen.« Einen Tag darauf las ich diese meine Heldentat im Heeresbericht. Ich war nicht schlecht stolz darauf, aber zu meinen zweiundfünfzig zählt dieser Nieuport nicht. * Heeresbericht vom 26. April 1916 Zwei feindliche Flugzeuge sind über Fleury, südlich von Douaumont und westlich davon, im Luftkampf abgeschossen.

Ein Nieuport 'runter

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
27 April 1916
über Fleury, südlich von Douaumont und westlich davon
Fleury-devant-Douamont

Liebe Mama!

In aller Eile eine freudige Botschaft: Sieh Dir mal den Heeresbericht vom 26. April 1916 an! Das eine der Flugzeuge hat mein Maschinengewehr auf dem Gewissen.

Holck

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
30 April 1916
Flughafen Mont
Mont

Als junger Flugzeugführer flog ich mal bei einem Jagdfluge über das Fort Douaumont hinweg, auf dem gerade heftiges Trommelfeuer lag. Da sah ich, wie ein deutscher Fokker drei Caudrons angriff. Zu seinem Pech war aber sehr starker Westwind. Also ungünstiger Wind. Er wurde im Laufe des Kampfes über die Stadt Verdun hinausgetrieben. Ich machte meinen Beobachter darauf aufmerksam, der auch meinte, das muß ein ganz schneidiger Kerl sein. Wir überlegten, ob es Boelcke sein könnte, und wollten uns nachher danach erkundigen. Da sah ich aber zu meinem Schrecken, wie aus dem Angreifer ein Verteidiger wurde. Der Deutsche wurde von den Franzosen, die sich mittlerweile auf mindestens zehn Flugzeuge verstärkt hatten, immer mehr heruntergedrückt. Ihm zu Hilfe kommen, konnte ich nicht. Ich war zu weit ab von den Kämpfenden und kam zudem in meiner schweren Maschine nicht gegen den Wind an. Der Fokker wehrte sich verzweifelt. Jetzt hatten ihn die Feinde schon mindestens auf sechshundert Meter heruntergedrückt. Da wurde er plötzlich von einem seiner Verfolger erneut angegriffen. Er verschwand in einem Sturzflug in einer Kumuluswolke. [75]Ich atmete auf, denn das war meiner Ansicht nach seine Rettung. Zu Hause angekommen, erzählte ich, was ich gesehen hatte, und erfuhr, daß es Holck, mein alter Kampfgenosse aus dem Osten, war, der vor kurzem vor Verdun Jagdflieger geworden war. Mit Kopfschuß war Graf Holck senkrecht abgestürzt. Es ging mir sehr nahe, denn er war nicht bloß ein Vorbild an Schneid, er war eben auch als Mensch eine Persönlichkeit, wie es nur wenige gibt.

Holck

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
30 April 1916
Flughafen Mont
Mont

Mit Erschütterung hörten wir, daß Graf Holk nicht mehr lebt. …Diese Luft auf dem Rücken der Pferde verband ihn eng met Manfred, der ja auch als Rennreiter vor dem Kriege schon kleine Erfolge hatte, dem man auf diesem Gebiet eine Zukunft voraussagte. Dann hatten die beiden sich im Osten getroffen, ein ungebundenes Fliegerleben miteinander gefürht, das den alten kühnen Reitergeist in die Lüfte übertrug. ..Lange hielt ich Manfreds Brief in der Hand. Er ließ keinen Zweifel: Holk war aus 3000 Meter mit Kopfschutz senkrecht in die Tiefe gestürzt; …

MvR flies to Holck's funeral

Richthofen, Beyond the legend of the Red Baron, Peter Kilduff, Arms and Armour, 1993
1 May 1916
Sivry-sur-Meuse

Richthofen flew to Sivry for the funeral [of Holck], just one of many such events, both modest and elaborate, that he would attend within the next two years.

Holcks Beerdigung

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
3 May 1916
Sivry-sur-Meuse

Liebe Mama!

Habe recht herzlichen Dank für Deine Glückwünsche zu meinem Geburtstage, den ich hier sehr nett verlebte. Vormittags hatte ich drei sehr nervenkitzelnde Luftkämpfe und abends saß ich mit Zeumer, meinem ersten Piloten, bis ein Uhr nachts bei einer Maibowle unter einem  blühenden Apfelbaum. Ich fühle mich in der neuen Beschäftigung als Kampfflieger (Pilot) sehr wohl; ich glaube, daß mich kein Posten im Kriege mehr reizen könnte wie dieser. Ich fliege Fokker, das ist das Flugzeug, mit dem Boelcke und Immelmann ihre riesigen Erfolge haben.  Holcks Tod tut mir zu leid. Drei Tage bevor er fiel, hatte ich ihn noch besucht, und wir waren so lustig zusammen. Er erzählte mir von seiner Gefangennahme in Montenegro. Man kann sich gar nicht denken, daß dieser von Gesundheit und Kraft strotzende Mensch nun nicht mehr ist. Von seinem letzten Luftkampf bin ich Augenzeuge gewesen. Erst schoß er einen Franzosen in einem Geschwader herunter, hatte scheinbar Ladehemmung und wollte wieder zurückfliegen über unsere Linie. Da hängte sich ihm ein ganzer Schwarm von Franzosen an. Mit einem Kopfschuß sauste er aus dreitausend Metern in die Tiefe. – Ein schöner Tod. – Holck mit einem Arm oder einem Bein wäre nicht auszudenken. Heute fliege ich zu seiner Beerdigung.

Kampfflieger!

Richthofen, der beste Jagdflieger des großen Krieges, Italiaander, A. Weichert Verlag, Berlin, 1938
3 May 1916
8. Kampfstaffel des 2. Kampfgeschwaders
Verdun

Wie man in einem Brief vom 3. Mai 1916 lesen kann, fühlte er sich “in der neuen Beschäftigung als Kampfflieger sehr wohl” – “Ich glaube, daß mich kein Posten im Kriege mehr reizen könnte als dieser.”

Manfred besucht Lothar

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
8 May 1916
Le Châtelet-sur-Retorune?
Le Chatelet

Erfreulich ist für mich, daß sich Manfred und Lothar hin und wiedr sehen und auch telefonisch in Verbindung bleiben. Nie vergißt Lothar, über solche Augenblicke zu berichten. Le Chatelet, 8. Mai 1916. “Manfred besuchte mich auf eine Stunde. Es war sehr nett, sich hier im Felde mal wiederzusehen. Einige Tage darauf schoß er einen Franzmann ab. Leider ist mir dies noch nicht gelungen, obgleich ich auch schon einige Lufkämpfe hinter mir habe. Einmal rettete ich eins unserer Flugzeuge aus den Klauen zweier Franzosen. Der Beobachter, ein Leutnant v. Schwerin von meiner Staffel, war tödlich verwundet und konnte sich nicht mehr wehren. Leider ist er nachher doch gestorben. Der Führer war nur leicht verwundet. Das Trommelfeuer am Toten Mann sehe ich jeden zweiten Tag.

Blitzbesuch an Schweidnitz

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
24 May 1916
bis 25. Mai
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Wie verwerteten die Milch in jeder Form, aber den Clou ihrer Bewertung herauszufinden, blieb Manfred vorbehalten. Das kam so: Wir waren Pfingsten in Trebnig bei meinem Bruder gewesen, hatten uns der üppig stehenden Saaten und des glatten Biehs erfreut; es war ein Grünen und Blühen wie im tiefsten Frieden. Als wir am nächsten Tage in Schweidnitz wieder ankamen, fanden wir liebe feldgraue Einquartierung: Manfred war da, zu kurzem Aufenthalt. Unser Herr Pilot war glänzender Laune, murrte nicht ein bißchen, daß er das Haus mit den Mädchen allein hatte hüten müssen. Er hatte sich nämlich inzwischen nüßlich und stillvergnügt in landwirtschaftlichem Sinne betätigt. Bei einer Revision der Speisekammer und der Keller war er auf den Einfall gekommen, die fette Milch buttern zu lassen. Jetzt wog er einen weißen Klumpen in der Hand, den er als feinste Süßrahm-Saanenziegenbutter bezeichnete. Er ließ nicht locker, bis wir gekostet hatten. Er strahlte aus seinen blauen Augen, als wir die ein wenig streng schmeckende Paste mit dem Prädikat “einfach ganz hervorragend” versahen. – Am nächsten Tage reiste er wieder ab.

MvR trains on Fokker Eindecker

Richthofen, Beyond the legend of the Red Baron, Peter Kilduff, Arms and Armour, 1993
14 June 1916
Entre Thonne-les-Près et La Chiers (Wikipedia.fr)
Thonne-les-Près

His Staffel leader, Victor Carganico, recalled: “At the time he came to my Staffel as a two-seater pilot, he was already urging that I send him for two or three days to the Heldenvater, the head of the Air Park in Montmédy, Keller, for single-seat fighter instruction. After his return, I place my own single-seater at his disposal, as, due to engine failure through no fault of his own, he had had to ‘set down’ near Verdun.”

Ein Gewitterflug

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
15 June 1916
Summer 1916
Flughafen Mont
Mont

Ein Gewitterflug Unsere Tätigkeit vor Verdun im Sommer 1916 wurde durch häufige Gewitterstürme gestört. Nichts Unangenehmeres gibt es für einen Flieger, als durch ein Gewitter hindurch zu müssen. Während der Somme-Schlacht zum Beispiel landete ein ganzes englisches Geschwader hinter unseren Linien, weil es durch ein Gewitter überrascht wurde. Es geriet so in Gefangenschaft. Ich hatte noch nie den Versuch gemacht, durch ein Gewitter hindurchzufliegen, und konnte es mir nicht verkneifen, das doch mal auszuprobieren. In der Luft war den ganzen Tag eine richtige Gewitterstimmung. Von meinem Flughafen Mont war ich nach dem nahen Metz hinübergeflogen, um dort einiges zu erledigen. Da ereignete sich bei meinem Nachhauseflug folgendes: Ich war auf dem Flugplatz in Metz und wollte nach meinem Flughafen zurück. Wie ich meine Maschine aus der Halle zog, machten sich die ersten Anzeichen eines nahen Gewittersturmes bemerkbar. Der Wind kräuselte den Sand, und eine pechschwarze Wand zog von Norden her heran. Alte, erfahrene Piloten rieten mir dringend ab, zu fliegen. Ich hatte aber fest versprochen zu kommen, und es wäre mir furchtsam erschienen, wenn ich wegen eines dummen Gewitters ausgeblieben [77]wäre. Also, Gas gegeben und mal probiert! Schon beim Start fing’s an zu regnen. Die Brille mußte ich wegwerfen, um überhaupt etwas sehen zu können. Das Üble war, daß ich über die Moselberge wegmußte, durch deren Täler gerade der Gewittersturm brauste. Ich dachte mir: »Nur zu, es wird schon glücken,« und näherte mich mehr und mehr der schwarzen Wolke, die bis auf die Erde herunterreichte. Ich flog so niedrig wie möglich. Über Häuser und Baumreihen mußte ich teilweise hinwegspringen. Wo ich war, wußte ich schon lange nicht mehr. Der Sturm erfaßte meinen Apparat wie ein Stück Papier und trieb ihn vor sich her. Mir saß das Herz doch etwas tiefer. Landen konnte ich nicht mehr in den Bergen, also mußte durchgehalten werden. Um mich herum war es schwarz, unter mir bogen sich die Bäume im Sturm. Plötzlich lag vor mir eine bewaldete Höhe. Ich mußte auf sie zu, mein guter Albatros schaffte es und riß mich darüber hinweg. Ich konnte nur noch geradeaus fliegen; jedes Hindernis, das kam, mußte genommen werden. Es war die reine Springkonkurrenz über Bäume, Dörfer, besonders Kirchtürme und Schornsteine, da ich höchstens noch fünf Meter hoch fliegen konnte, um in der schwarzen Gewitterwolke überhaupt noch etwas zu sehen. Um mich herum zuckten die Blitze. Ich wußte damals noch nicht, daß der Blitz nicht in [78]das Flugzeug schlagen kann. Ich glaubte den sicheren Tod vor Augen zu haben, denn der Sturm mußte mich bei der nächsten Gelegenheit in ein Dorf oder in einen Wald werfen. Hätte der Motor ausgesetzt, so wäre ich erledigt gewesen. Da sah ich mit einem Male vor mir eine helle Stelle am Horizont. Dort hörte das Gewitter auf; erreichte ich diesen Punkt, so war ich gerettet. Die ganze Energie zusammennehmend, die ein junger, leichtsinniger Mensch haben kann, steuerte ich darauf zu. Plötzlich, wie abgerissen, war ich aus der Gewitterwolke heraus, flog zwar noch im strömenden Regen, aber fühlte mich im übrigen geborgen. Noch immer bei strömendem Regen landete ich in meinem Heimatshafen, wo schon alles auf mich wartete, da von Metz bereits die Nachricht eingetroffen war, ich sei in einer Gewitterwolke, Richtung dorthin, verschwunden. Nie wieder werde ich, wenn es nicht mein Vaterland von mir fordert, durch einen Gewittersturm hindurchfliegen. In der Erinnerung ist alles schön, so gab es auch dabei schöne Momente, die ich nicht in meinem Fliegerdasein missen möchte.

Das erstemal auf einem Fokker

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
16 June 1916
Summer 1916
Flughafen Mont
Mont

Das erstemal auf einem Fokker Von Anfang meiner Pilotenlaufbahn an hatte ich nur ein Streben, und das war, in einem einsitzigen Kampfflugzeug fliegen zu dürfen. Nach langem Quälen bei meinem Kommandeur hatte ich die Erlaubnis ’rausgeschunden, einen Fokker zu schaukeln. Der Motor, der sich um sich selbst drehte, war mir etwas ganz Neues. Auch so allein in einem kleinen Flugzeug zu sitzen, war mir fremd. Ich besaß mit einem Freund, der jetzt schon lange tot ist, zusammen diesen einen Fokker. Vormittags flog ich ihn, nachmittags er. Jeder hatte Angst, der andere könne die Kiste eher zerschmeißen. Am zweiten Tage flogen wir gegen den Feind. Mir war vormittags kein Franzose begegnet, nachmittags kam der andere an die Reihe. Er kam nicht wieder, keine Nachricht, nichts. Spätabends meldete die Infanterie einen Luftkampf zwischen einem Nieuport und einem deutschen Fokker, nach dessen Verlauf der Deutsche scheinbar jenseits auf dem Toten Mann gelandet wäre. Es konnte nur Reimann sein, denn alle anderen waren zurückgekommen. Wir bedauerten unseren kühnen Kameraden, da plötzlich kam nachts die telephonische Nachricht, ein deutscher Fliegeroffizier sei mit einem Male im vordersten [80]Sappenkopf der Infanteriestellung auf dem Toten Mann erschienen. Er entpuppte sich als Reimann. Ihm war der Motor zerschossen worden, so daß er zur Notlandung gezwungen war. Er hatte dabei unsere Linien nicht mehr erreichen können und war zwischen dem Feind und uns gelandet. Schnell hatte er noch seine Maschine in Brand gesteckt und sich dann einige hundert Meter davon in einem Sprengtrichter verborgen gehalten. In der Nacht war er dann als Schleichpatrouille in unseren Gräben erschienen. So endete zum ersten Male unser Aktienunternehmen: »Der Fokker«. * Nach einigen Wochen bekamen wir einen zweiten. Diesmal fühlte ich mich verpflichtet, das gute Ding ins Jenseits zu befördern. Es war vielleicht mein dritter Flug auf der kleinen, schnellen Maschine. Beim Start setzte der Motor aus. Ich mußte hinunter, gerade in ein Haferfeld hinein, und im Umsehen war aus dem stolzen, schönen Apparat bloß noch eine unkenntliche Masse geworden. Wie durch ein Wunder war mir nichts passiert.

Lothar berichtet über MvR

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
16 June 1916
Flughafen Mont
Mont

24. Juni 1916 Die letzten Tage hier waren sehr anstrengend. Bin oft zehn Stunden in der Luft gewesen, habe Bomben geworfen ufw. Einige Luftkämpfe habe ich auch schon hinter mir – aber leider ohne Erfolg. Kürzlich haben wir bei einem “Bomben”-Film unseren sehr netten Geschwaderfürher, einen Hauptmann von Detten, verloren. Manfred ist wieder draußen und fliegt Fokker…

Immelmann

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
18 June 1916
Flughafen Mont
Mont

Wenige Wochen später folgte ihm Immelmann. Abgestürzt und tot. Unfaßbar. Er lebte im ganzen Volke. …Manfred schrieb: “Auf die Dauer glaubt eben jeder mal dran.” …

Zeumer

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
19 June 1916
June 1916 - exact date?
MvR wherabouts?
Mont

Häufig kam Manfred noch mit Zeumer zusammen; es war mir ein sympatischer Gedanke, die beiden alten Kampfgenossen aus dem Osten, die sich auch menschlich nahestanden, beieinander zu wissen. Leider ist der arme Z. von Pech verfolgt. über Fort Vaux wurde er abgeschossen, jedoch wie durch ein Wunder nur leicht verletzt. Da mußte es dann geschehen, daß beim Abtransport das Auto verunglückte und Z. sich an den rechten Oberschenkel brach. Nun wird es wohl mit dem Fliegen aus sein, und Manfred verliert einen seiner besten Kameraden.

Zeumer

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
19 June 1916
MvR wherabouts?
Mont

Ich blätter in alten Briefen aus Manfreds freier, ungebundener Fliegerzeit, als Georg Zeumer, Freund und Lehrer, ihn noch unterwies. Oft hatte ich inzwischen gefragt, was aus ihm wohl geworden sei, nachdem er das doppelte Mißgeschick hatte, über Fort Vaux abgeschossen zu werden und sich auf dem Abtransport den Schenkel zu brechen. Die Wunden heilten schlecht, Zuckerkrankheit trat auf, das Bein wurde neun Zentimeter verkürzt, Georg konnte nur noch an Stöcken gehen. Dennoch hing er mit jeder Faser seines Herzens weiter an der Fliegerei. Und nun – vor wenig Tagen – hörte ich, daß es ihm, namentlich durch Manfreds Vermittlung, gelungen ist, wieder ins Feld zu kommen, zur Jagdstaffel Boelcke. Für solche Gesinnung gibt es nicht ehrende Worte genug!

A frustrated MvR writes home

Richthofen, Beyond the legend of the Red Baron, Peter Kilduff, Arms and Armour, 1993
20 June 1916
Mont

A few days ago I nose-dived into the ground with my Fokker. Witnesses were more than a little astonished when, after quite some time, I crawled out of the heap of rubble totally unhurt. My good friend Zeumer has already gone one better. First he was shot down by the French and received only light grazing shots, three days later he broke his thigh under quite stupid circumstances. I am entertaining the thought of going to Bölcke and becoming his student. I always need a change. That would be something new again and would not hurt me.

Immelmann

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
22 June 1916
Mont

Liebe Mama!

Was habt Ihr zu Immelmanns Tod gesagt? Auf die Dauer glaubt eben jeder mal dran. – Auch Boelcke. – Der Kommandeur von Lothars Kampfgeschwader ist auch von einem Bombenfilm nicht zurückgekommen. Einen Tag vorher ist der Kommandeur von meinem alten K. G. 1, ehemals B. A. O. auch abgeschossen worden. Es war ein Freiherr von Gerstorff, wohl der tüchtigste Kommandeur, den ein Kampfgeschwader je gehabt hat. Ich habe ihn immer gern gehabt.

Bombenflüge in Rußland

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
1 July 1916
Juni hieß es plötzlich verladen.
Manjewicze
Kowel

Bombenflüge in Rußland. Juni hieß es plötzlich verladen. Wir wußten nicht, wo es hinging, aber den richtigen Tip hatten wir und waren deshalb nicht übermäßig erstaunt, wie uns unser Kommandeur mit der Neuigkeit überraschte, daß wir nach Rußland gingen. Wir fuhren durch ganz Deutschland mit unserem Wohnzug, aus Speise- und Schlafwagen bestehend, und kamen schließlich nach Kowel. Dort blieben wir in unseren Eisenbahnwagen wohnen. Dieses Wohnen in Zügen hat ja nun natürlich sehr viel Vorteile. Man ist stets fertig, um weiterzureisen, und man hat immer dasselbe Quartier. Aber in der russischen Sommerhitze ist so ein Schlafwagen das Fürchterlichste, was es geben kann. Deshalb zog ich es vor, mit zwei guten Freunden, Gerstenberg und Scheele, in den nahen Wald zu ziehen, wo wir uns ein Zelt aufbauten und wie Zigeuner lebten. Das waren schöne Zeiten. * In Rußland warf unser Kampfgeschwader viel Bomben. Wir beschäftigten uns damit, die Russen zu ärgern, und legten auf ihre schönsten Bahnanlagen unsere Eier. An einem dieser Tage zog unser ganzes Geschwader los, um eine sehr wichtige Bahnhofsanlage zu bewerfen. Das Nest hieß Manjewicze und lag etwa dreißig Kilometer hinter der Front, also nicht so übertrieben weit. Die Russen hatten einen Angriff geplant, und zu diesem Zweck war der Bahnhof ganz ungeheuerlich mit Zügen angefüllt. Ein Zug stand neben dem anderen, eine ganze Strecke war mit fahrenden Zügen belegt. Man konnte das von oben sehr schön sehen; an jeder Ausweichstelle stand ein Transportzug. Also ein wirklich lohnendes Ziel für einen Bombenflug. Man kann sich für alles begeistern. So hatte ich mich mal für eine Weile für dieses Bombenfliegen begeistert. Es machte mir einen unheimlichen Spaß, die Brüder da unten zu bepflastern. Oft zog ich an einem Tage zweimal los. An diesem Tage hatten wir uns also Manjewicze zum Ziele gesteckt. Jede Staffel für sich zog geschlossen gen Rußland. Die Maschinen standen am Start, jeder Flugzeugführer versuchte noch einmal seinen Motor, denn es ist eine peinliche Sache, auf der falschen Partei notzulanden und besonders in Rußland. Der Russe ist auf Flieger wie wild. Kriegt er einen zu fassen, schlägt er ihn ganz bestimmt tot. Das ist auch die einzige Gefahr in Rußland, denn feindliche Flieger gibt es da nicht, oder so gut wie gar nicht. Kommt mal einer vor, so hat er sicherlich Pech und wird abgeschossen. Die Ballonabwehrgeschütze in Rußland sind manchmal ganz gut, aber ihre Zahl nicht ausreichend. Gegen den Westen jedenfalls ist das Fliegen im Osten eine Erholung. * Die Maschinen rollen schwer bis an den Startplatz. Sie sind bis auf ihr letztes Ladegewicht mit Bomben angefüllt. Ich schleppte manchmal einhundertfünfzig Kilogramm Bomben mit einem ganz normalen C-Flugzeug. Außerdem hatte ich noch einen schweren Beobachter mit, dem man die Fleischnot gar nicht ansah, ferner »für den Fall, daß« noch zwei Maschinengewehre. Ich habe sie nie in Rußland ausprobieren können. Es ist sehr schade, daß in meiner Sammlung kein Russe vorhanden ist. An der Wand würde sich seine Kokarde gewiß ganz malerisch machen. So ein Flug mit einer dicken, schwerbeladenen Maschine, besonders in der russischen Mittagsglut, ist nicht von Pappe. Die Kähne schaukeln sehr unangenehm. Runterfallen tun sie natürlich nicht, dafür sorgen die einhundertfünfzig »Pferde«, aber es ist doch kein angenehmes Gefühl, so viel Sprengladung und Benzin bei sich zu haben. Endlich ist man in einer ruhigeren Luftschicht und kommt allmählich zu dem Genuß des Bombenfluges. Es ist schön, geradeaus zu fliegen, ein bestimmtes Ziel zu haben und einen festen Auftrag. Man hat nach einem Bombenwurf das Gefühl: Du hast etwas geleistet, während man manchmal bei einem Jagdflug, wo man keinen abgeschossen [84]hat, sich sagen muß: Du hättest es besser machen können. Ich habe sehr gern Bomben geworfen. Mein Beobachter hatte es sachte sehr ordentlich wegbekommen, das Ziel genau senkrecht zu überfliegen und mit Hilfe eines Zielfernrohres den guten Augenblick abzupassen, um sein Ei zu legen. Es ist ein schöner Flug nach Manjewicze. Ich habe ihn öfters hinter mir. Wir kamen über riesige Waldkomplexe, in denen gewiß die Elche und Luchse herumturnen. Die Dörfer sahen allerdings auch so aus, als ob sich die Füchse darin Gute Nacht sagen könnten. Das einzige größere Dorf in der ganzen Gegend war Manjewicze. Um das Dorf herum waren zahllose Zelte aufgeschlagen und am Bahnhof selbst unzählige Baracken. Rote Kreuze konnten wir nicht erkennen. Vor uns war eine Staffel dagewesen. Dieses konnte man an einzelnen rauchenden Häusern und Baracken noch feststellen. Sie hatte nicht schlecht geworfen. Der eine Ausgang des Bahnhofs war durch einen Treffer offenbar versperrt. Die Lokomotive dampfte noch. Gewiß waren die Herren Zugführer irgendwo in einem Unterstand oder so was Ähnlichem. Auf der anderen Seite fuhr gerade eine Lokomotive mit großer Fahrt heraus. Natürlich reizte einen das, das Ding zu treffen. Wir fliegen das Ding an und setzen einige hundert Meter davor eine Bombe. Der gewünschte Erfolg war da, die Lokomotive blieb stehen. Wir machen kehrt und werfen noch sauber Bombe für Bombe, fein gezielt durch das Zielfernrohr, auf den Bahnhof. Wir haben ja Zeit, es stört uns niemand. Ein feindlicher Flughafen ist zwar ganz in der Nähe, aber seine Piloten sind nicht zu sehen. Abwehrgeschütze knallen nur ganz vereinzelt und in einer ganz anderen Richtung als wir fliegen. Wir heben uns noch eine Bombe auf, um sie besonders nutzbringend beim Nachhauseflug anzuwenden. Da sehen wir, wie ein feindlicher Flieger auf seinem Hafen startet. Ob er sich wohl mit dem Gedanken trägt, uns anzugreifen? Ich glaube es nicht. Viel eher sucht er Sicherheit in der Luft, denn das ist bei Bombenflügen auf Flughäfen ganz gewiß das bequemste, sich der persönlichen Lebensgefahr zu entziehen. Wir machen noch einige Umwege und suchen Truppenlager, denn das macht besonderen Spaß, die Herren da unten mit Maschinengewehren zu beunruhigen. Solche halbwilden Völkerstämme wie die Asiaten haben noch viel mehr Angst als die gebildeten Engländer. Besonders interessant ist es, auf feindliche Kavallerie zu schießen. Es bringt ungeheure Unruhe unter die Leute. Man sieht sie mit einem Male nach allen Himmelsrichtungen davonsausen. Ich möchte nicht Schwadronschef von so einer Kosakeneskadron sein, die von Fliegern mit Maschinengewehren beschossen [86]wird. Allmählich konnten wir wieder unsere Linien sehen. Nun wurde es Zeit, daß wir unsere letzte Bombe loswurden. Wir beschlossen, einen Fesselballon, »den« Fesselballon der Russen, mit einer Bombe zu bedenken. Wir konnten ganz gemütlich auf wenige hundert Meter heruntergehen und den Fesselballon bewerfen. Anfangs wurde er mit großer Hast eingezogen, wie aber die Bombe gefallen war, hörte das Einziehen auf. Ich erklärte es mir dadurch, nicht etwa, daß ich getroffen hatte, sondern eher, daß die Russen ihren Hetman da oben in dem Korb im Stich ließen und weggelaufen waren. Wir erreichten schließlich unsere Front, unsere Gräben und waren, als wir zu Hause ankamen, doch etwas erstaunt, wie wir feststellten, daß man uns von unten doch beschossen hatte, wenigstens zeigte dies ein Treffer in der Tragfläche. * Ein andermal waren wir gleichfalls etwa in derselben Gegend auf einen Angriff der Russen angesetzt, die den Stochod zu überschreiten beabsichtigten. Wir kamen an die gefährdete Stelle, mit Bomben beladen und sehr viel Patronen fürs Maschinengewehr, und da sahen wir zu unserer großen Überraschung, wie bereits der Stochod von feindlicher Kavallerie überschritten wird. Eine einzige Brücke diente zum Nachschub. Also war es klar: Trifft man diese, so kann man dem Feind ungeheuer schaden. Außerdem wälzten sich über den schmalen Steg dicke Truppenmassen. Wir gingen auf möglichst niedrige Höhe hinunter und konnten nun genau erkennen, daß die feindliche Kavallerie in großer Geschwindigkeit über den Übergang marschierte. Die erste Bombe krachte nicht weit von ihr, die zweite, dritte folgte unmittelbar darauf. Unten entsteht eine wüste Unordnung. Die Brücke ist zwar nicht getroffen, aber nichtsdestotrotz hat der Verkehr vollständig aufgehört, und alles, was Beine hat, ist nach allen Himmelsrichtungen davon. Der Erfolg war gut, denn das waren nur drei Bomben; es kam ja noch das ganze Geschwader hinterher. Und so konnten wir noch manches erreichen. Mein Beobachter schoß feste mit dem Maschinengewehr unter die Brüder, und wir hatten einen wilden Spaß daran. Was unser positiver Erfolg war, kann ich natürlich nicht sagen. Die Russen haben es mir auch nicht erzählt. Aber eingebildet habe ich mir, daß ich den russischen Angriff allein abgeschlagen habe. Ob es stimmt, wird die Kriegschronik der Russen nach dem Kriege mir wohl mitteilen.

Lothar berichtet über MvR

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
5 July 1916
Mercy Le Bas
Sandres

Mercy Le Bas bei Sandres, 5. Juli 1916 Wie Du aus den Zeitungen ersiehst, ist hier im Westen wieder großer Betrieb. Wir sind nach obigem Flughafen umgezogen, etwas näher an Verdun – wo Manfred zuvor gelegen hat. Jetzt ist er ja im Osten bei der Bugarmee.

Auf die Nase gefallen

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
6 July 1916
Mercy Le Bas
Sandres

Liebe Mama!

Vor einigen Tagen bin ich mit meinem Fokker auf die Nase gefallen. Die Zuschauer waren nicht wenig erstaunt, wie ich nach einer ganzen Weile gänzlich unbeschädigt aus dem Trümmerhaufen hervorgekrochen kam. Meinem guten Freund Zeumer geht es jetzt schon etwas besser.  Erst wird er von den Franzosen abgeschossen und bekommt nur einige leichte Streifschüsse, drei Tage darauf bricht er sich bei einer ganz dummen Geschichte den Oberschenkel. Ich trage mich mit dem Gedanken, zu Boelcke zu gehen und sein Schüler zu werden. Ich brauche eben immer
Abwechslung. Das wäre wieder einmal was Neues und keine Verschlechterung für mich.

Jasta 2 moves to Bertincourt

http://www.theaerodrome.com/services/germany/jasta/jasta2.php
10 August 1916
Bertincourt

Bombs on La Brayelle

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
13 August 1916
La Brayelle

This photograph shows a daylight bombing raid on La Brayelle by No,23 Squadron F.E.2bs on 13 August 1916. Bomb explosions (casting long shadows) can be seen amongst the landing area and structures in the middle of the photograph. (H. Kilmer) (picture source: Inside the victories of Manfred von richthofen – Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016)

Blitzbesuch an Schweidnitz

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
25 August 1916
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Am 25. August überraschte uns Manfred mit seinem Besuch auf der Durchreise vom Osten nach dem Westen. Einige Monate hat das Kampfgeschwader, dem er angehört, die Bahnhöfe und Brücken am Stochod unsicher gemacht. Er war braunverbrannt von der russischen Sonne, war bester Stimmung, erzählte lebhaft, während wir im Garten unter den großen Nußbäumen saßen. Et wußte so anschaulich zu schildern, daß man die packenden Szenen vor sich zu haben glaubte. “Ich habe gern Bomben geworfen”, sagte Manfred. “Man hat immer das Gefühl, was geleistet zu haben, wenn man nach Hause fliegt.” “Aber…?” Manfred steht am Stamm des Nußbaumes. Etwas sehr Freudiges ist in seiner Stimme: “Jetzt geht’s zur Jagdfliegerei, Mama!” Und ich höre nun, wie Boelcke, der “große Mann” mit dem Pour Le Mérite, eines Tages auf dem heißen sandigen Flugplatz von Kowel erschien und ihn für die neue Jagdstaffel anwarb, die er an der Somme nach eigenem Plan zusammenstellen sollte. Am Tage darauf sind Albrecht und Manfred zur Jagd gefahren, in den Nonnenbusch. Sie schossen 15 Hühner… …Nachmittags geschieht etwas, mit dem ich mich nicht so schnell abfinden kann: eine Dame in tiefem Trauergewand besucht uns….Die Dame ist gegangen. Wir sind allein. Manfred blickt mich an mit großen Augen. “Mama”, sagt er, “um mich legst du dir einmal nicht solche Qualen auf, versprich mir das.” Das sind seine Worte gewesen, ich sah ihn erstaunt an. Doch Manfred legte sofort seinen Arm um mich und lachte. Ein frohes, sorgloses lachen. Es scheuchte die trüben Gedanken hinweg.

Jasta 2 moves to Vélu

http://www.theaerodrome.com/services/germany/jasta/jasta2.php
27 August 1916
Vélu

Bölcke fragt MvR

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
1 September 1916
Kowel

Endlich! Die Augustsonne war fast unerträglich auf dem sandigen Flugplatz in Kowel. Wir unterhielten uns mit den Kameraden, da erzählte einer: »Heute kommt der große Boelcke und will uns, oder vielmehr seinen Bruder, in Kowel besuchen.« Abends erschien der berühmte Mann, von uns sehr angestaunt, und erzählte vieles Interessante von seiner Reise nach der Türkei, von der er gerade auf dem Rückwege war, um sich im Großen Hauptquartier zu melden. Er sprach davon, daß er an die Somme ginge, um dort seine Arbeit fortzusetzen, auch sollte er eine ganze Jagdstaffel aufstellen. Zu diesem Zwecke konnte er sich aus der Fliegertruppe ihm geeignet erscheinende Leute aussuchen. Ich wagte nicht, ihn zu bitten, daß er mich mitnähme. Nicht aus dem Grunde heraus, daß es mir bei unserem Geschwader zu langweilig gewesen wäre – im Gegenteil, wir machten große und interessante Flüge, haben den Rußkis mit unseren Bomben so manchen Bahnhof eingetöppert – aber der Gedanke, wieder an der Westfront zu kämpfen, reizte mich. Es gibt eben nichts Schöneres für einen jungen Kavallerieoffizier, als auf Jagd zu fliegen. Am nächsten Morgen sollte Boelcke wieder wegfahren. Frühmorgens klopfte es plötzlich an [89]meiner Tür, und vor mir stand der große Mann mit dem Pour le mérite. Ich wußte nicht recht, was er von mir wollte. Ich kannte ihn zwar, wie bereits erwähnt, aber auf den Gedanken kam ich nicht, daß er mich dazu aufgesucht hatte, um mich aufzufordern, sein Schüler zu werden. Fast wäre ich ihm um den Hals gefallen, wie er mich fragte, ob ich mit ihm nach der Somme gehen wollte.

Bölcke asks MvR to join Jasta 2 - Burrows' version

The dramatic true story of the Red Baron, Wiliam E Burrows, 1972, Mayflower Books
1 September 1916
Kowel

One afternoon, Oswald Bölcke appeared. He was on his way back to Germany from a tour of air groups in Turkey. The trip had been arranged by the high command with the double purpose of giving Bölcke a rest after his nineteenth kill and showing the German and Turkish forces fighting the Arabs and the British on the Arabian Peninsula that they had not been forgotten because of the Fatherland’s two other fronts. Bölcke had shot down more airplanes than any other German, and was being touted by Berlin as the world’s greatest combat pilot. He told the awe-struck bomber pilots at dinner that night that he had just dropped in for a few hours to visit with his brother, Wilhelm, who happened to be the commander of Richthofen’s squadron. It was not quite true. The younger Bölcke had been ordered to start an elite mobile scout squadron to grapple with increasingly better and more determined British squadrons on the western front. He was looking for talent. Richthofen was one of the pilots sitting around the dining table who smiled at Bölcke whenever their eyes met. He remained in the group that followed the Bölcke brothers to a lounge after the meal, and listened attentively while Oswald described conditions in France and some of the outstanding Allied pilots the Germans were encountering there. When it was late, the officers of the 2nd Fighting Squadron left in ones and twos, taking respectful leave, as if they sensed they were at an audition, until the brothers were finally alone in a room full of cigarette smoke and empty glasses. Oswald explained to Wilhelm why he had come and added that, judging by what he had seen and heard that evening and previously, Richthofen wanted to become a scout pilot. He knew something of the Prussian’s background, of his wealthy family, and of his renowned passion for hunting and apparent indifference to women and alcohol. What about his temperament? Would he fit into a hunting squadron? Would he have the patience to stalk in the air the way he did on the ground, the obedience to follow instructions as quickly as was necessary in air-to-air fighting? Did he have the eyes and reflexes to be successfully aggressive? Wilhelm told Oswald that Richthofen had had a difficult start in flying, and although he still tended to be ham-fisted, he was working hard to become better. He knew almost nothing about how airplanes worked, or about their machine guns, and showed little inclination to learn. That trait would have to be watched, Wilhelm said, because it was the sure sign of a glory-seeker who did not feel he should be bothered with details. Details won battles, Wilhelm added, which Richthofen should have learned in school. But he was eager, and being hungry for fame – even too hungry – was not a bad thing if the fundamentals could be beaten into his thick skull before he got killed. If he lived through his first patrols, the older Bölcke advised the younger, he would probably make a good scout pilot. And there was one more, named Erwin Böhme, who was an old man of thirty-seven and an exceptionally skilled and courageous pilot. Why not take him, too, asked Wilhelm, and have an old tiger among the cubs. Early the next morning, Bölcke packed his bag and then went to Richthofen’s and Böhme’s quarters. He invited them to join a new group called ‘Jagdstaffel 2’ and if they accepted, to be at Lagnicourt, France, on or about September 1. Jagd is German for ‘hunting’. They accepted.

How Bölcke asked MvR

Who killed the Red Baron? - PJ Carisella & James W Ryan, 1969, Purnell Book Services
1 September 1916
Kowel

“Are you no longer interested, my young friend, in being a fighter pilot?”, Bölcke asked the incredulous Baron. “Yes, of course, sir” Manfred blurted out. Quickly recovering his usual poise, he waved the Saxon flier to a chair. “Please be seated, Herr Leutnant”.

In a few staccato sentences, Bölcke explained the reason for his visit. The Baron was well aware of the reason but listened politely and with the greatest interest. “Affairs are going badly for our airmen on the Somme Front. The enemy has seized control of the air. You know what that means. Their aircraft are directing artillery fire without interference. Their fighters are incessantly strafing our infantry. The effect on the morale of our men is abysmal. Our flying service is being derided. The front-line troops are saying: ‘May God punish England, our artillery, and our air force.’ And the infantry is asking: ‘Has anybody seen a German airman?’ I have been ordered to recruit a group of select fliers and form a crack squadron and drive the enemy from the air. How about you, Baron, would you like to join me on the Somme and see some real fighting?”

 

Leutnant Böhme recalls Bölcke asking MvR to join him

The Red Baron Combat Wing, Jagdgeschwader Richthofen in Battle, Peter Kilduff, 1997, Arms and armour press
1 September 1916
Kowel

… In addition to myself, Bölcke has recruited from here a young Uhlan Leutnant von Richthofen, a splendid fellow, who has already proven himself at Verdun and here as a daring and reliable airman.

Zugfahrt im Westen

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
4 September 1916
Drei Tage später
Near Bertincourt
Vélu

Drei Tage später saß ich auf der Eisenbahn und fuhr quer durch Deutschland direkt nach dem Feld meiner neuen Tätigkeit. Endlich war mein sehnlichster Wunsch erfüllt, und nun begann für mich die schönste Zeit meines Lebens. Daß sie sich so erfolgreich gestalten würde, wagte ich damals nicht zu hoffen. Beim Abschied rief mir ein guter Freund noch nach: »Komm’ bloß nicht ohne den Pour le mérite zurück!«

MvR and Boelcke look at the D.H.2 Boelcke shot down as his 24th victory.

Manfred von Richthofen, The man and the aircraft he flew, David Baker, 1990, Outline Press
14 September 1916
Driencourt

Victory 01

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
17 September 1916
Near Villers Plouich
Villers Plouich

Combat Report: Vickers No. 7018, Motor No. 701, Machine guns Nos 17314n 10372, near Villers Plouich, 1100 hrs.

When patrol flying I detected shrapnel clouds in direction of Cambrai. I hurried forth and met a squad which I attacked shortly after 1100. I singled out the last machine and fired several times at closest range (ten metres). Suddenly the enemy propellor stood stock still. The machine went down gliding and I followed until I had killed the observer who had not stopped shooting until the last moment. Now my opponent went downwards in sharp curves. At approximately 1.200 metres a second German machine came along and attacked my victim right down to the ground and then landed next to the English plane. Weather: bright morning with clouds in the afternoon.

Witnesses: Capt. Boelcke from above and Capt. Gaede, Lieut. Pelser and other officers from below.

Pilot: N.C.O. Rees [sic], wounded, hospital at Cambrai.

Observer: Killed, buried by Jagdstaffel 4.

Victory 01

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
17 September 1916
Near Villers Plouich
Villers Plouich

Wir standen alle auf dem Schießplatz, und einer nach dem anderen schoß sein Maschinengewehr ein, so, wie es ihm am günstigsten erschien. Am Tage vorher hatten wir unsere neuen Apparate bekommen, und am nächsten Morgen wollte Boelcke mit uns fliegen. Wir waren alle Anfänger, keiner von uns hatte bisher einen Erfolg zu verzeichnen. Was Boelcke uns sagte, war uns daher ein Evangelium. In den letzten Tagen hatte er, wie er sich ausdrückte, zum Frühstück schon mindestens einen, manchmal auch zwei Engländer abgeschossen. Der nächste Morgen, der 17. September, war ein wunderbarer Tag. Man konnte mit regem Flugbetrieb der Engländer rechnen. Bevor wir aufstiegen, erteilte Boelcke uns noch einige genaue Instruktionen, und zum ersten Male flogen wir im Geschwader unter Führung des berühmten Mannes, dem wir uns blindlings anvertrauten. Wir waren gerade an die Front gekommen, als wir bereits über unseren Linien an den Sprengpunkten unserer Ballon-Abwehrkanonen ein feindliches Geschwader erkannten, das in Richtung Cambrai flog. Boelcke war natürlich der erste, der es sah, denn er sah eben mehr als andere Menschen. Bald hatten wir auch die Lage erfaßt, und jeder strebte, dicht hinter Boelcke zu bleiben. Wir waren uns alle klar, daß wir unsere erste Prüfung unter den Augen unseres verehrten Führers zu bestehen hatten. Wir näherten uns dem Geschwader langsam, aber es konnte uns nicht mehr entgehen. Wir waren zwischen der Front und dem Gegner. Wollte er zurück, so mußte er an uns vorbei. Wir zählten schon die feindlichen Flugzeuge und stellten fest, daß es sieben waren. Wir dagegen nur fünf. Alle Engländer flogen große, zweisitzige Bomben-Flugzeuge. Nur noch Sekunden, dann mußte es losgehen. Boelcke war dem ersten schon verflucht nahe auf die Pelle gerückt, aber noch schoß er nicht. Ich war der zweite, dicht neben mir meine Kameraden. Der mir am nächsten fliegende Engländer war ein großer, dunkel angestrichener Kahn. Ich überlegte nicht lange und nahm ihn mir aufs Korn. Er schoß, ich schoß, und ich schoß vorbei, er auch. Es begann ein Kampf, in dem es für mich jedenfalls darauf ankam, hinter den Burschen zu kommen, da ich ja nur in meiner Flugrichtung schießen konnte. Er hatte es nicht nötig, denn sein bewegliches Maschinengewehr reichte nach allen Seiten. Er schien aber kein Anfänger zu sein, denn er wußte genau, daß in dem Moment sein letztes Stündlein geschlagen hatte, wo ich es erreichte, hinter ihn zu gelangen. Ich hatte damals noch nicht die Überzeugung, »der muß fallen«, wie ich sie jetzt voll habe, sondern ich war vielmehr gespannt, ob er wohl fallen würde, und das ist ein wesentlicher Unterschied. Liegt mal der erste oder gar der zweite oder dritte, dann geht einem ein Licht auf: »So mußt du’s machen.« Also mein Engländer wandte, drehte sich, oft meine Garbe kreuzend. Daran dachte ich nicht, daß es auch noch andere Engländer in dem Geschwader gab, die ihrem bedrängten Kameraden zu Hilfe kommen konnten. Nur immer der eine Gedanke: »Der muß fallen, mag kommen, was da will!« Da, endlich ein günstiger Augenblick. Der Gegner hat mich scheinbar verloren und fliegt geradeaus. Im Bruchteil einer Sekunde sitze ich ihm mit meiner guten Maschine im Nacken. Eine kurze Serie aus meinem Maschinengewehr. Ich war so nahe dran, daß ich Angst hatte, ihn zu rammen. Da plötzlich, fast hätte ich einen Freudenjauchzer ausgestoßen, denn der Propeller des Gegners drehte sich nicht mehr. Hurra! Getroffen! Der Motor war zerschossen, und der Feind mußte bei uns landen, da ein Erreichen seiner Linien ausgeschlossen war. Auch merkte ich an den schwankenden Bewegungen des Apparates, daß irgend was mit dem Führer nicht mehr ganz in Ordnung war. Auch der Beobachter war nicht mehr zu sehen, sein Maschinengewehr ragte ohne Bedienung in die Luft. Ich hatte ihn also getroffen, und er mußte am Boden seiner Karosserie liegen. Der Engländer landete irgendwo unmittelbar neben dem Flughafen eines mir bekannten Geschwaders. Ich war so aufgeregt, daß ich mir das Landen nicht verkneifen konnte, und landete in dem mir fremden Flughafen, wo ich fast im Eifer meine Maschine noch auf den Kopf stellte. Die beiden Flugzeuge, der Engländer und meines, waren nicht sehr weit voneinander entfernt. Ich lief gleich hin und sah bereits eine Menge Soldaten nach dem Gegner hinströmen. Dort angekommen, fand ich, daß meine Annahme stimmte. Der Motor war zerschossen und beide Insassen schwer verletzt. Der Beobachter starb gleich, der Führer auf dem Transport zum nahen Lazarett. Meinem in Ehren gefallenen Gegner setzte ich zum Andenken einen Stein auf sein schönes Grab. Als ich nach Hause kam, saß Boelcke mit den anderen Kameraden bereits beim Frühstück und wunderte sich sehr, wo ich so lange geblieben war. Stolz meldete ich zum ersten Male: »Einen Engländer abgeschossen.« Sofort jubelte alles, denn ich war nicht der einzige; außer Boelcke, der, wie üblich, seinen Frühstückssieg hatte, war jeder von uns Anfängern zum ersten Male Sieger im Luftkampf geblieben. Ich möchte bemerken, daß seitdem kein englisches Geschwader sich mehr bis Cambrai getraute, solange es dort eine Jagdstaffel Boelcke gab.

MvR schreibt seine Mutter

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
18 September 1916
Near Bertincourt
Vélu

…Manfred hat lange nichts von sich hören lassen. Immer, wenn der Briefbote kommt, steht man schon am Fenster. An der Somme finden erbitterte Kämpfe statt. Auch in der Luft; Boelckes Stern überstrahlt alles. Was für ein wundervoller Mensch muß er sein, und Manfred ist an seiner Seite! 22.September 1916 Ein ausführlicher Brief von Manfred. Jagdstaffel II, 18. September 1916. “Liebe Mama! Du hast Dich gewiß schon gewundert, daß ich Dir noch gar nicht geschrieben habe. Aber ich sitze nun zum ersten Male an meinem Tisch und nehme ein Feder zur Hand. Bisher war ich dauernd beschäftigt. Ich flog in der letzten Zeit eine Aushilfsmachine, mit der ich wenig anfangen konnte und im Luftkampf meist den kürzeren zog. Gestern endlich kam die für mich bestimmte Kiste an und, denke Dir bloß, beim Einfliegen derselben sehe ich ein englisches Geschwader auf unsere Seite. – Fliege hin – und schieße einen runter. Die Insassen waren ein englischer Offizier und ein Unteroffizier. Ich war sehr stolz auf mein Einfliegen. Der Abgeschossene ist mir natürlich angerechnet worden. Boelcke ist jedem ein Rätsel, fast bei jedem Fluge schießt er einen ab. Bei seinem vierundzwanzigsten, fünfundzwanzigsten, sechsundzwanzigsten und siebenundzwanzigsten war ich selbst in der Luft dabei und beteiligte mich an dem Kampf. Dis Slacht an der Somme ist doch nicht so, wie sie Euch wohl in der Heimat erscheint. Der Feind greift mit enormer übermacht, besonders an Artillerie, seit vier Wochen täglich an. Immer mit ganz frischen Truppen. Unsere Leute schlagen sich glänzend. In den nächsten Tagen werden wir wohl unseren Flughafen etwas weiter zurückverlegen dürfen. Das Ganze hat das Gesicht eines Bewegungskrieges. Daß mein Freund Schweinichen gefallen ist, weißt Du wohl. Ich wollte ihn gerade besuchen, da er hier ganz in meiner Nähe war. Am selben Tage war er gefallen.” Hans v. Schweinichen war Manfreds bester Freund aus dem Kadettenkorps gewesen. Seite an Seite waren sie in Wahlstatt und Lichterfelde durch die Klassen gegangen. Bei der Einsegnung knieten sie gemeinsam vor dem Altar, auch wir Eltern saßen bei dieser Feier zusammen. Manfred bekam den schönen Spruch: “Gott ist es, der in euch wirket beides – das Wollen und das Vollbringen nach seinem Wohlgefallen.” Auch in Lichterfelde blieben die beiden unzertrennlich. Der Sonntagsurlaub in Berlin wurde meist gemeinsam verbracht. Sie bummeln durch die Museen, längst ist die Mittagszeit vorüber, da sagt Schweinichen: “Wir wollen jetzt essen, ich habe gräßlichen Hunger.” – Manfred ist anderer Ansicht: “Erst muß ich alles gesehen haben.” Hans brummt ein bißchen und trottet wieder mit. Nach einer weiteren Stunde sagt er wieder: “Du, jetzt halt ich’s nicht mehr aus, mein Magen knurrt entsetzlich.” Darauf Manfred: “Gut, geh essen – ich möchte aber noch hierbleiben.” In aller Freundschaft trennt man sich und trifft sich erst am Billettschalter zum Zuge nach Lichterfelde wieder. Dann fahren die beiden sehr zufrieden und vergnügt in die Anstalt zurück. In dieser Freundschaft gibt es keinen Mißklang, sie würde ewig halten…

Bölcke's analysis of MvR's first victory

The dramatic true story of the Red Baron, Wiliam E Burrows, 1972, Mayflower Books
18 September 1916
Near Bertincourt
Vélu

Bölcke was not only the commander of Jasta 2, but also its mentor, so the battle was analyzed the next day, when the weather was too bad for patrols. He had stayed above the battle long enough to catch glimpses of what his men were doing, yet he had also found time to make his own kill, which, raked by bullets, crashed into an observation balloon while making a forced landing, and burst into flames. He explained to each of his cubs what they had done wrong and gave solutions. Richthofen described his fight to Bölcke, who listened silently and did not take his large contemplative eyes off the cub. An interrogation started. Did Richthofen carefully deliberate the circumstances before he went after the two-seater? Did he not, in fact, make a series of wild charges, instead of a controlled attack? Had he checked from time to time to see whether anyone was on his tail? Why had he made wide sweeps around his victim, thereby inviting an enemy to approach him unnoticed? Why, for that matter, had he stayed in the combat area so long, and, above all, why had he landed and wasted time and almost an airplane? Bölcke did not want to embarrass Richthofen in front of his fellows, so he praised the final attack, which, he said, seemed well judged. He decided to have a talk with Richthofen in private.

Jasta 2 moves to Lagnicourt

http://www.theaerodrome.com/services/germany/jasta/jasta2.php
22 September 1916
Lagnicourt

Victory 02

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
23 September 1916
Cambrai Road
Bapaume

Combat report: 1100hrs. One-seater Martinsyde, GW No. 174. 1100 air fight above Bapaume. Adversary dashed, after 300 shots, mortally wounded, near Beugny (street Bapaume – Cambrai) to the ground. Two machine guns recovered, will be delivered. Dead occupant buried by 7th Infantry division. Weather: bright and clear all day; ground mist in early morning.

Lothar erzählt über MvR

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
25 September 1916
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Am 25. kam Lother, ganz überraschend… …Wir verlieren uns in alte Zeiten, und alles ist wieder freundlich und hell. Einmal, da schoß Manfred in blindem Jagdeifer fünf Enten tot – die auf der Weistritz schwammen. Es waren aber nur zahme. Doch es gab keine Strafe, weil er gleich die Wahrheit sagte. Und ein andermal, als wir im Walde streiften, da steht Manfred plözlich auf einem Steg, der über ein schwarzes Wasser fürht. Er sagt zu Lothar, wie selbstverständlich: “Paß auf du, ich falle jetzt ins Wasser.” Gleich darauf verschwand er in der wirklich pechschwarzen Flut. “Das war ein schöner Schrecken, weiß du noch?” Lothar weißt es noch, er lacht, daß der Glühpunkt seiner Zigarette an zu tanzen fängt; es ist schon schummerig im Zimmer. “Natürlich”, sagt er, “wir gingen dan zur Mühle, denn er roch nicht gut.” “Ja, ja, er mußte gebadet werden, mit sehr viel Seife.” “Und dann, der Heimweg. Eine Stunde Rückfahrt – und Manfred hatte nichts auf dem Leibe als das Hemd, das die Müllerin geborgt hatte, und den Kadettenmantel darüber, dazu war er barfuß.” “Es hat ihm nicht mal eine Erkältung eingetragen.” Immer möchte ich mit Lothar so sitzen und sprechen, aber morgen muß er wieder fort. Dieser Tag jedoch gehört noch uns, und manchmal haben wir bis in die Nacht schon geplaudert. “Einmal wollten wir euch Jungens aber richtig auf die Mutprobe stellen, Ilse und ich. Es ging doch das Geraune, oben auf dem Boden unseres Hauses habe ich früher mal jemand erhängt, und nun spuke es, weißt du noch, Lother?” “Fûr uns Jungens war das so nett gruselig. Nachts schurrte und polterte es oben auf dem Boden, und man hörte ein Ächzen – die Haushältersleute sagten so…” “Manfred war ganz wild darauf, diesen Spuk zu erleben, da ließen wier dein Bett, Lothar, und das Manfreds an die Stelle tragen…” “Wir hatten uns einen tüchtigen Knüppel mit ins Bett genommen; Manfred sagte, er woillte dem Geist schon heimleuchten.” “Der Geist – das waren wir, nämlich Ilse und ich, wir hatten uns leise nach oben geschlichen und rollten Kastanien über die Diele.” “Ich hörte es zuerst, ich lag mit offnen Augen vor Erregung. ‘Manfred’ rief ich, ‘Manfred!’ Der schlief ganz fest. Schließlich wachte er auf, ich hörte, wie er sich im Bett aufrichtete.” “Den Rest kann ich besser erzählen, denn es ging um unsere Haut. Mit einem Satz war er aus dem Bett und rannte mit geschwungenem Knüppel auf uns los. Ich mußte schnell Licht machen, sonst hätten wir schon Prügel bezogen.” “Manfred war damals vierzehn.” “Nein, dreizehn.” Lothar lacht herzlich. Am nächsten Tage habe ich ihn wieder zur Bahn gebracht…

Somme Schlacht

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
26 September 1916
Battle of the Somme - Es ist damals die Zeit gewesen, wo Boelcke in zwei Monaten mit seinen Abschüssen von zwanzig auf vierzig gestiegen war.
Somme Schlacht
Lagnicourt

Ich habe in meinem ganzen Leben kein schöneres Jagdgefilde kennengelernt als in den Tagen der Somme-Schlacht. Morgens, wenn man aufgestanden, kamen schon die ersten Engländer, und die letzten verschwanden, nachdem schon lange die Sonne untergegangen war. »Ein Dorado für die Jagdflieger«, hat Boelcke einmal gesagt. Es ist damals die Zeit gewesen, wo Boelcke in zwei Monaten mit seinen Abschüssen von zwanzig auf vierzig gestiegen war. Wir Anfänger hatten damals noch nicht die Erfahrung wie unser Meister und waren ganz zufrieden, wenn wir nicht selbst Senge bezogen. Aber schön war es! Kein Start ohne Luftkampf. Oft große Luftschlachten von vierzig bis sechzig Engländern gegen leider nicht immer so viele Deutsche. Bei ihnen macht es die Quantität und bei uns die Qualität. Aber der Engländer ist ein schneidiger Bursche, das muß man ihm lassen. Er kam ab und zu in ganz niedriger Höhe und besuchte Boelcke auf seinem Platz mit Bomben. Er forderte zum Kampf förmlich heraus und nahm ihn auch stets an. Ich habe kaum einen Engländer getroffen, der den Kampf verweigert hätte, während der Franzose es vorzieht, jede Berührung mit dem Gegner in der Luft peinlichst zu vermeiden. Es waren schöne Zeiten bei unserer Jagdstaffel. Der Geist des Führers übertrug sich auf seine Schüler. Wir konnten uns blindlings seiner Führung anvertrauen. Die Möglichkeit, daß einer im Stich gelassen wurde, gab es nicht. Der Gedanke kam einem überhaupt nicht. Und so räumten wir flott und munter unter unseren Feinden auf. An dem Tage, an dem Boelcke fiel, hatte die Staffel schon vierzig. Jetzt hat sie weit über hundert. Der Geist Boelckes lebt fort unter seinen tüchtigen Nachfolgern.

Victory 03

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
30 September 1916
Near Frémicourt
Lagnicourt

Combat Report: 1150 hrs, near Lagnicourt About 1150 I attacked, accompanied by four planes of our Staffel above our aerodrome at Lagnicourt and at 3.000 metres altitude, a Vickers Squadron. I singled out a machine and after some 200 shots, the enemy plane started gliding down towards Cambrai. Finally it began to make circles. The shooting had stopped and I saw that the machine was flying uncontrolled. As we were already rather far away from our front lines, I left the crippled plane and selected a new adversary. Later on I could observe the aforementioned machine, pursued by a German Albatros machine, crash burning to the ground near Fremicourt. The machine burnt to ashes. Weather: bright and fine all day, with occasional clouds in the afternoon.

MvR schreibt seine Mutter

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
5 October 1916
Lagnicourt

Ich sitze im großen Gartenzimmer und ordne die Briefe, die Manfred schrieb. Es hat sich so viel zugetragen in diesen Wochen. Am 23. September schoß Manfred seinen zweiten Engländer ab, am 30; September den dritten. Sein Brief, der vom 5. Oktober datiert ist, macht die Auslassung: “Das Herz schlägt einem doch etwas höher, wenn der Gegner, dessen Gesicht man eben noch gesehen hat, brennend aus 4000 Meter in die Tiefe saust.”

Meinen dritten Engländer

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
5 October 1916
Lagnicourt

Liebe Mama!

Am 30. September schoß ich meinen dritten Engländer ab. Er stürzte brennend runter. Das Herz schlägt einem doch etwas höher, wenn der Gegner, dessen Gesicht man eben noch gesehen hat, brennend aus viertausend Metern in die Tiefe saust. Unten angekommen, war natürlich  nichts mehr übriggeblieben, sowohl von dem Menschen wie vom Apparat. Ich habe mir ein kleines Schild zum Andenken aufgehoben. Von meinem zweiten habe ich das Maschinengewehr zum Andenken behalten. Es hat eine Kugel von mir im Schloß und ist unbrauchbar. Mein  Franzose von Verdun zählt leider nicht mit; er wurde damals vergessen anzugeben. Früher bekam man nach dem achten den Pour le merite, jetzt auch nicht mehr, obgleich es immer schwieriger wird, einen abzuschießen. In den letzten vier Wochen seit dem Bestehen der Jagdstaffel Boelcke haben wir von den zehn Flugzeugen schon fünf verloren.

Victory 04

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
7 October 1916
Near Equancourt
Equancourt

Combat Report: Machine Type: New and not seen up till now. Plane No. 6618: A two-deck plane (biplane) with 12 cyl. Daimler Motor No. 25 226. 0910 hrs, near Equancourt. About 0900 I attacked at 3.000 metres altitude and accompanied by two other machines, an English plane near Rancourt. After 400 shots enemy plane dashed downwards, the pilot having been mortally wounded. Occupant: Lieutenant Fenwick, killed by shot in the head. Weather: low clouds and strong winds – stormy all day.

Victory 04 - Kofl 1. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
7 October 1916
Near Equancourt
Equancourt

Erfolge im Luftkampf: Durch Leutnant von Richthofen wurde am 7.10. vorm 9.10 bei Equancourt ein engl. Rumpfdoppeldecker Einsitzer abgeschossen. Insassen Leutnant Fenwick tot. Flugzeug war ein B.E. neuer art.

Vom Feinde: Der am 7.10 von Lt. Frhr. v. Richthofen bei Equancourt abgeschossene Rumpfdoppeldecker-Einsitzer (Lt. Fenwick) gehörte zur 21. Squ. und zwar den Papieren nach zuneinem B.E. Flight. Das Flugzeug ist anseh scheinend eine neuere Konstrucktion.

Victory 05

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
16 October 1916
Near Ytres
Ytres

Combat Report: 0500 hrs, near Ytres. BE one-seater No. 6580. Daimler Motor, No. 25188. Occupant: Lieutenant Capper. Together with four planes I singled out above Bertincourt an enemy squadron at 2.800 metres altitude. After 350 shots I brought down an enemy plane. Plane crashed to the ground, smashed. Motor can probably be secured. Weather: fine with occasional clouds.

It was a beautiful time

Manfred von Richthofen, The man and the aircraft he flew, David Baker, 1990, Outline Press
17 October 1916
Exact date?
Lagnicourt

It was a beautiful time, Bölcke increased his bag of machines from twenty to forty. We beginners had not yet the experience of our masters, and we were quite satisfied when we did not get a hiding. Every time we went up we had a fight.

Sometimes the English came down to very low heights and visited Bölcke in his own quarters, dropping bombs. They absolutely challenged us to battle and never refused fighting.

Meinen fünften Engländer

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
18 October 1916
Lagnicourt

Liebe Mama!

Wir haben hier dauernd schlechtes Wetter, aber trotzdem schoß ich gestern meinen fünften Engländer ab.

Victory 06

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
25 October 1916
South end of Bapaume
Bapaume

Combat Report: 0935 hrs, near Bapaume. BE two-seater. About 0900

I attacked enemy plane above trenches near Lesboefs. Unbroken cover of cloud at 2.000 metres altitude. Plane came from the German side and after some 200 shots he went down in large right hand curves and was forced back by the strong wind to the south end of Bapaume. Finally the machine crashed. It was plane No. 6629. Motor dashed into the earth, therefore number not legible. Occupant, a Lieutenant, seriously wounded by a shot in the bowels. Plane itself cannot be brought back, as under heavy fire. As I first saw the enemy plane there was no other German machine in the vicinity, and also during the fight no machine approached the scene of action. As the enemy plane started to go down, I saw a German Rumpler machine and several Hallberstadter planes. One of these machines came down to the ground. It was Vizefeldwebel Müller of Jagdstaffel 5. He claims to have discharged first at 300 metres and then at 1.000 metres distance, some 500 shots at enemy plane. Afterwards his gun jammed and the sight of his gun flew away. Quite apart from these curious circumstances, a child knows that one cannot hit a plane from such a ridiculous distance. Then a second plane, a Rumpler, came down, also claiming his share of the loot. But all other planes were perfectly sure that he had not taken part in the fight.

Weather: fine with occasional clouds.

Boelckes Tot

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
28 October 1916
Favreuil

Boelcke † (28. Oktober 1916) Eines Tages flogen wir wieder einmal unter der Führung des großen Mannes gegen den Feind. Man hatte stets ein so sicheres Gefühl, wenn er dabei war. Es gab eben nur einen Boelcke. Ein sehr stürmisches Wetter. Viel Wolken. Andere Flieger flogen an dem Tage überhaupt nicht, nur der Jagdflieger. Schon von weitem sahen wir an der Front zwei freche Engländer, denen scheinbar das schlechte Wetter auch mal Spaß machte. Wir waren sechs, drüben waren zwei. Wären es zwanzig gewesen, uns hätte das Zeichen von Boelcke zum Angriff auch nicht weiter in Erstaunen gesetzt. Es beginnt der übliche Kampf. Boelcke hatte den einen vor und ich den anderen. Ich muß ablassen, weil ich von einem eigenen gestört werde. Ich sehe mich um und beobachte, wie etwa zweihundert Meter neben mir Boelcke sein Opfer gerade verarbeitet. Der Dreißigste! Der Dreißigste! Der Vierzigste! Der Vierzigste! Es war wieder das übliche Bild. Boelcke schießt einen ab, und ich kann zusehen. Dicht neben Boelcke fliegt ein guter Freund von ihm. Es war ein interessanter Kampf. Beide schossen, jeden Augenblick mußte der Engländer stürzen. Plötzlich [97]ist eine unnatürliche Bewegung in den beiden deutschen Flugzeugen zu beobachten. Es zuckt mir durchs Hirn: Zusammenstoß. Ich habe sonst nie einen Zusammenstoß in der Luft gesehen und hatte mir so etwas viel anders vorgestellt. Es war auch kein Zusammenstoß, sondern mehr ein Berühren. Aber in der großen Geschwindigkeit, die so ein Flugzeug hat, ist jede leise Berührung ein heftiger Aufprall. Boelcke läßt sofort von seinem Opfer ab und geht in großem Kurvengleitflug zur Erde hinunter. Noch immer hatte ich nicht das Gefühl eines Absturzes, aber wie er unter mir durchgleitet, erkenne ich, daß ein Teil seiner Tragflächen abgebrochen ist. Was nun folgte, konnte ich nicht beobachten, aber in den Wolken verlor er eine Tragfläche ganz. Da war das Flugzeug steuerlos, und er stürzte ab, immer begleitet von seinem treuen Freund. Als wir zu Haus ankamen, war bereits die Meldung da: »Unser Boelcke tot!« Man konnte es nicht fassen. Am schmerzlichsten empfand es natürlich derjenige, dem das Unglück zustoßen mußte. Es ist eigentümlich, daß jeder Mensch, der Boelcke kennenlernte, sich einbildete, er sei der einzig wahre Freund von ihm. Ich habe von diesen einzig wahren Freunden Boelckes etwa vierzig kennengelernt, und jeder bildete sich ein, er sei der einzige. Menschen, deren Name Boelcke [98]nie gewußt hat, glaubten, sie stünden ihm besonders nahe. Es ist eine eigentümliche Erscheinung, die ich nur bei ihm beobachtet habe. Einen persönlichen Feind hat er nie gehabt. Er war gegen jedermann gleichmäßig liebenswürdig, zu keinem mehr, zu keinem weniger. Der einzige, der ihm vielleicht etwas näher stand, hatte das eben beschriebene Unglück mit ihm. Nichts geschieht ohne Gottes Fügung. Das ist ein Trost, den man sich in diesem Kriege so oft sagen muß.

Boelckes Beerdigung

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
3 November 1916
Cathedral at Cambrai
Cambrai

Jagdstaffel Boelcke, 3. November 1916. “Liebe Mama! Leider verpaßte ich nach Boelckes Beerdigung, zu der ich als Vertreter seiner Jagdstaffel befohlen war, den Zug. Nun kann ich erst Mitte des Monats zu Euch kommen. – Boelckes Tot kam folgendermaßen: Boelcke, einige andere Herren der Jagdstaffel und ich waren in einen Luftkampf mit Engländern verwickelt. Plötzlich sehe ich, wie Boelcke, einen Engländer angreifend, von einem unserer Herren in der Luft gerammt wird. Dem armen anderen Herren ist weiter nichts passiert. Boelcke ging anfangs ganz normal herunter. Ich folgte ihm sofort. Später brach die eine Tragfläche weg, und er sauste in die Tiefe. Durch den Aufschlag war sein Schädel eingedrückt, also gleich tot. Uns ging es ganz ungeheuer nah – als ob einem der Lieblingsbruder genommen würde. Bei der Leichenfeier trug ich das Ordenskissen. Die Feier war so wie bei einem regierenden Fürsten. In sechs Wochen haben wir sechs Tote und einen Verwundeten; zwei sind mit den Nerven kaputt… Ich schoß gestern meinen Siebenten ab, nachdem ich kurz vorher den Sechsten erledigte. Meine Nerven haben durch all das Pech der anderen bisher noch nicht gelitten…”

Victory 07

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
3 November 1916
north-east of Grevillers Wood
Grévillers

Combat Report: 1410 hrs, north-east of Grevillers Wood. Vickers two-seater No. 7010.

Accompanied by two machines of the Staffel, I attacked a low flying plane at 1.800 metres altitude. After 400 shots, adversary dashed to the ground. The plane was smashed to pieces, inmates killed. As the place where the plan fell is under heavy fire, no details can be ascertained as yet.

Weather: very strong winds all day, low clouds in the morning; clearing in the afternoon.

Victory 07 - Kofl 1. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
3 November 1916
north-east of Grevillers Wood
Grévillers

Kofl 1. Armee Weekly Activity Report:

Weiter angemeldete Abschüsse: über welche eine Entscheidung noch aussteht. 3.11.16 Leutnant Frhr.v. Richthofen meldet 2.10 Nachm. nordöstl. Gréviller Wald diesseits der Linie den Abschüss eines Vickers Zweisitzers. Insassen 2 Engländer tot.

Erfolge im Luftkampf: Der Bericht des Leutnants Frhr.v. Richthofen, Jagdstaffel 2, über einen am 3.11.16 abgeschossenen Vickers Zweisitzer wird dem Kogen. Luft. zur Anerkennung vorgeleg.

Victory 08

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
9 November 1916
Beugny

Combat Report: 1030 hrs, BE two-seater, No. 2506. Motor: Daimler No. 22082. Occupants: Seriously wounded, pilot very seriously; observer, shoulder.

Above Beugny. About 1030 I attacked, with several other planes, enemy bombing squadron above Mory at 2.500 metres altitude. After preceding curve fight, my victim crashed to the ground near Beugny.

Weather: bright and clear nearly all day.

Der Achte

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
9 November 1916
Beugny

Der Achte Acht war zu Boelckes Zeiten eine ganz anständige Zahl. Jeder, der heutzutage von den kolossalen Zahlen der Abschüsse hört, muß zu der Überzeugung kommen, daß das Abschießen leichter geworden ist. Ich kann ihm nur eins versichern, daß dieses von Monat zu Monat, ja, von Woche zu Woche schwieriger wird. Natürlich bietet sich die Gelegenheit jetzt öfters, abzuschießen; aber leider wird die Möglichkeit, selbst abgeschossen zu werden, ebenfalls größer. Die Bewaffnung des Gegners wird immer besser, seine Zahl immer größer. Als Imelmann seinen ersten abschoß, hatte er sogar das Glück, einen Gegner zu finden, der gar kein Maschinengewehr bei sich hatte. Solche Häschen findet man jetzt höchstens noch über Johannisthal. Am 9. November 1916 flog ich mit meinem kleinen Kampfgenossen, dem achtzehnjährigen Imelmann, gegen den Feind. Wir waren zusammen bei der Jagdstaffel Boelcke, kannten uns schon vorher und hatten uns immer sehr gut vertragen. Kameradschaft ist die Hauptsache. Wir zogen los. Ich hatte schon sieben, Imelmann fünf. Für damalige Zeiten eine ganze Menge. Wir sind ganz kurze Zeit an der Front, da sehen wir ein Bombengeschwader. Es kommt sehr [100]frech geflogen. In ungeheurer Zahl kommen sie natürlich wieder an, wie überhaupt immer während der Somme-Schlacht. Ich glaube, in dem Geschwader waren etwa vierzig bis fünfzig, genau kann ich die Zahl nicht angeben. Sie hatten sich gar nicht weit weg von unserem Flughafen ein Ziel für ihre Bomben ausgesucht. Kurz vor dem Ziel erreichte ich den letzten der Gegner. Wohl gleich meine ersten Schüsse machten den Maschinengewehrschützen im feindlichen Flugzeug kampfunfähig, mochten wohl auch den Piloten etwas gekitzelt haben, jedenfalls entschloß er sich zur Landung mitsamt seinen Bomben. Ich brannte ihm noch einige auf den Bast, dadurch wurde das Tempo, in dem er die Erde zu erreichen suchte, etwas größer, er stürzte nämlich ab und fiel ganz in die Nähe unseres Flughafens Lagnicourt. Imelmann war zur selben Zeit gleichfalls in einen Kampf mit einem Engländer verwickelt und hatte auch einen Gegner zur Strecke gebracht, gleichfalls in derselben Gegend. Schnell flogen wir nach Hause, um uns unsere abgeschossenen Maschinen ansehen zu können. Wir fahren im Auto bis in die Nähe meines Gegners und müssen dann sehr lange durch tiefen Acker laufen. Es war sehr heiß, deshalb knöpfte ich mir alles auf, sogar das Hemd und den Kragen. Die Jacke zog ich aus, die Mütze ließ ich im Auto, dafür nahm ich einen großen Knotenstock mit, die Stiefel [101]waren bis an die Knie voll Schmutz. Ich sah also wüst aus. So komme ich in die Nähe meines Opfers. Natürlich hat sich schon eine Unmenge Menschen drumrum angesammelt. Eine Gruppe von Offizieren steht etwas abseits. Ich gehe auf sie zu, begrüße sie und frage den ersten besten, ob er mir nicht erzählen könnte, wie der Luftkampf ausgesehen habe, denn es interessiert hinterher immer sehr, von den anderen, die von unten zugesehen haben, zu erfahren, wie der Luftkampf ausgesehen hat. Da erfahre ich, daß die Engländer Bomben geworfen haben und dieses Flugzeug noch seine Bomben bei sich hatte. Der betreffende Herr nimmt mich am Arm, geht auf die Gruppe der anderen Offiziere zu, fragt noch schnell nach meinem Namen und stellt mich den Herren vor. Es war mir nicht angenehm, denn ich hatte, wie gesagt, meine Toilette etwas derangiert. Und die Herren, mit denen ich jetzt zu tun hatte, sahen alle totschick angezogen aus. Ich wurde einer Persönlichkeit vorgestellt, die mir nicht so ganz geheuer erschien. Generalshosen, einen Orden zum Hals heraus, dafür aber ein verhältnismäßig jugendliches Gesicht, undefinierbare Achselstücke – kurz und gut, ich wittere etwas Außerordentliches, knöpfe mir im Laufe der Unterhaltung Hose und Kragen zu und nehme eine etwas militärischere Form an. Wer es war, wußte ich nicht. Ich verabschiede mich [102]wieder, fahre nach Hause. Abends klingelt das Telephon, und ich erfahre nun, daß dies Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Sachsen-Koburg-Gotha war. Ich werde zu ihm befohlen. Es war bekannt, daß die Engländer die Absicht hatten, auf seinen Stab Bomben zu werfen. So hätte ich dazu beigetragen, ihm die Attentäter vom Leibe zu halten. Dafür bekam ich die Sachsen-Koburg-Gothaische Tapferkeitsmedaille. Sie macht mir jedesmal Spaß, wenn ich sie sehe.

Victory 08 - Kofl 1. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
9 November 1916
Beugny

Kofl 1. Armee Weekly Activity Report:

Erfolge im Luftkampf: B.E. Zweisitzer abgeschossen 9.11.16 vorm. 10.30 bei Beugny von Leutnant Frhr. von Richthofen, Jagdstaffel 2.

Gotha decoration

The Red Knight of Germany, the story of Baron von Richthofen, Floyd Gibbons, 1927, 1959 Bantam Books
9 November 1916
The Duke's headquarters
Vault-Vraucourt

One of them appeared to be someone of particular consequence. He wore peculiar epaulettes and the distinctive trousers of a general. His face was young, and the star of a high order dangled from the throat of his tightly hooked, stiff military collar. Richthofen, covered with grease, oil, sweat, and mud, felt ill at ease in the presence whose identity he did not learn until that evening, when an aide telephoned him that His Royal Highness the Grand Duke of Saxe-Coburg-Gotha had enjoyed meeting him and ordered his presence at the Vraucourt headquarters. For accounting for at least one load of bombs which were not aimed at his Royal Highness, Richthofen that night received the bravery medal of the Grand Duke’s duchy.

MvR bekommt den Hohenzollernorden

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
11 November 1916
Lagnicourt

Manfred telegrafierte, daß er den Hohenzollernorden bekommen habe. Er schoß seinen siebenten und achten Gegner ab. Als Boelcke den achten abschoß, bekam er dafür den ‘Pour le mérite’. Wir freuten uns sehr und waren stolz auf unseren Jungen.

MvR and the pilots of Jasta 2

Manfred von Richthofen, The man and the aircraft he flew, David Baker, 1990, Outline Press
11 November 1916
Lagnicourt

(left to right) Sandel, Müller, MvR, Günther, Kirmaier, Imelmann, König, Höhne, Wortmann, Collin.

Blitzbesuch an Schweidnitz

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
14 November 1916
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Eine große, unerwartete Freude! In aller herrgottesfrühe kam Manfred an. Er sah schlank und kernig aus. Und was er alles erlebt hat! Den ganzen Tag mußte er erzählen. – Boelckes Tod ging ihm sehr nahe. Er rühmte noch einmal die innere Klarheit und volkommene Beherrschtheit dieses Mannes, das freundliche Gleichmaß seinens Wesens, das den Gedankten einer Bevorzugung auch nicht von fern aufkommen ließ. (Aus allem glaubte ich zu spüren, daß Boelcke und Manfred von Natur aus viel Gemeinsames hatten.) Manfred sagte: “Jeder glaubte, er wäre sein bester Freund gewesen.” Und doch zeigte seine Neigung weder nach dieser noch nach jener Seite hin den leisesten Ausschlag; er ware eben Achse, Mittelpunkt. Der einzige, von dem man hätte annehmen können, er stände Boelcke etwas näher als die anderen, wäre der Mann gewesen, der das Mißgeschick hatte, mit ihm in der Luft zu kollidieren. Es sei nur ein leises Berühren der Tragflächen gewesen; von einer Schuld könne keine Rede sein. Manfred sprach mit großer Wärme von diesem Leutnant Böhme als von einer durchgereiften, wertvollen Persönlichkeit. Etwa ein Dutzend Jahre mochte er älter sein als die Kameraden (deren Alter wenig über zwanzig war); er hatte schon etwas hinter sich, ehe er zum Fliegen kam. Er hatte sein Pioniertum für Deutschland schon betätigt, lange vor dem Krieg in Ostafrika von den Hochgebirgen in die Ebene kühne Schwebebahnen gebaut. Als Boelcke in Rowel bei Manfred anklopfte, verpflichtete er auch Leutnant Böhme für die neue Kampfeinzitzerstaffel an der Somme. Böhme war seinem Meister sehr ergeben; seine reife und stille Männlichkeit genoß Ansehen in dem kleinen Kreise. Jetzt litt er sehr unter diesem grausamen Schicksal, die Freunde fürchteten das Schlimmste, suchten ihm auf jede unauffällige Art ihre kameradschaftliche, Verbundenheit nahezubringen. Doch war es der Vater Boelckes, der nach Cambrai zur Überführung gekommen war, dem der letzte und tiefste Trost vorbehalten blieb. Er besuchte Erwin Böhme auf dem Flugplatz und sprach ihm in Güte zu. Eine tiefe Verbundenheit würde künstig zwischen den beiden Familien sein. Fast unvermittelt gibt Manfred dann Schilderungen von seinen eigenen Kämpfen. Es ist jedesmal ein Duell auf Du oder Ich. Manfred sieht es anders; es ist für ihn der letzte Rest einer alten Ritterlichkeit in diesen Kämpfen Mann gegen Mann. Er hält nicht viel von fliegerischen Kunststücken in der Luft. “Das ist nur etwas fürs Auge”, urteilt er. Er fliegt für gewönlich in 5000 Meter höhe dicht heran, schießt erst auf 30 Meter. Aber ein Schießkünstler brauche man nicht zu sein, meint er. (Er selbst ist allerdings ein vorzüglicher Kugelschütze.) Er verweist auf Boelcke; sie waren ein paarmal zusammen auf der Hühnerjagd, Boeclke traf nie etwas. – Und trifft doch immer in der Luft! Das Herz macht den Jagdflieger – darin waren wohl beide einig.- Der Gegner tritt neuerdings in ungeheuren Mengen auf. Den achten schoß Manfred aus einem Geschwader von 40 oder 50 Bombenflieger heraus. Oft sind die eigenen Tragflächen von feindlichen Treffern durchsiebt. In der ersten Zeit wurden diese Stellen eingehend betrachtet, jetzt achtet kein Mensch mehr darauf. Es geschehen viele Wunder in den Lüften. “Das größte ist wohl, daß du gesund und lebend vor uns stehte?” “Ja, das ist es”, erwidert er einfach. Am nächsten Tage fuhren wir alle nach Trebnig, wo eine Tochter meines Bruders Hochzeit hatte. Es war schön, in dieser harten Zeit ein so blühendes Glück zu sehen. Das Leben geht weiter, es ist immer die stärkere Macht. Wir wurden alle froh. Manfred wurde sehr gefeiert. Noch am Hochzeitsabend reiste er wieder ab.

Victory 09

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
20 November 1916
South of Grandcourt
Grandcourt

Combat Report: Jagdstaffel Boelcke. 0940 hrs, south of Grandcourt. Vickers two-seater. Together with several machines of our Staffel we attacked, on the enemy side above Grandcourt at 1.800 metres altitude, several low flying artillery planes. After having harassed a BE two-seater for a time, the plane disappeared in the clouds and then crashed to the ground, between the trenches south of Grandcourt. The machine was taken immediately under artilleray fire and destroyed. Weather: low clouds, strong winds and showers.

Victory 09 - Kofl 1. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
20 November 1916
South of Grandcourt
Grandcourt

Kofl 1. Armee Weekly Activity Report:

Erfolge im Luftkampf: am 20.11.16 vorm. 9.40 südl. Grandcourt durch Lt. Frhr. v. Richthofen, Jagdstaffel2.

Victory 09 - Kirmaier or MvR?

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
20 November 1916
South of Grandcourt
Grandcourt

Evidence suggests Jasta 2 Staffelführer Stefan Kirmaier may have been the actual victor over 2767. He and Richthofen were each credited with a victory on this day but RFC records indicate only one machine was lost over the lines in the manner of 2767. Richthofen and Kirmaier’s victories were claimed within ten minutes and two miles of each other – i.e. nearly simultaneously and collocated – and nine years after the war Clarke stated that he and Cunningham had been attacked by five German airplanes. It is unknown if Richthofen lost 2767 in the clouds and then presumed its crash, or if Kirmaier attacked 2767 after Richthofen and each had not seen or discounted the other’s attack in the fog of war. In any event, it seems both men received credit for downing the same airplane.

Victory 10

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
20 November 1916
Grandcourt

Combat Report: 1615 hrs, above Grandcourt. Vickers two-seater, fallen near Grandcourt, No. 4000 Motor No. 36574. Plane cannot be secured as under fire. Occupants: One killed : Lieutenant George Doughty. Lieutenant Gilbert Stall, seriously wounded, prisoner. Together with four planes, I attacked a Vickers two-seater type above the clouds at 2.500 metres altitude. After 300 shots adversary broke through the clouds, pursued by me. Near Grandcourt I shot him down. Weather: low clouds, strong winds and showers.

Victory 10 - Kofl 1. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
20 November 1916
Grandcourt

Kofl 1. Armee Weekly Activity Reoprt:

Erfolge im Luftkampf: am 20.11.16 nachm. 4.15 bei Gueudecourt (sic) durch Lt. Frhr. v. Richthofen, Jagdstaffel 2.

Victory 11

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
23 November 1916
South of Bapaume
Bapaume

Combat Report: 1500 hrs, south of Bapaume. Vickers one-seater, plane lying near Bapaume. Occupant: Major Hawker, dead. I attacked, together with two other planes, a Vickers one-seater at 3.000 metres altitude. After a long curve fight of three to five minutes, I had forced down my adversary to 500 metres. He now tried to escape, flying to the Front. I pursued and brought him down after 900 shots. Witnesses: Leutnant Wortmann, Leutnant Collin, etc. Weather: fine all day.

Major Hawker

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
23 November 1916
South of Bapaume
Bapaume

Major Hawker Am stolzesten war ich, als ich eines schönen Tages hörte, daß der von mir am 23. November 1916 abgeschossene Engländer der englische Immelmann war. Dem Luftkampf nach hätte ich mir’s schon denken können, daß es ein Mordskerl war, mit dem ich es zu tun hatte. Ich flog quietschvergnügt eines schönen Tages wieder mal auf Jagd und beobachtete drei Engländer, die scheinbar auch nichts anderes vorhatten als zu jagen. Ich merkte, wie sie mit mir liebäugelten, und da ich gerade viel Lust zum Kampfe hatte, ließ ich mich darauf ein. Ich war tiefer als der Engländer, folglich mußte ich warten, bis der Bruder auf mich ’runterstieß. Es dauerte auch nicht lange, schon kam er angesegelt und wollte mich von hinten fassen. Nach den ersten fünf Schüssen mußte der Kunde schon wieder aufhören, denn ich lag bereits in einer scharfen Linkskurve. Der Engländer versuchte, sich hinter mich zu setzen, während ich versuchte, hinter den Engländer zu kommen. So drehten wir uns beide wie die Wahnsinnigen im Kreise mit vollaufendem Motor in dreitausendfünfhundert Metern Höhe. Erst zwanzigmal linksrum, dann dreißigmal rechtsrum, jeder darauf bedacht, über und [104]hinter den anderen zu kommen. Ich hatte bald spitz, daß ich es mit keinem Anfänger zu tun hatte, denn es fiel ihm nicht im Traum ein, den Kampf abzubrechen. Er hatte zwar eine sehr wendige Kiste, aber meine stieg dafür besser, und so gelang es mir, über und hinter den Engländer zu kommen. Nachdem wir so zweitausend Meter tiefer gekommen waren, ohne ein Resultat erreicht zu haben, mußte mein Gegner eigentlich merken, daß nun die höchste Zeit für ihn war, sich zu drücken, denn der für mich günstige Wind trieb uns immer mehr auf unsere Stellen zu, bis ich schließlich beinahe über Bapaume, etwa einen Kilometer hinter unserer Front, angekommen war. Der freche Kerl besaß nun noch die Unverschämtheit und winkte mir, als wir bereits in tausend Meter Höhe waren, ganz vergnügt zu, als wollte er sagen: »Well, well, how do you do?« Die Kreise, die wir umeinander machten, waren so eng, daß ich sie nicht weiter als achtzig bis hundert Meter schätzte. Ich hatte Zeit, mir meinen Gegner anzusehen. Ich guckte ihm senkrecht in die Karosserie und konnte jede Kopfbewegung beobachten. Hätte er nicht seine Kappe aufgehabt, so hätte ich sagen können, was für ein Gesicht er schnitt. Allmählich wurde selbst dem braven Sportsmann dies doch etwas zu bunt, und er mußte sich schließlich entscheiden, ob er bei uns landen wollte [105]oder zu seinen Linien zurückfliegen. Natürlich versuchte er letzteres, nachdem er durch einige Loopings und solche Witze vergeblich probiert hatte, sich mir zu entziehen. Dabei flogen meine ersten blauen Bohnen ihm um die Ohren, denn bis jetzt war keiner zu Schuß gekommen. In hundert Metern Höhe versuchte er, durch Zickzackflüge, während deren sich von dem Beobachter bekanntlich schlecht schießen läßt, nach der Front zu entkommen. Jetzt war der gegebene Moment für mich. Ich folgte ihm in fünfzig bis dreißig Metern Höhe, unentwegt feuernd. So mußte der Engländer fallen. Beinahe hätte mich eine Ladehemmung noch um meinen Erfolg gebracht. Mit Kopfschuß stürzte der Gegner ab, etwa fünfzig Meter hinter unserer Linie. Sein Maschinengewehr rannte in die Erde und ziert jetzt den Eingang über meiner Haustür.

Major Hawker

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
23 November 1916
South of Bapaume
Bapaume

…Ehe ich zu Bett ging, las ich noch einmal die Briefe meiner Söhne. Der elfte Engländer, den Manfred abschoß, ist ein Major Hawker, 26 Jahre alt. Gefangene sagten aus, daß er der “englische Immelmann” gewesen sei. Er wehrte sich verzweifelt; Manfred schreibt wörtlich: “Ich habe mit ihm den schwersten Kampf gehabt, der mir bisher vorgekommen ist.” Der Kampf raste durch 3500 Meter, in immer enger werdenden Wirbeln. Leider verlor auch Manfreds Jagdstaffel wieder zwei Flugzeuge, darunter ihren Führer; also acht Flugzeuge in acht Wochen. Hoffentlich bewahrheitet sich, was mir Manfred in seinem Briefe wünscht: daß dies mein letzter Kriegsgeburtstag sei!

Victory 11 - Burrows' version

The dramatic true story of the Red Baron, Wiliam E Burrows, 1972, Mayflower Books
23 November 1916
South of Bapaume
Bapaume

The pilot of the bullet-nosed Albatros that now followed Hawker around a tight circle at 3,000 feet near Bapaume, two miles inside German lines, did not know who his opponent was, but he knew the Lord’s airplane intimately. He had been one of several German pilots who test flew the first D.H.2 to arrive in France after it crashed almost intact behind German lines a year and a half later. He had tested its maneuverability and absolute speed limits at all altitudes in climbs, dives, and turns, the reliability, range, and accuracy of its machine gun, and the number of minutes its thirsty engine allowed it to stay in the air. Then, while another German pilot flew it and took defensive action, he made simulated attacks against it to find its most vulnerable side. The German therefore knew that his opponent could not defend himself from the rear. There was no chance of being shot at if he stayed behind and slightly above the Englishman. That was requisite number one, and, having achieved it, he could think about the kill. He knew that his Albatros was about twenty miles an hour faster than the D.H.2 at their present altitude, that it could climb more quickly, and that it carried two machine guns to the Englishman’s one. It could not, however, turn tighter circles than the D.H.2, which might staying on its tail difficult. But the German knew that if he could stay in the circle with his opponent, they would slowly lose altitude while the wind blew them farther and farther behind German lines, until the Englishman ran out of gas. If that happened, the Lord would have to either land and be taken prisoner or be shot out of the sky.  No pilot would get into such a predicament. He would therefore try to escape. So the German knew that all he had to do was wait for the Englishman to break the circle and run for home. Then he would have him. Then he would kill him. Hawker realized immediately that he was not up against what his pilots called a ‘nervous type’. The Hun was doing all the right things. He had not yet let his hunger for a victory force him into a mistake. Not yet. But there was still time. Ten minutes before, Hawker had turned off his engine to prevent it from choking, and started a long dive at 11,000 feet to catch the pair of two-seaters that had been speeding eastward. He had no sooner turned off the engine than he heard machinegun fire coming from above, and, at almost the same instant, bullets passed close by. To hell with those two-seaters. He put his scout into a roll and then into a leaflike spiral. At the same time, he pushed his fuel valve to ‘full speed’ to get the engine going and pulled out of the spiral with a little less than full power at 10,000 feet. That was when he had run into this smart Hun, who had been below all the time, probably waiting for him. Hawker got off a few ineffective shots at the German while each tried to get into firing position, but neither would allow such an advantage, so they settled on opposite sides of a 300-foot-wide circle. They went around about twenty times to the left. Then Hawker made a figure eight, leading the German into about thirty more circles to the right and, by that time, dropping to 6,000 feet. They continued that way, round and round, like two dogs snapping at one another’s tails, as the minutes passed and they neared 3,000 feet. The German was now slightly higher on his side of the circle, and had a clear view of the Englishman hunched in his cockpit. He looked down and closely observed the man he was waiting to kill. He noted every movement of the Englishman’s head and tried hard to penetrate through the goggles that masked the eyes looking up at his. But because of the goggles and the tan leather cap, he could not see the expression on Hawker’s face and he regretted it. An arm came out of the Englishman’s cockpit and coolly waved up at him. The German smiled, but did not wave back. ‘No beginner’, he thought. When Hawker’s altimeter showed 1,500 feet, he began to get desperate. Half an hour had passed, the gas was critically low, and he figured he had drifted well over two miles behind the lines. He would be in the arms of the German infantry in ten minutes if he stayed in this mad circle. Where was Saundby? Where, for that matter, were Long and Pashley? He could now see trees, houses, and roads spinning by where, an eternity before, there had been limitless, free sky. He continued to look up at the German, but the dark blur he caught in the corner of his eye – the earth – now seemed like a giant mouth that wanted to swallow him. The circle had  to be broken. With his eyes still on the German, Hawker jerked back on the stick, putting his D.H.2 into a couple of high, twisting loops. When he came out of the last of them, he rolled to one side, the to the other, and, with his altimeter showing 300 feet, began the dash for home. ‘Now’. The German snapped his Albatros into a tight bank and went straight for the Englishman’s tail. Both airplanes sped 150 feet above flat, pock-marked fields. They skimmed over groups of gray-uniformed German soldiers who held flattened hands over their eyes to block out the sun as they watched the terrier go after the rat. Most of them had seen it before, but it was always interesting, so they stopped piling sandbags and opening crates and watched the airplanes for as long as they could. It was a good excuse for a cigarette. Some of the soldiers wanted to fire their rifles or machine guns at the Englishman, but he was too close in front of their man, so they just watched. Hawker, trying to throw off the German’s aim, kicked his rudder bar back and forth, putting his scout into a series of zigzags. Two blue-gray eyes followed him, first to one side, then back across the black Spandaus to the other. Then back again. The eyes sent the picture to the brain for analysis. It was a trade-off, thought the German. The Englishman was zigzagging to present a more difficult target. But he lost speed every time he did it. Whether he succeeded in dodging bullets long enough depended on how close they were to the lines. The German was certain the Englishman would not make it. Every time the swerving airplane passed in front of his Spandaus, the German squeezed the triggers and watched a short line of bullets go out toward the growing target.He liked the sound of the guns, the sudden smell of gunpowder, and, most of all, the feeling that his bullets were ripping into canvas, smashing wooden braces, cutting control cables, and perhaps imbedding themselves into flesh. But the Englishman still would not fall, and the front lines were now 1,000 yards ahead. The German was now within sixty feet of the Englishman and firing almost continuously. If the D.H.2 made it to the British lines, its pilot would immediately drop to a safe landing, and the German would be robbed of his hard-earned prize. With 900 of his 1,000 rounds gone, and the first row of British trenches in sight, the German’s guns jammed. He cursed and frantically tried to clear them. They were clear again. He carefully lined up the small gunsight between his Spandaus with the Englishman’s engine. The gloved hand wrapped around the Albatros’s stick, and the boots resting delicately on its rudder pedals moved fractions of an inch in exact duplication of the hand and boots in the airplane ahead. The German again squeezed his trigger. More bullets came out of the twin Spandaus. Another quick taste of powder. Then the German saw the English scout suddenly straighten, hang limply in the air for a second, and fall. It smashed nose-first into the ground, burying its machine gun in the mud, splitting and crunching wood, and tearing fabric. It stayed in that position for a moment, tail pointed upward, and then came crashing down in a tangle of cables and a thin cloud of dust. The wreckage bounced once and came to rest in a waterlogged shell hole 500 yards inside the German forward lines. Its pilot lay somewhere in the debris with a bullet in his head. The young German put his Albatros into a tight, climbing turn until it pointed east. He looked around for other airplanes, and seeing none, let himself look down at his victim. He tried hard to be calm as he studied what he had done. But his heart pounded from excitement. There was no other feeling like it. He felt potency surging through his body and waiting in his fingers to be used again. Two of them had fought for the sky. One was the victor. He was the victor, and therefore he owned the sky for as far as he could see and as far as his guns could reach. He pulled gently back on the stick and aimed his Albatros toward a higher altitude, where it would catch the wonderful wind that always carried him home. He thought the wind could carry him to heaven. It was the eleventh time Baron Manfred von Richthofen had felt that way.

Victory 11 - kofl 1. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
23 November 1916
South of Bapaume
Bapaume

Kofl 1. Armee Weekly Activity Report:

Erfolge im Lufkampf: am 23.11 nachm. 3.00 bei Bapaume durch Lt. Frhr. v. Richthofen, Jagdstaffel 2.

Mein elfter Engländer ist Major Hawker

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
25 November 1916
Lagnicourt

Liebe Mama!

Zu Deinem Geburtstag sende ich Dir meine herzlichsten Glückwünsche uns hoffe, daß dies Dein letzter Kriegsgeburtstag sein wird. Mein elfter Engländer ist Major Hawker, sechsundzwanzig Jahre alt, und Kommandeur eines englischen Geschwaders. Gefangene haben ausgesagt,  daß er der englische Boelcke gewesen sei. Ich habe mit ihm den schwersten Kampf gehabt, der mir bisher vorgekommen ist. Bis ich ihn schließlich doch noch abschoß. Leider verloren wir vor drei Tagen unseren Führer und vor acht Tagen ebenfalls ein Flugzeug von unserer Staffel.

Boelckes Beerdigung

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
26 November 1916
Dessau

Wir gingen alle zusammen ins Kino, um den Film von Boelckes Begräbnis zu sehen. Manfred trug das Ordenskissen, er war deutlich zu erkennen… … Nach Tisch ging meine Schwester mit den Verwandten ins Kino, wo der Film von Boelckes Beerdigung immer noch lief. Sie ließen sich den Streifen ganz langsam vorführen, waren sehr interessiert und hatten auf diese Art ein seltsames Wiedersehen mit Manfred gefeiert…

Jasta 2 moves to Pronville

http://www.theaerodrome.com/services/germany/jasta/jasta2.php
5 December 1916
Pronville

Victory 12

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
11 December 1916
above Mercatel
Arras

Combat Report: 1155 hrs, above Mercatel, near Arras. Vickers one-seater, No. 5986. Rotary Motor 30372. Occupant: made prisoner, wounded, Lieutenant Hund. About 1145 I attacked with Leutnant Wortmann, at 2.800 metres altitude, and south of Arras, enemy one-seater Vickers squadron of eight machines. I singled out one machine and after a short curve fight I ruined the adversory’s motor and forced him to land behind our lines near Mercatel. Occupant not seriously wounded. Weather: fine morning with some mist; rain later.

Victory 12 - Kofl 1. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
11 December 1916
above Mercatel
Arras

Kofl 1. Armee Weekly Activity Report:

Erfolge im Luftkampf: Ein Vickers-Einsitzer am 11.12.16 vorm. 11.55 bei Mercatel s.Arras Sieger Lt. Frhr. v. Richthofen, Jagdstaffel 2.

Neue Machinen

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
15 December 1916
exact date?
Kattowice

In der Mitte des Monats sah ich Manfred einige Stunden auf der Durchfahrt in Breslau. Er war in Kattowitz beim Feldflugchef wegen neuer Machinen gewesen, er war sehr eilig, man merkte ihm an, daß es ihn drängte, weiterzureisen.

Victory 13

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
20 December 1916
Menchy-au-Bois

Combat Report: 1130 hrs, above Menchy. Vickers one-seater No. 7929. Motor: Gnôme 30413. Occupant: Arthur Gerald Knight, Lieutenant RFC killed. Valuables enclosed; one machine gun taken. About 1130 I attacked, together with four planes and at 3.000 metres altitude, enemy one-seater squadron above Menchy. After some curve fighting I managed to press adversary down to 1.500 metres, where I attacked him at closest range (plane length). I saw immediately that I had hit enemy; first he went down in curves, then he dashed to the ground. I pursued him until 100 metres above the ground. This plane had been only attacked by me. Weather: fine all day.

Victory 14

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
20 December 1916
between Quéant and Lagnicourt
Quéant

Combat Report: 1345 hrs, above Moreuil. Vickers two-seater: A5446. Motor: Beardmore No. 791. Occupants: Pilot Lieut. D’Arcy, observer, unknown, had no identification disc. Occupants dead, plane smashed, one machine gun taken, valuables please find enclosed. About 1345 I attacked, with four planes of our Staffel, at 3.000 metres altitude, enemy squadron above Moreuil. The English squadron had thus far not been attacked by Germans and was flying somewhat apart. I had , therefore, the opportunity to attack the last machine. I was foremost of our own people and other German planes were not te be seen. Already after the first attack, the enemy motor began to smoke; the observer had been wounded. The plane went down in large curves, I followed and fired at closest range. I had also killed, as was ascertained later on, the pilot. Finally the plane crashed on the ground. The plane is lying between Queant and Lagnicourt. Weather: fine all day.

Weihnachten bei Jasta Boelcke

http://www.frontflieger.de/4-ric13.html
24 December 1916
Pronville

Das Weihnachtsfest 1916 verbringt Manfred mit Bruder Lothar und ihrem Vater bei der Jagdstaffel Boelcke. Das Bild zeigt sie im Kreise seiner Kameraden: rechts steht Karl Bodenschatz, links vor im Wortmann, ganz links steht Erwin Böhme.

Dezember 1916

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
25 December 1916
Es 'weihnachtet' nun wieder sehr
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Es ‘weihnachtet’ nun wieder sehr; es ist eine heimliche Geschäftigkeit im ganzen Haus. So schön wie im vorigen Jahr wird es diesmal nicht werden – weder Manfred noch Lothar noch mein Mann können kommen. Ich darf aber hoffen, daß sie alle drei im Felde zusammen sein werden, das ist auch schon etwas…

Victory 15

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
27 December 1916
12 km east of Ficheux
Ficheux

Combat Report: 1625 hrs, above Ficheux, south of Arras. FE two-seater was smashed, number etc. not recognisable. At 1615, five planes of our Staffel attacked enemy squadron south of Arras. The enemy approached our lines, but was thrown back. After some fighting I managed to attack a very courageously flown Vickers two-seater. After 300 shots, enemy plane began dropping, uncontrolled. I pursued the plan up to 1.000 metres above the ground. Enemy plane crashed to ground on enemy side, one kilometre behind trenches near Ficheux. (possibly) Capt. JB Quested (WIA); Lt. HJH Dicksee (unhurt) (Some sources claim that this was Sgt. James McCudden of No.29 Squadron, in a DH.2.) Quested/Dicksee were downed at 11.20 hours, 12 km east of Ficheux (probably versus Jasta 1)- inside Allied lines. Richthofen claimed his kill at 16.25 hours [2] McCudden, who returned to base, fits the time period. Weather: mist in the morning, clearing later.

Weihnachten an der Somme

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
28 December 1916
Pronville

An der Somme, 28. Dezember 1916 “Liebe Mama! Papa und Lothar waren zum Heiligen Abend beide bei mir. – Es war ein denkwürdiges Fest. So ein Weihnachten im Felde macht doch mehr Spaß, als Ihr es Euch in der Heimat wohl denkt. Unsere Feier bestand nur in einem Christbaum und einem sehr guten Essen. Lothar hat am Tage darauf seinen ersten Alleinflug gemacht. Ein ähnliches Ereignis ist nun der erste Abschuß. Gestern schoß ich nun meinen fünfzehnten Engländer ab, nachdem ich zwei Tage vor Weihnachten eine Dublette gemacht hatte, Nr. 13 und 14. Dein gerhorsamer Sohn Manfred.”

Getuigenis van Herman Lohmeyer

Marke 2 Wereldoorlog 1
1 January 1917
Vroeg in 1917
Near Douai
La Brayelle

Getuigenis van Herman Lohmeyer (mechanieker van Oblt. Wolff, Jasta 11): Begin 1917 kwam ik bij Jagdstaffel 11 in de omgeving van Douai-Arras, op het ogenblik was Manfred von Richthofen onze Staffelführer. Van daar ging het naar Vlaanderen, naar Harelbeke en vervolgens naar de Markebeke bij Kortrijk.

Victory 16

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
4 January 1917
Near Metz-en-Couture
Metz-en-Couture

Combat Report: 1615 hrs, near Metz-en-Coûture. Sopwith one-seater (lying south of this place), No. LTR5193. Motor: 80 hp Le Rhône No. 5187. A new type plane, never seen before, but as wings broken, barely discernable. Occupant: Lieutenant Todd, killed, paper and valuables enclosed. About 1615, just starting out, we saw above us at 4.000 metres altitude four plaes, unmolested by our artillery. As the archies were not shooting, we took them for our own. Only when they were approaching we noticed they were English. One of the English planes attacked us and we saw immediately that the enemy plane was superior to ours. Only because we were three against one did we detect the enemy’s weak points. I managed to get behind him and shot him down. The plane broke apart whilst falling. Weather: low clouds and rain in the morning; bright in the afternoon.

Der Sechzehnte ist gefallen.

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
4 January 1917
Near Metz-en-Couture
Metz-en-Couture

Der Sechzehnte ist gefallen. Ich stand somit an der Spitze sämtlicher Jagdflieger. Dieses war das Ziel, das ich erreichen wollte. Das hatte ich scherzeshalber mal vor einem Jahr zu meinem Freund Lynker gesagt, als wir zusammen schulten und er mich fragte: »Was ist denn Ihr Ziel – was wollen Sie erreichen als Flieger?« Da meinte ich so scherzhaft: »Nun, so an der Spitze der Jagdflieger zu fliegen, muß doch ganz schön sein!« Daß dies mal Tatsache würde, habe weder ich mir zugetraut noch andere Menschen mir. Bloß Boelcke soll einmal gesagt haben – natürlich nicht mir direkt persönlich, aber man hat es mir nachher erzählt – wie er gefragt wurde: »Wer hat denn Aussicht, mal ein guter Jagdflieger zu werden?« da soll er mit dem Finger auf mich gezeigt und gesagt haben: »Das ist der Mann!« Boelcke und Immelmann hatten mit dem Achten den Pour le mérite bekommen. Ich hatte das Doppelte. Was wird sich nun ereignen? Ich war sehr gespannt. Man munkelte, ich würde eine Jagdstaffel bekommen.

MvR appointed leader of Jasta 11

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
16 January 1917
La Brayelle

Da kommt eines Tages das Telegramm: »Leutnant v. R. zum Führer der Jagdstaffel 11 ernannt.« Ich muß sagen, ich habe mich geärgert. Man hatte sich so schön mit den Kameraden der Jagdstaffel Boelcke eingearbeitet. Nun wieder ganz von neuem anzufangen, das Einleben usw. war langweilig. Außerdem wäre mir der Pour le mérite lieber gewesen.

»Le petit rouge«

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
16 January 1917
West of Vimy
Vimy

»Le petit rouge« Aus irgend welchen Gründen kam ich eines schönen Tages auf den Gedanken, mir meine Kiste knallrot anzupinseln. Der Erfolg war der, daß sich mein roter Vogel jedem Menschen unbedingt aufdrängte. Auch meinen Gegnern schien dies tatsächlich nicht ganz unbekannt geblieben zu sein. Gelegentlich eines Kampfes, der sich sogar an einer anderen Frontstelle abspielte wie die übrigen, glückte es mir, einen zweisitzigen Vickers, der ganz friedlich unsere Artilleriestellung photographierte, anzuschießen. Der Gegner kam gar nicht dazu, sich zu wehren, und mußte sich beeilen, auf die Erde zu kommen, denn er fing schon an, verdächtige Zeichen des Brennens von sich zu geben. Wir nennen das: »er stinkt.« Wie sich herausstellte, war es auch tatsächlich Zeit, denn der Apparat fing kurz über der Erde an, in hellen Flammen zu brennen. Ich fühlte ein menschliches Mitleid mit meinem Gegner und hatte mich entschlossen, ihn nicht zum Absturz zu bringen, sondern ihn nur zur Landung zu zwingen, zumal ich das Gefühl hatte, daß der Gegner schon verwundet war, denn er brachte keinen Schuß ’raus. In etwa fünfhundert Metern Höhe zwang mich ein Defekt an meiner Maschine, im normalen Gleitflug, ohne eine Kurve machen zu können, gleichfalls zu landen. Nun ereignete sich etwas ganz Komisches. Mein Feind landete mit seiner brennenden Maschine glatt, während ich als Sieger unmittelbar daneben in den Drahthindernissen der Schützengräben einer unserer Reservestellungen mich überschlug. Es folgte eine sportliche Begrüßung der beiden Englishmen mit mir, die wegen meines Bruches nicht wenig erstaunt waren, da sie, wie bereits erwähnt, keinen Schuß auf mich abgegeben hatten und sich den Grund meiner Notlandung gar nicht vorstellen konnten. Es waren dies die ersten Engländer, die ich lebendig heruntergebracht habe. Deshalb machte es mir besonders Spaß, mich mit ihnen zu unterhalten. Ich fragte sie unter anderem, ob sie meine Maschine schon einmal in der Luft gesehen hätten. »Oh yes,« sagte der eine, »die kenne ich ganz genau. Wir nennen sie ›le petit rouge‹.« Nun kommt eine echt englische – in meinen Augen – Gemeinheit. Er fragte mich, weshalb ich mich vor der Landung so unvorsichtig benommen hätte. Der Grund lag darin, daß ich nicht anders konnte. Da sagte der Schurke, er hätte versucht, in den letzten dreihundert Metern auf mich zu schießen, habe aber Ladehemmung gehabt. Ich gebe ihm Pardon – er nimmt es an und vergilt es mir nachher mit einem hinterlistigen Überfall. Seitdem habe ich noch keinen meiner Gegner wieder sprechen können, aus einem naheliegenden Grund.

MvR receives 'Pour le mérite'

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
21 January 1917
Pronville

Nach zwei Tagen – wir sitzen gemütlich bei der Jagdstaffel Boelcke und feiern meinen Abschied –, da kommt das Telegramm aus dem Hauptquartier, daß Majestät die Gnade hatte, mir den Pour le mérite zu verleihen. Da war die Freude natürlich groß. Es war ein Pflaster auf das Vorangegangene. * Ich hatte es mir nicht so nett vorgestellt, selbst eine Jagdstaffel zu führen, wie es nachher in Wirklichkeit geworden ist. Ich habe mir nie träumen lassen, daß es mal eine Jagdstaffel Richthofen geben würde.

Ein Telegramm

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
21 January 1917
La Brayelle

Ein großer Tag für uns. Früh um sieben Uhr wurde ich durch ein Telegramm geweckt. Ich öffnete es mit Zögern und nicht ohne das beklemmende Gefühl, das uns Telegramme jetzt im Kriege einflößen. Ich las, während meine Hände zitterten: “S. M. der Kaiser hat dem Leutnant von Richthofen den Orden Pour le Mérite verliehen. Jagstaffel Boelcke.” Das war herrlich! Das war wundervoll! Noch fehlen mir die Einzelheiten. Ich weiß nur, daß er 16 Engländer im Luftkampf besiegt hat und mit dieser Zahl an der Spitze von Deutschlands Jagdfliegern steht. Es hat sich erfüllt, was ihm einst ein Kamerad bei seinem Abschied aus Rußland scherzend nachrief: “Komm ja nicht ohne den Pour le Mérite zurück!” Die große Freude trieb mich, das Ereignis an alle Verwandten zu telefonieren. Ilse gab in ihrem Lazarett eine Bowle für ihre Pfleglinge und für die sechs Schwestern. Sie verlas das Telegramm und brachte ein Kaiserhoch aus. – Sofort stand einer der Soldaten auf und brachte ein Hoch auf Manfred aus und natürlich – auf Schwester Ilse. Die folgenden Tage brachten viele reizende Briefe, Glückwünsche und Telegramme. Die Nachbarschaft, ganz Sweidnitz freut sich mit uns, alle sprechen von ihm; wir treten in keinen Laden, wo wir nicht beglückwünscht werden. Alle Blicke sind auf ihn gerichtet, und wieviel Gebete begleiten ihn!

Organisatorische Veränderungen

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
21 January 1917
Pronville

Kofl 6. Armee Weekly Activity Report:

Organisatorisch Veraenderungen: Die Fuehrung von Jagdstaffel 11 uebernahm am 20.1.1917 Lt. Frhr. v. Richthofen (Jagdstaffel Boelcke). Bisheriger Fuehrer der Jagdstaffel 11, Oberlt. Lang, uebernahm am gleichen Tage die Fuehrung von Jagdst. 28 bei 4. Armee.

Besonderes: Dem Lt. Frh. v. Richthofen, Jagdstaffel 11 wurde am 21.1.1917 der Orden Pour le Mérite verliehen fuer erfolgreichen anerkannten Abschuss 16 feindlicher Flugzeuge.

Victory 17

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
23 January 1917
South of Lens
Lens

Combat Report: 1610 hrs, above trenches south-west of Lens. No details, plane fell on the enemy’s side. About 1610 I attacked, together with seven of my planes, enemy squadron, west of Lens. The plane I had singled out caught fire after 150 shots, fired from a distance of 50 metres. The plane fell, burning. Occupant fell out of plane at 500 metres height. Immediately after the plane had crashed on the ground, I could see a heavy black smoke cloud rising. The plane burnt for quite a while with frequent flares of flame. Weather: fine all day.

First kill for jasta 11

The Red Knight of Germany, the story of Baron von Richthofen, Floyd Gibbons, 1927, 1959 Bantam Books
23 January 1917
South of Lens
Lens

Just to show them how it was done, he led them over the English lines for the first time on January 23d and ‘knocked down’ the first victim to be registered on the unit’s victory book. For Richthofen it was his seventeenth ‘kill’. At dinner time, when his twelve officers gathered around the mess table ,he explained the technique of his first demonstration, called attention to some flying blunders his pupils had made, and answered their questions. At the close of the meal and the lecture the Flying Uhlan and his disciples retired to their quarters with the knowledge that they were ‘going over’ again in the morning.

Victory 17 - Kofl 6. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
23 January 1917
South of Lens
Lens

Kofl 6. Armee Weekly Activity Report:

Erfolge im Lufkampf: Am 23.1 1 engl. Flugzeug durch Lt. Frh. von Richthofen, J. St. 11, ueber Lens in Brand geschossen um jenseits der Linie zum Absturz gebracht. (17. Flugz.)

Victory 18

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
24 January 1917
West of Vimy
Vimy

Victory 18 and emergency landing after loss of upper wing Combat Report: 1215 hrs, west of Vimy. Fixed motor: Plane No. 6937; Motor No. 748. Occupants: Pilot – Captain Craig. (Obs) Lieutenant McLennan. Accompanied by Feldwebel (Hans) Howe, I attacked, at about 1215, the commanding plane of an enemy formation. After a long fight I forced my adversary to land near Vimy. The occupants burnt their plane after landing. I myself had to land, as one wing had cracked at 300 metres. I was flying an Albatros DIII. According to the English crew, my red painted plane is not unknown to them, as when being asked who had brought them down, they answered: “Le petit rouge”. Two machine guns have been seized by my Staffel. The plane was not worth removing as it was completely burned. Weather: fine all day.

Victory 18 - Kofl 6. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
24 January 1917
West of Vimy
Vimy

Kofl 6. Armee Weekly Activity Report:

Am 23.1. 1 engl.F.e. DD. 160 PS. Durch Lt. Frh. von Richthofen, J. St. 11, bei Vimy zur Landung gezwungen. (18 Flugzeug) Besatzung 2 engl. Iffiziere gefangen, Flugzeug verbrannt.

Jasta 11, Luftsieg 18

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
25 January 1917
La Brayelle

…Nach meiner Rückkehr fand ich einen Brief vor, in dem Manfred mitteilt, daß er seine “liebe Jagdstaffel Boelcke” verließe, um als Führer die Jagdstaffel 11 in Douai zu übernehmen. Die Zahl seiner Abschüsche ist auf 18 gestiegen. Als er den letzten Gegner niederrang, wäre er beinahe selbst das Opfer geworden. In 300 Meter Höhe brach ihm eine Tragfläche weg; wie durch ein Wunder erreichte er die Erde. “Auf Urlaub darf ich leider nicht kommen”, schreibt er zum Schluß “gern hätte ich Euch einmal den Pour le mérite gezeigt.” Er konnte sich noch von Herzen freuen, er war noch nicht abgestumpft, noch ganz unverbraucht. Er war 24 Jahre alt!

Führer der Jagdstaffel 11

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
27 January 1917
La Brayelle

Liebe Mama!

Du wunderst Dich gewiß, weshalb ich nicht schreibe. Es ist in der Zwischenzeit derartig viel passiert, daß ich nicht weiß, was ich zuerst schreiben soll. Ich bin Führer der Jagdstaffel 11 in Douai geworden. Nur ungern ging ich von meiner Jagdstaffel Boelcke weg. All mein Sträuben half
nichts. Die Staffel 11 besteht ebenso lange wie meine alte, nur hat sie bisher noch keinen abgeschossen, und der Betrieb macht mir vorderhand noch sehr wenig Freude. Das mir unterstellte Offizierskorps besteht aus zwölf Herren. – Ich hatte Glück. Am ersten Tage schoß ich Nr. 17  ‘runter, und am zweiten Nr. 18. Wie ich meinen achtzehnten Abschoß, brach mir im Luftkampf die Tragfläche durch. Wie durch ein Wunder erreichte ich die Erde, ohne dabei kaputt zu gehen. Am gleichen Tage fielen bei der Jagdstaffel Boelcke drei Flugzeuge, dabei auch der nette kleine Immelmann – ein Jammer! Es es ist nicht ausgeschlossen, daß ihnen dasselbe passierte wie mir. Auf Urlaub darf ich leider nicht kommen, gern hätte ich Euch einmal den Pour le merite gezeigt.

Victory 19

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
1 February 1917
1 km SW of Thelus
Thelus

Combat Report: 1600 hrs. BE two-seater No. 6742. Over trenches, one kilometer south-west of Thelus. Occupants: Lieutenant Murray – Lieut McBar, both wounded and died 2 Feb. About 1600 I spotted, flying with Leutnant Allmenröder, at 1.800 metres altitude, an artillery flyer. I managed to approach him within 50 yards apparently unnoticed, with my Halberstadt machine. From this distance, up to only the length of a plane, I fired 150 shots. The enemy plane then went down in large, uncontrolled right-hand curves, pursued by Allmenröder and myself. The plane crashed into the barbed wire of our front lines. The occupants were both wounded and were made prisoners by the infantry. It is impossible to remove the plane. Weather: overcast morning, but fine for the remainder of the day.

Englische und französische Fliegerei

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
1 February 1917
February 1917
La Brayelle, near Douai
La Brayelle

Englische und französische Fliegerei (Februar 1917) Zurzeit bin ich bemüht, der Jagdstaffel Boelcke Konkurrenz zu machen. Abends legen wir uns gegenseitig die Strecke vor. Aber es sind verteufelte Kerls da drüben. Zu schlagen sind sie nie. Höchstens, daß man der Staffel gleichkommt. Hundert haben sie ja schon Vorsprung. Diesen Vorsprung muß ich ihnen lassen. Es hängt ja viel davon ab, welchem Gegner man gegenüber liegt, ob man die laurigen Franzosen oder die schneidigen Kerls, die Engländer, gegenüber hat. Mir ist der Engländer lieber. Der Franzose kneift, der Engländer selten. Oft kann man sogar hier von Dummheit sprechen; sie bezeichnen dies dann wohl als Draufgängertum. Es ist das Schöne beim Jagdflieger, daß es auf keinerlei Kunststücke bei ihm ankommt, sondern lediglich persönlicher Schneid das Ausschlaggebende bleibt. Es kann einer ein ganz herrlicher Sturz- und Loopingflieger sein. Er braucht deshalb noch lange keinen abzuschießen. Meiner Ansicht nach macht das Draufgehen alles, und das liegt uns Deutschen ja. Deshalb werden wir stets die Oberherrschaft in der Luft behalten. Dem Franzosen liegt es, aus dem Hinterhalt zu überfallen und einem anderen aufzulauern. [111]Das läßt sich in der Luft schlecht machen. Überrumpeln läßt sich nur ein Anfänger. Auflauern geht nicht, da man sich ja nicht verstecken kann, auch ist das unsichtbare Flugzeug noch nicht erfunden. Ab und zu braust wohl mal das gallische Blut in ihm auf. Dann setzt er zum Angriff an; aber es ist wohl mit einer Brauselimonade zu vergleichen. Für einen Augenblick furchtbar viel Mut, der ebenso schnell vollständig schwindet. Das zähe Durchhalten fehlt ihm. Dem Engländer dagegen merkt man eben doch ab und zu noch etwas von seinem Germanenblut an. Auch liegt dem Sportsmann das Fliegen sehr, aber sie verlieren sich zu sehr in dem Sportlichen. Sie haben genug Vergnügen daran, Loopings, Sturzflüge, Auf-dem-Rücken-fliegen und ähnliche Scherze unseren Leuten im Schützengraben vorzumachen. Dies macht wohl bei der Johannisthaler Sportswoche Eindruck, aber der Schützengraben ist nicht so dankbar wie dieses Publikum. Er verlangt mehr. Es soll immer englisches Pilotenblut regnen.

On victory 19

The dramatic true story of the Red Baron, Wiliam E Burrows, 1972, Mayflower Books
1 February 1917
1 km SW of Thelus
Thelus

Twenty minutes after the pilot and his observer, both mortally wounded, were dragged from their airplane, a Canadian artillery battery blew it to splinters to deny it to the Germans. Its crew died the next day.

Victory 19 - Kofl 6. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
1 February 1917
1 km SW of Thelus
Thelus

Kofl 6. Armee Weekly Activity Report:

Am 1.2.1917 ein engl. B.E. Zweisitzer 1 km s.w. Thelus durch Lt. Frh. v. Richthofen, Fuehrer von J. St. 11 abgeschossen (als 19.). Besatzung: Fuehr. Captain Murray, Beobachter Lt. McBar tot. Zugehoerigkeit nicht festzustellen.

Urlaub

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
4 February 1917
die Uhr zeigt auf sieben Uhr morgens
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Es ist noch frühn das Haus schläft, die bittere Kälte läßt im Bette wohl sein. Ich glaube ein Klingeln gehört zu haben. Ich mache Licht, die Uhr zeigt auf sieben Uhr morgens. Da wird die Tür schnell geöffnet, und Manfred steht vor meinem Nett, frisch und froh, keine Spur von Müfigkeit nach der langen Nachtfahrt. Der blaue Stern glitzert an seinem Halse – der Pour le mérite. Ich fasse seine Hand, spreche, wie wenn ich den Knaben lobte: “Bravo, das hast du gut gemacht, Manfred.” Und frage: “Wie bist du denn hereingekommen? War das Gartentor schon offen?” Nein, das war es nicht, aber das tat nichts. Der Ritter des Ordens pour le mérite war über den Zaun gestiegen. Schnellstens erscheinen wir beim Frühstück, zum Morgenkaffee. Keine Kriegsbrühe, bitte! Eine Handvoll Kaffeebohnen wird noch zusammengekratzt. Sie waren für einen besonders festlichen Anlaß aufgespart. Diese Stunde ist jetzt da. Ein unerschöpfliches Fragen und Erzählen hebt an. Daß man Manfred gar keine Müdigkeit anmerkt! Er sieht so frisch aus wie selten. Ich beobachte ihn mit Stolz. Sein Gesicht, scheint mir, ist noch geschlossener geworden. Ein Willensgesicht. Aber der liebenswürdige, gutgeschnittene Mund hat noch seinen Charme. “Wo bist du gewesen, Manfred?” – Eine umständliche, wenig erfreuliche Sache. Es ist in letzter Zeit öfter vorgekommen, daß den deutschen Fliegern in der Luft die Tragflächen weggebrochen sind. Er wollte in Berlin bei der zuständigen Stelle auf diesen Konstruktionsfehler aufmerksam machen. (Oder war es vielleicht Materialschwäche?) Manfred erzählte, wir hörten gespannt zu. “Le petit rouge” nennen die Feinde sein Flugzeug, weil er es leuchtend rot angestrichen hatte. Ich fand das leichtsinnig, er aber meinte: “Man kann sich in der Luft doch nicht unsichtbar machen, und so erkennen mich wenigstens die Unseren.” Im Augenblick kam mir ein schönes Bild. Trug nicht einst auch Dietrich von Bern einen feuerroten Schild? Und verband man nicht die Vorstellung von Mut und Kraft damit? Als der Abend kam, wurde es erst recht gemütlich. Das Thermometer draußen zeigte 23 Grad Kälte. Die Zimmer im Hause waren nur mäßig warm, aber der große Roksofen im Oßtzimmer spendete behagliche Wärme. So setzten wir uns denn im Kreise um ihn herum und lauschten unserem Lufthelden mit ungeteilter Aufmerksamkeit, mochte der Uhrzeiger auch langsam auf Mitternacht rücken. Was Manfred in seiner schlichten, einfachen Art berichtete, war wie das Hohelied des Jagdfliegers. Einsamer Stolz und Ritterlichkeit – auch bei den englischen Gegern; wie denn jener Major Hawker, der britische Immelmann, im tollen Wirbel des Kampfes Manfred noch grüßend zuwinkte und lächelte, ehe ihn die Maschinengewehrgarbe aus der Luft riß. Das war Haltung, die Alt-Englands würdig war und die von einem schönen Geist des Royal Flying Corps zeugte. Weniger gefiel mir dagegen das Verhalten jenes achtzehnten Gegners, den Manfred bezwang, ehe ihm die eine Tragfläche brach. Er schoß das englische Flugzeug schwer an, gab aber den beiden Insassen Pardon und begnügte sich damit, sie zur Notlandung zu zwingen. Dann hatte er das Pech mit seiner Maschine und kam gerade noch im langsamen Gleitflug herunter. Als er sich nach der Landung mit den beiden Gefangenen unterhielt, sagten sie aus, sie würden beim Landen noch auf ihn geschossen haben, wenn sie nicht Ladehemmung gehabt hätten… Der brave Ofen meint es wirklich gut. Er hält uns fest mit seiner Wärme. Der Wind geht ums Haus. Wir trinken noch eine Tasse Tee; eine Schale mit Rüssen steht auf dem Tisch. Manfred hat eine Berliner Zeitung hervorgeholt, mit dem Datum von gestern, und reicht sie uns. Da steht zu lesen, daß er seinen neunzehnten Gegner abschoß. Eine späte Ûberraschung, kurz vor Mitternacht. Ich kann es mir nicht versagen, eine Frage zu stellen, die vielleicht nicht recht überlegt war. “Warum setzt du dein Leben in dieser eise täglich aufs Spiel? Warum tust du das, Manfred?” Er sieht mich groß an; Ernst steht auf seinem Gesicht geschrieben. “Für den Mann im Schützengraben”, sagt er schlicht. “Ich will ihm sein hartes Los erleichtern, ihm feindliche Flieger fernhalten.” Und er spricht nun von dem einfachen Soldaten vorn im Graben, von der großen, heldenhaften Passion des Unbekannten mit seinem entsagungsvollen Kämpfen und Sterben. Seine Worte sind zwingend, sie machen uns sehend. Der graue Bruder in der Erde steigt ans Licht. Die vielen, die kein Heeresbericht mit Namen nennt. Wir blicken in ihre erdfarbenen Gesichter, die so voller Runen sind, wie es Tage im Kriege gibt. Der Rauch der Materialschlacht geht über sie hin, das Grollen der Geschütze ist wie eingewachsen in ihren Ohren…Für einen Augenblick aber ist ein Geräusch stärker als das Tofen der Artillerie, es schwillt an und rauscht wie eine Orgel und reißt ihre Köpfe nach oben – ein deutscher Jagdflieger, der eben noch im Älterblau kreiste und einen Gegner im Feuerrauch zur Erde schickte, schießt über die vordesten Stellungen. Blutrot ist sein Rumpf. Er streicht tief über den deutschen Graben – ein brausender Gruß euch da unten! – ehe er sich wieder, ein leuchtender Pfeil, gegen die blaue Scheibe des Himmels wirft und entschwindet. Die aber unten, auf ihren Schützenbänken, hinter ihren Sandsäcken und Brustwehren folgen dem roten Flieger mit den Augen, solange sie können, auf ihren halbgeöffneten Lippen noch der Schrei der Begeisterung… Ich verstand in dieser Nacht, was das Wesen des Kampffliegers ausmacht und was diese jungen Leute, die kaum dem Jünglingsalter entwachsen waren, befähigte, Leistungen zu vollbringen, die den Tod zum Schemen machten.

Going over tactics

The dramatic true story of the Red Baron, Wiliam E Burrows, 1972, Mayflower Books
13 February 1917
Near Douai
La Brayelle

The army might be on the defensive, and the Air Service, too, but not Richthofen. He spent the first two weeks of February going over tactics with his squadron and meeting with its members one at the time to discuss their mistakes. He was developing Bölcke’s ability to see almost everything around him during a fight, even when he was engaged, and he remembered what he saw. There was no excuse for not continuously looking behind, he warned Jasta 11, and any pilot returning with holes in his tail had to have a good explanation. There was no truth, however, to stories circulated later that even a single hole in a scout’s tale was reason for Richthofen to have its pilot transferred. He was nonetheless taken at his word. Returning from one fight, a Jasta 11 pilot with a generous scattering of bullet holes faked engine trouble and landed at another squadron’s field, where the holes were patched before he continue home. Pilots did not generally adore Richthofen the way they had Bölcke, and he knew it. But he also knew that they respected him, and his schooling told him that that was enough. He made it a rule never to ask pilots to do something that he would not do, and he took satisfaction in knowing that they knew that, too.

Victory 20

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
14 February 1917
West of Loos
Loos

Combat Report: 1200 hrs. BE two-seater. Lens-Hulloch road, west of Loos. Occupants: one killed, the other severely wounded. Name of pilot: Lieutenant Bonnet (died). No details concerning plane, as wreckage landed in the fire zone. After flying back from a conference with Jasta Boelcke, I spotted an enemy artillery flyer at a height of 2.000 metres, west of Loos. I attacked the enemy and approached him unnoticed to some 50 metres. After several hundred shots, the plane dashed down, falling into our trenches. The pilot was killed in the air, observer seriously injured when landing. Weather: fine.

Victory 21

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
14 February 1917
SW of Mazingarbe
Mazingarbe

(probably) Capt. George Cyril Bailey DSO (WIA); 2/Lt. George William Betts Hampton (unhurt).aircraft actually returned to base safely. Combat Report: 1645 hrs, BE two-seater. Station, 1.500 metres south-west of Mazingarbe. No details, as plane landed on enemy’s side. About 1645 I attacked with my Staffel of five planes, artillery flyers, at low altitude near Lens. Whilst my gentlemen attacked a second BE, I attacked the one flying nearest to me. After the first 100 shots the observer stopped shooting. The plane began to smoke and twisted in uncontrolled curves to the right. As this result was not satisfactory to me, especially over the enemy’s line, I shot at the falling plane until the left part of the wings came off. As the wind was blowing at a velocity of 20 yards a second, I had been drifting far over to the enemy’s side. Therefore, I could observe that the enemy plane touched the ground south-west of Mazingarbe. I could see a heavy cloud of smoke in the snow arising from where the plane was lying. As it was foggy and already rather dark, I have no witnesses either from the air or from the ground. Weather: fine, misty later.

MvR besucht die Jasta 2

http://www.frontflieger.de/4-ric13.html
14 February 1917
Pronville

MvR meets Jasta Boelcke

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
14 February 1917
Lagnicourt

Again Richthofen was flying a Halberstadt, and, as stated, had been visiting his old Jasta 2 (Boelcke) at Lagnicourt and was on his way back to Brayelles, via the front.

On victory 20

The dramatic true story of the Red Baron, Wiliam E Burrows, 1972, Mayflower Books
14 February 1917
West of Loos
Loos

He said in his report that the pilot had been killed in the air and the observer seriously wounded when the B.E.2 crashed into German trenches. The opposite was true. Second Lieutenant H. A. Croft, the observer, was probably killed instantly. But the pilot, Lieutenant C. D. Bennett, fractured the base of his skull in the crash, erasing all memory of his encounter with Richthofen. He eventually became a London businessman, but forever lost the events of February 14, 1917.

Victory 20 - Kofl 6. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
14 February 1917
West of Loos
Loos

Kofl 6. Armee Weekly Activity Report:

1 Uhr N. ein engl. DD-Zweisitzer, östl. Loos innerhalb unserer Linien durch Lt. Frhr.v.Richthofen (als20).

Victory 21 - Kofl 6. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
14 February 1917
SW of Mazingarbe
Mazingarbe

Kofl 6. Armee Weekly Activity Report:

Ausserdem 5 Uhr N. ein weiteres engl. Flugzeug im Loosbagen, jenseits der Linien (als 21) durch Lt. Frhr. von Richthofen abgeschossen.

How to train fighterpilots

The Red Knight of Germany, the story of Baron von Richthofen, Floyd Gibbons, 1927, 1959 Bantam Books
16 February 1917
Near Douai
La Brayelle

To the Commander of the Sixth Army air forces:

The adversary often slips downward over one wing or lets himself fall like a dead leaf in order to shake off an attack. In order to stick to one adversary, one must on no account follow his tactics, as one has no control over the machine when falling like a dead leaf.

Should the adversary, however, attempt to evade attack by such tricks, one must dash down (sturzflug) without losing sight of the enemy plane.

When falling like a dead leaf, or intentionally falling wing over wing, the best pilot loses control of his machine for a second or two, therefore, it is a manoeuvre to be avoided.

Looping the loop is worse than worthless in air fighting. Each loop is a great mistake. If one has approached an adversary too close, a loop only offers a big advantage to the adversary. Change of speed should be relied on to maintain the position desired, and this is best effected by giving more or less gas.

The best method of flying against the enemy is as follows: The officer commanding the group, no matter how large, should fly lowest, and should keep all machines under observation by turning and curving.

No machine should be allowed either to advance or to keep back. More or less, the whole squadron should advance curving. Flying straight on above the front is dangerous, as even machines of the same type of plane develop different speeds. Surprises can be avoided only when flying in close order. The commanding officer is responsible that neither he nor any of his pilots are surprised by the enemy. If he cannot see to that, he is no good as a leader.

MvR on new recruits

The Red Baron Combat Wing, Jagdgeschwader Richthofen in Battle, Peter Kilduff, 1997, Arms and armour press
16 February 1917
La Brayelle

As he told an officer from the General Staff: “I have never had anything to do with ‘Kanonen’, that is, with combat-proven, experienced airmen. Only with beginners. I do not always receive I request; it is not the way it is generally imagined. My gentlemen always come fresh out of flying school. I clearly emphasize that, first, they must be under my leadership, here in my Staffel…The most important elements of flying, in my view, are skill in taking off and landing, and the personal courage with which a man goes after the enemy. To me, it is a thousand times better to have a daring fellow who might have difficulty making a left turn, but who goes hell bent for leather after the enemy than the most elegant Johannisthal airshow airman whom I cannot bring over the Front. We need daredevils, not aerial acrobats.”

Citing the lessons of his own experience, Richthofen continued: “I once flew with a gentleman who tore through dashing turns and made an absolutely marvellous impression. But in aerial combat, it seemed to me that he did not go after the enemy so smartly. And once when I was working with him, paying special attention to him – he was gone. I was in a damned tight spot and shot down an enemy, but got away by a hair. When I returned home, he reported to me that the moment the fight began he became so ill that he had to break off immediately. You could tell that when you looked at him. Aerial combat requires a special kind of nerve. ‘The I ask that you disappear immediately. I cannot use people who leave their comrades in the lurch. And when you feel sick, then you damned well better tell us at once.” There are , of course, always people who try to delay things and think: no one will take any notice of it.

Lothar in Schweidnitz

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
21 February 1917
La Brayelle

…Es wurden dann doch noch gemütliche Stunden. Lothar fühlt sich zu Hause so wohl; er ist ein “Familienmensch”. Am n¨chsten Tag lud ich ihm einige Säfte zum Kaffee ein. Es wurde viel von Manfred gesprochen. Er ist ihm Vorbild, Ansporen. Von seinen eigenen Plänen sprach er wenig. Aber ich kenne ihn: wenn von Luftkämpfen die Rede war, dann blitzte oft etwas in seinen seltsamen Augen auf, wie damals am Vorabend der Kriegserklärung, als wir in Zoppot saßen. Er sah sich wohl schon im Jagdflugzeug, Auge in Auge mit dem Gegner. Ich dachte daran, was Manfred schrieb: “Lothar hat sich als Flugzeugführer glänzend entwickelt…” Und seinen Schneid kenne ich, er steht dem Manfreds in nichts nach; vielleicht ist er impulsiver, plötztlicher…

Lothar recalls how MvR handled new recruits

Richthofen, Beyond the legend of the Red Baron, Peter Kilduff, Arms and Armour, 1993
21 February 1917
La Brayelle

Lothar von Richthofen recalled his brother’s early combat missions with Karl Allmenröder and Kurt Wolff: 

“At the time both had no experience at all and in aerial combat beginners have more fear than love of the Fatherland. In the first days, my brother flew out with them, attacked numerous British, and his machine received an enormous number of hits, without successes to make up for it, and both of them did not help. Of course my brother came back somewhat annoyed, but did not reproach them; on the contrary, he did not say a word about it. As Wolff and Allmenröder…told me, that influenced them more than the harshest dressing-down.”

In preparing his pilots for battle, Richthofen set an example of personal conduct that also contributed to their future success as fighters and leaders in their own right. He had a good sense of awareness of his role as Staffelführer; he did not attempt to be ‘one of the boys’, indulging in much singing and carousing in off-duty hours, but he enjoyed a good joke and some moderate drinking. He smoked an occasional cigarette, but otherwise looked after his personal health. As there were no night-fighter operations at that time, Manfred von Richthofen went to bed early – usually before 2200 – to ensure that he was rested and in top form the following morning. He was cordial to officers and enlisted men alike; indeed, he urged his pilots to remain on good terms with the mechanics who maintained their aircraft.

MvR at a Jastaschule conference

The Red Baron, a history in pictures, Norman Franks, 2016, Pen & Sword Books
25 February 1917
Jastaschule Famars
Famars

Jasta leaders met in Famars to discuss phosphor munition used by the English, and not available to German pilots.

On English air tactics

The Red Knight of Germany, the story of Baron von Richthofen, Floyd Gibbons, 1927, 1959 Bantam Books
1 March 1917
Near Douai
La Brayelle

The English single-seater pilots always fly in squad formation when on pursuit work. Reconnoitering and artillery fire is also now carried on by squads of two-seater machines, sometimes containing as many as twenty machines. Many English airmen try to win advantages by flying tricks while engaged in fighting, but, as a rule, it is just these reckless and useless stunts that lead them to their deaths.

When flying in large squads, the English planes keep close together in order to be able to come one another’s assistance at any given moment. When attacked, they maintain even closer formation. If an English plane which has fallen behind is attacked, the first planes of the enemy formation make left and right turns and hurry to its assistance. After the rest of the formation has passed them, they close up the rear as the last planes.

Victory 22

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
4 March 1917
1 km N of Loos
Loos

aircraft actually returned to base safely. Combat Report: 1250 hrs, one kilometre north of Loos. BE two-seater. Details unknown, plane fell on enemy’s side. I had started all by myself and was just looking for my Staffel when I spotted a single BE. My first attack was apparently a failure as my adversary tried to escape by curves and dives. After having forced my adversary downwards from 2.800 to 1.200 metres, he imagined himself safe and flew straight on once more. I took advantage of this, put myself behind him and fired some 500 shots at him. My adversary dived, but in such a steep way that I could not follow. According to our infantry observations, the plane crashed to the ground in front of our trenches. Weather: fine.

Victory 22 - Kofl 6. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
4 March 1917
1 km N of Loos
Loos

Kofl 6. Armee Weekly Activity Report:

12.50 Nach. 1. Fdl. B.E. DD noerdl. Loos durch Lt.Frh.v.Richthofen, Fuehrer J.St. 11.

Victory 23

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
4 March 1917
Acheville

Combat Report: 1620 hrs, Acheville. Sopwith two-seater. Occupants: Lieutenant W Reid and Lieutenant H Green, both killed, buried by local command at Bois Bernard. Accompanied by five of my planes, I attacked an enemy squadron above Acheville. The Sopwith I had singled out flew for quite a while in my fire. After the 400th shot, plane lost a wing whilst making a curve. Machine hurtled downwards. It is not worth while to have plane taken back, as parts are all over Acheville and surroundings. Two machine guns were seized by my Staffel. (One Lewis gun No. 20024 and one Maxim (Vickers) gun L7500) Weather:fine.

Victory 23 - Kofl 6. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
4 March 1917
Acheville

Kofl 6. Armee Weekly Activity Report:

4.20 Nach. 1 fdl. Sopwith bei Acheville durch Lt. Frh.v.Richthofen (als23)

Victory 24

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
6 March 1917
Souchez

Combat Report: 1700 hrs, BE two-seater. Souchez. Details unknown, as plane landed on enemy’s side. Together with Leutnant Allmenröder, I attacked two enemy artillery flyers at a low altitude over the other side (of the lines). The wings of the plane I attacked came off; it dashed down and smashed on the ground. Weather: fine.

Selbst abgeschossen

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
6 March 1917
Mitte März 1917
Hénin-Beaumont
Hénin-Liétard

Selbst abgeschossen (Mitte März 1917) Abgeschossen ist eigentlich ein falscher Ausdruck für das, was mir heute passiert ist. Ich nenne abgeschossen im allgemeinen nur den, der ’runterplumpst, aber heute habe ich mich wieder gefangen und kam noch ganz heil ’runter. Ich bin im Geschwader und sehe einen Gegner, der gleichfalls im Geschwader fliegt. Etwa über unserer Artilleriestellung in der Gegend von Lens. Ich habe noch ein ganzes Stückchen zu fliegen, bis ich die Gegend erreiche. Es ist das der nervenkitzelndste Augenblick, das Anfliegen an den Gegner, wenn man den Feind schon sieht und noch einige Minuten Zeit hat, bis man zum Kampf kommt. Ich glaube, ich werde dann immer etwas bleich im Gesicht, aber ich habe leider noch nie einen Spiegel mitgehabt. Ich finde diesen Augenblick schön, denn er ist überaus nervenkitzelnd, und all so etwas liebe ich. Man beobachtet den Gegner schon von weitem, hat das Geschwader als feindlich erkannt, zählt die feindlichen Apparate, wägt die ungünstigen und günstigen Momente ab. So zum Beispiel spielt es eine ungeheure Rolle, ob der Wind mich im Kampfe von meiner Front abdrängt oder auf meine Front zudrückt. So habe ich mal einen [113]Engländer abgeschossen, dem ich den Todesschuß jenseits der feindlichen Linien gegeben habe, und ’runtergeplumpst ist er bei unseren Fesselballons, so weit hat ihn der Sturm noch ’rübergetrieben. Wir waren fünf, der Gegner war dreimal so stark. Wie ein großer Mückenschwarm flogen die Engländer durcheinander. So einen Schwarm, der so gut zusammenfliegt, zum Zersprengen zu bringen, ist nicht leicht, für den einzelnen ausgeschlossen, für mehrere äußerst schwierig, besonders, wenn die Zahlenunterschiede so ungünstig sind wie in unserem Falle. Aber man fühlt sich dem Gegner derartig überlegen, daß man keinen Augenblick an dem sicheren Erfolg zweifelt. Der Angriffsgeist, also die Offensive, ist die Hauptsache, wie überall, so auch in der Luft. Aber der Gegner dachte ebenso. Das sollte ich gleich merken. Kaum sah er uns, so machte er umgehend kehrt und griff uns an. Da hieß es für uns fünf Männeken: Aufgepaßt! Hängt einer ab, so kann es ihm dreckig gehen. Wir schlossen uns ebenfalls zusammen und ließen die Herren etwas nähertreten. Ich paßte auf, ob nicht einer von den Brüdern sich etwas von den anderen absentierte. Da – einer ist so dumm. Ich kann ihn erreichen. »Du bist ein verlorenes Kind.« Auf ihn mit Gebrüll. Jetzt hab’ ich ihn erreicht oder muß ihn gleich erreichen. Er fängt bereits an zu schießen, ist also etwas nervös. Ich dachte mir: »Schieß’ du [114]nur, du triffst ja doch nicht!« Er schoß mit einer Leuchtspurmunition, die an mir sichtbar vorbeiflog. Ich kam mir vor wie in dem Spritzenkegel einer Gießkanne. Nicht angenehm, aber die Engländer schießen fast durchweg mit diesem gemeinen Zeug, also muß man sich daran gewöhnen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, denn in diesem Augenblick, glaube ich, habe ich gelacht. Bald sollte ich aber eines Besseren belehrt werden. Jetzt bin ich beinahe ganz heran, etwa hundert Meter, das Gewehr ist entsichert, ich ziele noch einmal Probe, gebe einige Probeschüsse, die Gewehre sind in Ordnung. Nicht mehr lange kann es dauern. Im Geiste sah ich den Gegner schon plumpsen. Die Aufregung von vorhin ist vorüber. Man denkt ganz ruhig und sachlich, wägt die Treffwahrscheinlichkeiten von ihm und von mir ab. Überhaupt ist der Kampf selbst am wenigsten aufregend in den meisten Fällen, und wer sich dabei aufregt, macht einen Fehler. Er wird nie einen abschießen. Auch ist es wohl Gewohnheitssache. Jedenfalls habe ich in diesem Falle keinen Fehler gemacht. Nun bin ich auf fünfzig Meter ’ran, jetzt einige gute Schüsse, dann kann der Erfolg nicht ausbleiben. So dachte ich mir. Aber mit einem Male gibt es einen großen Knall, ich habe kaum zehn Schuß heraus, gleich darauf klatscht es wieder in meiner Maschine. Es ist mir klar, ich bin getroffen. Wenigstens meine Maschine, ich für [115]meine Person nicht. Im selben Augenblick stinkt es ganz ungeheuerlich nach Benzin, auch läßt der Motor nach. Der Engländer merkt es, denn er schießt nun um so mehr. Ich muß sofort ablassen. Senkrecht geht es ’runter. Unwillkürlich habe ich den Motor abgestellt. Es war auch höchste Zeit. Wenn der Benzintank durchlöchert ist und das Zeug einem so um die Beine spritzt, ist die Gefahr des Brennens doch groß. Vor sich hat man einen über einhundertundfünfzig »Pferde« starken Explosionsmotor, also glühend heiß. Ein Tropfen Benzin, und die ganze Maschine brennt. Ich hinterlasse in der Luft einen weißen Streifen. Ich kenne ihn beim Gegner genau. Es sind dies die Vorzeichen der Explosion. Noch bin ich dreitausend Meter hoch, habe also noch ein ganzes Ende bis auf die Erde. Gott sei Dank hört der Motor auf zu laufen. Die Geschwindigkeit, die das Flugzeug erreicht, kann ich nicht berechnen. Sie ist jedenfalls so groß, daß ich nicht den Kopf herausstecken kann, ohne durch den Windzug hintenüber gedrückt zu werden. Bald bin ich den Gegner los und habe nun noch Zeit, bis ich auf die Erde komme, zu sehen, was denn meine vier anderen Herren machen. Sie sind noch im Kampf. Man hört das Maschinengewehrfeuer des Gegners und das der eignen. Plötzlich eine Rakete. Ist es das Leuchtsignal eines Gegners? Aber nein. Dafür ist es zu groß. [116]Es wird immer größer. Es brennt einer. Aber was für einer? Die Maschine sieht genau so aus wie unsere. Gott sei Dank, es ist ein Gegner. Wer mag ihn abgeschossen haben? Gleich darauf fällt aus dem Geschwader ein zweites Flugzeug heraus, ähnlich wie ich, senkrecht nach unten, überschlägt sich sogar, überschlägt sich immer noch – da – jetzt hat es sich gefangen. Fliegt geradeaus genau auf mich zu. Auch ein Albatros. Gewiß ist es ihm so gegangen wie mir. Ich bin wohl noch einige hundert Meter hoch und muß mich so sachte umgucken, wo ich denn landen will. Denn so eine Landung ist meistenteils mit Bruch verbunden. Und so ein Bruch läuft nicht immer günstig ab, also – aufpassen. Ich finde eine Wiese, nicht sehr groß, aber sie genügt gerade, wenn man etwas vorsichtig zu Werke geht. Außerdem liegt sie mir günstig, direkt an der Chaussee bei Hénin-Liétard. Dort will ich auch landen. Es geht alles glatt. Mein erster Gedanke ist: Wo bleibt der andere? Er landet einige Kilometer von mir entfernt. Ich habe nun Zeit, mir den Schaden zu beschauen. Einige Treffer sind darin, aber der Treffer, der mich veranlaßt hat, den Kampf abzubrechen, ist einer durch beide Benzintanks. Ich habe keinen Tropfen Benzin mehr drin, der Motor ist gleichfalls angeschossen. Schade um ihn, er lief noch so gut. Die Beine lasse ich herausbaumeln aus der Maschine und mag wohl ein ziemlich törichtes [117]Gesicht gemacht haben. Sofort hat sich eine große Menge Soldaten um mich versammelt. Da kommt ein Offizier. Er ist ganz außer Atem. Sehr aufgeregt! Gewiß ist ihm was Schreckliches passiert. Er stürzt auf mich zu, schnappt nach Luft und fragt: »Hoffentlich ist Ihnen nichts passiert? Ich habe die ganze Sache beobachtet und bin ja so aufgeregt! Herrgott, das sah schrecklich aus!« Ich versicherte ihm, daß mir gar nichts fehlte, sprang herunter, stellte mich vor. Selbstverständlich verstand er keinen Ton von meinem Namen. Aber er forderte mich auf, mit seinem Automobil in das nahe Hénin-Liétard hineinzufahren, wo sein Quartier war. Es war ein Pionieroffizier. Wir sitzen bereits in dem Wagen und fahren gerade an. Mein Gastgeber hat sich noch immer nicht beruhigt. Plötzlich erschrickt er und fragt: »Herrgott, wo ist denn Ihr Kraftfahrer?« Zuerst wußte ich nicht recht, was er meinte, guckte ihn wohl etwas verwirrt an. Dann wurde mir klar, daß er mich für den Beobachter eines zweisitzigen Flugzeuges hielt und nach meinem Flugzeugführer fragte. Schnell faßte ich mich und sagte ganz trocken: »Ich fahre allein.« Das Wort »fahren« ist in der Fliegertruppe verpönt. Man fährt nicht, man »fliegt«. In den Augen des braven Herrn war ich ganz entschieden durch die Tatsache, daß ich allein »fahre«, sichtbar gesunken. Die Unterhaltung wurde etwas spröder. [118]Da kommen wir in seinem Quartier an. Ich habe noch immer meine schmutzige Öllederjacke an, einen dicken Schal um. Unterwegs hat er mich natürlich mit unendlich vielen Fragen bestürmt. Überhaupt war der ganze Herr bedeutend mehr aufgeregt als ich. Da zwang er mich, auf einem Sofa mich hinzulegen, oder wollte dies tun mit der Begründung, daß ich doch von meinem Kampf noch ganz echauffiert sein müßte. Ich versicherte ihm, daß ich schon manchmal luftgekämpft hätte, was ihm aber gar nicht in den Kopf kommen wollte. Ich sah gewiß nicht sehr kriegerisch aus. Nach einiger Unterhaltung kommt er natürlich mit der berühmten Frage: »Haben Sie schon einmal einen abgeschossen?« Meinen Namen hatte er, wie gesagt, nicht gehört. »Ach ja,« sagte ich, »ab und zu.« »So – so haben Sie etwa schon zwei abgeschossen?« »Nein, aber vierundzwanzig.« Er lächelt, wiederholt seine Frage und meint, unter »abgeschossen« verstehe er einen, der ’runtergefallen sei und unten liegenbliebe. Ich versicherte ihm, das wäre auch meine Auffassung davon. Jetzt war ich ganz unten durch, denn jetzt hielt er mich für einen mächtigen Aufschneider. Er ließ mich sitzen und sagte mir, daß in einer Stunde gegessen würde, und wenn es mir recht sei, könne ich ja mitessen. Nun machte ich doch von seinem Anerbieten Gebrauch und schlief eine Stunde fest. Dann gingen wir ’rüber ins [119]Kasino. Hier pellte ich mich aus und hatte zum Glück meinen Pour le mérite um. Leider aber keine Uniformjacke darunter, sondern nur eine Weste. Ich bitte um Entschuldigung, daß ich nicht besser angezogen bin, und mit einem Male entdeckt mein guter Häuptling an mir den Pour le mérite. Er wird sprachlos vor Erstaunen und versichert mir, daß er nicht wüßte, wie ich heiße. Ich sagte ihm nochmals meinen Namen. Jetzt schien ihm etwas zu dämmern, daß er wohl schon mal von mir gehört hatte. Ich bekam nun Austern und Schampus zu trinken und lebte eigentlich recht gut, bis schließlich Schäfer kam und mich mit meinem Wagen abholte. Von ihm erfuhr ich, daß Lübbert wieder mal seinem Spitznamen Ehre gemacht hatte. Er hieß nämlich unter uns »Kugelfang«, denn in jedem Luftkampf wurde seine Maschine arg mitgenommen. Einmal wies sie vierundsechzig Treffer auf, ohne daß er selbst verwundet war. Diesmal hatte er einen Streifschuß an der Brust bekommen und lag bereits im Lazarett. Seine Maschine flog ich gleich nach dem Hafen. Leider ist dieser hervorragende Offizier, der das Zeug dazu hatte, einmal ein Boelcke zu werden, einige Wochen später den Heldentod fürs Vaterland gestorben. Am Abend kann ich meinem Gastgeber aus Hénin-Liétard noch Bescheid sagen, daß ich heute ein Viertelhundert voll gemacht habe.

Combat report Lt Benbow

http://www.theaerodrome.com/forum/showthread.php?t=30602
6 March 1917
Hénin-Beaumont
Hénin-Liétard

06-Mar-17: Lt E L Benbow in FE8 A4871, an Albatros scout in flames. RFC Communique No 24 states: Lt E L Benbow, 40 Squadron, drove down a hostile machine which also fell in flames near Givenchy.

MvR shot down

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
6 March 1917
Hénin-Beaumont
Hénin-Liétard

While Manfred von Richthofen achieved his 24th victory on the afternoon of 6 March, her very nearly did not survive the morning. As he recorded in both his book and in a letter home, he was shot down at this time. The date has never been clear, some historians opting for 9 March, but it seems more feasible for the date to haven been 6 March. Both days and both actions involved the FE8s of 40 Squadron, but Richthofen mentions Lens as the area. 40 Squadron had a fight with enemy aircraft east of Loos on the ninth at 0930 hrs (1030 German time). However, their fight on the sixth (at 1050, 1150 German time) was above Givenchy-en-Gohelle on the other side of Lens, a more viable location. On 6 March, Sopwiths of 43 Squadron were attacked by Jasta 11 and 40 Squadron came to their aid. Von Richthofen was in the thick of it and closed in on one opponent, but in doing so he momentarily failed to look behind. He suddenly heard a tremendous bang just after he had commenced firing. He knew at once his machine had been hit and thne came a terrefic stench of petrol – his tank had been shot through. He dived away rapidly and shut off his engine, petrol squirting about his legs and feet. Looking back he saw he was leaving a white trail as the petrol vaporised. As he went down, the fight continued above and he then saw a British aircraft falling in flames, one of 43 Squadron going down (A978 shot down by Schäfer). Then he saw a German fighter spin down but the pilot righted his craft and made for a landing. Richthofen landed near Henin Liétard and took time to inspect the damage. Both fuel tanks had been drained of fuel and his engine had been damaged. He had been lucky the Halberstadt had not caught fire. The other Halberstadt he’d seen coming down was flown by Leutnant Eduard Lübbert, who’d been slighly wounded by a glancing shot to the chest but he got down safely. He would be killed on the 30th. Who had shot down von Richthofen? Two 40 Squadron pilots put in combat reports, the same Lieutenant E L Benbow (A4871) who’d been in the fight of 23 January when John Hay had been killed, and Captain Robert Gregory (6384). Benbow had fired a burst at 50 to 20 yards into a machine painted mostly green. He had then zoomed and on looking back saw a machine go down in flames. However, he does not say it was his victim, and may have been the Strutter going down. Captain Bob Gregory, meanwhile, had attacked a Halberstadt and seen his bullets going into the enemy fighter which then dived vertically – and fast. Obviously one of these had attacked von Richthofen. Benbow was credited with one hostile aircraft in flames, Gregory with an ‘out of control’ victory. If Benbow thought the Halberstadt trailing white smoke was a ‘flamer’ then that might haven been von Richthofen, while Gregory had wounded Lübber. There were no other Jasta 11 losses. Previous suggestions that it had been 9 March, a day 40 Squadron had lost three FE8s and had another pilot wounded, were wrong; it was not this action (fought at around 1020 German time) although it had been Jasta 11 who had got them: Schäfer two, Allmenröder and Wolff one each. It has also been said that von Richthofen had been brought down in this latter action, then rushed back to base, flown another aeroplane and shot down Pearson of 29 Squadron; these events do not conform to the fact that Richthofen clearly recorded that after he’d been brought down he had a sleep, then had lunch with the front line troops before going back to base. As Pearson was shot down at 1020 German time, this would not fit with von Richthofen’s known movements.

Victory 24 - Kofl 6. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
6 March 1917
Souchez

Kofl 6. Armee Weekly Activity Report:

5.0 Nach. 1 fdl. F.E. Zweisitzer bei souchez durch Lt.Frhr.v.Richthofen (als24)

Victory 25

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
8 March 1917
Roclincourt

…Manfreds Siegeskurve fürht steil aufwärts. Ich erlebe all das mit, aber – wie sollte es anders sein ! – es mischt sich auch Unruhe und Sorge genug in meine Gedanken. Ich weiß ja nur zu genau, wie oft der Tod des Jagdfliegers letzter Pilot ist. Dennoch: das Herz schlägt jedesmal höher, wenn ein neuer Sieg Manfreds auf die Ehrentafel springt. Am 8. März war es der fünfundzwanzigste, und ich konnte vor Aufregung nicht slafen, da ich das Telegramm erst abends um halb elf erhielt.

Victory 25

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
9 March 1917
Between Roclincourt and Bailleul
Roclincourt

Combat Report: 1155 hrs, Vickers one-seater. No. on tail AMC 3425a. Between Roclincourt and Bailleul, this side of the line, 500 metres behind trenches. Occupant: Not recognisable, as completely burnt. With three of my planes I attacked several enemy planes. The machine I had singled out soon caught fire and dashed downwards after firing 100 shots. The plan is lying on our side, but cannot be salvaged as it is nearly completely burned and too near the front. Weather: low clouds and snowstorms all day.

Victory 25 - Kofl 6. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
9 March 1917
Between Roclincourt and Bailleul
Roclincourt

Kofl 6. Armee Weekly Activity Report:

12.00 Mitt. 1 fdl. Vickers-Einsitzer bei Roclincourt durch Lt.Freiherr von Richthofen, Führer von J.ST. 11 (als25.)

Victory 26

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
11 March 1917
S of La Folie Wood, Vimy
Vimy

Combat Report: 1200 hrs, BE two-seater, south of La Folie Wood, near Vimy. Occupants: Lieutenant Byrne and Lieutenant Smythe, 40 Squadron. Both killed. Plane No. 6232, details of motor not at hand, as motor dashed into earth; cannot be dug up as locality under heaviest artillery fire. I had lost my squad, and was flying alone, and had been observing for some time an enemy artillery flyer. In a favourable moment I attacked the BE machine, and after 200 shots the body of the machine broke in half. The plane fell smoking into our lines. The plane is lying near the forest of La Folie west of Vimy, only a few paces behind the trenches. Weather: fine in morning; cloudy in afternoon.

Victory 26 - Kofl 6. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
11 March 1917
S of La Folie Wood, Vimy
Vimy

Kofl 6. Armee Weekly Activity Report:

12.00 Mitt. 1 B.E. Zweisitzer bei Vimy diesseits unsere Linie durch Lt.Freherr von Richthofen (als26.).

Victory 27

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
17 March 1917
Oppy

Combat Report: 1130 hrs, Oppy, Vickers two-seater No. A3439. Motor No. 854. Machine guns: 19633 and 19901. About 1130 I attacked with nine of my machines, an enemy squadron of 15 aircraft. During the fight I managed to force a Vickers two-seater aside, which I then, after 800 shots, brought down. In my machine gun fire the plane lost its open-work fuselage. The occupants were killed and were taken for burial by the local commander at Oppy. Weather: fine all day; ground mist early morning.

Victory 28

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
17 March 1917
West of Vimy
Vimy

Combat Report: 1700 hrs, above trenches west of Vimy. BE two-seater. No details, as plane landed between the lines. I had spotted an enemy infantry flyer. Several attacks directed from above produced no results, especially as my adversary did not accept a fight and was protected from above by other machines. Therefore, I went down to 700 metres and attacked my adversary, who was flying at 900 metres, from below. After a short fight my opponent’s plane lost both wings and fell. The machine crashed into no-man’s land and was fired at by our infantry. Weather: fine all day; ground mist early morning.

Victory 28 - Kofl 6. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
17 March 1917
West of Vimy
Vimy

Kofl 6. Armee Weekly Activity Report:

5.00 Nach. bei Souchez (jenseits) durch Lt. Frhr v. Richthofen (als 28.)

Victory 27 and 28

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
19 March 1917
La Brayelle

Am 19. März wies der Heeresbericht den siebenundzwanzigsten und achtundzwanzigsten aus, und der Schlesische Provinziallandtag schickte ein Glückwunschtelegramm ins Feld: “Des heldenmütigen Streiters, einses Sohnes unserer schlesischen Heimat, gedenken wir mit Stolz und Freude. 56. Provinziallandtag. Herzog von Ratibor.”

A postcard from Baron von Riezenstein

The dramatic true story of the Red Baron, Wiliam E Burrows, 1972, Mayflower Books
20 March 1917
Near Douai
La Brayelle

Richthofen rarely saw his victims’ bodies. Orderlies were sent to the crash sites to get information necessary for reports and to collect souvenirs. Several days after his double victory of the 17th, however, he received a photo postcard showing the contorted body of the F.E.2 pilot, Lieutenant A. E. Boultbee, lying in the debris of his airplane. The inscription on the other side read: ‘Sir, I witnessed on March 17, 1917, your air fight, and took this photograph, which I send to you with hearty congratulations, because you seldom have the occasion to see your prey. Vivat sequens! (here’s to the next!) With fraternal greetings, Baron von Riezenstein, Colonel and Commander of the 87th Reserve Infantry Regiment’.

Victory 29

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
21 March 1917
Hill 123, N of Neuville
Neuville

Combat Report: 1730 hrs, BE two-seater. Hill 123, north of Neuville. Plane details unknown, as plane came down on enemy’s territory. Message came through that enemy planes had been seen at 1.000 metres altitude in spite of bad weather and strong east wind. I went up by myself intending to bring down an infantry or artillery flyer. After one hour I spotted at 800 metres a large number of enemy artillery flyers beyond the lines. They sometimes approached our front, but never passed it. After several vain attempts I managed, half hidden by clouds, to take one of these BEs by surprise and to attack him at 600 metres, one kilometre beyond our lines. The adversary made the mistake of flying in a straight line when he tried to evade me, and thus he was just a wink too long in my fire (500 shots). Suddenly he made two uncontrolled curves and dashed, smoking, to the ground. The plane was completely ruined; it fell in section F.3. Weather: low clouds and rain during morning; clearing in places in the afternoon.

Victory 29 - Kofl 6. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
21 March 1917
Hill 123, N of Neuville
Neuville

Kofl 6. Armee Weekly Activity Report:

5.25 nach bei Neuville (jenseits) durch Lt. Frhr.v.Richthofen (als 29.).

MvR appointed Oberleutnant

https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_victories_of_Manfred_von_Richthofen
22 March 1917
Near Douai
La Brayelle

Ein Fliegerstückchen

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
24 March 1917
Vaulx - Morchies

Ein Fliegerstückchen (Ende März 1917) Der Name Siegfried-Stellung ist wohl jedem Jüngling im Deutschen Reiche bekannt. In den Tagen, in denen wir uns gegen diese Stellungen zurückzogen, gab es natürlich in der Luft auch eine rege Tätigkeit. Der Gegner hatte zwar unser verlassenes Gebiet auf der Erde bereits besetzt, die Luft dagegen überließen wir den Engländern nicht so bald, dafür sorgte Jagdstaffel Boelcke. Nur ganz vorsichtig wagten sich die Engländer aus ihrem bisherigen Stellungskrieg in der Luft hervor. Es ist das die Zeit, wo unser lieber Prinz Friedrich Karl sein Leben dem Vaterland opferte. Bei einem Jagdflug der Jagdstaffel Boelcke hatte Leutnant Voß einen Engländer im Luftkampf besiegt. Er wurde von seinem Bezwinger auf die Erde gedrückt und landete in dem Gebiet, das man wohl als neutrales Gebiet bezeichnen kann. Wir hatten es zwar schon verlassen, der Gegner aber noch nicht besetzt. Nur Patrouillen, sowohl englische wie deutsche, hielten sich in dieser unbesetzten Zone auf. Das englische Flugzeug stand zwischen den Linien. Der brave Englishman hatte wohl geglaubt, daß dieses Gebiet bereits von den Seinen besetzt wäre, zu welcher Annahme er auch berechtigt war. Voß war aber anderer Meinung. Kurz entschlossen landete er neben seinem Opfer. Mit großer Geschwindigkeit montierte er die feindlichen Maschinengewehre und sonst noch brauchbare Teile aus der Maschine ab und verfrachtete sie in der seinen, griff zum Streichholz, und in wenigen Augenblicken stand die Maschine in hellen Flammen. Eine Minute später winkte er den von allen Seiten herbeiströmenden Engländern aus seinem sieggewohnten Luftroß freundlich zu.

Ein Fliegerstückchen

http://www.theaerodrome.com/forum/showthread.php?t=67590
24 March 1917
Vaulx - Morchies

3947 Flt Sgt E P Critchley (Wia) & 12708 1/AM F Russell (Kia), 23 Sqn, FE2b A5485 – force landed Achiet-le-Grand after combat with HA during escort to photo reconnaissance; Ltn d R Werner Voss, Ja2, 21st victory [Vaulx – Morchies at 15:10]

Victory 30

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
24 March 1917
Givenchy

Combat Report: 1155 hrs, Givenchy. Spad No. 6607, with Hispano Suiza 140 hp motor. The first encountered here. Machine gun No. 4810. Occupant: Lieutenant Baker. I was flying with several of my gentlemen when I observed an enemy squadron passing our Front. Aside from this squadron, two new one-seaters which I did not know were flying nearby. They were extremely fast and handy. I attacked one of them and ascertained that my machine was the better one. After a long fight I managed to hit the adversary’s tank. The propellor stopped running. The plane had to go down. As the fight had taken place above the trenches, my adversary tried to escape, but I managed to force him to land behind our lines near Givenchy. The plane turned over, in a shell hole, upside down, and was taken by our troops. Weather: fine all day.

Victory 30 - Kofl 6. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
24 March 1917
Givenchy

Kofl 6. Armee Weekly Activity Report:

11.55 vorm. 1 Nieuport-Spad Einsitzer mit Hispano-Suizia-Motor bei Vimy (diesseits) dch. Oblt. Frhr.v.Richthofen, J.St. 11 (als 30) Insasse gefangen, Apparat zertrümmert.

Victory 31

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
25 March 1917
Tilloy

Combat Report: 0820 hrs, Tilloy. Nieuport one-seater – burnt. Occupant: Lieutenant Grivert – English. An enemy squadron had passed our lines. I went up, overtaking their last machine. After only a very few shots, the enemy’s propeller stopped turning. The adversary landed near Tilloy, upsetting his plane. I observed that some moments later the plane began to burn. NB. From this date, German and British times became the same, and would continue so until 16 April, so on the next few reports, the times should coincide. Weather: clear in the morning with occasional clouds.

Victory 31 - Kofl 6. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
25 March 1917
Tilloy

Kofl 6. Armee Weekly Activity Report:

8.20 vorm. 1 Nieuport-Einsitzer bei Tilloy (diesseits) durch Oblt.Frhr.v.Richthofen J.St.11, (als 31.) 1 engl. Offizier gefangen, Apparat verbrannt.

Gestern schoß ich den einundreißigsten ab

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
26 March 1917
La Brayelle

Liebe Mama!

Gestern schoß ich den einundreißigsten ab, vorgestern den dreißigsten. Vor drei Tagen wurde ich durch einen Kabinettsbefehl Oberleutnant. – Habe also ein gutes halbes Jahr gewonnen. Meine Staffel macht sich. Ich habe viel Freude an ihr. Lothar hatte gestern seinen ersten  Luftkampf. Er war sehr befriedigt, denn der Gegner war angeschossen. Wir nennen es „er stank“, weil er eine schwarze Rauchfahne hinter sich herließ. Runtergefallen ist er natürlich noch nicht, denn das wäre zuviel Schwein beim erstenmal gewesen. Lothar ist sehr ordentlich und wird seine Sache
machen. Wie geht es Papa, und was sagst du zum gestrigen Heeresbericht?

Letter from MvR to Otto Brauneck

Marke 2 Wereldoorlog 1
31 March 1917
Jagdstaffel 11, 6. Armee. Im Felde, den 31.3.1917
La Brayelle

Sehr geehrter Herr Brauneck! Eben erhalte ich Ihren Brief und will ihn gleich beantworten. Ich entsinne mich, dass Lynker mir bereits von Ihnen geschrieben hatte und eine Empfehlung von diesem famosen Menschen genügt mir. Deshalb bin ich bereit, Sie sofort anzufordern. Heute noch geht ein Telegramm an Ihren Kofl., dem ein Telegramm an Kogen. folgt. Die Sache liegt an Ihnen, bei Ihrem Vorgesetzten es durchzudrücken, dass Sie dort losgelassen werden, denn ohne die Einwilligung seinerseits ist beim Kogen. nichts zu machen. Hier ist viel los. Wir schiessen täglich bei Flugwetter mindenstens einen ab. Auch finden Sie hier einen sehr netten Kameradenkreis. Ich erwarte sobald wie möglich Ihre Antwort. Mit bestem Gruss.

Erste Dublette

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
2 April 1917
Farbus and Givenchy
Givenchy

Erste Dublette Der 2. April 1917 war wieder einmal ein heißer Tag für meine Staffel. Von meinem Platze aus konnten wir deutlich das Trommelfeuer hören, und gerade heute war es mal wieder sehr heftig. Ich lag noch im Bett, da kommt mein Bursche zu mir hereingestürzt mit dem Ausruf: »Herr Leutnant, die Engländer sind schon da!« Noch etwas verschlafen gucke ich zum Fenster ’raus, und tatsächlich, da kreisen über dem Platz bereits meine lieben Freunde. Ich ’raus aus meinem Bett, die Sachen angezogen, war eins. Mein roter Vogel stand zur Morgenarbeit am Start. Meine Monteure wußten, daß ich diesen günstigen Augenblick wohl nicht ungenützt vorübergehen lassen würde. Alles war fertig. Schnell noch die Warmpelze, dann geht’s los. Ich war als letzter gestartet. Meine anderen Kameraden waren dem Feind viel näher. Ich fürchtete schon, daß mir mein Braten entgehen würde, so daß ich von weitem zusehen müßte, wie vor meinen Augen sich einige Luftkämpfe abspielen. Da plötzlich fällt einem der frechen Kunden ein, auf mich herunterzustoßen. Ich lasse ihn ruhig herankommen, und nun beginnt ein lustiger Tanz. Bald fliegt mein Gegner auf dem Rücken, [123]bald macht er dies, bald jenes. Es war ein zweisitziges Jagdflugzeug. Ich war ihm über, und so erkannte ich denn bald, daß er mir eigentlich nicht mehr entgehen konnte. In einer Gefechtspause überzeugte ich mich, daß wir uns alleine gegenüberstanden. Also, wer besser schießt, wer die größere Ruhe und den besseren Überblick im Augenblick der Gefahr hat, der gewinnt. Es dauerte nicht lange, da hatte ich ihn ’runtergedrückt, ohne ihn wirklich ernstlich angeschossen zu haben, mindestens zwei Kilometer von der Front entfernt. Ich denke, er will landen, aber da habe ich mich in meinem Gegner verrechnet. Mit einem Male sehe ich, wie er, nur wenige Meter über dem Erdboden, plötzlich wieder geradeaus fliegt und mir zu entkommen sucht. Das war mir doch zu bunt. Ich griff ihn nochmals an und zwar so niedrig, daß ich fast fürchtete, die Häuser eines unter mir liegenden Dorfes zu berühren. Der Engländer wehrte sich bis zum letzten Augenblick. Noch ganz zum Schluß spürte ich einen Treffer in meiner Maschine. Nun ließ ich aber nicht mehr locker, jetzt mußte er fallen. Er rannte mit voller Fahrt in einen Häuserblock hinein. Viel war nicht mehr übrig. Es war wieder ein Fall glänzenden Schneids. Er verteidigte sich bis zum Letzten. Aber meiner Ansicht nach war es zum Schluß doch mehr Dummheit von ihm. Es war eben mal wieder der Punkt, wo ich eine [124]Grenze zwischen Schneid und Dummheit ziehe. Runter mußte er doch. So hatte er seine Dummheit mit dem Leben bezahlen müssen. * Sehr vergnügt über die Leistungen meines roten Stahlrosses bei der Morgenarbeit kehrte ich zurück. Meine Kameraden waren noch in der Luft und waren sehr erstaunt, als wir uns beim Frühstück trafen und ich ihnen von meiner Nummer Zweiunddreißig erzählen konnte. Ein ganz junger Leutnant hatte seinen Ersten abgeschossen, wir waren sehr vergnügt und bereiteten uns für neue Kämpfe vor. Ich hole meine versäumte Morgentoilette nach. Da kommt ein guter Freund – Leutnant Voß von der Jagdstaffel Boelcke – zu mir, um mich zu besuchen. Wir unterhalten uns. Voß hatte am Tage vorher seinen Dreiundzwanzigsten erledigt. Er stand also mir am nächsten und ist wohl zurzeit mein heftigster Konkurrent. Wie er nach Hause fliegt, wollte ich ihn noch ein Stückchen begleiten. Wir machen einen Umweg über die Front. Das Wetter ist eigentlich sehr schlecht geworden, so daß wir nicht annehmen konnten, noch Weidmannsheil zu haben. Unter uns geschlossene Wolken. Voß, dem die Gegend unbekannt war, fing es schon an, ungemütlich zu werden. Über Arras traf ich meinen Bruder, der gleichfalls bei meiner Staffel ist und [125]sein Geschwader verloren hatte. Er schließt sich uns auch an. Er wußte ja, daß ich es bin (roter Vogel). Da sehen wir von drüben ein Geschwader ankommen. Sofort zuckt es mir durch den Kopf: »Nummer Dreiunddreißig!« Trotzdem es neun Engländer waren und auf ihrem Gebiet, zogen sie es doch vor, den Kampf zu meiden. (Ich werde nächstens doch mal die Farbe wechseln müssen.) Aber wir holten sie doch ein. Schnelle Maschine ist eben die Hauptsache. Ich bin dem Feind am nächsten und greife den hintersten an. Zu meinem größten Entzücken merke ich, daß er sich gleich in den Kampf mit mir einläßt, und mit noch viel größerem Vergnügen, daß ihn seine Kameraden im Stich lassen. Ich habe ihn also bald allein vor. Es ist wiederum derselbe Typ, mit dem ich es vormittags zu tun hatte. Er machte es mir nicht leicht. Er weiß, worauf es ankommt, und besonders aber: der Kerl schoß gut. Das konnte ich zu meinem Leidwesen nachher noch ziemlich genau feststellen. Der günstige Wind kommt mir zu Hilfe und treibt uns beide Kämpfenden über unsere Linien. Der Gegner merkt, daß die Sache doch nicht so einfach ist, wie er sich wohl gedacht hat, und verschwindet in einem Sturzflug in einer Wolke. Beinahe war es seine Rettung. Ich stoße hinter ihm her, komme unten heraus und – Anlauf muß eben [126]der Mensch haben – ich sitze wie durch ein Wunder genau hinter ihm. Ich schieße, er schießt, aber kein greifbares Resultat. Da – endlich habe ich ihn getroffen. Ich merke es an dem weißen Benzindunst, der hinter seinem Apparat zurückbleibt. Er muß also landen, denn sein Motor bleibt stehen. Er war aber doch ein hartnäckiger Bursche. Er mußte erkennen, daß er ausgespielt hatte. Schoß er nun noch weiter, so konnte ich ihn sofort totschießen, denn wir waren mittlerweile nur noch dreihundert Meter hoch. Aber der Kerl verteidigte sich genau wie der von heute morgen, bis er unten gelandet war. Nach seiner Landung flog ich nochmals über ihn hinweg in zehn Metern Höhe, um festzustellen, ob ich ihn totgeschossen hatte oder nicht. Was macht der Kerl? Er nimmt sein Maschinengewehr und zerschießt mir die ganze Maschine. Voß sagte nachher zu mir, wenn ihm das passiert wäre, hätte er ihn nachträglich noch auf dem Boden totgeschossen. Eigentlich hätte ich es auch machen müssen, denn er hatte sich eben noch nicht ergeben. Er war übrigens einer von den wenigen Glücklichen, die am Leben geblieben sind. Sehr vergnügt flog ich nach Hause und konnte meinen Dreiunddreißigsten feiern.

Victory 32

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
2 April 1917
Farbus

Combat Report: 0835 hrs, Farbus village. BE two-seater No. 5841, motor: PD 1345/80. Occupants: both killed. Name of one – Lieutenant Powell. The second occupant had no documents or identification. I attacked an enemy artillery flyer. After a long fight I managed to force adversary nearly to the ground, but without putting him out of action. The strong and gusty wind had driven the enemy plane over our lines. My adversary tried to escape by jumping over trees and other objects. Then I forced him to land in the village of Farbus where the machine was smashed against a house. The observer kept shooting until the machine hit the ground. Weather: wind, rain and low clouds. Lothar: “It was a sad sight which we saw. Half of the machine was haging from a roof, the other half was on the ground. After inspecting the remnants, we went home. The soldiers around the place had in the meantime recognised my brother and cheered us madly.”

Victory 32 - Lothar's account

The Red Knight of Germany, the story of Baron von Richthofen, Floyd Gibbons, 1927, 1959 Bantam Books
2 April 1917
Farbus

The flying Uhlan took a photograph of the wrecked plane in which he killed Lieutenant J. C. Powell and Air Gunner P. Bonner. It remains, with his notations on the back of it, in one of his several scrapbooks in his mother’s home at Schweidnitz. On this day (Lothar wrote), our group had been assigned to an early morning start, that is to say, it had to be prepared to take the air first at any moment. Our duty began between 4 and 5 A.M. We had just got up and wee sitting in the stating house, when the telephone rang. “Six Bristols coming across from Arras in the direction of Douai”, was the message. We jumped into our planes and started. High up above us at about 9.000 feet there was a broken cover of clouds. We could see the English planes below the clouds not far from our airdrome. My brother’s red bird was standing ready at the doors of its hangar, but my brother was not to be seen. We came into contact with the enemy, but the Englishmen were too clever with their machines, and we could not bring any of them down. Whenever we thought we had one of them, he disappeared in the clouds. After flying around for an hour without having brought down a single plane, we flew back and landed. My brother’s red plane was in the open hangar door, apparently in the same spot where we had last seen it, but anyone could see, judging from the activity of the mechanics working on, it, that it had been up in the air. We asked the mechanics. They told us the Lieutenant had left the ground five minutes after we had started, and that he had returned twenty minutes later, after having brought down an English plane. We walked back to our quarters and found that my brother had gone back to bed and was sleeping as though nothing had happened. Only a few bullet splashes and holes in his machine and the report of his having shot down another Englishman indicated that he had been flying. We were just a little ashamed of ourselves. We had been three, and we started earlier and landed later than my brother, and we could show no results. While we were getting ready for our next start, my brother turned up, and it seemed to me that he was cross with the English who had interrupted his sleep and who forced peace-loving men to leave their beds at unseemly hours.

Victory 32 - Kofl 6. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
2 April 1917
Farbus

Kofl 6. Armee Weekly Activity Report:

8.35 vorm. 1 F.E. Zweisitzer bei Farbus (diesseits) durch Oblt. Frhr.v.Richthofen, J.St. 11, (als 32.) 2 Insassen tot.

Victory 32 - visit to the crash site

The Red Knight of Germany, the story of Baron von Richthofen, Floyd Gibbons, 1927, 1959 Bantam Books
2 April 1917
Farbus

Concerning the visit of the two brothers to the scene of Powell and Bonner’s fatal crash, Lothar wrote: “It was a sad sight which we saw. Half of the machine was hanging from a roof, and the other half was on the ground. After inspecting the remnants, we went home. The soldiers around the place had in the meantime recognized my brother and cheered us madly.

Victory 33 - Kofl 6. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
2 April 1917
Givenchy

Kofl 6. Armee Weekly Activity Report: 11.20 vorm. ,1 Sopwith-Zweisitzer bei Givenchy (diesseits) durch Oblt.Frhr.von Richthofen, J.St.11 (als 33.) 1 insasse tot, der andere gefangen.

Victory 33

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
2 April 1917
Givenchy

Combat Report: 1115 hrs Givenchy. Sopwith two-seater A2401. Motor: Clerget Blin without number, Type 2. Occupants: Sergeant Dunn and Lieutenant Warrens. Together with Leutnants Voss and Lothar von Richthofen, I attacked an enemy squadron of eight Sopwiths above the closed cloud cover on the enemy’s side. The plane I had singled out was driven away from its squad and gradually came over to our side. The enemy plane tried to escape and hide in the clouds after I had holed its benzine tank. Below the clouds I immediately attacked him again, thereby forcing him to land 300 metres east of Givenchy. But as yet my adversary would not surrender and even as his machine was on the ground, he kept shooting at me, thereby hitting my machine very severely at an altitude of five metres. I once more attacked him, while on the ground, and killed one of the occupants. Weather: wind, rain, snow flurries and low clouds.

Victory 32 - Lieutenant Peter Warren's account

The Red Knight of Germany, the story of Baron von Richthofen, Floyd Gibbons, 1927, 1959 Bantam Books
2 April 1917
Farbus

But now comes the third account of the affair, and this one is from Lieutenant Peter Warren, who was the pilot of the plane Richthofen shot down. His observer was Sergeant R. Dunn, and Dunn died shortly after the plane landed.  Death came as the result of a bullet through his abdomen, but it was a bullet which he received at 12.000 feet in the air and not after he was on the ground. “Really, I am afraid Richthofen in his report on his fight with Dunn and me must have mixed us up with somebody else”, says Peter Warren. “I certainly wish Dunn and I had been able to put up as much resistance as the Baron credits us with, but actually it was rather a one-sided affair almost entirely in Richthofen’s favour. Poor Dunn was hit early in the fight and was unconscious through most of it. It was the first time I had ever taken Dunn up, although he was a veteran observer with, I believe, three Hun machines to his credit. My regular observer, an infantry officer who had been in the air about three months, had fallen off a horse the day before and broken his knee. Dunn was assigned as a substitute. The fact that we had never flown together before would be a disadvantage if we were attacked. We left the airdrome at ten-thirty in the morning. The weather was bad – rain and hail, with almost a gale blowing in the direction of the German lines. Our faces were covered with whale oil to prevent frostbite. So many flyers had been laid up with frostbitten faces that the use of the grease was compulsory, and a case of frostbite became an offence calling for a court martial. Our flight consisted of six machines from the Forty-third Squadron, with Major Dore as patrol leader. Our planes were Sopwith two-seaters armed with Lewis and Vickers machine guns, firing fore and aft. Our job was to photograph a section of the Second Hindenburg Line, east of Vimy Ridge, which, as you remember, was attacked just a week later. My plane and one other carried the cameras. The other four were escort. We were flying in a V at about twelve thousand feet, and our direction was northerly. I was flying at the end of the V, in the last position, which made me the highest. Richthofen dove down out of the sun and took Dunn by surprise. The first notice I had of the attack was when I heard Dunn from his seat behind me shout something at me, and at the same time a spray of bullets went over my shoulder from behind and splintered the dashboard almost in front of my face. I kicked over the rudder and dived instantly, and just got a glance at the red machine passing under me to the rear. I did not know it was Richthofen’s. I looked back over my shoulder, and Dunn was not in sight. I did not know whether he had been thrown out of the plane in my quick dive or was lying dead at the bottom of his cockpit. I realized that he was out of action, however, and that i was quite defenceless from the rear. I endeavoured to get my forward machine gun on the red plane, but Richthofen was too wise a pilot, and his machine was too speedy for mine. He zoomed up again and was on my tail in less than half a minute. Another burst of lead came over my shoulder, and the glass faces of the instruments on the dashboard popped up in my face. I dived again, but he followed my every move. I had lost several thousand feet, but still below me at about nine thousand feet was a layer of clouds. I dove for it, hoping to pull up in it and shake him off in the vapour. Bad luck again. The clouds were only a thin layer, you know, and instead of remaining in them, I went completely through them, came out below, and found that the red Albatross with those two sputtering machine guns had come through with me. Another burst of lead from behind, and the bullets spattered in the breech of my own machine gun, cutting the cartridge belt. At the same time, my engine stopped, and I knew that the fuel tanks had been hit. There were more clouds below me at about six thousand feet. I dove for them and tried to pull up in them as soon as I reached them. No luck! My elevators didn’t answer the stick. The control wires had been shot away. There was nothing to do but go down and hope to keep out of a spin as best as I could. I side-slipped and then went into a dive which fast became a spiral. I don’t know how I got out of it. I was busy with the useless controls all the time, and going down at a frightful speed, but the red machine seemed to be able to keep itself poised just above and behind me all the time, and its machine gus were working every minute. I found later that bullets had gone through both of my sleeves and both of my boot legs, but in all of the firing, not one of them touched me, although they came uncomfortably close. I managed to flatten out somehow in the landing and piled up with an awful crash. As I hit the ground, the red machine swooped over me, but I don’t remember him firing on me when I was on the ground. I looked into what was left of the observer’s cockpit and saw poor old Dunn crumpled up on the bottom. He was quite heavy, and I had some difficulty in lifting him out. He was unconscious. I laid him down on the ground and tore open his coat. He had been plugged through the stomach, apparently from the back. I lifted his head and spoke to him. “I think I am done”, he mumbled, and then became unconscious. German infantrymen rushed out from dugouts near by; some of them brought a stretcher. We carried Dunn to a dressing station in a stone hut. I was kept outside under guard. The doctor came out and told me Dunn was alive but would not last much longer. I never saw him again. Later, they told me that he died six hours afterward. He was a stout fellow. My guards marched me back some distance to a headquarters, where I was put into a car and taken to Douai. There I was placed in a room in the old French military barracks. The dirty plaster walls were covered with many names, so I presume a lot of prisoners had preceded me there. In one corner there was a bed with a blanket on it. An electric light bulb hung down from the centre of the ceiling. There was a high barred window in one wall and a small wood stove stood by one of the side walls. The German sentry, who frequently looked at me through a wicket in the door, came in twice and relighted the fire in the wood stove, which I allowed to go out. I sat on a wooden stool in front of the stove and felt pretty miserable. I presume it was my nerves. I couldn’t get my mind off poor old Dunn. I felt completely dejected. About six o’clock in the evening, when it had become rather dark, I heard someone unlocking the door. I looked up as it was opened. An enormous great Dane dog – biggest one I ever saw – walked into the room and right across to me. He wagged his tail and, putting his nose up in my face, started licking the whale grease which I still had on my cheeks. We were friends at once. I needed a wash badly, anyhow. The electric light flashed on, and in its yellow light I saw the dog’s master standing in the doorway smiling at me. He was a thin dark man of medium height, thin intelligent face, pince-nez glasses, well -trimmed moustache. He wore a very smart and dapper uniform with highly polished boots and looked to be about fifty years of age. “Good-evening”, he said in flawless English. “I am Captain Baron von Karg Bebenburg. It is needless to tell you that I am from the intelligence section. I have come to talk with you and ask you if there is anything I can do for you. I am sorry to tell you that your comrade, Sergeant Dunn, is dead.” There was nothing I could say. I remained silent. He offered me a cigar, which I accepted, and repeated his offer to do anything for my comfort within his power. I told him that I could make good use of some soap and water and a towel. He sent these up late during the night, together with a packet of cigarettes and a French novel. Of course, I would answer none of his questions about the number of my squadron, its strength, location of its airdrome, and the reason for our renewed air activity during the last week. “I appreciate your reticence”, he said, “but as a matter of fact, we have most of that information. Our intelligence system is working quite well on this front. I have just perfected a new organization of charts and telephone communications whereby our airdromes are notified whenever your squadrons start on a mission over the lines. I know, from my charts of your past performances, almost what your destination is and just about what time you will arrive there. Your flying corps operates so closely on schedule and with such regularity that we are now able to recognize your intentions before you have time to execute them.” I told him this was all very interesting, but I offered no opinion on it. He told me that he was a Bavarian and had been a professor of history in the University of Munich. He was a most interesting talker, and conversation with him became almost a temptation. “What the world needs to-day”, he said, “is two good strong nations to divide it and run it as it should be run. Germany and Great Britain are the only nations that could do this. France – Paris – they could be just a common playground for all of us. What do you think?” I told him I had never thought of it. “How do you think the war is doing?” he asked. Very favourably for the Allies, I replied, it seems almost certain that America is coming in with us. It seems strange, as I recall that conversation to-day, to realize that America did enter the war just four days afterward. My opinion at the time, however, did not shock or seem to disturb my interrogator. “Yes”, he said, “we recognize such an eventuality, and have made our dispositions accordingly. Our intensive submarine campaign will neutralize any effects the United States might have.” He smiled, but just continued petting the dog. He left me, and I never saw him again. I was moved the next day to the prison camp at Karlsruhe, and later to Schwarmstadt, where I attempted an escape but was caught. I spent the rest of the war caged up.

Victory 34

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
3 April 1917
Between Lens and Liévin
Lens

Combat Report: 1615 hrs, between Lens and Lieven. Vickers two-seater, NO. 6382. Motor unrecognisable. Occupants: Pilot: Lieutenant O’Beirne, killed. Observer: McDonald. Together with Leutnant Schäfer and Leutnant Lothar von Richthofen, I attacked three enemy planes. The plane I myself attacked was forced to land near Lieven. Afer a short fight the motor began to smoke and the observer ceased shooting. I followed adversary to the ground. Weather: storm and low clouds.

Victory 32

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
3 April 1917
Farbus

…Wie Hämmerschläge kamen die weiteren Berichte, am 3. April der zweiunddreitzigste Sieg;…

Victory 34 - Kofl 6. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
3 April 1917
Between Lens and Liévin
Lens

Kofl 6. Armee Weekly Activity Report: nachm.  F.E. Zweisitzer bei Lens (diesseits) durch Oblt. Frhr.von Richthofen, J.St.  (als 34.)

Bombs on La Brayelle

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
5 April 1917
Near Douai
La Brayelle

La Brayelle was attacked on the night of 7/8 April by No. 100 Sqn F.E.2s.

Royal Flying Corps Communiqué No.83:

On the first raid, one phosphorus and forty-five 20-lb. bombs were dropped. Three hangars (sic) were destroyed and buildings near the aerodrome were hit.

On the second raid, which took place about 2.40AM, a fourth hangar was destroyed. The bombs were dropped from an average height of 600 feet.

Victory 35 - Kofl 6. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
5 April 1917
Lewarde, S of Douai
Lewarde

Kofl 6. Armee Weekly Activity Report: 11.00 vorm. 1 fdl.Flz. bei Quincy (diesseits) durch Oblt.Frhr.von Richthofen. J.St.11 (als 35.)

Victory 35

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
5 April 1917
Lewarde, S of Douai
Lewarde

Combat Report: 1115 hrs, Lewarde, south of Douai. Bristol two-seater No 3340. Motor No. 10443. Occupants: Lieutenant McLickler and Lieutenant George; both seriously wounded. It was foggy and altogether very bad weather when I attacked an enemy squad flying between Douai and Valenciennes. Up to this point it had managed to advance without being fired upon. I attacked with four planes of my Staffel. I personally singled out the last machine which I forced to land after a short fight near Lewarde. The occupants burnt their machine. It was a new type of plane which we had not seen as yet; it appears to be quick and rather handy. A powerful motor, V-shaped, 12 cylinder; its name could not be recognisable. The DIII, both in speed and in ability to climb, is undoubtedly superior. Of the enemy squad which consisted of six planes, four were forced to land on our side by my Staffel. Weather: misty and cloudy.

Victory 36

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
5 April 1917
Cuincy

Combat Report: 1130 hrs, Cuincy. Bristol two-seater. Occupants: Pilot : Lieutenant Adams, Observer: Lieutenant Steward – unwounded. Plane details not at hand as machine was burned. After having put the first adversary near Lewarde out of action, I pursued the remaining part of the enemy squadron and overtook the last plane above Douai. I forced him to land near Cuincy. The occupants burnt their machine to ashes.

Victory 36 - Kofl 6. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
5 April 1917
Cuincy

Kofl 6. Armee Weekly Activity Report: 11.00 vorm. 1 fdl.Flz. bei Lewarde (diesseits) durch Oblt.Frhr.von Richthofen. J.St.11 (als 36.)

MvR appointed Rittmeister

https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_victories_of_Manfred_von_Richthofen
6 April 1917
Near Douai
La Brayelle

Victory 36

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
6 April 1917
Cuincy

…am 6. April wurde mir von der Schweidnitzer “Täglichen Rundschau” bereits die Meldung über den sechsunddreitzigsten Abschuß durchgegeben.

Victory 37

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
7 April 1917
Mercatel

Combat Report: 1745 hrs, Mercatel, other side of our lines. Nieuport one-seater, English; details not at hand. I attacked, together with four of my gentlemen, an enemy squadron of six Nieuport machines, south of Arras and behind the enemy lines. The plane I had singled out tried to escape six times by various manoeuvres. When he was doing this for the seventh time, I managed to hit him, whereupon, the engine began to smoke and the plane itself went down head first, twisting and twisting. At first I thought it was another manoeuvre, but then I saw that the plane dashed, without catching itself, to the ground near Mercatel. Weather: low clouds and rain.

Englischer Bombenangriff auf unseren Flughafen

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
7 April 1917
Roucourt

Englischer Bombenangriff auf unseren Flughafen Die Vollmondnächte sind für den Nachtflieger am geeignetsten. In den Vollmondnächten des Monats April betätigten sich unsere lieben Engländer besonders emsig. Natürlich war es mit der Arras-Schlacht in Verbindung zu bringen. Sie mochten wohl herausbekommen haben, daß wir in Douai auf einem sehr, sehr schönen, großen Flugplatz uns häuslich eingerichtet hatten. Eines Nachts, wir sitzen im Kasino, klingelt das Telephon, und es wird mitgeteilt: »Die Engländer kommen.« Natürlich großes Hallo. Unterstände hatten wir ja; dafür hatte der tüchtige Simon gesorgt. Simon ist unser Bausachverwalter. Also alles stürzt in die Unterstände, und man hört tatsächlich – zuerst noch ganz leise, aber ganz sicher das Geräusch eines Flugmotors. Die Flaks und Scheinwerfer scheinen auch eben die Mitteilung bekommen zu haben, denn man merkt, wie sie sachte lebendig werden. Der erste Feind war aber noch viel zu weit, um angegriffen zu werden. Uns machte es einen Heidenspaß. Wir befürchteten nur immer, die Engländer würden unseren Platz nicht finden, denn das ist nachts gar nicht so einfach, besonders, da wir nicht an einer [134]großen Chaussee lagen oder an einem Wasser oder an einer Eisenbahn, die des Nachts die besten Anhaltspunkte bilden. Der Engländer flog scheinbar sehr hoch. Erst einmal um den ganzen Platz herum. Wir glaubten schon, er hätte sich ein anderes Ziel gesucht. Mit einem Male aber stellt er den Motor ab und kommt herunter. »Nun wird’s Ernst,« meinte Wolff. Wir hatten uns zwei Karabiner geholt und fingen an, auf den Engländer zu schießen. Sehen konnten wir ihn ja noch nicht. Aber allein der Knall beruhigte schon unsere Nerven. Jetzt kommt er in den Scheinwerfer herein. Auf dem ganzen Flugplatz überall ein großes Hallo. Es ist eine ganz alte Kiste. Wir können den Typ genau erkennen. Er ist höchstens noch einen Kilometer von uns entfernt. Er fliegt genau auf unseren Platz zu. Er kommt immer niedriger. Jetzt kann er höchstens noch hundert Meter hoch sein. Da stellt er wieder den Motor an und kommt genau auf uns zugeflogen. Wolff meint noch: »Gott sei Dank, er hat sich die andere Seite des Flugplatzes ausgesucht.« Aber es dauerte nicht lange, da kommt die erste, und dann regnet es einige Bömbchen. Es war ein wunderbares Feuerwerk, das uns der Bruder vormachte. Einem Angsthasen konnte er auch Eindruck machen. Ich finde überhaupt, Bombenwerfen in der Nacht ist nur moralisch von [135]Bedeutung. Hat einer die Hosen voll, so ist es für ihn sehr peinlich, für die anderen aber nicht. Wir empfanden einen großen Spaß und meinten, die Engländer könnten doch recht oft kommen. Also, mein guter Gitterschwanz warf seine Bomben ab, und zwar aus fünfzig Metern Höhe. Das ist eine ziemliche Frechheit, denn auf fünfzig Meter mute ich mir zu, auch des Nachts bei Vollmond einem Keiler einen ganz anständigen Blattschuß zu verpassen. Warum sollte ich nicht auch einen Engländer treffen? Es wäre doch mal etwas anderes gewesen, so einen Bruder von unten abzuschießen. Von oben hatten wir schon mehreren die Ehre gegeben, aber von unten hatte ich es nicht probiert. Wie der Engländer weg war, gingen wir wieder ins Kasino und besprachen uns, wie wir den Brüdern in der nächsten Nacht einen Empfang bereiten wollten. Tags darauf sah man die Burschen usw. sehr emsig arbeiten. Sie beschäftigten sich damit, Pfähle in der Nähe des Kasinos und der Offizier-Wohnbaracken einzurammen, die in der kommenden Nacht als Maschinengewehrstände benutzt werden sollten. Wir schossen uns mit erbeuteten englischen Flugzeug-Maschinengewehren ein, machten uns ein Nachtkorn drauf und waren sehr gespannt, was nun werden würde. Die Zahl der Maschinengewehre will ich nicht verraten, aber es sollte genügen. [136]Jeder von meinen Herren war mit so einem Ding bewaffnet. Wir sitzen wieder im Kasino. Gesprächstoff sind natürlich die Nachtflieger. Da kommt ein Bursche hereingestürzt und schreit nur: »Sie kommen, sie kommen!« und verschwindet, etwas spärlich bekleidet, im nächsten Unterstand. Jeder von uns stürzt an die Maschinengewehre. Einige tüchtige Mannschaften, die gute Schützen sind, sind auch damit bewaffnet. Alle übrigen haben Karabiner. Die Jagdstaffel ist jedenfalls bis an die Zähne bewaffnet und bereit, die Herren zu empfangen. Der erste kam, genau wie am Abend vorher, in größerer Höhe, geht dann auf fünfzig Meter herunter, und zu unserer größten Freude hat er es diesmal gleich auf unsere Barackenseite abgesehen. Er ist im Scheinwerfer. Jetzt ist er höchstens noch dreihundert Meter von uns entfernt. Der erste fängt an zu schießen, und zur selben Zeit setzen alle übrigen ein. Ein Sturmangriff könnte nicht besser abgewehrt werden als dieser Angriff des einzelnen frechen Kunden in fünfzig Metern Höhe. Ein rasendes Feuer empfängt ihn. Hören konnte er das Maschinengewehrfeuer ja nicht, daran verhinderte ihn sein Motor, aber das Mündungsfeuer eines jeden sah er, und deshalb finde ich es auch diesmal sehr schneidig von dem Bruder, daß er nicht abbog, sondern starr seinen Auftrag durchführte. Er flog genau [137]über uns weg. In dem Augenblick, wie er über uns weg war, springen wir natürlich schnell in den Unterstand, denn durch so ’ne dämliche Bombe erschlagen zu werden, wäre für einen Jagdflieger ein selten dämlicher Heldentod. Kaum ist er über uns weg, wieder ’ran an die Gewehre und feste hinter ihm hergefeuert. Schäfer behauptete natürlich: »Ich habe ihn getroffen.« Der Kerl schießt ganz gut. Aber in diesem Fall glaubte ich ihm denn doch nicht, und außerdem hatte jeder andere ebenso gute Chancen. Wir hatten wenigstens das erreicht, daß der Gegner seine Bomben ziemlich planlos in die Gegend warf. Eine allerdings platzte ein paar Meter neben dem »petit rouge«, tat ihm aber nicht weh. Dieser Spaß wiederholte sich in der Nacht noch mehrere Male. Ich lag bereits im Bett und schlief fest, da hörte ich im Traum Ballonabwehrfeuer, wachte davon auf und konnte nur feststellen, daß der Traum Wahrheit war. Ein Kunde flog so niedrig über meine Bude weg, daß ich mir vor lauter Angst die Bettdecke über den Kopf zog. Im nächsten Augenblick ein wahnsinniger Knall, ganz in der Nähe meines Fensters, und meine Scheiben waren ein Opfer der Bombe. Schnell im Hemd ’rausgestürzt und noch einige Schuß hinter ihm her. Draußen wurde er schon kräftig beschossen. Ich hatte aber diesen Herrn leider verschlafen. [138]Am nächsten Morgen waren wir sehr erstaunt und hocherfreut, als wir feststellten, daß wir nicht weniger wie drei Engländer von der Erde aus abgeschossen hatten. Sie waren nicht weit von unserem Flughafen gelandet und gefangengenommen worden. Wir hatten meist die Motoren getroffen und sie dadurch gezwungen, auf unserer Seite ’runterzugehen. Also hatte sich vielleicht Schäfer doch nicht geirrt. Wir waren jedenfalls sehr zufrieden mit unserem Erfolg. Die Engländer dafür etwas weniger, denn sie zogen es vor, nicht mehr unseren Platz zu attackieren. Eigentlich schade, denn sie haben uns viel Spaß damit gemacht. Vielleicht kommen sie nächsten Monat wieder.

Victory 38

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
8 April 1917
Near Farbus
Farbus

Combat Report: 1140 hrs, near Farbus. Sopwith two-seater. Occupants: Lieutenant Heagerty, wounded; Lieutenant Heath-Cantle, killed. Details of plane not to hand, as plane is lying in shellfire and is also dashed to pieces. With three of my planes I attacked three Sopwiths above Farbus. The plane I singled out soon made a right-hand curve downwards. The observer ceased shooting. I followed the adversary to the ground where he dashed to pieces. Weather: fine but cloudy.

Victory 39

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
8 April 1917
Vimy

Combat Report: 1640 hrs, Vimy, this side of the lines. BE2 No. A2815. Occupants: Both killed, name of one – Davidson. Remnants distributed over more than one kilometre. I was flying and surprised an English artillery flyer. After a very few shots the plane broke to pieces and fell near Vimy, on this side of the lines.

Die Zeitung

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
8 April 1917
La Brayelle

Es gibt nur eine Zeitung. Darin steht zu lesen, daß wir uns im Kriegszustand mit Amerika befinden. Ich nehme das Blatt zur Hand, das auf meinem Deckbett liegt, und lese wieder. Hier! Die feindliche Luftmacht hat einen großen systematischen Angriff unternommen. Sie wurde aber von unseren Fliegern gut empfangen. Die Feinde haben vierundvierzig Flugzeuge verloren…Ganze Geschwader sollen vernichtet sein. Die Leutnants Voß und Berthold sind in der Zeitung als siegreich erwähnt… Aber was ist das? – “Fünf unserer Flieger sind nicht zurückgekehrt…” Warum ist Manfred nicht erwähnt?

Böhme schreibt

Richthofen, der beste Jagdflieger des großen Krieges, Italiaander, A. Weichert Verlag, Berlin, 1938
8 April 1917
Easter Sunday
La Brayelle

Aus: Briefen eines deutschen Kampffliegers an ein junges Mädchen von Erwin Böhme.

Heute morgen war ich bei Richthofen, der jetzt Rittmeister geworden ist. Er hatte gerade nummer 38 heruntergeholt. Es ist erstaunlich, auf welche Höhe er seine Staffel in der kurzen Zeit gebracht hat. Er hat leuter Prachkerle um sich, die für ihn durchs Feuer gehen; auch sein jüngerer Bruder Lothar ist seit kurzem bei der Staffel. Richthofen selbst ist in vollster Frische, man merkt ihm, obwohl er an manchen Tagen fünfmal aufsteigt,keine Spur von Ermüdung an. Was mich freut, ist, daß er so ganz ohne Prahlerei ist, ein vornehmer, aber ganz natürlicher Mensch – gegen mich ist er immer besonders herzlich. Es wäre gut, wenn man ihn bald an die Spitze der gesamten Jagdfliegerei stellen würde. Er wäre, nach Boelcke – der damals schon den Heldentod gestorben war – “dazu der gegebene Mann.”

 

Victory 38 - Kofl 6. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
8 April 1917
Near Farbus
Farbus

Kofl 6. Armee Weekly Activity Report:

11.40 vorm. 1 Sopwith-Zweisitzer bei Farbus (diesseits) durch Rittm.Frhr.von Richthofen, J.St.11 (als 38.)

Victory 39 - Kofl 6. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
8 April 1917
Vimy

Kofl 6. Armee Weekly Activity Report: 4.40 nachm. 1 Bristol-D.D. bei Vimy (diesseits) durch Rittm.Frhr.von Richthofen, J.ST.11 (als 39.)

Breaking of Albatros D.III wing

Manfred von Richthofen, The man and the aircraft he flew, David Baker, 1990, Outline Press
9 April 1917
La Brayelle

To the Engineer Department, Berlin, Adlershof, via C.O. Air Forces, 6th Army.

Subject: Breaking of wing of Albatros D.III 2-23-16.

On April 8th, 1917, Sergeant Festner’s machine broke its left lower wing at an altitude of 13.000 ft without previous straining. In spite of the fact that the wing was torn to pieces and diminished by more than one third of its surface, Sergeant Festner is submitting a detailed report of how it happened.

Technical examination: From the second rib up to the V strut, the lower surface was folded upward.

Cause: breaking of ribs. 

Locality of the break: entirely near the forward part of the wing, where the factory had applied special rib-supporting braces. The fabric covering of the wings was torn to pieces by the current of air through the broken parts. The naked wing was thus strained in front by the wind, causing it to bend backward and then to move loosely frontward again. This, of course, was too much strain for the V strut. The machine is being sent home as useless for warfare.

Die Zeitung

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
10 April 1917
La Brayelle

“Rittmeister Manfred Freiherr von Richthofen schoß den achtunddreißigsten und neununddreißigsten Geger ab.” Ich muß vor freudigem Schreck die Augen schließen.

Victory 40

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
11 April 1917
Willerval

fell inside Allied Lines Combat Report: 0925 hrs, Willerval, this side of the lines. BE two-seater; details cannot be given, as English attacked this part of the Front, thus making communication with front lines impossible. Occupants: No details. Flying with Leutnant Wolff, I attacked English infantry flyer at low height. After a short fight the enemy plane fell into a shell hole. When dashing to the ground, the wings of the plane broke off. Weather: high wind, low clouds and snow.

About the properties of a good pursuit plane

The Red Knight of Germany, the story of Baron von Richthofen, Floyd Gibbons, 1927, 1959 Bantam Books
11 April 1917
Near Douai
La Brayelle

Among the chief properties of a good pursuit plane (he wrote in a secret opinion to the technical staff) are the following: a good plane must not lose altitude even when curving and after flying and turning several times on its back, provided, of course, the motor is doing full speed.

It would be ideal if a plane could even gain in altitude while performing these manoeuvers, but this is not the case with the Albatross DIII, and that is its chief drawback. When moving the side or altitude rudders, even the slightest change must effect a big movement. With the Albatross, the ailerons are not quite sufficient, and this is a most important factor with a pursuit plane.

Great speed and great altitude are both necessary. To be able to fly slowly by regulating the motor is very essential.

A pursuit plane must be able to stand the strain of diving down 3.000 feet. The Albatross does not do this always.

Victory 40 - Kofl 6. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
11 April 1917
Willerval

Kofl 6. Armee Weekly Activity Report: 9.25 vorm. 1 B.E. D.D. bei Willerval (diesseits) durch Rittm.Frhr. v.Richthofen, J.St.11 (als 40.)

Prof. Dr. Wegener visits Jasta 11

Richthofen, Beyond the legend of the Red Baron, Peter Kilduff, Arms and Armour, 1993
12 April 1917
La Brayelle

On the evening of 11 April, Prof Dr Georg Wegener, a correspondent for Die Kölnische Zeitung, had arrived at La Brayelle. To impress this guest, Richthofen had a telescope set up so that Wegener could watch the Staffel head out for its first mission of the following day. As it transpired, the journalist had a front-row seat for one of Jasta 11’s great triumphs.

Initially, Prof Dr Wegener observed with great fascination the line-up of colourful aircraft and the young aerial warriors who flew them into battle:

… One after the other until take-off was determined they climbed into their flight clothing, which looked like a combination of a diver’s suit and a Dutch fisherman’s outfit, and, with their hands in their deep pockets, laughing and joking, sauntered amongst their groundcrews preparing their machines for take-off or over to the big telescope to carefully observe the sky. Even Richthofen had already put on his gear and carefully scrutinized the heavens with his naked eye.

All of a sudden – I myself saw not the slightest movement up in the clear blue – quickly he turned to a bell hanging nearby and sounded the alarm. In an instant all of the mechanics ran to their machines; each pilot hurried to his own, climbed into the seat, the propellers thundered, one after the other the small fast aeroplanes ran along a stretch of the ground, lifted up and quickly climbed up into the blue. The last one was Richthofen’s machine….

…”The good friend down on the ground was more than a little astonished”, Richthofen later wrote. “He had imagined the event quite different, much more dramatic. He thought it all looked quite harmless until suddenly some of the aeroplanes, one of them burning like a rocket, came crashing down. I have gradually become accustomed to the sight, but I must say that the first Englishman I saw go roaring down made a frightful impression on me and I dreamed about it for a long time.”…

…Prof Dr Wegener joined the Staffel members as they welcomed their returning comrades. He reported:

…”No one was injured. It all looked like it could have been a successful sporting event. But Richthofen’s machine showed how little it was really like that. An enemy machine-gun burst hit the left lower wing and the fabric for about a metre and a half looked like it had been slashed open by the swipe of a big knife. And on the outer wooden covering close to the pilot’s seat ran a second scar showing that another shot came close to taking his life.”

After a late breakfast Richthofen was off again, this time over British lines to catch RFC aircraft returning from missions over German emplacements.

 

Jasta 11 relocates to Roucourt

http://www.theaerodrome.com/services/germany/jasta/jasta11.php
13 April 1917
Roucourt

Mein bisher erfolgreichster Tag

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
13 April 1917
Roucourt

Mein bisher erfolgreichster Tag Wunderbares Wetter. Wir stehen auf dem Platz. Ich habe Besuch von einem Herrn, der noch nie einen Luftkampf oder so etwas Ähnliches gesehen hat und mir gerade versichert, daß es ihn ungeheuer interessieren würde, einen solchen Luftkampf zu sehen. Wir steigen in unsere Kisten und lachen sehr über ihn, und Schäfer meint: »Den Spaß können wir ihm machen!« Wir stellen ihn an ein Scherenfernrohr und fliegen los. Der Tag fing gut an. Wir waren kaum zweitausend Meter hoch, da kamen uns schon die ersten Engländer in einem Geschwader von fünf entgegen. Ein Angriff, der mit einer Attacke zu vergleichen war – und das feindliche Geschwader lag vernichtet am Boden. Von uns war nicht ein einziger auch nur verwundet. Die Gegner waren – zwei brennend und drei so – auf unserer Seite abgestürzt. Der gute Freund unten auf der Erde hatte nicht wenig gestaunt. Er hatte sich die Sache ganz anders vorgestellt; viel dramatischer. Er meinte, die Sache hätte so harmlos ausgesehen, bis plötzlich einige Flugzeuge, einer Rakete gleich, brennend abstürzten. Ich habe mich an den Anblick so allmählich gewöhnt, aber ich muß sagen, mir hat es auch einen Mordseindruck gemacht, und ich habe noch lange davon geträumt, wie ich den ersten Engländer habe in die Tiefe sausen sehen. Ich glaube, wenn es mir noch einmal passieren würde, es wäre mir nicht mehr so schrecklich wie damals. Nachdem dieser Tag so gut angefangen hatte, setzten wir uns erst mal zu einem ordentlichen Frühstück hin, da wir alle einen Mordshunger hatten. In der Zwischenzeit wurden unsere Maschinen wieder in Schuß gebracht, neue Patronen geladen, und dann ging’s weiter. Am Abend konnten wir die stolze Meldung machen: Dreizehn feindliche Flugzeuge durch sechs deutsche Apparate vernichtet. Eine ähnliche Meldung hatte nur einmal die Jagdstaffel Boelcke machen können. Acht Flugzeuge waren es, die wir damals abschossen, heute hatte einer sogar vier Gegner zum Absturz gebracht. Es ist ein Leutnant Wolff, ein zartes, schlankes Kerlchen, in dem niemals einer einen solchen Massensieger erblicken würde. Mein Bruder hatte zwei, Schäfer zwei, Festner zwei, ich drei. Abends legten wir uns kolossal stolz, andererseits aber auch recht müde in unsere Klappen. Am Tage darauf lasen wir unter großem Hallo im Heeresbericht von den Taten des Tages vorher. Im übrigen schossen wir am Tage darauf acht ab. * Leutnant Schaefers Notlandung zwischen den Linien Leutnant Schaefers Notlandung zwischen den Linien Weihnachten 1916 Weihnachten 1916 Der »alte Herr« (X) bei der Jagdstaffel Boelcke Eine sehr niedliche Geschichte ereignete sich noch: Einer von unseren abgeschossenen Engländern war gefangen und kommt ins Gespräch mit uns. Natürlich erkundigte er sich auch nach der roten Maschine. Selbst bei der Truppe unten im Schützengraben ist sie nicht unbekannt und geht unter dem Namen »le diable rouge«. Bei seiner Squadron hat sich das Gerücht verbreitet, daß in der roten Maschine ein Mädchen säße, so etwas Ähnliches wie Jeanne d’Arc. Er war sehr erstaunt, wie ich ihm versicherte, daß das vermutete Mädchen zurzeit vor ihm stünde. Er hatte damit keinen Witz machen wollen, sondern war selbst überzeugt, daß tatsächlich in der pervers angestrichenen Kiste nur eine Jungfrau sitzen konnte.

Victory 41

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
13 April 1917
Between Vitry and Brebières
Vitry

Combat Report: 0858 hrs, between Vitry and Brebières. New Body DD: plane burnt. Occupants: Lieutenant M A Woat and Steward (Thomas) both killed. Motor No. 3759; fixed Motor V-shaped, 12 cylinders. With six planes of my Staffel I attacked an enemy squadron of the same force. The plane I had singled out fell to the ground between Vitry and Brebières, after a short fight. On touching down both occupants and machine burned to ashes. Weather: fine but cloudy.

13 April 1917
begin april, jasta 11 vanaf 13/4/1917 in Roucourt
Roucourt

Fragment uit een brief van Elisabeth Papendieck (geboren Brauneck), zus van Lt. Otto Brauneck (Jasta 11) aan Albert Flipts: …hij meldde zich samen met een vriend op het einde van 1916 of in het begin van 1917 bij MvR….Hij bekwam dan begin april een brief van von Richthofen, waarvan ik u een kopie toestuur, en waarin hij Otto opvorderde…

Lothar ein »Schießer« und nicht ein Weidmann

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
13 April 1917
Near Douai
La Brayelle

Lothar ein »Schießer« und nicht ein Weidmann Mein Vater macht einen Unterschied zwischen einem Jäger (Weidmann) und einem Schießer, dem es nur Spaß macht, zu schießen. Wenn ich einen Engländer abgeschossen habe, so ist meine Jagdpassion für die nächste Viertelstunde beruhigt. Ich bringe es also nicht fertig, zwei Engländer unmittelbar hintereinander abzuschießen. Fällt der eine herunter, so habe ich das unbedingte Gefühl der Befriedigung. Erst sehr, sehr viel später habe ich mich dazu überwunden und mich zum Schießer ausgebildet. Bei meinem Bruder war es anders. Wie er seinen vierten und fünften Gegner abschoß, hatte ich Gelegenheit, ihn zu beobachten. Wir griffen ein Geschwader an. Ich war der erste. Mein Gegner war bald erledigt. Ich gucke mich um und sehe, wie mein Bruder hinter einem Engländer sitzt, aus dem gerade die Flamme herausschlägt und dessen Maschine explodiert. Neben diesem Engländer fliegt ein zweiter. Er machte weiter nichts, als daß er von dem ersten, der noch gar nicht mal ’runtergefallen war und sich noch in der Luft befand, sein Maschinengewehr auf den nächsten richtete und sofort weiterschoß, kaum daß er absetzte. Auch dieser fiel nach kürzerem Kampf. Zu Hause fragte er mich stolz: »Wieviel hast du abgeschossen?« Ich sagte ganz bescheiden: »Einen.« Er dreht mir den Rücken und sagt: »Ich habe zwei,« worauf ich ihn zur Nachsuche nach vorn schickte. Er mußte feststellen, wie seine Kerle hießen usw. Am späten Nachmittag kommt er zurück und hat nur einen gefunden. Die Nachsuche war also schlecht, wie überhaupt bei solchen Schießern. Erst am Tage darauf meldete die Truppe, wo der andere lag. Daß er ’runtergefallen war, hatten wir ja alle gesehen.

About victory 41

The Red Knight of Germany, the story of Baron von Richthofen, Floyd Gibbons, 1927, 1959 Bantam Books
13 April 1917
Roucourt

As a matter of fact, I had been allowed to bag only forty-one. Anyone will be able to guess why the number was fixed at forty-one. Just for that reason, I wanted to avoid that figure. I am not out for breaking records. Besides, generally speaking, we of the flying service do not think of records at all. We merely think of our duty.

Bölcke might have shot down a hundred airplanes but for his accident, and many others of my dear dead comrades might have vastly increased their bag but for their sudden death.

Ein Tag bei Staffel 11

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
13 April 1917
Roucourt

Lothar schreibt: Die Staffel war in zwei Gruppen eingeteilt, das heißt es flog immer die halbe Staffel zusammen. Mein Bruder flog als Staffelführer mal mit der einen, mal mit der anderen Gruppe. Meine Gruppe führte Schäfer, und außer mir flogen noch Wolff, Allmenröder und Lübbert. Das war damals so die günstigste Zahl zum Zusammenfliegen. Diese ganze Gruppe hat sich dann später den Pour le mérite verdient, nur Leutnant Lübbert fiel leider vor der Zeit. Er hatte bei seiner Feldfliegerabteilung schon die fabelhaftesten Sachen geleistet. Nur der Tod konnte unseren lieben Kameraden daran hindern, sich den Pour le mérite zu holen. Die Gruppe hatte an dem Tag Frühstart, das heißt wir mußten uns vom Morgengrauen an bereit halten, jeden Augenblick starten zu können; das war schon sehr zeitig, zwischen vier und fünf Uhr. Wir saßen, gerade aufgestanden, im Starthaus, da klingelt das Telephon: „Sechs Bristol von Arras nach Douai.“ Nun waren wir schon aufgestanden, also los. In dreitausend Metern Höhe eine durchbrochene Wolkendecke. Als wir gerade starten, sehen wir die Engländer genau unter der  Wolkendecke schon in der Nähe unseres Flugplatzes. Der rote Vogel meines Bruders steht startbereit auf dem Platz, seine Monteure dabei. Von meinem Bruder nichts zu sehen. Wir bekamen die Engländer noch zu fassen, aber die Kerls flogen so geschickt in den Wolkenschichten, daß keiner von uns einen abschießen konnte. Immer wenn man hinter einem auf Schußentfernung saß, verschwand er nach unten oder oben in den Wolken. Es war dies mein erster Luftkampf, und ich war sehr stolz, als ich mal einen vorhatte, der in meinem M.-G.-Feuer anfing zu stinken. Ich hatte ihm einen Benzintank durchschossen; aber im nächsten Augenblick verschwand er wieder in den Wolken. Da fast sämtliche Maschinen einen Reservetank haben, hatte er wahrscheinlich den anderen Benzintank eingeschaltet. Wenigstens flog der Kerl weiter. Ich war
natürlich sehr traurig, daß er nicht ‘runterfiel; aber das war, wie mir nachher mein Bruder sagte, zuviel verlangt vom ersten Luftkampf.

Wir hatten alle keinen abgeschossen und landeten etwa nach einer Stunde auf unserem Platz. Unten stand wieder der rote Vogel meines Bruders, aber man konnte schon von weitem an dem Arbeiten der Monteure und an der Lage der Maschine sehen, daß er unterwegs gewesen war. Da wird uns auch gleich erzählt: Ja, der Herr Rittmeister war etwa fünf Minuten nach uns gestartet. Er hatte noch im Bett gelegen, als die Meldung kam. Schnell über den Schlafanzug die Fliegerbekleidung und los. Nach zwanzig Minuten war er zurückgekehrt und hatte dabei einen Engländer diesseits abgeschossen. Als wir nun wieder zurück. kamen, lag er im Bett und schlief bereits wieder, als ob nichts passiert sei. Nur einige Treffer in seiner Maschine und Meldungen über das abgeschossene Flugzeug, die einliefen, zeugten von seinem Fluge. Wir schämten uns doch alle ein bißchen; wir waren zu fünfen gewesen, waren früher gestartet, später gelandet und hatten nichts herunterbekommen.

Als wir uns gegen acht Uhr zum zweiten Start versammelten, erschien mein Bruder. Er schimpfte über die Engländer, diese nächtlichen Ruhestörer, die friedliebende Menschen mitten in der Nacht aus dem Bett trommelten. Wir gratulierten ihm herzlich, erzählten ihm unsere Erlebnisse, er uns seine. Er war direkt nach der Front zu gestartet. Wenige Kilometer vor der Front stieß plötzlich ein Engländer durch die Wolken und setzte sich direkt vor meinen Bruder. In wenigen Sekunden war der Kampf entschieden. Brennend stürzte der Engländer ab. Die Reste seines Flugzeuges fielen noch auf unserer Seite zur Erde. Durch das soeben eingenommene Frühstück hatten wir wieder neuen Mut gesammelt und zogen unsere Fliegerbekleidung an.

Die Jagdfliegerei trägt mit Recht diesen Namen, denn es ist eine richtige Jagd auf feindliche Flieger. Das Wild bat wohl seinen beständigen Wechsel, aber diesen benutzt es zu möglichst unbestimmten Zeiten. Wir hatten dieses Mal Pech. Die Engländer saßen wohl noch beim  Frühstück. Ich hatte mir vorgenommen, immer fünfzig Meter neben meinem Bruder zu fliegen, denn ich sagte mir, daß ich auf diese Weise am ersten zu Schuß kommen würde. Ich hielt mich auch immer dicht an ihn heran und freute mich schon, daß es so gut ging. Ein einzelner englischer Infanterieflieger hatte die Front überflogen. Ich hatte noch genug mit meiner Maschine und allem möglichen anderen zu tun, wie das einem so die ersten Male geht, und hatte nichts von dem Engländer gesehen, dafür mein Bruder aber desto mehr. Ganz plötzlich stellte er seine Maschine auf den Kopf, ist in ganz kurzer Zeit hinter dem Engländer, und in demselben Augenblick bricht das englische Flugzeug auseinander. Mit der M.-G.-Garbe war ihm die eine Tragfläche direkt abgesägt worden. Als ob man einen Sack mit kleinen und großen Papierfetzen ausschüttet, so sehen die Reste des Engländers aus. Das Bild sah ich mir aus einer Entfernung von etwa eintausend Metern an, trotzdem ich doch so nahe an meinen Bruder hatte heranbleiben wollen. Dies war mir nicht gelungen. Wir flogen dieselben Maschinen, d. h. denselben  Flugzeugtyp, mit demselben Motor, also mußte es an mir liegen.

Das schnelle Fliegen muß erst richtig gelernt werden. Man kann nämlich langsam und schnell fliegen. Man kann so langsam fliegen, daß man beinahe auf einer Stelle steht; dann muß man den Motor ganz langsam laufen und die Maschine in derselben Lage lassen; dann kommt das Flugzeug allmählich kaum noch vorwärts, dafür sackt es durch, d. h. es senkt sich allmählich, und dadurch wird die Maschine getragen. Sehr unangenehm ist in diesem Falle, daß die Steuer nicht mehr ordentlich reagieren, da ja kein Luftdruck mehr darauf ist. So eine Übung ist  natürlich in niedrigen Höhen für Anfänger nicht zu empfehlen. Dies ist das langsamste Fliegen. Dann kann man immer etwas schneller fliegen bis zur normalen Geschwindigkeit. Bei der normalen Geschwindigkeit steigt eine Maschine immer noch. Wenn ich nun das Flugzeug immer mehr auf den Kopf stelle mit vollaufendem Motor, so kann ich eine erhebliche Geschwindigkeit erreichen, wenn auch nicht die doppelte, so doch einen ganz erheblichen Zuwachs. Natürlich ist das eine sehr starke Beanspruchung von Maschine und Motor. Dies muß erst gelernt sein. Es klingt sehr leicht. Ich kenne aber viele, die das nie lernen. Ich halte dies aber für wichtiger als manches andere Fliegerkunststück, z. B. den Looping. Der Looping ist mehr etwas für Zuschauer. Er sieht sehr schön aus, hat aber für den Kampf keinen Wert. Der Zweck des Looping ist der, sich von Laien bewundern zu lassen, und wird meistens in der Heimat oder vor Zuschauern geübt.

Nachdem so der einzige Engländer, der an der Front war, abgeschossen war, flogen wir nach Hause. Nach den Flügen unterhielt man sich naturgemäß über die soeben erlebten Luftkämpfe. Ein sehr komisches Bild ist dabei, daß derjenige, der einen Luftkampf beschreibt, mit den  Armen herumfuchtelt; er redet mit den Händen. Um uns etwas beizubringen, um zu sagen, was wir falsch und richtig gemacht hatten, folgte den Luftkämpfen meist eine Besprechung. Aber auch auf andere Weise erreichte mein Bruder sein Ziel. Wie er z. B. die Staffel übernahm,  befanden sich dort Wolff und Allmenröder. Die beiden hatten damals noch gar keine Erfahrung, und Anfänger haben bei einem Luftkampf mehr Angst als Vaterlandsliebe. In den ersten Tagen flog mein Bruder mit den beiden los, griff mehrere Engländer an, und seine Maschine erhielt eine Unmenge Treffer, ohne selbst Erfolg zu haben, da die beiden nicht halfen. Mein Bruder kam natürlich darüber ziemlich verärgert nach Hause, machte aber den beiden keinen Vorwurf, sondern verlor kein Wort darüber. Wie mir Wolff und Allmenröder, die sich ja später beide den Pour le mérite verdienten, sagten, hätte das mehr gewirkt als die größte Standpauke. Nach der Besprechung kamen für meinen Bruder die Staffelführersorgen. Zum Mittag hatten wir einen Kriegsberichterstatter bei uns. Ich weiß nicht, war Manfred mehr von seinen Kameraden oder von dem Gast als Laien bewundert. Gleich nach dem Essen wurde für gewöhnlich, soweit der Flugbetrieb es zuließ, eine halbe Stunde Nachmittagsruhe gehalten; denn in der Hauptbetriebszeit, wie sie damals war, flogen wir manchmal fünf- bis siebenmal am Tage. Um das  durchhalten zu können, war Grundbedingung: essen, schlafen und keinen Tropfen Alkohol.

Gegen Abend schoß mein Bruder noch einen englischen Doppelsitzer mit Gitterrumpf ab. Das Flugzeug machte noch einen normalen Gleitflug, trotzdem die Insassen schon lange durch viele Kugeln tödlich getroffen waren. Das Flugzeug setze aber den Gleitflug in das Dach eines  Hauses fort und zertrümmerte vollständig. Da es ganz in unserer Nähe war, fuhr mein Bruder mit uns im Auto an die Absturzstelle, um Nummer des Flugzeuges und anderes festzustellen. An der Stelle angekommen, bot sich uns kein schöner Anblick. Die Hälfte des Flugzeuges hing noch auf dem Dach, die andere lag auf der Straße. Die Engländer hatten in der Nähe Bomben geworfen, so daß der Luftkampf von vielen beobachtet war, und eine Menge Feldgrauer besah sich die Trümmer des Engländers. Als wir alles festgestellt hatten, traten wir den Heimweg an. Mein Bruder war inzwischen von den Soldaten erkannt worden, und unter donnerndem Hurra verließen wir den Ort.

Victory 41 - Kofl 6. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
13 April 1917
Between Vitry and Brebières
Vitry

Kofl 6. Armee Weekly Activity Report: 8.56 (sic) vorm. 1 F.E. (sic) D.D. bei Vitry (diesseits) durch Rittm. Frhr.von Richthofen, J.St. 11 (als 41.)

Victory 42

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
13 April 1917
Between Monchy and Feuchy-
Monchy

Combat report: 1245 hrs, between Monchy and Feuchy. Vickers two-seater, details unknown, as plane downed beyond enemy lines. Together with Leutnant Simon, I attacked a Vickers two-seater, coming back from German territory. After rather a long fight, during which I manoeuvred in such a way that my adversary could not fir one shot, the enemy plane plunged down to the ground between Monchy and Feuchy. Weather: fine, but cloudy.

Victory 42 - Kofl 6. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
13 April 1917
Between Monchy and Feuchy-
Monchy

Kofl 6. Armee Weekly Activity Report: 12.45 nachm. 1 F.E. D.D. westl. Monchy (jenseits) durch Rittm. Frhr. von Richthofen, J.St.11 (als42.)

Victory 43

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
13 April 1917
Noyelles-Godault, near Hénin-Liétard
Noyelles-Godault

Combat Report: 1935 hrs, Noyelles-Godault, near Henin Liétard. Vickers two-seater, No. 4997. Motor No. 917, 8 cylinder stand. Motor. Occupants: Lieutenants Bates and Barnes, both killed. With three planes of my Staffel, I attacked an enemy bombing squadron consisting of Vickers (old type) above Henin Liétard. After a short fight, my adversary began to glide down and finally plunged into a house near Noyelles-Godault. The occupants were both killed and the machine destroyed.

Victory 43 - Kofl 6. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
13 April 1917
Noyelles-Godault, near Hénin-Liétard
Noyelles-Godault

Kofl 6. Armee Weekly Activity Report: 7.30 N. 1F.E. -D.D. bei Henin-Lietard (diess.) durch Rittm. Frhr.v.Richthofen, J.St.11 (als 43.)

Moritz

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
14 April 1917
Roucourt

»Moritz« Das schönste Wesen, das je die Welt geschaffen hat, ist die echte Ulmer Dogge, mein »kleines Schoßhündchen«, der »Moritz«. Ich habe ihn in Ostende von einem braven Belgier für fünf Mark gekauft. Die Mutter war ein schönes Tier, einer seiner Väter auch, also ganz »rasserein«. Davon bin ich überzeugt. Ich hatte die Auswahl und suchte mir den niedlichsten heraus. Zeumer nahm sich einen zweiten und nannte ihn »Max«. Max fand ein jähes Ende unter einem Auto, Moritz aber gedieh vortrefflich. Er schlief mit mir im Bett und wurde vorzüglich erzogen. Er hat mich von Ostende ab auf Schritt und Tritt begleitet und ist mir sehr ans Herz gewachsen. Von Monat zu Monat wurde Moritz groß und größer, und es entwickelte sich so allmählich aus dem zarten Schoßhündchen ein ganz ungeheuer großes Tier. Ich habe ihn sogar einmal mitgenommen. Er ist mein erster »Franz« gewesen. Er benahm sich dabei sehr vernünftig, und sehr interessiert beäugte er sich die Welt von oben. Nur meine Monteure schimpften nachher, daß sie das Flugzeug von einigen unangenehmen Dingen reinigen mußten. Moritz war aber nachher wieder sehr vergnügt. [131]Er ist nun schon über ein Jahr alt und immer noch das kindische Tier von einigen Monaten. Er spielt sehr gut Billard. Leider geht dabei so manche Kugel, besonders aber so manches Billardtuch flöten. Er hat auch eine Riesen-Jagdpassion. Meine Monteure sind darüber sehr glücklich, denn er fängt ihnen so manchen schönen Hasenbraten. Von mir kriegt er immer dafür etwas Senge, denn ich bin weniger erbaut von dieser Passion. Er hatte eine dumme Eigenschaft. Er liebte es, die Flugzeuge bei jedem Start zu begleiten. Der normale Tod eines Fliegerhundes ist bei dieser Gelegenheit der Tod durch den Propeller. Wieder einmal jagte er vor einem startenden Flugzeug einher, wird natürlich eingeholt und – ein sehr schöner Propeller war hin. Moritz heulte schrecklich, und eine von mir versäumte Maßnahme wurde auf diese Weise nachgeholt. Ich habe mich immer gesträubt, ihn koupieren zu lassen, d. h. im besonderen ihm die Ohren beschneiden zu lassen. Auf der einen Seite hat es nun der Propeller nachgeholt. Die Schönheit hat ihn nie gedrückt, aber das eine Klappohr und das andere halbkoupierte stehen ihm recht gut. Überhaupt, wenn der Ringelschwanz nicht wäre, wäre es eine richtige, echte Ulmer Dogge. Moritz hat den Weltkrieg und unsere Feinde richtig erfaßt. Wie er zum erstenmal im Sommer 1916 russische Eingeborene sah – der Zug hielt, [132]und Moritz wurde etwas spazieren geführt –, verjagte er die hinzugelaufene russische Jugend mit ungeheurem Gekläff. Auch Franzosen schätzt er nicht, trotzdem er ja eigentlich selbst ein Belgier ist. Ich gab mal in einem neuen Quartier Einwohnern den Auftrag, das Haus zu säubern. Wie ich abends wiederkam, war nichts gemacht. Verärgert lasse ich mir einen Franzosen kommen. Kaum macht er die Tür auf, begrüßt ihn Moritz etwas unliebenswürdig. Nun konnte ich mir erklären, weshalb die Herren mein Château gemieden hatten.

Victory 44

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
14 April 1917
1 km S of Bois Bernard
Bois Bernard

Combat Report: 0915 hrs, one kilometre south of Bois Bernard, this side of lines. Nieuport one-seater, No. 6796 ; motor No. 8341/IB Rotary. Occupant: Lieutenant W O Russell, made prisoner. Above Harlex, one of our observer planes was attacked by several Nieuports. I hurried to the place of action, attacked one of the planes and forced it to land one kilometre south of Bois Bernard. Weather: fine morning; cloudy in the afternoon.

Victory 44 - Kofl 6. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
14 April 1917
1 km S of Bois Bernard
Bois Bernard

Kofl 6. Armee Weekly Activity Report: 9.15 vorm. 1 Nieuport Einsitzer bei Fresnoy (diess.) durch Rittm. Frhr. von Richthofen. J.St.11 (als 44.)

An der Westfront

Richthofen, der beste Jagdflieger des großen Krieges, Italiaander, A. Weichert Verlag, Berlin, 1938
14 April 1917
Roucourt

Als der junge Held Boelcke fiel, ging ein tiefes Trauern durch das deutsche Volk und das Gefühl: “Wir werden nimmer seinesgleichen sehen.”

Aber das Gelöbnis, das die Fliegertruppe am Grabe Boelckes ablegte, seinen Geist lebendig zu erhalten und ihm allezeit nachzueifern mit allen Kräften des Geistes und Körpers, dieses Gelöbnis hat sie treulich gehalten.

Aus der großen Zahl seiner Schüler sind neue erfolggekrönte Kämpfer erstanden, und mit ihnen als erster der, den das Volk in den letzten Monaten mit einem ebenso jähen Flug zur Sonnenhöhe des Ruhmes hat emporsteigen sehen, und der ganz wie Boelcke neben sich auch einen Kreis glänzender, von demselben Geist durchglühter, von ihm zur erfolgreichsten Nacheiferung angespornter engerer Genossen herangebildet hat.

Ich brauche seinen Namen nicht erst zu nennen; jedermann im Volk jauchtzt heute dem Freiherrn von Richthofen zu, den der Kaiser jüngst zum Rittmeister gemacht hat. Und ehrenvoll hebt der heutige Heeresbericht neben ihm seine ganze Jagdstaffel hervor, die gestern von den an der ganzen Westfront herabgeschossenen feindlichen 24 Flugzeugen allein 14 zur Strecke gebracht hat.

Ein glücklicher Zufall führte mich gerade am Abend von diesem Tage als Gast zu der jagdstaffel Richthofen.

Es dunkelte bereits, und so sah ich an diesem Abend nur die hübschen Kafinoräume, die ein kunstverständiges Mitglied der Staffel selber mit Sorgfalt und Geschmack durch Wandbespannungen, Teppiche und Bilder wohnlich und behaglich gestaltet hatte.

Ähnlich behaglich waren auch die einzelnen Wohnzimmer der Offiziere eingerichtet.

Richthofens Wohnung wurde mir von seinem Kameraden mit besonderem Stolz gezeigt. Sie war mit den Trophäen seiner Laufbahn, den farbigen Nationalzeichen der von ihm abgeschossenen Flugzeuge und anderen Teilen derselben verziert. An der Decke hing, geschickt zu einem mehrarmigen Kronleuchter umgearbeitet, ein feindlicher Gnome-Motor, über der Tür das Maschinengewehr seines gefährlichsten Gegners, des englischen Majors Hawker, der einer der erfolgreichsten englischen Kampfflieger gewesen sein soll.

Diese Wohnlichkeit des Heims – die sie sich übrigens gegen die stete Gefahr feindlichen Bombenwurfs verteidigen müssen – ist von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Denn nur die unbedingteste, durch körperliches und geistiges Wohlbefinden gewährleistete Herrschaft über die Nerven ermöglicht es, den außerordentlichen Anforderungen des Luftkampfes zu entsprechen.

Dem historischen Sinn macht es Freude, in der Geschichte unseres Volkes immer wieder dieselben Namen alter Geschlechter mit Auszeichnung hervortreten zu sehen. Wie sind, um nur etwas herauszugreifen, die Familien der Bülow, Goeben, Alvensleben usw. mit den Kriegen Preußens verknüpft und auch sonst mit seinem Leben und Wesen; wer Fontane kennt, der weiß das.

Auch die Richthofens sind unserem Volk schon viel gewesen. Vor allem für die engere schlesische Landschaft, wo sie mit vielen Zweigen sitzen. Sie find bisher weniger auf soldatischem als auf anderen Gebieten hervorgetreten. Jetzt war durch diesen jungen Offizier vor mir auch das geschehen.

Ich sah ihn mir während des Abendessens mit heimlicher Freude an. Er war wie Boelcke nur mittelgroß, kräftig gebaut, sein Kopf mit der gewölbten Stirn und den germanisch hellen und blauen Augen – deren Ausdruck auffallend an die Boelckes erinnerte – setzte mich in Verwunderung durch die fast rosige frische der Farbe. Da stand nichts geschrieben von der ungeheuren Nervenanspannung, die mit den täglichen Einzelkämpfen auf Tod und Leben verbunden gewesen ist.

Auch sein ganzes Wesen war von einer überraschend ruhigen, zurückhaltenden, fast zarten Art, überaus wohltuend sein und ganz einfach, ohne einen Schatten von Ruhmredigkeit, wenn auch der freudige Stolz auf seinen jungen Glanz in der Seele erkennbar war – und seine Ruhe hätte gemacht sein Mûssen, wenn das nicht so gewesen wäre. Einzig das stark gebildete Kinn vielleicht verriet, wie er auf seine ganze Umgebung wirkte, die an ihrem Führer sichtlich mit einer ganz eigenartigen Mischung von froher Kameradschaft, begeisterter Bewunderung und absolutem Fügen hing…

Meine Frage, ob er seine Erfolge einer besonderen Technik im Luftkampf zuschreibe, verneinte er ganz entschieden. Irgend etwas Derartiges habe er nicht. Natürlich müsse man seine Machine beherschen; auf besondere Kunstfliegerei, überraschende Sturzflüge, “Loopings” und dergleichen lege er aber kein Gewicht und fördere sie auch in seiner Staffel nicht. “Rangehen”, das sei alles.

In Fliegerkreisen hatte ich früher als die physische Grundlage der Erfolge Boelckes wie Immelmanns eine eigentümliche Fähigkeit dieser beiden schildern hören, plötzliche Stürze durch große Höhen- und damit Luftdruckunterschiede, die bei anderen sekundenlange Benommenheiten hervorbrächten, ohne jede Bewußtseinsstörung zu überstehen. Sie sollten daher imstande gewesen sein, den Gegner unversehens von oben her zu überfallen und zu erlegen, ehe er selbst recht zum Erfassen seiner Lage gelangte.

Richthofen lächelte darüber. Er glaubt nicht, daß Boelcke durch eine besondere physische Gewappnetheit gegen atmosfärische Einflüsse einen rein körperlichen Vorsprung vor anderen gehabt habe; Boelcke sei ja vielmehr sogar Asthmatiker gewesen.

Ihm selbst sei die ganze Vorstellung einer Bewußtseinstrübung durch rasche Druckunterschiede überhaupt unbekannt; er verspüre auch bei den größten und raschesten Höhenabstürzen nicht die geringsten körperlichen Beeinträchtigungen.

Im Laufe des Gespräches fragte ich ihn, ob er nach solchem Luftkampf sich in außergewöhnlicher Erregung, in einer Vibration des ganzen Nervensystems befinde. “Nein”, meinte er, “das kann ich durchaus nicht sagen. Ich bin nur am Ende eines Tages, wo ich mehrmals geflogen bin, einfach ganz hundemäßig müde und sehne mich nach dem Bettzipfel.”

Er geht in der Tat stets sehr früh zu Bett. Auch heute tat er es bereits vor zehn Uhr. Nachher sagten mir seine Kameraden, die an ihrem Führer mit einer ganz eigentümlichen und wunderhübschen Mischung von Freundschaft, Bewunderung und Stolz hingen, einiges, worin sie das Geheimnis seiner Überlegenheit sähen.

Vor allem habe er ein fabelhaftes Auge, das geradezu ein Phänomen sei. Er sehe stets doppelt und dreimal so viel und so scharf wie die anderen. Wenn noch niemand am fernen Himmel feindliche Flieger gewahren könne, er entdecke sie, ihre Zahl und Art genau, und sein Auge lasse sie in dem flimmern der Luft nicht wieder los. Dieses Jägerauge helfe ihm auch bei Flug und Schuß.

Ein zweites sei seine unbändige Entschlossenheit und Zähigkeit. Er gehe immer sofort und geradeswegs auf den ins Auge gefaßten Gegner los und lasse ihn nicht wieder locker, bis er erledigt sei; der Gedanke, daß auch er getroffen werden könne, scheine gar nicht in seinen Sinn zu kommen.

Wie bei Boelcke erschöpft sich Richthofens Wirksamkeit und Wert für uns aber, wie schon gesagt, nicht in seinen persönlichen Kampfleistungen, sondern er hat sich in seiner Staffel auch eine Schüler- und Gehilfenschar geschaffen, die er, von Boelckeschem Geist erfüllt, zu den höchsten Leistungen anspornt.

Neben der im August vorigen Jahres aufgestellten Jagdstaffel Boelcke, die seitdem diesen Namen weiterträgt und ihm Ehre macht und heute – das heißt, am Tage, von dem ich rede – mit 130 gefällten Gegern weitaus an der Spitze unserer Kampfflugzeuggeschwader steht, hat sich die Jagdstaffel Richthofen seit Januar bereits zur zahl 70 erhoben.

Von der etwas größeren Schar der Staffel waren heute neun Fliegeroffiziere zugegen. Alle ganz junge Menschen, keiner anscheinend älter als der Führer, die meisten schienen etwa 22 bis 23 Jahre.

Unter ihnen dem Fûhrer an Fliegerruhm am nächsten kam Leutnant Schäfer, ein hoch und schlank gewachsener Mann, der 16 Feinde besiegt hatte. Sodann der junge, bewegliche und humoristische Leutnant Wolff mit 9. Seit kurzem hatte der Führer auch seinen jüngeren Bruder, Leutnant Freiherr Lothar von Richthofen, in seine Staffel ausgenommen und flog gern gemeinsam mit ihm.

Auch in den anderen, die noch nicht die gleichen Leistungen aufweisen konnten, lebte doch unverkennbar der Stolz, zu dieser Staffel zu gehören. Es war eigentlich ein ganz merkwürdiger Eindruck, zumal für mich als Hochschullehrer, der gewöhnt war, Jünglinge dieses Alters als Studenten um sich zu sehen, diesen Kreis junger Männer hier zu beobachten, die in ihrem jugendlichen Äußeren, in der frische und harmlosen Heiterkeit ihres Wesens, in ihrem Scherz und ihrer Wärmen sich ganz so wie einfache, fröhliche, gute Jungen darstellten, und das auch ohne Frage sind – und die jetzt doch zugleich bewunderte Helden waren, die doch jeder von ihnen mehr als einen Menschen in gefahrvollstem Einzelkampf hoch über dem Erdboden besiegt hatten.

Eines erkannte ich: es ist doch eben gerade die große Jugend, die im Vollbesitz ihrer Nervenelastizität ist und nur lebt und handelt, die das leisten kann, was wir von unseren Kampffliegern leisten sehen…

Sehr verschieden war die Charakteristik, die sie ihren französischen und englischen Gegnern zuteil werden ließen.

Den französischen Flieger schienen sie als Gegner weniger hochzuachten als den englischen. Der Franzose fliege geschickt, sie aber überaus vorsichtig, und es komme darauf an, ihn zum Luftkampf überhaupt zu stellen oder ihn zu überraschen.

Ganz umgekehrt der Engländer, der immer und unbedingt jeden Kampf annehme, den man ihm biete; in dessen Hirn der Gedanke, daß es anders sein könnte, gar nicht möglich scheine, oft, wenn es sogar geradezu dumm wäre, nicht aus dem Wege zu gehen. Die englischen Flieger seien durch die Bank außerordentlich verwegen, oft besser eigentlich unbesonnen, so daß man annehmen müsse, es herrsche bei ihnen eine äußert harte Diziplin, oder sie denken überhaupt nicht viel und gehen, wenn ein Befehl vorliegt, einfach los…

In der Morgenfrühe des 13. spannte sich frosthelle Luft und ein wolkenloser Himmel über dem Flugplatz und der weiten Ebene. Flugwetter ! Der Kanonendonner der Arrasschlacht hatte in den letzten Tagen abgeebt; während der nacht hatte es nur ab und zu ein wenig gerollt, obwohl wir von der Front nur wenige Kilometer entfernt waren, und heute in der Frühe war in der heiteren, sonnendurchglänzten Luft überhaupt nichts zu hören. Aber die Flieger blinzelten in die flimmernde Bläue hinauf, wie in animalischer Witterung, und schauten ihren Führer an.

“Heute wird es regnen”, sagten sie und lachten. Als wir zum Startplatz schritten, glänzten rings im tauenden Reif die niedrigen Schuppen und Häuschen des Flugplatzes wie frisch gewaschen. Am Rand des freien Flugfeldes standen fünf Doppeldecker in einer Reihe zum Abflug bereit; ein sechster, der des Freiherrn von Richthofen, etwas vorwärts zur Seite. Alle waren eines Typs, kurz und gedrungen und kleiner, als ich sie bisher gesehen.

Und, was noch mehr gegen frühere Zeiten abstach, alle verschieden bemalt. Wie bunte schillernde Rieseninsekten, wie ein Schwarm leuchtender Schmetterlinge, die sich mit ausgebreiteten Flügeln am Boden sonnen, sahen sie von weitem aus. Das Prinzip, sich möglichst luftfarbig zu machen, war hier ganz verlassen.

“Unsichtbarkeit”, erklärte mann mir, “erreicht man doch nicht, wohl aber läuft man Gefahr einer Verwechslung feindlicher und befreundeter Flugzeuge. Diese verschiedenen Zeichen auf den Rümpfen sind in der Luft deutlich sichtbar, man erkennt sich während des Kampfes und kann sich unterstützen.” Deshalb hatte jeder der Flieger siener persönlichen Maschine, mit der er immer flog und mit der er verwuchs wie mit einem lebenden Wesen, eine besondere Zeichnung gegeben, die es seinen Kameraden erlaubte, ihn beim Luftkampf im Auge zu behalten und stets zu wissen, wer die Maschine lenkte. Das eine Flugzeug hatte einen weißen oder roten oder sonstwie gefärbten Streifen, ein anderes trug ihn quer oder längs und so weiter. Aus Richthfofens Augen lachte etwas wie der Stolz des Ritters, der seinen Schild und seine Helmzier beim Gegner gekannt und gefürchtet weiß. “Ich erreiche so, daß mein Geschwader stets sieht, wo ich bin.”

Wirklich, wir empfinden schon sowieso sehr stark, wieviel alte Ritterlichkeit im modernen Luftkampfwesen wieder lebendig geworden ist; hier die persönliche Kennzeichnung der Rüstungen durch weit leuchtende Zeichen vermehrte den Eindruck noch. Diese jungen Streiter zogen wirklich ganz so ninaus wie die mittelalterlichen Herren, von denen der Chronist Froissart aus dem 14. Jahrhundert so farbenreich erzählt, mit ihren Schimmernden Bändern, Wappen und Standarten, die sie und ihren Stolz kenntlich machten auch bei geschlossenem Vizier.

Einer nach dem anderen, die zum Starten bestimmt waren, warf sich in seine Fliegerkleidung, die wie ein Mittelding von Taucher und holländischem Fischer aussah, und schlenderte, die Hände in den weiten Hosentaschen, lachend und scherzend zwischen den von den Flugzeugwarten startbereit gehaltenen Maschinen herum oder umstand das große Fernrohr, mit dem der Himmel sorgsam beobachtet wurde.

Auch Richthofen hatte die Tracht bereits angelegt und durchmusterte bloßen Auges aufmerksam das Firmament. Mit einem Male – ich selbst gewahrte oben im flirrenden Blau nirgends das geringste – wandte er sich rasch zu einer aufgehängten Glocke und läutete Alarm. Im Nu sprangen sämtliche Monteure zu ihren Apparaten; jeder Flieger eilte zu dem seinigen, gestieg den Sitz, die Propeller donnerten los, eins nach dem anderen der kleinen, schnellen Flugzeuge rannte anfahrend eine Strecke über den Erdboden dahin, löste sich los von ihm und stieg dann rasch ins Blau empor. Zuletzt Richthofens Maschine.

Die zurückgebliebenen Flieger, die Flugzeugwarte, die Ordonnanzen und Wachmannschaften, alles verfolgte nun mit größter Spannung die Vorgänge am Himmel. Jetzt erkannte auch ich, erst durch das Glas, dann ohne das, ein Geschwader englischer Flugzeuge; mindestens sechs, vielleicht mehr. Ich muß te sie scharf im Auge behalten, sosnt verlor ich sie sogleich wieder in der flimmernden Helle.

Die Flieger sahen anders. Sie erkannten und benannten die einzelnen Typen, und sie riefen empört: “Welche Frechheit! Die kommen in kaum mehr als 2000 Meter Höhe hier an! Was stellen die sich denn vor?”

Die Engländer schienen jetzt zu stutzen und die Gefahr, die ihnen nahte, zu erkennen; sie kreisten unruhig durcheinander. Es dauerte nur wenige Minuten, da hatten die Unsrigen die gleich oder eine noch größere Höhe erreicht. Aus der Luft erklang das scharfe Geknatter des Maschinengewehrs; der Gegner hatte den Kampf angenommen. Alle Flugzeuge bildeten einen weit ausgezogenen Schwarm heller, durcheinanderkreisender Punkte.

Meine Nachbarn begleiteten mit lebhaften Reden und Gebärden alle Phasen des Kampfes. “Da ist Richthofen! Sehen Sie ihn nicht? Dort oben!’ “Da ist Schäfer! Donnerwetter, er ist dicht hinter dem Kerl! Er lߨt nicht locker!” “Das da muß Wolff sein! Ja, das ist er!”

So und ähnlich flogen die Rufe durcheinander. Plötzlich ein gemeinsamer Triumphschrei – hoch am Firmament leuchtete ein stark flammender Punkt auf. “Ein Engländer brennt!”

Bei Gott, welch phantastisches, furchtbares Schauspiel! Der Feuerpunkt vergrößerte sich rasch. Was für ein Glut mußte das sein, die das augenblendede Himmelslicht so überstrahlte und weißglühend am Himmel stand. Dann glitt der leuchtende Fleck abwärts, er zog sich aus zu einer langen Flammenlinie, die wie ein riesiges, orangefarbenes Meteor über den Himmel strich – über den Tageshimmel.

Es war unleugbar schön, so schön, wie ich kaum je etwas gesehen. Und es war doch so entsetzlich zugleich, daß der Atem stockte. Wenige Sekunden später sonderte sich am oberen Ende des Flammenstreifens ein tiefschwarzeer Rauchstreifen ab, so daß das Ganze wie eine schaurliche Fackel am Himmel loderte. Am unteren Ende aber löste sich aus der Flamme, die dann am Himmel stehenblieb und erlosch, die Gestalt eines Flugzeuges los und sank taumelnd und kreisend abwärts.

Es schien sich manchmal noch wieder aufzurichten, im Gleitflug sich herunterretten zu wollen. Allein vergeblich. Langsam näherte es sich dem Erdboden. Dann stürzte es, aus mehreren hundert Metern Höhe noch, senkrecht ab und verschwand hinter einer Bodenfalte – zu fern von uns, als daß wir hätten hineilen können.

“Da fällt ein zweiter!” scholl es wieder durcheinander. Schaukelnd und pendelnd sah man ein anderes feindliches Flugzeug, in ähnlichen verzweifelten Kampf um Wiederaufrichtung, zur Erde sinken, umkreist von einem der Unsrigen, der es nicht losließ. Ohne zu brennen, stürzte es schließlich ebenfalls ab und verschwand hinter der einige Kilometer entfernten Bodenerhebung. Unmittelbar darauf aber kündete eine große, schwarze, hinter der Bodenfalte aufsteigende Wolke die Stelle, wo die feindliche Maschine zur Erde geschlagen und explodiert war.

Jetztglitt aus den Lüften ein Doppeldecker hernieder und landete auf unserem Flugplatz. Ein Deutscher, aber nicht von unsrer Staffel. Eine laute Stimme aus dem Rumpfe – oder Sitz – rief: “Verwundet!” Sofort erklang schallend das Kommando: “Sanitäter heran!”

In eiligem Lauf rannte eine Schar von Sanitätersmannschaften herzu. Zwei Leute saßen in dem Flugzeug, das einem benachbarten Geschwader angehörte und sich mit in den Kampf gemischt hatte. Der eine von ihnen, ein Unteroffizierflieger, blutete stark und schien große Schmerzen zu haben. Er wurde sorgfältig aus dem Sitz gehoben und in den Verbandsraum gebracht. Rasche Untersuchung ergab, daß er einen Schuß durch den Oberschenkel hatte, der allerdings schmerzhaft, aber nicht lebensgefährlich war.

Inzwischen ging droben in den Lüften der wilde Kampf weiter, mit Kreisen und Maschinengewehrgeknatter. “Seht, da brennt wieder einer!” Von neuem wiederholte sich das fürchterliche Schauspiel des aufblitzenden Feuerpunktes, des im Sinken lang sich ausziehend orangegeglühenden Meteors und der daraus hervorwachsenden schwarzen Rauchfackel. Wieder löste sich aus der zuletzt stehenbleibenden und verlöschenden Flamme deutlich das taumelnde Flugzeug los. Durch das große Fernrohr schien ein Mann erkennbar, der sich aus dem Führersitz auf den einen Tragflügel geflüchtet hatte und sich dort festklammerte. Dann war er aber nicht mehr sichtbar.

Plötzlich begannen rings um das sinkende Flugzeug zahlreiche farbige Punkte herumzuspringen und langsam in der Luft zu verglühen. “Das sind seine Leuchtsignalkugeln, die sine in Brand geraten!” Auch dieser Gegner zerschmetterte binnen kurzem rettungslos am Boden. “Da kommt Leutnant Schäfer zurück!” Die Maschine schoß in schrägem Gleitflug heran und hielt. Wie eilten zu. Aus dem Sitz erhob sich Leutnant Schäfers lange Gestalt und zog die Kappe von dem schweißbedeckten Antlitz. “Na, wie steht’s?” scholl die Frage.

Von den Lippen des Ankömmlings aber klang eine Flut zorniger Ausrufe: “Himmelherrgottsakra, so eine Schweinerei! Ich hatte ihn, ich hatte ihn ganz sicher, ich war auf ein paar Dutzend Meter an ihm und ließ ihn nicht los – und da muß das verdammte Maschinengewehr Ladehemmung haben – ausgerechnet!” Er war außer sich vor Grimm. “Und das schönste ist, sie haben mir das – “er nannte einen Maschinenteil” – weggeschossen. Ich kann meine Maschine wahrscheinlich drei Tage lang nicht fliegen. Es ist zum…” Wütend ging er von dannen, um sich umzuziehen…

Und noch zwei feindliche Flieger, wieder ohne in Brand zu geraten, stürzten vor meinen Augen vom Himmel herunter; zu fern, als daß wir von hier aus uns um ihre Bergung selbst bemühen konnten; wie mußten das den in der Nachbarschaft des Absturzortes liegenden Truppenteilen überlassen, wie es ja meist bei Luftkämpfen der Fall ist.

Der letzte Engländer – es schien nur noch einer – flüchtete gegen Arras zu, der Kampf war zu Ende. Noch einige Minuten, und wie große Vögel aus verschiedenen Himmelsrichtungen zu einem Beuteplatz kommen, erschien hier und da und dort aus dem Himmelsblau über unserem Flugplatz eine unserer heimkehrenden Maschinen, zog in raschem Gleitflug lautlos heran und stand auf dem Rasen vor den Schuppen still.

Kaum eine halbe Stunde war vergangen, da waren sie alle wieder da. Die Kämpfer stiegen aus ihren Sitzen und standen lachend, stolz, glücklich, lebhaft erzählend inmitten ihrer sie beglückwünschenden Kameraden und der mit Begeisterung um ihre Offizier gescharten Mannschaften. Niemand war verltezt. Das ganze hätte wie ein frohes Sportspiel erscheinen können.

Wie wenig es das aber war, sah ich an Richthofens Maschine. Ein gegnerischer Maschinengewehrschuß hatte die linke untere Tragfläche getroffen und ihre Stoffbespannung auf etwa anderthalb Meter Länge wie der Schnitt eines großen Messers aufgeschilitzt. Und dicht am Führersitz lief an der äußeren Holzverkleidung eine zweite Schramme dahin, die zeigte, daß ein anderes Geschoß hart an seinem Leben vorübergegangen war.

Es ergab sich, daß von den fünf im Kampf gefällten Gegnern einer auf den Führer Manfred von Richthofen kam. Damit hatte dieser den einundvierzigsten Feind herabgeholt. Boelcke ist gefallen, nachdem er seinen vierzigsten Gegner besiegt. Nur der Tod hinderte ihn, noch öfter zu fliegen.

Richthofens jüngerer Bruder Lothar, bisher noch Anfänger, hatte sogar das Glück gehabt, zwei der Feinde herunterholen. Den vierten hatte Leutnant Wollf abgeschossen und damit seinen zehnten Gegner; den fünften der tüchtige Vizefeldwebel Festner, der sich auch in jüngster Zeit schon mehrfach ausgezeichnet hatte.

Während sich die Flugzeugwarte sofort an den Maschinen zu schaffen machten, um entstandene Schäden zu beseitigen, suchte der Führer durch Befragung den Verlauf des Luftkampfes möglichst zweifelsfrei festzustellen und an der Hand der Karte den Ort der Abstürze zu ermitteln. Den Vizefeldwebel Festner, der darüber die bestimmtesten Angaben machen konnte, sandte er mit dem Motorrad dorthin. Dann ging er zum Fernsprecher, um seine Meldung zu machen.

Es war nocht nicht zehn Uhr vormittags, als ich von der Jagdstaffel Richthofen Abschied nehmen mußte, um weiterzureisen.

Der Tag war noch lang und der Himmel hell. Ich schied mit dem Gefühl, daß “noch mehr in der Luft lag”. Und wahrhaftig, so ist es gekommen. Was ich hatte mit ansehen dürfen, war nur der Anfang eines noch größeren Tages gewesen, bisher wohl des glänzendsten in der Geschichte einer unserer Kampfstaffeln.

Denn der Leser weiß es selbst – am nächsten Tage enthielt der amtliche deutsche Heeresbericht für den 13. April die nachstehenden Worte: “Der Gegner verlor im Luftkampf 24 Flugzeuge, davon gingen 13 diesseits unserer Linien nieder. Die von Rittmeister Freiherrn von Richthofen geführte Jagdstaffel vernichtete allein 14 Flugzeuge; dabei schoß Freiherr von Richthofen selbst seinen 41., 42. und 43. Gegner ab. Leutnant Wollf schoß 4 feindliche Flugzeuge ab und erhöhte damit die Zahl seiner Siege auf 14. Leutnant Schäfer besiegte 3 (also doch), Leutnant Freiherr von Richthofen, Leutnant Klein und Vizefeldwebel Festner je 2 Gegner.”

Möge das Glück, das ihnen an diesem Tage lächelte, den jungen Helden auch weiterhin hold sein, daß sie sich dereinst im Frieden ihres Ruhmes freuen können, und des Dankes, den ihnen das Vaterland zollt!

(Diesen Beitrag stellte aus seinem Buche “Der Wall von Eisen und Feuer” Prof. Dr. Wegener dankenswerterweise zur Verfügung (Brockhaus, Leipzig), er berziste die Westfront als Kriegsberichterstatter der “Kölnischen Zeitung”. Es handelt sich hier um einen der aufschlußreichsten Aufs¨tze, die noch während des Krieges über die Richthofen-Staffel erschienen.)

 

 

Jasta 11 and Jasta 12 joint mission

The Red Baron, a photographic album of the first world war's greatest ace, Manfred von Richthofen, Terry C Treadwell, Pen and Sword Books, 2021
15 April 1917
Epinoy

On 15 April 1917 Jasta 11 and Jasta 12 engaged jointly in a mission.

Abgeschnitten

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
15 April 1917
Roucourt

Mit der Zeit kommt man an viele Fronten. Was ich hier erzähle, spielte sich bei Cambrai ab. Bei wunder schönem Wetter flog ich mit meinem Bruder allein an die Front. Im Norden sind Sprengpunkte zu sehen. Als wir in die Nähe kommen, flüchtet gerade ein einzelner Engländer über die Front. Sonst ist vorläufig nichts zu sehen. Wir fliegen unbeschossen über die englischen Linien. Es ist Ostwind, für einen Luftkampf sehr ungünstig, da man im Kampfe vom Wind stark abgetrieben wird. Der Einsitzer ist nur im Angriff im Vorteil. Das ergibt sich aus seiner  ewaffnung. Wird man im Luftkampf durch den Wind weit in Feindesland getrieben, so muß einmal der Moment kommen, wo man zurückfliegen, d. h. zur Defensive übergehen muß. Für einen Einsitzer, der nur nach vorn schießen kann, ein sehr fataler Moment, der schon für viele verhängnisvoll geworden ist! Plötzlich sehen mein Bruder und ich, daß aus einer Riesenhöhe fünf englische Einsitzer auf uns herunterstoßen. Ich habe im Fluge mit anderen nie dasselbe Gefühl der Überlegenheit gehabt, als wenn ich mit meinem Bruder flog. So auch diesmal. Die fünf Lords trauen sich vorläufig nicht recht an uns heran, sondern bleiben über uns und machen ihre Schießübungen auf die beiden deutschen Flugzeuge. Jetzt wird einer etwas dreister, stößt auf mich herunter. Kurz kehrt! Schon sitze ich hinter ihm. Aus dem Angreifer wird der Verfolgte. Der Engländer versucht, sich durch seine schnelle Maschine nach Westen zu retten. Durch dauerndes Zickzackfliegen bietet er mir kein sicheres Ziel. Er rafft sich zu keiner Verteidigung mehr auf. Der Insasse scheint mir schon verwundet. Der Engländer „stinkt“ schon, ein Fliegerausdruck für die  Rauchfahne aus einem durchschossenen Benzin- oder Öltank. Gerade will ich dem Engländer den Rest geben, da habe ich Ladehemmung. Tieftraurig lasse ich von ihm ab und mache kehrt. Im Laufe des Kampfes bin ich viele Kilometer von unserer Front abgekommen. Plötzlich kommt mir ein furchtbarer Gedanke: Wo find die anderen vier Engländer, und wo ist mein Bruder geblieben? Da sehe ich auch schon ein schaurig schönes Bild! In wildem Kampfe die vier Engländer und mein Bruder, sich in Kurven umeinander drehend! Mein Herz bleibt mir vor Angst um Manfred beinahe stehen: Ich habe ja Ladehemmung und kann nicht mehr schießen! Das macht nichts, hier muß geholfen werden! Hat doch mein Bruder die vier Engländer, die mich schon lange abgeschnitten hatten, dauernd beschäftigt, so daß keiner mir hat folgen können! Jetzt bin ich also an der Reihe zu helfen. Mitten unter die Kämpfenden platze ich hinein. Die vier Engländer, die bisher nur den einen Gegner vor sich gehabt hatten, ließen plötzlich von uns ab und flogen nach Hause, trotzdem sie noch in der doppelten Anzahl waren. Daß ich  Ladehemmung außerdem hatte, konnten sie ja nicht wissen. Wie mein Bruder hinterher sagte, hatte er für unser beider Leben nichts mehr gegeben.

Victory 45

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
16 April 1917
Between Bailleul and Gavrelle-Allied side of Lines.
Bailleul

Combat Report: 1730 hrs, between Bailleul and Gavrelle. BE two-seater. No details as plane fell on other side. When pursuit-flying (height of clouds 1.000 metres) I observed an artillery flyer at 800 metres altitude; approached him unnoticed, and attacked him, whereupon he fell down, smoking. The pilot caught the machine once more, but then lost control at 100 metres. The plane plunged down between Bailleul and Gavrelle. NB The clocks had changed again on the Western Front, German time from this data being once more ahead of Allied time by one hour. This would continue until 9 March 1918. Weather: rain and low clouds all day.

16 April 1917
Roucourt

MvR wird das Ritterkreuz des sächsischen ‘Militär-St. Heinrichs-Ordens’ verliehen. Die höchste sächsische Tapferkeitsauszeichnung (vergleichbar dem preussischen Orden ‘Pour le Mérite’)

Schäfers Notlandung zwischen den Linien

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
20 April 1917
Between Arras and Cambrai
Arras

Schäfers Notlandung zwischen den Linien Am Abend des 20. April machen wir einen Jagdflug, kommen sehr spät nach Hause und haben Schäfer unterwegs verloren. Natürlich hofft jeder, daß er vor Dunkelheit noch den Platz erreicht. Es wird Neun, es wird Zehn, Schäfer kommt nicht. Benzin kann er nicht mehr haben, folglich ist er irgendwo notgelandet. Daß einer abgeschossen ist, will man sich nie zugeben. Keiner wagt es in den Mund zu nehmen, aber jeder fürchtet es im stillen. Das Telephonnetz wird in Bewegung gesetzt, um zu ermitteln, wo ein Flieger gelandet ist. Kein Mensch kann uns Auskunft geben. Keine Division, keine Brigade will ihn gesehen haben. Ein ungemütlicher Zustand. Schließlich gehen wir schlafen. Wir waren alle fest überzeugt, er würde sich noch einfinden. Nachts um Zwei werde ich plötzlich geweckt. Die Telephonordonnanz teilt mir strahlend mit: »Schäfer befindet sich im Dorf Y und bittet um Abholung.« Am nächsten Morgen zum Frühstück öffnet sich die Tür, und mein braver Pilot steht in so verdrecktem Anzug vor mir, wie ihn der Infanterist nach vierzehn Tagen Arras-Schlacht am Leibe hat. Großes Hallo! Schäfer ist quietschvergnügt und [140]muß seine Erlebnisse zum besten geben. Er hat einen Bärenhunger. Nachdem er gefrühstückt hat, erzählt er uns folgendes: »Ich fliege nach Hause an der Front entlang und sehe in ganz niedriger Höhe drüben scheinbar einen Infanterieflieger. Ich greife ihn an, schieße ihn ab und will wieder zurückfliegen, da nehmen mich die Engländer unten aus den Schützengräben mächtig vor und beknallen mich ganz unheimlich. Meine Rettung war natürlich die Geschwindigkeit des Flugzeugs, denn daß sie beim Schießen vorhalten müssen, daran denken die Kerle natürlich nicht. Ich war vielleicht noch zweihundert Meter hoch, aber ich muß doch versichern, daß ich gewisse Körperteile mächtig angespannt habe, aus erklärlichen Gründen. Mit einem Male gibt es einen Schlag, und mein Motor bleibt stehen. Also landen. Komme ich noch über die feindlichen Linien, oder komme ich nicht? Das war sehr die Frage. Die Engländer haben es bemerkt und fangen wie wahnsinnig an zu schießen. Jetzt höre ich jeden einzelnen Schuß, denn mein Motor läuft nicht mehr, der Propeller steht still. Eine peinliche Situation. Ich komme herunter, lande, meine Maschine steht noch nicht, da werde ich aus einer Hecke des Dorfes Monchy bei Arras ganz kolossal mit Maschinengewehrfeuer beschossen. Die Kugeln klatschen nur so in meine Maschine herein. Ich ’raus aus der [141]Kiste und in das nächste Granatloch ’rein, war eins. Dort besann ich mich mal erst, wo ich mich befinde. So allmählich wird mir klar, daß ich über die Linien ’rüber bin, aber noch verdammt nahe bei ihnen. Gott sei Dank ist es etwas spät abends. Das ist meine Rettung. Es dauert nicht lange, da kommen die ersten Granaten an. Natürlich sind es Gasgranaten, und eine Maske hatte ich selbstverständlich nicht mit. Also mir fingen die Augen ganz erbärmlich an zu tränen. Die Engländer schossen sich vor Dunkelheit auch noch mit Maschinengewehren auf meine Landungsstelle ein, ein Maschinengewehr offenbar auf mein Flugzeug, das andere auf meinen Granattrichter. Die Kugeln klatschten oben immer dagegen. Ich steckte mir daraufhin, um meine Nerven zu beruhigen, erst mal eine Zigarette an, ziehe mir meinen dicken Pelz aus und mache mich zum Sprung auf! Marsch, marsch! bereit. Jede Minute erscheint eine Stunde. Allmählich wurde es dunkel, aber nur ganz allmählich. Um mich herum locken die Rebhühner. Als Jäger erkannte ich, daß die Hühner ganz friedlich und vertraut waren, also war keine Gefahr, daß ich in meinem Versteck überrascht wurde. Schließlich wurde es immer finsterer. Auf einmal geht ganz in meiner Nähe ein Pärchen Rebhühner hoch, gleich darauf ein zweites, und ich [142]erkannte daraus, daß Gefahr im Anzuge war. Offenbar war es eine Patrouille, die mir Guten Abend sagen wollte. Nun wird’s die höchste Zeit, daß ich mich aus dem Staube mache. Erst ganz vorsichtig auf dem Bauche kriechend, von Granatloch zu Granatloch. Ich komme nach etwa anderthalb Stunden eifrigen Kriechens an die ersten Menschen. Sind es Engländer, oder sind es Deutsche? Sie kommen heran, und beinahe wäre ich den Musketieren um den Hals gesprungen, als ich sie erkannte. Es war eine Schleichpatrouille, die sich im neutralen Zwischengelände herumtreibt. Einer der Leute führte mich zu seinem Kompagnieführer, und hier erfuhr ich denn, daß ich am Abend zuvor etwa fünfzig Schritte vor der feindlichen Linie gelandet sei und unsere Infanterie mich bereits aufgegeben hatte. Ich nahm mal erst ein ordentliches Abendbrot zu mir und trete dann den Rückmarsch an. Hinten wurde viel mehr geschossen als vorn. Jeder Weg, jeder Annäherungsgraben, jedes Gebüsch, jeder Hohlweg, alles lag unter feindlichem Feuer. Am nächsten Morgen griffen die Engländer an, sie mußten also heute abend ihre Artillerievorbereitung beginnen. Ich hatte mir also einen ungünstigen Tag für mein Unternehmen ausgesucht. Erst gegen zwei Uhr morgens erreichte ich das erste Telephon und konnte mich mit meiner Staffel in Verbindung setzen.« [143]Wir waren alle glücklich, unseren Schäfer wieder zu haben. Er legte sich ins Bett. Jeder andere hätte mal für die nächsten vierundzwanzig Stunden auf den Genuß des Jagdfliegens verzichtet. Mein Schäfer attackierte aber bereits am Nachmittag desselben Tages wiederum über Monchy einen ganz tieffliegenden B. E.

Victory 46

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
22 April 1917
Near Lagnicourt
Lagnicourt

Combat Report: 1710 hrs, near Lagnicourt. Vickers two-seater. No details, as plane fell on the other side of line. When my Staffel was attacking enemy squadron, I personally attacked the last of the enemy planes. Immediately after I had discharged my first shots, the plane began to smoke. After 500 shots the plane plunged down and crashed to splinters on the ground. The fight had begun above our side, but the prevailing east wind had drifted the planes to the west. Weather: fine but cloudy.

Ernst von Hoeppner, besucht die Jasta 11

http://www.frontflieger.de/4-ric13.html
22 April 1917
Roucourt

Der kommandierende General der Luftstreitkräfte, Ernst von Hoeppner, besucht die Jagdstaffel 11 in Roucourt. Richthofens Luftsieg ist der 100. der Staffel. Auch den ersten Luftsieg der Staffel am 23. Januar 1917 hatte Manfred von Richthofen erzielt.

Victory 46 - Kofl 6. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
22 April 1917
Near Lagnicourt
Lagnicourt

kofl 6. Armee Weekly Activity Report: 5.10 N. 1 fdl. Flugzeug bei Cagnicourt (jenseits) dch. Rittm. Frhr. v. Richthofen, J.St.11 (als 46.)

Victory 47

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
23 April 1917
Mericourt

Combat Report: 1205 hrs, Mericourt, this side of the lines. BE two-seater. No details, as plane broke in the air and was scattered in falling. I observed an artillery flyer, approached him unnoticed, and shot at him from the closest range, until his left wing came off. The machine broke to pieces and fell near Mericourt. Weather: fine.

Jasta 11 photoshoot

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
23 April 1917
exact date?
Roucourt

Jasta 11 Festner, Schäfer, Manfred, Lothar, Kurt Wolff. Picture made into a postcard: Sanke card 511.

Anfangs Mai nach Hause

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
23 April 1917
Roucourt

Liebe Mama!

Ich beabsichtige, anfangs Mai nach Hause zu kommen, will aber vorher noch eine Auerhahn Expedition unternehmen, zu der ich bereits eine Einladung habe, und mich sehr darauf freue. Dann bin ich zum Kaiser zum Frühstück eingeladen. Ich bin jetzt auf Nr. 44 angelangt und will bei fünfzig halt machen. Lothar hat bereits seinen zehnten Luftsieg, die Staffel, seit ich hier bin, ihren hundertsten. Onkel Lex kommt mich in den nächsten Tagen besuchen. Wedel war auch hier, außerdem habe ich den ganzen Tag das Haus voller Gäste.

Ein Bild von meinem Bruder

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
23 April 1917
Roucourt

Lothar erzählt: Beim zehnten Abschuß erhielten wir damals bei der Staffel ein Bild von meinem Bruder mit seiner Unterschrift. Dies hatte ich gerade drei Tage vorher verdient und erhalten.

Victory 47 - Kofl 6. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
23 April 1917
Mericourt

Kofl 6. Armee Weekly Activity Report: 12.13 N. 1 B.E.D.D. bei Avion (jenseits) dch, Rtm. Frhr.v.Richthofen,J.St11 (als47.)

Das Anti-Richthofen-Geschwader

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
25 April 1917
Roucourt

Das Anti-Richthofen-Geschwader (25. April 1917) Die Engländer hatten sich einen famosen Witz ausgedacht, nämlich mich zu fangen oder abzuschießen. Zu diesem Zwecke hatten sie tatsächlich ein besonderes Geschwader aufgestellt, das in dem Raum flog, in dem wir uns meistens ’rumtrieben. Wir erkannten es daran, daß es hauptsächlich gegen unsere roten Flugzeuge offensiv wurde. Ich muß bemerken, daß wir unsere ganze Jagdstaffel rot angemalt hatten, da den Brüdern doch allmählich klar geworden war, daß ich in dieser knallroten Kiste säße. So waren wir jetzt alle rot, und die Engländer machten recht große Augen, wie sie statt der einen ein ganzes Dutzend solcher Kisten sahen. Das hielt sie aber nicht ab, den Versuch zu machen, uns zu attackieren. Es ist mir ja viel lieber, die Kundschaft kommt zu mir, als daß ich zu ihr hingehen muß. Wir flogen an die Front, in der Hoffnung, unsere Gegner zu finden. Nach etwa zwanzig Minuten kamen die ersten an und attackierten uns tatsächlich. Das war uns schon seit langer Zeit nicht mehr passiert. Die Engländer hatten ihren berühmten Offensivgeist doch etwas eingeschränkt, da er ihnen wohl etwas zu teuer zu stehen gekommen war. Es waren drei Spad-Einsitzer, die sich infolge ihrer guten Maschinen uns sehr überlegen glaubten. Es flogen zusammen: Wolff, mein Bruder und ich. Drei gegen drei, das paßte also ganz genau. Gleich zu Anfang wurde aus dem Angriff eine Verteidigung. Schon hatten wir überhand. Ich kriegte meinen Gegner vor und konnte noch schnell sehen, wie mein Bruder und Wolff sich jeder einen dieser Burschen vorbanden. Es begann der übliche Tanz, man kreist umeinander. Der gute Wind kam uns zu Hilfe. Er trieb uns Kämpfende von der Front weg, Richtung Deutschland. Meiner war der erste, der stürzte. Ich hatte ihm wohl den Motor zerschossen. Jedenfalls entschloß er sich, bei uns zu landen. Pardon kenne ich nicht mehr, deshalb attackierte ich ihn noch ein zweites Mal, worauf das Flugzeug in meiner Geschoßgarbe auseinanderklappte. Die Flächen fielen wie ein Blatt Papier, jede einzeln, und der Rumpf sauste wie ein Stein brennend in die Tiefe. Er fiel in einen Sumpf. Man konnte ihn nicht mehr ausgraben. Ich habe nie erfahren, wer es war, mit dem ich gekämpft habe. Er war verschwunden. Bloß noch die letzten Reste des Schwanzes verbrannten und zeigten die Stätte, wo er sich selbst sein Grab gegraben hatte. Gleichzeitig mit mir hatten Wolff und mein Bruder ihre Gegner angegriffen und nicht weit von dem meinigen zur Landung gezwungen. Wir flogen sehr vergnügt nach Hause und meinten: »Hoffentlich kommt recht oft das Anti-Richthofen-Geschwader.«

Lothar schreibt

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
25 April 1917
Im Felde
Roucourt

Inzwischen hat auch Lothar eingegriffen. Ich hatte es längst erwartet. Aber das Tempo, daß er anschlägt, befürzt mich doch. 25. April 1917, im Felde. “Ich habe nun glücklich den zehnten Abschuß erreicht. Manfred fährt in den nächsten Tagen auf Urlaub. Hoffentlich kann er lange bleiben, denn er muß unbedingt einmal ganz heraus aus diesem anstrengenden Betriebe. Für mich ist es natürlich sehr schade, denn ich konnte viel von ihm lernen. Und doch bin ich glücklich, daß er mal ausspannt. Ich kann jetzt nicht auf Urlaub kommen…”

Jagdstaffel Richthofen

Richthofen, Beyond the legend of the Red Baron, Peter Kilduff, Arms and Armour, 1993
26 April 1917
Roucourt

On Thursday 26 April Jasta 11’s daily message traffic brought news that, on orders of Kaiser Wilhelm, the unit would henceforth bear the name Jagdstaffel Richthofen. Jasta 11 was only the second aviation unit to have such a distinction, but it was used for only a brief period. Three weeks’ worth of Kofl 6. Armee reports, 4 through 18 May, ascribe aerial victories to Jagdstaffel Richthofen; after that the Kofl and all other reports used the simple Jasta 11 nomenclature.

 

Kofl 6. Armee 50790.

Besonderes: Auf Befehl S.M hat die Jagdstaffel 11 den Namen Jadgstaffel ‘Richthofen’ zu fuehren.

Victory 48

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
28 April 1917
E of Pelves, SE edge of Square 6998
Pelves

Combat Report: 0930 hrs, Wood east of Pelves, south-east corner of Square 6998, this side of line. BE2. Pilot: Lieutenant Follit, killed. Observer: F I Kirckham, slightly injured. While on pursuit-flying, about 0930, I attacked an enemy infantry or artillery flyer at 600 metres above the trenches. Above the wood of Pelves I caused the enemy plane to fall. The adversary, from the beginning to the end of the fight, was never able to get out of range of my guns. Weather:low clouds.

Victory 48 - Kofl 6. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
28 April 1917
E of Pelves, SE edge of Square 6998
Pelves

Kofl 6. Armee Weekly Activity Report: 9.30 V. 1 fdl. Flugzeug bei Pelves (diess.) dch. Rittm. Frhr. v. Richthofen Jagdstaffel Richthofen (als 48.)

Der »alte Herr« kommt uns besuchen

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
29 April 1917
Roucourt

Der »alte Herr« kommt uns besuchen Für den 29. April hatte sich der »alte Herr« angesagt, der seine beiden Söhne besuchen wollte. Mein Vater ist Ortskommandant eines Städtchens in der Nähe von Lille, also nicht sehr weit weg von uns. Von oben kann ich ihn öfters sehen. Er wollte mit dem Zuge um neun Uhr kommen. Um halb Zehn ist er auf unserem Platz. Wir kommen gerade von einem Jagdflug nach Hause, und mein Bruder steigt zuerst aus seiner Kiste, begrüßt den alten Herrn: »Guten Tag, Papa, ich habe eben einen Engländer abgeschossen.« Darauf steige ich aus meiner Maschine: »Guten Tag, Papa, ich habe eben einen Engländer abgeschossen.« Der alte Herr war glücklich, es machte ihm viel Spaß, das sah man ihm an. Er ist nicht einer von den Vätern, die sich um ihre Söhne bangen, sondern am liebsten möchte er selbst sich in eine Maschine setzen und auch abschießen – glaube ich wenigstens. Wir frühstückten erst mit ihm, dann flogen wir wieder. In der Zwischenzeit spielte sich ein Luftkampf über unserem eigenen Flughafen ab, den mein Vater sehr interessiert beobachtete. Wir waren aber nicht beteiligt, denn wir standen unten und sahen selbst zu. Es war ein englisches Geschwader, das durchgebrochen war und über unserem [148]Flughafen von einigen unserer Aufklärungsflieger angegriffen wurde. Plötzlich überschlägt sich das eine Flugzeug, fängt sich wieder und kommt herunter im normalen Gleitflug, und wir erkennen mit Bedauern, daß es diesmal ein Deutscher ist. Die Engländer fliegen weiter. Das deutsche Flugzeug ist scheinbar angeschossen, kommt aber ganz richtig gesteuert herunter und versucht, auf unserem Flugplatz zu landen. Der Platz ist etwas klein für das große Ding. Auch war es dem Piloten unbekanntes Gelände. So war die Landung nicht ganz glatt. Wir stürzen hin und müssen mit Bedauern feststellen, daß der eine der Insassen, der Maschinengewehrschütze, gefallen ist. Dieser Anblick war meinem Vater etwas Neues und stimmte ihn offenbar sehr ernst. Der Tag versprach noch gut zu werden für uns. Wunderbar klares Wetter. Dauernd hörte man die Abwehrgeschütze; also unentwegter Flugbetrieb. Gegen Mittag flogen wir wieder. Diesmal hatte ich wieder Glück und hatte meinen zweiten Engländer an dem Tage abgeschossen. Die Stimmung des alten Herrn war wieder da. Nach Tisch ein kurzes Schläfchen und man war wieder ganz auf der Höhe. Wolff war mit seiner Gruppe während der Zeit am Feinde gewesen und hatte selbst einen erledigt. Auch Schäfer hatte sich einen zu Gemüte geführt. Nachmittags starteten mein Bruder und ich mit Schäfer, [149]Festner und Allmenröder noch zweimal. Der erste Flug war verunglückt, der zweite Flug um so besser. Wir waren nicht lange an der Front, da kam uns ein feindliches Geschwader entgegen. Leider sind sie höher als wir. Also können wir nichts machen. Wir versuchen, ihre Höhe zu erreichen: es glückt uns nicht. Wir müssen sie auslassen, fliegen an der Front entlang, mein Bruder dicht neben mir, den anderen voraus. Da sehe ich zwei feindliche Artillerieflieger in ganz unverschämt frecher Weise nahe an unsere Front herankommen. Ein kurzer Wink meines Bruders, und wir hatten uns verständigt. Wir fliegen nebeneinander her, unsere Geschwindigkeit vergrößernd. Jeder fühlt sich so sicher, einmal sich selbst dem Feinde überlegen. Besonders aber konnte man sich aufeinander verlassen. Denn das ist eben die Hauptsache. Man muß wissen, mit wem man fliegt. Also mein Bruder war zuerst an die Gegner heran, greift sich den ersten, der ihm am nächsten fliegt, heraus, ich mir den zweiten. Nun gucke ich mich noch schnell um, daß nicht noch ein dritter in der Nähe ist; aber wir sind allein. Aug’ in Auge. Ich habe meinem Gegner bald die günstigste Seite abgerungen, ein kurzes Reihenfeuer, und das feindliche Flugzeug platzt auseinander. So schnell war mir ein Kampf noch nie vorgekommen. [150]Während ich noch beobachte, wo die Trümmer meines Gegners herunterstürzen, gucke ich mich nach meinem Bruder um. Er war kaum fünfhundert Meter von mir entfernt, noch im Kampf mit seinem Gegner. Ich hatte Zeit, mir dieses Bild genau anzusehen, und muß sagen, daß ich selbst es nicht hätte besser machen können. Auch er hatte bereits den Gegner überrumpelt, und beide drehten sich umeinander. Da plötzlich bäumt sich das feindliche Flugzeug auf – ein sicheres Zeichen des Getroffenseins, gewiß hatte der Führer Kopfschuß oder so etwas – das Flugzeug stürzt, und die Flächen des feindlichen Apparates klappen auseinander. Die Trümmer fallen ganz in die Nähe meines Opfers. Ich fliege an meinen Bruder heran und gratuliere ihm, d. h. wir winkten uns gegenseitig zu. Wir waren befriedigt und flogen weiter. Es ist schön, wenn man mit seinem Bruder so zusammen fliegen kann. Die anderen waren in der Zwischenzeit auch herangekommen und hatten sich das Schauspiel, das ihnen die beiden Brüder boten, angeguckt, denn helfen kann man ja nicht, einer kann nur abschießen, und ist einer mit dem Gegner beschäftigt, so können die anderen nur zusehen, ihm den Rücken decken, damit er nicht von hinten von einem Dritten belapst wird. [151]Wir fliegen weiter, gehen auf größere Höhe, denn oben haben sich einige aus dem Klub der Anti-Richthofen zusammengefunden. Wir waren mal wieder gut zu erkennen, die Sonne vom Westen her beleuchtete die Apparate und ließ sie in ihrer schönen roten Farbe weithin schillern. Wir schlossen uns eng zusammen, denn jeder wußte, daß man es mit Brüdern zu tun hat, die dasselbe Metier verfolgen wie wir selbst. Leider sind sie wieder höher, so daß wir auf ihren Angriff warten müssen. Die berühmten Dreidecker und Spads, ganz neue Maschinen, aber es kommt eben nicht auf die Kiste an, sondern auf den, der drinnen sitzt; die Brüder waren laurig und hatten keinen Mumm. Wir boten ihnen den Kampf an, sowohl bei uns wie auch drüben. Aber sie wollten ihn nicht annehmen. Wozu prahlen sie erst mit ihrem Geschwader, das angesetzt ist, um mich abzuschießen, wenn ihnen nachher doch das Herz in die Hosen fällt? Endlich hat einer Mut gefaßt und stößt auf unseren letzten herunter. Natürlich wird der Kampf angenommen, obwohl es ja für uns ungünstig ist, denn der, der drüber ist, ist im Vorteil. Aber wenn einem die Kundschaft nicht mehr gibt, muß man sie halt nehmen, wie sie kommt. Also macht alles kehrt. Der Engländer merkt es und läßt sofort ab. Nun ist aber der Anfang gemacht. Ein anderer Engländer [152]versucht das gleiche. Er hat sich mich als Gegner ausgesucht, und ich begrüße ihn gleich mit einer Salve aus beiden Maschinengewehren. Dies schien er nicht zu schätzen. Er versuchte, sich durch einen Sturzflug mir zu entziehen. Das war sein Verderben. Denn dadurch kam er unter mich. Nun blieb ich über ihm. Was unter mir ist, womöglich noch allein und auf unserem Gebiet, kann wohl als verloren gelten, besonders, wenn es ein Einsitzer ist, also ein Jagdflieger, der nicht nach hinten ’rausschießen kann. Der Gegner hatte eine sehr gute Maschine und war sehr schnell. Aber es sollte ihm nicht glücken, seine Linien zu erreichen. Über Lens fing ich an, auf ihn zu schießen. Ich war noch viel zu weit. Es war aber ein Trick von mir, ich beunruhigte ihn dadurch. Er kroch auf den Leim und machte Kurven. Dies nützte ich aus und kam etwas näher heran. Schnell versuchte ich dasselbe Manöver nochmals und zum drittenmal. Jedesmal fiel mein Freund darauf ’rein. So hatte ich mich sachte an ihn herangeschossen. Nun bin ich ganz nahebei. Jetzt wird sauber gezielt, noch einen Augenblick gewartet, höchstens noch fünfzig Meter von ihm entfernt, drücke ich auf beide Maschinengewehrknöpfe. Erst ein leises Rauschen, das sichere Zeichen des getroffenen Benzintanks, dann eine helle Flamme, und mein Lord verschwindet in der Tiefe. [153]Dieser war der Vierte an diesem Tage. Mein Bruder hatte zwei. Dazu hatten wir den alten Herrn scheinbar eingeladen. Die Freude war ganz ungeheuer. Abends hatte ich mir noch einige Herren eingeladen, unter anderen meinen guten Wedel, der zufällig auch in der Gegend war. Das Ganze war eine geglückte, verabredete Sache. Sechs Engländer hatten die beiden Brüder also an einem Tage abgeschossen. Das ist zusammen eine ganze Fliegerabteilung. Ich glaube, wir waren den Engländern unsympathisch.

Victory 49

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
29 April 1917
Near Lecluse
Lecluse

Combat Report: 1205 hrs, Swamps near Lecluse, this side of the lines. Spad one-seater. No details concerning plane, as it vanished in a swamp. With several of my gentlemen, I attacked an English Spad group consisting of three machines. The plane I had singled out broke to pieces whilst curving and plunged, burning, into the swamp near Lecluse. Weather: fine.

Victory 50

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
29 April 1917
SW of Inchy, Hill 90, near Pronville
Inchy

Combat Report: 1655 hrs, south-west of Inchy, Hill 90, near Pariville, this side of the lines. Vickers 2. Occupants: Capt G Stead RFC. No details concerning the plane, went down burning in first line. I attacked, together with five of my gentlemen, an enemy group of five Vickers. After a long curve fight, during which my adversary defended himself admirably, I managed to put myself behind the enemy. After 300 shots the enemy plane caught fire. The plane burnt to ashes, and the occupants fell out.

Victory 51

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
29 April 1917
Near Roeux
Roeux

Combat Report: 1925 hrs, near Roeux, this side of the lines. BE DD 2. No details, as plane is under fire. Together with my brother, we each of us attacked an artillery flyer at low altitude. After a short fight my adversary’s plane lost its wings. When hitting the ground near the trenches near Rouex, the plane caught fire.

Victory 52

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
29 April 1917
Between Billy-Montigny and [[Sallaumines] over Vimy]
Vimy

Combat Report: 1940 hrs, between Billy-Montighny and Sallaumines, this side of lines. No details concerning enemy plane as it was burnt. Soon after having shot down a BE near Rouex, we were attacked by a strong enemy one-seater force of Nieuports, Spads and Triplanes. The plane I had singled out caught fire after a short time, burned in the air and fell north of Henin Liétard.

Ein Bluff

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
29 April 1917
Roucourt

Ein herrlicher, heißer Aprilmorgen! Wir stehen gerade vor unseren Vögeln und warten auf Meldung. Da rattert das Telephon. Reger Flugbetrieb südlich Arras! Ein Wink dem Startunteroffizier, die Alarmglocke ertönt, und plötzlich kommt Leben in die Bude! Die Monteure eilen aus allen Ecken zu den nebeneinander aufgestellten Maschinen, um sie laufen zu lassen. Auch die Piloten eilen herbei. Welches Führerflugzeug? – Mein Bruder! – Los! Südlich Arras in etwa dreitausend Metern Höhe angekommen! Nichts zu sehen! Doch da sind drei Engländer. Und nun unser  Staunen! Die drei greifen uns an, indem sie aus großer Höhe auf uns herunterstoßen. Mein Bruder nimmt sich den ersten vor, Wolff den zweiten, und mich greift der dritte an. Solange der Engländer über mir ist, schießt er. Ich muß warten, bis er in meine Höhe kommt, um überhaupt  schießen zu können. So, jetzt ist er an mich heran. Gerade will ich schießen, da will er mir was vormachen und läßt sich abtrudeln. Ich denke: Das kannst du auch! Zehn Meter seitwärts lasse ich mich gleichfalls abtrudeln.. Jetzt fliegt er wieder geradeaus. Schon sitze ich hinter ihm. Kaum merkt er das, als er anfängt, wie wild Kurven zu drehen. Wir haben Westwind, also muß sich der Kampf, der an der Front anfing, immer weiter diesseits abspielen. Ich folge ihm also. Sobald er versucht, geradeaus zu fliegen, gebe ich einige Schreckschüsse ab. Schließlich wird mir die Sache langweilig. Ich versuche, ihn in der Kurve zu treffen, und schieße und schieße.

Inzwischen sind wir in etwa fünfhundert Meter Höhe hinter unseren vordersten Linien angelangt. Ich zwinge den Engländer, weiter zu kurven. Beim Kurven kommt man im Luftkampf immer tiefer, bis man landen muß, oder es bleibt nur noch der Versuch, geradeaus nach Haus zu fliegen. Mein Engländer entschließt sich zu letzterem. Blitzschnell kommt mir der Gedanke: Jetzt hat für dich armen Kerl die Stunde geschlagen! Ich sitze hinter ihm. Auf die nötige Entfernung,
etwa fünfzig Meter, heran, ziele ich sauber und drücke auf meine M.-G.-Knöpfe. Nanu! Es kommt kein Schuß heraus. Ich denke: Ladehemmung, lade durch, drücke wieder auf die M.-G.- Knöpfe: kein Schuß! Verzweifelt! Dem Erfolg so nahe! Ich sehe mir nochmals meine M.-G.s an. Donnerwetter! Ich habe mich bis auf den letzten Schuß verschossen. Die leeren Gurte habe ich in den Händen. Tausend Schuß! Soviel habe und hatte ich noch nicht gebraucht. Den darfst du unter keinen Umständen fortlassen, war mein einziger Gedanke. Beinahe eine Viertelstunde mit einer roten Maschine gekämpft zu haben und dann entronnen zu sein, das wäre ein Triumph für den Engländer gewesen! Ich fliege immer näher und näher heran. Die Entfernung von meinem Propeller zum Seitensteuer des Engländers verringert sich ständig. Ich schätze: zehn Meter, fünf Meter, drei, jetzt nur noch zwei Meter! Schließlich kommt mir ein verzweifelter Gedanke: Soll ich ihm mit dem Propeller das Seitensteuer abschlagen? Dann fällt er, aber ich wahrscheinlich mit ihm. Eine andere Theorie: Wenn ich nun in dem Augenblick, wo ich ihn berühre, den Motor abstelle, was passiert dann? Da sieht sich mein Engländer um, sieht mich direkt hinter sich, wirft mir einen entsetzten Blick zu, stellt seinen Motor ab und landet im Sturzflug ungefähr bei unserer dritten Stellung. Unten auf der Erde läßt er den Motor langsam weiter laufen. Wenn man beim Gegner landen muß, versucht man, sein Flugzeug durch Verbrennen zu vernichten. Um dies als Verfolger zu verhindern, schießt man in solchen Fällen in die Nähe des gelandeten Flugzeuges, bis die Insassen vom Apparat weglaufen. So fliege ich ihm so dicht um den Kopf herum, daß er merkt, daß ich aufpasse. Der Engländer springt aus seiner Maschine heraus, winkt mir noch zu, hebt dann die Hand hoch und läßt sich von unserer herbeieilenden Infanterie festnehmen. Wie ich an einem anderen Fall später gesehen habe, wäre ich übrigens sicher abgestürzt, wenn ich den Engländer mit meinem laufenden Propeller in der Luft berührt hätte. Zu seiner Entschuldigung muß ich sagen, er konnte nicht wissen, daß ich keine Patronen mehr hatte. Eine Patrone hätte genügt, um ihn aus so unmittelbarer Nähe sicher treffen zu können. Er selbst hätte nur Kehrt zu machen brauchen, dann hätte ich ausreißen müssen. Er hatte höchstens fünfzig Schuß auf mich verfeuert, und ich war ohne Patronen vollkommen wehrlos. Aber die Sache war gelungen, das bleibt die Hauptsache. Ich flog am nächsten Tag zu der Abteilung, die das Flugzeug, einen Spad, einen damals sehr guten, englischen Kampfeinsitzer, geborgen hatte, sah mir die Maschine an und suchte und suchte nach Treffern. Bei meinen tausend Schuß muß ich ihn doch einmal getroffen haben! Ich fragte, ob der Insasse verwundet war, worauf mir prompt die Antwort kam: „Nein!“ Nicht ein einziger Treffer war im ganzen Flugzeug zu finden! Nicht einmal die Achse war verbogen, was sonst bei schlechter Landung oder bei ungünstigem Terrain leicht passieren kann! Nun mußte ich doch lachen. So war also der
Engländer tatsächlich aus Angst vor mir gelandet!

In meiner Erfolgliste steht heute: „Am 29. April 1917 vormittags bei Izel ein Spad-Einsitzer, Insasse ein englischer Offizier.“ Ich habe ihn nicht gesprochen, da unser Flugplatz weit weg lag von seiner Landungsstelle. Also hat er nie erfahren, daß ich keine Patronen mehr gehabt hatte, und daß er bloß aus Angst gelandet war. Zu Hause bei meiner Staffel angekommen, sagte ich mir: Das kannst du doch niemandem erzählen, daß du mit tausend Schuß keinen einzigen Treffer erzielt hast!

Mein Bruder und Wolff hatten ihre beiden abgeschossen. Ich weiß nicht, ob ich es überhaupt jemandem in der Staffel erzählt habe, so schämte ich mich damals ob meiner schlechten Schießleistung. Bei dieser Gelegenheit ist es ganz interessant zu erwähnen, wieviel Schuß man im allgemeinen braucht, um einen Engländer abzuschießen. Wie ich die ersten Male mit meinem Bruder flog und zusah, da hatte ich noch gar nicht gemerkt, daß mein Bruder angefangen hatte  zu schießen, als der Engländer schon fiel. Im allgemeinen hatte mein Bruder dann noch nicht einmal zwanzig Schuß gebraucht. Man kann das aber nicht als die Regel nehmen. Man greift einen Engländer meist von hinten an, um in der Flugrichtung schießen zu können. Fliegt der Engländer ruhig geradeaus, und ein guter Schütze sitzt hinter ihm, dann fällt der Engländer bei den ersten Schüssen. Fängt aber der Gegner an zu kurven, so daß man ihn nicht vor sich, geradeaus fliegend, zu Schuß bekommt, dann trifft man ihn entweder nie oder nur durch einen Zufallstreffer.

Ein holländischer Bericht

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
29 April 1917
Roucourt

Eine Schilderung des Berliner Korrespondenten des „Allgemeen Handelsblad“

Der Berichterstatter beobachtete das kokette Spiel eines englischen Fliegers, der, von den platzenden Schrapnells der deutschen Abwehrgeschütze eingehüllt, die deutschen Flieger herauszufordern schien. Plötzlich schoß über den feindlichen Flieger hinaus ein auffallend gefärbtes  Flugzeug mit schwarzen Kreuzen auf den Flügeln. „Richthofen!“ riefen die Soldaten. Es begann nun eine wilde Jagd mit Schlangenwindungen, Schleifen und Kreisen. Das deutsche Flugzeug aber blieb dauernd über dem Engländer und drückte seinen Gegner immer tiefer gegen den Boden, so geschickt er auch manövrierte. Die Abwehrgeschüße schwiegen. Wie zwei verliebte Vögel an einem Frühlingsabend spielten die beiden Flugzeuge miteinander. Das lockende Flöten beider aber klang greulich: hart und grausam ertönte mit rasender Geschwindigkeit das tat-tak-tak ihrer Bordgeschüße. Plötzlich jedoch schoß der Engländer in schräger Richtung erdwärts. Immer tiefer… Mehrere Kilometer von meinem Beobachtungsposten entfernt, kam er zu Boden. Zermalmt lag er unter seiner Maschine. Richthofen hatte seinen fünfzigsten Gegner
unschädlich gemacht. Am selben Abend noch fügte er zwei weitere Opfer seiner ruhmreichen Serie hinzu.

Wenige Tage später sprach ich den Rittmeister in Person. Ein junger Mann noch, von höchstens fünfundzwanzig Jahren, mit hellblauen, gutmütig blickenden Augen und einem gemütlich lachenden Munde. Was konnte er mir viel erzählen? Er flog erst seit kurzer Zeit. Er hatte Glück gehabt. Die jetzt verwendeten deutschen Flugzeuge stehen den französischen und englischen in nichts nach. An Kühnheit gebricht es den deutschen Fliegern auch nicht. Und daß gerade sein Geschwader besonderes Glück hatte – es brachte einhundertvierzig Feinde nieder, während von seiner Staffel nur zwei nicht zurückkehrten – , schreibt von Richthofen in der Hauptsache dem besseren Schießen der deutschen Flieger zu. Alle Achtung aber vor den englischen Fliegern. Mutige Kerle, zähe Sportsleute, die jetzt indessen das Fliegen nicht mehr als Sport allein,  sondern auch als Wissenschaft betrachten. Sie sind als Gegner ernster zu nehmen als die Franzosen, denen es allerdings an Mut und Sicherheit auch nicht gebricht, die sich aber zu sehr auf ihren eleganten Spürsinn verlassen. Der junge Rittmeister erzählte alles das ohne jede Prahlerei. Ein Mann, der in Hunderten von Luftgefechten den Ernst des Lebens kennengelernt hat, ist sich seines Ruhmes wohl voll bewußt, er weiß jedoch, daß auch für ihn der Augenblick kommen kann, der einem Boelcke und Immelmann nicht erspart blieb. Wer Tag und Nacht
bereitstehen muß, das gefährlichste Wagnis des Krieges zu unternehmen, kennt, so jung und noch so berühmt er auch sein mag, kein Verständnis für Prahlerei. Seine Nerven find wie die Spanndrähte seines Flugzeuges, kräftig und stets gespannt. Sein Mund bleibt verschlossen, fein Blick ruhig. Es hielt deshalb auch sehr schwer, von Richthofen zum Sprechen zu bewegen. Warum sind die Maschinen seiner Staffel so grell gestrichen? Zufall. Seine ersten Flugzeuge hatten, der Himmel weiß, warum, eine grelle Farbe. Die Engländer erkennen daher ihn und seine Genossen auf den ersten Blick. Seine schnellste Tat vollführte er erst vor wenigen Wochen. Er lag in einer nahen Stadt eines Morgens noch im Bett. Man weckte ihn mit der Nachricht, es sei ein feindlicher Flieger in Sicht. Aufstehen? Liegen bleiben? Er aus dem Bett. Über den Pyjama wird der Pelz geworfen und der Sturzhelm schnell aufgestülpt. In einem Auto wird nach dem Schuppen gerast. Hinauf in die Lüfte. Eine Viertelstunde später lag von Richthofen wieder in seinem Bett. Der Engländer hatte daran glauben müssen. In dem Schuppen von Richthofens stand kurze Zeit darauf eine „Spad”-Maschine, das jüngste Modell der Ententeflieger. Der Sitzplatz des Führers, die Tragflächen, das Maschinengewehr voller Blutflecke. Dem Engländer mußte die Kugel durch eine Schlagader geflogen sein. Mit solchen Bildern vor Augen wurde aus dem verwegenen Jüngling ein ernster, schweigsamer Mann.

Victory 49 - Kofl 6. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
29 April 1917
Near Lecluse
Lecluse

Kofl 6. Armee Weekly Activity Report: 12.15 N. 1 fdl. Flugzeug bei Lecluse (diess.) dch. Rtm. Frhr. v.Richthofen Jagdstaffel Richthofen (als 49.)

Victory 50 - Kofl 6. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
29 April 1917
SW of Inchy, Hill 90, near Pronville
Inchy

Kofl 6. Armee Weekly Activity Report: 4.55 N. 1 fdl. Flugzeug bei Inchy (diess.) dch. Rttm. Frhr. v. Richthofen. Jagdstaffel Richthofen (als 50.)

Victory 51 - Kofl 6. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
29 April 1917
Near Roeux
Roeux

Kofl 6. Armee Weekly Activity Report: 7.25 N. 1 fdl. Flugzeug bei Roeux (zwischen den Linien) dch. Rittm. Frhr. v. Richthofen, Jagdstaffel Richthofen (als 51.)

Victory 52 - Kofl 6. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
29 April 1917
Between Billy-Montigny and [[Sallaumines] over Vimy]
Vimy

Kofl 6. Armee Weekly Activity Report: 7.45 N. 1 fdl. Dreidecker bei Lens (diess.) dch. Rittm. Frhr. v. Richthofen, Jagdstaffel Richthofen, (als 52.)

Transkription des kaiserlichen Glückwunschtelegramms

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
30 April 1917
Roucourt

Transkription des kaiserlichen Glückwunschtelegramms: aufgenommen am 30. IV. 1917. 4 Uhr 20 Min. vorm. aus dem Gr. H. Qu. An Krg. schl homb. 27. 29. IV. 8h nachm. Rittm. Freih. von Richthofen Jagdstaffel Richthofen. durch A.O.K.G. Es wird mir soeben gemeldet, daß Sie heute zum 50. Male als Sieger aus dem Luftkampf hervorgingen. Ich spreche Ihnen zu diesem glänzenden Erfolg Meinen herzlichen Glückwunsch und Meine vollste Anerkennung aus. Mit Bewunderung und Dankbarkeit blickt das Vaterland auf seinen tapferen Flieger. Gott sei ferner mit Ihnen. Wilhelm I. R.

Die Zeitung

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
30 April 1917
Roucourt

Manfred erringt seinen vierundvierzigsten Luftsieg; wenige Tage später springt seine Siegesziffer auf 50 ! Er ist in allen Zeitungen, in aller Leute Mund; über sienen Namen weht das Fahnentuch. Städte ehren ihn, Majestäten telegrafieren. Kaum sind die Glückwünsche da, so jagt ein neuer Sieg die Flagge auf den Fahnenmast.

MvR flies to HQ to meet Kaiser Wilhelm II, Ludendorff and Hindenburg

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
1 May 1917
Hotel Oranienhof
Bad Kreuznach

Flug in die Heimat Fünfzig sind abgeschossen. Zweiundfünfzig fand ich besser. Deshalb schoß ich gleich am selben Tage zwei mehr ab. Es ging eigentlich gegen die Verabredung. Eigentlich hatte man mir bloß einundvierzig zugebilligt; weshalb die Zahl einundvierzig herauskam, kann sich wohl jeder denken, aber gerade deshalb wollte ich es durchaus vermeiden. Ich bin kein Rekordarbeiter, überhaupt liegen uns in der Fliegertruppe alle Rekorde fern. Man erfüllt nur seine Pflicht. Boelcke hätte hundert abgeschossen, wäre ihm nicht das Unglück passiert. Und manch anderer der guten gefallenen Kameraden hätte eine ganz andere Zahl erreichen können, wenn ihn nicht sein plötzlicher Tod daran verhindert hätte. Aber so ein halbes Hundert macht einem eben doch auch Spaß. Nun hatte ich es schließlich auch erreicht, daß man mir fünfzig zubilligte, bevor ich meinen Urlaub antrat. Hoffentlich kann ich noch das zweite Fünfzig feiern. Am Abend desselben Tages klingelte es, und nichts Geringeres als das »Große Hauptquartier« wünschte mich zu sprechen. Ich kam mir ganz spaßig vor, so mit der »Großen Bude« verbunden zu sein. Ich erhielt unter anderem die erfreuliche Nachricht, daß Seine Majestät den Wunsch geäußert hätte, mich persönlich zu sprechen, und zwar war gleich der Tag angesagt: am 2. Mai. Dies ereignete sich aber schon am 30. April abends neun Uhr. Mit dem Zuge wäre es nicht mehr möglich gewesen, dem Wunsch des Allerhöchsten Kriegsherrn nachzukommen. So zog ich es vor, was ja auch viel schöner ist, die Reise auf dem Luftwege zu erledigen. Am nächsten Morgen wurde gestartet, und zwar nicht in meinem Einsitzer »Le petit rouge«, sondern in einem dicken, großen Zweisitzer. Ich setzte mich hinten ’rein, d. h. also nicht an den »Knüppel«. Arbeiten mußte in diesem Falle der Leutnant Krefft, auch einer der Herren meiner Jagdstaffel. Er wollte gerade auf Erholungsurlaub, es paßte also ausgezeichnet. So kam er auch schneller in die Heimat. Es war ihm nicht unsympathisch. Meine Abreise ging etwas Hals über Kopf. Ich konnte in dem Flugzeug nichts weiter mitnehmen als die Zahnbürste, mußte mich also gleich so anziehen, wie ich mich im Großen Hauptquartier vorzustellen hatte. Und so im Felde hat eben der Militärsoldat nicht viel mit von schönen Kleidungsstücken, jedenfalls nicht so ein armes Frontschwein wie ich. Die Führung der Staffel übernahm mein Bruder. Ich verabschiedete mich kurz, denn ich hoffte, bald im Kreise dieser lieben Menschen meine Tätigkeit wieder aufnehmen zu können. Der Flug ging nun über Lüttich, Namur auf Aachen und Köln. Es war doch schön, so mal ohne kriegerische Gedanken durch das Luftmeer zu segeln. Herrliches Wetter, wie wir es schon seit langem nicht gehabt hatten. Gewiß gab es am heutigen Tage mächtig viel zu tun an der Front. Bald sind die eigenen Fesselballons nicht mehr zu sehen. Immer weiter weg von dem Donner der Schlachten von Arras. Unter uns Bilder des Friedens. Fahrende Dampfer. Dort saust ein D-Zug durchs Gelände, wir überholen ihn spielend. Der Wind ist uns günstig. Die Erde scheint uns wie eine Tenne so platt. Die schönen Maasberge sind nicht zu erkennen als Berge. Man erkennt sie nicht einmal am Schatten, denn die Sonne steht fast senkrecht. Man weiß nur, daß sie vorhanden sind, und mit etwas Phantasie kann man sich sogar in ihre kühlen Schluchten verkriechen. Es war doch etwas spät geworden, und so kamen wir in die Mittagsstunde. Eine Wolkenschicht zieht sich unter uns zusammen und verdeckt die Erde völlig. Nach Sonne und Kompaß orientierend fliegen wir weiter. Die Nähe von Holland ist uns allmählich aber doch unsympathisch, und so ziehen wir es vor, wieder mit dem Erdboden Fühlung zu nehmen. Wir gehen unter die Wolke und befinden uns gerade über Namur. Nun geht es weiter nach Aachen. Aachen lassen wir links liegen und erreichen zur Mittagszeit Köln. Die Stimmung in unserem Flugzeug war gehoben. Vor uns ein längerer Urlaub, außerdem das schöne Wetter, die gelungene Sache, wenigstens Köln erreicht zu haben, und die Gewißheit, daß, wenn einem auch jetzt etwas passiert, man doch noch das Große Hauptquartier erreichen konnte. Man hatte uns in Köln telegraphisch angesagt, so wurden wir dort erwartet. Am Tage vorher hatte mein zweiundfünfzigster Luftsieg in der Zeitung gestanden. So war der Empfang auch danach. Durch den dreistündigen Flug hatte ich doch etwas Schädelbrummen, und so zog ich es vor, erst einen kleinen Mittagsschlummer einzulegen, bevor ich im Großen Hauptquartier eintraf. Wir flogen nun von Köln ein ganzes Stückchen den Rhein entlang. Ich kannte die Strecke. Ich bin sie oft gefahren, auf dem Dampfer, mit dem Auto und der Eisenbahn, und nun im Flugzeug. Was war das Schönste? Es ist schwer zu sagen. Gewisse Einzelheiten sieht man ja natürlich vom Dampfer aus besser. Aber der Gesamtblick aus dem Flugzeug ist auch nicht zu verachten. Der Rhein hat eben einen besonderen Reiz, so auch von oben. Wir flogen nicht zu hoch, um nicht das Gefühl der Berge völlig zu verlieren, denn das ist doch wohl das Schönste am Rhein, die riesigen, bewaldeten Höhen, die Burgen usw. Die einzelnen Häuser konnten wir natürlich nicht sehen. Schade, daß man nicht langsam und schnell fliegen kann. Ich hätte gewiß den langsamsten Gang eingestellt. Nur zu schnell verschwand ein schönes Bild nach dem anderen. Man hat, wenn man höher fliegt, ja nicht das Gefühl, daß es sehr schnell vorwärts geht. In einem Auto oder einem D-Zug zum Beispiel kommt einem die Geschwindigkeit ganz ungeheuer vor, dagegen im Flugzeug eigentlich immer langsam, wenn man eine gewisse Höhe erreicht hat. Man merkt es eigentlich erst daran, wenn man mal fünf Minuten nicht ’rausgeguckt hat und dann mit einem Male wieder die Orientierung aufnimmt. Da ist das Bild, das man noch kurz vorher im Kopfe hatte, mit einem Male völlig verändert. Was man unter sich sah, sieht man auf einmal in einem Winkel, gar nicht zum Wiedererkennen. Deshalb kann man sich so schnell verorientieren, wenn man mal für einen Augenblick nicht aufpaßt. So kamen wir am Nachmittag im Großen Hauptquartier an, herzlich empfangen von einigen mir bekannten Kameraden, die dort in der »Großen Bude« zu arbeiten haben. Sie tun mir ordentlich leid, die Tintenspione. Sie haben ja nur den halben Spaß vom Kriege. Zunächst meldete ich mich bei dem Kommandierenden General der Luftstreitkräfte. Am nächsten Vormittag ereignete sich nun der große Moment, wo ich Hindenburg und Ludendorff vorgestellt werden sollte. Ich mußte eine ganze Weile warten. Wie die Begrüßung im einzelnen war, kann ich eigentlich schlecht schreiben. Erst meldete ich mich bei Hindenburg, dann bei Ludendorff. Es ist ein unheimliches Gefühl in dem Raum, wo das Geschick der Erde entschieden wird. So war ich ganz froh, wie ich die »Große Bude« wieder hinter mir hatte und mittags bei Seiner Majestät zum Frühstück befohlen war. Es war ja heute mein Geburtstag, und irgendeiner hatte es wohl Seiner Majestät verraten, und so gratulierte er mir. Einmal zu meinem Erfolg, dann zum fünfundzwanzigsten Lebensjahr. Auch ein kleines Geburtstagsgeschenk überraschte mich. Früher hätte ich es mir wohl nie träumen lassen, daß ich am fünfundzwanzigsten Geburtstag rechts von Hindenburg sitzen und in einer Rede vom Generalfeldmarschall erwähnt werden würde.

MvR is asked to write his memoirs

The dramatic true story of the Red Baron, Wiliam E Burrows, 1972, Mayflower Books
1 May 1917
Hotel Oranienhof
Bad Kreuznach

After the meeting with Hoeppner, Richthofen toured almost every department in the building, including ‘Airplanes’, which recorded air victories, kept track of personnel, systematized the structure of all units, handled supply requirements, and dealt with technical problems, such as the Albatros’s weak wing. One way or another, Richthofen touched on the interests and responsibilities of almost everyone in the building, and all of the ‘ink-spillers’, as he called them, were anxious to meet or at least see him. The small staff of Department B of the Adjutant General’s branch was particularly interested in meeting him, because they were responsible for intelligence and press, and they had a project for him. He was going to write his memoirs. A publisher had made the suggestion, and the Air Service thought it was a fine idea. Richthofen, by his own admission, had never been a good student, much less a man of letters. But he was assured that he would not have to produce a masterpiece, that his fellow countrymen simply wanted to know more about him, and that he could complete the small book at Schweidnitz before his six-weeks’ leave was over. He would, in addition, be given a stenographer to speed along the manuscript. It would be sent to Department B in small sections for editing and censoring, and would then be published in magazine installments. Finally, it would all be put together in book form, a small paperback, to be sure, but it would nonetheless be his book – the memoirs of the world’s greatest air fighter. Richthofen liked the idea because, among other reasons, proceeds would go to his family in case he was killed. If the war turned out badly, they would need that money.

Besuch im Hauptquartier

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
1 May 1917
Hotel Oranienhof
Bad Kreuznach

Es war am 1. Mai 1917, als ich morgens von meiner Staffel Abscied nahm und ins Gr. H.-Qu. flog. Ich saß hinten drin als Franz. Unsere erste Station war Köln.

Es ist dies der erste Urlaub, den ich mit dem Pour le Mérite bewaffnet nehme, und daß erstemal, daß ich wieder in die Heimat komme, nachdem ich mir einen Namen gemacht habe. Deshalb war es mir noch ganz fremd, daß mich die Menschen so anguckten. Wir stiegen in Köln aus; unsere Maschine wurde angestiert wie ein Wunder. Aber bald hatte ich mich daran gewöhnt und merckte, daß es mir galt. Nach einer Stunde Pause flogen wir weiter nach Kreuznach. Dort wurde ich von sämtlichen Fliegern, die beim Kommandierenden General der Luftstreitkräfte, dem “Kogen”, sitzen, wirklich herzlich begrüßt. Ich kannte sie alle, wie sie da standen, zum großen Teil schon von der B.A.D. und der B.A.N. her. Auch sonst habe ich die anderen näher kennen gelernt. Ich wurde mit Blumen begrüßt und mit einem donnernden Hurra. Ich hatte doch gleich das Empfinden, daß man hier oben in der großen Blechschmiede doch mit jedem Einzeln und seinen Erfolgen lebt, und daß man nicht wie eine Nummer in der Rechenmaschine hin- und hergeschoben wird.

MvR aufs Hauptquartier

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
2 May 1917
Hotel Oranienhof
Bad Kreuznach

“Wie war der Besuch im Hauptquartier?”, frage ich. Manfred gibt eine humorvolle Schilderung; ich erfahre viel Interessantes. Starken Eindruck hat vor allem Ludendorff mit seiner knappen, sachlichen Art auf ihn gemacht. “Er ist kein Mann für ein kleines Schwätzchen; er geht aufs Ganze”, meint Manfred. Anders Hindenburg, an dessen rechter Seite Manfred während der Tafel saß. Er fragte in seiner gutmütigen, jovialen Art: “Nun, sagen Sie mal, Richthofen, sind Sie auch Kadett gewesen?” – Manfred erzählte, daß er bei der 2. Kompanie in Wahlstatt auf Stube sechs seine militärische Laufbahn begonnen hätte. Darauf Hindenburg: “Na sehen Sie, ich habe auch auf Stube sechs angefangen.” Im großen ganzen, glaube ich, war Manfred froh, als er das Große Hauptquartier wieder hinter sich hatte. Für ihn, den eingeschworenen Frontsoldaten, sind solche Empfänge wie der, zu dem er am 1. Mai befohlen war, kein Duell von Erbauung. Er war kein Freund von höflicher Luft und (wie er mit einem drolligen Seufzer bemerkte) “für den Beruf eines Flügeladjutanten gänzlich ungeeignet”. Er sehnte sich nach dem Dröhnen der Propeller, dem Lachen der Maschinegewehre, den straffen, aber frischen Leben mit seinen Kameraden da draußen in den Baracken und Zelten. Er wollte jeden Tag wieder neu erobern, unter Einfaß seines Lebens. Das lag in seiner Natur.

MvR at Headquarters

Richthofen, Beyond the legend of the Red Baron, Peter Kilduff, Arms and Armour, 1993
2 May 1917
Hotel Oranienhof
Bad Kreuznach

Manfred von Richthofen was in the company of some of the most important people in Germany on his 25th – and last – birthday. In the morning he reported to the luxurious Hotel Oranienhof, which had become the General Staff Headquarters. For an hour he sat outside the office of Gen.d.Inf Erich Ludendorff, watching aides enter and depart with great bundles of paperwork. Albert Ballin, Generaldirektor of the Hamburg-America Shipping Line, sat nearby, completely unaware of Richthofen in his drab service uniform and uninterested in the Pour le Mérite at Manfred’s collar. Ballin was absorbed in a discussion in hushed tones with a high-ranking member of the General Staff. Then came Foreign Minister Arthur Zimmermann, followed by Chancellor Theobald von Bethmann-Hollweg and then Karl Helferrich, Secretary of the Imperial Treasury.

After several generals had been escorted in, it was Richthofen’s turn. With a wave of an adjutant’s hand, he was slipped past the other dignitaries and ushered into Ludendorff’s office. The stern-looking Quarter-Master General had no time for pleasantries, and immediately asked about air operation on the Arras front. As Richthofen recorded in a reminiscence too candid to have been published during his lifetime: “I began to tell him and drifted into a little chat that had little military importance. Then he simply cut off my conversation and came to things I had already mentioned. One noted he went all-out. After he elicited from me what he wanted to know about operations on the main battlefront at Arras, I was abruptly dismissed. I must say that I was quite satisfied, for this serious, professional, dispassionate-thinking person was strange to me.

Richthofen was relieved to leave the Hotel Oranienhof and get out into the sunshine and fresh air of Kaiser-Wilhelmstraße. It was a short walk to Elisabethenstraße, at the end of which was the Kaiser’s residence, with a commanding view of the Nahe river.

Hindenburg und Ludendorff

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
2 May 1917
Hotel Oranienhof
Bad Kreuznach

Am nächsten Tage mußte ich mich Hindenburg und Ludendorff vorstellen. Hindenburg war, wie üblich, zur Besuchszeit mit Zivilisten und Uniformierten überhäuft, so daß ich wenig mit ihm sprach.

Im Vorzimmer von Ludendorff saß ich eine Stunde und hatte Gelegenheit zu beobachten, wie dieser Mann beschäftigt ist. In dem Raum, in dem ich saß, waren eine Menge hoher und wichtiger Persönlichkeiten. Da saß Ballin, neben ihm ein hoher Generalsstabsoffizier mit einem dicken Aktenbündel; dann wieder der Minister des Äußeren. Bethmann hatte sich auch angemeldet, Helfferich kam gerade heraus; so und so viele Generale warteten auch noch auf Audienz, und dazu kam ich.

Nach einer Stunde winkte mir der Adjutant und schob mich rein. Ludendorff stand auf, gab mir die Hand, fragte mich nun nicht: “Wie geht’s Ihnen denn? Sie sehen so dick und munter aus”, sondern winkte bloß mit der Hand auf einen Stuhl und fragte: “Wie ist jetzt der Flugbetrieb bei Arras?” Ich fing ihm dann an zu erzählen und ging wohl so in ein kleines Schwäßchen über, was weniger militärisch Wichtiges enthielt. Da schnitt er mir einfach die Rede ab und kam auf Dinge zu sprechen, die ich eben erwähnt hatte. Man merkte gleich, er geht aufs Ganze. Nachdem er aus mir herausbekommen hatte, was er über den Flugbetrieb an der Hauptkampffront von Arras wissen wollte, war ich kurz entlassen. Ich muß sagen, ich war ganz zufrieden, denn dieser ernste, sachlich nüchtern denkende Mensch war mir unheimlich.

Am abend des 2. Mai war Hindenburg beim “Kogen” eingeladen. Die Sache war mir zu Ehren arrangiert. Ludendorff erschien gleichfalls. Ich saß rechts von Hindenburg. Bei Tisch hielt er eine Rede auf mich. Alles Sachen, die mir glatt runtergingen! Im Laufe des Gesprächs fragte er mich in seiner gutmütigen, ruhigen Art, die ein unbedingtes Vertrauen einflößt: “Nun sagen Sie mal, Richthofen, sind Sie auch Kadett gewesen?” Ich erzählte ihm, daß ich bei der 2. Kompagnie in Wahlstatt, und zwar auf Stube 6 meine militärische Laufbahn begonnen hätte. Da sagte der alte Herr: “Na sehen Sie, ich habe auch auf Stube 6 angefangen, Soldat zu spielen, und habe der Stube zur Erinnerung mein Bild geschenkt.”

 

MvR breakfast with Kaiser Wilhelm II

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
3 May 1917
Homburg

Tags darauf war ich zu Mittag bei Ihrer Majestät eingeladen und fuhr zu diesem Zweck nach Homburg. Dort war ich zum Frühstück bei Ihrer Majestät, wurde gleichfalls mit einem Geburtstagsgeschenk bedacht, und ich hatte noch die große Freude, Ihrer Majestät einen Start vorzuführen. Abends war ich nochmals bei dem Generalfeldmarschall v. Hindenburg eingeladen.

Breakfast with the Kaiser

Richthofen, Beyond the legend of the Red Baron, Peter Kilduff, Arms and Armour, 1993
3 May 1917
Homburg

Richthofen found his midday appointment at the Kurhaus much more to his liking. He recalled: “It was my birthday and someone must have divulged that to His Majesty and so he congratulated me. First on my success, then on my 25th year of life. He also surprised me with a small birthday present.

The description of the gift is understated. Kaiser Wilhelm II presented a bronze and marble bust of himself in martial splendour; it took two husky servants to carry it into the imperial dining room. It was a rather immodest gift, but Richthofen graciously accepted it as a singular distinction. He had it shipped home to Schweidnitz, where it was displayed proudly for many years when his family residence became the Richthofen Museum.

“The Kaiser talked with me for about a half hour after the meal; the conversation was very one-sided. The theme of the dialogue was anti-aircraft guns.” Then, switching roles from Supreme War Lord to Father of the Nation, Kaiser Wilhelm wagged his finger at Manfred von Richthofen and playfully threatened: “I have heard that you are still flying. You be careful that nothing happens to you!” Turning to his aide-de-camp, Kapitän zur See Nikolaus Graf zu Dohna-Schlodien, the monarch asked: “How could that be? Have I not forbidden him to fly?” The aide responded: “Majesty, in the interests of the whole situation, we cannot do that. We need Richthofen as an example and as a Geschwader-Kommandeur, we need him as a combat pilot…”

The Kaiserin

Richthofen, Beyond the legend of the Red Baron, Peter Kilduff, Arms and Armour, 1993
3 May 1917
Homburg

Richthofen, too, was no courtier, but he knew the role he had to play. The following day Ltn Krefft, who delayed his own leave to enjoy life among the luminaries of the German Empire, flew Richthofen to Bad Homburg vor der Höhe. The old spa city, northeast of Frankfurt am Main, was one of the great playgrounds for Europe’s rich and royal families. The most important guests  arrived at the Kaiserbahnhof, a special wing of the main railway station. It therefore caused a local commotion when Krefft and Richthofen arrived in a great open field in an LVG C.V two-seater.

Lothar von Richthofen recounted what Manfred told him about the reception: “The Kaiserin had such interest in aviation that she herself appeared at the airfield. During the flight my brother wore the old leather jacket in which he had achieved all of his aerial victories.  Right after landing he reported to the Empress. In order to justify to some extent that he had dressed in his old leather jacket for this ceremonious occasion, he told her that he had won 52 aerial combats with it. The Empress stroked the jacket and said: “The good jacket, you have gone through 52 aerial victories with it.”

Bad Homburg had been spared the wartime deprivation of other German cities and, much to the Empress’s liking, was almost devoid of the blur of uniforms seen in Bad Kreuznach. The arrival of the famous flyer became a marvellous diversion. Although forbidden to fly, Richthofen could not resist starting the two-seater’s engine and taxiing across the broad lawn, raising a wind at every turn.

Empress Auguste Victoria presented Richthofen with a belated birthday present, ‘a gold and white enamelled cigarette case inscribed with her name’, a reminder of his new status as a national hero. With that status came a greater degree of comfort and even affection for his hostess, as he recalled: “One had a feeling, as it was with Hindenburg; one was in the presence of a charming old lady, with whom one could compare an old aunt or one’s own grandmother, and easily forget that she is the Empress.”

Beim Kaiser

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
3 May 1917
Homburg

Am Mittag darauf war ich beim Kaiser. Es war genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich könnte mir nicht denken, daß ich als Flügeladjutant eine gute Rolle spielen würde, und bewundere deshalb den Grafen Dohna, wie er es fertig bringt, da er meinem Empfinden nach genau so veranlagt ist, wie ich.

Der Kaiser unterhielt sich nach Tisch etwa eine halbe Stunde mit mir; die Unterhaltung war sehr einseitig. Gesprächsthema bildeten die Flaks.

Acht Pour Le Mérite Ritter

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
3 May 1917
Hotel Oranienhof
Bad Kreuznach

Am Abend war ich nochmals bei Hindenburg eingeladen. Da saßen nicht weniger als acht Pour Le Mérite-Ritter zusammen an einem Tisch. So viele werde ich wohl nie wieder auf einem Haufen sehen, es sei denn, der Krieg dauerte so lange, bis der Pour Le Mérite zum E.K.II. herabgesunken ist.

Englisches Kopfgeld für einen deutschen Flieger

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
4 May 1917
Roucourt

WTB (Wollfs Telegraphisches Bureau). Berlin, 4. Mai. “Die Engländer haben ein Flugzeuggeschwader von freiwilligen Fliegern zusammengesetzt, das ausschießlich auf die Vernichtung des erfolgreichsten deutschen Kampffliegers, Rittmeisters Freiherrn v. Richthofen, der bereits 52 feindliche Flieger abgeschossen, ausgehen soll. Der Flieger, dem der Abschuß oder die Gefangennahme von Richthofen gelingt, erhält das Victoria-Kreuz, Beförderung, ein eigenes Flugzeug als Geschenk, 5000 Pfund Sterling und eine besonderen Preis von der Flugzeugfabrik, deren Flugzeug der Flieger benutzte. Von dem englischen Geschwader soll ein Kinooperateur mitfliegen, der den ganzen Vorgang zwecks späterer Bewertung im britischen Heeresfilm kinematografisch aufnehmen soll.” Bemerkung der Zeitung: “Wie empfehlen für dieses Unternehmen einige Sesselballons mit Tribünenplatzen hochzulassen. Die Kampfstaffel Richthofen wird dafür sorgen, daß die Vorstellung interessant verläuft.” Wenn sich diese Meldung bewahrheitet, so müßte der Schrei einer ganzen Welt, deren Söhne für das Ansehen ihrer Nation in den Gräben des Weltkrieges bluten, darauf antworten. Eine große Stille ist. Da antwortet einer: Manfred! Am Tage nach dem Aufruf schießt er vier Gegner ab.

MvR fliegt nach Berlin aber muß landen in Leipzig

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
4 May 1917
in der Nähe von Leipzig
Leipzig

Den Tag darauf flog ich nach Freiburg, um dort einen Auerhahn zu schießen. Von Freiburg aus benutzte ich ein Flugzeug, das nach Berlin flog. In Nürnberg wurde Benzin aufgefüllt. Da zog ein Gewitter auf. Ich hatte es aber dringend eilig, in Berlin anzukommen. Allerhand mehr oder weniger interessante Dinge warteten dort meiner. So flog ich trotz des Gewitters weiter. Mir machten die Wolken und das Schweinewetter Spaß. Es goß mit Kannen. Ab und zu etwas Hagel. Der Propeller sah nachher ganz toll aus, durch die Hagelkörner zerschlagen, wie eine Säge. Leider machte mir das Wetter so viel Spaß, daß ich darüber gänzlich vergaß aufzupassen, wo ich mich befand. Wie ich wieder die Orientierung aufnehmen will, habe ich keinen Dunst mehr, wo ich bin. Eine schöne Bescherung! In der Heimat »verfranzt«! Das mußte natürlich gerade mir passieren. Wie würden die zu Hause sich amüsieren, wenn sie das wüßten! Aber es war an der Tatsache nichts zu ändern. Ich wußte nicht mehr, wo ich war. Ich war durch den starken Wind und das niedrige Fliegen sehr abgetrieben worden und von meiner Karte heruntergekommen und mußte nun nach Sonne und Kompaß notdürftig die Richtung nach Berlin einhalten. Städte, Dörfer, Flüsse, Wälder jagen unter mir dahin. Ich erkenne nichts wieder. Ich vergleiche die Natur mit meiner Karte, aber vergeblich. Es ist alles anders. Ich bin eben tatsächlich nicht mehr im Bilde. Es ist mir nicht möglich, die Gegend wiederzuerkennen. Wie sich später herausstellte, war es allerdings auch ausgeschlossen, denn ich flog etwa hundert Kilometer neben meinem Kartenrand. Nach etwa zweistündigem Fluge entschlossen sich mein Führer und ich zu einer Notlandung. Dies ist immer was Unangenehmes, so ohne Flughafen. Man weiß nicht, wie die Erdoberfläche ist. Kommt ein Rad in ein Loch, ist die Kiste futsch. Erst versuchten wir noch, auf einem Bahnhof die Aufschrift der Station zu erkennen, aber Kuchen, natürlich war sie so klein aufgepinselt, daß man auch nicht einen Buchstaben erkennen konnte. Also müssen wir landen. Nur schweren Herzens, aber es bleibt uns nichts anderes übrig. Wir suchen uns eine Wiese, die von oben ganz schön aussieht, und versuchen unser Heil. Leider sah die Wiese bei näherer Betrachtung nicht so schön aus. Dies konnte ich auch an einem etwas verbogenen Fahrgestell feststellen. So hatten wir uns denn völlig mit Ruhm bekleckert. Erst »verfranzt« und dann die Kiste zerschmissen! Wir mußten nun also mit einem ganz ordinären Fortbewegungsmittel, dem D-Zug, unsere weitere Reise nach der Heimat antreten. Langsam, aber sicher erreichten wir Berlin. Wir waren in der Nähe von Leipzig notgelandet. Hätten wir nicht die Dummheit gemacht, so wären wir gewiß noch nach Berlin gekommen, aber wie man’s macht, macht man’s falsch.

Die Kaiserin

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
4 May 1917
Homburg

Den Tage darauf war ich nachmittags bei der Kaiserin. Man hatte ein Gefühl ähnlich wie bei Hindenburg, man hatte eine liebenswürdige ältere Dame vor sich, die man wohl mit einer alten Tante vergleichen könnte oder mit seiner eigenen Großmutter, und der gegenüber man leicht vergessen kann, daß es die Kaiserin ist.

Mein Bruder

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
5 May 1917
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Mein Bruder Ich war noch nicht acht Tage auf Urlaub, da kriegte ich die telegraphische Nachricht: »Lothar verwundet, nicht lebensgefährlich.« Mehr nicht. Nähere Erkundigungen ergaben, daß er wieder mal recht leichtsinnig gewesen war. Er flog mit Allmenröder zusammen gegen den Feind. Da sah er tief unten, ziemlich weit drüben, einen allein herumkrebsenden Englishman. Das sind so die feindlichen Infanterieflieger, die unseren Truppen besonders lästig fallen. Jedenfalls beunruhigen sie sehr. Ob sie wirklich etwas erreichen mit ihrem tiefen Rumkrebsen, ist sehr die Frage. Mein Bruder war etwa zweitausend Meter hoch, der Engländer tausend. Er pürscht sich ’ran, setzt zum Sturzflug an und ist in wenigen Sekunden bei ihm. Der Engländer zog es vor, den Kampf zu vermeiden, und verschwand gleichfalls im Sturzflug in der Tiefe. Mein Bruder, nicht faul, hinterher. Ganz schnuppe, ob es drüben oder bei uns ist. Nur ein Gedanke: er muß ’runter. Das ist ja auch natürlich das richtige. Ab und zu mache ich’s auch. Aber wenn es mein Bruder bei jedem Fluge nicht mindestens einmal gemacht hat, macht ihm das ganze Unternehmen keinen Spaß. Erst ganz kurz über dem Boden kriegt er ihn wirklich gut vor und kann [164]ihm den Laden vollschießen. Der Engländer stürzt senkrecht in die Erde. Viel bleibt nicht mehr übrig. Nach so einem Kampfe, besonders in geringer Höhe, in dem man sich so oft gedreht und gewendet hat, mal rechtsrum und mal linksrum geflogen ist, hat der normale Sterbliche keine Ahnung mehr, wo er sich befindet. Nun war es an diesem Tage noch etwas dunstig, also ein besonders ungünstiges Wetter. Schnell hatte er sich orientiert und merkt erst jetzt, daß er doch wohl ein ganzes Ende hinter der Front ist. Er war hinter der Vimy-Höhe. Die Vimy-Höhen sind etwa hundert Meter höher als die andere Gegend. Mein Bruder war hinter diesen Vimy-Höhen verschwunden – behaupten jedenfalls die Beobachter von der Erde aus. Dieses Nachhausefliegen, bis man seine eigene Stellung erreicht hat, gehört nicht zu den angenehmsten Gefühlen, die man sich denken kann. Man kann nichts dagegen tun, daß einen der Gegner beschießt. Nur selten treffen sie. Mein Bruder näherte sich der Linie. In so geringer Höhe kann man jeden Schuß hören, es hört sich an, wie wenn Kastanien im Feuer platzen, wenn der einzelne Infanterist schießt. Da – mit einem Male fühlte er einen Schlag, getroffen. Das war ihm klar. Er zählt zu den Menschen, die nicht ihr eignes Blut sehen können. Bei einem anderen [165]macht es ihm keinen Eindruck; wenigstens weniger. Aber sein eigenes Blut stört ihn. Er fühlt, wie es ihm warm am rechten Bein herunterläuft, zur gleichen Zeit auch einen Schmerz in der Hüfte. Unten wird noch immer geknallt. Also ist er noch drüben. Da endlich hört es so sachte auf, und er ist über unsere Front hinüber. Nun muß er sich aber beeilen, denn seine Kräfte lassen zusehends nach. Da sieht er einen Wald, daneben eine Wiese. Also auf die Wiese zu. Die Zündung schnell herausgenommen, der Motor bleibt stehen, und in demselben Augenblick ist es alle mit seinen Kräften, die Besinnung hat ihn verlassen. Er sitzt ja nun ganz allein in seinem Flugzeug, also ein zweiter konnte ihm nicht helfen. Wie er auf die Erde hinuntergekommen ist, ist eigentlich ein Wunder. Denn von allein startet und landet kein Flugzeug. Man behauptet dies nur von einer alten Taube in Köln, die von einem Monteur zum Start zurechtgemacht ist und gerade in dem Augenblick, wie der Pilot sich hineinsetzen will, von allein losfliegt, von allein eine Kurve macht und nach fünf Minuten wieder landet. Das wollen viele Männer gesehen haben. Ich habe es nicht gesehen – aber ich bin doch fest davon überzeugt, daß es wahr ist. Mein Bruder jedenfalls hatte nicht so eine Taube, die von allein landet, aber trotzdem hatte er sich bei dem Berühren mit dem Erdboden nichts getan. Erst im [166]Lazarett fand er die Besinnung wieder. Er wurde nach Douai transportiert. Es ist für einen Bruder ein ganz eigenartiges Gefühl, wenn man den anderen in einen Kampf mit einem Engländer verwickelt sieht. So sah ich zum Beispiel einmal, wie Lothar hinter dem Geschwader etwas herhängt und von einem Engländer attackiert wird. Es wäre für ihn ein leichtes gewesen, den Kampf zu verweigern. Er braucht bloß in der Tiefe zu verschwinden. Aber nein, das tut er nicht! Der Gedanke kommt ihm scheinbar gar nicht. Ausreißen kennt er nicht. Zum Glück hatte ich dies beobachtet und paßte auf. Da sah ich, wie der Engländer, der über ihm war, immer auf ihn ’runterstößt und schießt. Mein Bruder versucht, seine Höhe zu erreichen, unbekümmert, ob er beschossen wird oder nicht. Da – mit einem Male überschlägt sich das Flugzeug, und die rot angestrichene Maschine stürzt senkrecht, sich um sich selbst drehend, herunter. Keine gewollte Bewegung, sondern ein regelrechter Absturz. Dieses ist für den zusehenden Bruder nicht das schönste aller Gefühle. Aber ich habe mich so sachte daran gewöhnen müssen, denn mein Bruder benutzte es als Trick. Wie er erkannt hatte, daß der Engländer ihm über war, markierte er ein Angeschossensein. Der Engländer hinterher, mein Bruder fängt sich und hat ihn im Umsehen überstiegen. Das feindliche Flugzeug konnte sich nicht so schnell [167]wieder aufrichten und zur Besinnung kommen, da saß ihm mein Bruder im Nacken, und einige Augenblicke später schlugen die Flammen heraus. Dann ist nichts mehr zu retten, dann stürzt das Flugzeug brennend ab. Ich habe mal auf der Erde neben einem Benzintank gestanden, wo hundert Liter auf einmal explodierten und verbrannten. Ich konnte nicht zehn Schritt daneben stehen, so heiß wurde mir. Und nun muß man sich vorstellen, daß auf wenige Zentimeter vor einem so ein Tank von vielen fünfzig Litern explodiert und der Propellerwind die ganze Glut einem ins Gesicht treibt. Ich glaube, man ist im ersten Moment schon besinnungslos, und es geht jedenfalls am schnellsten. Aber es passieren doch ab und zu Zeichen und Wunder. So sah ich z. B. einmal ein englisches Flugzeug brennend abstürzen. Die Flammen schlugen erst in fünfhundert Metern Höhe heraus. Die Maschine stand in hellen Flammen. Wie wir nach Hause fliegen, erfahren wir, daß der eine der Insassen aus fünfzig Metern Höhe herausgesprungen ist. Es war der Beobachter. Fünfzig Meter Höhe! Man muß sich mal die Höhe überlegen. Der höchste Kirchturm, der in Berlin ist, reicht gerade heran. Man springe mal von der Spitze dieses Turmes herunter! Wie man wohl unten ankommen mag! Die meisten brächen sich’s Genick, wenn sie aus dem Hochparterre herausspringen [168]würden. Jedenfalls, dieser brave »Franz« sprang aus seinem brennenden Flugzeug aus fünfzig Meter Höhe heraus, das bereits mindestens eine Minute gebrannt hatte, und machte sich weiter nichts als einen glatten Unterschenkelbruch. Er hat sogar, gleich nachdem ihm all dies passiert ist, noch Aussagen gemacht, also sein seelischer Zustand hatte nicht einmal gelitten. Ein andermal schoß ich einen Engländer ab. Der Flugzeugführer hatte einen tödlichen Kopfschuß, das Flugzeug stürzte steuerlos, senkrecht, ohne sich zu fangen, aus dreitausend Metern Höhe in die Erde. Eine ganze Weile später erst kam ich im Gleitflug hinterher und sah unten weiter nichts als einen wüsten Haufen. Zu meinem Erstaunen erfuhr ich, der Beobachter habe nur einen Schädelbruch, und sein Zustand sei nicht lebensgefährlich. Glück muß eben der Mensch haben. Wieder einmal schoß Boelcke einen Nieuport ab. Ich sah es selbst. Das Flugzeug stürzte wie ein Stein. Wir fuhren hin und fanden das Flugzeug bis zur Hälfte im Lehm vergraben. Der Insasse, ein Jagdflieger, war durch einen Bauchschuß besinnungslos und hatte sich beim Aufschlagen nur einen Arm ausgekugelt. Er ist nicht gestorben. Andererseits habe ich es wieder erlebt, daß ein guter Freund von mir bei einer Landung [169]mit einem Rade in ein Karnickelloch kam. Die Maschine hatte überhaupt keine Geschwindigkeit mehr und stellte sich ganz langsam auf den Kopf, überlegte sich, nach welcher Seite sie umkippen sollte, fiel auf den Rücken – und der arme Kerl hatte das Genick gebrochen. * Mein Bruder Lothar ist Leutnant bei den Vierten Dragonern, war vor dem Kriege auf Kriegsschule, wurde gleich zu Anfang Offizier und hat, gleichwie ich, den Krieg als Kavallerist begonnen. Was er da alles an Heldentaten begangen hat, ist mir unbekannt, da er nie von sich selbst spricht. Man hat mir nur folgende Geschichte erzählt: Es war im Winter 1914, sein Regiment lag an der Warthe, die Russen auf der anderen Seite. Kein Mensch wußte, rücken sie oder bleiben sie. Die Ufer waren zum Teil gefroren, so daß man schlecht durchreiten konnte. Brücken gab’s natürlich nicht, die hatten die Russen abgerissen. Da schwamm mein Bruder durch, stellte fest, wo die Russen waren, und kam zurückgeschwommen. Dieses alles im strengen russischen Winter bei soundso viel Grad minus. Seine Kleider waren nach wenigen Minuten festgefroren, und darunter, behauptete er, sei es ganz warm gewesen. So ritt er den ganzen Tag, bis er abends in sein Quartier kam. Dabei hat er sich nicht erkältet. [170]Im Winter 1915 ging er auf mein Drängen hin zur Fliegerei, wurde, gleichwie ich, Beobachter. Erst ein Jahr später Flugzeugführer. Die Schule als Beobachter ist gewiß nicht schlecht, gerade für einen Jagdflieger. März 1917 machte er sein drittes Examen und kam sofort zu meiner Jagdstaffel. Er war also noch ein ganz, ganz junger und ahnungsloser Flugzeugführer, der noch an kein Looping und ähnliche Scherze dachte, sondern zufrieden war, wenn er ordentlich landen und starten konnte. Nach vierzehn Tagen nahm ich ihn zum ersten Male mit gegen den Feind und bat ihn, dicht hinter mir zu fliegen, um sich die Sache mal genau anzusehen. Nach dem dritten Fluge mit ihm sehe ich mit einem Male, wie er sich von mir trennt und sich gleichfalls auf einen Engländer stürzt und ihn erlegt. Mein Herz hüpfte vor Freude, als ich dies sah. Es war mir wieder mal ein Beweis, wie wenig das Abschießen eine Kunst ist. Es ist nur die Persönlichkeit oder, anders ausgedrückt, der Schneid des Betreffenden, der die Sache macht. Ich bin also kein Pégoud, will es auch nicht sein, sondern nur Soldat, und tue meine Pflicht. Vier Wochen später hatte mein Bruder bereits zwanzig Engländer abgeschossen. Dies dürfte wohl einzig dastehen in der ganzen Fliegerei, daß ein Flugzeugführer vierzehn Tage nach seinem [171]dritten Examen den ersten und vier Wochen nach dem ersten zwanzig Gegner abgeschossen hat. Sein zweiundzwanzigster Gegner war der berühmte Captain Ball, weitaus der beste englische Flieger. Den seinerzeit ebenso bekannten Major Hawker hatte ich mir vor einigen Monaten bereits zur Brust genommen. Es machte mir besonders Freude, daß es nun mein Bruder war, der den zweiten Champion Englands erledigte. Captain Ball flog einen Dreidecker und begegnete meinem Bruder einzeln an der Front. Jeder versuchte den anderen zu fassen. Keiner gab sich eine Blöße. Es blieb bei einem kurzen Begegnen. Immer nur auf sich zufliegend. Nie glückte es dem einen, sich hinter den anderen zu setzen. Da entschlossen sich plötzlich beide in dem kurzen Augenblick des Aufeinanderzufliegens, einige wohlgezielte Schüsse abzugeben. Beide fliegen aufeinander zu. Beide schießen. Jeder hat vor sich einen Motor. Die Treffwahrscheinlichkeiten sind sehr gering, die Geschwindigkeit doppelt so groß wie normal. Eigentlich unwahrscheinlich, daß einer von beiden trifft. Mein Bruder, der etwas tiefer war, hatte dabei seine Maschine stark überzogen und überschlug sich, verlor das Gleichgewicht, und seine Maschine wurde für einige Momente steuerlos. Bald hatte er sie wieder gefangen, mußte aber feststellen, daß ihm der Gegner beide Benzintanks zerschossen [172]hatte. Also landen! Schnell die Zündung ’raus, sonst brennt die Kiste. Der nächste Gedanke aber war: Wo bleibt mein Gegner? Im Augenblick des Überschlagens hatte er gesehen, wie sich der Gegner gleichfalls aufbäumte und überschlagen hatte. Er konnte also nicht allzu weit von ihm entfernt sein. Der Gedanke herrscht: Ist er über mir oder unter mir? Drüber war er nicht mehr, dafür aber sah er unter sich den Dreidecker sich dauernd überschlagen und noch immer tiefer stürzen. Er stürzte und stürzte, ohne sich zu fangen, bis auf den Boden. Dort zerschellte er. Es war auf unserem Gebiet. Beide Gegner hatten sich in dem kurzen Augenblick des Begegnens mit ihren starren Maschinengewehren getroffen. Meinem Bruder waren die beiden Benzintanks zerschossen, und im selben Augenblick hatte der Captain Ball einen Kopfschuß bekommen. Er trug bei sich einige Photographien und Zeitungsausschnitte seiner Heimatprovinzen, in denen er sehr angefeiert wurde. Er schien kurze Zeit zuvor noch auf Urlaub gewesen zu sein. Zu Boelckes Zeiten hatte Captain Ball sechsunddreißig deutsche Apparate vernichtet. Auch er hat einen Meister gefunden. Oder war es Zufall, daß eine Größe wie er gleichfalls den normalen Heldentod sterben mußte? Captain Ball war ganz gewiß der Führer des Anti-Richthofen-Geschwaders, und ich glaube, der Englishman wird es nun lieber aufstecken, [173]mich zu fangen. Das täte uns leid, denn dadurch würde uns manche schöne Gelegenheit genommen, bei der wir die Engländer gut belapsen könnten. Wäre mein Bruder nicht am 5. Mai verwundet worden, ich glaube, er wäre nach meiner Rückkehr vom Urlaub gleichfalls mit Zweiundfünfzig auf Urlaub geschickt worden.

weiter Besuch im Großen Hauptquartier.

http://www.frontflieger.de/4-ric13.html
5 May 1917
Homburg

In response to the 'anti-Richthofen' squadron

Richthofen, Beyond the legend of the Red Baron, Peter Kilduff, Arms and Armour, 1993
6 May 1917
Berlin

I do not want to over-react, but I have the sinister feeling that the gentlemanly British will not be able to settle the matter quite so according to plan as they have imagined. By way of example, what will happen if i pick out and shoot down one of them and am so unlucky as to shoot right at the film cameraman! What then? Then the whole British Army film be interrupted, the gentlemen will fall into the gravest predicament and put heavy blame on me. How would [one of them] like it if a number of other gentlemen went up to shoot him down and he was filmed being shot down? I believe that if that were the case, he would first shoot down the cameraman… I would be contented with that. I want only to shoot down the cameraman who is supposed to film me being shot down. By all means, I would love to do that!”

Die rote Farbe

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
7 May 1917
Homburg

Es war gerade bekanntgeworden, daß die Engländer ein Kopfgeld auf meinen Bruder ausgesetzt haben. Jeder Flieger drüben kannte ihn, denn er flog damals noch allein ein rot angepinseltes Flugzeug. Darum war es schon seit langem unser Wunsch, alle Flugzeuge unserer Staffel rot anstreichen zu lassen, und wir baten meinen Bruder händeringend darum, damit er nicht so besonders auffalle. Die Bitte ward gewährt; denn auch wir hatten uns schon durch viele Abschüsse der roten Farbe würdig gezeigt. Die rote Farbe bedeutete eine gewisse Anmaßung. Das  wußte jeder. Man fiel auf damit. Folglich mußte man schon etwas leisten. Stolz besahen wir uns schließlich unsere roten Vögel. Meines Bruders Kiste war knallrot. Jeder von uns anderen hatte noch einige Merkmale in anderen Farben. Da man sich in der Luft ja nicht gegenseitig ins Gesicht sehen kann, hatten wir diese Farben als Erkennungszeichen gewählt. Schäfer hatte zum Beispiel Höhensteuer, Seitensteuer und etwas vom hinteren Rumpf schwarz, Allmenröder dasselbe in weiß, Wolff grün und ich gelb. Als gelber Dragoner war das für mich die gegebene Farbe. So hatte jeder eine verschiedene. In der Luft erschien dann der ganze Apparat sowohl von der Erde aus wie auch vom Feinde gesehen rot, da ja nur kleine andere Teile in anderer Farbe angemalt waren. Wer die Abwehrschlacht bei Arras mit. gemacht hat, wird die roten Vögel und ihre Arbeit ja zur Genüge gesehen haben. Nun wird sich mancher fragen: Wie kommt der Rittmeister Richthofen überhaupt bloß dazu, seine Kiste rot anzustreichen? Die Franzosen bezeichneten dies in einem Artikel als kindlich. Der Grund ist anderswo zu suchen. Als Manfred bei der Jagdstaffel Boelke anfing, seine ersten Erfolge zu erringen, ärgerte er sich darüber, daß ihn die Feinde im Luftkampf viel zu früh sahen. Er versuchte, sich durch verschiedene Farben möglichst unsichtbar zu machen. So strich er sich unter anderem erdfarben an. Von oben würde man diese Farbe nicht entdecken, wenn sich so ein Ding nicht bewegen würde. Manfred mußte zu seiner Betrübnis merken, daß eine Farbe nichts nützte. Es gibt eben für einen Flieger keine Tarnkappe, mit der er sich unsichtbar machen könnte. Um dann wenigstens in der Luft von seinen Kameraden als Führerflugzeug immer erkannt zu werden, wählte er die leuchtend rote Farbe. Später wurde die rote Maschine auch bei den Engländern bekannt. „Le petit rouge“ und andere Namen wurden ihr beigelegt. Dann wurde behauptet, eine „Jeanne d’Arc“ oder eine ähnliche Frau säße darin. Freund und Feind wußten, wer in der roten Maschine saß. Eine unbeschreibliche Begeisterung löste sie bei unseren Truppen an der Front aus, weniger bei den Feinden. Mir schwebte der bekannte Vergleich mit dem roten Tuch vor, das man früher im  Stierkampf dem Stier vorhielt, um ihn auf diese Weise zum besinnungslosen Angriff zu reizen. Aber der Vergleich stimmt insofern nicht, als die Engländer, sobald sie die rote Maschine sahen, ausrissen wie Schafleber. So brauchte sich die rote Maschine in der Arrasschlacht nur der  Front zu nähern, um die Engländer sofort über ihre eigenen Linien flüchten zu sehen.

9 May 1917
Freiburg

Liebe Mama!

Gewiß bist Du mir schon ganz böse, daß ich nun fast acht Tage in Deutschland sitze, ohne Dir geschrieben zu haben, wo. Ich bin hier in Freiburg auf einem Auerhahn und bleibe noch bis zum 14. Dann muß ich nach Berlin, um mir neue Flugzeuge anzusehen, das wird etwa drei Tage  dauern, dann komme ich nach Schweidnitz. So lange mußt Du mich noch entschuldigen. Von Schweidnitz aus fahre ich zum Fürsten Pleß und schieße dort einen Auerochsen. Gegen Ende des Monats will ich mir die anderen Fronten auf dem Balkan usw. ansehen. Das wird etwa drei bis vier Wochen dauern. Lothar führt inzwischen meine Staffel und wird wohl als nächstes den Pour le merite bekommen. Was sagst Du denn zu Deinen beiden mißratenen Söhnen?

Telegramme

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
14 May 1917
Homburg

Ein Telegramm von Manfred traf ein. Ich öffnete es und las, daß Lothar nach dem Abschuß seines vierundzwanzigsten Gegners an de Hüfte verwundet ist; sein Befinden sei jedoch nicht bedenklich, die Heilung würde einige Wochen in Anspruch nehmen. Und noch zwei Telegramme, an die Adresse von Manfred: “Ihrem Bruder ist heute von S. M. der Orden Pour le mérite verliehen worden.” “Das Befinden Ihres Bruders im Lazarett Douai nach telefonischer Auskunft Ihrer Staffel heute zufriedenstallend.”

16 May 1917
Berlin-Grunewald

Bei einem Aufenthalt in Berlin-Grunewald trifft Manfred von Richthofen seinen ehemaligen Lehrer von der Kadettenanstalt, Hauptmann Salzmann und Oberleutnant Hans Bethge (picture).

Anekdoten vom Urlaub

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
18 May 1917
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Lothar schreibt: Als Manfred seinen fünfzigsten Luftsieg errang, wurde er ins Große Hauptquartier befohlen. Schnell schoß er noch auf einem Fluge feinen einundfünfzigsten und zweiundfünfzigsten ab und flog dann los, um sich am 2. Mai zu melden. Bei der Kaiserin mußte er sich  auch vorstellen. Die Kaiserin hatte solches Interesse an der Fliegerei, daß sie selbst auf dem Flugplatz erschien. Mein Bruder hatte nun zum Fliegen die alte Lederjacke an, in der er seine sämtlichen Luftsiege errang. Gleich nach der Landung meldete er sich bei der Kaiserin. Um es  gewissermaßen zu rechtfertigen, daß er seine alte Lederjacke zu dieser feierlichen Gelegenheit angezogen habe, erzählte er, daß er mit ihr seine zweiundfünfzig Luftsiege errungen habe. Die Kaiserin streichelte die gute Jacke und sagte: „Die gute Jacke, zweiundfünfzig Luftsiege hat sie mitgemacht.“

Nachdem Manfred sich gemeldet hatte, fuhr er nach Berlin. Dort benutze er eine Droschke, um ins Hotel zu gelangen. Beim Aussteigen meinte der Droschkenkutscher: „Na, Herr Rittmeister, die Lederjacke könnten Sie mir auch schenken, die könnte ich ja nachts  noch ganz gut tragen.“

In Schlesien benutze Manfred zu einem Fluge einen Halberstädter Einsitzer. Die Kameraden sagten ihm noch, in der Heimat brauche man sich nicht festzuschnallen; jedoch mein Bruder bestand darauf, weil er es sonst immer tut. Mitten zwischen Schweidnitz und Breslau ließ er den Steuerknüppel mal los. Eine normale Maschine fliegt dann in derselben Lage weiter. Wenn an der Front mal nichts los ist, macht man das manchmal, legt dann die Hände auf die Seitenwand und bewundert die Gegend. Dann fliegt der Apparat sozusagen allein. Mein Bruder hatte nicht daran gedacht, daß er eine ganz fremde Maschine flog. Plötzlich flog er in entgegengesetzter Richtung weiter und zwar auf dem Rücken. Er hing bloß noch in den Gurten; doch glücklicherweise hatte er sich diese umgemacht, sonst wäre er ohne weiteres herausgestürzt. Die Maschine war so kopflastig, daß sie im Augenblick des Loslassens vorn überging und diese Bewegung fortsetze, bis sie mit den Rädern nach oben weiter flog. Glücklicherweise bekam mein Bruder das Flugzeug gleich wieder in die richtige Lage. Er meinte aber, der Schrecken hätte ihm noch in den Gliedern gelegen, als er schon gelandet war.

In einer Ausstellung ist sein Ölbild ausgestellt. Um es sich einmal anzusehen, betritt er die Ausstellung. Er ist zwar in Uniform, hat jedoch einen Umhang um, so off der Pour le mérite nicht zu sehen ist und er ein Erkennen kaum zu fürchten hat. Bei seinem Bilde steht ein Herr. Er tritt zu ihm hin und sagt: „Finden Sie nicht auch, daß das Bild eine gewisse Ähnlichkeit mit mir hat?“ Der Herr dreht sich um, sieht erstaunt meinen Bruder von oben bis unten an und sagt: „Na, das brauchen Sie sich aber nicht einzubilden.“ In der weiteren Unterhaltung erfuhr der Herr seinen Irrtum.

MvR flies to Schweidnitz

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
19 May 1917
Einige Tage später
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Einige Tage später traf ich in meiner Heimatstadt Schweidnitz ein. Obwohl es sieben Uhr morgens war, hatte sich doch eine ganze Menge Menschen auf dem Bahnhof angefunden. Die Begrüßung war herzlich. Am Nachmittag wurden mir verschiedene Ehrungen zuteil, darunter auch durch Jugendwehr. Im großen und ganzen wurde mir klar, daß die Heimat sich für ihre Kämpfer im Felde doch lebhaft interessiert.

MvR diktiert seine Autobiografie

http://www.frontflieger.de/4-ric13.html
19 May 1917
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Richthofen hält sich in Schweidnitz auf und diktiert seine Autobiografie ‘Der Rote Kampfflieger’. Hierbei kommt es zu Verwirrungen bei der örtlichen Bevölkerung: ‘Wer ist das junge Fräulein, dass Tag für Tag beim Rittmeister ein- und ausgeht?’ Neugierigen Menschen stellt er, Manfred von Richthofen, sie schonmal als seine Verlobte vor. Das Buch wird noch im gleichen Jahr veröffentlicht und findet großen Absatz. Über neutrale Staates gelangt es auch nach Großbritannien und wird auch dort – noch zu Lebzeiten Richthofens – gedruckt.

MvR ist berühmt

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
19 May 1917
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Sonnabend, in der Frühe um sieben Uhr, holte Ilse Manfred von der Bahn ab. Sie kamen zu Fuß hieraus. Kaum hatte sich die Nachricht von seiner Ankunft verbreitet, als eine Flut von Blumensträußen und kleinen Geschenken zu uns hereinprasselte. Die ganze Stadt schien mobilisiert. Ich wußten wie sehr es Manfred widerstrebte, gefeiert zu werden. Aber es war nun nicht zu ändern, er fand sich ungern in seine Rolle. Es fehlte nichts an diesen Ovationen, weder der Wandervogel mit dem schwirrenden Singsang seiner Laute, noch der Rinderhort mit Papierhelmchen und Quasten.Sas schöne Wetter am Sonntag begünstigte die Waffenwanderung in unserem Hause. Die Straße stand zeutweise schwarz voll Menschen. Alle wollten ihn sehen. Wir hielten uns den ganzen Tag im Garten auf. Abordnungen kamen und gingen. Jung-Deutschland – die Jugendwehr – die Volksschule – Ansprachen – Ständchen – Aufsprachen – der Magistrat schikte eine junge Eiche, mit Marschall-Riel-Rosen garniert; Militärkapellen schmetterten… und wieder sehe ich Manfred, wie er sich mit den Kindern beschäftigt; wie sie an ihm hängen, wie es ihm Freude macht, in so viele junge, vor Begeisterung glühende Gesichter zu blicken. Nua als einer der Herren bedauert, daß nicht alle zwei- oder drei-tausend Schüler hier zur Stelle wären, um ihm die Hände zu drücken (da sie wegen des schulfreien Sonnabendnachmittag nicht alle hätten mobilisiert werden können), da geht ein Zucken über sein Gesicht. – Am Abend konnten wir vor Müdigkeit nicht mehr stehen. Mit großer Geduld hatte Manfred auch alle Postkarten mit seinem Bild, die Kinder und Erwachsene brachten, unterschrieben. Als jedoch eine Dame mit hundert Karten auf einmal ankam, auf die er sein Autogramm geben sollte, sagte er schroff: “Ich unterschreibe nicht ein einzige.” Stutzig über diesen fast brüsken Ton der Ablehnung, sah ich ihn verwundert an. Er erklärte, immer noch grollend, in einer anderen Stadt hätte man ihn auch einmal gebeten, fünfzig Bildpostkarten zu unterschreiben. Er tat das auch. Darauf beobachtete er dann von seinem Fenster aus, wie die fünfzig Karten auf der Straße verkauft wurden. Um die Probe aufs Drempel zu machen, fragte ich anschliesend die Dame, die sich pikiert abgewandt hatte, wozu in aller Welt denn mein Sohn den ganzen Stapel hätte zeichnen sollen. Sie erwiderte ganz naiv: “Um sie zu verkaufen, das Stück für 1 Mark; den Erlös könnte sie für die Wohltätigkeit gut gebrauchen.” – Ich konnte mich trotz des guten Zweckes mit ihrer Methode nicht ganz befreunden. Da der Ansturm nicht nachließ, griff ich zu einem Radikalmittel. Ich ließ in die Zeitung einrücken, Manfred sei abgereist. Wir fuhren denn auch fort von hier – allerdings nur mit dem Wagen bis Stanowitz. Manfred freute sich darauf, in dem alten schönen Revier einen Bock zu schießen. Er hatte auch Sehnsucht nach ein paar Tagen Ruhe. Wie überrascht waren wir, als wir schon bei der Einfahrt in das Dorf Vorbereitungen für einen festlichen Empfang wahrnahmen. Die Dorfbewohner umsäumten die Straße, aus allen Fenstern blickten Gesichter, das Schloß hatte geflaggt, ein Maler fotografierte mit wichtiger Gebärbe, Kinder fangen unentwegt Begrüßungslieder. Ich ahnte Schlimmes und musterte Manfred verstohlen von der Seite. Immer mehr umdüsterte sich sein Gesicht, Wetterwolken zogen herauf. Doch ehe es zur Entladung kam, nahte die Erlösung in Gestalt des treuen alten Schwanitz. Der Rutscher und Jäger mit seinem verwitterten Gesicht, in dem zwei helle scharfe Augen standen, war seit jeher Manfreds Freund; er kannte im Walde jeden Wechsel. Ein herzhafter Handschlag – kein unnütztes Wort – ein kürzer fester Blick – das war die Art der Begrüßung, wie sie Manfred liebte. Bald zogen die beiden pirschen. Die Büsche schlossen sich hinter ihnen. Abends war der Bock zur Strecke gebracht. * In der Dämmerung sitzen wir gern, wie wir es früher schon liebten, zu einem Schlummerstündchen zusammen. Manfred erzählt mir dann von seinen Erlebnissen, und ich höre zu und vermeide es, Fragen zu stellen, um ihn nicht zu stören. Was er sagt, klingt so frisch und ungekünstelt, oft blitzt so ein handfester, humorvoller Frontton durch, den ich gern mag. Ein unbedarfter Zuhörer könnte meinen, die Jagdfliegerei sei ein zwar nicht ungefährliches, aber nervenkitzelndes Vergnügen. Ich glaube, etwas mehr davon zu wissen, habe mich als “Fliegermutter” schon zu sehr in diese Welt eingelebt. Und ich sehe dies: …. … “Es war einer der wenigen Glücklichen, die ein freundliches Schicksal am Leben ließ”, schließt Manfred.

MvR und seine 'Braut'

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
19 May 1917
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Ein Scherzo zwischen gestern und heute. Manfred beabsichtigt, ein Buch zu schreiben. “Der rote Kampfflieger” soll es heißen. Ein Berliner Großverlag will es herausbringen, hatte zu diesem Zweck eine gewandte, apart aussehende Stenotypistin nach Schweidnitz geschickt. Sie wohnte in der “Krone”. Manfred diktierte ihr vormittags – abends las er uns scho die fertigen Manuskriptseiten vor; ich fand es frisch und lebendig geschrieben. Bei dem großen Interesse, das man Manfred entgegenbringt, erregte die Anwesenheit des jungen hübschen Mädels in unserem Hause nicht geringes Aufsehen. Als Manfred sie einmal zum Gartentor brachte, kamen just ein paar wißgierige Damen vorbei. Zögernd, mit mühsam verhaltener Neugier blieben sie stehen und begrüßten Manfred angelegentlich, während sie ihre Augen nicht von der abseits stehenden, bescheiden lächelnden jungen Dame ließen. Ein Schalk blitzte in Manfreds Augen auf; er war jetzt ganz wieder der Junge. Er machte eine verbindende Handbewegung: “Meine Braut!” stellte er todernst vor. Ich stand im Garten und sah, wie die fesche Berlinerin sich auf die Lippen Biß, auch mich kam das Lachen an. Die Damen hingegen – mit dem wachen Mißtrauen, das meist mit der Neugierde verbunden ist – wandten sich ziemlich kühl und rauschten ab. ‘Ja”, meinte Manfred lachend, “so war doch die Situation wenigstens abgerundet.”

Der rote Kampfflieger

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1933, Eingeleitet und ergänzt von Bolko Freiherr von Richthofen, mit einem Vorwort von Generalfeldmarschall Hermann Göring, Verlag Ullstein & Co, Berlin
20 May 1917
Exact date?
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Nun habe ich ein Buch geschrieben. Im Verlage Ullstein ist es erschienen, und es heißt “Der rote Kampfflieger”.

Täglich laufen Briefe un Karten ein von Leuten, die mir versichern, daß ihnen “Der rote kamppflieger” gut gefallen hat. Das macht mir eigentlich sehr viel Freude, ich lese alle Zuschriften, und wenn ich auch nicht die Hälfte beantworten kann, so gebe ich mir doch große Mühe, wenigstens den meisten Leuten zu schreiben.

Es ist doch sehr belustigend, zu sehen, wie verschieden der Eindrück ist, dan das Buch auf die Leser macht. Da schreibt mir beispielsweise ein Kamerad, der wahrscheinlich ein großer Schlemmer vor dem Herrn ist und im Kriege nicht ganz auf seine Rechnung kam: “Sehr verehrter Herr Kamerad, bitte, schreiben Sie mir sofort, wo Sie Ihre Austern herzubeziehen pflegen. Ich will auch Austern essen.”

Als ich diesen Brief bekam, faßte ich mir zunächst an den Kopf, dann mußte ich ganz schrecklich lachen, denn ich erinnerte mich dunkel, daß in meinem Buch von Austern die Rede war. Und tatsächlich, in meinem Buch steht: “Wir feierten gemütlich ein Test, aßen Austern und tranken Schampus.”

Dieser Herr Kamerad hatte also diese Austern-Affäre als Quintessenz des Buches für sich behalten.

Ein Schüler schickte mir einen Toilettenspiegel und bemerkte dazu, er habe aus dem Buch entnommen, daß mir ein derartiges Werkzeug in meinem roten Flugzeug fehle.

Außerordentlich viele Briefe bekam ich aus dem Kadettenkorps. Da schrieben mir die Herren Kadetten, daß sie in bezug auf ihre Bauker absolut meiner Meinung seien, sie würden sich auch wie ich bemühen, nur daß Allernotwendigste zu lernen, um versetzt zu werden.

Mein jüngster Bruder Bolko hat einen großen Beschwerdebrief an dei Familie über mich losgelassen. Er ist Kadett in Wahlstatt und beschwert sich darüber, daß ich die Lehrer des Kadettenkorps in meinem Buch schlecht gemacht habe. Er habe nun so viel Unannehmlichkeiten im Korps, daß es gar nicht auszuhalten sei. Er bittet die Familie, dafür Sorge zu tragen, daß ich die Manuskripte, falls ich noch einmal welche verbrechen sollte, ihm zuerst zur Kontrolle vorzulegen habe. Ich finde, er verlangt etwas viel von mir, der gute Bolko; außerdem beschuldigt er mich der Lüge. In meinem Buch habe ich erzählt, daß ich einmal auf den Kirchturm in Wahlstatt geklettert sei und dort ein Taschentuch auggehängt habe. Bolko behauptet nun, einwandfrei festgestellt zu haben, daß das Tashentuch dort nicht mehr hänge, daß ich infolgedessen kaum die Wahrheit gesagt haben könne. Ich finde, es ist zuviel verlangt von einem Tashentuch, fünfzehn Jahre einen Kirchturm zu zieren.

Jemand schickte mir die “London Times”. Die Zeitung brachte eine Besprechung des “Roten Kampffliegers”. Ich finde das ganz delikat, so während des Krieges von dem Gegner rezensiert zu werden. Ich komme ganz gut in der Beschprechung weg. Wenn ich also einmal in englische Gefangenschaft gerate, behandeln mich die Lords sicher anstândig.

So ein Buch wirkt aber auch manchmal verheerend auf das Gefühlsleben der Mitbewohner dieser Erde. Eine arme Person schrieb mir, sie liebe mich abgöttisch, sie habe mein Buch siebenmal gelesen. Das arme Kind! Aber dann ist etwas passiert, worüber ich denn doch gestaunt habe. Da schreibt mir eine junge Dame, die, wie sie selbst sagt, durchaus aus gutem Hause ist. Diese Dame ist ein Klosterzögling  und will Nonne werden. Sie hat in ihrer Klosterzelle mein Bild, das sie irgendwo erstanden hat, aufgehängt. Und nun geschah eines Tages das Unglück, eine Abtissin kam in die Zelle und sah das Bild. Die Klosterschülerin erhielt einen strengen Berweis, und es wurde ihr gesagt, daß angehende Nonnen selbst dann keine Herrenbilder in ihre Stube aufzuhängen hätten, auch dann nicht – wenn diese Männer bekannte Kampfflieger seien. Die Schülerin mußte also das Bild entfernen. Aber was tat das kluge Kind. Sie tat etwas, was mir vielleicht schmeicheln könnte, wenn ich die ganze Sache nicht doch für allzu verdreht hielte. – Sie schrieb an eine Freundin, die schon Nonne war, und bat sie, ihr eine große Fotografie von sich zu schicken. Die Freundin tat das. Dann ging das arme Mädchen hin, schnitt aus der Fotografie das Gesicht aus und klebte mein Gesicht unter die Nonnenhaube. Als das nun wieder herauskam, nahm die Schulerin selbst eine Änlichkeit mit mir an. Sie flog nämlich. Wahrscheinlich mit Recht.

Ich höre im übrigen folgende herrliche Geschichte: Zwei englische Verlage wollen den “Roten Kampfflieger” in England herausbringen. Beide zogen vor den Londoner Patentgerichtshof, weil es sich bei der Herausgabe des Buches um eine Verletzung international geschützter Urheberrechte in England handelt. Der Vertreter der zuständigen englischen Aufsichtsbehörde tat mir große Ehre an. Er erklärte, daß mein Buch großes allgemeines und fachliches Interesse sicher habe und daß seine englische Herausgabe nüßlich wäre; denn es schildere die Methode des besten deutschen Kampffliegers, der auch den berühmtesten englischen Flieger, Captain Ball, abgeschossen habe. Also wird “Der rote Kampfflieger”, wenn sich die beiden Verlage geeinigt haben, in England erscheinen. God save the King!

Der Auerochs

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
26 May 1917
Pszczyna
Pleß

Der Auerochs. Der Fürst Pleß hatte mir gelegentlich eines Besuches im Hauptquartier erlaubt, bei ihm auf seiner Jagd ein Wisent abzuschießen. Der Wisent ist das, was im Volksmund mit Auerochse bezeichnet wird. Auerochsen sind ausgestorben. Der Wisent ist auf dem besten Wege, das gleiche zu tun. Auf der ganzen Erde gibt es nur noch zwei Stellen, und das ist in Pleß und beim Revier des ehemaligen Zaren im Bialowiczer Forst. Der Bialowiczer Forst hat natürlich durch den Krieg kolossal gelitten. So manchen braven Wisent, den sonst nur hohe Fürstlichkeiten und der Zar abgeschossen hätten, hat sich ein Musketier zu Gemüte geführt. Mir war also durch die Güte Seiner Durchlaucht der Abschuß eines so seltenen Tieres erlaubt worden. In etwa einem Menschenalter gibt es diese Tiere nicht mehr, da sind sie ausgerottet. Ich kam am Nachmittag des 26. Mai in Pleß an und mußte gleich vom Bahnhof losfahren, um den Stier noch am selben Abend zu erlegen. Wir fuhren die berühmte Straße durch den Riesenwildpark des Fürsten entlang, auf der wohl manche gekrönte Häupter vor mir entlang gefahren sind. Nach etwa einer Stunde stiegen wir aus und hatten nun noch eine halbe Stunde zu laufen, um [177]auf meinen Stand zu kommen, während die Treiber bereits aufgestellt waren, um auf das gegebene Zeichen mit dem Drücken zu beginnen. Ich stand auf der Kanzel, auf der, wie mir der Oberwildmeister berichtete, bereits mehrmals Majestät gestanden hat, um so manchen Wisent von da aus zur Strecke zu bringen. Wir warten eine ganze Zeit. Da plötzlich sah ich im hohen Stangenholz ein riesiges schwarzes Ungetüm sich heranwälzen, genau auf mich zu. Ich sah es noch eher als der Förster, machte mich schußfertig und muß sagen, daß ich doch etwas Jagdfieber kriegte. Es war ein mächtiger Stier. Auf zweihundertfünfzig Schritt verhoffte er noch einen Augenblick. Es war mir zu weit, um zu schießen. Getroffen hätte man ja vielleicht das Ungetüm, weil man eben an so einem Riesending überhaupt nicht vorbeischießen kann. Aber die Nachsuche wäre doch eine unangenehme Sache gewesen. Außerdem die Blamage, vorbeizuschießen. Also warte ich lieber, daß er mir näher kommt. Er mochte wohl wieder die Treiber gespürt haben, denn mit einem Male machte er eine ganz kurze Wendung und kam in windender Fahrt, die man so einem Tiere nie zugetraut hätte, heran, genau spitz auf mich zu. Schlecht zum Schießen. Da verschwand er hinter einer Gruppe von dichten Fichten. Ich hörte ihn noch schnaufen und stampfen. Sehen konnte ich ihn nicht mehr. Ob er Wind von mir [178]bekommen hatte oder nicht, weiß ich nicht. Jedenfalls war er weg. Noch einmal sah ich ihn auf eine große Entfernung, dann war er verschwunden. War es der ungewohnte Anblick eines solchen Tieres oder wer weiß was – jedenfalls hatte ich in dem Augenblick, wo der Stier herankam, dasselbe Gefühl, dasselbe Jagdfieber, das mich ergreift, wenn ich im Flugzeug sitze, einen Engländer sehe und ihn noch etwa fünf Minuten lang anfliegen muß, um an ihn heranzukommen. Nur mit dem einen Unterschied, daß sich der Engländer wehrt. Hätte ich nicht auf einer so hohen Kanzel gestanden, wer weiß, ob da nicht noch andere moralische Gefühle mitgespielt hätten? Es dauerte nicht lange, da kommt der zweite. Auch ein mächtiger Kerl. Er macht es mir sehr viel leichter. Auf etwa hundert Schritt verhofft er und zeigt mir sein ganzes Blatt. Der erste Schuß traf, er zeichnet. Ich hatte ihm einen guten Blattschuß verpaßt. Hindenburg hatte mir einen Monat vorher gesagt: »Nehmen Sie sich recht viel Patronen mit. Ich habe auf meinen ein halbes Dutzend verbraucht, denn so ein Kerl stirbt ja nicht. Das Herz sitzt ihm so tief, daß man meistenteils vorbeischießt.« Und es stimmte. Das Herz, trotzdem ich ja genau wußte, wo es saß, hatte ich nicht getroffen. Ich repetierte. Der zweite Schuß, der dritte, da bleibt er stehen, schwerkrank. Vielleicht auf fünfzig Schritt vor mir. [179]Fünf Minuten später war das Ungetüm verendet. Die Jagd wurde abgebrochen und »Hirsch tot« geblasen. Alle drei Kugeln saßen ihm dicht überm Herzen, sehr gut Blatt. Wir fuhren nun an dem schönen Jagdhaus des Fürsten vorbei und noch eine Weile durch den Wildpark, in dem alljährlich zu der Brunstzeit die Gäste des Fürsten ihren Rothirsch usw. erlegen. Wir hielten noch und sahen uns das Innere des Hauses im Promnitz an. Auf einer Halbinsel gelegen, mit wunderschönem Blick, auf fünf Kilometer Entfernung kein menschliches Wesen. Man hat nicht mehr das Gefühl, in einem Wildpark zu sein, wie man sich wohl im allgemeinen vorstellt, wenn man von der Fürstlich Pleßschen Jagd spricht. Vierhunderttausend Morgen Gatter sind eben kein Wildpark mehr. Da gibt es kapitale Hirsche, die nie ein Mensch gesehen hat, die kein Förster kennt, und die gelegentlich in der Brunstzeit erlegt werden. Man kann wochenlang laufen, um ein Wisenttier zu Gesicht zu bekommen. In manchen Jahreszeiten ist es ausgeschlossen, sie überhaupt zu sehen. Dann sind sie so heimlich, daß sie sich in den Riesenwäldern und unendlichen Dickichten vollständig verkriechen. Wir sahen noch manchen Hirsch im Bast und manchen guten Bock. Nach etwa zwei Stunden kamen wir kurz vor Dunkelheit wieder in Pleß an.

Infanterie-, Artillerie- und Aufklärungsflieger

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
27 May 1917
Date?
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Infanterie-, Artillerie- und Aufklärungsflieger Wäre ich nicht Jagdflieger geworden, ich glaube, ich hätte mir das Infanteriefliegen ausgesucht. Es ist einem doch eine große Befriedigung, wenn man unserer am schwersten kämpfenden Truppe direkte Hilfe leisten kann. Der Infanterieflieger ist in der Lage, dies zu tun. Er hat damit eine dankbare Aufgabe. Ich habe in der Arras-Schlacht so manchen dieser tüchtigen Leute beobachten können, wie sie bei jedem Wetter und zu jeder Tageszeit in niedriger Höhe über den Feind flogen und die Verbindung mit unserer schwer kämpfenden Truppe suchten. Ich verstehe es, wie man sich dafür begeistern kann, ich glaube, so manch einer hat Hurra gebrüllt, wenn er die feindlichen Massen hat nach einem Angriff zurückfluten sehen und unsere schneidige Infanterie aus den Gräben hervorkam und den zurückflutenden Gegner Auge in Auge bekämpfte. So manches Mal habe ich den Rest meiner Patronen nach einem Jagdflug auf die feindlichen Schützengräben verschossen. Wenn es auch wenig hilft, so macht es doch moralischen Eindruck. Artillerieflieger bin ich auch selbst gewesen. Es war zu meiner Zeit etwas Neues, mit Funkentelegraphie das Schießen der eigenen Artillerie [181]zu leiten. Aber dazu gehört eine ganz besondere Begabung. Ich konnte mich auf die Dauer nicht dazu eignen. Der Kampf ist mir lieber. Zum Artilleriefliegen muß man wohl selbst zur Waffe gehören, um das nötige Verständnis mitzubringen. Aufklärungsfliegen habe ich auch getrieben, und zwar in Rußland im Bewegungskriege. Da war ich noch einmal Kavallerist, d. h. ich kam mir so vor, wenn ich mit meinem stählernen Pegasus loszog. Jene Tage mit Holck über den Russen sind mit meine schönste Erinnerung. Aber das Bild der Bewegung kommt scheinbar nicht wieder. Im Westen sieht der Aufklärungsflieger ganz etwas anderes, als das Auge des Kavalleristen gewohnt ist. Die Dörfer und Städte, die Eisenbahnen und Straßen sehen so tot und still aus, und trotzdem ist auf ihnen ein ungeheurer Verkehr, der aber dem Flieger mit großer Geschicklichkeit verborgen wird. Nur ein ganz, ganz geübtes Auge vermag aus den rasenden Höhen etwas Bestimmtes zu beobachten. Ich habe gute Augen, aber es erscheint mir zweifelhaft, ob es überhaupt einen gibt, der etwas Genaues aus fünftausend Metern Höhe auf einer Chaussee erkennen kann. Man ist also auf etwas anderes angewiesen, was das Auge ersetzt, das ist der photographische Apparat. Man photographiert also all das, was man für wichtig hält, und was [182]man photographieren soll. Kommt man nach Hause und die Platten sind verunglückt, so ist der ganze Flug umsonst gewesen. Dem Aufklärungsflieger begegnet es oft, daß er in einen Kampf verwickelt wird, aber er hat Wichtigeres zu tun, als sich mit dem Kampf zu beschäftigen. Oft ist eine Platte wichtiger als das Abschießen eines ganzen Apparates, deshalb ist er in den meisten Fällen gar nicht dazu berufen, luftzukämpfen. Es ist eine schwere Aufgabe heutzutage, im Westen eine gute Aufklärung durchzuführen.

Unsere Flugzeuge

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien
28 May 1917
Date?
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Unsere Flugzeuge Wie wohl jedem klar ist, haben sich im Laufe des Krieges unsere Flugzeuge etwas verändert. Der größte Unterschied ist zwischen einem Riesenflugzeug und einem Jagdflugzeug. Das Jagdflugzeug ist klein, schnell, wendig, trägt aber nichts. Nur die Patronen und die Maschinengewehre. Das Riesenflugzeug – man muß sich bloß das erbeutete englische Riesenflugzeug ansehen, das auf unserer Seite glatt gelandet ist, ist ein Koloß, nur dazu bestimmt, durch große Flächen möglichst viel zu tragen. Es schleppt unheimlich viel; dreitausend bis fünftausend Kilogramm sind gar nichts dafür. Die Benzintanks sind die reinen Eisenbahntankwagen. Man hat nicht mehr das Gefühl des Fliegens in so einem großen Ding, sondern man »fährt«. Das Fliegen wird nicht mehr durch das Gefühl, sondern durch technische Instrumente gemacht. So ein Riesenflugzeug hat unheimlich viel Pferdekräfte. Die Zahl weiß ich nicht genau, aber es sind viele tausend. Je mehr, je besser. Es ist nicht ausgeschlossen, daß wir noch mal ganze Divisionen in so einem Ding transportieren können. In ihrem Rumpf kann man spazierengehen. In der einen Ecke ist ein unbeschreibliches [184]Etwas, da haben die Gelehrten einen Funkentelegraphen hineingebaut, mit dem man sich im Fluge mit der Erde völlig verständigen kann. In der anderen Ecke hängen die schönsten Zervelatwürste, die berühmten Fliegerbomben, vor denen die unten solche Angst haben. Aus jeder Ecke starrt der Lauf eines Gewehrs. Eine fliegende Festung ist es. Die Tragflächen mit ihren Streben kommen einem vor wie Säulenhallen. Ich kann mich für diese Riesenkähne nicht begeistern. Ich finde sie gräßlich, unsportlich, langweilig, unbeweglich. Mir gefällt mehr ein Flugzeug wie »le petit rouge«. Mit dem Ding ist es ganz egal, ob man auf dem Rücken fliegt, es senkrecht auf den Kopf stellt oder sonst welche Zicken macht, man fliegt eben wie ein Vogel, und doch ist es kein »Schwingenfliegen« wie der Vogel Albatros, sondern das ganze Ding ist eben ein »fliegender Motor«. Ich glaube, wir werden noch so weit kommen, daß wir uns Fliegeranzüge für zwei Mark fünfzig Pfennig kaufen können, in die man einfach ’reinkriecht. An einem Ende ist ein Motörchen und ein Propellerchen, die Arme steckt man in die Tragflächen und die Beine in den Schwanz, dann hopst man etwas, das ist der Start, und dann geht es gleich einem Vogel durch die Lüfte. Du lachst gewiß, lieber Leser, ich auch, aber ob unsere Kinder lachen werden, ist noch nicht [185]heraus. Man hätte auch gelacht, wenn einer vor fünfzig Jahren erzählt hätte, er würde über Berlin hinwegfliegen. Ich sehe noch Zeppelin, wie er im Jahre 1910 zum ersten Male nach Berlin kam, und jetzt guckt die Berliner Range kaum noch nach oben, wenn so ein Ding durch die Luft braust. Außer diesen Riesenflugzeugen und dem Ding für Jagdflieger gibt es nun noch eine unzählige Menge von anderen in jeder Größe. Man ist noch lange nicht am Ende der Erfindungen. Wer weiß, was wir in einem Jahr verwenden werden, um uns in den blauen Äther zu bohren!

Testflug

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
31 May 1917
Militsch

Am 31. Mai kamen einige Herren aus Breslau im Flugzeug nach Schweidnitz, um Manfred abzuholen. Sie frühstückten bei mir und gingen hinterher zu den Maschinen. Für Manfred stand ein Einsitzer bereit, ein ihm unbekannter Typ. Vor dem Abflug fragte einer der Herren so leichthin: “Für diesen kurzen Flug willen Sie sich erst anschnallen – das tue ich nie.” – Manfred sagte: “Ich schnalle mich zu jedem überlandflug an.” Er legte die Gurte um sich und schloß die Schnallen. Unterwegs nun geschieht dies: Manfred läßt vorübergehend das Höhensteuer los, wie er es bei seiner Maschine oft macht und machen muß. Sie fliegt dann sozusagen von selbst weiter. Nun kannte er aber diesen Einsitzer nicht. Ehe er einen Gedanken fassen kann, fühlt er sich herumgerissen, spürt den klammernden Druck der Gurte auf seinem Leib, sieht die Erde wie einen Teller unter sich. Mit Händen und Füßen angelt er nach dem Steurknüppel – dann mit wenigen Griffen hat er das Flugzeug wieder in der Gewalt, in der normalen Lage. Was war passiert? – Während das Blut zum Herzen zurückströmte und das Denken sich ordnete, wurde er sich über den Vorfall klar. Die kopflastige Maschine war in dem Augenblick, als er das Steuer losließ, nach vornüber gegangen, bis sie mit den Rädern nach oben weiterflog. In 3000 Meter Höhe hing Manfred zwischen Himmel und Erde, nur noch gehalten von den Gurten. Fast wäre der Sieger in über fünfzig Luftduellen einem friedlichen Spazierflug zum Opfer gefallen. Von Breslau ging der Flug wieter nach Militsch; hier erwies sich noch einmal die Gunst der Vorsehung. Beim Start zum Rückflug streikte der Motor. Es trat ein längerer Verzug ein. Da brach ein jähes Unwetter hervor, das hinter den Wolken gelauert hatte; Gewitter, Hagel und Orkan wüteten zu einem tollen Inferno zusammen. Wehe dem Flieger, der in diesen Herenkessel geriet.

in der Türkei?

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
1 June 1917
Wien

Für seine Reise nach Wien, die Manfred am nächsten Tage mit Menzke antrat, benutzte er die Eisenbahn. Es war ihm angeboten worden, den Kriegsschauplatz in der Türkei kennenzulernen.

Leutnant Groos recalls

The Red Baron Combat Wing, Jagdgeschwader Richthofen in Battle, Peter Kilduff, 1997, Arms and armour press
4 June 1917
Roucourt

Richthofen was a born leader. Sharp as a razor in service matters; at all times fair, especially in the air over the Front. He saw everything. He gave new men in the Jasta every chance to score a victory. He gave away many victories, if by doing so the young pilot was able to score his first kill. He protected every member of the flight (as much as) possible, but there was no pardon if a pilot sneaked away from a fight. That pilot would be transferred immediately.

Beerdigung Schäffer.

http://www.frontflieger.de/4-ric13.html
5 June 1917
Krefeld

Karl-Emil Schäfer fällt im Luftkampf. Seine Leiche wird geborgen und er wird in seiner Heimatstadt, Krefeld, bestattet. MvR reist dort hin.

nicht in der Türkei

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
5 June 1917
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Gewissenermaßen als sein Vorläufer traf sein Bursche, der gute Menzke, am frühen Morgen um sechs Uhr hier ein. Auf meine erstaunte Frage, warum er jetzt schon zurückkomme, meinte er: “Es hat uns nicht gefallen bei die Österreicher.” Über diese kategorische Ablehnung belustigt, forschte ich weiter und erfuhr, daß Zigaretten- und Gepäckschwierigkeiten den Braven zu dieser Einschätzung veranlaßt hatten. Anders liegt wohl die Sache bei Manfred; es ist für ihn immer schwerer geworden, sich von der Front und seiner Staffel zu trennen, er hat Heimweh danach. Ich könnte mir denken, daß die immer stärker auftretenden Meldungen von der zahlenmäßigen englischen Übermacht in der Luft Manfred in seinem Verantwortungsgefühl gepackt haben und der eigentliche Anlaß waren, weshalb er die erholsame und interessante Türkenreise schon in Wien unterbrach. Er würde sich nie Ruhe gönnen, solange noch die deutschen Stellungen von feindlichen Fluggeschwadern überschattet waren. Während Menzke sich in der Küche ein umfangreiches Frühstück einverleibte, erzählte er den Mädchen, die sich immer gern von ihm unterhalten lassen, Geschichten von der Front und von seinem Rittmeister. Die beiden hatten wohl viel zusammen erlebt, auch manche Jagdabenteur bestanden, in mondhellen Nächten auf den Keiler angesessen, im Feindesland, im Winterwald. Ein schwarzer Bolzen kam aus der Dickung geschossen – Feuerstrahl und Knall – der Schnee stäubte von den Bäumen, den Schwarzen warf die Kugel polternd in die Büsche. “Der Rittmeister schießt niemals fehl, das gibt’s ja gar nicht, oho”, sagt Menzke und schlägt zur Bekräftigung mit dem Messerrücken auf den Tellerrand. “Das ist der reinste Kunstschütze.” Und dann erzählt er mit einer Lebhaftigkeit, die bei siener schweren bäuerlichen Art eine Seltenheit ist, wie er im Ruhequartier einmal ein Dutzend Flaschen an der Parkmauer auf Stöcke spießen mußte, die der Rittmeister dann in schneller Feurfolge mit der Pistole hintereinander erledigte, auf dreißig bis vierzig Meter, ohne eine einzige Flasche zu fehlen. “So einen Rittmeister wie meinem gibt’s überhaupt nicht wieder”, bekräftigt Menzke noch einmal. “Er trinkt nicht, er raucht nicht. Zumir hat er einmal gesagt: “Menzke, laß das viele Rauchen sein, du wirst bloß alt und knickbeinig davon.” Und recht hat er je eigentlich, nicht wahr?” Den Mädels schienen diese Mitteilungen wenig interessant, sie möchten etwas von aufregenden Luftkämpfen hören; aber Menzke läßt sich niemals aus der einmal eingeschlagenen Richtung bringen. “Wissen Sie”, sagte er kauend, “früher, als wir noch in Rußland waren, da war es doch schöner, mit den Patrouillen und so. Bloß das Wasserschleppen, das hat mir nicht gefallen.” – Wieso, fragen die kichernden Stimmen. – Menzke: “Der Rittmeister will doch immer baden, mindenstens am Tag einmal, das ist doch schädlich, nicht wahr? In Rußland war ja wohl nur wenig Wasser; erst lagen wir an einem See, aber dann kamen wir in eine richtige Einöde, alles Sand. Da machten wir uns selbst eine Badeanstalt. Ganz einfach: Ein Dreibock, oben eine Tonne drin mit einem Loch im Fußboden und darunter eine durchlöcherte Konservenbüchse genagelt. Eine Klappe mit einer Kordel daran – und die russische Brause war fertig. Bloß einmal, da hatte ich Moorwasser eingefühllt und der Leutnant, der nackicht unter der Dusche stand, sah nachher aus wie mit Schokolade begossen. Da gab’s dann vielleicht eine Kleinigkeit Zunder.” “Na ja, aber sonst…” Menzke will mit dieser versöhnenden Außerung andeuten, daß er mit seinem Rittmeister durchaus zufrieden ist. Komisch nur, daß er so wenig Schlaf braucht. Er, Menzke, hält nichts von einer solchen Lebensweise. Er würde sich gern nach einer anstrengenden Nacht auf dem Hochsitz oder im Flugzeug ein paar gehörige Stunden hinhauen, aber wenn er das Bett hübsch und einladend aufgedeckt hat, sagt der Rittmeister nur; “Menzke, mach die Klappe zu, ich bin gar nicht müde.” “Aber sonst…wie gesagt..Viel Spaß haben wir ja auch mit dem Hund, unserem Fliegerhund, dem Moritz. Wir haben ihn noch aus Ostende. Als er klein war, schlief er bei dem Rittmeister im Bett, aber spâter ging das ja nicht mehr, da war er wie so ein mittleres Kalb. Und klug ist der, ich sage Ihnen…Wenn fremde Herren zu uns auf den Flugplatz kommen, legt er von hinten die Tatzen auf ihre Schultern und nimmt ihnen die Mütze ab. Da gibt’s immer was zum Lachen. Überhaupt glauben Sie man ja nicht, daß wir im Feld wie die Trauerklötze leben, das gibt’s gar nicht. Der Rittmeister kann verdammt lustig sein. Mal war so einer mit dem Pinsel bei uns, der wollte den Rittmeister abmalen; der hatte aber gar keine Lust, weil ihn doch schon ein berühmter Professor gemalen hatte. Na ja, und – was soll ich Ihnen sagen – der Malersmann war so furchtbar ängstlich. Immer wenn es mal ein bißchen knallte, kroch er ins Mauseloch. Da haben sich denn die Herren Offiziere einen Spaß erlaubt. Da haben sie vor seinem Häuschen eine Knallrakete abgebrannt und gerufen: ‘Alarm! Alarm!’ Schwupp, kam der Eimer kaltes Wasser im Genick. Haha…Ich glaube, das war der lustige Leutnant Wolff, der hat immer solche Streiche im Sinn.” In dieser Tonart erzählte der sonst so schweigsame Menzke und ist ganz redselig dabei geworden.

MvR trifft Kaiser Wilhelm II

http://www.frontflieger.de/4-ric13.html
9 June 1917
Hotel Oranienhof
Bad Kreuznach

Er hält sich ein zweites Mal in Bad Kreuznach auf und trifft Kaiser Wilhelm II. Anschließend reist er zu seiner Staffel, die am 8. Juni nach Harlebeeke umgezogen war.

Meetings and medals at HQ

Richthofen, Beyond the legend of the Red Baron, Peter Kilduff, Arms and Armour, 1993
9 June 1917
Hotel Oranienhof
Bad Kreuznach

During Richthofen’s second visit to Bad Kreuznach he met Czar Ferdinand of Bulgaria, who made a special impression on him: “The Czar is a tall, stately gentleman with an angularly hooked eagle-nose and a very intelligent face. Everything he says is substantive. He spoke with me for quite a while, asked me about this and that in aerial combat and I must say that I was astonished at how broad an insight he had gained into my business. Seldom have I found such an awareness among Regular Army officers who are not flyers.”

It was not unusual that the Bulgarian monarch conversed in German. He was born a Prince of the House of Saxe-Coburg-Gotha and was elected to rule by the Bulgarian National Assembly in 1887.

At the Kaiser’s official state dinner, Richthofen joined a list of luminaries – including Hindenburg and Ludendorff – who filled two long tables. Richthofen sat at the end of the Kaiser’s table, next to Fürst von Pless, whom he thanked for the recent hunting invitation. The flyer was surprised, however, when the elderly nobleman hinted that he wanted a favour. Richthofen wrote: “He told me that he wanted his son to become a flyer. I find this quite a decision for a Prince like him to let his oldest son take up such a dangerous trade as war…But one thing impressed me about the old gentleman: that at the age of 75 he sat in an aeroplane with Fritz Falkenhayn and flew around the area for an hour and a half. He was so thrilled by it that, after alighting, he pressed 20 Marks into the hand of each mechanic. He would have preferred to take off again. That is a thing that impressed me greatly, for one would find no end of younger gentlemen who are knights without fear or reproach, but who would never be moved to climb into an aeroplane.”

The next day Czar Ferdinand made sure he was not outshone by his distant cousin, Duke Carl Eduard of Saxe-Coburg-Gotha, who had awarded Manfred von Richthofen the duchy’s Silver Bravery Medal. The Bulgarian monarch presented the pilot with his kingdom’s Bravery Order 4th Class 1st Degree.

Jasta 11 moves to Harelbeke, Bavikhove

http://www.theaerodrome.com/services/germany/jasta/jasta11.php
10 June 1917
Harelbeke, Bavikhove
Bavikhove
Bavikhove Drieshoek

MvR receives the Bulgarian Cross

The Red Knight of Germany, the story of Baron von Richthofen, Floyd Gibbons, 1927, 1959 Bantam Books
10 June 1917
Hotel Oranienhof
Bad Kreuznach

The ace was needed back at the front. He received orders cancelling his extended leave, and on June 10th, he reported for duty at General Headquarters at Kreuznach. There followed two days of conferences and lunches with the Kaiser and the King of Bulgaria, who decorated him with the Bulgarian Cross for bravery.

Zum zweitemal bei Hofe

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
10 June 1917
Hotel Oranienhof
Bad Kreuznach

Ich meldete mich beim “Kogen” am 10. Juni von meiner Orientreise zurück, die ich nicht gemacht hatte.

An demselben Tage war der König der Bulgaren im Hauptquartier, und ich hatte Gelegenheit, ihm bei einem Besuche beim Kaiser vorgestellt zu werden. Er ist ein sehr großer, stattlicher Herr mit einer scharf gebogenen Adlernase und sehr intelligentem Gesicht. Alles, was er sagt, hat Hand und Fuß. Er unterhielt sich eine ganze Weile mit mir, fragte mich nach diesem und jenem im Luftkampf, und ich muß sagen, ich war erstaunt, wie weit der König in mein Metier einen Einblick gewonnen hatte. Ich habe ganz selten bei aktiven Offizieren, die nicht gerade Flieger waren, eine derartige Kenntnis gefunden. Ich glaube nicht, daß er sich darauf vorbereitet hatte, oder daß man ihm dieses kurz vorher über die Fliegerei gesagt hatte, sondern ich glaube, daß er mit allem so Bescheid weiß.

Einen guten Eindruck machte der zweite Sohn. Er sah noch sehr kindlich aus, mochte auch wohl erst seibzehn bis achtzehn Jahre sein. Er hatte Interesse für Maschinen, wußte sogar von Albatros D III zu berichten. Von der Familie hat mir weitaus den besten Eindruck der Vater gemacht.

Die Tafel beim Kaiser war die übliche. Man aß in zwei Gälen. Ich saß an der Tafel des Kaisers am linken Ende, rechts der Hofmarschall, links Fürst Pleß. Ich hatte Gelegenheit, mich beim Fürsten für seine Auerochsen-Einladung zu bedanken. Ich unterhielt mich fast nur mit ihm. Er erzählte mir, er wolle, daß sein Sohn auch Flieger würde. Ich finde dies einen Entschluß für einen Fürsten wie ihn, seinen ältesten Sohn ein so gefährliches Kriegshandwerk ergreifen zu lassen.

Vater Lyncker, der Chef des Militärkabinetts, war wieder äußerst liebenswürdig zu mir. Er ähnelt seinem Sohn, vielmehr sein Sohn ähnelt ihm ganz fabelhaft. Jede Bewegung, jeder Gesichtszug ist genau wie bei ihm. Ich habe den Sohn Lyncker nur verhältnismäßig kurze Zeit gekannt. Er war für mich das Vorbild eines Soldaten. Er war der Sohn seines Vaters.

Nach der Tafel sprach der Bulgare miet diesem und mit jenem, so auch mit dem Sohn Falkenhayn. Er machte aus seinen politischen Mitteilungen keinerlei Hehl. Nachher sprach ich Bethmann, der gleichfalls bei der Tafel gewesen war. Am Tage darauf wurde mir von Seiner Königlichen Hoheit, den Bulgaren meine ich, das Tapferkeitskreuz I. Klasse überreicht.

Eine sehr gute Erscheinung ist der alte Plessen. Sein Äußeres ist überaus stattlich; man kann sagen, ein schöner alter Herr. Seine Augen funkeln wie die eines alten Weidmannes. Zu Pferde ist er geradezu ein Bild. Stets ein liebenswürdiges, freundliches Lächeln, keinerlei herablassendes Wesen, so daß jeder Mensch eigentlich von ihm unbedingt eingenommen sein muß. Der Kaiser schätzt ihn auch sehr hoch. Eins hat mir imponiert an dem alten Herrn: daß er mit seinen sechsundsiebzig Jahren sich zu Fritze Falkenhayn in das Flugzeug gefetzt hat und einundhalb Stunden in der Gegend herumgeflogen ist. Davon war er derart begeistert, daß er beim Aussteigen jedem Monteur zwanzig Mark in die Hand drückte. Am liebsten wäre er gleich wieder gestartet. Das ist eine Sache, die mir ungemein imponierte, denn man wird eine Unmenge jüngerer Herren finden, Ritter ohne Furcht noch Zadel, die aber nie dazu zu bewegen wären, in ein Flugzeug zu steigen.

Ich sprach noch mehrere Flügeladjutanten, wohl all, die da waren, so zum Beispiel den Dohna, der bis zu seiner dritten Möwe-Fahrt die Dienste des Flügeladjutanten beim Kaiser versieht. Ich fragte ihn, wie er mit seinem Posten zufrieden wäre. Da machte er ein ganz verschmitztes Gesicht. Dieser kleine, unscheinbare Mann machte mir aber von sämtlichen anderen weitaus den besten Eindruck. Mand sah ihm an, daß er Feldsoldat ist und kein Höfling.

Sonst machte mir noch einen guten Eindruck der Graf Frankenberg, der ab und zu sein höfisches Wesen abstreifte und auch mal Mensch wurde. Er sagte zu mir eine ganz treffende Bemerkung: “Wissen Sie, um Sie herum sitzen alles Menschen, nur Menschen, und alle mit äußerst menschlicher Gesinnung, vom obersten bis zum untersten.” Damit hatte er ein sehr wahres Wort gesprochen.

Im übrigen verbrachte man den Abend, wie immer, stehend, da der Kaiser sich ja doch niet hinsetzt, was seiner Gesellschaft meist sehr peinlich ist, besonders den alten Herren, wie Hindenburg, der mit Ludendorff gleichfalls zur Tafel befohlen war.

 

Albrecht vR besucht seine Fliegersöhne.

http://www.frontflieger.de/4-ric13.html
15 June 1917
Lazaret Douai
Seclin

Lothar, Albrecht und Manfred Freiherr von Richthofen. Lothar war am 13. Mai bei einem Absturz schwer verwundet worden. Tags darauf erhielt er den Orden Pour le Mérite verliehen. Dieses Bild wurde am 15. Juni in Seclin (südl. von Lille/ Frankreich) aufgenommen. Wenig später wurde Lothar zur weiteren Behandlung nach Hamburg verlegt.

Der Talisman bei den Fliegern

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
16 June 1917
Lazaret Douai
Seclin

So hing auch Manfred außerordentlich an seinem berühmten roten Vogel. Mit dieser Maschine hat er seinen neunzehnten bis zweiundfünfzigsten Gegner abgeschossen, Eines Tages wollte Schäfer auch den roten Vogel fliegen. Als er vom Flug zurückkehrte, erklärte er entsetzt, mit  diesem Klapperkasten wäre das Fliegen allein schon lebensgefährlich. Er meinte, sie krachte in allen Fugen. Bei seiner Anhänglichkeit an seine Maschine übersah Manfred ganz das vorgerückte Alter. So haben alle älteren Flieger, ob eingestanden oder nicht eingestanden, ähnliche  Erinnerungen. Wolff hatte eine Zipfelmütze, von der er sich nie trennte. Manfred errang seine sämtlichen Siege in seiner alten Lederjacke, und Voß malte vorn an seine Riste einen Totenkopf, der die Feinde schrecken sollte. Sich vor einem Start an der Front photographieren zu lassen, bringt Unglück. So ist Boelke einmal vor dem Start photographiert worden. Von diesem Fluge kehrte er dann nicht zurück. Ebenso erging es Schäfer. Auch unseren Feinden sind Talismane nachzuweisen. So hatten sie auf ihren Flugzeugen staffelweise einen Talisman aufgemalt wie Störche, Elefanten und andere Schutzgeister. Bei den feindlichen Fliegern, die jetzt abgeschossen werden, findet man häufig kleine ausgeschnittene Teile von dem Flugzeug, mit dem Manfred drüben landen mußte.

Victory 53

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
18 June 1917
Hof Struywe, Square V.42
Boezinge

Combat Report: 1315 hrs. Hof Struywe, Square V.42., this side of the line. RE2 (burnt). Accompanied by my Staffel, I attacked at 2.500 metres north of Ypres, on this side of the line, an English artillery RE. I fired from shortest distance some 200 shots, whereafter I zoomed over the enemy plane. In this moment I noticed that both pilot and observer were lying dead in their machine. The plane continued without falling, in uncontrolled curves to the ground. Driven by the wind, it fell into Struywe’s farm where it began to burn after hitting the ground. Weather: fine in the morning, but heavy storm in the afternoon.

Oskar Schäffer und Georg Zeumer tot

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
18 June 1917
Bavikhove?
Bavikhove
Bavikhove Drieshoek

Manfred schrieb, daß er über Oskars Tod nachgeforscht habe. Er könnte mit Bestimmtheit feststellen, daß er tatsächlich gefallen ist. Die letzten 500 Meter sprang Oskar aus dem brennenden Flugzeug heraus. Er fiel in die englischen Linien. Manfred versuchte durch einen Zettelabwurf bei den Engländern festzustellen, ob man ihn hat bergen können. Ich lese Zeile für Zeile, und plötzlich werden meine Augen starr. Da steht, hart und unerbittlich: “Gestern fiel leider Georg Zeumer im Luftkampf. Es war für ihn vielleicht noch das beste, denn er wußte, daß sein Lebensende ihm unmittelbar bevorstand. Dieser famose, nette Mensch! Wenn er sich so langsam hätte zu Tode quälen müssen – das wäre doch schrecklich gewesen…” Nun ist es also doch eingetreten, nun hat auch dieses von Ringen erfüllte Leben geendet. Das Heimweh eines Suchers is gestillt. Ich wußte nicht, daß es mit seiner Zuckerkrankheit so weit gekommen war. Und auch mir scheint, daß hier der Tod den Erlöser spielte. Ein Brief kommt mir in die Händer, den Georg Zeumer schrieb, der Freundschaft meines Sohnes gewidmet. Ich lese: “…Von Manfred wollen wir ein bißchen plaudern. An den denke ich auch die ganze Zeit. Vor einigen Tagen stand er wieder im Heeresbericht. Ich weiß noch ganz genau, wie ich ihn kennenlernte. Es war im polnischen Ort Riewiskow. Mein alter Beobachter wurde krank, und so mußte ich mir einen neuen vom Flugpark holen. Manfred Richthofen gefiel mir gleich so gut, daß ich ihn bat, ob er mit mir fliegen wollte. Strahlenden Gesichts war er gleich damit einverstanden. Bald wurden wir dicke Freunde. Waren wir damals lustig, glücklich und ganz ohne Sorgen.! Geflogen sind wir viel, und haben uns immer dabei angegrinst. Manfred war damals noch ein ganz junger lebensfreudiger Leutnant, und ich kannte auch noch keinen Kummer. Geschlafen haben wir unter meiner Maschine. Unsere Betten standen beisammen. Lange haben wir vor dem Schlafen immer gequatscht. Dabei gab es immer eine Flasche Rheinwein, den ich aus Rawa Ruska besorgt habe. Ganz zeitig wurde dann geflogen. Der liebe Manfred bat mich dabei immer, daß ich mit ihm Bruch machen sollte, weil er das noch nicht erlebt hätte. Es dauerte auch gar nicht lange, da stellte ich bei einer ungeschickten Landung die Maschine auf den Kopf. Wer war da nicht glücklicher als Manfred! So verging ein wunderschöner Abschnitt des Krieges sehr schnell. Wenn wir nicht flogen, ritten wir. Aber wie! Immer lang durch die riesigen Steppen und durch die Felder. Unsere Schrotflinten hatten wir immer mit. Lief ein armer Hase in den Weg, gleich im Carracho hinterher. Getroffen haben wir nie, immer vom galoppierenden Pferde natürlich vorbeigeschossen. Gezankt haben wir uns auch. Er wollte immer an meiner Maschine dies und jenes anders haben, worauf ich nicht einging. Da haben wir uns in den Haaren gelegen. Lange hat aber der Krach nie gedauert. Über Manfred komme ich aus dem Staunen gar nicht heraus. Der ist nun firm in seinem Kriegshandwerk. Wenn ihn unser Herrgott doch nur erhalten möge; manchmal habe ich solche Angst um ihn. Warum darf ich ihm jetzt nicht helfen? Ich möchte ihm das so gern vergelten, daß er mich mal (am 11. April 1916) aus einem französischen Geschwader rettete. Damals konnte er schon viel mehr als sein ehemaliger Lehrer. Jetzt möchte ich gern bei ihm in die Schule gehen. Aber mit mir ist ja nichts mehr los…Bedorben, gestorben…”

Schäffer and Zeumer

Manfred von Richthofen, The man and the aircraft he flew, David Baker, 1990, Outline Press
18 June 1917
Harelbeke, Bavikhove
Bavikhove
Bavikhove Drieshoek

Liebe Mama!

Hier wieder angekommen, wird fleißig weitergearbeitet. Habe soeben Nr. 53 abgeschossen. In Kreuznach, auf dem Rückwege war ich nochmals bei S. M. eingeladen, traf dort den König der Bulgaren, der mir das Kreuz der Tapferkeit erster Klasse verlieh. Es wird ebenso wie das E. K. I getragen und sieht sehr gut aus. Ich habe den Reichskanzler, den Grafen Dohna und noch einige Minister persönlich kennen gelernt. Von Oskar habe ich nun mit Bestimmtheit feststellen müssen, daß er tatsächlich tot ist, denn er ist die letzten fünfhundert Meter aus seinem Flugzeug herausgefallen oder -gesprungen. Er liegt nahe der Front, aber diesseits. Ich habe durch Abwerfen bei den Engländern versucht, festzustellen, ob man ihn hat bergen können. Das Royal Flying Corps ist in dieser Beziehung sehr vornehm. Schäfers Beerdigung habe ich mitgemacht. Ich flog dazu in drei Stunden von Berlin nach Krefeld; mit der Eisenbahn fährt man jetzt acht Stunden. Ich nahm Herrn von Salzmann mit, der von dem ersten Flug ganz begeistert war. Gestern fiel leider Zeumer im Luftkampf. Es war für ihn vielleicht doch das beste, denn er wusste daß sein Lebensende unmittelbar bevorstand. Dieser famose, nette Mensch! Wenn er sich so langsam hätte zu Tode quälen müssen. Es wäre doch schrecklich gewesen. So war es doch eben ein schöner Heldentod. In den nächsten Tagen ist seine Überführung. Lothar habe ich besucht und kam gerade noch zurecht, wie er abtransportiert wurde. Er sah ganz famos aus, braun gebrannt, lag fertig angezogen auf seiner Chaiselongue mit dem Pour le merite um den Hals. Konnte sogar schon stehen und wird wieder ganz hergestellt werden. Gehen und Reiten wird wieder gut gehen. In etwas zwei Monaten kann er vielleicht schon wieder ins Feld. Er soll sich aber erst gründlich auskurieren.

Victory 53 - Kofl 4. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
18 June 1917
Hof Struywe, Square V.42
Boezinge

Kofl 4. Armee Weekly Activity Report: 1.15 Nachm. 1 R.E. DD zwischen den Linien östl. Ypern durch Rittmeister Frhr. v. Richthofen (Jasta 11)

MvR besucht Lothar

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
19 June 1917
exact date of visit?
Krankenhaus Bethanien
Hamburg

Lothar geht es schon viel besser. Manfred hat ihn in Hamburg besucht.

Thank you note to Voss' father

Richthofen, Beyond the legend of the Red Baron, Peter Kilduff, Arms and Armour, 1993
19 June 1917
Voss' parents home at Blumentalstraße 75
Krefeld

Letter from the Voss family via a private source.

“I would be grateful if I could learn the addresses of both of the charming young ladies. I think that within eight to fourteen days Werner will also become leader of a Jagdstaffel. I have again taken command of my Staffel and feel very happy. Yesterday (I shot down) Number 53. With best greetings and a kiss on the hand to your good wife…”

Victory 54?

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
23 June 1917
North of Ieper
Ieper

Combat Report: 2130 hrs, north of Ypres. Spad one-seater. I attacked, together with several of my gentlemen, an enemy one-seater squadron on the enemy’s side. During the fight I fired at a Spad some 300 shots from shortest distance. My adversary did not start to curve and did nothing to evade my fire. At first the plane began to smoke, then fell, turning and turning to the ground, two kilometres north of Ypres, without having been caught. Weather: cloudy, with bright intervals: visibility very good at times.

Victory 54? - Kofl 4. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
23 June 1917
North of Ieper
Ieper

Kofl 4. Armee Weekly Activity Report: 9.15 Nachm. 1 Spad jenseits nordl. Ypern.

Victory 55

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
24 June 1917
Between Keibergmolen (former windmill, located in Beselare) and Lichtensteinlager.
Beselare

Combat Report: 0910 hrs, between Keibergmolen and Lichtensteinlager, this side of the lines. De Havilland DD. With six machines of my Staffel, I attacked enemy squad consisting of two reconnaissance planes and ten fighters. Unimpeded by the enemy fighters, I managed to break one of the reconnaissance planes with my fire. The fuselage fell with the inmates into a hangar between Keibergmelen and Lichtensteinlager, this side of our lines. The plane exploded when crashing on the ground and destroyed the hangar. Weather: fine but cloudy, visibility good in early morning and again in the evening.

Ic 20706 Jagdgeschwader I

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
24 June 1917
Markebeke
Marke

Laut telegramm Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht (Ic 20706) ist aus den bei 4. Armee befindlichen Jagdstaffeln 4, 6, 10, 11 sogleich das Jagdgeschwader I zu bilden. Das Geschwader ist ein geschlossener Verband. Es ist dazu bestimmt, an entscheidenden Kampfabschnitten die Herrschaft in der Luft zu erkämpfen und zu sichern. Es bleibt dem AOK. 4 unmittelbar unterstellt. Die einzelnen Teile des Geschwaders sind nach Mögligkeit in einem Flughafen zu vereinigen.

Victory 55 - Kofl 4. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
24 June 1917
Between Keibergmolen (former windmill, located in Beselare) and Lichtensteinlager.
Beselare

Kofl 4. Armee Weekly Activity Report: 9.30 Vorm. 1 Bristol DD. Diesseits bei Becelaere.

Zum Kommandeur des Jagdgeschwaders I ernannt

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
25 June 1917
Markebeke
Marke

Zum Kommandeur des Jagdgeschwaders I wird Rittmeister Frhr. v. Richthofen ernannt (It. Kogenluft 62880 Fl. II)

Victory 56

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
25 June 1917
Near Le Bizet
Le Bizet

Combat Report: 1840 hrs, above trenches near le Bizet, other side of the line. RE plane. I was flying together with Leutnant Allmenröder. We spotted an enemy artillery flyer whose wings broke off in my machine gun fire. The body crashed burning to the ground between the trenches. Weather: fine, clouding over towards evening.

Kommandeur of Jagdgeschwader 1

Richthofen, Beyond the legend of the Red Baron, Peter Kilduff, Arms and Armour, 1993
25 June 1917
50.816141687498735, 3.2403333562695864 Markebeke
Marke

As Gen von Hoeppner pointed out in his memoirs: “Due to his number and his sporting spirit, the Englishman was always our most dangerous enemy and the British Front required, as a matter of course, the main force of the German air service. The ever-increasing number of aircraft which the opposition deployed to reach a target made it seem desirable for us to combine several Jagdstaffeln into a Jagdgeschwader…In the personage of Rittmeister von Richthofen…the Geschwader received a Kommandeur whos steel-hard will in relentlessly pursuing the enemy was infused in every member of the Geschwader. His refined lack of pretension, his open, gallant manner and his military skill secured for him amongst the Army an unshakeable trust that, despite his young age, was matched with great respect.”

Victory 56 - Kofl 4. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
25 June 1917
Near Le Bizet
Le Bizet

Kofl 4. Armee Weekly Activity Report:  7.20 Nachm. 1 R.E.-jenseits östl. Ploegsteert Wald.

 

Der Befehl, das Jagdgeschwader 1 zusammenzustellen

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
26 June 1917
Markebeke
Marke

Durch Verfügung des Chef des Generalstabs des Feldheeres vom 23. 6. 1917 (1c Nr. 5834-1op.),  ist aus den Jagdstaffeln  4, 6, 10, 11. das Jagdgeschwader 1 gebildet. (It.Kogenluft Nr. 867 S. 2 vom 26.6.17).

Attack from the air

Marke 2 Wereldoorlog 1
27 June 1917
Markebeke
Marke

At around 14:30, 5 airplanes dropped chain bombs on the airfield at Markebeke

Karl Allmenroeder

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
28 June 1917
exact date?
Bavikhove
Bavikhove Drieshoek

Manfred hat sein Jagdgeschwader, bestehend aus vier Staffeln, bekommen. Er schoß inzwischen seinen 54., 55. und 56. Gegner ab. Die Zeitungen melden den Fliegertod von Leutnant Karl Allmenroeder. Eine Hiobsbotschaft nach der anderen. Man muß sich innerlich festmachen, wenn man nicht daran zermürben soll. Die unglückliche Mutter. Immer steht das hübsche frische Gesicht des erst Einundzwanzigjährigen vor meinem Augen, in dem sich früher männlicher Ernst mit jünglinghafter Frische paarte. Der junge deutsche Adler,der 30 tapfere feindliche Flieger vorangehen hieß, stürzte in einen alten deutschen Soldaten-Friedhof, der zwischen den Linien lag und vom Trommelfeuer geöffnet war. Die toten Helden nahmen ihren Bruder auf. Manfred, der nicht zur Beisetzung Allmenroeders fliegen konnte, schrieb einen Brief an den Vater des Toten, in dem er das Ende seines Meisterschülers beschreibt: “Ein englisches Flugzeug, das mindenstens 800 Meter entfernt war, schoß auf diese Riesenentfernung ganz wenig Schüsse (die übliche Kampfentfernung sind 100 oder 50 Meter oder nur Flugzeuglänge). Karls Maschine machte sofort eine Lintskurve, Richtung auf unsere Linien. Ein Zeichen, daß noch ein Wille in der Maschine war. Seine Kameraden erkannten noch, daß er den Benzinhahn zumachte und in einen Gleitflug überging. Aus diesem Gleitflug wurde ein Sturzflug, der nicht mehr aufhörte… Einen schöneren Tod, als im Luftkampf zu fallen, kann ich mir selber nicht wünschen; es ist ein Trost, zu wissen, daß Karl von seinem Ende nichts gemerkt hat…”

Hectic days arriving in Marke

The Red Baron Combat Wing, Jagdgeschwader Richthofen in Battle, Peter Kilduff, 1997, Arms and armour press
29 June 1917
Markebeke
Marke

Böhme recalls: Shortly, I will have the pleasure of seeing my brother’s brother-in-law Kohlstein, who wants to paint Richthofen, here on the Western Front. When I was with Richthofen for that reason a few days ago, I found him to be very busy with Jagdgeschwader organizational matters and, moreover, annoyed by the many newspaper reporters and newsreel film maker types who now throng around him. So at first he made rather a sour face – but when I told him that Moritz would, of course, be in the portrait, then he became all fired up about it.

Arnold Busch draws MvR

Marke 2 Wereldoorlog 1
1 July 1917
July 1917
Castle of Baron de Bethune
Marke

Jasta 11 group photo session

Marke 2 Wereldoorlog 1
1 July 1917
July 1917?
Castle of Baron de Bethune
Marke

MvR ruft Bodenschatz an

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
1 July 1917
Markebeke
Marke

Ende Juni des Jahres 1917 platzte eine Ordonnanz aufgeregt in die Suppe, die den Herren der Jagdstaffel Boelcke soeben auf den Tisch gestellt wurde, in einem Schloß in der Nähe von Cambrai.

“Mit der Ruhe”, sagte der Adjutant mißbilligend. “Was ist los?” “Herr Oberleutnant Bodenschatz wird von Herrn Rittmeister von Richthofen am Telephon gewünscht!” schmetterte die Ordonnanz feierlich in das Zimmer.

“Ich?” fragte der Adjutant verwundert, rückte den Stuhl zurück und unter dem neugierigen Schweigen der Herren verließ er den Raum.

“Guten Morgen, Bodenschatz!” vernahm er am Telephone. “Hier ist Richthofen. Ich bin eben zum Kommandeur eines Jagdgeschwaders ernannt worden. Ich brauche einen Adjutanten. Wollen Sie?”

“Selbstverständlich. Ich bin morgen früh da. Wo ist das?”

“Freu mich, Bodenschatz. Marckebeeke bei Courtrai. Wiedersehen.”

Langsam wanderte der Adjutant durch den langen Korridor. Er ging nicht sofort zum Essen zurück, sondern blieb an einem Fenster stehen und starrte hinaus. Das war  eines der schönsten Telephongespräche gewesen, das er in seinem an Telephongesprächen reichen Adjutantenleben geführt hatte. Er fand es liebenswürdig von Richthofen, daß er ihn nicht vergessen hatte. Bodenschatz erinnerte sich an die Zeit vor einem Jahr, als er zum Adjutanten des Hauptmanns Boelcke ernannt worden war. Er trat damals diese Ernennung unter tragischen Umständen an. Als er auf dem Flugplatz eintraf, empfing ihn die Nachricht, daß Boelcke am gleichen Morgen gefallen sei. Und die erste Tätigkeit des neuen Adjutanten war, seinen toten Staffelführer in die Heimat zu begleiten. Nach seiner Rückkehr zur Staffel blieb nicht lange Zeit, über diesen unersetzlichen Verlust nachzugrübeln, denn es wehte ein scharfer Wind, und der heroische Geist des toten Führers loderte in den jungen Fliegern seiner Staffel weiter. Da waren Jagdflieger mit berühmten Namen: Böhme, Kirmeier, Müller und ein junger Ulanenleutnant Manfred Freiherr von Richthofen. Mit dem Ulanen freundete sich der Adjutant sehr bald an und als jener im Herbst 1916 die Führung der Jagdstaffel 11 erhielt, empfand der Oberleutnant Bodenschatz die Trennung von ihm bitter.

Großartig von Richthofen, dieser Anruf jetzt, und der Adjutant machte sich auf den Weg zum Essen, um die Neuigkeit den Kameraden mitzuteilen.

(…)

Auf die fragenden Blicke seiner Kameraden antwortete der Oberleutnant: “Morgen früh bin ich hier verschwunden. Adjutant von Richthofen.” Ein Glückwunschgebrüll tofte über den Tisch. Und jedermann verstand es gut, daß der Oberleutnant sich nicht mehr lange mit Essen aufhielt, sondern nach einigen Bissen mit gemurmelten Entschuldigungen verschwand.

1 July 1917
Saint-Joseph's Church of the Carmelites Brothers
Kortrijk

Allmenröder was shot down and killed in action 27 June 1917. A funeral service was organised before Allmenröder’s body was transferred to his final resting place in Solingen-Wald, Germany.

Umzug vollzogen

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
2 July 1917
Markebeke
Marke

Dienstanweisung und Befugnisse des Kommandeurs It. Kogenluft 64683 Fl. II vom 27. 6. 17. Zum zweck der Vereinigung der vier Jagdstaffeln in einem Flughafen wird Gelände südwestlich Courtrai: Marcke, Marckebeeke, Bisseghem zugewiesen.

Umzug der Staffeln am 2. 7. vollzogen.

 

Lt. Krefft kommandiert

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
2 July 1917
Markebeke
Marke

Zum Stab des Jagdgeschwaders kommandiert Rittmstr. Frhr. v. Richthofen zunächst Lt. Krefft (Jasta 11) als Techn. offizier (Versetz. beantragt). Als Adjutant wird unterm 1. 7. z. Geschwader verf: Oblt. Bodenschatz v. Jasta Boelcke. 57. Abschuß v. Rittmeister.

 

Victory 57

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
2 July 1917
Deûlémont

2. 7. 1917.

Deulemont, zwischen den Linien, 10.20 vormittags.

Ich griff das vordeste Flugzeug eines feindlichen Geschwaders an. Der Beobachter brach auf die ersten Schüsse zusammen. Der Flugzeugführer war kurz darauf tödlich getroffen. Der R.E. bäumte sich auf. Ich beschoß das aufbäumende Flugzeug aus 50 m Entfernung noch mit einigen Schüssen, bis die Flammen aus dem Apparat schlugen und der Gegner brennend abstürzte.

von Richthofen, Rittmeister und Kommandeur des Jagdgeschwaders I.

Ein Belgier

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
2 July 1917
exact date?
Kortrijk

Ich erfuhr etwas aus Manfreds Munde, das des Aufzeichnens wert ist und vielleicht in der Geschichte des Weltkrieges seines-gleichen nicht hat. Mitte Juli hatte Manfred seinen Flugplatz dicht bei der Stadt Courtrai, in der sehr viel “unangenehmen reiche” Leute (“Lappenschlote”, wie sich Manfred ausdrückte) beieinanderwohen. Englische und französische Flieger fanden ein seltsames Vergnügen daran, diese Stadt mt ihren Bomben nachts heimzusuchen. Die armen (oder vielmehr reichen) Belgier hatten von ihren Verbündeten sehr zu leiden. Ellenlange Flüche prasselten zum Himmel. Doch der Zustand wurde immer bösartiger. Manfred selbst wurde Zeuge, wie ein Haus, neben dem er garade stand, durch eine französische Bombe wie ein Kartenhaus zusammenfiel, 15 Belgier unter seinen Trümmern begrabend. Die Erbitterung der Bevölkerung gegen die Bundesbrüder stieg auf den Siedepunkt. Die roten Flieger räumten nicht schlecht unter den verhaßten Bomberschmeißern auf. Manfred schoß unter anderem einem ab, der soeben große Verheerungen in den Straßen angerichtet hatte. Der eine Insasse des Doppeldeckers war tot, der andere nur leicht angeschossen. Er kam ins Lazarett Courtrai. Nun setzt die Tragikomödie ein. Es wurde ruchbar, daß der Verwundete weder Engländer noch Franzose war, sondern Belgier – und zwar Bürger der ehrenwerten, reichen Stadt Courtrai. Seine Ortskenntnis hatte er in wenig netter Weise gegen sein eigenes Rest misbraucht. Die Volkswut schnaubte und funkelte. So kam es, daß anderen Tags schon Leute mit Bratenrock und Zylinder, Hochröte der Empörung in den frisch rasierten, wohlgenährten Gesichtern, auf der Kommandantur erschienen und um Überlassung des Missetäters zum Zwecke liebevoller Weiterverarbeitung baten. Der also Begehrte verkroch sich zähneklappernd im Bett, er sah sich schon an dem nächsten Laternenpfahl hängen. Und nun die Pointe! Natürlich verweigerte die deutsche Behörde die Auslieferung des Bößewichts – da baten die Bratenröcke wenigstens um die Vergünstigung, ihrem Beschützer – nämlich Manfred – mit Fahne und Gesangverein eine Huldigung darbringen zu dürfen. Auch dieser Wunsch der bürgerlichen Seelen ging nicht in Erfüllung. Die Abordnung der feierlichen Männer schlich mit eingerollten Fahnen kopschüttelnd davon; betrübt über so viel Verständnislosigkeit und Inkulanz der deutschen Behörden… Ich habe Manfred selten so vergnügt gesehen wie jetzt, wo er von dieser Entgleisung der bürgerlichen Moral erzählte.

Bodenschatz kommt in Markebeke an

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
2 July 1917
Markebeke
Marke

Am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe verließ ein feldgraues Auto Cambrai in der Richtung Kortryk und gegen Mittag dieses Tages, am 2. Juli 1917, traf der neue Adjutant des Jagdgeschwaders I auf dem Flugplatz Marckebeeke bei Courtrai in Flandern ein. Er fand seinen Kommandeur in Begleitung einiger Herren neben seinem Flugzeug stehen. Und der Offizier, der dem Oberleutnant Bodenschatz herzlich die Hand schüttelte, das war nicht mehr der Ulanenleutnant von einst, wenig bekannt, sondern das war der Rittmeister von Richthofen, Sieger in 56 Luftkämpfen, Kommandeur des Geschwaders, Ritter des Ordens Pour le mérite und der berühmste Flieger der deutschen Armee.

Es war nach zehn Uhr vormittags und ein wunderbarer Sommertag. Und dieser schöne Tag schien seinen Abglanz in dem roten Flugzeug gefunden zu haben, das da stand, in den Gesichtern der Offiziers und in den klaren Zügen des Kommandeurs selber, alls war hochgestimmt, bester Laune. Der Rittmeister, den Stock mit dem dicken Knauf, “Geschwaderstock” genannt, in der Hand, umspielt von der immer ausgelassenen Dogge Moritz, machte eine kurze Armbewegung in den Himmel nach der Front zu. “Ein Paradies für Flieger!” teilte er dem Adjutanten mit. Und einer der Herren, die hinter dem Kommandeur standen, sagte: “Siebenundfünfzig!”. Richthofen war soeben von seinem 57. Luftsieg zurückgekehrt.

Bodenschatz betrachtete heimlich das Gesicht des Freiherrn. Eigentlich hatte es sich kaum verändert, seit er ihn das letztemal gesehen hatte. Etwas härter war es vielleicht geworden. Es war das Antlitz eines bis in den letzten Winkel seiner Seele sauberen Menschen. Es lag eine federnde Energie darin, eine Energie ohne Haft, ohne Nervosität, die wundervolle Energie der Jugend, unter dem liebenswürdigen Mund saß das feste Kinn, und der Blick aus den klaren, lauteren Augen war der Blick eines Mannes, der mit sich, mit der Welt und mit allem, was dahinter stehen konnte, im reinen ist.

Victory 57 - witness reports

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
2 July 1917
Deûlémont

Ebenso kurz und von dürrsten Worten waren die Zeugenaussagen, die mit der Meldung eines Abschusses übersandt werden mußten, Zeugenaussagen aus der Luft und aus der Erde.

Nach kurzem Luftkampf stürzte das feindliche Flugzeug brennend ab. Bockelmann, Lt.

10.25 vorm. 1 R.E. in Richtung Deulemont durch Albatros brennend abgeschossen. Zwei Insassen beim Absturz rausgesprungen. Hauptmann Kuhlmann, Flackgruppenkommando 21.

10.25 vorm. in Richtung Hollebeecke 1 R.E. von rotem Albatros brennend abgeschossen. Lt. Mann, Fluna, Beobachter.

10.20 stürzte 1 R.E. von rotem Albatros abgeschossen in Richtung Warneton brennend ab. Lt. Schröder, Luftschuß-Offz-Gruppe Wijtschate.

 

JG I Besprechung

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
2 July 1917
Castle of Baron de Bethune
Marke

Der Freiherr führt das erste Geschwader, das die Armee überhaupt aufgestellt hat. Bisher gab es nur Staffeln. Jetzt sind vier Staffeln zusammengefaßt. Sie liegen hier in Schloß Marckebeeke und in der nächsten Nachbarschaft. Im Schloß selbst und in den Klostergebäuden liegen die Staffeln 11 und 4. Die Staffel 11 hat Richthofen mitgebracht, er war ihr Führer und sie bleibt seine “Stammstaffel”. Mit ihr fliegt er, bei ihr wohnt er, mit ihr speist er, und es sind seine alten Kameraden, er kennt jeden von ihnen in- und auswendig. Die Jagdstaffel 6 liegt bei Bisseghem, die Jagdstaffeln 10 bei Marcke.

Wenn die Staffeln einmal alle zusamme auf dem Flugplatz aufgestellt sind, dann stehen hinter jedem Staffelführer 12 Maschinen. Es sind nur zwei Flugzeugtypen vorhanden, entweder Albatros D 5 oder Pfalz D 3. Das aufgestellte Geschwader sieht h¨chst farbig aus. Die Stammstaffel 11, mit der Richthofen fliegt, hat die Maschinen rot angestrichen, die Staffel 10 gelb, Staffel 6 hat schwarzweiße Zebrastreifen und Staffel 4 trägt eine schwarze Schlangenlinie um den naturfarbenen Rumpf.

Den Zweck dieser Farbenfreudigkeit braucht man nicht des langen und breiten zu erklären: Man kann in der Luft die Staffeln auseinanderhalten. Und da jeder Flugzeugführer außerdem an seiner Machine noch ein besonderes Zeichen angebracht hat, ist es möglich, sofort zu wissen, wer in diesem oder jenem Flugzeug sitzt.

Am Abend dieses 2. Juli bittet der Kommandeur die Führer der Jagdstaffeln zu einer Besprechung in den ersten Stock in sein Zimmer. Es ist noch alles kahl und ungemütlich. Außerdem stehen nicht alle Räume des Schlosses zur Verfügung, denn der Graf, der hier Schloßherr ist, würde am liebsten den ganzen Fliegerzauber in die Luft sprengen, und da ihm dies nicht möglich ist, sprengt er wenigstens mit seiner mürrischen Unfreundlichkeit jegliche höfliche Beziehung und hält soviele Zimmer verschlossen, als nur möglich ist. Der Rittmeister sah sich seinerseits diesen ungastlichen Zauber einige Tage geduldig an, dann wurde es geändert.

Indessen draußen auf den Korridoren die Ordonnanzen und Burschen unaufhörlich auf und ab hetzen, um Ordnung in die Unordnung des Einzugs zu bringen, beginnt drinnen im Zimmer die Besprechung. Sie ist für die Arbeit des ersten Jagdgeschwaders des Feldheeres entscheidend.

Vor dem Kommandeur und seinem Adjutanten stehen die vier Staffelführer. Jagdstaffel 4: Oberleutnant von Doering, 17. Dragoner aus Ludwigsluft in Mecklenburg, ein erprobter Staffelführer, der eine Anzahl von Abschüssen hinter sich hat. Verbindlich, liebenswürdig, korrekt.

Jagdstaffel 6: Oberleutnant Dostler, bayerischer Pionier, alter Kriegsschulkamerad des Adjutanten Bodenschatz, untersetzt, massig, breitschulterig, mit einem handfesten, aber vergnügten Einschlag von Kommiß.

Jagdstaffel 10: Der Oberleutnant Freiherr von Althaus, der den Orden Pour le mérite trägt, Kavallerist (in der Jagdfliegerei wimmelt es von Reitern), an diesem Abend etwas schweigsam. Seine Staffel hat böse Tage hinter sich. Sie ist furchtbar mitgenommen worden undhat bittere Verluste gehabt.

Jagstaffel 11: Leutnant Wolff. Zu ihm konnte man auf den ersten Blick nur “zartes Blümlein” sagen. Ein schmales, dünnes Figürchen, ein blutjunges Gesicht, die ganze Haltung Schüchternheit und nochmals Schüchternheit. Er sieht aus, als ob man ihn mit einem rauhen Wort rückwärts über die Hacken umflippen könnte. Aber unter diesem freundlichen Schuljungengesicht baumelt der Orden Pour le mérite. Und diese bescheiden blickenden Augen haben bisher über Kimme und Korn seiner Maschinengewehre hinweg 30 feindliche Flugzeuge vom Himmel geholt, in Flammen gesetzt und am Boden zerschellen lassen. Dieser schmale Junge ist einer der besten Männer schon der alten Richthofenstaffel 11 gewesen. Daß er nun ihr Fûhrer ist – selbstverständlich…

Der Kommandeur gibt in klarer reihenfolge seine Anweisungen. Erstens wollte er es nicht mehr darauf ankommen lassen, auf Umwegen über die verschiedenen Kommandostellen Startbefehle zu bekommen. Er würde sich haargenau nach der feindlichen Fliegertätigkeit vor seinem Abschnitt richten. Deshalb befehlte er, sofort direkte Verbindungen mit der vordersten Front herzustellen. Er verlange auch eine Ringleitung zu seinen vier Staffeln, daß, wenn er den Hörer abnehme, sich alle vier gleichzeitig meldeten.

Dis se Numero eins. Dazu teilte der Rittmeister die Erdlage mit und sie war nicht angenehm zu hören.

Die feindlichen Durchbruchversuche werden mit einer bis nahin noch nicht erlebten Zähigkeit wiederholt und jeder neue Angriff ist brutaler und erbitterter als der vorhergehende. Die Truppen, die diese Berserkerstöße auszuhalten haben, leiden ungeheuer unter einem Trommelfeuer, das niemals abreißt. Und wenn verwunderlicherweise doch einmal eine Feuerpause eintritt, dann heulen Infanteriefliegern schaukeln ins Hinterland ganze Trauben von Bombengeschwadern.

So sieht es auf der Erde aus, und die Aufgabe in der Luft für das Jagdgeschwader I ergibt sich daraus also von selbst: Vernichtung der Infanterieflieger, Vernichtung der Jagdeinsitzer, Vernichtung der Bombengeschwader.

Der Kommandeur hat gesprochen. Es erhebt sich unter den Herren keine Rückfrage. Klarer kann eine Situation kaum aussehen. Nur der Oberleutnant von Althaus bittet, ihm die besten Leute zuzuweisen, da er seine besten Leute verloren habe. Der Kommandeur sagt ihm guten Ersatz zu.

Die Besprechung ist zu Ende. Der Rittmeister und sein Adjutant gehen zum Abendessen zu Staffel 11.

Victory 57 - Kofl 4. Armee

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
2 July 1917
Deûlémont

Kofl 4. Armee Weekly Activity Report: 10.20 Vorm. Ein R.E. jenseits in Gegend Waasten.

Entwurf einer Stärke-Nachweisung für den Stab

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
4 July 1917
Markebeke
Marke

Entwurf einer Stärke-Nachweisung für den Stab, unfassend außer den erwähnten 3 Stellen noch 1 Arzt, 1 Zahlmeister und 62 (+4 kommandierte) Unteroffiziere und Mannschaften, unterm 4. 7. dem Kogenluft zur Genehmigung vorgelegt. Erledigung der Stabsgeschäfte zunächst in räumlicher Gemeinschaft mit Jasta 11. Telephon-Zentrale und “Nachrichtenstelle” (gemeinsam untergebracht mit der von Jasta 11) in einer Ferme neben dem Schloß Marckebeeke. Beobachtungsstand mit 5-m-Entfernungsmesser und Scherenfernrohr, bisher Jasta 11, von dieser übernommen, Bedienungsmannschaft zunächst kommandiert zum Jagdgeschwader. Quartier der Offiziere des Stabes gemeinsam mit Offiziers-Quartier Jasta 11 im Schloß Marckebeeke. Stabsgeschäfte getrennt in zwei Abteilungen: 1. Allgemeine und Personal-Angelegenheiten; 2. Technische Abteilung.

Jastas 4,6,10, 11 in Befehlsverhältnis zum JG1

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
5 July 1917
Markebeke
Marke

Laut AOK-Befehl vom 4. 7. treten die Jastas 4, 6, 10, 11 ab 5. 7. mittags 12 Uhr in ihr neues Befehlsverhältnis zum Jagdgeschwader I. Ab 5. 7. Herausgabe von Geschwaderbefehlen an die unterstellten Staffeln. Laut Geschwaderbefehl Nr. 1: ab 6. 7. Reihenfolge der täglichen ersten Startbereitsschaft (von Tagesanbruch an) im Turnus Jasta 11, 10, 6, 4; der täglichen Mittags-Startbereitschaft (von 1.30 bis 3.00 Uhr) Jasta 10, 6, 4, 11. Von dern seit Befehl zur Zusammenstellung des Geschwaders als Flugzeugführer angefordeten bzw. in Vorschlag gebrachten Offizieren zur Verteilung unter die 4 Staffeln eingetroffen bzw. eingeteilt….

Oblt. von Doering replaces MvR

Marke 2 Wereldoorlog 1
6 July 1917
Markebeke
Marke

Oblt. von Doering, leader of Jasta 4, replaces MvR during his time at Lazaret 76. Von Doering is also injured.

Photo session Lazaret 76

Marke 2 Wereldoorlog 1
6 July 1917
Lazaret 76 (Sint-Niklaas Hospital)
Kortrijk

MvR poses with his nurse Käthe Oltersdorf in the Sint-Niklaas Hospital in Kortrijk.

MvR verwundet am Hinterkopf

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
6 July 1917
Markebeke
Marke

Wir waren gerade in Hamburg – Lothar wurde im Rollstuhl neben uns hergefahren – und sprachen davon, wie wunderbar es sei, daß es Manfred bisher nicht gehascht hatte. Er schien gefeit gegen die Kugeln; einmal ging ihm ein Schuß durch die beiden Pelzstieffel, ein andermal durch seinen Fliegerschal, wieder einmal durch Pelz- und Lederjacke – aber niemals ritzte es ihm die Haut. Wir erinneren uns, daß sich um den unverletztlichen deutschen Meisterflieger eine ganze Legende gesponnen hatte, wie sie den Romanen wohl liegt. In den französischen Schützengräbenn Unterständen, in den Kantinen und Etappen wußte man geheimnisvoll zu berichten, daß in dem roten Flugzeug (dem ‘diable rouge’, wie man es abergläubisch nannte) gar kein Mann säße, sondern – eine Jungfrau, eine Jeanne d’Arc der Lüfte. Während wir unsere Gedanken über die Unverletztichkeit tauschten, die wirklich vom Schicksal vorbestimmt schien, traf eine Meldung ein, die unsere Hoffnungen jäh über den Haufen warf. Manfred war verwundet, am Hinterkopf. Der Schädelknochen war eingeschlagen, ein fünfmarkgroßes Stück bloßgelegt. – Wie mag alles gekommen sein? Es ging wohl hart am Leben vorbei. Allmählich erst rundeten sich die Einzelheiten über seine Verwundung zu einem ganzen Bild. Manfred hatte am 6. Juli einem Geschwader von Bombenfliegern den Weg verlegt, ihnen den Rückzug abgeschnitten. Sie konnten ihm nicht mehr entrinnen. Gemächlich sah er zu, wie die englischen Beobachter zu feuern begannen; er entsicherte nicht einmal seine Maschinengewehre. In diesem Augenblick traf ihn der Schlag an den Hinterkopf. Es wurde wohl dunkel um ihn; der Schuß hatte den Sehnerv betäubt. Er versuchte, den Kopf in die Sonne zu reitzen, fühlte ihre Wärme auf seinem Gesicht brennen, doch als er die Augen aufmachte, erblickte er nicht einmal einen weißen Fleck. Eine dicke schwarze Brille schien sich vor seine Augen zu klemmen. Ein wilder Zusammenriß der gesamten Energie. Nochmals suchen die blinden Augen die Feuerscheibe der Sonne, die Lider zucken und unter letzter, gewaltiger Anstrengung tritt eine fahle Helligkeit in sein Blickfeld. Die Maschine setzt zur Notlandung an – warum folgt der Engländer nicht! – Zerrissenes Kratergelände breitet sich in der Tiefe aus, die Kräfte lassen nach, wieder schiebt sich eine schwarze Wand vor die Augen. Die Maschine rollt aus, steht, Manfred versucht, sich von seinem Sitz zu erheben und auszusteigen, dabei fällt er hilflos zu Boden; schnell herbeigeeilte Mannschaften umwickeln seinen Kopf mit ihren Verbandpäckchen. Die letzte Empfindung, die er hat, ist, daß sein Kopf auf einer Distel liegt, deren Stacheln in seine Haut dringen. Er hatte nich mehr die Kraft, sich herunter zu wälzen. Im Feldlazarett stellen die Ärzte fest, daß die Wunde etwa 10 cm lang ist, der Schädelknochen aber frei zu Tage liegt, auch eine Gehirnschütterung im Spiel war. Manfred berichtet mit schnell wieder erwachtem Humor: “Es ist doch gut, wenn man im Leben einen Dickkopf hat.”

MvR verwundet am Hinterkopf

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
6 July 1917
Wervicq

Der Morgen des 6. Juli dämmert herauf, es wird einen fast wolkenlosen, schönen Sommertag geben. Und wie täglich, so ist auch heute in aller Frühe schon erhöhte Startbereitschaft.

In früheren Zeiten hat der grüne Tisch z. B. befohlen: Staffel soundso fliegt von 8-9 Uhr. Der Kommandeur haßt den grünen Tisch wie die Pest, er setzt seine Staffeln ein, wenn es notwendig ist. Dann aber in einem Höllentempo. Die Maschinen stehen ausgerichtet, die Führer vollständig angezogen daneben, die Monteure bereit, in jeder Sekunde den Propeller anzuwerfen. Kommt der Startbefehl, kann die Staffel innerhalb einer Minute abbrausen.

Und der Befehl kommt: Vor Ypern lebhafte Tätigkeit feindlicher Artillerieflieger. Kurze Kommandos, die Monteure werfen sich in de Propeller, der Sturmgesang der Motoren donnert die Reihe entlang, dann wippen die Flugzeuge über das Feld, heben sich sanft vom Boden. Jagdstaffel 4 ist gestartet. Jagdstaffel  4 kommt bald wieder zurück. Die Artillerieflieger haben sich schleunigst verzogen.

Gegen 10.30 Uhr aber läuft die Meldung des Luftschutzoffiziers ein: Infanterieflieger! Diesmal sind es die roten Maschinen, die am Startplatz stehen. Jagdstaffel 11 mit dem Kommandeur fliegt an die Front.

Zunächst entdeckt der Rittmeister, bevor er sich mit den Infanteriefliegern beschäftigt, ein Geschwader von Vickersflugzeugen. Es sind Bombenflieger mit zwei bis drei Mann Besatzung. Und das sind gerade die Wespen, die Richthofen liebt, sie kommen ihm genau zurecht. Er weicht mit der Staffel weit aus, um sie erst einmal vorbei zu lassen. Er tut ihnen noch nichts, sie sollen sich ruhig ins Hinterland begeben, er belästigt sie nicht. Und die Engländer brummen gemütlich und sauber ausgerichtet ins deutsche Hinterland. Bis sie plötzlich zwischen sich und ihrem Heimweg ein leuchtend rotes Gefunkel entdecken. Der Rückweg ist ihnen abgeschnitten. Und der Tanz beginnt, ein böser Tanz in dreitausend Meter Höhe.

Der Rittmeister nähert sich dem hintersten Flugzeug, setzt sich auf die unsichtbaren Geleise, auf denen jenes dahinschwebt. Er hat Zeit, sich zu überlegen, wie es diesmal zu machen sei, denn er ist noch über 300 Meter entfernt. Er braucht noch nicht einmal seine Maschinengewehre zu entsichern. Er sieht, daß der Engländer abdreht und der Beobachter zu schießen beginnt. Aber das macht weiter keinen tiefen Eindruck auf ihn, denn auf diese Entfernung kann er ja nicht… und in diesem Augenblick bekommt er einen Hammerschlag auf den Kopf. Innerhalb einer Sekunde, wie von einem elektrischen Schlag gerührt, wird sein ganzer Körper bewegungs- und empfindungslos. Er spürt sich nicht mehr, er spürt keine Arme, keine Beine, nichts, er schwebt in einer schrecklichen unbegreiflichen Leere und gleichzeitig wird es dunkel um ihn her, eine schreckliche, unbegreifliche Dunkelheit. Er kann nichts mehr sehen, er ist blind geworden. Der Schuß hat seinen Gehnerv gestört.

Und damit ist es wohl aus. Der Rittmeister von Richthofen braucht in dieser Welt nichts mehr zu tun. Aber er tut doch etwas. Mit der gesammelten Seelenstärke, die er zur Verfügung hat, überwindet er zunächst einmal den katastrophalen Eindruck, den der unerwartete Schuß, die Lähmung und die plötzliche Erblindung in ihm ausgelöst haben. Er überwindet mit zusammengebissener Energie den Schock. Und nach einer Ewigkeit fühlt er wieder seine Finger, seine Hände, tastet um sich, stellt das Gas ab und nimmt die Zündung heraus, zerrt sich die Brille von den Augen, reißt die Lider auf, soweit er kann. Aber er sieht nichts, nicht einmal die Sonne.

Dagegen spürt er, wie die Maschine stürzt, sich wieder fängt, wieder stürzt, es ist nichts zu machen. Er zwingt sich zu überlegen, wie tief er schon gestürzt sein kann und er schätzt, daß er bis auf zweitausend Meter heruntergekommen ist. Er kann nicht sehen, daß die Staffel 11 etwas verwundert den merkwürdigen Kapriolen des Kommandeurs zusieht und dann etwas beunruhigt wird und daß zwei Flugzeuge der Staffel, dei Leutnants Niederhoff und Brauneck, mit ihm heruntergehen und sich in seiner Nähe halten.

Das Gemeine ist diese Blindheit…es ist einfach nichts zu sehen…aber auf einmal beginnen schwarze und weiße Punkte vor seinen Augen zu tanzen und er reißt wieder die Lider in die Höhe, es wird besser. Er kann schon die Sonne sehen. Geradewegs in die Sonne. Er sieht das blitzende Gestirn wie durch eine schwarze Brille. Das genügt ihm. Er zwingt seine Augen, genauer zu sehen. In einer furchtbaren Anstrengung zwingt er sie, ihm zu gehorchen, sehen müssen sie, sehen, sehen! Sie gehorchen. Er kann jetzt den Höhenmesser ablesen. Achthundert Meter noch. Er kann die Maschine fangen. Er geht im Gleitflug nach unten. Die Augen sind soweit wieder in Ordnung, daß er das Gelände überschauen kann. Es ist eine einzige Kraterlandschaft von Granatlöchern. An landen nicht zu denken. Sein Kopf ist so hundemüde, daß es eine Erlösung für ihn wäre, jetzt einfach einzuschlafen. Er starrt in die Gegend, er erkennt an der Form eines Waldstücks, daß er sich innerhalb der deutschen Front befindet. Und dann grübelt er einige Sekunden darüber nach, warum der Engländer, der ihn angeschossen aht, nicht hinter ihm herkommt, es wäre eine Kleinigkeit gewesen, den verwundeten Deutschen abzuschießen. Der Rittmeister kann nicht wissen, daß in seiner Nähe die beiden Maschinen von Niederhoff und Brauneck sich aufhalten, sie haben ihn beschützt und gedeckt. Und nun könnte man ja landen. Er geht auf 50 Meter herunter. Es ist nicht möglich, Trichter neben Trichter. Und der halbgelähmte und halbblinde Mann gibt noch einmal Gas und fliegt weiter anch Osten, sehr niedrig, und das geht auch eine ganze Weile gut, bis er merkt, daß wieder die Dunkelheit über seine Stirne gekrochen kommt und eine Schwäche durch seine Glieder zieht, die er nicht mehr überwinden kann.

Es ist die höchste Zeit.

Einige Meter über der Erde rennt er einige Telephonleitungen und Pfähle um und dann setzt dieser wunderbare Flieger seine Maschine so sanft und leicht wie einen Schmetterling auf den Boden.

Es ist geschafft. Er steht auf und will aussteigen, aber er fällt aus dem Sitz heraus, er will sich wieder aufrichten, aber er bleibt doch lieber liegen. Neben ihm sind die beiden anderen Maschinen gelandet, die zwei Leutnants springen heraus, sausen hin und die leisen Flüche, die sie ausstoßen, sind sozusagen Dankesflüche, wenn es so etwas gibt. Der Kommandeur hat nur einen tüchtigen Streifschuß am Kopf, Himmelsakrament, Gottseidank, verdammt nochmal.

Ein Verband, nach dem Sanitätswagen telephoniert… Auf dem Flugplatz in Marckebeeke sthen zu der Zeit, da die Staffel von ihrem Flug zurückgekommen soll, einige Herren am Scherenfernrohr. “Da sind sie”, sagt der Adjutant, “eins, zwei, drei, vier…sechs…” dann hört er auf zu zählen, schweigt. “Wiseo sechs…”, murmult ein anderer. Ja, wieso sechs? Neun sind weggeflogen. Wo sind die drei anderen? “Der Kommandeur dabei?” fragt einer.

Er bekommt keine Antwort. Und weiter fragt auch keiner, aber als die erste Maschine aufsetzt, jagen sie hin. Es ist der Leutnant Wolff, der von oben den ganzen Vorgang beobachtet hat. Er berichtet rasch. Sie starren auf seinen Mund.

“Niederhoff und Brauneck sind bei ihm”, schließt er. Der Oberleutnant Bodenschatz eilt zum Telephon. Kaum ist er dort eingetroffen, ruft schon Niederhoff an und berichtet, daß der Rittmeister weggeschafft worden sei, wohin wisse er nicht. Um 12 Uhr ruft das Feldlazarett 76 St. Nikolaus aus Kortryk an. Der Rittmeister sei dort eingeliefert worden.

Shortly after crash-landing

The dramatic true story of the Red Baron, Wiliam E Burrows, 1972, Mayflower Books
6 July 1917
Wervicq

A lieutenant in an air-observation post about a mile away had seen Richthofen’s fall through his telescope and rushed to the spot under the two circling scouts. When he and a corporal reached Richthofen, they found him unconscious. After opening his collar and taking off the soaked helmet, they applied a field dressing to the wound. Woodbridge’s bullet had left a four-inch crease in Richthofen’s head, furrowing deeply enough so that, after the blood was washed off, his skull was plainly visible. So were several bone splinters. While the enlisted man ran for a field telephone, more soldiers arrived. Richthofen regained consciousness and was offered cognac. He declined it in favor of water. By the time an ambulance came, the Red Battle Flier was deathly white, running a high temperature, and feeling successively hot and cold. When the ambulance reached Menin, the site of the nearest aid station, he asked where he was. The medical officer, junior in rank and knowing who he was, told him. Richthofen then insisted on being taken to the hospital in Courtrai, having weighed the superior medical facilities there against the time lost.  The doctor shrugged compliance, and the ambulance was off again.

MvR wounded - Woodbridge's version

The Red Knight of Germany, the story of Baron von Richthofen, Floyd Gibbons, 1927, 1959 Bantam Books
6 July 1917
Wervicq

The man who shot Richthofen down that 6th of July morning was Flight Commander Albert Edward Woodbridge, who was a Second Lieutenant at the time and was acting as observer for Pilot Captain D. C. Cunnell, commanding a wing of the Twentieth Squadron, R. F. C.

Cunnell was killed six days afterward, but Woodbridge survived the war to tell his story.

“… It was a fine morning, that 6th of July, and the wind was in our favour. The six of us composing our flight buzzed off about ten o’clock and started for our patrol area, which was over Comines, Warneton and Frelinghein, up between Ypres and Armentières. We had been on our way about half an hour and were well over the German lines at an altitude of about twelve hundred feet. Swinging down from the north, we spotted a formation of eight speedy German planes. They wheeled around to the west of us and got between us and our own lines. I notice that the Baron calls this manoeuvre a trick to cut off our retreat. That’s pulling it rather long, because, you know, we did most of the fighting over the German lines – that’s where it all took place – and according to orders we were there looking for it.

As soon as they were behind us, we turned around and started for them to engage them. We had hardly got in contact with them when other enemy formations – larger ones – seemed to close in from all sides. Gad, I don’t know where they all came from. My word, I never saw so many Huns in the air at one time in my life before. We estimated later that there must have been about forty Albatross scouts altogether in formation that seemed to number from eight to twenty.

As Cunnell wrote in his report, ‘a general engagement ensued’. That’s formal verbiage for the damnedest scrimmage imaginable. I fired my fore and aft guns until they were both hot. I kept jumping from one to another. Cunnell handled the old F. E. for all she was worth, banking her from one side to the other, ducking dives from above and missing head-on collisions by bare margins of feet. The air was full of whizzing machines, and the noise from the full out motors and the crackling machine guns was more than deafening.

The Jerries showed more spirit than usual. They went to it hammer and tongs. This enabled us to fire from the closest range and was really to our advantage. Cunnell and I fired into four of the Albatrosses from as close as thirty yards, and I saw my tracers go right into their bodies. Those four went down, and fortunately some of our flight saw them tumble, because we were given credit for them.  Some of them were on fire – just balls of flame and smoke, you know – nasty sight to see, but no time to think about it at the moment.

Two of them came at us head on, and I think the first one was Richthofen. I recall there wasn’t a thing on that machine that wasn’t red, and God, how he could fly! I opened fire with the front Lewis, and so did Cunnell with the side gun. Cunnell held the F.E. to her course, and so did the pilot of the all-red scout. Gad, with our combined speeds, we must have been approaching each other at somewhere around 250 miles an hour. 

Thank God, my Lewis didn’t jam. I kept a steady stream of lead pouring into the nose of that machine. He was firing also. I could see my tracers splashing along the barrels of his Spandaus and I knew the pilot was sitting right behind them. His lead came whistling past my head and ripping holes in the bathtub.

The something happened. We could hardly have been twenty yards apart when the Albatross pointed her nose down suddenly. Zip, and she passed under us. Cunnell banked and turned. We saw the all-red plane slip into a spin. It turned over and over and round and round. It was no manoeuvre. He was completely out of control. His motor was going full on, so I figured I had at least wounded him. As his head was the only part of him that wasn’t protected from my fire by his motor, I figured that’s where he was hit. But I didn’t see him crash – Gad, no – too busy for that. More Jerries dove in from all directions, and we just kept on pumping it into any of them that whizzed by or that we could dive on. Hell of it was that it never seemed like it was going to be an all-day affair. Fact is that it only lasted about forty minutes, but that’s eternity in an air fight.

My hands were burned and blistered and my throat aching dry when we finally pulled out with all of our ammunition expended. The Archies gave us hell as we streaked it back for the lines. Our flight had knocked down seven Huns, of which number Cunnell and I were given credit for four on the testimony of other pilots. Our credit did not include the all-red chap, who now appears to have been Richthofen, because I was not sure whether he could not have righted himself before crashing, but he certainly was out of control.

 

JG1 Stab

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
6 July 1917
Kortrijksestraat 74, Kortrijk
Kortrijk

Seit 6. 7. Stabs-Geschäftszimmer Marckebeeke, Kortrijker Str. 74.

Verwundet

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
6 July 1917
Wervicq

An einem wunderbaren Tage (6. Juli 1917) unternahm ich mit meiner Staffel einen Jagdflug. Wir waren schon eine ganze Weile zwischen Ypern und Armentières herumgetobt, ohne so richtig zu einem Kampf kommen zu können. Da sah ich drüben ein Geschwader und dachte mir gleich: Die Brüder wollen ‘rüber. Sie kamen ‘ran an die Front, sahen uns, bogen wieder ab, und schon glaubte ich, ich hätte mir den Feind vergrämt. Deshalb mußte ich zu einer List greifen und flog weg; aber dauernd beobachtete ich das feindliche Geschwader. Es dauerte nicht lange, so sah ich sie wieder Richtung unserer Front fliegen.

Wir hatten ungünstigen Wind, d.h. also Wind von Osten her kommend. Ich ließ sie erst eine ganze Strecke hereinfliegen isn Land; dann schnitt ich ihnen den Weg zur Front ab. Es waren wieder meine lieben Freunde, die großen Vickers. Das ist ein englischer Flugzeugtyp mit einem Gitterrumpf; der beobachter sitzt vorn.

Nur langsam holten wir die schnellen Gegner ein. Wir hätten sie wahrscheinlich nie gekriegt, wenn wir nicht die grö225ere Höhe gehabt hätten und auf sie zu drücken konnten. Ich hatte nach einer ganzen Weile den hintersten so nahe vor mir, daß ich mir schon die Art und Weise, ihn anzugreifen, überlegen konnte. Unter mir flog Wolff. Ich erkannte an dem Tacken des deutschen Maschinengewehrs, daß er sich bereits in einen Kampf eingelassen hatte. Da drehte mein Gegner ab und nahm den Kampf mit mir auf. Aber immerhin noch auf eine so große Entfernung, daß man eigentlich von einem wehren Luftkampf noch nicht sprechen konnte. Ich hatte noch nicht einmal entsichert, soviel Zeit war noch, bis ich mich in den Kampf mit dem Gegner einlassen konnte. Da sah ich bereits, wie der Beobachter, wohl aus lauter Aufregung, schon schoß. Ich ließ ihn ruhig schießen, denn auf eine Entfernung von dreihundert Metern und darüber hilft selbst dem besten Schützen seine Schießkunst nichts. Man trifft eben nicht! Nun hatte er ganz auf mich eingedreht, und ich hoffte, in der nächsten Kurve hinter ihm zu sitzen und ihm was auf den Pelz brennen zu können. Da mit einem Male ein SChlag gegen meinen Kopf! Ich war getroffen! Für einen Augenblick war ich völlig gelähmt am ganzen Körper. Die Hände hingen mir runter, die Beine baumelten in die Karosserie. Das Übelste war: durch den Schlag auf den Kopf war der Gehnerv gestört, und ich war völlig erblindet. Die Maschine stürzte ab. Für den Augenblick durchzuckte mir den Kopf: Also so sieht es aus, wenn man abstürzt und sich kurz vor dem Tode befindet. Ich erwartete jeden Augenblick, daß die Flächen das Stürzen nicht aushalten und abbrechen würden.

Ich sitze allein in der Kiste. Die Besinnung hatte ich nicht für einen Augenblick verloren. Ich kriegte auch bald wieder die Gewalt über meine Arme und Beine, so daß ich die Steuer ergreifen konnte. Das Gas abstellen und Zündung herausnehmen machte ich mechanisch. Aber was half’s mri! Mit geschlossenen Augen kann man nicht fliegen! Ich hatte die Augen weit aufgerissen, die Brille weggeworfen, aber es war mir nicht einmal möglich, die Sonne zu sehen. Ich war volständig erblindet. Die Sekunden wurden mir zu einer Ewigkeit. Ich merkte, daß ich noch immer fiel. Die Maschine hatte sich wohl ab und zu gefangen, kam aber immer wieder ins Stürzen. Ich war wohl anfangs viertausend Meter hoch gewesen und konnte jetzt schon mindestens zweitausend bis dreitausend Meter gefallen sein. Meine ganze Energie zusammennehmend; sagte ich mir immer: “Ich muß sehen!” Ob mir die Energie dabei geholfen hat, weiß ich nicht. Jedenfalls, mit einem Male, konnte ich schwarze und weiße Flecke vor mir unterscheiden.Immer mehr und mehr bekam ich wieder mein Augensicht. Ich guckte nach der Sonne, konnte sie frei ansehen, ohne auch nur den leisesten Schmerz zu empfinden oder das Gefühl zu haben, ich würde geblendet. Ich sah wie durch eine schwarze, dicke Brille. Aber es genügte mir.

Mein erster Blick war auf den Höhenmesser. Er zeigte noch achthundert Meter an. Wo ich mich befand, ahnte ich nicht. Ichfing die Maschine wieder, brachte sie in eine normale Lage und setzte meinen Gleitflug fort. Nichts wie Granatlöcher waren unter mir. Einen großen Waldkomplex erkannte ich und konnte an diesem feststellen, ob ich drüben oder bei uns war. Zu meiner großen Freude sah ich, daß ich bereits ein ganzes Stückchen diesseits mich befand. Wäre der Engländer mir gefolgt, er hätte mich ohne Zucken abschießen können. Aber Gott sei Dank befand ich mich von meinen Kameraden beschützt, die sich mein Fallen und Stürzen anfangs gar nicht erklären konnten.

Ich wollte anfangs gleich landen, weil ich nicht wußte, wie weit ich es noch aushalten könnte, bevor ich ohnmächtig würde. Deshalb ging ich bis auf fünfzig Meter herunter, fand aber in den Vielen Granattrichtern kein Fleckchen, auf dem die Möglichkeit einer Landung war. Deshalb gab ich noch einmal Gas und flog Richtung Osten, in niedriger Höhe so lange ich noch das Bewußtsein hatte. Es ging anfangs ganz gut. Nach einigen Sekunden aber merkte ich wie die Kräfte nachließen und mir so sachte schwarz vor den Augen wurde. Nun war es höchste Zeit. Ich landete und konnte die Maschine sogar noch glatt hinsetzen, nahm dabei einige Pfähle und Telephonleitungen mit, was mir aber in diesem Augenblick ziemlich schnuppe war. Ich hatte sogar noch die Kraft, in meiner Maschine aufzustehen und wollte noch aussteigen. Dabei fiel ich heraus und hatte nun nicht mehr die Kraft aufzustehen, sondern legte mich gleich hin.

Sofort waren einige Leute zur Stelle, die den ganzen Vorgang beobachtet hatten und die an meiner roten Maschine erkannten, daß ich es war. Die Mannschaften wickelten meinen Kopf mit ihren Verbandpäckchen ein. Was nun geschah, war mir bloß noch in dunkler Erinnerung. Das Bewußtsein hatte ich nicht ganz verloren, aber ich befand mich in einem etwas döfig benommenen Zustande. Ich weiß nur noch, daß ich mich ausgerechnet auf eine Distel gelegt hatte und nicht mehr die Kraft fand, von dieser Stelle mich herunterzuwälzen, was auf die Dauer höchst peinlich war.

Ich hatte das Glück, meine Maschine neben einer Straße gelandet zu haben. Es dauerte nicht lange, da kam ein Sanitätsauto gefahren, in das ich gleich verfrachtet und nun in mehrstündiger Fahrt nach Courtrai in ein Feldlazarett geschafft wurde. Hier waren bereits die Ärzte vorbereitet und begannen nun ihre Arbeit.

Ich hatte ein ganz anständiges Loch im Kopf, eine Wunde von etwa zehn Zentimeter Länge, die man nachher zwar zusammenziehen konnte; an einer Stelle aber blieb der blanke weiße Knochen wie ein Taler groß frei liegen. Meinen Richthofenschen Dickkopf hatte ich wieder mal bewiesen. Der Schädel war nicht einmal durchschlagen. Mit etwas Phantasie konnte man bei der Röntgenaufnahme eine kleine Einbeulung feststellen. Ein Schädelbrummen das ich tagelang nicht los wurde, war weniger angenehm. In der Heimat wurde berichtet, ich läge mit schwerem Kopf- und Bachschuß im Lazarett, im übrigen ginge es mir aber recht gut.

Ich bin neugierig, wer eher in die Kiste steigen kann, mein Bruder oder ich. Mein Bruder befürchtete, ich bin es, und ich befürchtete, mein Bruder wird es sein.

James F. Miller's analysis of MvR's headwound incident.

Inside the victories of Manfred von richthofen - Volume 1, James F. Miller, Aeronaut Books, 2016
6 July 1917
Wervicq

I. How

On Friday 6 July 1917, Manfred von Richthofen was wounded attacking a flight of six RFC No.20 Squadron FE.2ds near Comines, France. Although this event is well known generally, and despite the author having written about this subject extensively elsewhere, the details of Richthofen’s wounding and its repercussions on his future are still widely unknown or misunderstood. These collective and persistent misunderstandings are so vast and so deep as to warrant examination anew, via detail far beyond that normally given 6 July 1917. A comprehensive work of this magnitude would be bereft completeness were it to exclude this subject.

Events began that day at about 1030 (1) (German time, one hour ahead of British time) when Jagdgeschwader 1 received an alert of incoming infantry support planes, which precipitated Jagdstaffel 11’s immediate takeoff. Led by Richthofen, Jasta 11 flew the better part of an hour between Ypres and Armentieres without enemy contact until they happened upon the No.20 FE.2ds approaching the lines. These six machines were commanded by four-victory Captain Douglas Charles Cunnell and had departed St. Marie Cappel France between 0950—0955 for an Offensive Patrol above Comines, Warneton, and Frelinghien, along the French/Belgian border. Under orders to attack any enemy aircraft they encountered—a task about which none of the twelve men held any illusions, since dozens of previous sorties had demonstrated how German fighters could out-maneuver their two-seater pushers and “shoot hell out of us from that blind spot under our tails, “(2) Cunnell’s observer/gunner Second Lieutenant Albert Edward Woodbridge opined the FE.2s were like “butterflies sent out to insult eagles… We were ‘cold meat’ and most of us knew it.(3)

Regardless, they sallied across the lines to bomb an oft-targeted ammunition dump in Houthem before reaching their assigned patrol area. Richthofen shadowed “the Big Vickers” as they went, content to bide his time and let them fly deeper into German territory, but soon Cunnell’s maneuvering prior to No.20’s bomb run fooled Richthofen into believing the English had detected Jasta Il and were turning away to avoid combat. To counter this, Richthofen led his machines south toward the pushers to position west of the English formation and “cut off their retreat,” ensuring the presumably timid FE.2s would have no choice but engage the Germans blocking their way back to St. Marie Cappel. Moments after bombing Houthem No.20 saw the Albatrosses behind them, approaching from the north and “making for lines West of F.E. formation.”(4) Cunnell immediately banked right and led the pushers “behind clear, E.A. so as to engage them (5) – to be absolutely clear, since this detail is one that is often overlooked, at this point the FE.2s were in pursuit of Jasta I I’s Albatros D. Vs—yet this chase hardly had begun when “before you could say Jack Robinson(6) an estimated 30 additional Albatrosses swarmed in “from all sides, also front above and below.” Within seconds, No.20 Squadron had gone from quarry to hunter to becoming so tactically disadvantaged that they had little recourse but form a defensive circle.(8)

Far below the developing battle, Air Defense Officer Leutnant der Reserve Hans Schröder was assigned to an observation post on la Montagne (“The Mountain”), an area of high ground just south of Werviq-sud, France, from which he observed aerial activity and alerted nearby Jagdstaffeln of incoming enemy airplanes. Due to this relationship Schröder had visited various Staffeln and was familiar with the top German airman and their gaily-colored airplanes. He could identify them in flight, even when using field glasses to observe them at high altitudes.

It was during such observation that Schröder witnessed the struggle overhead:

“There was a mighty battle taking place in the air between Werwick (sic) and Comines, somewhere close to us. Richthofen had pitted himself against the famous English ‘merry go round’ squadron.

“Eight (sic) F.E.s…were revolving round one another in couples… The technique and tactics of the English were amazing, their main principle being that each machine should not look after itself but its partner. Each one therefore protected the other against any attack by their German opponents…

“The Englishmen refused to be rushed, and their steadiness gave them an absolute superiority. Meanwhile our machines tried to break their formation by a series of advances and retreats, like dogs attacking a hedgehog. They pirouetted and spiraled, but their movements exposed them to more risks than their opponents, who appeared to be invulnerable and unassailable. “(9)

Far from invulnerable, the FE.2s were in the middle of all they could handle. In A6512, Woodbridge effected a nearly continuous return fire, switching repeatedly between the fore and aft machine guns as Cunnell “ducked dives from above and missed head-on collisions by bare margins of feet.”(10) He had never seen “so many Huns in the air at one time (11) and claimed a flamer after firing “a hole drum into him. (12) Cunnell claimed another two Albatrosses after firing “large bursts…from back gun” that ‘/entered (each) fuselage under pilot’s seat, and A6498 observer Second Lieutenant A. E. Wear’s spirited fire led to a claim of ‘lone E.A. out of control” after “a large burst at a range of about 20 yards…entered E.A. from underneath, entering between engine and pilot.”(14) Yet the Germans “went to it hammer and tongs”(15) and inevitably their fire found its mark. A6376 had its oil tank and epicyclic gear shot through, A1963 suffered a damaged magneto and severed tail boom, and observer Second Lieutenant S. F. Trotter was mortally wounded defending A6419.

Aboard 6512, as Cunnell banked through “the damnedest scrimmage imaginable “(16) Woodbridge spotted two approaching Albatrosses—the first of which was an “all-red scout”(17) This was Richthofen, who at some point after passing behind No.20 had reversed course and then led Jasta 11 back east toward the melee. Singling out A6512 —to which Richthofen later referred as “the last plane,” suggesting the FE.2s’ defensive circle had widened considerably, had become ragged, or had even disintegrated altogether—Richthofen flew in from far enough astern to provide himself ample time to “consider a means of attacking. “(18) However, he was unable to gain firing position before the FE.2 turned back toward him and opened fire in a head-on run—a tactical situation he disliked because “one almost never makes (the two-seater) incapable of when attacking it head-on. Yet he did not disengage and instead checked his fire and bore-sighted the FE.2, planning to pass beneath it before hauling his Albatros around to attack from its six o’clock low.(20)He ignored Cunnell and Woodbridge’s continuous gunfire as he came in, confident that “at a distance of 300 meters [984 feetl and more, the best marksmanship is helpless. One does not hit one’s target at such a distance. “(21)

This is another crucial detail that is persistently misunderstood: “300 meters” marks the beginning of A6512’s gunfire—not the end—and therefore defines not the distance at which Richthofen was hit but the length of the head-on run, during which the two airplanes converged nearly 79 meters (260 feet) per second at a combined speed of approximately 281 km/h (175 Thus, two seconds after Richthofen saw A6512 open fire, the converging combatants had already covered more than half the distance between them. One second later the initial 300 meter range had dwindled to 63 meters (207 feet)—72% less than it had been two seconds previously—and approximately a half-second after that only 19 meters (60 feet) separated the airplanes.

Woodbridge recalled that as the FE.2 and Albatros converged, he and Cunnell “kept a steady stream of lead pouring into the nose of that machine”(23) and saw his own fire splashing along the barrels of his Spandaus. “(24) After the war Woodbridge stated return fire struck the cockpit around him, yet Richthofen recalled neither firing on the FE.2 (he later wrote that his guns were still in safety) nor his Albatros taking any hits.

In any event, at some point during the 3.5 to 4 second head-on run—Richthofen’s recollection suggests early on, while Woodbridge’s suggests toward the end—a single bullet struck the left rear side of Richthofen’s head and caromed off his skull. He was immediately rendered blind and paralyzed.(25) Dazed, his limbs fell from the controls and Woodbridge watched his Albatros hurtle underneath the FE.2 before rolling into a spiral dive. Cunnell immediately banked the pusher to thwart an expected stern attack but instead he and Woodbridge watched as Richthofen’s plane “turned over and over and round and round. It was no maneuver. He was completely out of control. “(26)

Inside the Albatros, the still-conscious Richthofen felt his machine falling but could do nothing. His “arms [hung] down limply beside me”(27) and his

“legs (flopped) loosely beyond my control. “(28) The engine noise seemed very distant, and it occurred to him that “this is how it feels when one is shot down to his death”(29) Realizing the increasing airspeed would eventually tear off the wings, he resigned himself to the inevitable.

Within moments, however, he regained use of his extremities and seized the flight controls. Shutting down the engine, he tore away his goggles and forced his eyes open, willing to himself, “I must see—I must—I must see.”(30) It was useless. Without vision—and likely experiencing some degree of spatial disorientation—he could not control the falling Albatros. Apparently it began a phugoid motion, whereby the airplane’s diving airspeed increased lift and caused it to climb, which then decayed airspeed and lift until it nosed over into another dive to repeat the motion: “From time to time,” Richthofen recalled, “my machine had caught itself, but only to slip off again.”(31)

After falling an estimated two to three thousand meters Richthofen’s vision returned—first as black and white spots, and then with increased normality.

Initially it was similar to “looking through thick black goggles” but soon he saw well enough to regain spatial orientation and recover the Albatros from its unusual attitude. After recognizing he was over friendly territory, he established a normal glide east and as he descended was relieved to see two of his Jasta 11 comrades providing protective escort. Yet at 50 meters he could not find a suitable landing field amongst the cratered earth below, forcing him to restart his engine and continue east along the southern side of the Lys River until waning consciousness forced the issue, cratered earth or no: he had to get down immediately.

Fortunately, he had flown far enough east to spot a field free of shell holes and so he brought the Albatros in, flying through some telephone lines before landing in a field of tall floodplain grasses and thistles in far northeast Comines, France. This location is confirmed via a post-landing photograph in which the 14th century church Sint Medarduskerk is visible through the Albatros’ starboard wing gap. Located on the northern Lys River bank in Wervik Belgium, Sint Medarduskerk’s orientation with respect to the photographed Albatros verifies the landing sight was indeed in Comines. (See Sidebar: Richthofen’s Emergency Landing.)

Where he landed made little difference to Richthofen—afterwards, he could not even remember the location. Rolling to a stop, he released his seatbelt and shoulder harnesses and attempted egress. Standing proved to be too much; he staggered and then fell to the ground. Landing on a thistle, he lay there without the strength to roll Off. Less than a half-mile away, Hans Schröder and his corporal were “puffing and panting” down the side of la Montagne as they ran to administer first aid to the wounded airman, whose descent and subsequent landing they just witnessed. They found Richthofen lying on the ground “with his head resting on his leather helmet, while a stream of blood trickled from the back of his head. His eyes were closed and his face was as white as a sheet.”(32) The pair managed to bandage his head and then Schröder sent his corporal to call an ambulance. While waiting, Richthofen drank some cognac procured from an onlooking soldier and then asked for water—a ubiquitous request of those with gunshot wounds.

Upon ambulance arrival Richthofen was placed on a stretcher and then driven toward Courtrai, his requested destination. Schröder rode with him, opening and closing the ambulance window as Richthofen complained alternately of being too hot and then too cold, but otherwise the pair rode in silence. Initially they stopped in Menin, whose medical facility was closer than Courtrai, but this was unacceptable to Richthofen, who commanded, “I want to go to Courtrai—at once, Please don’t stop here any longer! “(33) Dutifully the ambulance drove on until arriving at 16 Infantry Division Feldlazarett 76 in St. Nicholas’s Hospital, Courtrai.

Richthofen’s diagnosis upon admittance was “ricochet to the head from machine gun (34) the location of which was on the left side of his head, “on the border between the occiput and the parietal Although the bullet was a nonpenetrating ricochet it created what doctors noted was a “Mark-sized” scalp wound with slightly gray, irregular margins. 36) His temperature was 37.20C (990F), his pulse 74 and ” strong”, and although there was “no sign of internal bleeding or of an injury to the inner surface of the Richthofen— not surprisingly—complained of headache. After medical personnel shaved his head and administered clorethyl anesthesia, Obergeneralarzt Prof. Dr. Kraske operated to determine the nature and severity of the wound:

“On the base of the wound is still some musculature with periosteum (dense fibrous membrane covering bone surfaces except at the joints and serving as a muscle and tendon attachment) and galea (sheetlike fibrous membrane that connects the occipitofrontal muscle to form the epicranium (membrane covering the skull)).

Incision (is) to the bone. The bone shows only superficial roughness, no other injury. The cranium is not opened as there is no sign of injury to its contents. Then the entire wound is excised within health tissue.(38) Fairly strong bleeding. Several catgut sutures through the galea, skin sutures with silk. “(39) Dr. Kraske sutured Richthofen’s wound as completely as possible but a portion 3 cm long and 2 cm wide remained open, exposing Richthofen’s bare skull. The wound was dressed with an iodoform(40) gauze tamponade and a pressure bandage, and then his entire head above the ears was swaddled in bandages. He also received a tetanus shot.

Afterwards, Richthofen wrote about his injury: “I had quite a respectable hole in my head, a wound of about ten centimeters (four inches) across which could be drawn together later; but in one place clear white bone as big as a Taler (coin similar to U.S. silver dollar) remained exposed. My thick Richthofen head had once again proved itself. The skull had not been penetrated. With some imagination, in the X-ray photos one could notice a slight swelling. It was a skull fracture that I was not rid of for days…”(41)

Richthofen was bed-ridden during his initial recovery—to Bodenschatz he appeared “pale and uncharacteristically weak”(42) – and at times complained of headaches. He read reports and wrote letters to combat “the boredom that torments me amply here in bed “(43) and soon shared a room with Kurt Wolff after the latter was shot through the left wrist 11 July. On 13 July Richthofen’s sutures were removed and although his wound looked ” fine” he felt poorly that evening—doctors recorded, “temperature rises to 38.20C (almost 101°F). Slight constipation. Tongue is coated. “(44) Morphine was administered, after which Richthofen had “good sleep” and felt well again the next morning. His diet improved from the initial a milk, tea, eggs and soup”(45) to “roast, potato, vegetable, butter, bread, sausage, wine, “(46) and by 17 July he felt well, with lessened headaches and “no other problems, especially no unsteadiness when standing up with closed eyes” (47) Further x-rays revealed nothing negative.

On 20 July Richthofen’s wound looked clean, although “in the center the bone is visible, the size of an almond”(48) Regardless, he had regained sufficient strength—and no doubt inspired by restlessness and boredom—to visit his comrades at Marckebeke. This he did, although to his mild annoyance he was forced to endure a nurse chaperone. Richthofen paid for this excursion, as the following day doctors noted: “He does not look so great today. Therefore, he is advised to keep more rest.”(49)

On 25 July, after having felt well since 21 July, doctors deemed further hospitalization unnecessary. Richthofen’s wound had changed little, although they noted a slight increase in granulation tissue.(50) The still-exposed bone was covered with boric acid ointment(51) and the entire wound was covered with black ointment.(52) Consulting surgeon Oberstabsarzt Prof. Dr. Läven advised Richthofen not to fly until the wound healed completely, because “there is no doubt that there was a strong concussion of the brain (commotion cerebri) associated with the wounding, even more likely, associated with an internal bleed. Therefore, it could happen during a flight, that the sudden changes in air pressure could cause disturbances of consciousness” (53) This contradicted the earlier diagnosis upon admittance that Richthofen showed “no sign of internal bleeding.”

Regardless, having been informed of this possibility, Richthofen promised not to fly until he received medical permission—a promise that turned out to be so much chin music—and shortly thereafter he was discharged. (See The Supposed PTSD for comprehensive analysis regarding the long-term effects of this wound.)

II. Where

Although history has long-credited Cunnell and Woodbridge with firing the wounding shot, many believe researcher Ed Ferko’s postulation that Richthofen was actually hit by German “friendly fire” emanating behind him. This theory is supported by the beliefs that 1) the 300 meter distance at which Cunnell and Woodbridge opened fire was too great for accurate gunnery, and/or 2) the wound’s rearward location excludes a frontal shot. I.e., how could an airplane in front of Richthofen shoot him in the back of the head?

Prior to any conclusions regarding who shot Richthofen, where he was shot must be determined with as much anatomical precision as possible. Unfortunately, direct evidence is lacking. There are no known photographs of the wound and the head x-rays were destroyed in the 1970s to create storage room for modern records.(54) Thus, the closest direct evidence comes via Richthofen’s medical history, whereupon hospital admittance surgeons described the wound as being located “left on the border between the occiput and the parietal bone.”

“Border” refers to a suture, which is a line of junction or an immovable joint between the bones of the skull, where the bones are held together tightly by fibrous tissue. Specifically regarding Richthofen, this “border” description refers to the Lamboid suture between the left parietal bone (one of two large bones which form the sides and top of the skull) and the occipital bone (the curved, trapezoidal bone that forms the lower rear skull; i.e., the occipital). This suture runs at a 120 degree angle off the Sagittal suture, which runs front-to-back directly up the center of the skull between the parietal bones. For a person sitting upright, the Lamboid suture runs downward from back-to-front at a 30 degree angle to the horizontal.(55)

Despite that specificity, each skull is different. Some skulls have squat occipital bones while others are quite high, depending upon general skull shape, and so the suture line between the occipital and parietal bones does not necessarily identify the same location on every person.(56) But it does support the general assertion that when laterally viewing the left side of Richthofen’s head, the wound was right of an imaginary line drawn vertically through the left ear.

This location is corroborated circumstantially via photographs taken of Richthofen after his initial head “swaddling” was removed sometime between 20—31 August (possibly the 27th, after bone splinters were removed from the wound) and replaced by a smaller, more localized dressing. Unfortunately, in most photographs it is all but obscured by Richthofen’s flight helmet or other head cover, yet in at least two photographs and one cine film these obstructions are absent which provides a clear view of the dressing and its restraining chin strap. Beginning above and slightly behind the left earlobe, it ran vertically up and then across the top of the head to approximately as far right of the sagittal suture as the right eye—in a photograph in which Richthofen faces the camera, the edge is at approximately Il o’clock. It was secured via a strap that wrapped under Richthofen’s chin and then up behind the left earlobe, where it branched into two near-vertical and parallel straps that continued across the top of the dressing, on the far side of which they rejoined into a single strap that descended vertically in front of the right earlobe before passing back under the chin, thereby encircling Richthofen’s entire head.(57)

Having established a general location, the next determination is whether Richthofen’s wound was parallel, perpendicular, or oblique to “the border between the occiput and the parietal bone.” Determining this orientation is paramount because bullets that produce wounds such as Richthofen’s travers these wounds lengthwise – i.e., in Richthofen’s case, along its 10cm axis.

Thus, determining wound orientation determines direction of fire.

The first step requires examining the injury itself, which medical descriptions reveal was a non-penetrating tangential gunshot wound. Although not life-threatening, Richthofen’s injury was much worse than the cavalier “graze” or “crease” descriptions normally ascribed. The difference is noteworthy. With graze gunshot wounds, a bullet strikes the skin at a shallow angle and creates an elongated abrasion without actual skin penetration. But with tangential gunshot wounds, although the bullet still strikes the skin at a shallow angle it creates a lacerating injury that extends down through the subcutaneous tissue.(S8′ In Richthofcn’s case, all the way down to the cranium, from which the bullet ricocheted (hence non-penetrating) to create a somewhat gaping oval “Mark-sized” scalp wound approximately 10 x 6 cm(59) in area and 3.5 to 4.0 mm deep.(60)

Additionally, this injury may have been accompanied by a first-degree gutter fracture of the skull, caused when a bullet grooves the outer table of the skull(61) and carries away small bone fragments, driving them with great violence into the surrounding tissue.(62) Although X-rays revealed no skull fracture, surgeons observed “superficial roughness” on the cranium (a bullet groove?) and it is known that for at least seven weeks afterward Richthofen endured the removal of numerous bone splinters. Modern wound ballistics expert Dr. Gary J. Ordog(63) supports the possibility of fracture, writing “(if) bone fragments were removed days later then there was obviously a skull fracture, even though it may have only been the outer table. If (a) bullet grooves the outer table of the skull…it is considered a skull fracture. Nowadays, that is well seen on CT scanning. ..

In any event, if Richthofen was either shot frontally by A6512 or from the rear by another Albatros; and presuming he focused on the onrushing FE.2 to avoid a head-on collision and judge his planned course reversal (i.e. sitting normally and looking forward—there would be little-to-no reason for him to look elsewhere during those scant 3.5 to 4 seconds); and knowing that bullets which create tangential wounds have a shallow impact angle with an almost parallel convergence between the bullet and the surface it strikes; then Richthofen’s bullet wound should have been oriented more or less horizontally along the left side of his head, with at least some part of this wound crossing the Lamboid suture.

However, at least two if not three reasons render a horizontal wound orientation unlikely. The first is Richthofen’s strapped-on localized dressing, which via the photographs and cine film noted previously was unquestionably aligned vertically rather than horizontally. Every doctor this writer consulted agreed that using a vertical bandage the size of Richthofen’s would have been inconsistent with dressing a 10 cm horizontally-oriented wound because the ends of the laceration would have remained exposed. Rather, dressing a vertical wound entirely with a vertical dressing would have protected the still healing wound from dirt, sweat, the rabbit fur-lined flight helmet and the cold temperatures at altitude.(65) It would have covered any pustules and incisions associated with bone splinters and their removal, and it would have kept any topical ointments free of dirt and other septic impurities. Partially dressing a horizontal wound with a vertical dressing provides either no such protection or partial protection at best.

Secondly, if the wound were located horizontally and partly above some portion of the Lamboid suture, “on the border between the occiput and the parietal bone” could mean anywhere along the suture’s full length, from near the top of Richthofen’s head to below/behind his left ear and anywhere in between. As such, “on the border” is an anatomically imprecise locator of a horizontally oriented wound and although speculative, it seems unlikely doctors would document Richthofen’s wound so imprecisely.

Less speculative is a photograph of Richthofen’s flight helmet worn 6 July that shows clearly a wide jagged tear beginning (or ending) above and behind the left ear flap that parallels a vertical seam extending up toward the top of the helmet. On either side of this tear the helmet is undamaged—strong documentary evidence supporting vertical bullet travel.

This and all presented forensic evidence reveals Richthofen’s wound was oriented vertically rather than horizontally, more or less parallel and slightly forward the Lamboid suture, over which the “marksized” wound initially gaped to allow surgeons its visual eyewitness.

As noted previously, since bullets which cause tangential gunshot wounds traverse these wounds lengthwise along their long axes, then the bullet which inflicted Richthofen’s vertically oriented wound must have been traveling vertically as well. Conclusion: Richthofen was shot from neither the front nor the rear.

Then from where? Unfortunately, determining the bullet’s exact origin and impact angle is impossible, as is determining the precise angle at which any bullet strike ceases to be a ricochet and instead becomes penetrating. There are far too many variables (such as speed, direction, trajectory, range, air pressure, air temperature, head movement, biological composition, projectile speed at impact, tumbling, and intermediate barriers) to identify an absolute angular demarcation between ricochet and penetration. Until the availability of wound ballistics studies which concern headshot ricochet angles, absolutes do not apply beyond the general principle that the flatter the impact angle the greater the likelihood of a non-penetrating ricochet.(66) Additionally, although we know bullets which produce tangential gunshot wounds traverse these wounds lengthwise, it is difficult to establish direction—i.e., from left-to-right or right-to-left— without direct wound examination for skin tags. Skin tags are created when an impacting bullet stretches the skin until its elasticity is overcome and the margins of the resultant wound trough are multiply lacerated with the formation of these “tags”, or tears. The lacerated borders of these tags are located on the side of the skin projection nearer the weapon—i.e., they point in the direction the bullet traveled.(67)

Without such precise directional evidence we are left with two possibilities. Since the Lamboid suture angles downward approximately 30-degrees from horizontal and forward approximately 30-degrees from vertical, then to inflict a tangential gunshot wound along this suture after a nearly parallel convergence and subsequently shallow impact angle, the bullet that struck Richthofen must have arrived from either his 1) ten o’clock and approximately 30-degrees below the Albatros’s lateral axis— directly in the blind spot created by the lower port wing—or 2) from four o’clock and approximately 30-degrees above the Albatros’s lateral axis—outside Richthofen’s peripheral field of vision. Allowing for possible head rotation 45-degrees left and right of center does not affect the 30-degree impact angles but Would expand the azimuth slightly from ten and four o’clock to ranges of nine to eleven o’clock low and three to five o’clock high. However, the author believes Richthofen was endeavoring to avoid a head-on collision and was most likely sitting upright and facing forward when struck by the bullet.

III. Who

If neither A6512 nor an Albatros behind Richthofen fired the wounding shot, then who did? The short answer—we will never know. The long answer— there are three possibilities:

  1. Richthofen was shot by another Albatros. Friendly fire still cannot be discounted, considering the type of whirling battle as described by Cunnell, Woodbridge, and Schröder. It is not unreasonable to postulate, for instance, that an unseen Albatros tracked A6512 from the latter’s four o’clock low and opened fire from this position as the FE.2 began its head-on firing run at Richthofen. Recall Woodbridge stated he and Cunnell came under fire at this time (“lead came whistling past my head and rip(ped) holes in the bathtub”(68)(euphemism for the FE.2’s fuselage) but presumed it was from Richthofen. Such a deflection shot would require the unseen Albatros continuously adjust aim ahead of the FE.2 perhaps one of its bullets struck Richthofen when he suddenly appeared from the right and flew into this line of fire.

Of course, this illustrative speculation is but one of many possibilities. It is just as likely Richthofen flew into bullets fired by Albatros above him and aimed at another FE.2 that missed the English plane and struck Richthofen instead. The possibilities are as many as one can conjure.

  1. Richthofen was shot by an FE.2d other than A6512. It is possible Richthofen came under fire from several FE.2s at once, especially if they were still in a defensive circle. No.20 combat reports note “several…E.A. were engaged from favourable positions and at close ranges and driven down, and recall that A6498 ‘brought down one E.A. out of control, fifing a large burst at a range of about yards, and tracers entered E.A. underneath, entering between engine and pilot. “(70) None of these claims can be linked to Richthofen, but they do illustrate the frequency of multiple close-range firing
  2. Richthofen was shot by No. 10 Squadron Royal Naval Air Service Sopwith Triplanes. Heretofore unaddressed in this work, four No. 10 RNAS Sopwith Triplanes happened upon the battle when above Deûlémont and entered the fray at 11.00”(1*)

Having departed Droglandt France at 0940, this offensive patrol consisted of four Triplanes from B Flight(71) (Flt. Lieut. Raymond Collishaw; Flt. Lieut. William Melville Alexander; FSL Ellis Vair Reed; FSL Desmond Fitzgerald Fitzgibbon).(72) After flying for over an hour Collishaw spotted “an encounter between some F.E’s and a number of enemy scouts”(73) below; Reid counted “15 E.A. at 8,000 ft. “(74) Regardless of their numerical inferiority B Flight “dived and went into the fight, “(75) after which a “general engagement ensued” as the four Tripes tangled with a horde of aggressive Albatrosses. When it was all said and done the four B Flight pilots returned to Droglandt claiming nine Albatrosses. Eventually, they were credited with four OOC.(76)

But were any of them Richthofen? Despite B Flight’s claims, Richthofen’s was the only Albatros that never returned from that battle (as far as is noted in the surviving records for that area and time of day)—any of the “OOC” claims could refer to him. Yet Richthofen did not mention Triplanes in his account, nor did he portray the kind of intense dogfighting as is described in B Flight’s combat reports. Therefore, it seems that if a B Flight pilot fired the wounding shot it would have most likely occurred during their initial dive at 1100, before Richthofen was aware of their presence.

Examining the timeline, B Flight’s 1100 attack was approximately fifteen to twenty minutes after No.20 Squadron was first attacked between 1040-1045(77),but because it is unknown when Richthofen reversed course back east after “cutting off” No.20 Squadron the specific time of his attack on A6512 is also unknown. However, recall that as Schröder watched from la Montagne (‘the aerial battle lasted for a good quarter of an hour” before “Richthofen’s red machine went suddenly on to its nose and shot down out of the throng of combatants. “(78) Based on when the battle began, this estimation marks the time of Richthofen’s fall at approximately either 1055 or 1100. The latter time matches B Flight’s engagement time exactly.

Crosschecking these timelines requires comparing the combatants’ reported altitudes. Since No.20 Squadron was first attacked at 12,000 feet and then fifteen to twenty minutes later B Flight had to dive to 8,000 feet to attack, obviously the combatants lost altitude as the battle progressed. Given that No.20 Squadron’s combat reports state they fought from 12,000 feet to 3,000 feet between 1040—45 and 1120, there was an average altitude loss of either 225 feet per minute (fpm) or 257 again, depending when the battle started. Based on these rates, when No. 10 Squadron made their initial diving attack at 1100, the aerial battle had descended to either 7,500 or 8,145 feet altitude—the latter a close match with No. 10 Squadron’s reported 8,000 foot attack.

However, none of this matches Richthofen’s account. In it, he states his altitude “at the beginning” was 4,000 meters (13,123 feet). The beginning of what? Stalking No.20 Squadron? His head-on run with A6512? His uncontrolled fall? The first seems most likely, as only No.20 Squadron recorded being close to this altitude ( 12,000 feet), and it coincides with Richthofen’s comment that Jasta 11 had a “greater altitude” than No.20 Squadron. After turning back east Richthofen traded this altitude for airspeed to close on the FE.2s but he did not state to what altitude he descended before entering the head-on run with A6512. He only estimated that after being shot he fell “two or three thousand meters” before recovering at 800 meters, which he read off the altimeter.

Presuming this 800 meter recovery altitude is accurate, then Richthofen’s “two to three thousand meter” fall reveals his attack altitude was either 2,800 or 3,800 meters (9, 186 to 12,467 feet). Neither matches No. 10 Squadron’s 8,000 foot attack altitude. The former comes closest but the latter is way off—as noted previously, it is higher than the highest altitude flown by No.20 Squadron at the start of the attack ten to fifteen minutes earlier. That Richthofen’s estimations varied so widely is understandable, considering he had been shot, concussed, dazed, paralyzed, blinded, and then spatially disoriented as his airplane spiraled, swooped and dived. He did not know or did not remember his attack altitude and simply had no useful frame of reference with which to measure his altitude loss.

Regardless, presuming the deduced 2,800 meter estimate of Richthofen’s attack altitude is accurate, then based on the battle’s 225—257 fpm average altitude loss between 12,000 and 3,000 feet, the FE.2s would have reached 2,800 meters at either 1053 or 1056. This reveals rough estimates of Richthofen’s attack time at that altitude: 1053 if the battle began at 1040—within two minutes of Schröder’s estimation that Richthofen fell(2*) 15 minutes after the battle started, but seven minutes prior to the Tripes’ 1100 attack—or 1056 if it began at 1045, which would be a little further (four minutes) from Schröder’s 15 minutes estimation but three minutes closer to No. 10 Squadron’s 1100 attack time—which in this timeline matches Schröder’s 15 minute estimation of 1100.

Yet Richthofen’s possible 2,800 meter attack altitude is 362 meters (1,186 feet) too high to match the triplanes’ initial attack at 8,000 feet. Thus, the circumstances of Richthofen’s wounding must be compared with B Flight’s individual pilot accounts to detect any matches or similarities. Specifically, with those portions referencing the Tripes’ 1100 dives:

Flt. Lieut. Collishaw – “At the beginning of the fight, I attacked and drove down one scout entirely out of control, the pilot appearing to be hit.”

Flt. Lieut. Alexander “I dived on one E.A. and closed to within about 75 feet behind him, firing about 25 rounds. I could see all my tracers going into the pilot’s back and he fell against the side of the fuselage and the machine nose-dived completely out of control.”

Flt. Sub-Lieut. Reid “I attacked one and after firing a good burst, the E.A. nose-dived and then turned over on its back and went down to about 4,000 ft. when it again nose-dived and then side-slipped after which I lost sight of him, he was completely out of control. ”

Flt. Sub-Lt. Fitzgibbon — “We dived down on several scouts. I fired a long burst at one broadside on at close range. I saw tracers going into him but he appeared to carry on.”(80)

Of these four examples, Fitzgibbon’s account is the furthest from matching Richthofen’s experience. His attack was ineffective and the “broadside” firing angle—i.e., at or near a 90-degree deflection shot— was too lateral to have caused Richthofen’s wound. Collishaw and Alexander claimed OOCs after each believed their fire struck and incapacitated the pilots Alexander’s account is most interesting, inasmuch as he fired from a range close enough to believe his tracers struck the pilot, albeit in the back, not the head. This target then immediately nose-dived out of control, as did Reid’s claim—both accounts match Woodbridge’s that “the Albatross (sic) pointed her nose down suddenly” before it “turned over and over and round and round…completely out of control. “(81) Yet Collishaw stated Alexander shot this Albatros off his tail, in which case the event could not have occurred during the Tripes’ initial diving attack, and although Reid’s account matches Richthofen’s description of “from time to time my machine had caught itself, but only to slip off again,” Reid’s eyewitness could have beheld any of the maneuvering Albatrosses they claimed as falling out of control.

The most tantalizing part of No. 10 Squadron’s combat report is Collishaw’s statement that after diving into the fight he “saw one of my flight get an E.A. and observed it crash on the ground.” If one accepts his eyewitness as accurate then it could only be Richthofen he observed on the ground since presumably Richthofen was the only Albatros brought down. Yet “crash” is a too strong description of Richthofen’s emergency landing, and undoubtedly several minutes elapsed between Richthofen’s wounding and his landing—several minutes in which Collishaw had his hands too full battling the swarming Albatrosses to allow his continuous observation of this particular stricken and falling airplane. “In a situation of this sort things happened quickly,” Collishaw wrote. “You might get in a good shot and see the hostile fighter fall off one wing and go down but you would not be able to follow up your attack for a pair of his fellows would be on your own tail “(82)

In any event, it appears none of No. 10 Squadron’s combat reports offers conclusive evidence that one of their Tripes fired the wounding shot, The reports certainly can not be considered on their own merit lest the tail wag the dog, and binding them with B Flight’s attack time and altitude still does not provide conclusive evidence. More than likely, Richthofen was hit prior to their arrival.

Conclusion

Despite the possibilities suggested by this work’s presented evidence, there is no definitive answer as to who shot Richthofen 6 July 1917. Although gunshot wound ballistics exclude Woodbridge and Cunnell (regardless of their point-blank gunnery) as well as any German pilot flying with or directly behind Richthofen, none of the various combatants’ timelines and altitudes match well enough to state conclusively who fired the telling shot. That is, not beyond the generality that Richthofen was struck by either an errant shot fired by another Albatros or a deliberate shot fired by an FE.2 in his blindspot. Either is just as likely but across the decades any definitive answer has vanished into historical vapor—if it could have ever been determined at all.

 

Richthofen’s Emergency Landing

Approach, Touchdown, and Rollout Once Richthofen recovered from the initial impact trauma of being shot and had regained control of his plunging Albatros, he understood the immediate need to land and receive medical attention. With waning consciousness he flew east along the southern side of the Lys River until spotting a suitable landing field. About his approach he later wrote:

(‘I had no idea where I was… Nothing but shell holes was below me. A big block of forest came before my vision, and I recognized that I was within our lines.

“First, I wanted to land immediately, for I didn’t know how long I could keep up consciousness and my strength; therefore, I went down to fifty (meters) but could not find amongst the many shell holes a spot for a possible landing. Therefore, I again speeded up the motor and flew to the east at a low height. At this, the beginning, I got on splendidly, but, after a few seconds, I noticed that my strength was leaving me and that everything was turning black before my eyes. Now it was high time.”

Fortunately, Richthofen was already flying into the wind, which increased his descent angle and reduced his groundspeed and eventual landing distance. Had there been the more common westerly wind that day he most likely would have landed with a tailwind because the urgency to land before losing consciousness would have eclipsed the normal flying procedure of maneuvering into the wind, which for Richthofen would have involved an extremely low-altitude (150 feet or less) 1800 course reversal while struggling to retain consciousness. Since tailwinds increase groundspeed, landing distance, and can precipitate porposing and ground loop for the unwary (or in this case, semi-conscious), the east wind was one of the few breaks afforded Richthofen that day.

Richthofen recalled he landed “without any particular difficulties” but by his own admission “tore down some telephone wires.” Post-landing photographs reveal airplane damage consistent with a hard landing. Contrastingly, his post-victory landing 17 September 1916 is serially described as “poor,” based entirely on a self-deprecating statement regarding what had just been one of his first single-seater landings after almost a year of flying two-seaters There is no evidence of any aircraft damage and a universal disregard of his ability to takeoff again minutes later and fly away without incident (if he even really landed at all), yet his landing 6 July is considered “good” despite ample photographic evidence to the contrary. Perhaps a better description of that landing is it was good under the circumstances.

The Albatros D.V(84) rolled to a stop facing east-northeast in a field of tall floodplain grasses and native thistles.(85) All known post-landing photographs of this machine feature its starboard side and show it sitting tail-low in the weeds, leaning to starboard. At first glance the airplane appears normal. The leading edges of the wings show the usual flaking paint and insect accumulation common in summer months, although the lower wings are more affected than the upper, probably due to their closer proximity to any dirt, mud, pebbles and stones kicked up by the prop. The fuselage is intact and without evidence of battle damage, nor is there any visible damage to what can be seen of the engine, spinner, propeller, exhaust manifold, radiator and associated plumbing. The machine guns are obscured mostly by shadow, but all struts, control surfaces and rigging appear normal.

However, upon close inspection it can be seen that the tailskid and housing had collapsed, allowing the empennage to rest directly on the ground, and after noticing that the starboard wing’s outboard trailing edge was just twelve inches above the ground it can be seen that the landing gear’s axle appears to have shorn away from the starboard strut, suggesting sprung rubber bungee shock cords. This would leave the axle restrained by only the strut’s steel safety limit cable to create the noticeable right lean. Additionally, the right wheel is angled slightly inward (“pigeon-toed”) rather than ninety degrees to the axle, and the right tire is flat. A slack wire or cable protrudes from the gap between the engine and spinner back-plate and dangles across the starboard forward gear leg and back under the lower wings—likely a prop-severed phone line that became entangled—and an estimated six feet of leading edge tape had detached and sagged several inches below the port wing, although full view of this damage is partially obstructed by one of the Garuda propeller blades.

The collapsed tailskid, partially collapsed landing gear and the flat tire are hallmarks of a too-hard landing—no doubt precipitated by Richthofen’s fading faculties and urgency to land before becoming unconscious and perhaps precipitated by his impact with the telephone lines. Combat damage cannot be ruled out either, although another possible cause is the various fence posts located throughout the area—one photograph shows an apparently sheared fence post lying near the Albatros’ empennage. The photographs reveal no evidence of ground loop, supporting Schröder’s testimony that the airplane landed and then taxied to a stop, and the airplane was aligned more or less in the same easterly direction as Richthofen reported flying prior to landing. Cause of the lower port wing’s leading edge damage is unknown, although possible candidates are battle damage incurred during the head-on run; excessive airspeed during the out-of-control spiral dive; impact with the telephone wires (although it is undocumented as to what part of the Albatros actually hit the wires, beyond the photographic evidence that suggests the spinner and/or propeller were involved); or high-speed weed impacts incurred during the landing rollout.

In any event, the Albatros was damaged to such an extent that apparently it was not flown out of the field. A subsequent photograph taken at an undetermined later date (although obviously still within the summer months, judging by field’s taller foliage) reveal the Albatros still in the field with its landing gear and tail skid repaired, although both sets of wings had been completely removed from the airplane, leaving the naked cabane struts jutting from the fuselage. The propeller and spinner were still present, as were the Maxims, exhaust manifold and radiator plumbing.

 

The Landing Field

Determining the precise location of this landing required methodical investigative research. Road maps supplied by the cities of Wervik and Wervicq-Sud, as well as liberal use of Google Earth’s high-resolution aerial photographs, revealed Sint Medarduskerk’s exact location and orientation with respect to north and confirmed Richthofen landed to its south-southwest. These certainties became reference data used to find the emergency landing field.

First, longitudinal and lateral axis lines were drawn across a map of Wervik/Wervicq-Sud, with the axes intersecting at Sint Medarduskerk’s steeple. A 3-D paper mock-up of the church was then oriented along these axes until the paper church’s perspective angularly matched the real Sint Medarduskerk’s perspective as it appears in the 1917 post-landing photograph. Once visually identical, the mock-up’s apparent angular divergence was measured against the real church’s lateral axis and then this process was repeated several times to ensure accuracy and consistency. Each measurement derived the same angle: 30 degrees. A line representing this angle was drawn south-southwestward from Sint Medarduskerk’s steeple, as were lines at 25 degrees and 35 degrees to afford a margin of error—after all, the measurements were based on visual observation and not precisely surveyed. The result was a slender wedge emanating from Sint Medarduskerk that cut a long swath through extreme northwest Wervicq-Sud and down through west Comines.

To confirm the azimuth and determine range, the writer recruited 25-year architect Christopher D. Cordry from Rees Associates, Inc., in Oklahoma City. After being furnished photographs of the Albatros, church, and the dimensions of each, Chris estimated Sint Medarduskerk’s apparent rotation with respect to the Albatros was 30 degrees—dovetailing the earlier calculations—and he estimated the range to be 4,000 feet, “plus or minus 500 feet.” Plotting this range information on the map’s azimuth wedge created an approximately 1,000 by 700 foot (305 by 213 meters) trapezoid— not in Wervicq-Sud, but just across its border near le Rossignol in the far northeast corner of west neighboring Comines, between Rue Aristide Briand (R.D. 945) and what is essentially a paved, one-lane farm path off Chemin de Bois. Somewhere inside this area Richthofen must have made his emergency landing.

Next an Albatros D.V mock-up was constructed and used to measure the angular relationship between the real Albatros and landmarks visible in the post-landing photographs, The airplane mock- up was rotated until the paper Sint Medarduskerk appeared directly on a line that bisected the aft end of the starboard aileron control shroud and the lower wing’s fifth rib, as is seen in the photographs, and then this line was measured against the Albatros’ longitudinal axis. The angular relationship of photographed smokestacks, buildings and distant steeples were also measured and then all of this related information was plotted onto a modern aerial photograph of Wervik/Comines/Wervicq-Sud. When the D.V mock-up was then placed just west of the 30-degree radial from Sint Medarduskerk, with an angular orientation as shown in the 1917 photograph and within the ranges specified by Chris Cordry, the angular relationship between the Albatros and nearby landmarks in 1917 matched those in the modern aerial photograph nearly perfectly.

This placement revealed that at a range of approximately 3,700 feet (1,128 meters) Sint Medarduskerk would be visible off the spinner; the phone lines and fence would be behind the Albatros, where one would expect if the Albatros had encountered them during the landing; and although the hedged building visible off the nose and port wings in the 1917 forward starboard-quarter view is not in the modern aerial photograph, there is still a hedge and foundation visible at a location that angularly matches that in the 1917 photograph. Nearby smokestacks are of newer construction and do not appear identically located as those photographed near the Albatros, but their similar proximities to the presumed landing field are undeniable since the south-meandering Lys River shepherds the only industrial sites into the area just across R.D. 945. Additionally, a line drawn between and connecting the two prominent steeples in Comines leads straight to the landing site, from which the steeples would appear one behind the other as seen in the forward port-quarter view of Richthofen’s Albatros, just above the starboard aileron.

These findings are corroborated by modern aerial photographs and First World War trench maps which illustrate there was nowhere else Richthofen could have landed and still have Sint Medarduskerk appear as it did in the 1917 photographs. The area immediately east of the 30-degree radial was developed in World War l, and a building complex—also noted on a 1917 trench map—would have partially or entirely obstructed the view of Sint Medarduskerk off the D.V’s nose. Further west of the 30-degree radial and Sint Medarduskerk’s appearance would not match that of the photo, and there are no sufficient landing fields along this radial north of R.D. 945, only industry. Further south on the radial the land becomes rolling and is bisected by a small stream—the 1917 photographs clearly shows the landing field as being very flat, as is the field adjacent R.D. 945 in the Lys River flood plain. Additionally, the further south one travels on the 30-degree radial the more side-by-side the Comines steeples appear off to the west, rather than in a straight line as photographed in 1917, and the location is easily within running distance from la Montagne and falls within Schröder’s estimated distance of one kilometer from his observation post.

The author’s personal visit to the area confirmed these findings were accurate. Even though much of the area was covered by 8-foot tall corn stalks, the angular appearance of Sint Medarduskerk on the 30-degree radial matched the 1917 photograph. R.D.945 was within a stone’s throw (“By a lucky chance, I had landed my machine beside a road”(86) and the nearby phone lines ,.tore down a few telephone were in the same location and oriented identically as were the only phone lines depicted on the 1917 trench map. Old-posted barbed wire fences traversed the area and the nearest one (which surrounded the nearby building complex) matched the location and orientation of the fence visible in the post landing photographs. If not the exact spot, the above calculations certainly pinpointed it to Within a few airplane lengths or wingspans.

MvR verwundet

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
6 July 1917
Wervicq

Verluste: Rittmstr. Frhr. v. Richthofen 11.30 vorm. bei Wervicq beim Angriff auf ein Vickers-Geschwader durch MG.-Schuß im Hinterkopf verwundet (Streifschuß). In das Feldlazarett 76 (St. Nicolas) in Courtrai verbracht. Geschwaderführung in Vertretung: Oblt. v. Doering, Führer der Jasta 4. Oblt. v. Doering leicht verletzt; versieht weiter Dienst. Fast Wolkenlos.

Bodenschatz, Dostler, Döring, und Wolff besuchen MvR

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
6 July 1917
Lazaret 76 (Sint-Niklaas Hospital)
Kortrijk

Am Nachmittag klemmen sich Bodenschatz, Dostler, Doering und Wolff in ein Auto und fahren hin.

“Den Herrn Rittmeister können Sie nicht sprechen”, sagt die Schwester. “Warum denn nicht?” rufen alle vier beinahe gleichzeitig und werden unruhig. “Weil er Ruhe braucht”, erwidert die Schwester ungeduldig. “Ach so!”, sagt der Oberleutnant Bodenschatz erleichtert, “also dan können wir ja wohl mal reingehen”.

Schwester Käte starrt die unverständigen Besucher ergrimmt an, dann geht sie ins Haus. Als sie wiederkommt, dürfen die vier hinein. Mit dem schneeweißen dicken Verband um den Kopf empfängt sie der Rittmeister etwas niedergeschlagen. “Es tut mir so leid”, sagt er, “mitten drin jetzt wegzubleiben, aber ich komme bald wieder, sehr bald”.

Er hat eine zehn Zentimeter lange Wunde am Kopf, man hatte sie zwar zusammennähen können, aber an einer Stelle seines Haares sah man später immer den blanken, weißen Schädelknochen herausglänzen.

Aber…es geht gut. Der Vater Richthofens, der in der Nähe von Lille Ortskommandant ist, wird benachrichtet und die Mutter ebenfalls.

Das kommando über das Geschwader übernimmt der Oberleutnant v. Doering.

Auf dem Flugplatz der Jagdstaffel 11 in Marckebeeke sitzen die deutschen Herren wie die Tauben so eng zusammen. Sie haben den Adjutanten eingequetscht und ihn von allen Seiten ausgedrückt Sie wollen es genau wissen, wie der Kommandeur aussieht, was er gesagt hat, in welcher Stimmung er sich befindet, ob er zu Bett liegen muß oder ob er auf einem Stuhl sitzen darf, und ob er einen guten Artzt hat, ob er wenigstens eine hübsche Krankenschwester bekommen habe, wie lange es voraussichtlich dauern wird usw. usw. Und als sie alles erfahren haben und der Adjutant sich etwas erschöpft von dannen macht, sitzen sie noch lange zusammen. Es wurde in keinem Kasino der vier Jagdstaffeln an diesem Abend viel von “Rache” gesprochen oder von “wir werden es ihnen heimzahlen”, es wurde auch nicht “auf den Tag” angestoßen.

Aber in allen Gesichtern lag ein gewisser nachdenklicher Zug, und in den Augen eine gewisse konzentrierte Härte, und bei allen stand das Kinn einen Zentimeter höher in der Luft als sonst. Der Adjutant hatte das wohl bemerkt. Er seinerseits sandte ein dringliches Abengebet zum Himmel. Möge doch, dachte er heftig, am anderen Tage das schönste Wetter sein.

7 July 1917
july 1917?
Lazaret 76 (Sint-Niklaas Hospital)
Kortrijk
7 July 1917
July 1917?
Lazaret 76 (Sint-Niklaas Hospital)
Kortrijk

von Schönebeck arrives at Jasta 11

Who killed the Red Baron? - PJ Carisella & James W Ryan, 1969, Purnell Book Services
7 July 1917
Markebeke
Marke

Von Schönebeck, who was personally instructed on how to fly the Fokker tripe by Richthofen on his arrival at Jasta 11, described the Baron in this manner: “He was about average height, stocky, dark blond with blue eyes. A voice of middle range, his manner of speech clipped, clear and concise. He had a noble way of speech and never swore or used foul language of any kind. There was always a discussion after a flight and during these discussions he was calm and self-controlled and spoke with much humour, no matter how dangerous the action might have been. One could not help but feel and be touched daily by his extraordinary energy and will power. He shone with calm in the most critical moments, which quite naturally exercised the most salutary influence on all of us.”

10 July 1917
Markebeke
Marke

Fragment van een brief van Lt. Otto Brauneck vanuit Markebeke naar huis: Rittmeister von Richthofen ligt in het lazaret. Hij heeft een lelijk schampschot aan het achterhoofd, het gaat hem echter goed. Het bot is gaaf. Morgen ga ik hem bezoeken. De kleine Lt. Wolff is weer bij ons en is nu leider van de Jasta 11. Het Jagdgeschwader bestaat uit vier Jagdstaffeln die dicht bijeen gestationeerd zijn. Wij wonen in een prachtig kasteel dat in ieder geval nog mooier is als dat van Roucourt, in het park is er zelfs een kleine vijver met een boot. Er zijn een aantal nieuwelingen in de Jagstaffel, allen bekwame kerels. Lt. Groos schoot tijdens mijn afwezigheid 2 Engelsen neer en bekwam het Ijzeren Kruis eerste klasse. Voor het ogenblik is hier ook een tekenkunstenaar die van ons allen een potloodtekening maakt. Deze morgen moet ik eraan geloven. Muziek hebben wij hier ook genoeg.

Excerpt of letter from Lt. Wolff

Marke 2 Wereldoorlog 1
11 July 1917
Lazaret 76 (Sint-Niklaas Hospital)
Kortrijk

Excerpt of letter from Lt. Wolff to his bride: …Nu lig ik te bed in een lazaret, in dezelfde kamer als von Richthofen…

Mit Wolff ins Lazarett

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
11 July 1917
Lazaret 76 (Sint-Niklaas Hospital)
Kortrijk

Oberleutnant Kurt Wolff, das “Wölfchen”, ist nach 34 Luftsiegen gefallen… …Wie hing er an Manfred. Wie nett hatten sie im Feldlazarett 76 in Kortryk zusammen gehauft. Manfred mit der Schädelwunde, Kurt Wolff mit durchschossenem linkem Handgelenk. Sie hatten dem Donner an der Front gelauscht, der die Scheiben beben machte und ihre Sehnsucht weckte. Der Galgenhumor hatte den beiden geflügelten, wider Willen festgehaltenen Pour-le-méritern über diese Stunden hinweggeholfen.

Mit Wolff ins Lazaret

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
11 July 1917
Lazaret 76 (Sint-Niklaas Hospital)
Kortrijk

Aks erste Staffel startet Jagdstaffel 11 und die Flugzeuge sind kaum im grauen Himmel verschwunden, kehrt eines schon wieder zurück. Es ist der Leutnant Wolff, der etwas umständlich herausklettert und die linke Hand vor sich hinhalt. Blut tropft herunter, das “zarte Blümlein” hat einen Schuß durch die Hand bekommen. Man stopft ihn sofort in ein Auto und befördert ihn nach St. Nikolaus in Kortryk, wo ihn, höchst aufgekratzt über die unverhoffte nette Gesellschaft, der Kommandeur in Empfang nimmt.

Das zarte Blümlein schreibt einen resignierten Schreibebrief an seine Braut: “Seit meinem Urlaub bin ich ein großer Herumtreiber geworden. Bei der Staffel 11 habe ich es auch nicht lange ausgehalten und bin weitergezogen. Jetzt liege ich im Bett in einem Lazarett, im selben Zimmer wie Richthofen.

Victory 57 - Anerkennung

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
14 July 1917
Deûlémont

Großes Hauptquartier, den 14. 7. 17.

Dem Rittmeister Freiherrn von Richthofen, Kommandeur des Jagdgeschwaders I, wird der Abschuß eines R.E.-Flugzeuges am 2. 7. 17 als 57. siegreicher Luftkamp anerkannt.

Der Chef des Generalstabs gez. Thomsen.

Ovation der Stadt Courtrai

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
15 July 1917
exact date?
Kortrijk

Eine Zeitlang hatte ich mein Feld der Tätigkeit dicht neben der Stadt Courtrai aufgeschlagen und hatte dort schon eine ganze Weile gewirkt. Da ereignete sich so etwa Mitte Juli folgendes: Die Engländer, zum großen Teil auch Franzosen, kamen nachts nach Courtrai geflogen und beschäftigten sich damit, die Stadt mit Bomben zu bewerfen. Courtrai hat etwa dreißigtausend Einwohner, und es ist die Stadt der meisten Millionäre. Es wohnen da nicht weniger als über einhundertundfünfzehn dieser Menschenklasse. Mann kann sich denken, daß infolgedessen die Stadt auch schon von außen einen ganz angenehmen Eindruck macht, wo so viele Lappenschlote haufen. Unseren Gegnern schien es aber eine besondere Freude zu bereiten, diesen Herren nachts recht oft Besuche zu machen. Sie warfen dann meist vorbei. Ab und zu trafen sie, dann aber eigentlich stets die Belgier. Ich habe selbst vor einem belgischen Hause gestanden, das, durch so eine französische Bombe getroffen, wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen ist. In diesem Hause waren nicht weniger als fünfzehn Belgier erschlagen worden. Nun machten sich unter der Bevölkerung denn doch Stimmen laut, die mit dem Verhalten ihrer lieben Bundesbrüder wenig einverstanden waren. Von diesen frechen Bombenschmeißern mußten stets eine große Menge dran glauben, und so schoß ich gegen Morgen einen solchen Kunden ab. Er kam gerade von Courtrai und hatte dort wieder einmal unter den Einwohnern eine ziemliche Verheerung angerichtet. Der eine Insasse war tot, der andere angeschossen, leicht verwundet; er wurde nach Courtrai in ein Lazarett gebracht.

Den Tag darauf ereignete sich folgendes: Die Einwohner hatten herausbekommen, daß dieser Gefangene kein Engländer, sondern ein Belgier war, und zwar aus Courtrai selbst stammte und nun bei großer Ortskenntnis seine Heimatstadt und die lieben Bürger durch Bombenabwurf begrüßte. Das hatte mit Recht eine große Empörung hervorgerufen. So war denn ein Haufen Männer mit Fahnen, feierlich angezogen, Zylinder, schwarzer Rock, vor die Kommandantur gezogen und hatt erst um überlassung des Missetäters gebeten. Natürlich wurde es ihnen verweigert, was die Wut unter der Bevölkerung nur noch steigerte. Da baten sie um die Erlaubnis, wenigstens ihrem Retter, nämlich mir, eine Ovation derbringen zu können, weil ich diesen Kerl abgeschossen hatte. Ich habe es erst später erfahren.

17 July 1917
Markebeke
Marke

Lt. Tüxen (JASTA 6) om 21:05 ten oosten van Komen, een Sopwith Camel B3779 van Lt. C.S. Werkman van 70e SQDN. Aanvankelijk is er enige discussie of Lt. Tüxen, Lt. Deilmann of OFW. Wüsthoff (JASTA 4) het neerschieten hadden gedaan. MVR schrijft de overwinning toe aan Lt. Tüxen.

Abschuß Lt. Türen zugesprochen

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
17 July 1917
Markebeke
Marke

Unter Rückgängigmachung des Schiedsgerichtsspruches vom 18. 7., wonach für Vfw. Wüsthoff entschieden, am 26. 7. durch Rittmstr. Frhr. v. Richthofen als Geschwaderkommandeur Abschuß Lt. Türen (Jasta 6) zugesprochen (GB. Nr. 13/2).

Kopfschmerzen

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
18 July 1917
Lazaret 76 (Sint-Niklaas Hospital)
Kortrijk

Im Lazarett St. Nikolaus in Kortryk sitzen zwei Offiziere zusammen und lauschen auf das ununterbrochene Grollen der Front. Der Rittmeister mit seinem dick verbundenen Kopf und dem ungeduldigen Wunsche, die häßlichen Kopfschmerzen mögen endlich einmal nachlassen. Und neben ihm das “zarte Blümlein”, die linke Hand in der Binde, mit dem gleichfalls ungeduldigen Wunsche, bald die geheilten Finger wieder um den Knüppel legen zu können. Das Lazarett St. Nikolaus ist nicht gerade mit einem Sanatorium zu vergleichen.Von einer friedvollen Stille kann keine Rede sein. Tagsüber klirren die Kolonnen durch das Städtchen und Nacht um Nacht donnern die schweren Bomben der englischen Geschwader in den wichtigen Etappenort. Der Freiherr von Richthofen und der Leutnant Wolff machen sich nicht viel aus diesen Bomben. Dafür machen sie sich unaufhörlich Gedanken um ihr Geschwader. Jeden Tag kommt der Adjutant angebraust und bringt die Berichte.

Und aus diesen Berichten ist ersichtlich, daß das Jagdgeschwader I harte Tage hat, aber auch ruhmreiche Tage. Der Rittmeister braucht seinen Herren wahrlich keine anfeuernden Briefe zu schreiben. Sie wissen, was sie zu tun haben. Sie steigen auf und kämpfen. Sie haben sich daran gewöhnt, daß ihnen zu jeder Stunde eine übermacht ohnegleichen vor die Nase gesetzt wird. Sie nehmen das zur Kenntnis. Sie machen nicht viel Wesens davon, sondern sie starten, wenn der Befehl kommt, sie steigen auf und kämpfen und sterben. Aber die Meldungen erzählen in knappen Worten, daß, bevor einer vom Jagdgeschwader sterben muß, immer mehrere andere der Gegenseite herunter müssen und in den Erdtrichtern verbrennen.

 

MvR writes to his friend von Falkenhayn

Richthofen, Beyond the legend of the Red Baron, Peter Kilduff, Arms and Armour, 1993
18 July 1917
Lazaret 76 (Sint-Niklaas Hospital)
Kortrijk

Letter from the Falkenhayn family via a private source.

We have 16 Jagdstaffeln in the (4.) Armée. These must really suffice. When an (enemy aircraft) has been shot down recently, it was (done) only by the Jagdgeschwader 60. What are the other 12 Staffeln doing? This (situation), of course, is not due to individual pilots or Staffel leaders; rather, the blame lies elsewhere.

When I came to this Armée, the following was told to me by Bufe: “It does not matter to me that (enemy aircraft) are shot down in my Armée; rather, that you with your Jagdstaffel (and) by your presence at the Front at a certain time will barricade the air!” This is such an insanely great mistake that one could not make a bigger one in fighter aviation. I explained to Bufe that this was not at all my view of fighter aviation and also gave him a copy (of a report) about what I think about the use of Jagdstaffeln and have accomplished so far. At the same time I sent it to (Hauptmann Hermann) Kastner. When you peruse it then you must know it is really a reply to Bufe’s remarks.

Bufe has arranged all of the Jagdstaffeln on a timetable whereby each Staffel has a set time, a set area, (and) a prescribed altitude to barricade for an hour and a quarter. It is indeed quite clear, of course, that this will never be a fighter sortie, but rather maintains the character of a barricade flight. But in Bufe’s view there should indeed be no fighter sorties; rather, he wants to have barricade flights.

The other Jagdstaffeln are… unhappy about it. The Jagdgeschwader is a thorn in (Bufe’s) side, as from the beginning I have not engaged in routine barricade flights. So now he uses the opportunity of my being sick and issues the idiotic orders (regarding) how the Geschwader should fly, how the take-off preparations should go, etc., as if he were the Kommandeur of the Geschwader. I can assure you it is no fun these days to be leader of a Jagdstaffel or in this Armée. In the 6. Armée, after all, I had the good (Hauptmann Max) Sorg, who had no grasp at all of the fighter sortie and the mission of a Jagdstaffel. This Bufe is prejudiced in such a way that it is absolutely impossible to deal with him. The (lack of) success is also strikingly clear. For (the past) three days the British have done what they want. They come over, fly wherever they want and absolutely dominate the air (and), not just over their lines, oh no, they dominate the air far over the countryside. Almost none at all are shot down, in any case (few) in proportion to the massess (of aircraft deployed)…

Now comes a matter that I want to discuss with you: our aircraft, quite frankly, are ridiculously inferior to British (aircraft). The (Sopwith) Triplane and 200hp SPAD, as well as the Sopwith (Camel) single-seater, play with our (Albatros) D.V. In addition to having better-quality aircraft, they have far more (of them). Our really good fighter pilots are lost in this manner. The D.V. is so far surpassed by and so ridiculously inferior to the British single-seaters that one cannot begin to do anything with (the D.V.) But the people at home have brought out no new machines for almost a year, (only) these lousy Albatrosses, and have remained stuck with the Albatrosd D.III (types), in which I fought in the autumn of last year.

This letter is not something from overwrought nerves or the boredom that torments me amply (as I lie) here in bed. Also it is no momentary irritation or personal antipathy against certain people; rather, I want only to bring to your attention the conditions in this Armée.

Es geht nur um den Kampf

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1933, Eingeleitet und ergänzt von Bolko Freiherr von Richthofen, mit einem Vorwort von Generalfeldmarschall Hermann Göring, Verlag Ullstein & Co, Berlin
18 July 1917
exact date?
Lazaret 76 (Sint-Niklaas Hospital)?
Kortrijk?

Der Kommandeur eines Jagdgeschwaders muß unmittelbar bei seiner Truppe liegen. Es kann nicht angehen, daß er irgendwo im Hinterlande herumwohnt, mit seinem Fliegern telefonisch verkehrt, seine Befehle theoretisch vom grünen Tisch in der Etappe erteilt – so kann das nicht gehen. Der Kommandeur des Jagdgeschwaders muß über seine einzelnen Jagdstaffel-führer, deren Unterführer, sogar über jeden einzelnen Jagdflieger eines Geschwaders durch höchsteigene Beobachtungen im Kampfe von den Fähigkeiten der Betreffenden überzeugt sein. Fliegerei vor dem Feind ist nicht so, daß man sich nach der Rangliste richten kann, ein verwendbarer Kampfflieger ist nur der, der den Feind angreift, wo er ihn sieht, der jederzeit bereit und auch fähig ist, sich in einen Kampf einzulassen, und der nicht danach fragt, ob er nicht selbst mit zerschmetterten Gliedern am Ende dieses Kampfes auf dem Boden liegen wird. Es gehen viele Herren in vielen schönen Uniformen herum, und sie sind deshalb noch lange keine anständigen Kampfflieger.

Der Kommandeur des Jagdgeschwaders muß die Spreu vom Weizen zu sondern verstehen. Das kann er nur, wenn er mit den Leuten, die er kommandiert, dauernd zusammen ist. Aber nicht nur das. Der Kommandeur der Jagdstaffeln muß selbst ein Jagdflieger, und zwar ein guter, mit anderen Worten ein erfolgreicher sein. Er muß selbst mit aufsteigen. Warum? Weil er beobachten muß, wie seine Herren kämpfen. Das ist das Allerwichtigste. Er muß wissen, welche Männer er zusammen zum Geschwaderflug einsetzen muß; er muß beurteilen können, welche sich zusammen ergänzen, welche in der Luft zusammen verwendbar sind. Diejenigen Kampfgeschwader an der Front, die etwas leisten, bestehen aus Kameraden, die sich genau kennen, die im Kampf aufeinander eingespielt sind und die alle genau wissen, daß keiner den anderen im Stich läßt, wenn die Sache mulmig wird.

Kameradschaft ist tatsächlig in einer Jagdstaffel der Hauptwitz. Ich dulde keinen Stänker, wenn er auch vielleicht sonst am Feinde ein ganz brauchbarer Mann sein kann. Der Kommandeur eines Geschwaders soll mit seinen Jagdstaffeln nicht allzuviel herumkommandieren. Der Staffelführer muß unbedingt freie Jagd in einem ihm angewiesenen Gebiet haben. In wichtigen Augenblicken soll der Kommandeur den Jagdstaffeln ihr Hauptkampfgebiet anweisen, ohne, wie das vorkommt, vorschreiben zu dürfen, daß man eine bestimmte Strecke “dreimal zu durchfliegen hat”. Solche Befehle sind heller Unsinn. Die Jagdflieger haben sich in dem ihnen zugewiesenen Gebiet herumzutreiben, wie es ihnen paßt, und wenn sie einen Gegner sehen, dann greifen sie ihn an und schießen ihn ab. Alles andere ist Unsinn. Es kommt bei uns auf nichts anderes an als auf den Abschuß. Schon der gute, ganz uralte Herr Slausewitz hat gesagt, daß im Kriege nichts anderes Sinn aht als die Vernichtung des Gegners. Wenn jemand behauptet, es käme darauf an, den Gegner nur durch einfaches Vorhandensein von Jagdfliegern an einer bestimmten Stelle der Front davon abzuhalten, Beobachtungs- und Aufklärungsflüge vorzunehmen, so irrt er sich. Die Herrschaft in der Luft im Kriege ist durch nichts anderes zu gewinnen als durch den Kampf, also durch den Abschuß. Außerdem haben derartige Befehle eine verheerende Wirkung auf Jagdflieger, deren Nerven nicht so ganz fest sind und deren Kampfeswille leicht zu schw¨chen ist. Wird nämlich einem ohnedies schon etwas vorsichtigen Jagdflieger noch gesagt: “Sie leisten dasselbe, wenn Sie nur an der Front auf un ab fliegen, wie der, der den Gegner angreift und vernichtet”, so wird dieser ohnedies schon etwas fragliche Jagdflieger völlig unbrauchbar gemacht. Das soll unsere vorgesetzte Kommandostelle einsehen, es kommt nicht auf noch so gut stilisierte Befehle an, es geht nur um den Kampf.

21 July 1917
von Richthofen ligt nu al ruim veertien dagen in het lazaret
Lazaret 76 (Sint-Niklaas Hospital)
Kortrijk

Fragment uit een brief van Otto Brauneck naar zijn broer Hermann; …Rittmeister Manfred Freiherr von Richthofen ligt nu al ruim veertien dagen in het lazaret. Het zal nog wel vele weken duren eer hij opnieuw zal kunnen vliegen.

MvR entscheidet für Fw.-Lt. Schubert

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
21 July 1917
Markebeke
Marke

FwLt. Schubert (Jasta 6) 8.25 abends westlich Roubaix, Spad-1, als 2. (erst strittig noch mit Lt/ Mahnicke, Jasta 11; am 26. 7. entschieden durch Rittmstr. Frhr. v. richthofen als Geschwaderkommandeur; f. GB. Nr. 13, Ziffer 2).

22 July 1917
Markebeke
Marke

Excerpt of letter of Lt. Otto Brauneck to home: Deze voormiddag behaalde ik mijn negende overwinning, tijdens een gevecht met een Engels eskader waaruit de Jagdstaffel onder mijn leiding er drie neerhaalde. Deze namiddag was Rittmeister Manfred von Richthofen bij ons op bezoek, het gaat hem goed.

MvR besucht JG I

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
22 July 1917
Markebeke
Marke

In diesen Tagen ist die Geduld des Rittmeisters zu Ende. Er braucht dem “zarten Blümlein” nicht lange zuzeureden. Die beiden haben es satt. In der vergangenen Nacht haben, wie in jeder Nacht, englische Flieger wieder das Städtchen besucht und am Morgen hat man dem Freiherrn von Richthofen wieder einmal nahegelegt, lieber endlich nach Deutschland zu fahren, heim nach Schweidnitz in Schlesien. Erstens sei es doch ganz nett, daheim zu sein, und zweitens seien doch in Schweidnitz bis dato noch keine feindlichen Bomben gefallen und würden voraussichtlich auch in absehebarer Zeit keine fallen und überdies sei es für einen mißhandelten Kopf ganz gut, mal etwas Ruhe zu haben.

Dem Rittmeister leuchtet das auch ganz ein. Er sieht Ärtzte und Schwestern mit seinem kleinen Lächeln an. Natürlich, meint er dann, so ‘ne kleine Abwechslung sei absolut nicht zu verachten. Und er sei also entschlossen. Er wolle mal sein Geschwader in Marckebeeke besuchen.

Und dann am nächsten Tag gleich nach dem Mittagessen kommt der Adjutant, um sie abzuholen. Inzwischen ist der Vater Richthofens eingetroffen und es fährt eine ganze Gesellschaft nach Marckebeeke. Denn auch sie Schwester kommt mit und sie macht sich wenig daraus, daß der Rittmeister das Gesicht verzieht. Mit einer Krankenschwester im Fliegerlager aufzukreuzen, ist keinesfalls nach seinem Geschmack. Aber er beißt auf Granit. Die Schwester erklärt grimmig, wenn der Herr Rittmeister schon einen solchen Unfug unternehme mit seinem unausgeheilten kopfe, dann werde sie dabei sein.

Die Fuhre beginnt. Das Auto fährt langsam und behutsam. Sie sitzen eng zusammen: Richthofen, der Leutnant Wolff, der Major Richthofen, der Oberleutnant Bodenschatz und die Scwester. Die ganze Fahrt dauert nur fünfzehn Minuten, aber in dieser Viertelstunde befinden sie sich ununterbrochen inmitten marschierender Truppen und fahrender Kolonnen. Die eine kamen aus der Schlacht und die anderen gingen hinein. Der Schneeweiße Kopfverband des Rittmeisters leuchtete weithin und die ersten Infanteristen, die ihnen zu Gesicht kamen, starrten neugierig und müde in das Auto. Dann heben sie plötzlich die Gesichter höher, entdecken den Pour le mérite am Halse des jungen Ulanenoffiziers und sehen etwa genauer in sein Gesicht.

“Richthofen!!!” brüllt es plötzlich in den langen Kolonnen entlang. Und ein Sturm der heißen Dankbarkeit durchbraust die Infanterie. Magere Hände heben sich und winken, Gewehre werden geschwungen, Stahlhelme hochgehoben, die blassen, erschöpften Gesichter straffen sich, das Auto wird umringt von Offizier und Mann.

Die Infanterie weiß, was ihr dieser verwundete junge Offizier wert ist. In der höchsten tödlichen Not, wenn sie zusammengekrampft und wehrlos in ihren nassen Erdlöchern kauerte und der Orkan aus Erdschollen und Eisenfetzen über sie hinwegheulte, wenn sie ihren Grimm in sich hineinfraß, wenn ihr kein Gewehr, keine Handgranate, keine Pistole, keine Tapferkeit etwas nützen konnte in dem höllischen Artilleriefeuer…dann war es immer ein unendlich tröstender Anblick für sie gewesen, wenn hoch über ihr die roten Maschinen sichtbar wurden, und wenn die feindlichen Infanteriflieger nervös zu schwanken begannen und abhauten, oder wenn der Artillerieflieger, der wie eine häßliche Wespe über ihnen hing und Schuß um Schuß auf sie herunterhageln ließ, plötzlich nach Hause abbrauste.

“Richthofen!!!” Auf und nieder jagt dieser Name durch die Kompanien, die Fahrer auf den Geschüßen und Wagen erheben sich wild von ihren Sitzen, winken und brüllen, es ist ein unendlich langes Spalier der Liebe und des Respektes, durch das der Rittmeister fährt. Er ist heilfroh, als endlich der Flugplatz auftaucht. Der Oberleutnant von Doering meldet.

Der Kommandeur schüttelt die Hände. Er sagt eigentlich nicht viel, aber seine klaren Augen sagen um so mehr. Er sieht die wohlbekannten Gesichter und die einfachen Räume wieder, er betrachtet sich die oft geflickten und oft durchschossenen Machinen, geht lange um sie herum und jetzt sagt er beinahe heftig: “Ihr bekommt neue Fokker-Dreidecker, steigen wie die Affen und sind wendig wie die Teufel”.

Dann setzen sie sich hin auf die Terasse, bekränzen Richthofens Stuhl mit Blumen, gruppieren sich möglichst malerisch um ihn und lassen sich photographieren. Dann gibt es Kaffee.

Als er sich wieder verabschiedet, sagt er nicht, wann er nun endlich wiederkommt. Aber das braucht er gar nicht zu sagen: das sehen sie ihm alle an. So, wie er aussieht und wie er sich auf dem Flugplatz bewegt hat und was er weniges geäußert hat…er kommt sehr bald zu ihnen zurück.

 

 

MvR entscheidet für Oblt. Reinhard

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
22 July 1917
Reinhard behaalde de overwinning op 22 juli
Markebeke
Marke

Oblt. Reinhard (Jasta 11)  11.30 vorm. Warneton, diesseits, Sopwith-2, als 1. (erst strittig zwischen Lt. Deilmann, Vfw. Küllmer (Jasta 6) und Oblt. Reinhard (Jasta 11), entschieden am 26. 7. durch Geschwaderkommandeur, f. GB. Nr. 13, Ziffer 2).

24 July 1917
Markebeke
Marke

Excerpt of letter from Lt. Otto Brauneck to home. Dit was zijn laatste brief (sic). Deze brief kwam thuis aan, nadat zijn ouders het telegram van zijn dodelijk neerstorten hadden ontvangen. “Gisteren vroeg von Richthofen me of ik graag leider van een Jagdstaffel zou worden. Ik moest enkel toestemmen en morgen had ik er al één. Hij zou het spijtig vinden mocht ik weggaan, maar langs de andere kant zou hij me niet in de weg staan. Ik zie hem dat ik daarmee nog even wou wachten, daar hij en Oblt. Wolff voor het ogenblik niet konden vliegen. Gisterenavond was Zijne Excellentie Kogenluft von Hoeppner op bezoek; ook bracht hij de avond door in ons casino. Richthofen is gelukkig opnieuw hersteld, hoewel de wonde nog erg groot is en het schedelbot bloot ligt. Deze morgen waren er geen vluchten, daar er een dichte mist hing.”

MvR übernimmt wieder das Kommando über JG I

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
25 July 1917
Markebeke
Marke

Und als ob im Lazarett zu St. Nikolaus in Kortryk jemand diese neue kitzliche Lage gespürt hätte, taucht am 25. 7. 17 der Rittmeister von Richthofen wieder auf dem Flugplatz Marckebeeke auf. Diesmal nicht zu Besuch, sondern mit Sack und Pack. Er übernimmt wieder das Kommando über sein Geschwader.

Lothars Handwerk

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
25 July 1917
Markebeke
Marke

Liebe Mama!

Habe recht herzlichen Dank für Deinen lieben Brief, über den ich mich aufrichtig gefreut habe. Es ist ja famos, daß es Lothar wieder so gut geht, er soll sich aber noch tüchtig  erholen, bevor er sein Handwerk wieder aufnimmt. Dazu gehört doch eben vor allen Dingen, daß man  gesundheitlich völlig obenauf ist. Was sagst Du zu den ungeheuren Erfolgen, die wir plötzlich im Osten haben? Jetzt hofft einmal wieder jeder. Das sind die letzten verunglückten Versuche der Russen gewesen, jetzt müßte man ihnen dich günstige Bedingungen machen und sich mit ihnen einigen können zu einem Sonderfrieden. Ich habe jetzt Professor Busch hier, der mich unentwegt zeichnet. Er ist ein bekannter Künstler und hat mich sehr gut getroffen, ebenso Papa. Lothar will er auch noch pinseln. Mir geht es schon ganz gut. Ich gehe umher und will nächstens wieder fliegen.

Bombenangriff auf Marckebeeke

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
26 July 1917
Markebeke
Marke

In der nacht, die diesem heißen Tage folgt, brechen Engländer eine halbe Stunde nach Mitternacht über die Front und werfen Bomben auf den Flugplatz Marckebeeke. Der Bericht, den der Rittmeister am anderen Morgen diktierte, war kurz: “Einige Häufer wurden abgedeckt. Die Fenster der Umgebung sind zertrümmert. Verletzt wurde niemand”.

Testimonial of Zoë Jacques.

Marke 2 Wereldoorlog 1
1 August 1917
August 1917?
Brouwerij van Cyriel Debrabandere
Marke

Zoë has often seen MvR enter the brewery of Cyriel Debrabandere; he was always accompanied by his dog. She even saw him enter the brewery with a ‘turban’ around his head.

MvR convalesces

The Red Baron, a photographic album of the first world war's greatest ace, Manfred von Richthofen, Terry C Treadwell, Pen and Sword Books, 2021
1 August 1917
August 1917?
Castle of Baron de Bethune
Marke

Manfred von Richthofen whilst recovering from his head wound.

Photoshoot Jasta 11

Marke 2 Wereldoorlog 1
1 August 1917
August 1917?
Castle of Baron de Bethune
Marke

Pour le Mérite feest Oblt. Dostler

Flanders Aviation Society leden die meehelpen aan de site
6 August 1917
Gullegemsesteenweg 63 Bissegem
Bissegem

MvR geeft aan Oblt. Dostler, leider van Jasta 6, zijn “Pour le Mérite”.

MvR gets ready for a flight.

Marke 2 Wereldoorlog 1
7 August 1917
august 1917?
Markebeke
Marke

MvR first flights after being wounded

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
7 August 1917
exact date?
Markebeke
Marke

Manfred schrieb aus dem Felde. Er hat zwei Feindflüge gemacht, beide erfolgreich. Die Folgen seiner Verwundung machen sich noch stark bemerkbar; als er zum erstenmal wieder startete, wurde ihm in der Luft beinahe schlecht. Er bat, wir sollten auf Lothar achten, daß er nicht vorzeitig wieder ins Feld geht.

MvR visits Kampfgeschwader 3

The Great War Illustrated 1917, William Langford & Jack Holroyd
8 August 1917
Gontrode
Gontrode

The Red Baron, seen here visiting Kampfgeschwader 3 bomber base at Gontrode, Belgium, where he is conferring with Hauptmann Rudolf Kleine, KG3’s commander (left); the unit’s adjutant, Oberleutnant Gerlich, is standing centre. Escorting bombers was not to Richthofen’s liking as he much preferred the hunting role rather than the defending one. Although equipped with theTriplanes some JG 1 pilots continued to fly the Albatros, as teething troubles were experienced with the new three-winged machines.

Bomben treffen Marckebeeke

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
10 August 1917
Markebeke
Marke

In der Nacht vom 10. August werden sie wieder einmal hochgescheucht, das Gelände donnert und kracht und splittert. Fünf schwere Bomben treffen diesmal unangenehm. Zwei Zelten werden zu Brei gedrückt und sieben Maschinen schwer beschädigt.

MvR meldet

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
11 August 1917
Markebeke
Marke

Der Tag hat unangenehm begonnen und geht unangenehm weiter. Um 10.15 wird von den Luftschutzoffizieren ein feindliches Geschwader gemeldet, das aber schon über die deutschen Linien gekommen sei.

10.20 erfolgt der Start sämtlicher Staffeln, das heißt, im letzten Augenblick wird der Start durch den Kommandeur brüsk abgesagt. Über diese Episode macht der Rittmeister eine Meldung.

“Es hat sich wieder einmal gezeigt, daß ein Start auf ein bereits durchgebrochenes Geschwader zwecklos ist. Grund: die englischen Bomben- und Aufklärungsgeschwader fliegen jetzt in sehr großen Höhen (4500 bis 5000 m) über unseren Linien. Unsere Maschinen reichen an Steigfähigkeit nicht aus, um noch rechtzeitig an den Feind zu kommen. Die Möglichkeit, an ein solches Geschwader heranzukommen, wäre nur gegeben, wenn die Erdbeobachtung die Versammlung desselben jenseits der Front meldet.”

11 August 1917
Markebeke
Marke

…Op 11 augustus 1917 kwam ik bij Jasta 11 op Markebeke aan. Freiherr von Richthofen droeg een hoofdverband ten gevolge van een schampschot in een luchtgevecht. Hij vloog niet tijdens deze periode.

von Schönebeck remembers

Who killed the Red Baron? - PJ Carisella & James W Ryan, 1969, Purnell Book Services
15 August 1917
Markebeke
Marke

Carl August von Schönebeck, who flew with the Baron, and survives today, recalls in his correspondence with Carisella: “Each time we came back von Richthofen told us what we had done right and where we made mistakes. Thus, I noticed, to my great astonishment, that he never lost sight of us even when fighting for his life…We knew we could depend on him like a rock. If things were going badly, if we were ever in a hole, he’d notice it and pull us out. It gave the Jasta a great feeling of safety.”

Victory 58

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
16 August 1917
Polygon Wood
Houthulst

Combat Report: 0755 hrs. At about 0755, accompanied by four aircraft of Staffel 11, I pursued a small flight of Nieuports. After a long chase, I attacked an opponent and after a short fight I shot up his engine and fuel tank. The aeroplane went into a tail spin. I followed right after it until just above the ground, gave it one more shot, so that the aeroplane crashed south-west of Houthulst Forest and went right into the ground. As I was about 50 metres behind him, I passed through a cloud of gas from the explosion that made it hard to see for a brief moment. Weather: fine.

Note from Kogenluft

Marke 2 Wereldoorlog 1
16 August 1917
Markebeke
Marke

Note from Kogenluft: MvR is pointed out his personal responsibility, because he participates in combat flights again, even when only partially recovered.

Victory 58

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
16 August 1917
Polygon Wood
Houthulst

Und am 16. 8. startet wieder der Rittmeister von Richthofen. Um 7.55 vormittags schickt er seinen 58. Gegner südwestlich vom Houthulsterwald brennend in die Trichter. Es ist kaum einmal vorgekommen, daß sein Gegner nicht brennend vob ihm abgeschossen wurde. Und eine seiner ersten Fragen an die Kameraden bei Abscußmeldungen war: “Brennend?” Die Kampfflieger seines Geschwaders genierten sich schließlich, wenn sie auf diese Frage mit nein antworten mußten.

Die Meldung Richthofens über diesen Abschuß lautete:

“Gegen 7.55 vormittags verfolgte ich in Begleitung von 4 Flugzeugen der Staffel 11 ein kleines Nieuport-Geschwader. Nach längerer Verfolgung griff ich einen der Gegner an und schoß ihm nach kurzem Kampf Motor und Benzintank kaput. Das Flugzeug ließ sich abtrudeln, ich folgte ihm unmittelbar bis kurz über der Erde, bekam es dabei noch einmal zu Schuß, so daß das Flugzeug südwestlich des Houthulsterwaldes abstürzte und in den Boden hineinrannte. Da ich ihn bis auf 50 Meter gefolgt war, kam ich in eine Gaswolke hinein, so daß mir für kurze Augenblicke schlecht wurde.”

17 August 1917
Port lotniczy Gądów Mały - 51°07'38"N 016°58'40"E
Wroclaw
Breslau-Gandau

…Op een dag in juni 1917 landde Rittmeister Manfred Freiherr von Richthofen in Breslau-Gandau en daar leerde ik hem kennen, van hier uit vloog hij naar zijn familie (moeder en zuster) die in Schweidnitz bij Breslau woonden. Hij vroeg me een toestel naar Schweidnitz te vliegen, dat wou hij ook voor dienstbezoeken gebruiken. Ik gaf gevolg aan zijn verzoek en leerde daarbij de familie Richthofen kennen. Tijdens een volgend bezoek aan Breslau-Gandau zei von Richthofen dat hij me best in zijn Jasta 11 gebruiken kon en vroeg of ik bij hem wou komen. Natuurlijk stemde ik toe. Wanneer von Richthofen iets wenste, was dat zo goed als in orde, en zo vorderde hij me officieel op…

17 August 1917
Markebeke
Marke

…Tijdens het luchtgevecht had ik een Duitse marinepiloot gezien die ons onder de wolken volgde; ik zag hoe hij dicht over het neergekomen Engels toestel vloog en een berichtentas met zijn identiteit afwierp. Later beweerde hij de overwinning behaald te hebben, wat echter door een verklaring van de gewonde Engelse piloot werd herroepen, die pertinent verklaarde door de “Rode Baron” te zijn neergehaald! Al onze toestellen, in ieder geval die van Jasta 11, waren rood tot aan de cockpit, terwijl von Richthofens toestel volledig rood was.

17 August 1917
Markebeke
Marke

Testimonial of Lt. von der Osten: Tijdens de avond van deze memorabele 17de augustus 1917 bestelde von Richthofen plots een fles champagne en verkondigde, dat mijn eerste overwinning tevens de 200ste overwinning van Jasta 11 was. Ik moet hierbij toevoegen dat we bij Jasta 11 heel zelden dronken, daar wij ons altijd vertrekkensklaar moesten houden.

Feier zum 200. Sieg von Jasta 11

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
17 August 1917
Markebeke
Marke

Abends sitzen sie im Kasino zusammen und der Rittmeister sieht sich beinahe zärtlich die neue Errungenschaft des Geschwaders an, den Führer der Jagdstaffel 10, den Leutnant Voß, der jung, sehr jung, wie ein quicklebendiger Primaner auf seinem Stuhl herumrutscht, dieser Draufgänger erster Klasse. Und dann steht Richthofen plötzlich auf, geht auf den höchst verwunderten Leutnant v. d. Osten zu, reicht ihm über die Schulter weg die Hand, drückt sie kräftig. Was ist los? Weil v. d. Osten seinen ersten Abschuß hinter sich hat? Aber nach den wenigen Worten des Rittmeisters beginnt ein lautes Hallo. Der Leutnant v. d. Osten hat zwar erst seinem Luftsieg Nr. 1 geschafft, aber das war zugleich der 200. Abschuß der Leibstaffel Richthofen, der Jagdstaffel 11. Deshalb hat der Freiherr heute abend auch die Staffelführer eingeladen, um gebührend zu feiern: Doering ist erschienen, Loewenhardt, Dostler, Adam.

Eine ganz kurze Rede, ein ganz kurzer Augenblick auf die größten Erfolgstage der Staffel 11 vor Douai.

Das Telegramm an den Kommandierenden General der Luftstreitkräfte ist ebenso kurz: “Jasta 11 vernichtete heute nach siebenmonatlicher Tätigkeit ihren 200. Gegner. Davon erbeutete sie 121 Flugzeuge und 196 Maschinengewehre”.

Aber am gleichen Abend geht noch ein anderer Bericht an den Kommandeur der Flieger der 4. Armee und dieser Bericht ist etwas unfreundlicher: “Das Geschwader wird durch Einsaß einzelner Staffeln zerrissen. Gerade an den Hauptkampftagen ist das Einsetzen von mehreren Staffeln zu gleicher Zeit im gleichen Raume nötig. Die Staffeln, die Deckung für Kampfstaffeln übernehmen müssen, scheiden für den größten Teil des Tages aus dem Verbande des Geschwaders aus. Ein Flugzeugführer, der bereits zu Schutzflügen bei Fernaufträgen und Bombenflügen herangezogen worden ist, kann am gleichen Tage seine Aufgabe als Jagdflieger nicht mehr voll und ganz erfüllen, da er zur erfolgreichen Durchführung eines Luftkampfes unverbraucht und volkommen frisch sein muß”.

Das heißt also: Verwendet uns bitte richtig und ermüdet uns nicht mit Aufgaben, die andere genau so gut erledigen können. Wir sind nämlich Jagdflieger.

Wein in Markebeke

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
17 August 1917
Markebeke
Marke

Was die dazugehörigen Getränke betrifft, so kann ihm überhaupt nichts mehr auf lange Sicht hinaus passieren. Seit jener Geschichte auf dem Flugplatz und Schloß Marckebeeke. Dort hatte sich ein liebliches Ereignis vollzogen. Eines schönen Abends war der Bursche Andres höchst aufgeregt, angeregt und aufgekratzt erschienen und hatte schlicht gemeldet: “Herr Overleutnant, da unten fands besoffn!” Ungläubig folgte der Adjutant seinem Burschen in den Garten. Wovon in aller Welt sollte in Marckebeeke jemand betrunken werden? Im Garten sah er jedoch, daß etliche Männer sich in verschiedenen Stellungen tatsächlich einem erhblichen Trunke hingaben. Und als der Adjutant neugierig einem der Leute auf den Mund sah und sich die Etikette der Flaschen näher betrachtete, traf ihn beinahe der Schlag: der Mann kippte da einen prima primissima weißen Bordeaux, der so erheblich und so uralt war, daß man nicht mehr durch die Flasche hindurchsehen konnte. Woher kam dieses Wunder in Flandern? Nun, einer der wackeren Männer hatte zum Spaß im Garten an einem Strauch gezogen und gleich den ganzen Strauch in der Hand behalten.Und obwohl der Strauchzieher weder landwirtschaftliche noch forstwirtschaftliche Kentnisse besaß, schien ihm die Sache komisch, er holte noch einige Kameraden, es begab sich ein allgemeines Strauchziehen und siehe: In einem scharf abgegrenzten Viereck des Gartens waren die Sträucher ohne Wurzeln. Kein Frontsoldat in sämtlichen Armeen der Welt hätte angesichts dieses Tatbestandes auch nur einen Augenblick gezögert; sie gruben und gruben. Und sie gruben zweitausend Flaschen des edelsten Weines heraus: uralten Burgunder und uralten Bordeaux. Der Kommandeur, dem dieses umgehend gemeldet wurde, focht einen kurzen Kampf mit sich aus. Den Wein in die Etappe? Er sah sich nachdenklich im Kreise seiner Lieben um und dachte: wie sie da sitzen, einer wie der andere, der und der und jener und ich selber und alle miteinander, schließlich sind wir alle eines Tages hinüber, über kurz oder lang hinüber, so sicher wie das Amen in der Kirche…der Wein bleibt hier. Daraufhin wurden sofort an die wackeren Monteure 600 Flaschen ausgegeben und mit dem übrigen Bestand war das Kasino des Geschwaders für den Rest des Krieges saniert, der Adjutant hatte keine finanziellen Kopffschmerzen mehr, wovon das Kasino zu erhalten sei: er verkaufte jede Flashe zum Preise von einer Mark.

Reinhard über die Richthofens

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
17 August 1917
Markebeke
Marke

Der Freund Richthofens, den er selbst als seinen Nachfolger bezeichnet hatte, hat einmal über die Richthofens folgendes geschrieben: Der Vater Richthofens hieß beim Geschwader allgemein „der Fliegervater“ und dies mit Recht. Waren doch zwei Fliegerhelden seine Söhne. Die Zahl der Luftsiege dieser beiden erreichte die stattliche Höhe von einhundertundzwanzig. Ein dritter Sohn ist noch in der Kadettenanstalt Wahlstatt. Auch Vater Richthofen flog, zwar nicht über dem Feinde, aber um seine Söhne zu besuchen, und dies nicht einmal, sondern öfter. Ein solcher Besuch war ein Ehrentag fürs Geschwader. Als unserem Kaiser davon berichtet wurde, freute er sich sehr und sagte zu seiner Umgebung: „Was, der Alte fliegt auch?“ Vater Richthofen hatte sich trotz seines Alters dem Staate zur Verfügung gestellt; doch, da er schwerhörig ist, konnte er nicht mehr in den ersten Linien mit fechten und wurde Ortskommandant. Herrlich war der Anblick, wenn Vater Richthofen, umgeben von seinen beiden Söhnen, bei uns weilte. Drei kernige Soldatengestalten! Vater Richthofen groß und breitschultrig, trotz seiner Jahre nicht  gebeugt, ein markantes Gesicht; unser Rittmeister etwas gedrungen, aber von kräftiger Figur, und Lothar schlank und sehnig, eine Reitergestalt. Und wie ihr Äußeres sofort den altpreußischen Offizier kennzeichnete, so war auch ihr Charakter und Wesen durch und durch soldatisch.
Beide Söhne hatten eine vorbildliche Ausbildung für ihren Beruf erhalten. Unser Rittmeister war im Kadettenkorps Klassenältester gewesen, ein Beweis, daß er auch schon damals unter seinesgleichen der Erste war. Vater Richthofen liebte gleich seinen Söhnen Offenherzigkeit und gerades Wesen. Nach Schlesierart war er etwas zurückhaltend zu fremden Leuten. Er nahm besonders regen Anteil an der Fliegerei und ihren Offizieren. Niemals gebot er seinen Söhnen Halt oder predigte ihnen Vorsicht. Nur ein einziges Mal – und dies war nach dem  fünfundsiebzigsten Luftsieg seines ältesten Sohnes – meinte er, nun wäre es genug, und er solle sich Zeit nehmen mit dem Abschießen. Man könnte dies als ein Omen bezeichnen. Unser Rittmeister war aber der Ansicht, daß er als Geschwaderkommandeur verpflichtet sei, die Herren durch sein Beispiel und Draufgängertum mit sich zu reißen. Im Kasino saß unser Fliegervater im Kameradenkreise fast stundenlang und ließ sich von den Luftkämpfen erzählen. Er freute sich ob jedes kecken Fliegerstückchens, und da er selbst oft von der Erde aus Augenzeuge von vielen Luftkämpfen gewesen war, zeigte er uns großes Verständnis. Er kannte sich auch in unserer Fliegersprache aus und teilte mit uns die Freuden und Sorgen des Jagdfliegers. Besonders oft besuchte Vater Richthofen uns, als wir in Flandern lagen, denn da war er nicht weit ab von uns, und viele feierliche Gelegenheiten gaben Anlaß zu seinem Kommen. So der zweihundertste Luftsieg der Jasta 11. Er liebte wie seine Söhne Geselligkeit sehr. Ebenso wie wir in der Luft treue Kameradschaft hielten, taten wir es auch in unserem Kasino, und hierin war Richthofen  unser aller Vorbild. Um Vater Richthofen eine besondere Freude zu bereiten, ernannte der Oberbefehlshaber ihn zum Ortskommandanten der in unserer Nähe gelegenen größeren Stadt, damit er seinen Söhnen noch näher läge und er sie oft besuchen könnte. Doch wie es das  Schicksal will, wurden wir kurz darauf nach einem anderen Frontabschnitt verlegt, und unser Fliegervater konnte uns leider nicht folgen. Dafür war er um so öfter gern gesehener Gast bei Staffel Boelcke, zu der sein Sohn ja auch enge Beziehungen hatte, da er in derselben seine ersten fünfzehn Gegner abgeschossen hatte. Sein Liebling bei dieser Staffel war der Geschwaderkommandeur, Oberleutnant Lörzer. Oft baten wir unseren Fliegervater, er möchte sich zur bleibenden Erinnerung mit uns photographieren lassen. Vater Richthofen hatte aber eine große  Abneigung gegen das Photographiertwerden; nur einmal gelang es mit List und Tücke, ihn auf die Platte zu bringen. Das war, als uns Fokker in unserem Flughafen besuchte und ihn filmen wollte. Seine Söhne waren ebenso. Alle Bilder, die wir von unserem Rittmeister haben, sind nicht gestellt und fallen sicherlich durch ihre Natürlichkeit auf. Richthofens haßten jede Äußerlichkeit. Nie waren sie auffällig gekleidet, und nur selten sahen wir unseren Rittmeister im Schmuck aller seiner so zahlreichen Orden. Den einzigen Orden, den er gern trug, war der Pour le mérite, die höchste Auszeichnung für einen Soldaten. Einfach und schlicht war sein Auftreten, der Sohn seines Vaters. In seinem Ortsbezirk wurden unserem Fliegervater des öfteren Ovationen dargebracht, die er aber für seine Person ablehnte. Daß wir so unseren Fliegervater sehr verehrten und in unser Herz schlossen, wird jedem einleuchten.

Unser Rittmeister war ein ganzer Mann. Eine fest durchgebildete Persönlichkeit, jedoch auf den ersten Blick und für jemanden, der nur kurze Zeit mit ihm verkehrte, schwer zu verstehen. Nach Schlesierart ging er bei unbekannten Leuten nur langsam aus sich heraus. Wen er aber mal in sein Herz geschlossen hatte, für den ging er durchs Feuer. Es gab viele, besonders in der Fliegertruppe, die der Ansicht waren, unser Rittmeister sei stolz und unnahbar. Es mag wohl stimmen, daß er sich seine Leute zuerst ansah, und zwar urteilte er nicht nach dem Äußeren, sondern nur nach Taten. Er war ganz „Militärsoldat“. Ein Infanterist, der täglich das Trommelfeuer durchhielt oder viele schwierige Stürme hinter sich hatte, galt ihm sicher genau so viel wie ein Flugzeugführer mit Luftsiegen. Er war zurückhaltender Natur, und sein Inneres stand nur denen offen, die er im Lauf der Zeit als Persönlichkeiten schätzen gelernt hatte. In seinen Mußestunden suchte er sich weiter zu bilden. Man hätte ihn aber niemals als einen Bücherwurm bezeichnen können. Unterhaltungen mit ihm waren stets anregend. Daß er sich auch schriftstellerisch betätigt hat, zeigt sein Buch „Der rote Kampfflieger“, das vor allem für die Jugend zur Nacheiferung und als Ansporn gedacht war. Oft habe ich ihn auch eingehende militärische Berichte machen sehen. So hat er uns noch kurz vor seinem Tode Aufzeichnungen davon gemacht, wie er sich einen tüchtigen Jagdflieger dachte, wie er in der Luft kämpfte im kleinen und im großen Verbande, kurzgefaßt, was man als Jagdflieger machen und nicht machen soll. Er war eine sehr zielbewußte Persönlichkeit. Was er von anderen verlangte, verlangte er in erster Linie auch von sich. Durch sein Beispiel suchte er uns mitzureißen und uns zu tüchtigen Piloten heranzubilden. Oft war er der Erste auf dem Flugplatz, und wir kamen beschämt nach ihm zum Start. Auch seinen Vorgesetzten gegenüber wußte er, was er wollte. Hatte er eine Sache als richtig erkannt, so drückte er sie eisern durch. Er war keine einseitige Persönlichkeit. Er interessierte sich für alles, natürlich besonders für militärische Dinge. Er unterhielt sich gern mit Infanteristen, die soeben aus dem Schützengraben vom Kampf kamen, und ließ sich  erzählen, wie es ihnen ergangen war, und was sie von deutschen und feindlichen Flugzeugen gesehen hatten. Kam er an Artilleriebeobachtungen vorbeigefahren, so stieg er gern aus und sah sich von dort aus mit dem Glase das Schlachtfeld an. Mit Vorliebe ging er zu  Luftschutzoffizieren, ließ sich über Luftkämpfe eingehend berichten und sah sie sich selbst mit dem Glase an; vor allen Dingen auch während der Zeit, als er selbst nicht fliegen konnte. Auch mit den Herren von Luftschifferabteilungen unterhielt er sich gern. Sein Interesse galt nicht allein der Jagdfliegerei; er kannte auch die Sorgen und Schmerzen der Fliegerabteilungen der Infanterieflieger, Schlachtflieger, Artillerieflieger und sprach mit diesen Herren gern über Zusammenwirken der einzelnen Flugzeuggattungen. Kurz gesagt, er war nicht Spezialist allein für die Jagdfliegerei, sondern er gewann dem ganzen militärischen Aufbau Interesse ab und war der geborene Generalstäbler. Hatte er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt, so führte er es auch ganz aus. Doch sah er ein, dass etwas unzweckmäßig war, so machte er schnell Schluß und hielt mit seiner Meinung nicht zurück. Am liebsten waren ihm die Vorgesetzten, zu denen er frei heraus sprechen konnte, und die ihm ein freies Wort nicht übel nahmen. So wie er frei heraussprach, was er dachte, liebte er es auch bei seinen Untergebenen. Er nahm diesen Herren niemals eine gegenteilige Meinungsäußerung übel und sagte ihnen ganz offen: „So habe ich es gern.“ So erregte er bei dieser Art seines Charakters bei manchem Anstoß; denn nicht jeder verträgt eine offene Meinung. So hat auch sein Buch, in dem er offen heraus sagte, was er sich dachte,
manches Kopfschütteln erregt. Richthofen war klug. Hatte er erkannt, daß eine Persönlichkeit die Wahrheit nicht vertrug, so war er solchen Menschen gegenüber verschlossen, was ihm auch manchmal falsch ausgelegt wurde. Schwatzhaftigkeit liebte er nicht. Hatte man ihm ein Geheimnis anvertraut, so konnte man auf ihn rechnen, dann war er verschwiegen wie ein Grab. Als Vorgesetzter war er auch beliebt, weil er einen mit seiner ganzen Person vertrat. Die Folge war, daß wir für ihn durchs Feuer gingen. Daß er mit seinen jungen Jahren auf den verantwortungsvollen Posten eines Geschwaderkommandeurs gestellt wurde, verlangte, daß er auch als solcher auftrat. Er hat sich niemals gegenüber einem Vorgesetzten oder Untergebenen etwas vergeben. Er war eben von Jugend auf Militärsoldat”. Im Kameradenkreise im Kasino zeigte er sich von anderer Seite. Da war er mit der Jugend vergnügt und für Scherze aufgelegt. Einen freundlichen Scherz nahm er nie übel So stellten wir ihm eines Abends einen englischen Soldaten mit gefälltem Bajonett in feine Bude, um ihn zu erschrecken, und darauf war seine Freude groß. Er kannte seine Pappenheimer und hatte sofort den Scherz voll heraus. Im Kasino war er unser gleichgestellter Kamerad, trank und war lustig, doch nie im Extrem. Er liebte Geselligkeit und war erfreut über jeden Gast; nur die, die ihn ausfragen wollten, und vor allem die Reporter, liebte er nicht. Da war er in sich gekehrt und verschlossen und sprach kein Wort. Das wurde ihm oft falsch ausgelegt. Mit seinem ganzen Herzen und feiner Seele hing er an der Jasta 11. Für sie war das Beste nur gut genug. Sein Verdienst ist es nur ganz allein, daß diese Jagdstaffel die beste und erste geworden. Wenn man mich fragt, warum, so kann ich nur sagen, weil er durch sein Beispiel alle mit sich fortriß. Er erzählte uns, wie man es machen sollte, das Luftkämpfen, zeigte es uns in der Luft und verlangte, daß wir es nachmachen sollten. Taten wir es nicht, sei es, daß es uns an Nerven fehlte oder am Draufgängertum, das er von jedem Jagdflieger verlangte, so sprach er offen mit uns, daß er sich das anders dächte, und daß es doch vernünftiger wäre, einen anderen militärischen Beruf zu ergreifen. Daß er den Herren seiner Jasta 11 besonders nahestand, erklärt sich aus der Kameradschaft in der Luft. So war unser Richthofen. Er schätzte seine Herren ein nach dem, was sie als Jagdflieger leisteten. Er wußte nach den ersten Flügen sofort über die einzelnen Bescheid. Sie brauchten nicht einmal in der Luft gefochten zu haben. „Nicht nach dem, was einer redet, sondern nach dem, was er leistet, beurteile ich ihn,“ sagte er. Fragte man ihn, wie er selbst als Jagdflieger angefangen hätte, so verwies er auf seinen Lehrer, den Altmeister Boelcke, der ihm als Motto mitgab: „Hauptsache ist: nahe ‘ran an den Feind! Nächstdem kommt noch ein bißchen Schießen und Treffen dazu!“ Gerade darin war Richthofen ja unser Meister, bat er doch von Jugend auf die Jagd geliebt und war ein blendender Schütze.

MvR wird gebeten, weniger zu fliegen

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
18 August 1917
Markebeke
Marke

Und am 18. 8. morgens um 8 Uhr donnern wieder Bomben, sie tun niemand etwas. An diesem Tage trifft ein Telegramm des Kommandierenden Generals der Luftstreitkräfte ein, das der Rittmeister zuerst mit Stolz zu lesen beginnt und dann, als er den Nachsatz liest, nadencklich weglegt.

Das Telegramm leutet: “Aus Ihrer Meldung über die Kämpfe vom 16. August habe ich gesehen, daß rücksichtloser Einsatz der Verbände und die überlegene Tapferkeit der Besatzungnen die Luftschlact zu unseren Gunsten entschieden haben.

Dit Truppe wird ihren Mitkämpfern in der Luft Dank wissen. Ich spreche Ihnen, dem Kommandeur des Geschwaders, besonders aber allen Fliegern meinen Dank und meine wärmste Anerkennung aus.

Von dem Rittmeister Freiherrn von Richthofen, den ich zu seinem 58. Luftsieg herzlich beglückwünsche, erwarte ich, daß er sich der Verantwortung des Einsatzes seiner Person bewußt ist und bevor er die letzten Spuren seiner Verwundung überwunden hat, nur dann fliegt, wenn unbedingte Notwendigkeit es rechtfertigt”.

Dieser Nachsatz is bitter.

Und das zweite Telegramm, das einläuft, ist nur ein unzulängliches Pflaster: “Am 17. August hat die Jagdstaffel 11 seit dem 12. Oktober 1916, ihrem ersten Mobilmachungstag, den zweihundersten Gegner im Luftkampf besiegt. Diese Erfolge sind ein leuchtendes Vorbild für all Jagdflieger, das schönste Denkmal für die gefallenen Kameraden der Jasta 11. Der Jasta und ihrem Fûhrer, dem Leutnant Wolff, besonders auch ihrem ehemaligen Führer Herrn Rittmeister von Richthofen spreche ich meine Anerkennung aus”.

General Ludendorff besucht Markebeke

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
19 August 1917
Markebeke
Marke

Am 19. 8. kommt General Ludendorff zu Besuch, um sich die verwegensten Flieger der deutschen Armee anzusehen und ihnen die Hand zu schütteln. Er kann sich auch bei dieser Gelegenheit die neueingetroffenen Dreidecker ansehen, auf die jeder Jagdflieger sehnsüchtig gewartet hat und die einen vorzügliche Eindruck machen.

Dostler gefallen

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
21 August 1917
Markebeke
Marke

Nach soviel freundlichen Ereignissen trifft am 21. 8. das Geschwader ein harter Schlag: Oberleutnant Dostler kehrt von einem Jagdflug nicht mehr zurück. Was mit diesem Namen an Tapferkeit und Kampffreude verknüpft war, ist kaum zu sagen. Der Rittmeister ist von diesem Verlust schwer getroffen. Er schickt Ketten vor, ihn zu suchen. Es wird nichts gefunden. Irgendwo zwischen den Linien im Niemandsland muß er liegen. Endlich kommt folgende Nachricht;

“Nach einer telephonischen Mitteilung durch den Kommandeur der Flieger 4 hat das englische Royal Flying Corps über Oberleutnant Dostler Nachricht dahin gegeben, daß über sein Schicksal nähere Angaben nicht gemacht werden können. Es sei lediglich bekannt, daß am 21. 8. 1917 um 11 Uhr englische Zeit (12 Uhr deutsche Zeit) durch einem englischen Piloten in Gegend Frezenberg ein deutsche Flugzeug zum Absturz gebracht worden sei, und wahrscheinlich in den vordersten deutschen Reihen liege.

Zeit und Ort steimmen nach obigen Angaben mit dem damaligen Luftkampf des Oberleutnants Dostler überein. In der darauffolgenden Nacht und am anderen Morgen lag über dieser Abschußstelle schweres englische Trommelfeuer”.

MvR wird befohlen, nicht zu fliegen

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
21 August 1917
Markebeke
Marke

Und als ob man drüben in den feindlichen Fliegerlagern selber gespürt hätte, daß mit dem Abschuß dieses Mannes (Dostler) ein gewaltiges Stück Arbeit geschafft sei, machten sie jetzt eine Kampfpause.

Der Kommandeur der Flieger 4 schickt unverzüglich einen Befehl:

“Gegner schont ersichtlich seine Fliegerkräfte. Gleiches muß auch bei uns während der Kampfpause, soweit irgend möglich, erfolgen.

Ich weise auf Armeebefehl vom 12. 8. Ziffer II hin und bitte gegebenenfalls um Meldung, falls diesem Gesichtspunkte nicht genügend Rechnung getragen wird.”

Die Ziffer II betrifft den Rittmeister von Richthofen und macht ihn darauf aufmerksam, daß der Einsatz seiner Person nur dann zu erfolgen habe, wenn eine absolute Notwendigkeit bestehe.

Parade voor Kaiser Wilhelm II

Flanders Aviation Society leden die meehelpen aan de site
21 August 1917
Rond de 20ste
Deinze of Hertsberge
Deinze

Vermoedelijk op de dagen voor of na het bezoek van de keizer aan Markebeke, is er een parade doorgegaan. Locatie is onzeker, ofwel Hertsberge ofwel Deinze. Het is wel zeker dat het niet in Markebeke was.

MvR receives Austrian decoration

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
23 August 1917
Markebeke
Marke

Rittmeister Manfred Freiherr von Richthofen is appointed the Austrian Kaisers Iron Order of the Crown 3rd class with wardecoration with regards to his action of 8/8/1917.

Testimonial of Arthur Maertens

Marke 2 Wereldoorlog 1
23 August 1917
Markebeke
Marke

Testimonial of Arthur Maertens: …Op de Markebeke stond er eens een Engelse tweedekker. Arthur die daar werkte, had lef genoeg er even in te klauteren. De wacht had het echter gemerkt en zei dat hij er onmiddellijk uit moetst komen. Op dat precieze ogenblik klonk de alarmbel en von Richthofen kwam er aan met de auto. Hij deed teken als wou hij zeggen: ‘Laat hem maar zitten!”. Arthur was zelfs eens ooggetuige hoe von Richthofen met zijn Albatros opsteeg en boven Wevelgem uit een groep van 5 Engelse toestellen er 2 neerhaalde. Kort daarop landde hij weer en iedereen liep naar hem toe, toen begon hij te vertellen. Arthur meent zich ook te kunnen herinneren dat von Richthofens machine geregeld in een andere kleur werd geschilderd.

25 August 1917
Markebeke
Marke

Visit of Reichskansler Dr. Michaelis to Markebeke to witness demonstration flights of the Fokker DR I, in presence of Anthony Fokker

Victory 59

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
26 August 1917
Between Poelkapelle and Langemark
Poelkapelle

Combat Report: 0730 hrs, between Poelcapelle and Langemarck, this side of our lines. Spad one-seater. English. During a fighter patrol with four gentlemen of Staffel 11, I saw beneath me a single Spad flying at an altitude of 3.000 metres above a solid cover of cloud. The adversary was probably trying to find flying German artillery planes. I attacked him, coming out of the sun. He tried to escape by diving, but in this moment I shot at him and he disappeared trhought the clouds. Upon pursuit, I saw him beneath the cloud, first plunge straight down, then at about 500 metres altitude explode in the air. Due to the new, very poor incendiary ammunition my pressure line, intake manifold, exhaust, etc, were again so damaged that I would not have been able to pursue a merely wounded opponent. Consequently, he would have escaped and I had to see that I glided as far from the Front as possible. Weather: fine.

Victory 59

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
26 August 1917
Between Poelkapelle and Langemark
Poelkapelle

Der Rittmeister vergißt Ziffer II des Armeebefehls und startet am 26. 8.; um 7.30 vormittags schießt er zwischen Poelkapelle und Langemarck über den vordersten Linien einen Spad ab. Es ist sein 59. Luftsieg und die Meldung darüber ist nicht ohne Ärger:

“Bei einem Jagdflug mit vier Herren der Staffel 11 sah ich, in 3000 m Höhe fliegend, unter mir einen einzelnen Spad über einer geschlossenen Wolkendecke. Der Gegner ging scheinbar auf Jagd auf niedrig fliegende Artillerieflieger. Aus der Sonne herauskommend griff ich ihn an. Er versuchte, sich durch einen Sturzflug zu entziehen, wobei ich ihn gut zu Schuß bekam und er durch eine dünne Wolkenwand verschwand. Beim Nachstoßen sah ich ihn unter der Wolkendecke erst senkrecht stürzen, dann in etwa 500 m Höhe in der Luft zerplatzen. Durch die neue, sehr schlechte F.B.-Munition war mir wiederum Druckleitung, Einfaugrohr, Auspuff usw. zerschossen, so daß ich einem bloß krank geschossenen Gegner nicht hätte nachstoßen können, er also davongekommen wäre, und ich mußte sehen, daß ich im Gleitflug möglichst weit weg von der Front kam”.

28 August 1917
Markebeke
Marke

Test flight and demonstration of Fokker DR I by Anthony Fokker in presence of von Falkenheyn, Lt. Hess and MvR.

Fokker Triplane first delivery

The Great War Illustrated 1917, William Langford & Jack Holroyd
28 August 1917
Markebeke
Marke

17GW444 On 28 August 1917, the first Fokker Triplane was delivered to Richthofen’s Geschwader. Werner Voss, leader of Jasta 10, flew the machine for the first time. Three days later the Red Baron is seen here explaining the aircraft’s performance to Generalmajor Karl Von Lossberg, Chief of Staff to 4. Armee.

Über Lothars Gesundheit freue ich mich sehr

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
28 August 1917
Castle of Baron de Bethune
Marke

Über Lothars Gesundheit freue ich mich sehr. Er darf aber unter keinen Umständen eher an die Front, als bis her körperlich bei vollen Kräften ist. Sonst macht er hier sofort schlapp oder wird abgeschossen. Das merke ich am besten bei mir selber. Ich habe erst zwei Feindflüge  gemacht, beide waren sie zwar ein Erfolg, aber ich war nach jedem Flug vollständig erschöpft. Bei meinem ersten ist mir beinahe schlecht geworden. Meine Wunde heilt furchtbar langsam; sie ist immer noch so groß wie ein Fünfmarkstück. Gestern haben sie mir noch ein Stück Knochen  herausgeholt; ich glaube, es wird der letzte sein. Vor einiger Zeit war hier der Kaiser zu einer Truppenschau, dabei hat er sich längere Zeit mit mir unterhalten. Nächstens komme ich auf Urlaub, freue mich schon sehr, Euch alle anzutreffen.

31 August 1917
end of August 1917
Markebeke
Marke

Testimonial of Georg von der Osten: …Tegen het einde van augustus 1917 had Rittmeister Manfred Freiherr von Richthofen rustverlof; Oblt. Kurt Wolff verving hem. Wolff was een succesrijke piloot met 33 overwinningen op zijn actief. Hij was de enige die tijdens de afwezigheid van von Richthofen met diens driedekker mocht vliegen.

1 September 1917
beginning of September
Markebeke
Marke

Testimonial of Georg von der Osten: …Ik heb bij mezelf nooit enige vorm van zenuwachtigheid bemerkt, maar toen Richthofen terugkwam, had hij waarschijnlijk de indruk dat ik dringend verlof nodig had, zo werk ik met verlof gezonden, na amper acht weken frontdienst.

Victory 60

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
1 September 1917
Above first lines
Zonnebeke

Am 1. September steigt der Rittmeister zum ersten Male zum Luftkampf in einen der neuen Dreidecker. (Ziffer II Armeebefehl vom 12. 8. kümmert ihn nicht, total vergessen und übersehen.)

Um 7.50 vormittags schießt er bei Zonnebeeke seinen 60. Gegner ab. Der Kampf war kurz.

“Zum ersten Male den Dreidecker fliegend, griff ich mit 4 Herren der Staffel 11 einen sehr frech fliegenden englischen Artillerieflieger an. Ich flog bis auf 50 Meter herab, gab 20 Schuß ab, worauf der Gegner steurlos abstürzte und bei Zonnebeeke diesseits zerschellte.

Offenbar hat mich der Gegner für einen englischen Dreidecker gehalten, da der Beobachter in der Maschine stand, ohne Miene zu machen, zu seinem Maschinengewehr zu greifen.”

3 September 1917
Markebeke
Marke

Testimonial of Carl August von Schoenebeck: In juni 1917, ik was toen 19 jaar oud, kreeg ik het bevel mij bij Jasta 11 aan te melden. Manfred Freiherr von Richthofen was leider van deze Jagdstaffel, die men toen al tot een van de beste van onze luchtmacht rekende. Ieder van ons kende deze Jagdstaffel en wij bewonderden Richthofen. Er beviel mij een zekere vrees: “Hoe zou ik met mijn 19 jaar tegenover de beste jachtpiloot staan?”. Ik meldde mij dus bij mijn nieuwe commandant, die nog dezelfde dag mijn kwaliteiten als piloot wou testen. Het voor mij nog nieuwe jachtvliegtuig had ik dadelijk in de hand, zodat ik kon tonen wat ik tot hiertoe had geleerd. Ik was trots met mijn prestatie, Richthofen echter zie mij: “Dat bewijst nog niets, u moet bochten kunnen maken, niets anders dan bochten, door onder andere hoogte te winnen en het uiterste uit het toestel te halen.”. Bovendien meende hij dat hij mij in de eerste 8 tot 10 dagen nog niet naar het front kon meenemen. Ik was ontgoocheld, en toen ik daarenboven bij de schietoefeningen een eerder matig resultaat behaalde, overviel mij een onzekerheid.DOch mijn zelfvertrouwen keerde vlug terug, al na de eerste vluchten die ik met de Jagdstaffel aan het front mocht maken. Richthofen nam daarbij zelf de opleiding van zijn mannen in handen. Wij moesten schijfschieten; ieder kreeg voor zijn beide machinegeweren 50 patronen mee; aanvangers behaalden gemiddeld een trefferaantal van 50-60, de besten brachten het tot 80. Wanneer von Richthofen echter terugkwam, had hij altijd boven de 90 treffers in de schijf zitten. Bij onze frontvluchten paste hij op ons als een hen op haar kuikens. Alle aanvangers moesten in zijn onmiddellijke nabijheid vliegen, de ouderen vlogen meer achteraan, en hoger…Zo kwam het eens voor dat ik pas bij de bespreking, die na iedere frontvlucht werd gehouden, vernam dat von Richthofen weer 2 tegenstrevers had neergeschoten, zozeer was men met zichzelf bezig…Na iedere frontvlucht maakte von Richthofen ons attent op onze fouten. Zo merkten wij met verstomming dat hij niettegenstaande zijn eigen gevechten op leven en dood ons geen ogenblik uit het oog verloor. Dat gaf de Jagdstaffel begrijpelijkerwijze een groot veiligheidsgevoel, want men wist dat men zich op de commandeur rotsvast kon vertrouwen. Al was de situatie nog zo slecht, doorzag die en haalde ons eruit…Een treffer van achteren was de enige werkelijke mislukking die von Richthofen kende. Na ieder luchtgevecht inspecteerde hij elk toestel en wee ons, als hij zo een treffer ontdekte, want dat gaf dan een flinke uitbrander. Onze vrees voor zo’n berisping was zo groot, dat wij vaak op een ‘ander’ vliegveld onze kogelgaten lieten dichtkleven. Richthofen ontdekte deze treffers toch, want hij had de situatie vanuit de lucht waargenomen. Was men dan uit zo’n luchtgevecht gekomen, dan was de bekende uitvlucht: de propeller deugt niet of de stofbekleding van het toestel is te oud; steevast klonk dan de bewering: de motor draait niet normaal. Richthofen kende al deze uitvluchten, besprak die met de mecaniciens en zei hun het volgende: “Als een piloot van een frontvlucht terugkomt en beweert dat de motor niet in orde is en daardoor een treffer langs achter kreeg, dan horen jullie zich deze onzin rustig aan. Jullie plaatsen dan het toestel 3 dagen in de tent en als jullie het toestel terug overhandigen zeggen jullie dat er een nieuwe motor ingebouwd werd.Wij waren vanzelfsprekend trots en tevreden na drie dagen ons toestel in nieuwe staat terug te krijgen en vonden het prima! Hoe hadden we later ‘n wrang plezier, als we vernamen hoe de commandeur ons had beetgenomen…Buiten dienst was Richthofen de schitterendste kameraad die men zich kon wensen. Er waren vrijwel geen onenigheden, hij was groothartig en maakte al onze fratsen mee. Wanneer het ging om poetsen te bakken was hij er altijd graag bij, we waren immers allen nog zo jong. Net zo kameraadschappelijk was hij met de Engelse piloten, die het er levend hadden vanaf gebracht en in gevangenschap terecht kwamen. “Het gevecht was voorbij, waarom zouden we nog verder gaan?”, meende hij. Vooraleer ze naar Duitsland afgevoerd werden, konden zij zich volledig vrij bewegen en aten met ons mee in onze mess. Richthofen vroeg hun op erewoord dat ze geen vluchtpoging zouden ondernemen. Een Engelse officier heeft eens dat erewoord geweigerd en Richthofen zei: “Goed, ik zal u toch niet opsluiten, alleen streng bewaken; wanneer u echter vlucht, kan het gebeuren dat u door de bewakers terstond wordt neergeschoten”. De man is niet gevlucht!…Op zekere dag was er weer zo’n groep afgevaardigden bij ons aangekomen…In die gezellige stemming zegt Richthofen opeens: “Eigenlijk zouden we voor die heren uit het vaderland eens een echt bombardement moeten demonstreren, opdat ze de stemming aan het front eens werkelijk zouden leren kennen…Alles staat klaar, een fluitsignaal van Richthofen: de motorfietsen beginnen te draaien, de radijsjes ontploffen in de lucht alles fel verlichtend, de machinegeweren knetteren…Voorzichtig komen ze naar buiten en willen naar de bunker lopen. Opnieuw een fluitsignaal van von Richthofen en onze waterbom ledigt zich boven de hoofden van onze bezoekers…Weinig uren daarna gaat de telefoon, Richthofen wordt voor een uitbrander naar Gent geroepen! Wanneer hij later een weinig bedrukt terugkeert, vertelt hij ons dat de Oppercommandant erg gescholden heeft, maar het is hem toch zo voorgekomen, dat ook hij over onze welgeslaagde aanval moest lachen.

Victory 61

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
3 September 1917
South of Bousbecque, above German lines
Bousbecque
Boesbeke

From Under the guns of the Red Baron (N. Franks et al):  Combat report: 0735 hrs, south of Bousbecque, this side of the lines. Sopwith 1, B1795; motor no.: 35123 (80 hp Le Rhône Type ‘R’). Occupant: Lieutenant A F Bird, made prisoner, unwounded.

Aus Jagd in Flandrens Himmel, Bodenschatz:

Achtunvierzig Stunden später gibt es einen tollen Tag. Der Rittmeister beginnt ihn, trotz Ziffer II und umliegender Befehle, die seine Person betreffen.

Um 7.35 gerät er mit einem außerordentlicher tapferen Gegner zusammen.

“Mit 5 Flugzeugen der Staffel 11 in einen Geschwaderkampf mit Sopwith-Einsitzern verwickelt, griff ich in 3500 m Höhe einen der Gegner an und zwang ihn nach ziemlich langem Kurvenkampf bei Bousbeque zur Landung. Ich hatte unbedingt die Überzeugung, einen sehr gewandten Flieger vor mir zu haben, der sich auch in 50 m Höhe noch nicht ergab, wieder schoß, undnoch beim Ausschweben eine Kolonne unter Feuer nahm, dann absichtlich seine Machine gegen einen Baum rollte. Der Fokker-Dreidecker F I. 102/17 war dem englischen Sopwith unbedingt überlegen.”

MvR im Urlaub befohlen

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
6 September 1917
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Und am diesem tage wirkt sich die Nichtbeachtung jener Ziffer II im Armeebefehl vom 12. 7. ziemlich kräftig aus: Der Rittmeister tritt notgedrungen und von allen höheren Stellen heftig gestoßen, “freiwillig” einen Urlaub von vier Wochen an.

MvR vertrekt op herstelverlof

Marke 2 Wereldoorlog 1
6 September 1917
tot 23 oktober
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

MvR vertrekt voor enkele weken. Oblt. von Doering vervangt Richthofen als Geschwadercommandant voor de duur van het verlof.

MvR geerht

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
11 September 1917
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Manfred würde sich viel schneller erholen, wenn es nicht diese Feiern gäbe. Der “Ausschuß zur Errichtung einer Kriegs-Erinnerungs-Sammlung” (welch Wortungeheur!) hatte bereits ein “Huldigungs-Telegramm” geschickt; unentwegt schmettern vormittags die Ständchen vor dem Hause. Nach Tisch hatte sich Manfred kaum etwas hingelegt – der Kopf schmerzte ihn heute besonders stark – da erschien wieder ein Verein.; mein Mann mußte hinaufgehen und Manfred wecken. Wenige Minuten spâter erschien er – mit entschprechender Miene – vor der Haustür. Er war fast unfreundlich. Die Entgegennahme von Ovationen liegt ihm nicht. Er konnte seine üble Laune schlecht verbergen; trotzdem hingen aller Augen wie gebannt an ihm. Wir taten die Leute leid, und ich fragte, ob er nächster Gelegenheit nicht etwas freundlicher sein wolle. Manfred fuhr auf mit einer fast brüsken Bewegung, seine Augen wurden schmal und hart: “Wenn ich über die Schützengräben hinwegfleige und die Soldaten jubeln mir zu und ich sehe in ihre grauen, von Hunger, Schlaflosigkeit und Kampf ausgehölten Gesichter – dann freue ich mich, dann jubelt etwas in mir mit. Du solltest das sehen: oft vergessen sie alle Gefahr, springen auf die Deckung, schwenken die Gewehre und winken mir zu. – Das ist mein Lohn, Mutter, mein schönster Lohn!”

Corresponding with a girl?

von Richthofen, The legend evaluated, Richard Townshend Bickers, Airlife Publishing, 1996
11 September 1917
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Another secret he confided to his mother was that he had for a long time corresponded with a girl whom he wished to marry, but ‘not as long as I am liable to die any day’.

MvR auf der Jagd

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
12 September 1917
53°40'00.0"N 18°58'00.0"E
Otlowko
Klein-Ottlau

Am nächsten Tage reiste er nach Ostpreußen ab, in die Einsamkeit der großen Reviere. Hier würde er am schnellsten wieder gesunden. Hier sprach die Seele des Waldes zu ihm. Und die Menschen dort – sie waren so zurückhaltend und herbe wie ihre landschaft. In Ottlau wehte nur eine Fahne auf dem Schloß zu seinem Empfang. Das war alles. Die Landleute grüßten ihn ehrerbietig und sprachen kein unnötiges Wort…Das war schön, das tat ihm wohl.

12 September 1917
bis 13. September
auf den Gütern des Herzogs von Sachsen-Coburg und Gothas
Friedrichroda

Lt. Wolff gefallen

Jan Hayzlett Hunting With Richthofen: the Bodenschatz diaries
15 September 1917
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Drei Tage später, am 15. 9., reißt der Rittmeister von Richthofen in Schweidnitz, seiner schlesischen Heimatstadt, ein Telegramm auf. Es ist von seinem Jagdgeschwader und lautet:

“Oberleutnant Wolff im Luftkampf nördlich Wervicq gefallen.”

Nach Dostler nun Wolff! Wie nahe dieser Verlust Richthofen ging, sieht man aus dem Nachruf, den er in zwei Memeler Zeitungen, der Heimat Wollfs, in der Kreuzzeitung und im Militärwochenblatt veröffentlichen ließ.

“Am 15. September 1917 starb nach heißem Luftkampf den Heldentod fürs Vaterland der Köninglich Preußische Oberleutnant Kurt Wollf, Ritter des Ordens Pour le mérite.

In tiefem Schmerze stehen das Geschwader und mit ihm die ganze Fliegertruppe an dem allzu frühen Grabe eines im ritterlichen Kampfe erprobten Führers, der seine tapfere Schar von Sieg zu Sieg führte. Nicht in aufgezwungener Verteidigung, sondern im selbstgewählten rücksichtlosen Angriff opferte er sein junges Leben.

Bei seinem freundlichen Wesen und seiner stillen Bescheidenheit war er uns allen einer der liebsten und besten Kameraden. In der Geschichte des Geschwaders wird er für alle Zeiten fortleben, als ein Vorbild soldatischer Jugend, als ein Beispiel, das nur die Tüchtigsten gaben.”

Es hatte ihn tief getroffen. Das “zarte Blümlein”, das im Kampfe ein Berserker war, hatte sein leben hingegeben und ein Mensch voller Frohsinn, Liebenswürdigkeit und namenloser Bescheidenheit war ausgelöscht.

MvR in Schweidnitz

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
17 September 1917
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Am 17. September telegrafierte Manfred, daß er nachmittags auf dem Luftwege ankommen würde. Wir warteten auf dem Exerzierplatz. Um sechs Uhr erschien das rote Flugzeug, das nun sein Privateigentum ist. Im letzten Glühen eines reinen Septembertages erweckte es den Eindruck, als wenn es sich mitten aus der Sonne herauslöste. Manfred flog erst einmal über die Stadt, wo er bermerkt und mit großem Jubel begrüßt wuder. Der vorher leere Landungsplatz war mit einem Schlage von Menschen gefüllt. Das Brausen der Stimmen übertönte den Motor. Das Flugzeug setzte so sanft auf wie ein Schmetterling. Mühe hatten wir, trotz der Absperrung, bis zu unserem hause zu gelangen. Manfreds Verwundung ist tiefer, als ich gedacht hatte. Mit Betrübnis bemerckte ich, daß das Haar auf seinem Kopf dünner geworden ist. Es sah aus, als bekäme er eine Glatze. Vielleicht ist das Haar an dieser Stelle nur ausgefallen und w¨chst wieder nach. – Er hatte als Kind so wunderbare Locken, die wie gesponnenes Sonnenlicht schimmerten. Albrecht, Lothar und Bolko kamen angereist. Seit Weihnachten 1915 waren wir zum erstenmal wieder alle hier versammelt. Ich war glücklich in dem Frieden, in der Geborgenheit meiner Familie. Zu meinem Schrecken stelle ich fest, daß Manfreds Kopfverletzung noch lange nicht geheilt ist. Der Knochen liegt noch frei. Einen Tag um den anderen geht er in ein hiesiges Lazarett, um den Verband wechseln zu lassen. Er sieht schlecht aus und ist reizbar. Bisher war er mir vorgekommen wie Jung-Siegfried der Unverwundbare. Seine Elastizität, die leichte Art, mit der er seine Luftkämpfe beschrieb, hatten mir ein wenig über die furchtbare Gefahr seiner Tätigkeit hinweggetäuscht. Aber einer nach dem anderen der glänzenden jungen Fliegerhelden war gefallen. Sie alle waren Könner und von beispielloser Tapferkeit gewesen. Jetzt hatte sich das Verhängnis auch an Manfred gewagt – er war verwundet worden. “Wie ist das eigentlich gekommen?” fragte ich ihn. “Sie haben mich eben getroffen”, war die rasche Antwort. Woher der Schuß kam, das wußte er selbst nicht zu sagen. – Aber wahrscheinlich von der Erde aus. Wir gingen durch den Garten, und jetzt wollte ich es aussprechen, was ich mir vorgenommen hatte: “Hör auf mit dem Fliegen, Manfred.” “Wer sollte denn den Krieg ausfechten, wenn wir alle so dächten…? Allein der Soldat im Schützengraben?!…Wenn die zur Führung Berufenen versagen, kommt es bald so wie in Rußland.” “Aber der Soldat wird von zeit zu zeit abgelöst, geht in Ruhestellung, während du täglich in 5000 Meter Höhe mehrmals die gefährlichsten Duelle bestehst.” Manfred wurde ungeduldig. “Würde es dir gefallen, wenn ich mich jetzt in Sicherkeit brächte und auf meinen Lorbeeren ausruhte?” Nein – hier war nichts zu machen; Manfred würde weiterkämpfen, bis – bis – der Krieg zu Ende ging.

18 September 1917
Markebeke
Marke

Testimonial of Aimé Bekaert (Honorary Mayor of Marke): …Men begon al barakken te zetten en rechtover de schuur van Vandenweghe werd een betonnen bunker gebouwd…Von Richthofens vliegtuig stond langs de Kortrijksestraat in een loods.

22 September 1917
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

MvR receives buste of The Kaiser

Marke 2 Wereldoorlog 1
23 September 1917
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

MvR receives form Kaiser Wilhelm II, a bronze buste with the inscription: “The famous fighter pilot Rittmeister Manfred Freiherr von Richthofen; his grateful King 10/9/1917.

24 September 1917
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Lt. Voss gefallen

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
24 September 1917
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Am 24. 9. in der Frühe riß der Rittmeister von Richthofen in Schweidnitz wieder ein Telegramm auf, es kam vom Geschwader und lautete: “Leutnant Voß vom Flug nicht zurückgekehrt, wahrscheinlich gefallen.”

Dostler, Wolff, Voß!

25 September 1917
Markebeke
Marke

Lothar Freiherr von Richthofen becomes leader of Jasta 11 according to Kogenluft 67259.

MvR auf der Jagd

http://www.frontflieger.de/4-ric13.html
29 September 1917
Forst Neu-Sternberg
Neu-Sternberg

MvR erlegt einen Elch im Forst Neu-Sternberg/ Ostpreußen, bei Forstmeister Mohnike, dem Vater von Eberhard Mohnike.

Elchjagd

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
29 September 1917
Forst Neu-Sternberg
Neu-Sternberg

Nur wenigen Sterblichen ist vergönnt, eines dieser Tiere zur Strecke zu bringen. Zu diesen Wenigen zähle ich mich nun auch.

Es ist eine sehr bedauerliche Tatsache, daß dieses seltene Wild nun langsam, aber sicher ausstirbt. Der Elch ist wie der Wisent gleichfalls ein Überrest aus vergangenen Zeiten. Wie er vor mir auf der Strecke lag, kam mir doch das Gefühl, ein vorfintflutliches Etwas vor mir zu haben. Leider wurden in vergangenen Jahren, etwas vor einem Jahrzehnt, die Überreste in Ostpreußen beinahe ausgerottet. Gott sei Dank hat man das Abschlachten noch einmal einhalten können. So existiert der Elch im ganzen Deutschen Reich nur noch in der Gegend van Labiau in Ostpreußen. Er ist viel größer als ein Pferd und lebt in sumpfigen Riesenwäldern, in denen sich die Füchse “Gute Nacht” sagen.

Durch die Liebenswürdigkeit des Forstmeisters Mohnike war ich zum Abschuß eines starken Elches eingeladen worden. Fünf Tage pirschte ich bereits von morgens bis in die Dunkelheit mit einem Wagen kreuz und quer durch das Riesenrevier Neu-Sternberg. Mein Urlaub war knapp bemessen, und ich glaubte schon, unerledigter Dinge wieder abdampfen zu müssen, als uns am sechsten Tage gemeldet wurde, daß ein starker Elch im Jagen einhundertundfünfundsechzig gespürt sei. Sofort spannten wir an und fuhren so schnell wie möglich hin. Bald waren wir von dem bezeichneten Jagen nur noch drei Kilometer entfernt und fuhren in scharfen Trab eine Schneife entlang, da plötzlich reißt der tüchtige Rußti als Rutscher die Pferde kurz an, und vor uns steht auf fünfhundert Schritt der Elch! Aber nur für einen Augenblick, sofort war er rechts im Dickicht verschwunden. Nun galt es Glück haben, um dem Hirsch auf Schußweite zu begegnen. Absteigen und pirschen verträgt er nicht, also mußten wir versuchen, mit dem Wagen näher heranzukommen. Bald befand ich mich an der Stelle, wo wir ihn eben gesehen hatten, aber das Dickicht erlaubte mir keinen Einblick weiter als vierzig Schritt rechts und links. Guter Rat war nun teuer. Hundert Meter weiter kam eine schmale Schneife. Dort wollten wir umdrehen, um nochmals an der Stelle vorbeizufahren, an der wir den Hirsch gesehen hatten. Der Wagen dreht sich gerade um seine eigene Achse, da tritt der Elch auf hundert Schritt auf die Querschneife. Nun erkannte ich, daß ich einen recht starken Hirsch vor mir hatte, zwar keinen Schaufler, aber er machte mit seiner mächtigen Figur und seinem langen Bart, der im Winde hin- und herwehte, einen kloßigen Eindruck, eben wie ihn nur ein vorfintflutliches Tier machen kann. Er stand schön breit auf der Schneife. Das Riesentier vorbeischießen ist eigentlich kaum möglich! Aber die Aufregung, nach einer sechstägigen Pirschfahrt plötzlich unerwartet vor einem jagdbaren Hirsch zu stehen, ist doch größer, als ich gedacht hatte. Zu meinem größten Erstaunen zeichnete der Hirsch auf meinen Schuß überhaupt nicht. Im Stillen sagte ich mir: “Vorbeigehauen.” Er machte nur eine langsame Kehrtbewegung und ließ mir Zeit, den zweiten Schuß anzubringen. Bei einem Rothirsch wäre dies unmöglich gewesen, obwohl man ja in der Brunstzeit so manches mit ihm erleben kann. Aber bei diesem Tier hat man doch den Eindruck, daß es den Menschen gar nicht als seinen Feind betrachtet und überhaupt der Kultur nicht mehr Widerstand zu leisten vermag.

Es war eine Nachsuche nötig, die in dem Sumpf nicht ganz einfach war. Der Hirsch hatte beide Kugeln, man mußte ihm aber noch den Fangschuß geben. Nun erst, als er zur Strecke war, konnte ich mir den Koloß in Ruhe betrachten. Es war für dortige Verhältnisse ein großer, starker Achter, und ich war sehr beglückt. Ich möchte diese Jagd auf einen Elch in meinem Leben nicht vermißt haben und bin meinem Jagdherrn sehr dankbar.

Den Engländern einheizen

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
30 September 1917
Schloss Hotel
Gotha

Über Lothars plötzliche Heilung habe ich mich mächtig gefreut. Nach demm Urlaub können wir wieder zusammen den Engländern einheizen, und ich bin mit Lothar bei derselben Staffel. Meine Strecke in den letzten vierzehn Tagen ist nicht schlecht. Ein starker Elchhirsch, drei sehr gute Hirsche und ein Bock. Ich bin sehr stolz darauf, den Papa hat in seinem ganzen Leben nur drei Jagdbare Hirsch geschossen. Heute fahre ich nach Berlin und bin in spätestens einer Woche bei euch.

Eine Begegnung. Von Emil August Glogau

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
30 September 1917
Gotha

Als ich in den letzten Septembertagen im Morgenschnellzug von Frankfurt nach Berlin fuhr, sprang in Gotha ein junger Ulanenoffizier mit akrobatischer Elastizität in den abfahrenden Zug, warf seine Jagdflinte von der Schulter in das Gepäcknetz meines Abteils, zog den Mantelkragen übers Kinn, lehnte sich in die Polster und war im nächsten Augenblick fest eingeschlafen. Bei dem „fliegenden“ Bahnhofsbuchhändler hatte ich mir das soeben erschienene gelbe Ullsteinbuch „Der rote Kampfflieger“ gekauft, aber gleichfalls in das Gepäcknetz zu meinen Butterbroten gelegt, weil mich der Schläfer mir gegenüber mehr interessierte. Wie konnte nur ein eben noch im lebhaften Muskelspiel arbeitender Körper, wie von einer Blitzhypnose getroffen, im tiefsten Ruhezustand ohne jedes Mienenvibration beharren? Wer kann seinen Willen so trainieren, daß die Bewußtseinsgrenze willkürlich und augenblicklich überschritten werden kann? Der junge Mann da muß eine starke Energie haben, sagte ich mir, aber sein glattes Primanergesicht spricht dagegen. Hatte der blonde Jüngling nicht auch gutmütige, blaue Jungenaugen, als er eintrat? Wie bewußt und bestimmt waren doch seine Bewegungen, wie kräftig das Erfassen des Gewehres? Der quadratische Schädel und das starke Kiefergerüst gehörte einem ostdeutschen Junker. Wie aber paßten die Resignationslinien vom Jochbein zum Kinn in dieses regungslose Gesicht? Hatte der Krieg diesem jungen Leutnant die Furchen gegraben? Da erst sehe ich zwei Sterne auf seiner Achselklappe. Rittmeister? Mit zwanzig, höchstens vierundzwanzig Jahren Rittmeister? Na ja – Gotha eingestiegen – Thüringer Fürstentümer- Ordensblitzen
unterm Mantelkragen – ein Prinz also. Da schlugen die Augen so plötzlich auf, wie sie sich vorher geschlossen hatten, richteten sich auf mein Gepäcknetz und erstrahlten, als wären sie beglückt worden. Der „Prinz“ scheint Hunger zu haben, dachte ich, kannst du ihm eine Wurstschnitte anbieten? „Ist hier im Zug ein Speisewagen?“ fragte er mich. „Leider nicht, aber vielleicht darf ich Ihnen ein Butterbrot anbieten, ich habe Ihren verlangenden Blick aufgefangen und schwankte eben, ob ich Sie daraufhin anreden soll.“ Da lachte er wie ein ausgelassener Strick, wurde rot wie ein Autor, der sich zum erstenmal gedruckt sieht, biß in meine Wurstschnitte und antwortete: Ach nee, der gilt dem Buch da. Es macht mir nämlich so dollen Spaß, daß jeder Reisende so’n Dings tauft. Sehn Sie – dabei zeigte er auf die an der Bahnsperre wartenden Menschen auf dem Bahnhof Weimar – lauter ,rote Kampfflieger‘.“ Mir geht ein Licht auf, ich greife zum Buch, schlage das Titelbild auf und weiß nun, daß ich dem roten Kampfflieger in eigener Person, Manfred Freiherrn von Richthofen gegenübersitze.

„Haben Sie das Dings da schon gelesen?“ fragt er mich. Ich verneine. „Na, dann lassen’s man lieber, schreiben kann ich nämlich nicht, ich kann bloß fliegen und schießen und so’n bißchen was quasseln, wie mir der Schnabel gewachsen ist.“ Und so erzählte er mir dann mit beredten Lippen, die sich nun für immer geschlossen haben, von seinen Abenteuern in den Lüften, bis wir in Berlin ankamen. Es würde ein Buch füllen, was er davon sprach, aber dieses Buch ist von ihm selbst gefüllt, doch ich wünschte mir die Fähigkeit, eine Schilderung der knabenhaften  Frische dieses berühmten Draufgängers, der sprudelnden Mentalität dieses unverbildeten Naturkindes und der soldatischen Schlichtheit dieses schlesischen Edelmannes geben zu können. „Ich bin ja nur ein Kampfflieger,“ sagte er, „aber Boelcke, das war ein Heros.“ Dabei knüpfte er sich den Pour le mérite unter den Waffenrock, damit die Leute ihn nicht so angassen. Seine Hand fuhr in die Hosentasche, aus der er ein Telegramm zog. Sehen Sie, ist das nicht nett vom Kaiser, da telegraphiert er mir zum sechzigsten Abschuß: ‘Nu er holen Sie sich aber ‘n bißchen. Da hat mich dann der Herzog von Koburg-Gotha zur Jagd nach Schloß Reinhardsbrunn geladen, und nun will ich mich mit Lothar (seinem berühmten Bruder) in Berlin zum Bummeln treffen. Leider ist Moritz nicht dabei. Moritz? Das ist nämlich meine Dogge, die muß überall dabei sein. Ich nehme sie sogar in die Lüfte mit. Kennen Sie Berlin? Ja? Famos! Dann müssen Sie uns Berlin ein bißchen zeigen, wir kennen es nämlich nicht und haben auch sonst weiter keine Bekannten da. Nur einmal, da war ich beim Kaiser, aber der ist ja jetzt nicht da. Da ist mir übrigens mal ‘ne nette Sache passiert: Da war ich mit einer Dame, wie jetzt mit Ihnen, zusammen gefahren und hab’ sie bei der großen Autonot in meinen vorbestellten Wagen genommen Natürlich hatte ich meine Flinte, wie immer, überm Arm, denn über die Jagd geht doch nichts, nicht wahr? Die Dame hatte zwei Söhne als Freiwillige im Feld und machte ihre Glossen: Ja, die Herren Offiziere, die können zur Jagd gehen, meine braven Jungen aber, die müssen im Schützengraben liegen. Ich antwortete: Ich gehe immerzu auf die Jagd, ich mache gar nichts anderes, Tag und Nacht. Sie erwiderte, es wäre ein Skandal, daß ich mich das rühme. Damit lud ich sie an ihrem Hause aus und, eh ich abfuhr, rief ich ihr noch nach: Hoffentlich lesen Sie bald wieder von meiner Jagdbeute. Ich bin der Manfred von Richthofen. Das Gesicht hätten Sie sehen  sollen.“ Wir fuhren in Berlin, und beim Abschied fragte er mich, ob ich mich nicht um Weihnachten herum freimachen könnte. Er bekäme da längeren Urlaub und könne mich dann treffen. „Ach nein,“ unterbrach er sich selbst, bestimmt versprechen kann ich ja doch nichts… Na, Sie  wissen doch, jetzt bin ich fällig. Die Engländer haben ja schon lange einen riesigen Kopfpreis auf mich ausgesetzt.“ Klirrend schlug er die Hacken zusammen und winkte mir nochmals aus dem Gewoge der Menschenmenge zu. Für mich sollte es sein letzter Gruß sein. Nun ist er in Walhall eingezogen.

MvR erhält eine signierte Büste Kaiser Wilhelms

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
1 October 1917
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Der Kaiser verleiht Richthofen seine Bronzebüste mit der eingravierten Widmung:

“Dem ruhmvollen Kampfflieger Rittmeister Freiherr v. Richthofen sein dankbarer König.”

Auszeichnungen aller Bundesfürsten treffen für ihn ein.

MvR hält sich in Berlin auf

http://www.frontflieger.de/4-ric13.html
1 October 1917
Berlin

MvR fährt mit der Eisenbahn nach Schweidnitz

http://www.frontflieger.de/4-ric13.html
9 October 1917
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Blitzbesuch an Schweidnitz

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
9 October 1917
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Am 9. Oktober kam Manfred überraschend aus Berlin an, zu einem ganz kurzen Besuch. Lothar traf aus Breslau hier ein. Ich hatte einige Gäste eingeladen, verwundete Offiziere, junge Mädchen. Als alle schon im Salon versammelt waren, kamen meine Söhne herein, beide in Uniform, beide mit dem Pour le Mérite geschmückt. Ich gestehe, daß ich so eitel war, stolz auf sie zu sein. Die Jugend war dann sehr lustig. Um halb zehn Uhr brachte ich dann beide zum Bahnhof. Sie fuhren über Berlin an die Front zurück. Es ist doch ein heilig ernster Augenblick, wenn man seine in Kampf und Krieg ziehenden Söhne zum Abschied umarmt und ihnen die Hand drückt. Manfred und ich unterhielten uns im Wartesaal, Lothar saß ganz still daneben. Es wurde ihm diesmal furchtbar schwer, sich von uns zu trennen. Auf der nächsten Station aber in Liegnitz, wo sie Aufenthalt hatten, war ihre Stimmung schon so weit wieder gestiegen, daß sie an einen kleinen Lausbubenstreich denken konnten. Sie schrieben nämlich an ihren kleinen Kadettenbruder Bolko zehn Ansichtskarten – auf einmal! Lauter unnützes Zeug. Wahrscheinlich um die “Pauker” in Wahlstatt zu ärgern. Sie unterschrieben nämlich mit “Männe-Männing” und “Lotte-Lotting”. Der Hauptman G. in Wahlstatt nahm das dann auch auf die säurliche Tour.

MvR receives Treue Dienst-Kreuz von Schaumburg-Lippe

https://forum.axishistory.com/viewtopic.php?t=33642
10 October 1917
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

MvR fährt fährt über Danzig nach Königsberg

http://www.frontflieger.de/4-ric13.html
12 October 1917
Kaliningrad
Königsberg

MvR receives Fürstliche Lippische Kriegsehrenkreuz für Heldenmütigkeit.

https://forum.axishistory.com/viewtopic.php?t=33642
13 October 1917
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Hunting in Neu-Sternberg game preserve

Richthofen, Beyond the legend of the Red Baron, Peter Kilduff, Arms and Armour, 1993
14 October 1917
hunting for six days
Polessk
Labiau

An invitation to visit the War College in Danzig came as a blessed relief. Richthofen could relax during the long ride north to the port city, where he would again be amongst the uniformed people with whom he was most comfortable. From Danzig it was an easy ride along the Baltic coast, past Königsberg, to Labiau in East Prussia (now Polessk in the Kaliningrad Oblast of Russia). He had been invites to the Neu-Sternberg game preserve in the vast forest and swampland along the Deime River.

After tramping through the marshes and woods for six days, Richthofen finally obtained a clear shot at an enormous elk. The first shot hit the animal, but he did not fall. Richthofen quickly reloaded and fired again. With two bullets in it, the elk charged off into the underbrush. Richthofen was right behind him. “The stag had both bullets in him, so someone had to administer the coup de grâce”, the hunter later recalled. Richthofen caught up with the magnificent beast and put an end to him.

Testimonial of B.B. Perry

Marke 2 Wereldoorlog 1
18 October 1917
Markebeke
Marke

Testimonial of B.B. Perry: In Courtrai (de Duitsers noemden het Kortrik) troffen we nog andere piloten van Jasta 10. Wij merkten dat het een ‘gezworen gemeenschap’ was van Richthofen-mannen. Maar de “Rode Ridder” was op geen enkel ogenblik te zien, want hij herstelde van een ziekte of verwonding

18 October 1917
auf Schloss Rheinhardsbrunn/ Thüringen
Reinhardsbrunn

MvR nimmt an der Hochzeit seines Kriegskameraden Fritz Prestien auf Schloss Rheinhardsbrunn/ Thüringen teil. Dieser heiratet Wally v.Minckwitz. Anschließend kursiert in der Presse die Meldung: ‘Der Rote Kampfflieger hat geheiratet’. Vater Richthofen fragt bei seiner Ehefrau nach: ‘Wieso weiß ich nichts davon? Die Jugend…!’

Vermählung des Rittmeisters Freiherrn von Richthofen

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
18 October 1917
Schloß Reinhardtsbrunn
Reinhardsbrunn

Wenige Tage später hatte ich wieder ein seltsames und lustiges Erlebnis. Auf einer Bahnfahrt gratulierten mir plötzlich einige Bekannte zu Manfreds Vermählung. Es habe groß und breit in der “Schlesischen Zeitung” gestanden: “Vermählung des Rittmeisters Freiherrn von Richthofen! Rittmeister Freiherr von Richthofen, der erfolgreichste deutsche Kampfflieger, wurde gestern im Schloß Reinhardtsbrunn mit der Tochter des Oberhofjägermeisters von Minkwitz vermählt. Den Akt vollzog Oberhofprediger Scholz aus Gotha. An der Feier nahmen etwa dreißig personen, unter anderen der Herzog von Coburg-Gotha nebst Gemahlin, Staatssekretär von Bassewitz und mehrere Fliegeroffiziere teil!” Ich versuchte den Gratulanten klarzumachen, daß das Fräulein von Minkwitz einem anderen Fliegeroffizier die Hand gereicht habe. Manfred sei bei der Hochzeit nur Brautführer gewesen. Aber sie glaubten nicht, lächelten schelmisch zu unserem guten Witz. Abends häuften sich die Glückwünsche. Auch Manfred in seinem Berliner Hotel wurde lebhaft gratuliert. Als er erst erstaunt und dann lachend protestierte, hielt man ihm die Zeitungsnachricht unter die Nase. Ähnlich ging es meinem Mann; der Ärmste wurde an der Front derart mit Gratulationen überschüttet, daß er zuletzt selbst davon überzeugt war, sien Sohn habe sich hinter seinem Rücken im Sturzflug in die Ehe begeben. Er fiel aus allen Wolken, als er den wahren Sachverhalt erfuhr. Manfred erklärte laut und deutlich, daß er keineswegs die Absicht habe, die heiligen Fesseln der Ehe in absehbarer Zeit anzulegen, daß er sich sehr gut denken könnte, als flotter Junggeselle sein frisch-fröhliches Leben zu verbringen. Die Nachricht seiner Vermählung aber milderte das Interesse der Weiblichkeit für seine Person in einem deutlich nachweisbaren Grade.

Meine Vermählung

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
18 October 1917
auf Schloss Rheinhardsbrunn/ Thüringen
Reinhardsbrunn

Fritze Prestien, eine alte Fliegerkanone, heiratete. Ich war eingeladen zur Hochzeit. Sie fand bei den Schwieger-eltern, die am Hofe des Herzogs von Koburg-Gotha leben, statt. Der Herzog hatte sein Jagdschloß Reinhardsbrunn zur Verfügung gestellt. Die Festlichkeit war sehr nett, besonders für eine Kriegshochzeit. Ich selbst verlebte dort lustige Tage und fuhr von da, den Rest meines Urlaubs in Berlin zu verleben, ins Continental. Der Portier empfängt mich schmunzelnd mit einem Glückwunsch. Auf meine verschiedenen Fragen hin, was der Grund des Glückwunsches sei, sieht er mich ganz erstaunt an, lächelt verbindlich und erklärt: “Zu Ihrer Vermählung!” Ich war gerade im Kreise einiger lustiger Menschen. Es gab ein großes Hallo. Ich bekam einen roten Kopf und erklärte ihm, ich hätte mich nicht verheiratet, nicht einmal verlobt. Der Portier guckte mich etwas mißtrauisch an. Für mich war die Sache erledigt. Ich dachte schon gar nicht mehr daran, komme in ein Lokal, in dem ich öfter esse, es ereignet sich dasselbe. Der Wirt überschlägt sich vor Liebenswürdigkeit. Nun frage ich aber, warum und wieso er dazu käme. Er ergreift die “Deutsche Tageszeitung”, da steht es dick und fett. Tatort, Zeugen, allerhand Gäste sind angeführt von einer Hochzeit, die ich zwar mitgemacht hatte, aber nicht ich war der Leidtragende, sondern Fritze Prestien. Die “Gothaische Zeitung” hatte meinen Namen mit dem meines Freundes einfach verwechselt und so war ich durch sämtliche Zeitungen zum Ehemann gedruckt. Der Liftboy im Continental hielt mir die “B.Z.” unter die Nase lachte h¨hnisch und sagte: “Wollen Sie’s noch immer leugnen, Herr Rittmeister?” Meine eigenen Verwandten schickten mir zahllose Telegramme. Briefe mit dem komischen Inhalt bekam ich noch wochenlang später, leider aber keine Hochzeitsgeschenke, die ich natürlich dankend angenommen und für den Fall, daß, augespart hätte. Mein Vater war gerade im Felde, worauf auch ihm von allen Seiten die herzlichsten Glückwünsche überbracht wurden. Ich hatte ihn schon lange nicht mehr gesehen. Schreiben tue ich überhaupt nie an ihn. Da es nun überall schwarz auf weiß zu lesen war und die Tatsachen so genau beschrieben wurden, fing mein Vater so langsam an, es selbst zu glauben, und leugnete es schließlich nicht mehr. Später meinte er, wie ich ihn auslachte: “Die moderne Zeit bringt ja allerhand mit sich, warum nicht mal zur Abwechslung auch so etwas? Die Väter werden ja nur in den seltensten Fällen um ihre Meinung gefragt.” Er war aber doch schließlich ganz damit einverstanden, daß ich nicht in den Stand der heiligen Ehe getreten war, denn auch er war der Überzeugung, daß es doch noch etwas verfrüht gewesen wäre. Ich selbst könnte mir ganz gut vorstellen, mein Leben bis an mein selig Ende als flotter Junggeselle zu genießen.

Das Interesse der jungen Mädchen an mir hat seitdem sichtlich nachgelassen. Das läßt sich an den Briefen feststellen.

20 October 1917
different periods

Letter of Hartha Gerstenberg, wife of Alfred Gerstenberg to Albert Flipts: In 1912 trad hij in dienst bij het 1ste Uhlanenregiment te Militsch in Silezië. Het was bij dit regiment dat hem gevraagd werd met Manfred von Richthofen te vliegen. Gedurende 1915-1916 vloog hij samen met de Rode Baron als zijn waarnemer. In juni 1916 was hij bij von Richthofen bij de Fliegerabteilung 69 in Rusland…In januari 1918 vergezelde hij Manfred von Richthofen naar het Keizerlijk hoofdkwartier en von Richthofen overhandigde hem zijn “testament” zeggende: “In geval ik niet meer terugkom, zal Hauptmann Reinhard het bevel van Jagdgeschwader 1 overnemen”…Na de dood van von Richthofen zorgde hij voor zijn hond “Moritz”, die op hoge leeftijd op zijn boerderij stierf.

Rückkehr aus dem Urlaub

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
23 October 1917
Markebeke
Marke

Am 23. Oktober, nach einer vierwöchigen Abwesenheit, kehrt er zu sienem Geschwader zurück und übernimmt wieder das Kommando.

Testimonial of Lucien De Mulder

Marke 2 Wereldoorlog 1
29 October 1917
Markebeke
Marke

Testimonial of Lucien De Mulder: …Von Richthofen kwam menigmaal bij ons thuis op bezoek bij Heinrich, maar dan vooral om toekomstige gevechtsplannen te bespreken; dikwijls zag ik beiden in de voorkamer over een “kaart” gebogen zitten. Von Richthofen was een charmant iemand; er bestonden niettemin “wrijvingen” tussen de piloten die van adellijke afkomst waren en de anderen…Wat mij vooral is opgevallen, toen ik nog zo jong was, is de rode “vlieger” waarmee von Richthofen vloog; hij vertrok meestal altijd aan het hoofd van de formatie; hij steeg eerst op in “chandelle” en dook vervolgens, naar de voorste linie van de intussen opgerezen andere vliegtuigen en zo vlogen ze naar het front.

MvR macht eine Notlandung

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
30 October 1917
Zilverberg, Roeselare

Am letzten Oktobertag, bei regnerischem Wetter und stark bevöltem Himmel bemerkt der Rittmeister, der mit seiner Stammstaffel 11 hoch in der grauen nassen Einöde herumfliegt und nach Engländern sucht, daß eine Maschine seiner Staffel ziemlich komische Zicken macht. Haut sie ab, baut sie ab, oder was ist los? Die Maschine geht in ziemlich schnellem Gleitflug nach unten und durch den Rittmeister geht ein kurzer Ruck. Es ist sein Bruder Lothar! Irgend etwas scheint nicht zu stimmen. Und da er niemals einen Kameraden in brenzlichen Situationen im Stich läßt, läßt er auch diesen nicht im Stich und saust auf alle Fälle hinterher.

Es geht steil herunter, und der Rittmeister ist bald im Bilde: sein Bruder muß eine Notlandung machen, weiß der Satan, warum. Also wird auch er eine Notlandung machen. In einem nicht gerade tadellosen Gelände setzen beide auf, erst Lothar, dann Manfred. Lothar macht eine völlig sanfte, einwandfreie Landung. Und das ist das letzte, was der Rittmeister naoch sieht, denn er selber fällt irgendeiner verdammten Tücke zum Opfer.

Seine Maschine setzt krachend und berstend auf, zersplittert in etliche große und viele kleine Fetzen und ist, um die Fliegersprache zu gebrauchen: “restlos’. Etwas verdutzt klettert der Kommandeur unversehrt aus dem Durcheinander und ebenso verdutzt sieht ihm sein Bruder zu. Der Rittmeister sagt kein Wort und Lothar klärt die Sache etwas schüchtern auf: sein Motor hat versagt, volkommen versagt und deshalb mußte er schleunigst herunter.

MvR krijgt Turkse Halvemaan

https://forum.axishistory.com/viewtopic.php?t=33642
4 November 1917
Markebeke
Marke

Officieren uit Zwitserland en uit het Ottomaanse Rijk bezoeken Jagdgeschwader 1 in Markebeke

Letter to Fritz von Falkenhayn

Richthofen, Beyond the legend of the Red Baron, Peter Kilduff, Arms and Armour, 1993
6 November 1917
Markebeke
Marke

(because of the initial problems with the Fokker Dr. 1)

Richthofen’s only recourse was to protect his resources. That evening he wrote to Fritz von Falkenhayn in Berlin, asking for help in obtaining 80 flat-roofed wooden sheds, each to house a Geschwader aircraft at their new location. He had already identified the construction administration centre in Ghent as having sheds that would protect his aircraft from the weather better than tents. “Please see what you can do”, he implored.

Jasta 11 moves to Avesnes-le-Sec, Cambrai

http://www.theaerodrome.com/services/germany/jasta/jasta11.php
22 November 1917
Avesnes-le-Sec, Cambrai
Avesnes-le-Sec

Victory 62

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
23 November 1917
SE edge of Bourlon Wood-rescued from no-mans land
Bourlon Wood

Combat Report: 1400 hrs, south-east corner of Bourlon Wood. DH5. Englishman. At 1400 hrs, shortly after I forced an Englishman to land at the west side of Bourlon Wood, I attacked a DH5 north of Fontaine (Notre Dame) at about 100 metres height. After the first shots, the Englishman started to glide downwards, but then fell into the south-east corner of Bourlon Wood. I could not observe the plane hitting the ground. Weather: low clouds.

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
23 November 1917
SE edge of Bourlon Wood-rescued from no-mans land
Bourlon Wood

Ûber dem Bourlonwald treiben sich ganze Wespenschwärme englischer Geschwader herum; dicht geschlossen, in massierten Verbänden. Einsitzer und Mehrsitzer, Maschinen aller Typen.

Um 2 Uhr nachmittags, am 23. November, greift das Jagdgeschwader I in die Schlacht bei Cambrai ein. Der Kommandeur läßt seine MG-Garben knattern und der erste Engländer saust aus dem Wespenschwarm herunter, die Leutnants Lothar von Richthofen und Küppers holen sich je einen.

Die roten Maschinen des 'Barons' sind eingetroffen

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
24 November 1917
Avesnes-le-Sec, Cambrai
Avesnes-le-Sec

Am 24. 11. scheint es sich jenseits herumgesprochen zu haben, daß die roten Maschinen des ‘Barons’ eingetroffen sind.

Anders kann man sich die Tatsache kaum erklären, daß an diesem Tage auffallend wenig Flieger sichtbar werden. Nur einzelne Engländer werden weit hinter den eigenen Linien beobachtet. Dafür haben die Staffeln des Geschwaders genügend Zeit, sich auf den neuen Flugplätzen in Gegend Avesnes le Sec einzurichten.

Heeresbericht

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
25 November 1917
Avesnes-le-Sec, Cambrai
Avesnes-le-Sec

Manfred und Lothar fliegen jetzt wieder an der Front. Ihre Namen tauchen jetzt wieder im Heeresbericht auf.

Brief von Lothar

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
25 November 1917
Avesnes-le-Sec, Cambrai
Avesnes-le-Sec

…Am zweiten Tage unseres Umzuges schossen Manfred und ich je einen Engländer an der neuen Front ab. Hier ist so viel zu tun – Manfred weiß auch nicht, wo ihm der Kopf steht. (Eben beginnt ein Unwetter, und meine Flugzeuge stehen nich im Freien.)…

Abendmeldung

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
30 November 1917
Avesnes-le-Sec, Cambrai
Avesnes-le-Sec

Und dann kommt langsam Ruhe über des Schlachtfeld von Cambrai. Wieder einmal ist es den Briten nicht gelungen, weder auf der Erde, noch in der Luft. Richthofen, der niemals und unter keinen Umständen jemals übertreibt, kann in seiner Abendmeldung vom 30. November sagen:

“Luftherrschaft war den ganzen Tag voll und ganz in unserer Hand.”

MvR comments on von der Osten's 4th victory

Richthofen, Beyond the legend of the Red Baron, Peter Kilduff, Arms and Armour, 1993
30 November 1917
Avesnes-le-Sec

One of the backstaggered de Havillands was brought down at 1345 by Leutnant Georg von der Osten of Jasta 11, who later recalled of his fourth victory: “It crashed into the shell-torn ground south of Bourlon Wood. Immediately after the  landing, Richthofen congratulated me, but at the same time rebuked me because after my first attack I had not followed the crippled aeroplane into the first turn. I had had to turn away because of the attack by another Englishman who, as we used to say in front-line German, “was spitting into my crate from behind”. I mention this to show how closely Richthofen kept watch over the whole battle scene.

Victory 63

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
30 November 1917
Near Mœuvres
Mœuvres

From under the Guns of the Red Baron (N. Franks et al) : Combat Report: 1430 hrs, near Moevres. Englishman; burnt.

From Jagd in Flandrens Himmel, Bodenschatz:

Und dann beginnt der Totentanz des Nachmittags. Fünf Engländer werden abgeschossen, darunter ist der 63. Luftsieg des Kommandeurs. Sein dürrer Bericht:

“Mit Leutnant v. Richthofen und Leutnant Gußmann griffen wir 2.30 nachmittags ein feindliches Einsitzergeschwader von 10 Engländern an, etwa über den Stellungen. Nachdem ich verschiedene Engländer beschossen hatte, kam ich auf nähere Entfernung hinter einem Einsitzer zu Schuß, der nach 100 Schuß brennend in der Gegend des Steinbruch-wäldchens abstürtzte.”

Condolence letter to Gerhard Böhme, brother of Erwin Böhme

Richthofen, Beyond the legend of the Red Baron, Peter Kilduff, Arms and Armour, 1993
1 December 1917
Avesnes-le-Sec

I have just received the painful news of the death of your brother. One becomes firm and hard in war, but this blow hits me right in the heart. You know yourself how close in friendship your brother stood to me.

On the last afternoon before his death, he visited me here at Avesnes le Sec, my new airfield – full of joy about the development of our dear old Jagdstaffel Bölcke, which had been led bak to its old heights, singularly and alone due to him.

Now both are united in Valhalla: your splendid brother and his great master, to whom, of all of us, he was closest.

Come and visit me soon, dear Herr Böhme, so that we can reflect together on the lost brother and friend.

Richthofen als Vorgesetzter und Kamerad.

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
2 December 1917
Avesnes-le-Sec

Richthofen als Vorgesetzter und Kamerad. Von F. W. Lübbert, Leunant, Jasta 11

Groß war meine Freude und mein Stolz, als ich im Dezember 1917 die Nachricht erhielt, Rittmeister von Richthofen habe mich für die Jagdstaffel 11 angefordert. Ich sollte also jetzt in nächste persönliche Beziehung zu ihm, dem Vorbild aller deutschen Jagdflieger, treten. Bis dahin hatte ich Richthofen nur flüchtig gelegentlich der Trauerfeier für meinen bei Jagdstaffel 11 gefallenen Bruder kennengelernt und bewunderte in ihm nur den berühmten hervorragenden Jagdflieger. Bald sollte ich alle seine herrlichen und menschlichen Eigenschaften kennen und lieben lernen.

Richthofen war Flieger durch und durch. Mit der Zeit wurde er einer der populärsten Männer Deutschlands. Man hätte glauben sollen, daß ein Mensch bei einer solchen Inanspruchnahme durch eine der anstrengendsten Tätigkeiten, die es gibt, und durch die große Popularität, die er genoß, in seinem Innern seinen Raum mehr haben würde für Freundschaft und Kameradschaft. Das Gegenteil war der Fall. Richthofen war für die Offiziere seiner Staffel und seines Geschwaders ein ebenso guter Vorgesetzter wie Kamerad. Er verkehrte mit uns außer dienstlich wie  jeder andere Kamerad. So spielte er mit uns Hockey, wenn nicht geflogen werden konnte, und beteiligte sich abends oft am Kartenspiel. Man konnte mit jeder Frage und mit jeder Sorge zu ihm gehen und war sicher, bei ihm Teilnahme und Hilfe zu finden, wenn man ihrer bedurfte.

Unübertrefflich war Richthofen als Lehrer. Ich war bei verschiedenen Flieger-Ersatzabteilungen und auf der Jagdstaffelschule: nie ist mir ein Lehrer begegnet, der mir theoretisch die Technik des Luftkampfes so klar machen konnte wie Richthofen. Jederzeit war er bereit, alle Fragen, die ihm gestellt wurden, zu beantworten. Es war ihm sogar sehr lieb, wenn seine Piloten recht wißbegierig waren. Nie wurde er ungeduldig, wenn unsere Fragen auch noch so anfängerhaft und töricht sein mochten. Mit der größten Geduld nahm er sich eines jeden einzelnen an. Jeder junge Pilot, der zu seiner Staffel kam, mußte zunächst ein paar mal mit Richthofen allein an die Front fliegen. Nach dem Flug wurden die Einzelheiten des Gesehenen und Erlebten umgehend mit dem Anfänger durchgesprochen. In einem Punkt war Richthofen sehr entschieden: er duldete in der Staffel nur solche Piloten, die wirklich etwas leisteten. Den Anfänger beobachtete er einige Zeit; kam er dann zu der Überzeugung, daß der Betreffende den Anforderungen, die Richthofen an einen Jagdflieger stellte, fei es in bezug auf seine moralischen Eigenschaften,  sei es in bezug auf seine technischen Fähigkeiten, nicht genügte, so wurde der Betreffende sicher wieder abgeschoben. Aber das war ja gerade das Schöne für uns, daß jeder sicher war, von Richthofen nicht nach äußeren Gründen, sondern lediglich nach seinen Leistungen gewertet  zu werden.

Als Vorgesetzter wurde Richthofen von allen geliebt. Die Mannschaften, insbesondere die Monteure, die ja überhaupt zu ihren Piloten in einem besonders nahen Verhältnis stehen, liebten und verehrten ihn über alles. Daß ein solcher Mann in einem idealen Vorgesetztenverhältnis zu seinen Offizieren stehen mußte, war nur natürlich. Bewunderungswürdig war die Ruhe, mit welcher er die ihm unterstellten Offiziere selbst dann behandelte, wenn er innerlich erregt sein mußte. Von den vielen Beweisen dafür, die wir alle, die unter ihm dienen durften, erlebt haben, möchte ich das folgende anführen: Die Staffel kam von einem Frontflug. Der Rittmeister landete als vorletzter. Es fehlte noch sein Bruder Lothar. Als Richthofen landete, war seine erste Frage: „Ist Lothar zurück?“ Antwort: „Nein, aber es ist beobachtet, daß ihm in  fünftausendfünfhundert Meter Höhe das oberste Tragdeck seines Dreideckers fortflog, und daß er im Gleitflug nach unten ging.“ Ruhig geht Richthofen mit den Piloten zum Starthaus. Dort ist noch keine Nachricht eingelaufen. Plötzlich kommt durch den Fernsprecher die Meldung: „Leutnant von Richthofen ist bei Cambrai abgestürzt und tot.“ Gleich darauf läuft die zweite Meldung ein: „Leutnant von Richthofen ist notgelandet und am Auge schwer verletzt.“ Niemand weiß, welche Meldung den Tatsachen entspricht. Gedrückte Stimmung bei allen. Die Gesichtszüge des Rittmeisters verändern sich nicht im mindesten. „Wir müssen abwarten,“ sagte er und hält in aller Ruhe seine Kritik über den heutigen Flug ab. „Ich habe übrigens heute zweie abgeschossen,“ sagt er zwischendurch und beiläufig. Als dann längere Zeit keine weitere  Nachricht gekommen ist, setzt er sich in seine Kiste und fliegt an die Absturzstelle, um selbst Näheres über das Schicksal seines Bruders festzustellen, dessen Verletzungen sich hinterher glücklicherweise trotz des schweren Sturzes als verhältnismäßig leicht herausstellten. Trotz seiner überaus angestrengten Tätigkeit als Jagdflieger, Vorgesetzter und Lehrer vernachlässigte Richthofen auch seine geistigen und sportlichen Interessen nicht. Abends las er oft, und zwar meistens nur schöne Literatur ernsteren Charakters und vielfach auch wissenschaftliche Literatur. So sah ich ihn mitunter geographische oder astronomische Werke studieren, so daß ich mich wundern mußte, daß er nach der ungeheuren Beanspruchung von Körper und Geist, die der Tag eines Jagdfliegers und Führers mit sich gebracht hatte, am Abend noch die geistige Frische besaß, um so schwere Lektüre zu bewältigen. Beschäftigungslos war Richthofen nie. Wurde nicht geflogen, so schoß er auf dem Maschinengewehrstand – übrigens mit fabelhafter Kunstfertigkeit – oder er ritt aus, was ihm als begeistertem Kavalleristen von Zeit zu Zeit ein unbedingtes Bedürfnis war, oder er ging auf Jagd, wo er mit seiner großen Schießfertigkeit erstaunliche Strecken erzielte, wie er ja auch einen großen Teil seiner Urlaubszeit dazu benutzte, um seltenes Wild zu erlegen.

War Richthofen so der beste Vorgesetzte, Lehrer, Kamerad und Freund, den wir uns denken konnten, so war er als Jagdflieger unser aller unerreichtes Vorbild. Er besaß alle diejenigen Eigenschaften, die der erfolgreiche Jagdflieger haben muß: gut fliegen, gut schießen, alles sehen, immer ruhig bleiben und schneidig an den Feind herangehen. Alle diese Eigenschaften verkörperten sich in Richthofen wie wohl bei keinem anderen Jagdflieger. Er war ein Feind unnötiger Kapriolen in der Luft so hat er nie in seinem Leben zum Spaß ein Looping gemacht und folgte
niemals einem ungesunden Ehrgeiz, der schon manchem anderen guten Jagdflieger das Leben gekostet hat. „Langsam, aber sicher,“ schien sein Wahlspruch zu sein. „Lieber einen weniger abschießen, als selbst abgeschossen zu werden, denn dann kann ich dem Vaterlande keine
Dienste mehr leisten.“ War seine Staffel oder sein Geschwader in einen Luftkampf verwickelt, so sah er alles und alle. Er beschäftigte sich nicht nur mit seinem eigenen Gegner, sondern überwachte gleichzeitig seine Piloten, sei es, um ihnen rechtzeitig Hilfe zu bringen, sei es, um hinterher bei der Kritik jedem sagen zu können, wie er es nicht hätte machen sollen.

Rittmeister von Richthofen ist nicht mehr. Sein sterblicher Geist aber lebt in uns allen weiter. Er wird für alle Zeiten der Leitstern der deutschen Jagdfliegerei sein.

Geld oder Postkarte?

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
3 December 1917
Avesnes-le-Sec, Cambrai
Avesnes-le-Sec

Der Adjutant macht sich auf, kleine Reisen zu unternehmen, um die Verpflegung sicherzustellen und vielleicht irgendwo etwas Besonderes zu erwischen. Es ist nämlich in weitem Umkreis kaum etwas nebenbei zu bekommen, nicht für Geld und nicht für gute Worte. Bis er eines Tages auf ein wunderwirkendes Mittel verfällt. Und wenn er von da ab wieder einmal auf jemand stößt, der sicher allerlei gute Sachen herzugeben hat, aber die Schultern zuckt und die Hände bedauernd ausbreitet, dann faßt der Adjutant in die Rocktasche und zieht eine Postkarte heraus. Auf dieser Postkarte ist der Rittmeister von Richthofen in seiner schönsten Uniform mit allen seinen Orden und mit seinem gewinnendsten Gesicht photographiert und überdies steht noch sein eigenhändig geschriebener Namenszug unter der Photographie. Und das wirkt Wunder und zeigt sich kostbarer und wertvoller und wirkungsvoller als Geld und gute Worte: der Adjutant kommt niemals mehr mit leeren Händen von seinen kleinen Fahrten zurück.

Sehr wenig Betrieb

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
11 December 1917
Avesnes-le-Sec

Hier ist augenblicklich sehr wenig Betrieb und infolgedessen schrecklich langweilig. Ich fahre heute nach Speyer zu einer Flugzeugfabrik. Weihnachten will ich mit Papa und Lothar hier beim Geschwader verleben. An Bolko hat mein Bursche bereits ein Weihnachtsgeschenk überbracht. Ich hoffe, ich habe den Kadettengeschmack verstanden.

Probeflug mit einem Pfalz Dr. I

https://de.wikipedia.org/wiki/Pfalz_Dr.I
12 December 1917
bis 22. Dezember
Pfalz-Flugzeugwerke in Speyer
Speyer

Das Ingenieursteam der Firma Pfalz unter Oberingenieur Geringer konstruierte parallel zum Ingenieursteam der Firma Fokker die Pfalz Dr.I im Oktober 1917 nach dem Vorbild der englischen Sopwith Triplane auf Basis des Doppeldecker-Modells Pfalz D.VII. Am 12. Dezember 1917 wurde die Maschine von Manfred von Richthofen und Adolf Ritter von Tutschek auf Einladung der Pfalz-Flugzeugwerke in Speyer probegeflogen und danach im Januar/Februar 1918 dem Vergleichsfliegen in Berlin-Adlershof unterzogen, bei dem 31 neue Flugzeuge durch erfahrene Frontflieger getestet wurden.

Zeugnis von Hauptmann Erich von Salzmann

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
12 December 1917
At the races in Grunewald
Berlin

An einem jener schönen Frühlingstage des nördlichen Frankreich standen wir in Douai auf der Straße, als ein kleines, klappriges Auto hereingesaust kam. Mein Freund Hoffmann hob die Hand: ,,Da kommt Richthofen. Stopp!“ Das Auto hielt. Zwei junge Offiziere stiegen aus; der eine im kurzen, offenen Pelz, Haare nach außen, mittelgroß, gedrungen, stellte sich mir kurz und militärisch vor: „Richthofen.“ Das war er also, der Flieger, der anfing, so berühmt zu werden. Dort sah ich ihn zum ersten Male. Ich habe in meinem Leben ungewöhnlich viele Menschen kennengelernt, viele sind mir im Gedächtnis geblieben, viele habe ich vergessen. Richthofen war damals erst im Beginn seines glänzenden Aufstieges, vielleicht nur einer von vielen. Trotzdem fesselte er mich sofort. Es war da etwas in seiner Haltung, das besonders angenehm  berührte. Jene typische, liebenswürdige Selbstverständlichkeit und Sicherheit des Auftretens, die angeboren sein muß, die man nie erlernen kann, war Richthofen in hohem Maße zu eigen. In dem Gesicht war eine ruhige, feste und doch freundliche Männlichkeit, ohne jenen  ausgeprägten, entschlossener Zug, der sich bei manchen unserer jungen Helden, die im ständigen Kampf auf Leben und Tod stehen, herausgearbeitet hat. Er war damals noch Leutnant bei den Militscher Ulanen. Im Heeresbericht hatte er allerdings schon mehrfach gestanden. Sein Name begann, in breiteren Schichten des deutschen Volkes bekannt zu werden. Davon merkte man in seinem Auftreten nichts. Er war noch immer der bescheidene Offizier aus gutem Hause, der in einem angesehenen Regiment groß geworden war. Ich war damals noch für ihn der Hauptmann, der ältere Kamerad. Als wir über den Hof gingen, trat er links von mir, bat mich am Eingang voranzugehen. Ich habe ihn später oft wiedergesehen, besuchte ihn auf seinem Arbeitsfeld, und er war mein Gast in Berlin. Eine der schönsten Erinnerungen meines Lebens knüpft sich an Richthofen: ich konnte mit ihm fliegen. Und doch. Immer wieder war es dasselbe, die Formen, in denen der junge adlige Offizier erzogen wird, hafteten ihm so fest an wie die eigene Haut. Man merkte ihm den Kadetten an, nicht etwa in jener etwas übertriebenen Straffheit, in jener kurzabgehackten Sprache, die wartet, was der Ältere zu sagen hat. Nein! Eben immer wieder in jener schwer definierbaren, tadellosen Haltung, in den Gebärden, im Sprechen, im ganzen Auftreten. Es war immer etwas Beherrschtes. Stets hatte er einen freundlich lächelnden Zug um die Lippen. Wir saßen beim Liebesmahl bei ausgezeichneter Musik. Damals gab es noch Getränke. Nach alter guter schlesischer Sitte hatten wir den Humpen geschwungen und waren lustig geworden. Richthofen blieb derselbe. Nie wäre es bei Richthofen möglich gewesen, daß
er etwas getan, etwas gesprochen hätte, was nicht tadellos gewesen wäre. Trotzdem hätte kein Mensch von ihm sagen können, er sei gemacht oder geziert. Niemand ist wohl natürlicher gewesen als Manfred Richthofen. Später sah ich Richthofen hier in Berlin in meinem Hause  mehrfach mit Damen zusammen. Auch da war es wieder die tadellose Form, die Natürlichkeit, die den Frauen so gefiel. Er war kein Damenmann in dem bekannten Sinn des Wortes. Alles andere als das war er. Er war fast die Verkörperung moderner Männlichkeit, aber die Damen hatten ihn gern, trotzdem er ihnen niemals den Hof machte in jener Art, wie es mancher berühmt gewordene junge Kavalier gern tut. Wir waren einmal zusammen auf dem Rennen im Grunewald – eine Weile blieb er unerkannt. Er war am Morgen in Johannistal gewesen, hatte neue Flugzeuge ausprobiert, und sein „Dreß” war eigentlich nicht sehr rennbahnmäßig elegant. Überhaupt gab Richthofen wenig auf Äußerlichkeiten, trotzdem er nicht etwa etwas darin suchte, vernachlässigt auszusehen. Plötzlich erkannten ihn die Menschen. Die Photographen kamen. Ich habe andere junge Berühmtheiten in solchen Augenblicken gesehen, die sich zierten und posterten. Nichts von alledem bei Richthofen. Die vollkommen selbstverständliche Sicherheit seines Auftretens war auffallend. Die jungen Mädchen stürzten auf ihn zu. Er sollte seinen Namen als Erinnerung aufs Programm schreiben. Richthofen sagte mir achselzuckend: „Was soll ich nur machen?“ Ein anderer wäre weggegangen. Richthofen schrieb ruhig, geduldig, immer mit demselben freundlichen Lächeln. Der Mann war sicherlich gegen sich selbst so hart wie kaum ein anderer, er beherrschte sich selbst, darum herrschte er über die anderen. Und doch! Sein Gemüt war weich, er war gutmütig und stets freundlich. So war er. So blieb er während seines glänzenden Aufstieges. So ist er in den Tod gegangen. Wir brauchen solche Leute. Sie sind der beste Typ des preußischen Offiziers. Sie find die Vorbilder für kommende Offiziersgeschlechter. Sie find die Träger alter, schöner Überlieferungen – Üiberlieferungen, auf die wir stolz sein müssen, und auf die unsere Kinder und Enkel noch viel stolzer sein werden als wir und unsere Väter, die den großen Krieg gegen Frankreich schlugen, es je gewesen sind. Richthofen verkörperte das alles. Er war ein typischer Abkömmling ostelbischen Adels mit allen seinen guten Eigenschaften. In seinem gedrungenen, hart ausgearbeiteten Körper lebte dasselbe harte, fast  kalte Pflichtbewußtsein, das die Zehntausende der Abkömmlinge unseres preußischen Adels auf alle Schlachtfelder Europas im Dienst ihres Herrn geführt hat und sie dort bluten ließ. Richthofen war innerlich und äußerlich ein einfacher Mensch, eine gerade, vornehme Natur. Ihm war jedes prunkende Auftreten, jedes Gemachte, vollkommen fremd. Er hätte nie eine Unwahrheit sagen können. Was er tat, was er sprach, trug den Stempel der Natürlichkeit an sich. Und doch war es nicht nur die herkömmliche Überlieferung der Kreise, denen er entstammte, die er durch seine Art verkörperte. Es war mehr. Immer wieder, wenn ich ihn wiedersah, mußte ich gestehen: so kann nur Richthofen sein, ein Einzelmensch. Von seinen Ahnen väterlicher- und mütterlicherseits, Männern, die auf ihrer eigenen Scholle in den schönen schlesischen Landen saßen, war ihm die Lust zum Weidwerk überkommen. Es war nicht jene unbändige Leidenschaft, Tiere zu töten, die ihn trieb. Vertretern dieser Art Menschen bin ich oft in fremden Ländern, besonders in den Tropen, begegnet, Männern, die nur ihr Jagdbuch kannten und den Rekord, mit dem sie irgendeinen anderen berühmten Jäger schlagen wollten. So war Richthofen nicht. Dieses Empfinden, das Empfinden des Rekords, war ihm ganz fremd, trotzdem in ihm sicherlich ein glühender Ehrgeiz saß, aber nicht jener Ehrgeiz des Neides. Die Angst, ein anderer hätte es besser machen können als er, war ihm ganz fremd. Schon jung hatte er die Büchse in der Hand gehabt. Er war ein Schütze geworden, der sein Ziel nie fehlte. Etwa vor Jahresfrist sagte er mir auf meine Frage, worin er selbst seine Überlegenheit gegenüber seinen Feinden sähe, daß
diese hauptsächlich im kaltblütigen Schießen bestände. Ich erinnere mich sehr gut, daß er mir einmal im Mai 1917 erzählte: „Wenn ich den Feind gegenübersehe, dann gehe ich rücksichtslos nahe heran, und wenn ich das Weiße in seinen Augen erkenne, dann schieße ich. Dann muß er fallen, dessen bin ich sicher.“ Später, mit Vervollkommnung der Apparate, änderte er seine Taktik und versuchte in der Hauptsache, den Feind durch geschicktes Manövrieren von hinten zu fassen, um ihn dann abzuschießen. Er kannte keinen Haß gegen seinen Feind. Er sah nicht rot, wie es manchem in der Aufregung des Kampfes ergehen mag. Er hätte sich nie hinreißen lassen, eine Unklugheit zu begehen, dazu war er zu kühlen Temperaments. Er überlegte alles genau, was er tat. Und trotzdem, seine Entschlüsse müssen in den Bruchteilen von Sekunden, in denen er sie fassen mußte, stahlhart gewesen sein. Es gab für ihn kein Schwanken und kein Zaudern. Er hatte den festen Willen, der da drüben muß fallen, und der stärkere Wille zwang den Feind in Richthofens Suggestion. Er sagte mir einmal von seinem jüngeren Bruder, der bei ihm lernte: „Jetzt kann er schon ganz gut. Ich werde ihn bald einmal loslassen. Nur habe ich Sorge, er geht mir zu scharf heran; wenn er den Feind vor sich hat, dann sieht er fast rot. Das darf er nicht.“ Richthofen war sehr sorgfältig in der Behandlung seiner Maschinen. Er prüfte aufs genaueste, ehe er startete. Er war sich wohl bewußt, daß man sein Handwerkszeug beherrschen muß, wenn man etwas leisten will. Er wäre nicht eher aufgestiegen, bevor nicht alles in der tadellosesten Ordnung war. Den Leichtsinn, der manchen jungen Flieger in vorzeitigen Tod trieb, kannte er nicht. Sicherlich ist es kein Fehler an seiner Maschine gewesen, der ihn so tief zur Erde herunterstoßen ließ, wie es bei seinem letzten Fluge geschah. Richthofen hatte ausgesprochenes Glück. Er schien fast geseit. Ich habe zweimal vor Arras Richthofen zurückkommen sehen mit wohl sicherlich mehr als einem Dutzend Treffern in seiner Maschine. Wenn ein anderer Flieger einen Schuß durch den Motor bekommt, dann kann er meist ruhig sein letztes Stoßgebetlein gen Himmel schicken, dann muß Gott ihm gnädig sein, denn die Stunde des Flammentodes ist da. Richthofen hat mehr als einmal ein Infanteriegeschoß durch den Motor bekommen. Blitz- schnell erkannte Richthofen den Schaden und stellte den Motor ab. Einem anderen wie ihm wäre sicherlich das Flugzeug in Flammen aufgegangen. So schien er wirklich
unverwundbar. Er wuchs mit der Zeit. Er war lange nicht mehr nur der einzelne glänzende Kämpfer, nicht mehr jener Herrscher der Luft, der mit seinem roten Flugzeug der Schrecken aller Feinde war, der, wenn er gemeldet wurde, das Feld bald frei fand; denn trotz des hohen  Kopfpreises, den die drüben auf ihn gesetzt hatten, floh man vor Richthofen und seiner überlegenen Kunst. Er wurde zum Führer. Sein Geschwader zeichnete sich bald vor anderen aus. Er führte es von Sieg zu Sieg. Wie der einzelne Mann, so wurden die um ihn der Schrecken der Feinde. Da spürte man, was man bis dahin nicht wußte: In diesem Manne steckt mehr als nur ein Kunstschüße, als nur kühle, ruhige Überlegung und blitzschneller Entschluß. In diesem Mann steckt ein Führer, einer jener Offiziere, denen die Gabe der Führung angeboren ist. So wurde er zum Lehrer vieler anderer, ohne es zu wollen, nur durch sein Beispiel, durch seinen Befehl. So führte er schließlich ein ganzes Geschwader mehrerer zusammengefaßter Staffeln. Richthofen wußte ganz genau über den Stand des Flugwesens Bescheid. Trotzdem er vielleicht kein
vollendeter Techniker war, war er sich über die Fehler, die im Prinzip des Flugzeugbaues gemacht wurden, vollkommen klar und gab sein ruhiges, nüchternes Urteil. Er wußte, daß es nichts Vollkommenes auf Erden geben konnte. Am Vergleich lernte er. Er unterschätzte den Gegner nie und wurde ihm stets gerecht. Die Stärken und Schwächen des Gegners erkannte er, wenn er in der Luft mit seinen Adleraugen, die weiter und schärfer sahen als die eines gewöhnlichen Sterblichen, blitzschnell den Gegner erspähte. Er tarierte den Gegner richtig, das gab ihm einen
großen Teil seiner Überlegenheit. Mehr und mehr beschäftigte er sich mit dem Flugwesen überhaupt, mit dem Luftkampf im großen. Schon als ich ihn im vorigen August in der Heimat sah, sagte er mir, daß wir schweren Zeiten entgegengingen, daß der Feind mit seinen  Konstruktionen uns hart auf den Fersen und mit manchem bereits überlegen sei. Er wußte das ganz genau einzuschätzen. Trotzdem ging er immer wieder mit größter Freude an seine Pflicht heran, und die Zeit, die er in der Heimat verbrachte, war ihm nur eine Unterbrechung der so lieb gewordenen Tätigkeit am Feinde. Er, ein Richthofen, gehörte vornhin, dort, wo die Richthofens immer gestanden haben, wenn es galt, das Vaterland zu verteidigen, unmittelbar am Feinde! In der Heimat haben sicherlich Hunderttausende den Weg dieses Mannes mit Sorge  verfolgt, mit dem Gedanken: wenn er doch einmal an sicherer Stelle stände! Er konnte nicht. Er hat es mir oft genug gesagt: „Ich muß dort vorn hin, ich kann nicht hinten bleiben.“ So starb er, ein Vorbild für Hunderte, Tausende, die nach ihm kommen und die Luft auf Flugzeugen durchqueren werden. Eine Verkörperung vornehmsten Preußentums, ein Edelmann voll Vaterlandsliebe und Pflichttreue, ein junger Held, wie ihn sich das Volk als Idealgestalt eines Offiziers vorstellt, dem unsere Jugend einmal nachahmen wird. Er wird aber der eine bleiben, fast unnachahmlich. Wenn dieser Weltkrieg zu Ende gegangen sein wird, dann wird man von diesem jungen Menschen, der nur ein Vierteljahrhundert Sommer erblickte, sagen: „Es hat nur einen Richthofen gegeben!“

Rückkehr aus dem Urlaub

http://www.frontflieger.de/4-ric13.html
22 December 1917
Avesnes-le-Sec

Friedensverhandlungen

http://www.frontflieger.de/4-ric13.html
28 December 1917
bis 1. Februar
Brest-Litovsk

Manfred und Lothar von Richthofen reisen nach Brest-Litowsk/ Russland und halten sich dort bis Februar 1918 auf. Sie nehmen an den Verhandlungen des Friedensvertrages teil.

Peace talks with Russia

The dramatic true story of the Red Baron, Wiliam E Burrows, 1972, Mayflower Books
28 December 1917
until February 1st
Brest-Litovsk

The Richthofen brothers arrived in Brest-Litovsk in mid January, and had their first look at Bolsheviks, which was fascinating to the unworldly young Prussians. Contrary to the German officers, whos grey dress uniforms and black boots were immaculate, the people’s deputies took great pride in wearing the symbols of their revolution – workers’ and peasants’ clothing, dirty and foul-smelling from having been worn on the farms and in the factories. It was not fun for the Richthofens to mingle with the Communists, but it was interesting, at least at first. Manfred became particularly fascinated by Madam Bicenko, undoubtedly because he was amazed to see a woman negotiate something important as a peace treaty. He and Lothar also met Count Ottokar Czernin, the leader of the Austro-Hungarian delegation, with whom they talked about chivalry and air fighting. They soon tired of the pomp and politics, however, and, since their presence had been noted by most of the Bolsheviks (without noticeable effect), they were excused for bison- and elk-hunting in the snow-covered forest of Bialowieza, which had belonged to the Czar, but which was then held by the Germans.

After that, Lothar visited Schweidnitz and Manfred went to Adlershof to look at new scouts.

Frau Bitsenko

Richthofen, Beyond the legend of the Red Baron, Peter Kilduff, Arms and Armour, 1993
29 December 1917
Brest-Litovsk

I almost got Frau Bitsenko as a table companion. It would have been a grand, amusing conversation. I would have enjoyed it, for she had also hunted down some of her enemies. Although they were ministers and grand dukes and the like, whom she had had banned to the penal colonies in Siberia, nevertheless, there would have been a common point of conversation.

1 January 1918
januari 1918
Avesnes-le-Sec

Testimonial of Georg von der Osten: …werd er veel schaak gespeeld. Wij werden daartoe aangespoord door de kunstenaars die een portret van von Richthofen zouden schilderen. Aan de naam van de eerste kan ik me niet herinneren, maar de tweede was een zekere professor Reusing, een aantrekkelijke man, die mijn vrouw als jong meisje nog heeft geportretteerd. Hij kwam in januari 1918 bij ons in Avesnes-le-Sec en was tien dagen bij ons te gast. Ik speelde vaak schaak met hem. Prof. Reusing maakte verscheidene schetsen van von Richthofen, op één daarvan zat hij in zijn vliegtuig met zijn pilotenmuts op. Als die tekening, een aquarel gereed was, zeiden we: “Dat is hem niet!”. Daarop toonde de professor een foto (hij had hem namelijk gelijktijdig gefotografeerd) en legde die naast de tekening. Toen zagen we dat de muts het gezicht nogal vervormde. Overigens is het deze foto die op het titelblad van het boek van adjudant Karl Bodenschatz (Jagd in Flanderns Himmel) afgedrukt staat.

Im Urwald vom Bialowicz

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
1 January 1918
so um das Neujahr 1917/18
Bialowiczer Wald

Der Oberbefehlshaber Ost hatte mir erlaubt, im Bialowiczer Forst einen Hirsch zu schießen. Zur zeit der Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk, so um das Neujahr 1917/18 trat ich dann die Reise von Cambrai nach Brest an. In den ungeheizten Kupees war dies natürlich ein besonderer Genuß. Nach dreieinhalbtägiger Bahnfahrt meldeten wir uns im Hauptquartier des Oberbefehlshabers. Leider waren die Rußkis an dem Tage bereits zu ihrer zehntägigen Beratung abgereist, so daß wir sie erst auf dem Rückwege sehen konnten. Den Tag darauf setzten wir unsere Reise nach Bialowicz fort. Bialowicz ist ein Krongut des Hauses Romanov, die einzige Stelle in ganz Europa, wo sich der Charakter des Urwaldes noch erhalten hat. Ein richtiger Urwald ist es eigentlich nicht mehr, da man regelrechte Wege und Schneifen systematisch durch ihn gezogen hat. Aber gerade dadurch war es für mich möglich, bis in das Innerste vorzudringen. Wir wohnten als Gäste im Zarenshloß, das an Geschmacklofigkeit nichts zu wünschen übrig läßt. Die Russen hatten viele Generationen hindurch den Urwald nie forstwissenschaftlich bearbeitet. Erst der Krieg und unsere Besitznahme des Waldes haben veranlaßt, die Riesenbestände, die jedem Forstmann das Herz im Leibe hüpfen lassen, nutzbar zu machen. Dies ist das Werk des Forstrates Dr. Escherich. Der Zar hatte den Wald lediglich als Wildpark benutzt. Das Rotwild und besonders der Wisent sind dort heimisch. Es ist dies die einzige Gegend Europas, überhaupt der Welt, wo der Wisent in freier Wildbahn noch vorkommt. Leider haben unsere tüchtigen Kolonnen usw. dem Bestand der etwa siebenhundert Kopf starken Herde sehr energisch zugesetzt, und so mancher Wisent ist in den Rochtopf eines Musketiers gewandert. Jetzt wird die Herde nur noch auf etwa einhundertundfünfzig Stück geschätzt. Es ist jammerschade, daß dieses Tier durch den Krieg beinahe völlig ausgerotter worden ist.

Mit meinen Pirschfahrten hatte ich es sehr günstig gefaßt. Der Schnee lag einen halben Meter hoch, und somit sah der Urwald noch schöner aus als sonst, ein Bild, das ich nie vergessen werde. Ich pirschte mit einem Schlitten und zwei braven Panjepferden. Der deutsche Förster Gürtner führte mich. Ich war sehr erstaunt, in dem Wildpark des Zaren so wenig Wild anzutreffen. Sechs Tage fuhr ich, ohne einen Geweihten auch nur von weitem zu sehen, bis ich schließlich den Versuch machte, zu Fuß kreuz und quer durch das Dickicht zu pirschen. Da sehe ich zweihundert Schritte von mir entfernt einen mächtigen, geweihten Hirsch stehen. Bald sah ich einen zweiten, dritten, schließlich konnte ich mindestens fünfzehn bis zwanzig jagdbare Hirsche in einem Rudel zusammenzählen. Sie hielten genau auf mich zu und zogen mit gutem Wind auf einhundertundfünfzig Schritt an mir vorbei, bis schließlich das vorderste Stück mich entdeckt hatte und nun das ganze Rudel flüchtig wurde. Da war für mich der letzte Augenblick gekommen. Uch stand gerade so, daß die großen Hirsche in einer schmalen Schneife an mir vorbeikommen mußten. Es ging aber so schnell, daß ich kaum die Starken von den Schwachen unterscheiden konnte, und da ich nur einen Hirsch schießen sollte, wollte ich natürlich keinen geringen zur Strecke bringen. Ich guckte durch das Glas meiner Fernrohrbüchse und zählte etwa zehn bis zwölf Geweihte, die bereits für meine Büchse zu weit waren.

Da plötzlich kam in ruhigem Tempo ein starker Hirsch. Den guten Hirsch erkennt man ja ohne Glas. Ich konnte ihn sofort als starken Hirsch ansprechen. Im Moment des Abdrückens drängt sich zwischen den Starken und mich ein ganz geringer Schneider. Wütend über mich und meine Hast sagte ich dem Förster: “Entweder vorbeigehauen, oder der Schneider liegt im Feuer.” Da gerade an dieser Stelle eine Mulde oder so etwas Ähnliches sein mußte, konnte ich nicht mehre sehen, welcher Hirsch nun eigentlich getroffen war. Die Hirsche waren vom Erdboden verschwunden. Wir gingen zum Anschuß und fanden nichts. Da liegt mit einem Male in einem ziemlich großen Loch fünf Schritte vor mir der Kapitale mit einem tadellosen Blattschuß. Die Freude war groß. Offenbar hatte sich der Schneider nicht zwischen den Hirsch und mich, sondern hinter den starken Hirsch gedrängt. Die Kugel hatte nicht durchgeschlagen, und so war keine Gefahr, daß auch er zur Strecke kam.

Vergügt fuhr ich zum Zarenschloß zurück, und am nächsten Tage ging es nach Brest. Hier waren inzwischen die Russen wieder eingetroffen, und auch unsere Diplomaten und die der Verbündeten waren zur Stelle. So hatte ich Gelegenheit, mir den ganzen Rummel der Friedensverhandlungen an Ort und Stelle anzusehen und die betreffenden Herren persönlich kennenzulernen. Die Frau Bicenko hätte ich beinahe als Tischdame bekommen. Es wäre eine große, scpaßige Unterhaltung geworden. Ich freute mich schon sehr darauf, denn auch sie hatte ja einige ihrer Feinde zur Strecke gebracht. Es waren zwar Minister und Großfürsten und dergleichen, wofür sie ins Zuchthaus nach Sibirien verbannt wurde, aber immerhin war es ein Anknüpfungspunkt der Unterhaltung.

Brest-Litowsk

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
15 January 1918
Brest-Litovsk

Du wirst Dich gewiß schon wundern, daß Du so lange ohne Nachricht von mir gelassen wurdest; das ist aber immer ein Zeichen, daß es mir gut geht. In diesem Falle habe ich allerdings sehr viel erlebt. Wie Dir Lothar schon schrieb, waren wir in Brest-Litowsk. Wie haben dort die  ganzen bekannten Diplomaten gesehen und kennengelernt. Ich möchte Dir mündlich gern furchtbar viel erzählen, schriftlich nur, daß der Friede absolut im Sinne von Ludendorff geschlossen wird. Wir waren dann für einige Tage im Bialowiczer Forst, haben dort jeder einen Hirsch geschossen und uns wirklich in der Ruhe des Urwaldes großartig erholt. Ich bin jetzt sehr viel in Berlin. Vom 20. an bin ich wieder für vierzehn Tage dort und hoffe, Euch dann öfter zu sehen.

Richard Wenzl speaks about "typenprüfungen" in Adlershof

Richthofen, Beyond the legend of the Red Baron, Peter Kilduff, Arms and Armour, 1993
19 January 1918
Berlin

These Typenprüfungen were an achievement of Richthofen, who was of the viewpoint that not just any old home-front pilot, most of all (not) one working for one of the aircraft companies, should be the man who determines what will be flown at the Front. Thus, representatives from all of the Jagdstaffeln at the Front came to these tests. The individual types were test-flown, (and) then the gentlemen agreed amongst themselves on which types were best suited at the moment…

Nach Adlershof kommandiert

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
19 January 1918
Berlin-Johaninistal-Adlershof
Berlin

Der Kommandeur fährt am 19. Januar nach Berlin-Adlershof, wohin er für einige Zeit kommandiert ist.

A visit to Schulte's gallery

Richthofen, Beyond the legend of the Red Baron, Peter Kilduff, Arms and Armour, 1993
20 January 1918
Gräflich Schwerinischen Palast
Berlin

Georg von der Osten recalled:

On a rainy day we drove back from Adlershof to Berlin by car. Not much had been accomplished at the tests owing to the rain. On the way Richthofen said, “Well, I will get out here at Schulte’s and have a look at the pictures that Reusing has painted!”.

Richthofen wore an overcoat with a big collar, typical of the officer’s coat that we used to have before the war. As it was raining, it acted like a disguise. He went in (the gallery) and came to the painting that showed him in his plane, captioned ‘Rittmeister Freiherr von Richthofen’.

An elderly gentleman came up and stood beside him. Richthofen said to him: “I beg your pardon, but I am told I have some likeness to this painting!” The gentleman put on his spectacles, took a look at the picture, took a look at Richthofen, and finally said: “I think you can forget that notion.”

Ten minutes later, Richthofen joined us at the hotel, beaming with joy, and related the incident to me.

Letzter Besuch in Schweidnitz

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
29 January 1918
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Der Himmel spann sich weit und licht, von einem azurnen unergründlichen Blau, wie über italienischen Sunden. Zehn Grad Wärme – Ende Januar! Ich war ganz allein zu Hause und ging frühzeitig auf den kleinen Exerzierplatz gegenüber unserem Hause, um Manfred zu erwarten. Gegen vier Uhr das nun schon gewohnte Bild: Ein fernes Klingen in den Wolken, das zum Brausen schwillt…der Feuerfunken des roten Flugzeuges in der Sonne…das Ausschweben und falterleichte Aufsetzen. Wir hatten zum Empfang unseres Meisterfliegers etwas backen wollen – es gab aber mal wieder kein Mehl. So hatte meine alte treue Stütze mit Liebe und Kunst aus Graupen eine kleine Torte gezaubert und diese mit dem Gelee, das ich geschenkt bekommen hatte, dick belegt. Unser Soldat hatte Hunger. Er aß ein großes Stück von dieser Graupentorte. Ich setzte mich neben ihn. “Wie schmeckt sie dir?” “Prachtvoll!” Plötzlich trafen sich unsere Augen, und wir lachten unisono, wie zwei übermütige Kinder. Unsere Gedanken hatten sich ertappt. “Nun komm her, Manfred, erzähl mal.” Nun ja, er hatte von Berlin nur zwei Stunden gebraucht, über Wahlstatt eine langsame tiefe Schleife gezogen. Die Kadetten standen angetreten auf dem Hof und riefen Hurra, was ihre jungen Kehlen hergaben. “Am lautesten hat sicher Bolko gerufen; er hat ja so eine furchtbare Lunge!” “O nein”, mußte ich bemerken, “das glaube ich nicht; ganz und gar nicht. Er hatte vielleicht sogar Tränen in den blauen Kinderaugen, Tränen der Enttäuschung. Kaum, daß der Knabenmund zum Rufen geöffnet war, so würgte es ihm sicherlich und er schluckte tapfer die Tränen herunter. Warum landete er nicht, der große Bruder?” Bolko hat einen temperamentvollen Brief geschrieben. Hier ist er. Ich zeigte ihn Manfred und sah, wie sein Gesicht von einem halb schmerzlichen Humor wetterleuchtete. Er las halblaut: “Sage Manfred, wenn er noch einen Funken Liebe zu seinem alten Kadettenkorps und zu seinem Bruder hat, dann muß er hier landen. Wenn er es nicht tut, ist es eine Gemeinheit. Punktum!” “Der liebe kleine Kerl, jetzt ist er enttäuscht. Ja, wenn im Leben allesso ginge…” Jetzt, auf dem Rückflug, will Manfred zum Trost Schokolade über Wahlstatt abwerfen. Wir setzten uns dann in meines Mannes großes Arbeitszimmer; Manfred erzählte, daß er jetzt öfters in der Munitionsfabriken geschickt würde – zu den streikenden Arbeitern. Wenn er ankäme, so eilten sie alle herbei, und er müßte zu ihnen sprechen. Er machte ihnen dann klar, wie wichtig gerade jetzt ihre Arbeit sei, und so weiter. Sie gingen dann auch meistens wieder an ihre Maschinen. Aber lange würden sie es vielleicht nicht mehr tun. In diesem Punkt sah er recht schwarz. Auch die Kaiserin ginge oft zu den streikenden Munitionsarbeitern und spräche mit den Leuten. Ich hatte das Gefühl, er wollte über diese Dinge nicht gern scprechen. Ich verstand, daß ihn, den Menschen aus Pflicht und Diziplin, dessen ganzes Leben Einsatz bis zur Selbstaufopferung war, die von der Regierung eingeschlagene Taktik der “Beredung” mit Widerstreben erfüllen mußte. Wir betrachteten nun zusammen die Bilder, die Manfred von der Front mitgebracht hatte. Ein sehr schönes Foto zeigte eine Gruppe junger Fliegeroffiziere – seine Kameraden aus der ersten Fliegertätigkeit aus Rußland. Mitten unter ihnen Manfred. Ich betrachtete das Bild mit all den lachenden jungen Menschen und freute mich daran. “Was ist aus ihnen geworden?” Ich zeigte auf den ersten: “Gefallen.” Ich wies auf den zweiten: “Auch tot”, und seine Stimme klang rauh: “Frag nicht weiter – sie sind alle tot.” Alle tot – außer Manfred… Als wenn er mir die Gedanken von der Stirn abläse: “Du brauchst dich nicht zu sorgen. In der Luft habe ich nichts zu befürchten – in der Luft nicht. – Wir werden mit ihnen fertig, wenn es noch so viele sind.” Und nach einer Pause: “Das Schlimmste, was mir passieren könnte, wäre, wenn ich drüben landen müßte.” Er trat aus Fenster. Versonnen blickten seine Augen hinaus, als sähen sie etwas in weiter Ferne. “Ich glaube bestimmt, die Engländer würden sich sehr anständig gegen dich benehmen.” Es dauerte lange, bis er antwortete. Noch immer starrte er zum Fenster hinaus. Dann kam es langsam – als wolle er nicht weiterreden – von seinen Lippen: “Ich glaube es auch.” Jetzt nicht weiterfragen, sagte eine Stimme in mir. Wenn jemand vor einem steht, der dem Tode so nahe ist, der ihm täglich mehr als einmal ins Auge schaut – und dieser Jemand ist das eigene Kind -, dann ist man vorsichtig und zurückhaltend mit jedem Wort. Soll man ermahnen? – Das ist zwecklos; sie tun ja ohnedem ihr Bestes. – Soll man ihnen Befürchtungen oder Sorge mitteilen? – Das wäre für sie inerträglich. – Soll man klagen? – Nein, das konnte ich nicht, so klein und armselig konnte ich nicht handeln. – Also, man schwieg, man suchte den Augenblick zu genießen, sich an der Gegenwart des anderen zu erfreuen, man war so froh, wie man es mit jungen Menschen sein muß, die ein paar kurze Urlaubstage in der Heimat verleben und daran gern zurückdenken sollten – nicht beschwert mit dem Gedanken, zu Hause eine gramvolle Mutter zu wissen. In diesem ‘allerdings niemals ausgesprochenen) Sinne genossen wir immer die Besuche unserer jungen Krieger. Damit traf man auch bei ihnen auf das größte Verständnis; sie wurden offen und froh, sie liebten einen darum um so mehr. Wir fuhren zusammen nach Rankau zum Geburtstag meiner Schwester. Ich sagte zu Manfred: “Du hast nun schon zweiundsechzigmal deinen Gegner im Luftkampf besiegt. Eine solche Einzelleistung ist ohne Beispiel. Schon jetzt ist dein Name unvergänglich.” Manfred schwieg, nur ein kleines melancholisches Lächeln glitt um seinen Mund. Was in ihm vorging – ich wußte es nicht. Ernst war er – sehr ernst – und still. Ich fand Manfred überhaupt sehr verändert. Obgleich er, mit dem Urlaub im Herbst verglichen, wohler und frischer aussah, so fehlte doch in seinem Wesen das Fröhliche – das Sorglose, – das übermütige. Er war einsilbig, abgekehrt, fast unzugänglich; jedes seiner Worte schien aus einer unbekannten Ferne zu kommen. Woher diese Veränderung? Der Gedanke quälte mich, kehrte immer wieder, während die Räder unter mir eintönig pochten, als hätten sie ihre eigene Sprache. Ich glaube, er hat den Tod zu oft gesehen. Auch ich zog mich in meine Ecke zurück und schwieg. Lauschte dem rastlosen Pochen der Räder. Ein Wort wollte mir nicht aus dem Sinn, ich wollte es verscheuchen, schalt über mich selbst, über meinem Kleinmut; aber es kehrte immer wieder. Manfred sollte zur Zahnbehandlung gehen, irgendeine kleine, ganz alltägliche Behandlung vornehmen lassen. Da sagte er halblaut vor sich hin – aber ich hörte es doch: “Eigentlich hat es ja keinen Zweck mehr.” Da stand das Wort vor mir, wie ein quälender Spuk, und ließ sich nicht vertreiben. Selbst die Räder unter mir klopften es auf die Schienen, in schütterem, gleichmütigem Takt. Ich scloß die Augen, tat, als wollte ich ruhen. Doch entging mir keine Bewegung an ihm. Wie hart seine Züge geworden waren; nur der gutgeschnittene Mund, der so liebenswürdig lächeln konnte, wahrte noch den alten Charme. Um Augen und Schläfen aber lag etwas Schmerzliches, etwas, das schwer zu deuten war. War es die Ahnung des Künstigen – der von ihm befürchtete schlimme Ausgang des Krieges, was seine Schatten über ihn warf? Oder war es doch nur eine Nachwirkung von dem tiefen Kopfschutz, den er im Sommer bekommen hatte?! Zwar – geklagt hatte er niemals, aber es hatte für eine Zeit all seine Kräfte lahmgelegt. Er sah verändert aus; sehr elend und reizbar, als ich ihn damals wiedersah. Das war jetzt vorüber. – Aber das Ernste, das Gemessene, fast Würdevolle, das Unerklärliche war an seine Stelle getreten. So hatte ich Manfred noch nicht gesehen, so kannte ich ihn nicht. Dann waren wir in Rankau. Gewiß, man freute sich, daß man wieder einmal seine Verwandten und Bekannten wiedersah. Viele waren in Schwarz, in Trauer – niemand konnte mehr von Herzen fröhlich sein. Jedes Jahr wurde eine solche Geburtstagfeier ernster. Das Schicksal lastete auf allen. Am nächten Morgen mußte Manfred nach Breslau, um von da aus nach Berlin zurückzufliegen. Ilse bat darum, ihren Bruder bis zur Bahn begleiten zu dürfen. Von der obersten Treppenstufe aus winkte ich dem davonrollenden Wagen nach. “Auf wiedersehen – auf ein Wiedersehen, mein Junge.” Ilse brachte Manfred an den Zug. Er stand bereits am Fenster, da sagte sie: “Sei doch, bitte, ein wenig vorsichtig, wir wollen us doch wiedersehen.” Darauf Manfred: “Kannst du dir vorstellen, Ilse, daß ich einen elenden Strohtod sterben könnte?” – – – Der Zug fuhr bereits. Ilse ging neben ihm her, ihre Augen hielten sich noch. Noch ein Händedruck, ein kurzes Grüßen, Winken – und der Zug war verschwunden. * Die ernste Stimmung, die Manfred hinterlassen hatte, hielt bei uns im Hause an. Sorgen, Gedanken, Mutlosigkeit – schlimme Geister, denen man mit Selbsucht begegnen muß.

Menzke erzählt

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
29 January 1918
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Manfred Besuch steht bevor. Als sein Vorbote kam, wie üblich, Menzke, sein Bursche, der handfeste Schlesier mit dem langsamen Wort, den eckigen Schultern und dem treuen Sinn. Ist es nötig, zu erwähnen, daß es in der Küche wieder ein großes Hallo, eine ausgedehnte Kaffeeschlacht gibt! (Allerdings nur Eichelkaffee, den wir selber brannten; denn auch Kornkaffee gibt es nicht mehr.) Da sind wieder die fragenden, neckenden Stimmen: “Herr Menzke, sind Sie auch schon mal geflogen?” Menzke, ein wenig gekränkt: “Na ja doch…” Sein Rittmeister hat ihn mal mitgenommen, ihm vorher gesagt: “Menzke, mach dein Testament.” Und Menzke: “Na ja, zu vererben hatte ich ja nichts, ne wah.’ – Und nun erzählte er von seinem lustigen Abenteuer, der Rittmeister hat ihn tüchtig geschaukelt, ganz wohl war ihm ja nicht in der Kiste, aber – na ja- er hat sich immerhin besser benommen als Moritz, der Geschwaderhund; der war nämlich auch mal mit. Erst lag er ganz ruhig, aber beim Gleitflug hat er doch…na ja, ich mußte jedenfalls nachher die Kiste bereinigen.” “Nun aber auch mal eine bombige Sache, Herr Menzke”, locken die rotwangigen Sirenen. Menzke dreht sich erst mal die unvermeidliche Zigarette (wie hurtig die derben Bauernfäuste das verstehen.) “Na ja – also…Bomben schmeißen taten wir eine Zeitlang wohl jede Nacht…zuerst hat es ja Laune gemacht, wenn so ein Bursche sich anschleichen wollte, hoch über den Wolken versteht sich. Aber wir hatten ihn doch spitz gekriegt. Als er den Motor zum Gleitflug abstellte, sagte der Herr Rittmeister: “Jetzt kommt’s!” Und richtig, da knallen auch so ein paar Dinger nach unten. Der lustige Leutnant Wolff hat mächtig gelacht: ‘So eine alte Kiste’, hat er gesagt, ‘die ist wohl aus dem Museum durchgebrannt.’ Im Vollmond war der Inglischmän gut zu sehen, vielleicht sechzig Mater hoch. Frechheit, was! Da haben wir ihm mit dem Karabiner noch ein paar auf den Bast geknallt. Da machte er dann, daß er wegkam.” “Den Tag dareuf”, fährt Menzke nach einer Kunstpauze fort, “da haben wir sie selbst anständig belappst. Da griffen sich alle unsere Herren ein erbeutetes englisches M.G. und schossen sich ein. Schöner Mond war auch wieder. Die Herren gingen gar nicht erst schlafen. Saßen im Kasino und kloppten Karten. Da kamen doch die frechen Engländer wieder, ein ganzes Geschwader und ziemlich tief. Sie hatten’s natürlich auf unsere kostbaren Maschinen abgesehen. Da spielen die Scheinwerfer! Bauzn bauz, machen die Bomben. Dann gab’s aber Saures aus unseren englischen M.G.s, und Leutnant Schaefer sagte: ‘Die haben ihr Fett.’ Und richtig: ein paar von den Brüdern mußten dann auch notlanden und kamen in Gefangenschaft.” Stille – nur die Teller klappern. Menzke dreht sich eine neue Zigarette und l¨ßt sich genießerisch Feuer geben. “Na ja’, bemerkt er tiefsinnig. “Ich glaube, unser Rittmeister hat den Lords das damals besorgt, denn er Mann kann schießen, doll! Mal war ich auf dem Flugplatz, bei Douai war das, da frage ich: ‘Wo ist mein Herr Rittmeister?’ – Da zeigen sie mit dem Daumen nach oben. Ich gucke in den Himmel, da sehe ich, wie ein feindliches Flugzeug durch die Wolken durchgestoßen kommt und hinter ihm her der Rittmeister. Er fiel direktemang aus der Sonne. Er schoß aber nicht; das tat er nie gern, wenn der andere im Gleitflug war. Erst als der Engländer sich fing und wieder ausrücken wollte, da gab er ihm die volle Garbe. Der Zweisitzer schlug auf ein Dach im Nachbarndorf. ‘Den Wagen klarmachen!’ Noch im Fliegerdreß reingesprungen. War das in dem Dorf ein Gejubele, als die Infanteristen den Herrn Rittmeister erkannten… Ein andermal – richtig, das war auch bei Douai – kommen eines Morgens wieder Engländer ganz frech über unseren Flugplatz geschnurrt. Ich gucke auf die Uhr – es ist kurz vor sieben Uhr. Alarm! Der Rittmeister raus aus der Falle, so wie er ist in die Hosen. ‘Stiefel her!’, brüllt er. Ulanka gleich übers Nachthemd gezogen; draußen springt er aufs Auto, bleibt gleich auf dem Trittbrett stehen. Rein ins Flugzeug… Ich warte und warte. Da, nach ‘ner halben Stunde isr er schon wieder zurück, wäschst sich, rasiert sich, macht Toilette. Gähnt ein bißchen. Ich sage: ‘Ich soll Herrn Rittmeister daran erinnern, daß er nach Douai zum Baden will.’ ‘Erst gratuliere mir mal’, sagt er, ‘ich hab’s verdient.’ Er hatte denn auch einen Zweisitzer, ein Jagdflugzeug, zur Strecke gebracht – nachmittags schoß er wieder einen ab.” Die Mädels wollen wissen, wie sie draußen so leben. “Och”, sagt Menzke gedehnt, “soweit ganz gut. Morgens, wenn ich zum Rittmeister reinkam, machte ich erste immer Ehrenbezeigung. Das hat er sich aber verbeten. Sodann melde ich immer gleich: Uhrzeit, Wetter, Wolkenbewegung; möglichst genau, das ist jeden Morgen dasselbe, denn – ne wah…” (Folgt eine längere Belehrung über Wetterlage und Flugdienst.) Ob der Herr Rittmeister denn nicht furchtbar aufgeregt ist nach einem Luftkampf? “Nicht a bissel, bloß mûde – er legt sich dann gern ein bißchen aufs Ohr. Auch nachmittags haut er sich gern eine halbe Stunde aufs Bett, mit Kleidern und Stiefeln…Ich gehe dann auf Zehenspitzen rein, lege ihm eine Decke unter die Füße, damit die Bettwäsche nicht schmutzig wird, ne wah. Ebenso leise gehe ich wieder raus; ich weiße nämlich, er schläft gar nichtn er denkt bloß nach. Und ich stehe draußen vor der Tür und lausche, ob auch alles ruhig ist. Und wenn die anderen Herren mal ein bißchen laut sind, nehme ich mein Schild unter den Arm – darauf steht: ‘Ruhe!’ Das hänge ich auf. Herr Rittmeister hat es so angeordnet, und wenn es nicht befolgt wird, kann er verdammt ‘kratzig’ werden… Na ja – seine Pflicht muß man eben tun, ne wah; aber dann kann man auch felsenfest auf ihn rechnen. Mir hat er letzten Winter einen schönen Sweater geschenkt. Für ganz besondere Leistungen gibt’s wohl auch eine goldene Uhr. Manch einem hat er Urlaub besorgt und ihm geholfen, wenn er aus der Heimat eine schlechte Nachricht hatte…” Wie zärtlich besorgt hatte seine biedere, ein wenig kehlige Stimme geklungen, als der Brave von dem Ruhebedürfnis “seines” Rittmeisters sprach – wie er ängstlich lauschend vor der Tür stand, sein Schild unter dem Arm, während drinnen der Geschwaderführer auf dem Bett lag, den Kopf voll entscheidender Gedanken, die Füße auf dem vorsorglich ausgebreiteten Tuch – “damit die Bettwäsche nicht schmutzig wird..ne wah”.

1 February 1918
In February
Avesnes-le-Sec

Testimonial of Carl August von Schoenebeck: In februari 1918 verliet ik von Richthofen en kreeg als 20-jarige de leiding over een eigen Jagdstaffel. Toen ik als zo jonge piloot al een zelfstandige bevelvoering overnam, had ik dat uitsluitend aan mijn vroegere leermeester Manfred von Richthofen, te danken. Bij het afscheid gaf hij mij nog enkele zeer ernstige raadgevingen mee. “De leider”, zo sprak hij, “is de aanleiding tot het succes van iedere Jagdstaffel. De bekwame piloten kunnen slechts dan tot hun recht komen, als hun leider hen correct daartoe aanzet. En als u om het even welke vragen hebt, kom dan maar naar mij toe, ik sta altijd te uwer beschikking.

Ein paar Zeilen von Manfred

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
11 February 1918
Berlin-Johaninistal-Adlershof
Berlin

O.U. 2. Februar 1918 “Schade, daß mein Dienst in Berlin sich so lange hinzog und ich nicht noch einmal nach Schweidnitz kommen konnte. Es wäre so nett gewesen, und ich hatte mich schon sehr darauf gefreut. Nun glaube ich so bald nicht wieder nach Deutschland kommen zu können. Lothar behalte doch so lange wie möglich in der Heimat; er ist mit seinem Gehör sehr unvorsichtig und behandelt es gar nicht recht. Ich lasse ihm sagen, er möchte nicht vor dem 1. März wegfahren. Sollte hier stärkerer Betrieb einsetzen, so wird er durch mich telegrafisch benachrichtigt werden. Bolk wird wohl sehr auf mich eingeschnappt sein, es ließ sich aber wirklich nicht machen, daß ich in Wahlstatt zwischenlandete. Im Herbst, wenn die Felder gemäht sind, werdei ch es machen.”

Die Zeitungen

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
16 February 1918
Avesnes-le-Sec

Lothar ist wieder an der Front, fliegt mit Manfred zusammen. Täglich durchsuche ich die Zeitungen nach ihren Spuren. In einer Gesellschaft hörte ich von Urlaubern viel Interessantes über meine Söhne: wie Manfred von den Truppen vergöttert wird. “Wo er auftaucht, geht ein neuer Zug von Ordnung, Vertrauen und Sicherheit über die Erde und durch die Lüfte.”

Der Rittmeister sucht sich seine Leute selber aus

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
16 February 1918
Avesnes-le-Sec, Cambrai
Avesnes-le-Sec

Der Rittmeister sucht sich seine Leute selber aus. Während des Winters ist er herumgefahren bei den Jagdstaffelnschulen und Jagdstaffeln und hat sich den Betrieb angesehen. Er bekommt seine Jagdflieger längst nicht mehr “auf dem Dienstwege” zugewiesen. Er darf sie sich selber holen. Und wenn jemand einen Blick hat für Gesichter und Gehabe, für Schießenkönnen und Fliegenkönnen und für Draufgänger und Nichtdraufgänger, so ist er es.

Er hat verdammt heiße Kastanien aus dem Feuer zu holen, dafür braucht er Leute, die rasend schnell zugreifen und die Kastanien herausgeholt haben, bevor sie sich die Finger verbrannt haben. “Laurige” Flieger, das heißt solche, die das messerscharfe Wort “ran!” nicht kennen, kann sich das Geschwader nicht leisten.

Ein Flug im Fesselballon

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
17 February 1918
Avesnes-le-Sec

An einem schönen Februartage setzte ich das schon immer von mir geplante Vorhaben, in einem Fesselballon einen Aufstieg zu machen, in die Tatsache um. Ein jugendlicher Herr meines Geschwaders, der den gleichen Wunsch hatte, schloß sich mir an. Wir fuhren in die Gegend von Cambrai zu einem uns unbekannten Luftschiffer und trugen ihm unsere Bitte vor. Eine absolute Lebensversicherung ist schließlich nichts im Kriege, auch nicht einmal der Fesselballon, denn auch diesem trachtet der Flieger nach dem Leben. Die Gasnullen steigen im allgemeinen nicht besonders hoch. Das tun sie nicht etwa aus Angst vor dem bösen Feind, sondern weil sie nicht anders können. Eintausendfünfhundert bis eintausendsechshundert Meter ist so etwa das Normale. Bei ruhigem Wetter spielt sich so ein Aufstieg ziemlich einfach ab, ich will nicht sagen uninteressant, aber wenig Nervenkitzel ist dabei.

Der Tag, an dem ich flog, war absolut ruhig. Bei starkem Wind soll man sehr leicht seekrank werden. Kommandomäßig wurde die Gasblase von sehr vielen Menschen losgelassen und ging in einem ziemlich schnellen Tempo in die Luft. Man steht in einem kleinen Korb drinnen und belinst die Gegend. Ich habe immer geglaubt, man sähe sehr viel mehr in dem “Auge der Armee”, wie man die Luftschiffe ja oft nennt. Ich habe furchtbar wenig gesehen. Es ist so ungefähr wie im Flugzeuge, wenn ich eintausend Meter diesseits fliege. Da sehe ich eben auch nichts Genaues. Ich sah zwar die vordesten englischen Linien, Artilleriestellungen des Gegners und weit darüber hinaus. Aber das ganze Bild ist verzerrt. Ich bin jedenfalls als Flieger und früherer Beobachter an bessere Sicht gewöhnt. Die Luftschiffer waren aber absolut beruhigt über das, was sie sahen, und meinten, mehr zu sehen, wäre nicht möglich. Photographien, die sie gemacht hatten, boten allerdings einen geradezu wunderbar schönen Anblick dar. Die interessanteste Sache am ganzen Fesselballon ist ja natürlich, wenn das Ding einmal angegriffen wird und der Insasse herausspringen muß: der berühmte Sprung ins Ungewisse. Der Entschluß wird ihm ja verhältnismäßig leicht gemacht, da die Gasnulle über ihm so langsam anfängt abzubrennen, und, wenn er sich eben nicht entschließt herunterzuspringen, er ein sicheres Kind des Todes ist. Dann schon lieber das “Ungewisse” als den sicheren Tod. Im übrigen ist die Sache gar nicht mal so ungewiß, denn es passiert kaum ein Unglück dabei. Der jugendliche Mann, mit dem ich da war, konnte es sich nicht verkneifen und mußte herausspringen. Er tat dies nicht aus Naßforsche, sondern lediglich aus Passion. Er meinte, es wären zu schöne, romantische Momente, die es dabei gäbe, und die dürfte sich ein junger Mann nicht entgehen lassen. Er stieg zu diesem Zweck allein auf, beschaute sich erst eine Weile die Gegend, dann sah ich ihn durch mein Glas über den Rand des Korbes wegvoltigieren, und, um das Romantische recht lange auszunutzen, baumelte er erst noch eine Weile mit den Beinen außerhalb des Korbes; dann ein kurzer Entschluß und; er stürtze ab. Der Absturz dauerte aber nicht lange, denn nach wenigen Metern hatte sich bereits der Fallschirm entfaltet. Er beschrieb es mir, er wäre nur ganz kurze Zeit frei gefallen, was natürlich nicht sehr angenehm gewesen sie. Plötzlich hatte es einen kolossalen Ruck gegeven, und er hing, unter den Armen festgeschnallt, am Seile des Fallschirmes, ein absolut sicheres Gefühl. Und nun, wie er meinte, wäre es zu romantisch gewesen, wie er sich langsam der Erde näherte. Da gar kein Wind war, kam er ganz dicht von meinem Stand aus auf dioe Erde wieder zu. Als ich den Herunterkommenden schon gegen den Horizont vergleichen konnte, fiel es mir auf, daß der Fallschirm sehr schnell herunterkam. Ich glaubte, mich zu täuschen, aber meine Empfindung stimmte. Er schlug unten ziemlich kräftig auf und verstauchte sich vorschriftsmäßig das linke Bein, war aber trotzdem beseligt. Ich fand es eigentlich ziemlich überflüssig. Wenn der Fallschirm sich nun nicht entfaltet hätte, hätte er sich für nichts und wider nicts das Genick gebrochen. Aber tiefbefriedigt verabschiedeten wir uns von der lächerlichen Konkurrenz, bestiegen unser Flugzeug und flogen nach Haus.

MvR on rotary engines

Richthofen, Beyond the legend of the Red Baron, Peter Kilduff, Arms and Armour, 1993
27 February 1918
Awoingt

a letter to Fritz von Falkenhayn.

A few days ago I sent you a report about the Rizinus Ersatz relative to rotary engines. I am of the opinion that, owing to the poor oil that is available to us, rotary engines are no longer suitable for this war. Therefore, I set no high value on having rotary engines in my Geschwader, even when they produce 200 horsepower. As the situation is now, I would prefer to have the Fokker with the BMW engine or the supercharged Mercedes. Should the Fokkers be issued with unsupercharged enginges, I would not refuse them.

Here there is mostly bad weather and extremely scant enemy flying activity in our Armée sector. Furthermore, I am the leader of four Schutzstaffeln under Hähnelt and no longer Jagdgeschwader-Kommandeur, which after a year and a half of fighter aviation is a change. I do not want it said that the change is excessively interesting.

The British are much busier in the 17. and also the 6. Armée sectors than here on our Front. My brother will arrive here tomorrow and is again in good health, as he confirms. He has missed nothing, only some ground support flights, which he would have put up with, but no aerial combat.

Das militärische Vermächtnis Manfred von Richthofens:

http://www.frontflieger.de/4-ric13.html
10 March 1918
Avesnes-le-Sec

Das militärische Vermächtnis Manfred von Richthofens: ‘Sollte ich nicht zurück kommen, so soll Oberleutnant [Wilhelm] Reinhard (Jasta 6) die Führung des Geschwaders übernehmen, Freiherr von Richthofen, Rittmeister’

Ein grauer Dienstumschlag

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
10 March 1918
Avesnes-le-Sec, Cambrai
Avesnes-le-Sec

Und wenn der Adjutant das Scherenfernrohr für eine Viertelstunde verließ, um in der Stabsbaracke den notwendigen Papierkrieg zu führen, dann streiften seine Blicke mehr denn einmal nachdenklich über den eisernen Geheimschrank hinweg.

Hinter dessen Tür lag, versteckt in einem Winkel, ein grauer Dienstumschlag, mit der Handschrift des Kommandeurs adressiert an ihn, verschlossen mit den Dienstsiegln des Geschwaders.

Am 15. März hatte der Rittmeister diesen Umschlag seinem Adjutanten plötzlich in die Hand gedrückt. “Wenn ich nicht wiederkomme, öffnen.”

Auch der Kommandeur wußte, daß es diesmal ging “bis zum allerletzten und alleräußersten”.

Aber an diesem Abend brauchte der Adjutant das Testament des Geschwader-Kommandeurs noch nicht zu öffnen.

Noch nicht.

Funeral Leutnant Wilhelm Gürke of jasta 5

The Red Baron, a photographic album of the first world war's greatest ace, Manfred von Richthofen, Terry C Treadwell, Pen and Sword Books, 2021
11 March 1918
Honnecourt

Victory 64

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
12 March 1918
N of Nauroy, Square 2858
Nauroy

Combat Report: 1110-1115 hrs, north of Nauroy, square 2858, Bristol Fighter No. 1251. Motor: Rolls-Royce 200 hp 12 cylinder V-shaped No.275. Englishman. Together with Leutnant Lothar von Richthofen and Leutnant Steinhauser, both of Jasta 11, we attacked an enemy squadron between Caudry and Le Cateau at an altitude of 5.500 metres, far behind our lines. The plane I attacked immediately dived down to 1.000 metres and tried to escape. The observer had only fired high up in the air, had then disappeared in his seat and had only recommenced shooting shortly before the machine landed. During the fight we had been driven off to La Catelet. There I forced my adversary to land and after doing this both occupants left their plane. Weather: fine with fair visibility. NB – the one hour time difference between Allied and German forces had ended on 10 March 1918, and would remain the same until 16 April, at which time the Germans were once more one hour ahead.

Victory 64

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
12 March 1918
N of Nauroy, Square 2858
Nauroy

Der Heeresbericht meldete darauf lakonisch, daß Manfred seinen vierunsechzigsten, Lothar seinen achtundzwanzigsten und neunundzwanzigsten Luftkrieg errang.

Victory 64 - Clutterbuck's account

The Red Knight of Germany, the story of Baron von Richthofen, Floyd Gibbons, 1927, 1959 Bantam Books
12 March 1918
N of Nauroy, Square 2858
Nauroy

It is nine years since the greatest incident in my life happened. It finished my career as a flying officer but, as a Hun officer remarked, ‘the war is finished for you’, meaning that, being a prisoner of war, I should at least see the end of hostilities. Until I saw the copy of Richthofen’s own report, I believed that I had been brought down by one of the members of Richthofen’s celebrated circus, and had no idea that it was the famous Baron himself whom I had tried to down and who succeeded in downing me and badly wounding my observer. Every detail of the scrap is as fresh in my mind as though it happened yesterday, but I can’t begin telling it without paying my little tribute to Baron von Richthofen and the men who comprised what was known as his circus.

To my mind, they were undoubtedly the pick of the German airmen and although their methods of attack were different from our own, they were no mean adversaries, and certainly they were fine pilots, for which statement I can personally vouch. Richthofen handled his machine cleverly, was an excellent shot, and was entirely fearless….

…The fatal day for me, we set out nine strong, and after being over the lines for two hours at a height of 18.000 feet, we had not commenced operations, although the Germans had a decoy in the shape of a two-seater hovering below us, but the air had been rapidly filling with machines for some time. My great friend Lieutenant G. Gibbons was flying on my left, and suddenly I saw him go down as though to attack the large two-seater. i followed him down, and my observer, Lieutenant Sparks, M.C., as usual tested his gun, but, curiously enough one empty cartridge case flew into my cockpit and lodged down between the tank and the joy stick, which rather curtailed my movements to climb. My friend in the meantime pulled out of the dive and climbed up again, while I continued to lose height until I managed to poke the cartridge case aside. By that time, my formation was some three thousand feet above me and a long way off.

A few minutes later, the three machines that had been in our vicinity for some time attacked me, and I had a little difficulty in placing my machine in a good position for my observer, owing to their coming out of the sun; that is, they kept the sun behind them and in a line ith my machine – a position favoured by all experienced pilots.

My observer managed to get off a few bursts before he collapsed. I looked over into his cockpit and saw him huddled up, apparently dead. I quickly decided the combat was unequal and tried to withdraw. The Bristol fighters were excessively strong, and I had often dived them with the engine full on, and could always leave anything behind me in a dive.

I did so on this occasion until, glancing at my planes, I saw several of my bracing wires streaming aft. They had evidently been shot away in our little scrap. I pulled out of the dive at 4000 feet and, to my astonishment, found I was much farther over the lines than I had thought at first. I now kept the machine’s nose down and kept up a steady 140-mile streak for home, passing under numerous German machines.

Soon I discovered a machine gaining on me from above and behind. I unstrapped my belt and endeavoured to obtain my observer’s gun, but, unfortunately, was unable to reach it; otherwise I could have continued my flight home and kept the enemy machine off my tail.

Gradually but surely, owing to his height, he gained on me – a sinister demon getting closer and closer every minute. I figured I should have to interrupt my flight home and try to send him down, so when I thought he was near enough, I turned and faced him. We were now approaching each other, nearer, nearer, at a terrific pace, neither giving way on direction and neither firing until quite close, when I believe we both opened fire simultaneously. My gun, after a few rounds, jammed – a number three stoppage, which usually took about three minutes to rectify in the air.

Now my gun was out of action and my adversary’s guns were very busy. He had two of them firing through the propeller. For the moment I think I lost my head and decided to ram him head on, but he decided otherwise and passed below me a matter of a few feet. He then tried to get on my tail or in a suitable position to hit me while I decided to ram him with my undercarriage, but always he would manage to pass a few feet under me, looking up into my face. I often wonder if he divined my intentions. During these dives he would get into a burst at me while flying in a vertical turn or from various weird angles. Although my machine was heavier than his single-seater, he seemed unable then to get above me or to sit on my tail, the fatal position.

After some trying minutes of these gyrations, my forward petrol tank either gave out or he put a shot through it, so I dived again and switched over to the other tank, and was now flying about one hundred feet up, but this time I was getting nearer to the lines, and in a few minutes I would be safe. Of course, I knew my adversary would continue to follow me down, which he did, and just sat on my tail pumping lead into me.

I suppose his machine was just a few miles faster than mine, because I could not gain on him, and all the time he kept firing bursts into me. I kept kicking the rudder to alter my direction and confuse his aim. This went on for a while, and I began to hope that he would run out of ammunition when, suddenly, my observer, whom I had taken for dead, got up to his gun and started firing.

It is hard to imagine my joy. I shouted and cheered the stout fellow. Half his arm was shot away, and he had been unconscious for some time and weak from loss of blood, but he had managed to crawl up to his gun and get off a burst. It was too much for him, however, for he sank back in a heap again.

My spirits dropped as quickly as they had risen, and a few moments later my adversary had punctured my petrol tank. It was a pressure-feed, and in spite of my efforts to pump up the pressure by hand, the engine gradually petered out, and before I knew what I was doing I was on the ground among shell holes. I pancaked from about five feet and stopped with my wheels in a shell hole.

By the time I had helped my observer out of the machine, the Germans rushed out of their dugouts and took great pleasure in telling us on which side of the lines we were, and so prevented us from firing the machine. Another minute in the air and I should have been on our side of the line, as it was only two miles away.

My observer was treated with great courtesy and kindness and his wounds dressed in a near-by dugout. We have nothing but praise for the manner in which we were treated near the line. We eventually arrived at a village a few miles away, where many troops were quartered and it amused us to see them turn out their band. When we inquired the reason, we were informed it was to celebrate our capture.

My observer and I eventually parted at Le Cateau, where he went to a hospital and I to a cell to be questioned by officers. We were generously offered a dish of likely looking horse and macaroni, but had it been paté de foie gras, I am afraid we could not have eaten it at that moment. To the officer who looked after us, we tendered our best thanks for his kindness.

Victory 65

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
13 March 1918
Between Gonnelieu and Banteux, Square 1853
Banteux

1035hrs, between Gonnelieu and Banteux, in square 1853. Sopwith Camel. Englishman, Wounded. I started with Jasta 11 and fought later on with two Staffels of my group against 2à to 30 Englishmen (DH4s, SE5s and Sopwith Camels). I forced down a DH4 from 4.000 to 2.000 metres. My opponent glided down in the direction of Caudry with only very slowly working engine. The fight took place quite a distance behind out lines. The Englishman landed south of Le Terrière in square 2256. Harassed by Albatrosses of another Staffel, I let my doomed adversary off, climbed to 3.200 metres, where I fought with several Sopwith Camels. In this moment I saw an Englishman attacking one of my Staffel’s planes. I followed him, approached to within 20 metres, and put holes through his benzine tank. Apparently I had hit the pilot, as the machine dived and plunged to the gorund. The Englishman tried to land in the fighting area near Gonnelieu but smashed his machine just behind our lines. Weather: fine; visibility fair.

Ernst Udet joins MvR

The dramatic true story of the Red Baron, Wiliam E Burrows, 1972, Mayflower Books
15 March 1918
Le Cateau

One of the many squadrons that were ordered to support the great offensive was Lieutenant Ernst Udet’s Jasta 37. On March 15, Udet was told to move his group to Le Cateau and support General von der Marwitz’s twenty-one divisions. When Jasta 37 got there, a few days later, Udet began helping his men erect tents beside a road while a heavy drizzle came down. ‘I had pulled on a leather jacket, and was helping my mechanics to drive tent pegs when a motor car drove along the road’, Udet wrote in his memoirs. ‘So many cars passed us that we took no notice of it We continued our work, silently and doggedly.’

‘The I felt a tap on the shoulder, and turning around I saw Richthofen. Rain trickled from the peak of his cap and ran down his face. “How do you do, Udet”, he said, negligently acknowledging my salute. “Nice weather we’re having today.” ‘I looked at him and noted the calm expression and the big, cold eyes, half shaded by heavy lids. He was the man who at that time had brought down no fewer than sixty-seven machines – our best fighter. His car was waiting on the side of the road, and he had climbed down the embankment in the rain to speak to me. I waited. “How many have you shot down to date, Udet?”, he asked.” “Nineteen recognized, one waiting for confirmation”, I replied. He raked the mud with one point of his walking stick. “Hmmm, twenty”, he commented. Then he raised his eyes and scrutinized me for a while. “That about qualifies you to join us. Would you care to?”. Would I care to? It was the most attractive suggestion anyone had ever made me. If it rested with me, I would have packed up and followed him then and there. There were many good squadrons in the German Army, and Jasta 37 was by no means the worst of them. But there was only one Richthofen squadron.

“Yes Sir, Captain”, I said.

We shook hands and he left. I watched him – a tall, slender, fragile-looking man – as he climbed the embankment. He then jumped into the car and disappeared in the rain.’

Lothar verwundet

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
16 March 1918
Avesnes-le-Sec

Ein Telegramm aus dem Felde: “Lothar durch Absturz Gesicht und Beine äußerlich verletzt; Befinden gut. Manfred.”

Der Kogenluft, Ernst von Hoeppner, kommt zur Inspektion

http://www.frontflieger.de/4-ric13.html
17 March 1918
Avesnes-le-Sec

MvR visits Jasta 5 in Boistrancourt

The Red Baron, a photographic album of the first world war's greatest ace, Manfred von Richthofen, Terry C Treadwell, Pen and Sword Books, 2021
17 March 1918
Boistrancourt

Victory 66

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
18 March 1918
road Molain–Vaux-Andigny
Molain

1115 hrs. Above the Molain-Vaux-Andigny road. Sopwith Camel B5243. Engine: Clerget 35751. 1 Canadian, made prisoner. I started with 30 planes of my Geschwader and flew to the Front, commanding all three Staffeln at 5.300 metres. Just as we were approaching the Front, I saw several English squadrons crossing our lines and flying in the driection of Le Cateau. The first squadron we came across was approximately at 5.500 metres altitude, and together with Leutnant Gussmann, Jasta 11, I shot down the last opponent, a Bristol Fighter. He lost his wings, and Leutnant Gussmann brought him down. Thereupon, I took my 30 planes in hand, climbd to 5.300 metres and pursued two enemy squadrons which had made their way right through to Le Cateau. I attacked just when the enemy tried to fly aside and retreat. The enemy machine flying nearest to me, apparently a Bréguet or a Bristol Fighter, was fired upon by me and Leutnant Löwenhardt of Jasta 10. The tank was shot to pieces and I observed how the aircraft crashed straight down. Leutnant Löwenhardt brought it down. The I attacked from the centre of two Englis one-seater squadrons a plane flying pennants, and forced it to land near Molain. Weather:fine.

Ein Ruhmestag des JG I

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
18 March 1918
Avesnes-le-Sec, Cambrai
Avesnes-le-Sec

Und dann kommt der 18. März.

Ein Ruhmestag des Jagdgeschwaders I. Schon am frühen Morgen waren im Frühlingshimmel weit jenseits der Front starke Einsitzer- und Zweisitzer-Geschwader umhergeschwirrt. Das Jagdgeschwader I stand startbereit. Aber zunächst traute sich kein Engländer über die Front.

Dann, gegen halb elf, kamen sie.

In großer Höhe zogen sie geschlossen ihren Weg, dicht massierte Geschwader, auf Biegen und Brechen den Befehl auszuführen, die deutsche Front zu ünerfliegen und endlich Einblick in das zu bekommen, was da hinten rumorte. Zu erkunden, was die vielen nächtlichen Geräusche zu bedeuten hatten, die man abhörte, was überhaupt los war. An der ganzen Front in Frankreich, vom Marschall herunter bis zum letzten, kleinen Poilu, hatte das mißtrauische Gemunkel nicht mehr aufgehört.

Jetzt sollte es aufhören.

Die st¨rksten Geschwader der englischen Armee marschieren in über 5000 m Höhe zur deutschen Front.

Die Funkmeldungen der deutschen Luftschutzoffiziere waren rechtzietig in Avesnes le Sec eingetroffen, der Kommandeur startete mit 3 Staffeln im geschlossenen Verband. Es war ein wunderbarer und ernster Anblick.

Weit voraus and er Spitze seiner Staffel der Kommandeur, hinter ihm links 500 m höher gestaffelt die Jagdstaffel 6 und rechts Jagdstaffel 10, es waren dreizig Flugzeuge, besetzt mit den verwegensten und berühmtesten Fliegern der deutsche Armee.

In 5300 m Höhe entdeckte der Kommandeur mehrere englische Geschwader, die soeben die deutschen Linien in Richtung Le Cateau überflogen. Der Freiherr warf sein Geschwader herum und folgte den Engländern. Das letzte Flugzeug des schließenden Geschwaders, ein Bristol Fighter, brach unter dem Maschinengewehrfeuer Richthofens und des Leutnants Sußmann, die ihn zugleich angriffen, auseinander und stürtzte ab.

Damit hatte der Kommandeur den Einbruch in das englische Gros begonnen, er sammelte seine 30 Flugzeuge wieder und raste jenen beiden Geschwadern nach, die schon bis nach Le Cateau durchgebrochen waren. Die Engländer bogen sofort ab, um schleunigst wieder hinter ihre Front zurückzukommen, aber es war zu spät. Das jagdgeschwader I griff an.

Nach wenigen Minuten waren die beiden englischen Geschwader völlig auseinandergerissen und aufgelöst, in zahlreichen Einzelkämpfen knatterten die Gegner umeinander und innerhalb 25 Minuten war die Entscheidung gefallen. Um 11 Uhr hatte der Leutnant Sußmann seinen Gegner erledigt. Um 11.05 Uhr hollte der Leutnant Kirchstein den ersten Engländer seines Lebens aus der Luft, ein bis dahin unbekannter Offizier, der mit diesem Abschuß eine sehenswerte Liste innerhalb des Geschwaders zu schreiben begann. Um 11.10 schoß der Leutnant Loewenhardt einen Breguet in Fetzen. In derselben Minute vernichtete Oberleutnant Reinhard einen Bristol Fighter, der in der Luft zerplatzte und mit seinen brennenden Teilen in die verwüstete Landschaft stürzte. Um 11.15 wurde der Leutnant Wolff, ein Namensvetter zweier schon bekannter Wolffs, in den ersten Siegeskampf seines Lebens verwickelt, er schickte den Einsitzer zur Erde hin,unter, wo dieser zu Staub auseinanderersprang.

Um dieselbe Minute stürzte sich der Kommandeur auf einen Sopwith Camel, der gar nicht zu Schuß kam, trotz der respektabelen Führerwimpel an seinen Tragflächen; er ging sausend nach unten und mußte bei Moulain landen.

Fünf Minuten später schoß der Vizefeldwebel Scholz einen Sopwith herunter, es war sein 4. Luftsieg. Zwei Minuen später, genau um 11.22, setzte sich derselbe Vizefeldwebel hinter den nächsten Sopwith, der ihn vors Gewehr kam, und sah ihn nach wenigen Minuten brennend abstürzen. Um 11.25 zerplatzte unter den Schüssen des Leutnants Friedrichs wieder ein Sopwith.

Als sich nach diesen heißen fünfundzwanzig Minuten die dreißig Jagdflugzeuge umsahen, entdeckten sie zuerst, daß die Engländer verschwunden waren und zweitens stellten sie ungefähr fest, daß keiner vom eigenen Geschwader fehlte. Ein Rudel von feindlichen Geschwadern innerhalb einer knappen halben Stunde verjagt, mitten aus diesem Geschwader neun Flugzeuge herausgeschossen und keinen einzigen Mann und keine Maschine als Verlust…Sie hatten dem toten, überlegenen Material an sich, der zhalenmäßigen Überlegenheit überhaupt, etwas entgegengesetzt, was eben nicht mit Geld, weder mit englischen, noch mit amerikanischem, noch mit irgendeinem Gelde der Welt zu bezahlen ist, noch zu liefern: ihre bewundernswerte Fähigkeit, mit weniger guten Maschinen, mit weniger gutem Material, mit weniger gut ernährten Besatzungen die heißesten Kastanien met Eleganz aus dem Feuer zu holen.

Die ritterliche Kameradschaft des Kommandeurs kam an diesem Tage und in diesem Kampfe wieder einmal hinreißend zum Ausdruck. Was klatschten die englischen und französischen Flieger? Er würde sich, um eine möglichst hohe Abschußziffer zu erreichen, entweder aus eigenem Wunsch oder auf höheren Befehl Abschüsse seiner Kameraden auf die eigene Liste überschreiben?

In der Meldung des Rittmeisters ber seine Tätigkeit in der Luftschlacht von Le Cateau heißt es unter anderem:

“…und ich schoß mit Leutnant Sußmann, Jasta 11, zusammen den letzten Gegner, einen Bristol Fighter, ab. Er verlor die Tragflächen und Leutnant Sußmann brachte ihm zum Absturz.

… das mir am nächsten fliegende Flugzeug, scheinbar ein Breguet oder ein Bristol Fighter, wurde von mir und Leutnant Loewenhardt beschossen, worauf dem Gegner der Benzintank zerschossen wurde und ich sah, wie das Flugzeug senkrecht abstürtzte. Leutnant Loewenhardt brachte es zum Absturz…”

Wem wurde also dieser Abschuß und der zweite Abschuß angerechnet? Auf Grund der Zeugenaussage des Kommandeurs den Leutnants Sußmann und Loewenhardt.

Der Auftrag des Jagdgeschwaders I war ausgeführt.

Die gewaltsame Aufklärung englischer Geschwader war restlos verhindert worden. Der große Tag X konnte seiner Erfüllung antgegengehen, ungestört, ungehindert, unbeobachtet.

Tag 'X'

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
20 March 1918
Awoingt
Cambrai

In der Abenddämmerung des 20. März tauchten hoch über Awoingt die Maschinen der Jagdstaffeln auf, landeten und wurden schleunigst in die Zelte geschoben, ungesehen, ungehört und unvermutet von den Engländern. Der Rittmeister bittet in der Nacht seine Staffelführer zu sich. Er hat seit Tagen den Befehl des Kommandeurs der Flieger der II. Armee in Händen. Der Befehl ist klar, energisch, zuversichtlig. Er lautet:

  1. Bis zum Kampfbeginn hatten die Jagdstaffeln neben dem Schutz der Aufklärer die Verschleierung des Aufmarches sicherzustellen. Bei Beginn des Kampfes verschiebt sich ihre Tätigkeit über das Schlachtfeld in den Feind so weit hinein, daß die feindliche Lufterkundung (Flieger und Fesselballon) niedergekämpft wird, die eigene Aufklärung freie Beobachtung in der Höhe hat, aus der sie mit den Augen beobachten kann.
  2. Das Vertrauen zu ihren Jagdfliegern ist die Grundlage hierzu. Den Jagdfliegern wiederum ist es dadurch vergönnt, an der Aufgabe mitzuwirken, dem Feinde die Handelsfreiheit zu nehmen.
  3. Der Jagdraum ist mit oben genannten Befehlen angeordnet. Am 1. Schlachttag kommt es besonders darauf an, das Gebiet zwischen Villers, Guislein, Nurlu und Bellincourt, Roisel vom Feinde völlig frei zu kämpfen. Jagdgebiete Nord und Süd greifen in diesem Gebiet stark ineinander über.
  4. Jagdflüge außerhalb des Gebiets unmittelbar über dem Schlachtfeld sind verboten. Bei Verfolgung durchbrechender feindlicher Geschwader ist zu bedenken, daß das Schlachtfeld von Jagdfliegern nicht entblößt werden darf.
  5. Den Einsatz der Jagdflieger regeln nach obigen Befehlen Rittmeister Freiherr v. Richthofen und Oberleutnant Kohze.
  6. Vom Tagesgrauen an bis 9.45 vormittags sind nur schwächere Jagdkräfte zu entwickeln, von 9.50 vormittags ab bis 1.00 mittags muß stärkerer Einsatz sichergestellt werden. In der Zeit vom Morgengrauen bis 9.45 vormittags kommt es darauf an, unseren Überwachungsfliegern freie Bahn zu schaffen, feindlichen Aufklärern das Vortstoßen über unsere Front zur Erkundung unserer Artillerie und der massierten Angriffsdivisionen zu verhindern. Vom Sturm an 3 Stunden lang muß der Gegner unbedingt blind sein, damit er keine Gegenmaßregeln treffen kann.
  7. Die Tätigkeit unserer Flieger muß der Infanterie und Artillerie unbedingte Siegeszuversicht geben.
  8. Jagdstaffel Loewenhardt greift zwischen 9.45 und 10.00 vormittags die Fesselballons an. Im laufe des Tages sind die Angriffe zu wiederholen.

Der Kommandeur des Jagdgeschwaders I brauchte diesem Befehl nicht viel hinzufügen. Er entspricht völlig seiner eigenen Anschauung. Und seine Staffelführer kennen ihn genügend, im ihrerseits zu wissen, wie diese Anschauung aussieht. Ran! heißt sie, Ran! Das kurze, kalte, harte Angriffswort der preußischen Armee.

Uhl? Nachtigall?

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
21 March 1918
Awoingt
Cambrai

Um 9.45 soll der Sturm der deutschen Infanterie beginnen.

Dreiviertel Stunde vorher will Richthofen mit seiner Leibstaffel 11 starten, er hat sich die Hauptkampfzeit des Tages, die voraussichtlich erbittertste Dreiviertelstunde reserviert.

Als der Tag anbricht, stehen die jagdflieger fertig angezogen, verdußt, enttäuscht und wütend auf dem Flugplatz und starren ineine dichte, graue, feuchte Nebelwand. es ist unmöglich, zu fliegen.

“Was dem einen sin Uhl, ist dem andern sin Nachtigall!” sagt der Rittmeister.

Lothars Absturz

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
23 March 1918
Avesnes-le-Sec

Mein Telegramm, welches Dir Lothars Absturz mitteilte, hast Du ja inzwischen erhalten. Gott sei Dank geht es ihm sehr gut. Ich besuche ihn täglich. Also bitte, sorge Dich um nichts. Es geht ihm auch schon recht gut. Das Nasenbein ist bereits geheilt, nur der Kiefer hat einen Knacks,  aber die Zähne sind alle erhalten. Über dem rechten Auge hat er einen großen Schmiß, das Auge selbst hat nicht gelitten. Am rechten Knie hat er Blutergüsse, am linken Bein von der Wade abwärts ebenfalls Blutergüsse. Das Blut, welches Lothar ausbrach, stammt nicht von inneren  Verletzungen, sondern er hatte es beim Sturz heruntergeschluckt. Er liegt in Cambrai im Lazarett und hofft, in vierzehn Tagen wieder draußen zu sein. Er bedauert nur sehr, jetzt nicht mitmachen zu können.

Victory 67

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
24 March 1918
Combles

From “Under the Guns of the Red Baron, Franks et al”:  1445 hrs, above Combles. SE5.

From “Jagd in Flandrens Himmel, Bodenschatz”: In einem längeren Einsitzerkampf zwischen etwa zehn S.E. und 25 Maschinen meines Geschwaders griff ich einen Engländer in der Höhe von 2500 m an. Dem Flugzeug brachen in meinem MG-Feuer in der Luft beide Flächen ab. Die Fetzen verteilten sich in der Gegend von Combles.

From “Under the Guns of the Red Baron”, Franks et al: Weather: fine. Gibbons listed Lt. W Porter of 56 Sqn, although he was killed an hour earlier versus Jasta 34b. As Richthofen’s combat report states the enemy aircraft disintegrated, McCone would be the more likely victim

Victory 68

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
25 March 1918
above Bapaume-Albert road, near Contalmaison
Bapaume

From “Under the Guns of the Red Baron, Franks et al”: 1555 hrs, above Bapaume-Albert road, near Contalmaison. Sopwith 1; burnt. Englishman (beginner).

From “Jagd in Flandrens Himmel, Bodenschatz”: Mit 5 Flugzeugen der Jagdstaffel 11 griff ich einige niedrig fliegende englische Einsitzer nordöstlich Albert an. Ich kam bis auf 50 m hinter einen der Engländer heran und schoß ihn mit wenigen Schuß in Brand. Das brennende Flugzeug stürtzte zwischen Contalmaison und Albert ab und brannte auf dem Boden weiter. Die scheinbar mitgeführten Bomben explodierten einige Minuten später.

From “Under the Guns of the Red Baron, Franks et al”: Weather: started fine, becoming cloudy; wind later.

Victory 69

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
26 March 1918
Wood S of Contalmaison.
Contalmaison

From “Under the Guns of the Red Baron, Franks et al”: 1645 hrs. Wood south of Contalmaison. Sopwith 1; burnt in the air. Englishman.

From “Jagd in Flandrens Himmel, Bodenschatz”: Mit 5 Herren der Jagdstaffel 11 in niedriger Höhe, traf ich an der Front mit Leutnant Udet einen Sopwith-einsitzer. Anfangs versuchte mir der Gegner durch gewandtes Fliegen zu entgehen. Auf Flugzeuglänge schoß ich ihn in Brand. Beim Absturz zerfiel er in Teile, der Rumpf fiel in das Wäldchen von Contalmaison.

From “Under the Guns of the Red Baron, Franks et al”: Weather: fine with strong winds, overcast at times. Several other victims have been postulated over the years, but Donovan is the best fit for time and location. These others include Lt W Knox (54 Sqn), who was actually killed two days earlier, Lt ATW Lindsay (54 Sqn), who was lost two hours earlier, and one of two 19 Sqn. Sopwith Dolphins lost that day.

Ran!

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
26 March 1918
Lechelle
Lechelle

Dem Freiherrn v. Richthofen gefiel es nicht mehr in Awoingt.

“Ran!” sagte er.

Er ist zu ungeduldig, um auf die Beobachtungen anderer zu warten, er findet es einfacher, selber mit eigenen Augen zu sehen, wo er der deutschen Infanterie helfen kann.

…Am 26. März wird der Flugplatz weiter nach vorne, nach Lechelle verlegt…

…Der Kommandeur seinerseits hat am Flugplatz Lechelle nicht das mindeste auszusetzen, ganz im gegenteil: er findet es prachtvoll, daß er von hier aus selber am Scherenfernrohr stehen und das Schlachtfeld beobachten kann.

Victory 70

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
26 March 1918
2 km NE of Albert, Somme
Albert

From “Under the Guns of the Red Baron, Franks et al”: 1700 hrs, two kilometres north-east of Albert. RE old type, burnt; Englishman.

From “Jagd in Flandrens Himmel, Bodenschatz”: In einer Viertelstunde nach dem ersten Abschuß traf ich an genau derselben Stelle in etwa 700 m Höhe einen R.E. Zweisitzer. Ich setzte mich im Sturzflug dahinter und schoß ihn mit etwa 100 Schuß aus nächster Nähe in Brand. Anfangs wehrte sich der Engländer durch Beobachter-MG. Das Flugzeug brannte in der Luft bis zum Aufschlag. Noch eine halbe Stunde später brannte das Flugzeug auf der Erde weiter.

Victory 71

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
27 March 1918
Ancre, 1 km N of Aveluy, N of Albert
Ancre

0900 hrs. Ancre, one kilometre north of Aveluy, north of Albert. Sopwith – 1, burned; Englishman. With five machines of Jasta 11, I attacked at low height an English one-seater plane and brought him down from a very close range, with 150 bullets. The plane fell into the flooded part of the Ancre. Weather: fine, some low clouds.

Victory 72

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
27 March 1918
2 km O of Foucaucourt
Foucaucourt

1630 hrs, two kilometres west of Foucaucourt. Bristol Fighter – 2, burned; Englishman. With six machines of Jasta 11, I attacked enemy infantry flyers molesting our movements. I managed to approach unnoticed at Bristol Fighter withing some 50 metres and then succeeded in shooting him down after some 100 shots. The machine fell burning and hit the ground not far from some German columns.

Some sources suggest that this may have been a DH-4 of 5 RNAS

Victory 73

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
27 March 1918
1 km N of Chuignolles, S of Bray-sur-Somme
Chuignolles

From “Under the Guns of the Red Baron, Franks et al”: 1635 hrs, one kilometre north of Chuignolles, south of Bray-sur-Somme. Bristol Fighter – 2, burned; Englishman. Seat of observer was closed, only one occupant.

From “Jagd in Flandrens Himmel, Bodenschatz”: Die Meldung des Kommandeurs über seinen 73. Luftsieg verrät das Drama, das sich innerhalb einer Minute vor seinen Augen abspielte: “Kurz nachdem ich meinen 72. Gegner in Brand geschossen hatte, griff ich mit denselben Herren der Staffel wieder an, sah einen Bristol Fighter einen meiner Herren angreifen, setzte mich hinter ihn und schoß ihn aus 50 m in Brand. Dabei merkte ich, daß nur ein Insasse vorhanden war. Der Beobachtersitz war verschlossen und ich vermute, mit Bomben ausgefüllt. Ich schoß den Piloten erst tot, das Flugzeug blieb im Propeller hängen. Ich gab noch einige Schuß ab, da brannte das Flugzeug, zerbrach in der Luft, der Rumpf fiel in ein Wäldchen und brannte weiter.”

From “Under the Guns of the Red Baron, Franks et al”: Weather: fine, some low clouds.

Sie kamen in Massen

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
27 March 1918
Lechelle
Lechelle

Am 27. 3. kamen sie. Sie kamen in Massen. Nicht in großen Höhen, sondern dort, wo der Kommandeur sie erwartet hatte: dicht über den Linien der deutschen Infanterie. Es ist sicher, daß Richthofens Herz Sprünge machte bei diesem Anblick. Jetzt konnte er der Infanterie zeigen, daß er zur Stelle war, wenn sie ihn brauchte.

Kurz vor 8 Uhr vormittags donnern die Hornissen des Jagdgeschwaders I zwischen die englischen Infanterieflieger, und dieser Tag sollte für die rotweißblauen Ringe furchtbar werden.

Ich ziehe mir eben einige Kanonen groß

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
27 March 1918
Lechelle
Lechelle

Am Abend treffen beim Geschwader zwei neue Offiziere ein, der Leutnant Weiß, Student einer technischen Hochschule, und der Leutnant Wenzl Richard. Auch diese beiden hatte sich Richthofen selber ausgesucht. Er wußte warum.

Den Leutnant Wenzl begrüßte er mit einem ganzen Programm in wenigen Sätzen: “Na, nun haben wirs also doch geschafft, daß Sie hierher gekommen sind. Was? Sie sind zur Staffel 11 versetzt und kommen da in einen netten Kameradenkreis, in dem Sie sich sicher wohl fühlen werden. Sie fliegen demnach Dreidecker. Maschinen sind genug da, an Munition fehlts auch nicht. Sie haben also Gelegenheit. Ich ziehe mir eben einige Kanonen groß.”

Und wandte sich, um schlafen zu gehen. Kämpfen, essen, schlafen, das war der triebhafte Dreiklang, der sein Leben an der Front ausmachte. Wer von ihm sagte, daß er ein Raubtier herrlichster Klasse sei, gebrauchte zwar einen etwas literarischen Vergleich, aber in einem gewissen edelsten Sinne traf das zu. Nur in dieser Weise innerlich und äußerlich geformte Männer, ohne Nerven, ohne Sentimentalität, konnten in einem solchen übermenschlichen Ausmaße Führer gleichgeformter Männer sein.

Victory 74

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
28 March 1918
Near Mericourt
Mericourt

1220 hrs. Forest near Mericourt. Armstrong – 2, burned; Englishman. Flying at a very low height, I saw shell explosions near the scene of a victory. Coming nearer I recognised an Englishman at 500 metres altitude, flying home. I cut himm off and approached him. After 100 shots the enemey plane was burning. Then it crashed down, hit the ground near the small wood of Mericourt and continued to burn. Weather: high winds all day; some rain in the afternoon.

Glückwunschtelegramm

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
28 March 1918
abends
Avesnes-le-Sec

“Heute schoß Ihr Sohn Manfred seinen 71., 72., 73. Gegner ab. Der 71. Sieg des Rittmeisters rundet die Zahl der Luftsiege Ihrer beiden Söhne auf hundert. – In dankbarer Verwunderung beglückwunschen mit mir die Luftstreitkräfte das Elternpaar der in ihren Leistungen so stolzen und in ihrem Wesen so bescheidenen Brüder. In vielen tausend deutschen Herzen werden heute die innigsten Wünsche für Ihre tapferen Söhne erglühen. Ihr aufrichtig ergebener von Hoeppner, Kommandierender General der Luftstreitkräfte.” Ein ähnlich lautendes Glückwunschtelegramm vom Obersten Kriegsherrn. Der “Ulk” bemerkt: “Fabelhafte Kerle, die Brüder von Richthofen: Sind zusammen fünfzig und feiern schon den hundersten.”

Kogenluft schickt einen Funkspruch

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
28 March 1918
Avesnes-le-Sec

Für den kommandeur ist wieder ein Abschnitt zu Ende.

Der Kommandierende General der Luftstreitkräfte schickt einen Funkspruch: “Dem Vater des Rittmeisters Freiherr v. Richthofen habe ich meinen und der Luftstreitkräfte Glückwunsch zum 100. Luftsieg der beiden Brüder ausgesprochen. Den Leutnants Udet und Loewenhardt, die in schneller Folge und vorbildlichem Tatendrang die Zahl uhrer Siege ständig erhöhen, spreche ich meine herzliche Anerkennung aus.Der 27. März war wieder ein stolzer Tag für das Jagdgeschwader I.”

Vorwärts!

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
1 April 1918
Harbonnières
Harbonnières

Am 1. April ist wieder klares Wetter. Die englischen Flieger, die in ihrer Sprache und in ihrer Anschauung sinngemäß dasselbe Wort, wie das altpreusische “Ran” besitzen, sind bei klarem Wetter niemals auf ihren Flugplätzen geblieben. Es sei denn, daß ein Gewittersturm wie am der 21. März sie zurückgeschleudert hätte.

Am ersten Tage des neuen Monats schießt das Geschwader 5 Engländer ab. Und dann gefällt es dem Kommandeur auch in Lechelle nicht mehr. Er will unter allen Umständen der Infanterie nach, die schon am westlichen Rand des ehemaligen Sommeschlachtfeldes angekommen ist. Flugplätze gibt es aber in dieser verfluchten und verwunschenen Trichterwüste wenig. Der Rittmeister weiß das. Er meint, daß dann eben irgendwo ein Gefechtslandeplatz hergezaubert werden müsse. Es ist ihm egal wie. Und es wird gezaubert.

An der alten Römerstraße nach Amiens, sechs Kilometer nur hinter der vordesten Front, findet man ein freies Feld und wenn man da vierundzwanzig Stunden buddelt, dan könnte es so aussehen als ob.

Nachdem Richthofen am 2. April seinen 75. Gegner verbrannt hat, genügen einige Tage Regen, um das freie Feld bei Harbonnières zurechtzubuddeln und vom 6. 4. ab fliegen die roten Dreidecker morgens nach Harbonnières, stoßen sich hier zum Feindflug ab und fliegen abends wieder zum Flugplatz Lechelle zurück. Auf diese Weise sind sie nahe der kämpfenden Infanterie und können im Handumdrehen bei ihr sein, wenn Not am Mann ist.

Victory 75

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
2 April 1918
Hill 104, NE of Moreuil
Moreuil

1230 hrs. Hill 104, north-east of Moreuil. RE 2; Englishman. Around 1230 I attacked, above the wood of Moreuil, an English RE at an altitude of 800 metres, directly under the clouds. As the adversary only saw me very late, I managed to approach him to within 50 metres. From ten metres range I shot him until he began to burn. When the flames shot out, I was only five metres away from him. I could see how the observer and pilot were leaning out of their plane to escape the fire.The machine did not explode in the air but gradually burnt down. It fell uncontrolled to the ground where it exploded and burnt to ashes. Weather: fine, good visibility, but cloudy over lines at 2.000 feet.

Zeugnis von OberLeutnant Lampel

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
2 April 1918
Lechelle

Wie Richthofen seinen 75. abschoss. Von Leutnant Lampel

Von Leutnant Lampel (Aus der „Liller Zeitung“ vom 1. Mai 1918)

„Bitt’ schön, nehmen Sie Platz,“ sagte der Rittmeister Freiherr von Richthofen zu mir, als ich mich im Kasino bei ihm meldete: „Ordonnanz, Mittagessen.“ Da saß ich nun auf einmal mitten in dem berühmten Kreise der Jagdstaffel 11, mitten unter den großen Kanonen, und war ganz verschüchtert. Das Kasino war eine runde Wellblechbaracke, in der man gerade aufrecht stehen konnte, zwei kleine Fensterschlitze gaben das notwendige Licht. Es sind Wohnbaracken der englischen Flieger, die den Platz Hals über Kopf verlassen haben. Das Geschwader Richthofen ist ja auch erst seit kürzester Zeit hier eingezogen. Oben am Tisch sitzt der Rittmeister. Er hat seine gelbbraunen Lederhosen an, seine Lederweste und darüber eine Wollweste aufgeknöpft und das Halstuch abgebunden. Kommt soeben vom Feindflug mit den Herren seiner alten Staffel. Es ist ein Mordsbetrieb in der Luft da vorn. Wenn eine Staffel zurückkehrt, startet auch schon die nächste zur Ablösung. Keiner der Herren trägt seine hohen Orden. Ganz einfach im grauen Rock sitzen sie da; man wird rasch vertraut in ihrem Kreise, alle sind bescheiden und  liebenswürdig, trotz ihrer großen Erfolge. Der Bescheidenste von allen ist der Rittmeister selbst. Er sieht noch sehr jung aus, gar nicht so streng, wie ich ihn mir nach den Bildern vorgestellt hatte, und wenn er einen anspricht, gleitet etwas Liebenswürdiges über seine Züge. Eine Weile sagt er gar nichts, dann meint er ganz einfach: „Ich habe vorhin meinen Fünfundsiebzigsten abgeschossen.“ Donnerwetter –, ich erlaube mir einen ganz schüchternen Glückwunsch, und nun erzählt der Rittmeister. „…Komisch,“ sagte er, die letzten zehn, die ich abschoß, haben alle gebrannt. Auch der heutige wieder. Ich sah’s, zuerst war’s eine ganz kleine Flamme, unter dem Führersitz hervor; als der Apparat sich dann überschlug, sah ich, daß der Boden unter dem Führersitz bereits vollständig weggebrannt war. Es brannte auch ganz sachte weiter, als er nun herunterkurvte, und beim Aufschlagen gab’s dann unten eine ganz ungeheure Explosion, wie ich sie noch nie gesehen hab. Ein Bristolfighter war’s, ein Zweisitzter, und er hat sich zäh gewehrt.“ „Wir hatten schon einen heillosen Schrecken bekommen,“ sagte daraufhin Leutnant  Gußmann und sah dabei ein klein wenig vorwurfsvoll zu seinem Kommandeur herüber. Herr Rittmeister sind dabei ja ganz unglaublich nahe herangegangen.“ „Ja,“ sagte Richthofen, „ich mußte ihm tüchtig auf den Pelz rücken. Der Beobachter war eine zähe, ganz ausgekochte Fliegerkanone. Ein tapferer Kerl. Auf fünf Meter mußte ich an ihn heran, bis er fiel, obwohl ich ihn doch schon andauernd im Feuer meiner Maschinengewehre und sicher angeschossen hatte. Und selbst da funkt er mir auf die paar Schritt noch entgegen. Es genügte tatsächlich der allergeringste Steuerausschlag, um zu verhindern, daß wir aneinanderrannten.“ In diesem Augenblick tritt der Adjutant durch die Tür. „Ich gratuliere ganz gehorsamst, Herr Rittmeister –“Er hielt ein Telegramm in der Hand. Wir sind alle atemlos gespannt. „Seine Majestät der Kaiser haben Allergnädigst geruht, Herrn Rittmeister den Roten Adlerorden dritter Klasse mit Krone und Schwertern zu verleihen. Anläßlich des siebzigsten Luftsieges, Herr Rittmeister.“ Und jetzt ist soeben schon der fünfundsiebzigste gefallen! Wir springen alle auf, der Rittmeister schüttelt uns die Hand. Er ist beinahe rot geworden, ganz einfach und bescheiden. „Kinder,“ sagt er, ich habe ja aber noch nicht den Roten Adler vierter Klasse.“ Als er gleich darauf wegfährt, um einen neuen Flugplatz dicht hinter der Front zu besichtigen – es geht ja vorwärts vorne – dreht er sich nochmals um und guckt halb zur Tür herein. „Also, Kinder,“ sagt er, wenn ich jetzt da vorne stehe und ihr fliegt,“ – er macht die Hand rund vor dem Auge – ,,dann will ich gucken, ob ihr tapfer seid.“ Wie die Herren nachher starten, schießen sie noch drei Tommies herunter. Leutnant Weiß seinen vierzehnten, Leutnant Wolff seinen vierten und damit den zweihundert fünfzigsten der Jagdstaffel 11. Eine andere junge Staffel holt sich heute den hundertsten herunter. Beide Staffeln gehören zu Richthofens Geschwader.

A conversation about victory 75

The Red Knight of Germany, the story of Baron von Richthofen, Floyd Gibbons, 1927, 1959 Bantam Books
2 April 1918
Avesnes-le-Sec

Newton, the observer, was highly praised, not by name, but by reference, on the afternoon of his death, when Richthofen sat over a late lunch at the squadron’s advance quarters and unofficially related the story of the killing for the benefit of an unexpected guest, Lieutenant Lampel.

The scene was an abandoned English hut of ‘elephant iron’ in which it was just possible to stand.  Light poured in through the open doors at either end. Richthofen and his officers sat on all four sides of the long table that occupied the centre and most of the room. The ace, himself, was seated on a wooden box at the head of the table. He was wearing a heavy gray woollen sweater, which, being open in front, exposed a leather vest beneath. He wore a pair of yellowisch-brown riding breeches and leather puttees. Other members of Staffel 11, including Lieutenants Weiss, Wolff, and Gussmann, were wearing the coats of their gray service uniforms. None of them was wearing decorations, and not one of the coats was buttoned. Some of the flyers still had smears of oil on their cheeks. They were all young, and tingling from the last flight over the line.

Lampel, the visitor, met the famous ace for the first time. Lampel was shy in his presence. ‘Take a seat with us’, Manfred invited, with a wave of the hand toward a vacant place at the table. ‘Orderly, another place and some lunch. It’s not much, but you are welcome to the hospitality of our English bungalow. Our hosts left so suddenly, they forgot to leave a full larder.’ Lampel asked what success the squadron had in the air that day. ‘I have just brought down my seventy-fifth enemy plane’, Richthofen replied simply. While Lampel babbled congratulations, Richthofen was looking silently out of the door. The pictures of the burning planes were again in his mind, refreshed by the hour-old memory of Jones and Newton’s plunge earthward in fire.

‘Queer’, he began slowly, ‘but the last ten I shot down all burned. The one I got to-day also burned. I saw it quite well. At the beginning, it was only quite a small flame under the pilot’s seat, but when the machine dived, the tail stood up in the air and I could see that the seat had been burned through. The flames kept on showing as the machine dashed down. It crashed on the ground with a terrible explosion – worse than I have ever witnessed before. It was a two-seater but its occupants defended themselves well.’

‘You almost touched him in the air’, Gussmann interrupted, almost in a tone of reproof. ‘We all saw you fly so close to him that it seemed a collision was inevitable. You scared me stiff.’

‘Yes, it was close’, Richthofen replied with a smile. ‘I had to come up quite close. I believe the observer, whoever he was, was a tough party – a first-class fighting man. He was a devil of courage and energy. I flew within five yards of him, until he had enough, and that in spite of the fact I believe I had hit him before. Even to the very last moment, he kept shooting at me. The slightest mistake, and I should have rammed him in the air.’

The tale was interrupted by the appearance of a slim young officer in the doorway of the hut. He held a telegram in his hand. It was the announcement that the Emperor had conferred on Richthofen the third-class order of the Red Eagle with Crown. There were boisterous congratulations, and Richthofen urged his comrades to do their best.

"Slow but sure"

The Red Knight of Germany, the story of Baron von Richthofen, Floyd Gibbons, 1927, 1959 Bantam Books
2 April 1918
Avesnes-le-Sec

While the celebrations of these victories were being held in the Staffel messrooms that night, the ace spent the evening in his own hut reading. Manfred had a nerve control that enabled him to suppress the after-tingle of his strenuous air work and concentrate his attention on good novels or scientific works. He favoured geography and astronomy. The leader’s new decoration was both a source of pride and a subject of conversation for the victorious celebrants that night. The Flying Uhlan was the German air hero par excéllence and, as such, their idol. Lubbert, one of his new flyers on Staffel 11, pointed out that it would seem only natural if Manfred, with all his strenuous work and the honours he had gained, had no place in his heart for friends and comradeship.

He declared that he had found the exact opposite true. His leader, he held, was both a kind superior and at the same time a loyal comrade to all his fellow officers. When off duty, he played hockey with them or frequently took a hand at bridge after dinner. Lubbert had gone to him with questions and worries, and always found him sympathetic. As a teacher, he had quickly gained the confidence of his pupils, but he demanded eagerness, enthusiasm, and application in return. He seldom lost his patience over stupid questions, and always had complete control of his temper. His strictness was directed principally in the selection of his pilots. He took all beginners under his close observation, and, if convinced that the applicant was not morally or technically qualified to fight in his squadron, he transferred him to some other unit. He judged his pilots upon their capabilities, and not according to his personal likes or dislikes.

Not only the officers but the enlisted men and mechanics of the squadron felt that these characteristics of their leader were responsible for making him the cool, capable, thinking killing machine he became in an air fight. They believed he had all the qualities necessary to an air fighter: to fly well, to shoot well, to see everything, to keep one’s nerve and to be plucky.

“Slow but sure” was the motto attributed to him, and he was quoted as saying “Better shoot down one plane less than to be shot down one’s self, because then one can be of no more use to one’s country.

Asking for new airplanes

Richthofen, Beyond the legend of the Red Baron, Peter Kilduff, Arms and Armour, 1993
2 April 1918
Lechelle

That evening, Richthofen wrote to his old friend Oberleutnant Fritz von Falkenhayn at the Kogenluft office in Berlin:

After a long time I come once again with a question. When can I count on Fokker biplanes and with the super-compressed engines?

The superiority of British single-seater and reconnaissance aircraft makes it even more perceptibly unpleasant here. The single-seaters fight coming over and stay up there. One cannot shoot down five to ten times as many if he were faster. During the offensive we liked the low cloud ceiling (100 metres), because at low altitude the triplane has its advantages. We could not fly at all with the super-compressed Siemens engine, for, as we discussed, two hours to get from 50 up to 700 metres. So please give me news soon about when we can count on new machines.

The need has become very great now, as every emergency landing in the old bombarded area of the Somme wastelands leads without fail to a total wreck. After aerial combat, frequently one must land urgently; consequently, very many wrecks.

MvR writes 'Reglement für Kampfflieger'

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1990 mit Einführung von Nato-Generalsekretär Dr. Manfred Wörner, mit dem 'Reglement für Kamppflieger'.
4 April 1918
Avesnes-le-Sec, Cambrai
Avesnes-le-Sec

Im April 1918 entstand ein Bericht Richthofens, der seine bisherigen Erfahrungen als Jagdflieger wie auch als Kommandeur zusammenfaßte. Aufgrund seines bald darauf erfolgten Todes galt dieser Text schnell als ‘Richthofens Vermächtnis’. Zunächst noch im April 1918 auf dem Dienstweg den Fliegertruppen zur Kenntnis gebracht, wurder der Bericht 1938 anläßlich Richthofens 20. Todestages von der Kriegswissenschaftlichen Abteilung der Luftwaffe veröffentlicht – als Richthofens ‘militärisches Vermächtnis’, bzw ‘Testament’. Eine erneute Veröffentlichung (betitelt mit ‘Reglement für Kampfflieger’) erfolgte 1990, zusammen mit Richthofens autobiographischer Schrift, unter dem Titel ‘Der rote Kampfflieger’, mit einer Einführung des damaligen NATO-Generalsekretärs Dr. Manfred Wörner. Die Abbildung zeigt das Anschreiben des Kommandierenden Generals der Luftstreitkräfte vom 19. April 1918, General d.K. Ernst von Hoeppner, zu Richthofens Bericht, eingegangen bei der Inspektion der Fliegertruppen.

Geschwaderflüge.

Boelcke teilte seine zwölf Piloten im Herbst 1916 in zwei Ketten. Er machte jede fünf bis sechs Flugzeuge stark. Sechs bis sieben Flugzeuge lassen sich von einem Führer am besten führen, übersehen und sind am beweglichsten. Im allgemeinen genügt diese Kampfstärke noch heute. Der Engländer hat in bezug auf Geschwaderfliegen die größten Erfahrungen und ist meist ebenso gegliedert.

Bei sehr starkem englischen Flugbetrieb ist man jedoch gezwungen, mit stärkeren Geschwadern zu arbeiten. Ich starte mit 30 bis 40 Maschinen, also ein Geschwaderflug. (Grund: das unterlegene deutsche Jagdflugzeug oder starke Geschwadertätigkeit.)

Die Gliederung bei einem so großen Geschwader ist folgende: Der Geschwaderkommandeur am weitesten voraus und tiefsten, Staffel 1 links, Staffel 2 rechts, Staffel 3 100m über dem Kommandeur, Staffel 4 in Höhe der Staffel 3 als letzte hinter dem Kommandeur, Abstand 150m.

Staffeln richten sich nach ihrem Staffelführer, die Staffelführer nach ihrem Kommandeur. Vor jedem Start muß unbedingt das, was man machen will (z. B. die Richtung, in der ich zuerst fliegen werde), besprochen werden. Die Besprechung vor dem Start ist mindenstens ebenso wichtig wie die nach dem Fluge.

Zu jedem Geschwaderflug gehört eine größere Vorbereitung wie zum Flug innerhalb einer Staffel. Daher ist es erforderlich, daß man vorher den Geschwaderflug ansagt. Also sage ich z. B. am Abend, daß am nächsten Morgen von 7 Uhr ab das Geschwader sich startbereit halten soll. Unter startbereit verstehe ich in diesem Falle: zum Fluge komplett angezogen, jeder Flugzeugführer neben oder in seiner Maschine und nicht etwa in einem Starthaus ohne angezogene Fliegersachen. Die Monteure sind bereit an ihren Maschinen. Die Maschinen aufgebaut fix und fertig zum Start. Da ich nicht wissen kann, ob um 7 Uhr der feindliche Flugbetrieb einsetzt, ist es möglich, daß das ganze Geschwader angezogen eine oder mehrere Stunden auf dem Platze wartet.

Durch telephonischen Anruf (wenn auf verschiedenen Plätzen), durch Glockenschlag (wenn auf einem Platze) wird der Start befohlen. Es startet jede Staffel für sich, als letzter ihr Staffelführer, sammelt die Staffel in niedrigster Höhe (100m) über einem Punkte, rechts oder links von der vorher angegebenen Flugrichtung des Kommanderus. Dann startet der Kommandeur und schlägt gleich die ihm vorher befohlene Richtung ein. Der Kommandeur fliegt, bis sämtliche Staffelführer die vorgeschriebenen Plätze eingenommen haben, stark gedrosselt. Damit die Staffeln nicht durcheinanderkommen, ist es zweckmäßig, jeder Staffel ein Staffelabzeichen zu geben. Das Flugzeug des Kommandeurs muß stark auffallend angestrichen sein. Während des Sammelns darf der Kommandeur keine Kurven fliegen. Er fliegt also möglichst langsam, meist der Front entgegen. Hat sich der Kommandeur überzeugt, daß das Geschwader geschlossen ist, und keine Maschine mehr abhängt, so kann er allmählich beginnen, die Leistungsfähigkeit seiner Maschine auszunutzen.

Die Höhe, in der der Kommandeur fliegt, ist die Höhe, in der das Geschwader zu fliegen hat. Grundfalsch ist, ein Flugzeugführer fliegt 200m höher oder 50m Meter tiefer. In so großem Verbande (30 bis 40 Maschinen) muß der Platz der Staffelführer während des ganzen Fluges innegehalten werden. Es empfiehlt sich, besonders bei Anfängern, auch innerhalb der Staffeln eine Platzordnung zu bestimmen. Die Platzordnung innerhalb der Staffel kann so mannigfaltig sein, daß man dafür schlecht eine bestimmte Vorschrift gibt. Bei einer gut eingeflogenen Kette erübrigt sich eine genaue Platzeinteilung. Ich führe Jagdstaffel 11 am liebsten wie das Feld einer Reitjagd, dann ist es gleichgültig, ob ich kurve, stürze, drücke oder ziehe. Ist die Staffel jedoch nicht so gut eingeflogen, so ist eine Platzordnung angebracht.  Glückt der Geschwaderflug nicht, so ist in 99 Fällen das Führerflugzeug daran schuld. Es richtet sich mit seinem Tempo nach dem langsamsten Flugzeug seines Geschwaders. Die dem Kommandeur am nächsten fliegenden Staffelführer dürfen nicht so eng fliegen, daß dem Kommandeur eine plötzliche Kehrtkurve unmöglich gemacht wird; dieses hindert ihn sehr häufig am Angriff und verdirbt unter Umständen den Erfolg des ganzen Geschwadersfluges. Wird ein feindliches Geschwader gesichtet, so vergrößert das Führerflugzeug sein Tempo. Dieser Augenblick muß von jedem einzeln im Geschwader sofort erkannt werden, damit sich das sehr starke Geschwader nicht auseinanderzieht. Macht der Kommandeur einen Sturzflug, so macht gleichzeitig das ganze Geschwader denselben mit; hierbei sind enge Spiralen zu vermeiden und in großen weiten Kurvenlinien die Tiefe aufzusuchen. Unnötige Kehrtkurven sind zu vermeiden. Bei jeder Kehrtkurve müssen die Ketten die Plätze wechseln. Hierdurch entsteht eine große Unordnung, und es dauert unter Umständen lange, bis die befohlene Formation wieder eingenommen ist.

Fällt der Kommandeur durch unvorhergesehene Fälle aus, so ist sein Vertreter vorher zu bestimmen. Ein Leuchtpistolenzeichen bedeutet die Abgabe der Führung an seinen Stellvertreter.

Ein Nachfliegen von Piloten, deren Motor nicht ansprang, oder dergleichen, ist unzweckmäßig.

Der Zweck eines so starken Geschwadersfluges ist, ein feindliches Geschwader zu vernichten. Angriffe auf Einzelflieger durch den Kommandeur sind in diesem Falle unzweckmäßig. Daher sind derartige starke Geschwaderflüge nur am Platz, wenn bei gutem Wetter reger Flugbetrieb zu erwarten ist. Das günstigste ist, man kann sich zwischen ein durchgebrochenens deindliches Geschwader und die Front setzen. Man schneidet ihm den Weg ab, überhöht es und zwingt es zum Kampf.

Der geschlossene Angriff birgt den Erfolg. Hat sich der Kommandeur entschlossen, den Gegner anzugreifen, so fliegt er auf das Gros des feindlichen Geschwaders zu. Kurz vor dem Angriff verlangsamt er sein Tempo, damit das Geschwader, das durch schnelles Fliegen oder Kurven auseinandergezogen wurde, sich noch einmal sammelt. Jeder einzelne zählt die Zahl der Gegner von dem Augenblick an, wo er gesichtet wird. In dem Moment, wo zum Angriffe übergegangen wird, muß sich jeder davon vergewissen, wo alle feindlichen Flugzeuge sind.

Auf abhängende, feindliche Flugzeuge darf der Kommandeur sein Augenmerk nicht richten, sondern immer dem Gros folgen; diese abhängenden werden von den dahinter fliegenden Flugzeugen vernichtet. Bis dahin hat keiner aus dem Felde an dem Kommandeur vorbei zu fliegen. Die Geschwindigkeit ist durch Drosseln und nicht durch Kurven zu regulieren.

In dem Augenblick aber, wo der Kommandeur durch einen Sturzflug auf das feindliche Geschwader herunterstößt; muß es unbedingt das Bestreben eines jeden einzelnen sein, der erste am Gegner zu sein.

Durch die Wucht des ersten Angriffes und durch den unbedingten Willen eines jeden, zum Kampfe zu kommen, wird das feindliche Geschwader auseinandergerissen. Ist dies geglückt, so ist der Abschuß eines Gegners nur noch Einzelkampf. Dabei besteht die Gefahr, daß sich die einzelnen gegenseitig im Kampfe stören und dadurch manchem Engländer die Gelegenheit gegeben wird, im Kampfgetümmel zu entkommen. Es muß also streng darauf geachtet werden, daß derjenige, der dem Gegner am nächsten ist, nur allein schießt. Sind noch zwei oder mehrere gleichfalls an den Feind auf Schußentfernung heran (100m), so müssen dieselben entweder warten, ob der erste Angreifer durch Ladehemmung u. dgl. am weiteren Kämpfen verhindert ist und abbiegt, oder sich einen neuen Gegner suchen. Grundfalsch und darauf zu achten ist, daß mehrere mit einem Gegner heruntergehen. Ich habe Bilder gesehen, wo etwa 10 bis 15 Apparate sich in den Kampf einmischten und einem Engländer bis auf die Erde folgten, während oben das feindliche Geschwader unbehelligt wieter flog. Unterstützen tut der eine den anderen nicht dadurch, daß er auch mitschießt, sondern sich in Reserve dahinter hält. Haben einzelne im Laufe eines solchen Geschwaderkampfes an Höhe verloren, so warten sie nicht, bis einer der Gegner sich abtrudeln läßt oder im Luftkampfe herunterkommt und hängen sich an diesen schon besiegten Gegner, sondern sie steigen frontwärts fliegend und greifen einen zur Front entweichenden Apparat an.

Durch einen solchen Geschwaderkampf, wenn er geglückt ist und sich in Einzelkämpfe aufgelöst hat, ist das Geschwader zerplatzt. Nicht leicht ist es nun, wiederum sein Geschwader zu sammeln. Es wird in den meisten Fällen nur glücken, einzelne Zersprengte zu finden, der Kommandeur kreist an der Hauptabschußstelle oder über vorher bestimmten, gut markanten Punkten. Die einzlnen hängen sich nunmehr direkt an ihn. Hat er eine genügende Stärke erreicht, so wird der Jagdflug fortgesetzt.

Finden die einzelnen Glieder der Staffel nicht mehr den Anschluß, so müssen diese nach Hause fliegen und dürfen sich nicht vereinzelt an der Front aufhalten, um unnötige Verluste zu vermeiden.

Es ist nicht unbedingt notwendig, feindliche Geschwader zu überhöhen. Es kann der Fall eintreten, wo man sehr hochfliegende feindliche Geschwader nicht mehr übersteigt. Dann hält mann sich mit seinem Flugzeugen in der Nähe der Frontstelle auf, wo man annimmt, daß der Gegner die Front beim Rückfluge überfliegt. Kommt das feindliche Geschwader, so fliegt man unter ihm entlang, durch Sturzflüge mit Vollgas und steiles Ziehen nach oben versuchend, den Gegner zum Kampfe zu locken. Sehr häufig nimmt der Gegner den Kampf an. Besonders der Engländer. Er stößt auf einzelne, meist die letzten, herunter und zieht dann seine Maschine wieder hoch. Wird ein Flugzeug auf diese Weise angegriffen, so entzieht er sich dem Angriff durch Kurven mit Vollgas, während jeder andere bemüht ist, den Gegner in diesem Augenblick zu übersteigen. Meist gelingt es einzelnen im Geschwader, auf diese Weise in die gleiche Höhe des Gegners zu kommen, und man kann versuchen, durch Überziehen im Kurvenkampf dem Gegner die überlegene Höhe abzugewinnen, ihn zu stellen und zum Absturz zu bringen; solche Kämpfe ziehen sich oft minutenlang hin. Dabei muß der Kommandeur dauernd kurven, das Geschwader kommt durcheinander und die befohlene Formation braucht nicht mehr innegehalten zu werden, sondern jeder drängt an den Kommandeur heran und versucht mit seiner Maschine kurvenderweise an Höhe zu gewinnen. Ein Geradeausfliegen ist in diesem Augenblick sehr gefährlich, da der Gegner auf jeden Moment wartet, um unbemerkt aus der Sonne anzugreifen.

Unmittelbar nach jedem Geschwaderflug ist eine Besprechung das wichtigste und lehrreichste. Dabei muß vom Start bis zur Landung alles durchgesprochen werden, was sich während des Fluges ereignete. Fragen der einzelnen können zur Klärung nur sehr nützlich sein.

Übungen im Geschwaderverband sind nicht nötig, wenn jede einzelne Staffel gut eingeflogen ist. Geschwaderflüge innerhalb der Staffeln zu Übungszwecken in der Etappe geben keine Übungen. Sie können nur am Feinde gemacht werden, um lehrreich zu sein.

Was ich mit einem Jagdgeschwader machen kann, läßt sich von einer Jagdgruppe gleichfalls durchführen (MG.-Schießen, Zeichen).

Der Führer.

Von Ketten-, Staffel-, oderr Geschwaderführern verlange ich folgendes:

Er kennt seine Flugzeuge genau. So wie die Staffel auf der Erde ist, so ist sie in der Luft.

Also Vorbedingung:

  1. Kameradtschaft.
  2. Eine straffe Disziplin

Jeder muß ein unbedingtes Vertrauen dem Führer in der Luft entgegenbringen. Fehlt dieses Vertrauen, so ist ein Erfolg von vornherein ausgeschlossen. Das Vertrauen bekommt die Staffel durch vorbildlichen Schneid und durch die Überzeugung, daß der Führer alles sieht und daher sich jeder Lage gewachsen zeigt.

Die Staffel muß sich einfliegen, d.h. nicht an einen Platz gewöhnen oder dgl., sondern jeder einzelne muß so mit den anderen eingespielt sein, daß er schon an der Bewegung des Flugzeuges erkennt, was der Mann am Knüppel machen will, vor allem, wenn der Führer zum Angriff schreitet oder durch starkes Kurven einen feindlichen Angriff von obenher seinen Mitfliegern andeutet.

Ein Zerreißen von solchen gut eingeflogenen Piloten halte ich folglich für sehr gefährlich.

Innerhalb der Staffel hat jeder sein besonderes Abzeichen an der Maschine, am besten am hinteren Teil des Schwanzes oben und unten. Der Führer startet als letzter. Er sammelt seine Kette in niedriger Höhe, nimmt auf die schlechteste Maschine Rücksicht. Beim Sichnähern der Front orientiert er sich über den gesamten Flugbetrieb, feindlichen und eigenen. Dabei darf er nie seine Staffel unbeobachtet lassen. Es wird immer dieser oder jener abhängen. Sie müssen durch Kurven und Drosseln wieder aufgenommen werden.

Abfliegen der Front ist kein Jagdflug, sondern man fliegt an die Front, am besten in die Mitte seines Abschnittes heran und überzeugt sich über den feindlichen Flugbetrieb und sucht von der Front wegfliegend, die Höhe seines Gegners zu erreichen und erneut, dann aus der Sonne her, über die Front zu fleigen und den Gegner anzugreifen. Der Jagdflug besteht daher aus Vorstößen über die Linien und zurück. Ist kein Feind drüben zu sehen, so hat ein Vorstoßen über die Linien auch keinen Zweck.

Der Angriff.

Ich unterscheide Angriffe auf Geschwader und auf Einzelflieger. Letzterer ist der einfachste. Ich lauere auf Artillerieflieger, die meist nur jenseits und nicht in allzu großer Höhe herumfliegen. Fünf, sechs oder zehn solcher Einzelflieger behalte ich auf einmal im Auge, beobachte ihre Höhe und Wechsel, ob sie hochfliegende Schutzflugzeuge haben oder nicht, fliege dann von der Front ein Stück weg und komme in etwas größerer Höhe wie das feindliche Flugzeug, das ich angreifen will, wieder an die feindlichen Linien. Während ich mich von der Front entferne, muß ich dauernd den Gegner ungefähr im Auge behalten. Der günstigste Moment zum Angriff auf solche Artillerieflieger ist der, wenn der Gegner von jenseits kommend auf die Front zufliegt. Dann stürze ich mich, die Windverhältnisse berücksichtigend (Ost-West), aus der Sonne heraus in einem Sturzflug auf ihn. Wer zuerst am Feinde dran ist, hat das Vorrecht zu schießen. Die ganze Staffel geht mit runter. Ein sogenanntes Decken in größerer Höhe ist eine Bemäntelung der Feigheit. Hat der erste Ladehemmung, so kommt der zweite dran, dann der dritte usw. Niemals schießen zwei zur gleichen Zeit. Hat der Artillerieflieger aufgepaßt und ist die Überraschung nicht geglückt, so wird er in den meisten Fällen in Sturz- und Kurvenflügen niedrigste Höhe aufsuchen. Dann nachzustoßen ist meist nicht mit Erfolg begleitet, da ich einen kurvenden Gegner nie treffen kann. Auch hat es keinen praktischen Wert, ihn nur zu vertreiben, in spätenstens fünf Minuten kann er seine Tätigkeit wieder fortsetzen. Ich halte es für besser, in diesem Falle abzulassen, wieder von der Front fortzufliegen und das Manöver zu wiederholen. Ich habe oft erst beim dritten Angriff den englischen Artillerieflieger zur Strecke gebracht.

De Geschwaderkampf diesseits ist meist erfolgreicher, da ich einen Gegner zur Landung zwingen kann. Geschwaderkampf jenseits ist das schwerste, besonders bei Ostwind (auf dem westlichen Kriegsschauplatz). Dann darf der Führer sich nicht verbeißen, da er sonst mit starken Verlusten rechnen muß. Solange ich offensiv bleiben kann, kann ich jeden Geschwaderkampf auch jenseits annehmen. Mit einer besonders gut eingeflogenen Staffel kann ich auch gegen einen überlegenen Feind von oben und jenseits angreifen. Ist der Einsitzeer in die Defensive gedrängt, also hat er Ladehemmung, ist er abgekommen von der Staffel oder ist der Motor zerschossen, die Maschine defekt, sehr tief heruntergekommen u. dgl., so ist er weit jenseits gegen einen überlegenen Gegner, der ihn energisch angreift, wehrlos.

Der  Führer darf einem durchgebrochenen Geschwader nicht nachfliegen, sondern schraubt sich zwischen Front und Gegner hoch, bis er ihn überstiegen hat, und schneidet dann dem Gegner den Rückweg ab. Bricht das feindliche Geschwader weit durch, so besteht die Gefahr, es aus den Augen zu verlieren. Daß dieser Fall nicht eintritt, ist Sorge des Staffelführers. Nähere ich mich dem Feind, so zähle ich die einzelnen Flieger. Dadurch vermeide ich, im Moment des Angriffs überrascht zu werden. Während des Kampfes darf der Führer nicht die Übersicht über die eigenen Ketten und das feindliche Geschwader verlieren. Diese Volkommenheit ist nur zu erreichen in häufigen Geschwaderkämpfen. Sehen ist Vorbedingung und die Hauptsache eines Kettenführers.

Wie bilde ich mir Anfänger an?

Unter meiner Führung haben sechs Pour le mérite-Ritter den ersten bis zum zwanzigsten abgeschossen. Bevor ich den Anfänger gegen den Feind fliegen lasse, muß er sich die Inneneinrichtung seines Flugzeuges so zurecht machen, wie es ihm am besten liegt.

Die Hauptsache für einen Jagdflieger ist das MG. Er muß es so beherrschen, daß er an der Ladehemmung erkennt, was der Grund dazu war. Wenn ich nach Hause komme und hatte Ladehemmung, so kann ich dem Monteur meistens genau sagen, an was es gelegen hatte. Die MG’s werden auf dem Stand so lange eingeschossen, bis sie auf 150m zwei parallel liegende Fleckschüsse haben. Das Visier ist folgendes: Hat der Pilot auf dem Stand sein MG, persönlich eingeschossen, so übt er sich im Zielen aus der Luft, bis er darin eine große Fertigkeit hat.

Der Pilot, nicht der Waffenmeister oder Monteur, ist dafür verantwortlich, daß sein MG einwandfrei schießt. Laderhemmungen gibt es nicht! Kommen sie vor, so ist nur der Flugzeugführer derjenige, dem ich den Vorwurf mache.Ein gut schießendes MG ist besser als ein gut laufender Motor.

Beim Gurten hat er sich davon zu überzeugen, daß jede einzelne Patrone mit einem Milimeterstab genau nachgemessen wird. Die Zeit muß dazu gefunden werden (schlecht Wetter, bei guten Wetterperioden die nacht).

Auf das Fliegen selbst lege ich bedeutend weniger Wert. Ich habe meine ersten zwanzig abgeschossen, als mir das Fliegen selbst noch die größten Schwierigkeiten bereitete. Ist einer ein Flugkünstler, so schadet es nichts. Im übrigen ist mir derjenige lieber, der nur linksrum fliegen kann, aber an den Feind rangeht, wie der Sturz- und Kurvenflieger aus Johannisthal, der dafür zu vorsichtig angreift.

Ich verbiete über dem Flugplatz folgende Übungen: Looping, Abtrudeln, Kurven in niedriger Höhe.

Wir brauchen keine Luftakrobaten, sondern Draufgänger.

Ich verlange Zielübungen während des Fluges und in großer Höhe enge Kurven mit Vollgas.

Genügt mir der Pilot in all den Besprochen Punkten, so macht er sich durch Abbildungen mit allen an der Front vorhandenen Type vertraut.

Er kennt das Gelände ohne Karte und den Verlauf der Front in- und auswendig. Große Orientierungsflüge, auch bei schlechtem Wetter, müssen in der Heimat viel mehr geübt werden.

Entspricht er den Anforderungen, so fliegt er die ersten Male 50m links hinter mir und achtet auf seinen Führer.

Für einen Anfänger ist es mindestens ebenso wichtig zu wissen, wie er es machen muß, um nicht abgeschossen zu werden. Die größte  Gefahr für einen Einsitzer ist der überraschende Angriff von hinten. Eine sehr große Anzahl unserer besten und auch erfahrendsten Jagdflieger wurde überrascht und von hinten abgeschossen. Der Gegner sucht den günstigsten Augenblick heraus, um das hinterste Flugzeug einer Kette anzugreifen. Er stürzt sich aus der Sonne kommend auf ihn und kann mit wenigen Schuß den Absturz verursachen. Jeder muß unbedingt seine Hauptaufmerksamkeit nach hinten richten. Von vorn ist noch nie einer überrascht worden. Auch während eines Kampfes muß man ganz besonders darauf bedacht sein, nicht von hinten angegriffen zu werden. Wird ein Anfänger doch einmal von hinten überrascht, so darf er unter keinen Umständen durch Drücken dem gegner zu entkommen versuchen. Das beste und meiner Ansicht nach einzig richtige Mittel ist ein plötzliche, sehr enge Kehrtkurve und dann so schnell wie möglich zum Angriff übergehen.

Der Einzelkampf.

Jeder Geschwaderkampf löst sich auf in Einzelkämpfe. Mit einem Satze könnte man das Thema “Lufkampftaktik” erledigen, nämlich: “Ich gehe bis auf 50m an den Feind von hinten heran, ziele sauber, dann fällt der Gegner.” Das sind die Worte, mit denen mich Boelcke abfertigte, als ich ihn nach seinem Trick fragte. Jetzt weiß ich, daß das das ganze Geheimnis des Abschießens ist.

Man braucht kein Flugkünstler oder Kunstschütze zu sein, sondern nur den Mut zu haben, an den Gegner bis auf nächste Nähe heranzugehen.

Ich mache nur einen Unterschied zwischen Einsitzern und Zweisitzern. Ob der Zweisitzer ein RE oder ein Bristl-Fighter, der Einsitzer eins SE 5 oder ein Nieuport ist, ist volkommen gleichgültig.

Den Zweisitzer greift man mit großer Geschwindigkeit genau in seiner Flugrichtung von hinten an. Der MG.-Garbe des gewandten Beobachters kann man nur dadurch entgehen, daß man die Ruhe behält und den Beobachter mit den ersten Schüssen kampfunfähig macht. Geht der Gegner in die Kurve, so muß ich aufpassen, niemals über das feindliche Flugzeug zu kommen. Ein längerer Kurvenkampf mit einem vollkampfkräftigen wendigen Zweisitzer ist der schwerste. Ich scieße nur, wenn der Gegner geradeaus flieft oder noch, wenn er zur Kurve ansetzt. Niemals aber genau von der Seite oder wenn das Flugzeug auf dem Flügel liegt. Es sei denn, ich versuche ihn durch Schreckschüsse (Phosphorstreifen) zu beunruhigen. Einen Zweisitzer von vorn angreifen, halte ich für sehr gefährlich. Erstens trifft man den Gegner nur sehr selten. Völlig kampfunfähig macht man ihn fast nie. Dagegen bin ich erst in der MG.-Garbe des starren Gewehrs und dann in der des Beobachters. Habe ich unter den Zweisitzer durchgedrückt und will dann eine Kurve machen, um mich in seine Flugrichtung zu setzen, so biete ich in den Kurven dem Beoabachter die beste Zielscheibe.

Wird man von einem Zweisitzer von vorn angegriffen, so braucht man deswegen nicht auszureißen, sondern man kann versuchen, in dem Augenblick, wo der Gegner über einem wegfliegt, seine plötzliche Kehrtkurve unter dem feindlichen Flugzeug zu machen. Hat der Beobachter nicht aufgepaßt, so kann man den Gegner von unten anziehend bequem abschießen. Hat er aber aufgepaßt und man liegt, während man die Kehrtkurven machte gut in seiner Garbe, so ist es zweckmäßig, nicht in der Garbe des Beobachters weiterzufliegen, sondern abzubiegen und neu anzugreifen.

Der Einzelkampf gegen Einsitzer ist weitaus der leichteste. Bin ich mit einem Gegner allein und diesseits, so kann mich nur noch Ladehemmung und Motor- (Maschinen-) Defekt daran hindern, den Gegner abzuschießen.

Das Einfachste ist, einen Einsitzer von hinten zu überraschen, was sehr oft glückt. Hat er aufgepaßt, so beginnt er sofort zu kurven. Dann kommt es darauf an, die engeren Kurven zu machen und über dem Gegner zu bleiben.

Ist der Kampf diesseits oder jenseits mit günstigen Winde, so endet ein solcher Kurvenkampf damit, daß man den Gegner diesseits bis auf die Erde heruntergedrückt hat. Dann muß sich der Gegner entscheiden, ob er landen will, oder es riskieren, geradeaus zu fliegen, um nach seiner Front zu entkommen. Tut er letzteres, so sitze ich hinter dem geradeaus fliegenden und kann ihn bequem abschießen.

Werde ich von einem Einsitzer von oben angegriffen, so muß ich mir zum Grundsatz machen, nie Gas wegzunehmen, sondern alle Kurven, auch Sturzflug, mit Vollgas zu machen. Ich kurve dem Gegner entgegen und versuche, durch Ziehen in der Kurve die Höhe des Feindes zu erlangen und ihn zu überziehen. Dabei darf ich den Gegner niemals in meinen Rücken kommen lassen.Habe ich ihn überzogen, so ist der Verlauf des Kampfes wie bei dem ersten. Einen Einsitzer kann man von vorn angreifen. Trotzdem glaube ich, daß die Abschüsse von vorn, auch bei Einsitzern, zu den Seltenheiten gehören, da der Augenblick, wo man sich auf Kampfentfernung gegenübersteht, nur Teile von Sekunden sind.

Allgemeine Grundsätze.

  1. Bei einem Angriff von hinten mit großer Fahrt ist darauf zu achten, daß ich den langsameren Gegner niemals überspringe. Tue ich das, so mache ich den größten Fehler. Im letzten Augenblick muß die Geschwindigkeit des eigenen AZpparates auf die des Gegners eingestellt werden.
  2. Man soll sich nie verbeißen in einen Gegner, den man durch schlechtes Schießen oder dessen gewandtes Kurven nicht zum Abschuß bringen kann, wenn der Kampf sich weit jenseits abspielt und man allein einer größeren Zahl von Gegner gegenübersteht.

Der Einsatz.

Den Einsatz kann meines Erachtens nur ein mitfliegender Jagdflieger bestimmen; wir brauchen deswegen auch ältere Offiziere für die Jagdfliegerei.

Bei einer Abwehrschlacht halte ich es für das beste, daß jeder Gruppe eine Jagdgruppe zugeteilt wird. Diese Jagdgruppe ist nicht gebunden durch den engen Gruppenabschnitt, hat aber als Hauptaufgabe, den Arbeitsfliegern ihre Tätigkeit zu ermöglischen und ihnen in Ausnahmefällen unmittelbaren Schutz zu gewähren.

Das A.O.K. verfügt außerdem über eine große Zahl von Jagdstaffeln (Geschwadern), denen unbedingt freie Jagd gelassen werden muß, und deren Einsatz durch den feindlichen Flugbetrieb bestimmt wird. Vermittels Luftschutzoffizieren und ein großes telephonisches Nachrichtennetz und Funkentelegraphie werden sie über den feindlichen Flugbetrieb auf dem laufenden gehalten.

Diese A.O.K.-Kräfte dürfen nicht durch Schutzflüge, Begleitflüge oder Sperrflüge verzettelt werden. Ihren Einsatz regelt der Geschwaderkommandeur nach Weisung des Kofl.

Bei Durchbruchschlachten und Bewegungskrieg.

Zum Durchbruch selbst müssen die gesamten Jagdflieger einer Armee unter einen Hut gefaßt werden und sich an einen genauen Befehl, Ort und Zeit, nicht aber Höhe halten, damit für die Zeit des Sturmes und der Vorbereitung die Truppe durch die Luftstreitkräfte unmittelbar unterstützt wird.

Geht die Durchbruchschlacht in den Bewegungskrieg über, so wäre ein Einsatz nach Stundenplan unbedingt zu verwerfen. Auch nicht durch startbereit auf dem Platze stehen fallen die Engländer herunter, sondern nur durch sehr häufiges Fliegen.

Wird ein Flughafenwechsel vorgenommen, so müssen von dem Augenblick an jede Jagdgruppe oder Geschwader selbständig arbeiten, da jegliche telephonische Verbindung so gut wie unmöglich ist. Durch die in der Nähe liegenden Generalkommandos werden sie über die Lage stündlich auf dem laufenden erhalten. Weiß der Jagdflieger nicht den genauen Verlauf der Front, so kann er unmöglich niedrig fliegende Infanterieflieger bekämpfen.

Über die Luftlage orientiert er sich durch den Luftschutzoffizier, der den Bewegungen der Truppe folgt und durch Funkspruch mit dem Geschwaderkommandeur verbunden ist. Es muß den Jagdgruppen selbständiges Handeln in bezug auf Einsatz gelassen werden.

Das Einzigste, was in der Armee jeden Tag für den abderen Tag befohlen werden mÜßte, ist:

  1. Der erste Start mit Tagesgrauen. Grund: Dadurch ist den anderen Stafflen die Möglichkeit gegeben, sich auszuschlafen;
  2. Der Mittagsstart von 1 bis 2. Grund: Verlange ich ein dauerndes Starten gegen den Feind von meinem Jagstaffeln, so brauchen diese für eine Stunde am Tag Ruhe, um sich auszuruhen.
  3. Der dritte befohlene Start ist der letzte Start vor Einbruch der Dunkelheit. Dieser ist notwendig, da spät abends es praktisch ist, nicht mehr zu fliegen, sondern seine Maschine für den kommenden Tag startbereit zu machen. In der Zwischenzeit ist freie Jagd die einzige Möglichkeit, um der Infanterie Erleichterung zu schaffen.

Unter freier Jagd ist zu verstehen, nicht ein Jagen bei Nachtbararmeen oder in der Etappe, sondern ein Vernichten des Feindes, auch in niedrigster Nähe auf dem Schlachtfelde der Infanterie, und so häufig fliegen, wie man es nur irgend mit seinen Staffeln schafft.

gez.: Freiherr v. Richthofen.

 

Luftkampftaktik

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
4 April 1918
Avesnes-le-Sec, Cambrai
Avesnes-le-Sec

Der Luftkampf est in diesem Weltkrieg der Rest des ritterlichen Zweikampfes. Vor hundert Jahren noch stand der Führer eines Heeres auf einem Feldherrenhügel, leitete von dort die Schlacht und ritt, wenn es schief ging, selbst eine Attacke mit. Heutzutage sitzt der Armeeführer an der Telephonstrippe, hat die Landkarte vor der Nase und stürmt mit Papierfähnchen Engländernester. Anders ist es in der Luft. Da gibt es noch keinen Generalstaboffizier, der den Angriff auf das feindliche Geschwader leitet. Es tut den Tintenspionen ja herzlich leid, daß sie den Luftkampf noch nicht theoretisch erfunden hatten, sondern daß Boelcken der Mann der Tat, dieses ganz neue und große Gebiet des Kampfes aus der Wiege hob. Umfassende Angriffe, von der Flanke aufrollen oder in den Rücken fallen, gibt es nicht. Auch kann man sich noch nicht auf Kumuluswolken auf Anstand stellen oder hinter einer Gewitterwolke dem Feind auflauern, sondern da gilt es: “Wo ist der Feind?” – “Der Feind da hier!” “Den Finger drauf, den schlagen wir!”

Man fliegt eben dem englischen Geschwader entgegen, dann kommt es zum Kampfe und endet im Einzelkampf. Ich halte nicht durch mein Maschinengewehr das feindliche Geschwader nieder, sondern suche mir den einzelnen Gegner heraus. Dann gilt es: “Du oder ich!” Ein ritterlichen Kampf mit gleichen Waffen, jeder mit einem Maschinengewehr und einem Flugzeug, ein wenig sportliches Können und: im übrigen wird nun das Herz gewogen.

Der Luftkampf ist ein Gebiet, das man eigentlich in einem einzelnen Satz zusammenfassen kann. Andererseits lassen sich über das Gebiet viele Bände schreiben, ohne es zu erschöpfen. Boelcke fragte ich einmal nach seiner Taktik. Da war ich noch ganzer Anfänger und hatte noch keinen angeschossen. Er antwortete mir: “Ich gehe eben nahe ‘ran und ziele sauber!” Ich ärgerte mich darüber, daß er mir sein Geheimnis nicht verriet, und flog wieder nach Hause. Nun aber weiß ich, daß Boelcke mir damit seine ganze Taktik verraten hatte.

Ich selbst habe die Anfänge des Luftkrieges mitgemacht. Im Sommer 1915, als ich zur Fliegertruppe kam, sah ich Bilder, wie sich unsere Journalisten den Luftkampf vorstellten. Man machte sich darüber lustig über den Gedanken des Kampfes in der Luft, und ich selbst fing an, mich dafür zu interessieren. Es war mir von vornhinein klar, daß ich mal Kampfflieger werden würde, und um nicht für den Weltkrieg in der Luft zu spät zu kommen, ließ ich mich acht Tage in der Heimat als Beobachter ausbilden und ging hinaus. Mein erster Luftkampf war folgendes Ereignis: Ich wollte mit einem Unteroffizier die gewöhnliche Aufklärung fliegen und war noch nicht lange über den Linien, als ich mich plötzlich vis-a-vis vor einem russischen Farman befand. Wer den größeren Schreck gekriegt hat, kann ich nicht mal sagen; der Russe oder ich? Angst hatten wir beide. Noch nie hatte ich ein feindliches Flugzeug gesehen. Auf einmal fliegt so ein großer Vogel genau auf mich zu. Maschinengewehre gab es noch nicht. Ich war im Besitz einer Pisstole für sechs Personen, die ich immer mit mir führte. Der Gedanke, daß ich sie mal gebrauchen würde, war mir eigentlich noch nie gekommen. Irgendwo in der Karosserie in irgendeiner Ecke hatte das Ding immer gesteckt. Bald hatte ich es gefunden. Der Farman war schon bedenklich nahe gekommen. Ich lege an, ziele sehr genau und, wie ich drücke, merkte ich, daß ich keine Patronen darin hatte. Bei näherer Betrachtung ergab es sich, daß ich bisher immer ohne Patronen geflogen war, nur mit der Leeren Pistole. Ich erzählte dies meinem tapferen Flugzeugführer, und guter rat war teuer. Gott sei Dank geht in der Luft immer alles so schnell, daß man keinen Kriegsrat vorher halten kann. Dem Farman ging es scheinbar ähnlich. Erst hatte er mich nicht gesehen, dann kriegte er einen kolossalen Schrecken, der sich in einem mächtigen Sturzflug bemerkbar machte. Nun packte auch er sein Mordinstrument aus, hatte aber doch Patronen drin, denn er gab mindestens zehn Schuß auf mich ab. Damit war auch für ihn der Fall erledigt. Er flog weiter bei uns Aufklärung, und ich flog weiter gen Rußland. Zu Hause angekommen, träumte ich noch manche Nacht von dem nervenaufpeitschenden Luftkamp. Anderen Flugzeugen ist es ähnlich ergangen. Teilweise hat man sich sogar ganz freundschaftlich zugewinkt und ist aneinander vorbeigeflogen.

Zu jener Zeit, als ich in Rußland den Vormarsch mitmachte, wurde im Westen schon etwas mehr vom Luftkampf gesprochen. Garros, Pegoud, und andere, schon im Frieden berühmte französische Flieger waren auf den Gedanken gekommen, in ihren guten Flugzeugen Maschinengewehre mitzunehmen, um die nicht bewaffneten Deutschen damit zu attackieren. So schoß Pegoud gleich zu Anfang des Jahres 1915 in kurzer Zeit hintereinander sechs deutsche Flieger ab. Im Mai 1915 wurde der Name “Kampfflugzeug” – es war ein mit einem Maschinengewher bewaffnetes, großes, zweisitziges Flugzeug – an der Westfront bekannt. Als ich im August nach Flandern kam, gab es keine Flugzeuge mehr ohne Maschinengewehr. Ganze Geschwader waren aufgestellt, die sich mit Luftkampf beschäftigten. Es wurden geradezu lächerlich wenig abgeschossen. Errang mal einer einen Luftsieg, wo wurde dieser Mann angestaunt und bekannt. Meistens waren Zufallstreffer der Grund des Erfolges. Bald darauf baute man große Maschinen mit zwei Motoren. Ein Maschinengewehrschütze sollte vorn, einer hinten untergebracht werden. Man glaubt nun, die richtigen Kampfflugzeuge gefunden zu haben. Bisher war man absolut auf dem Holzwege, ohne es zu ahnen. Derjenige, dem wir es zu verdanken haben, daß wir ein richtiges, wirkliches Kampfflugzeug, nämlich den Einsitzer, bauten, ist Fokker. Seine Flugzeuge waren stets die leichtesten, folglich auch die wendigsten, und meistens waren sie für nur einen Insassen eingerichtet, mit anderen Worten eine absolute Sportmaschine, die sich für militärische Zwecke im Kriege durchaus nicht verwenden ließ. Fokker kam auf den Gedanken, ein Maschinengewehr zu konstruieren, das durch den Propeller schoß. Die erstaunte Heimatsbehörde hielt dies für eine Spielerei und wollte zuerst nichts davon wissen, bis Boelcken der Mann, der das maiste Interesse für den Luftkampf hatte, von dieser interessanten Einrichtung hörte und beschloß, mit so einem Flugzeug mal auf einen Gegner zu schießen. Ich sage “mit dem Flugzeug” und nicht ” mit dem Maschinengewehr” und zwar mit Absicht. Es ist kein gewöhnliches Schießen mit einer Büchse, sondern ein zielen mit dem ganzen Flugzeug. Daß der Gedanke dieses Fokker-Flugzeuges in der Luftwaffe noch einmal von so ungeheurer Bedeutung sein würde, ahnte damals kein Mensch. Jetzt in den großen Endschlachten des Weltkrieges kann man Hunderte von solchen Flugzeugen in einem ganz kleinen Raum an den Großkampftagen sehen.

Nicht jeder Mensch ist zum Kampfflieger geboren. Ich kenne eine Menge schneidiger junger Leute, denen entweder das Fliegen oder das Schießen nicht glückt, oder sonst irgend etwas, die es versuchten und nichts wurden, die Sache bald aufgaben und sich dem Vaterlande sonstwie nutzbar machten. Bloß Fliegen lernen, sich ‘reinsetzen in eine Maschine den Feind aufsuchen und abschießen, das geht nicht. Ich selbst habe es auf folgende Weise gelernt: Ich kämpfte anfangs als Beobachter im sogenannten zweisitzigen Kampfflugzeug an der Westfront ohne Erfolg, dann im Frühjahr 1916 bei der Verdun-Offensive als Flugzeugführer im selben Flugzeug-Typ. Dort hatte ich mindestens einhundert bis einhundertfünfzig Luftkämpfe. In diesen Luftkämpfen lernte ich sowohl die Eigenart des Gegners wie euch die der eigenen Flugzeuge kennen. Ich lernte im Zweisitzer besonders, wie man defensiv kämpfen muß, um nicht abgeschossen zu werden. Außerdem flog ich ab und zu einen Fokker, in dem man defensiv nicht fliegen kann, sondern nur offensiv fliegen muß. Aus diesem Grunde kann eben auch ein vorsichtiger Jagdflieger nie ein Kampfflieger sein. Der vorsichtige wird stets defensiv kämpfen, also nie einen abschießen, während ich im Zweisitzer mit einem Maschinengewehrschützen im Rücken sehr gut in der Lage bin, auch einen Gegner abzuschießen.

Det Jagdflieger macht normalerweise folgende Phasen durch: Er kommt an als junger Pilot meist mit der Absicht, zu kämpfen, abzuschießen und Erfolge zu haben. Er geht mit einem großen Eifer heran und kriegt sehr bald von einem erfahrenen Engländer den Laden voll geschossen. Dies wiederholt sich einige Male, bis sein erstes Draufgängertum verraucht ist und der Betreffende die Gefährlichkeit seines Unternehmens einsieht. Nun kommt der erste kritische Moment, nämlich: Er hat erkannt, daß die Sache lebensgefährlich ist und doch nicht so ganz einfach. Und nun muß er seine Angst bekämpfen, um wieder mit demselben Schneid, mit dem er anfing, den Gegner anzugreifen und abzuschießen. Man kann beobachten, wie ein Anfänger nun mit sich kämpft und sehr häufig seinen Schweinehund nicht überwindet, und wie der Ehrliche schließlich mit der Meldung kommt, er könnte nich mehr, seine Nerven wären verbraucht. Boelcke sagte einmal: “Mit Nerven kann man alles entschuldigen.” Ist einer nicht ehrlich mit sich selbst, so kommt er nicht, sondern fliegt weiter mit. Er tut so, als ob er seine Pflicht und Schuldigkeit damit täte. Er schießt nie einen ab, beteiligt sich aber so halb am Luftkampf. Er wird gerissen, indem er sich nie mehr in richtige Gefahr begibt, um zum Beispiel einen anderen herauszuhauen. Ganz gewandte Leute halten die jahrelang aus, haben schließlich sogar dieses oder jenes englische Häschen auf ihrer Abschußliste und müssen schließlich doch wegen verbrauchter Nerven in die Heimat. Ein verschwindend kleiner Prosentsatz überwindet dieses Stadium, in das mal jeder Jagdflieger kommt, und ist schließlich auch bewußt schneidig. Dieser Mann ist der eigentlich gute, brauchbare Jagdflieger, von denen wir im deutschen Heere Gott sei Dank noch viele haben.

Bei sehr vielen Menschen spielt der Ehrgeiz eine große Rolle. Einen gewissen Ehrgeiz muß jeder haben. Er darf nur nicht zum ungesunden Ehrgeiz werden. Luftkampf ist stets Einzelkampf. Wenn auch heutzutage der Jagdflieger nicht mehr einzeln fliegen kann, so ist schließlich das Endresultat doch, daß sich die Sache entwickelt, entfaltet und es dann zum Einzelkampf kommt. Man kann auch von einem Geschwaderkampf sprechen. Darunter verstehe ich den Kampf Geschwader gegen Geschwader. Ich habe so zum Beispiel mit meiner Staffel mehrmals ganze feindliche Geschwader abgeschossen und vernichtet. Dies kann man nur erreichen mit sehr gut eingeschulten Kameraden, wo jeder einzelne eine Kanone ist und den anderen kennt wie seinen Bruder. Mit slecht eingeflogenen Geschwader kann man im allgemeinen überhaupt keinen Engländer runterkriegen, man sitzt dann meistens allein unter einem Haufen Feinde und muß zusehen, daß man noch mit heiler Haut rauskommt.

Die Luftkampftaktik im Einzelkampfe ist sowohl dienstlich wie auch außerdienstlich x-mal erörtert und erläutert worden. Von jedem erfahrenen Kampfflieger wird geglaubt, er habe eine besondere Taktik. Dazu kommt, daß sehr viele Jagdflieger es selbst glauben, eine besondere Taktik zu haben. Dies bestreite ich. Die Ansicht ist wohl meistenteils auf einzige zufällige Luftkämpfe zurückzuführen. Da hat irgendeiner mal einen englischen Bristol-Fighter auf eine andere Art und Weise abgeschossen als sonst. Da ihm das glückte, glaubt er, daß seine Kampfart nun die richtige sei. Hat der Betreffende dann viele Erfolge, so gesteht er doch schließlich, daß er die meisten über einen Stiefel abgeschossen hat, nähmlich: er geht von hinten möglichst nahe an den Gegner heran, zielt sauber, dann fällt der Gegner mit sicherheit. Daß das die Kampftaktik des Jagdfliegers ist, wissen nun die meisten Engländer ebensogut wie die Deutschen. Eine Gegenmaßregel ist theoretisch furchtbar einfach gegeben. Man muß halt aufpassen, daß sich kein feindliches Flugzeug hinter den Schwanz des eigenen Apparates klemmt. Dies klingt auch wieder so furchtbar einfach, ist aber doch im Grunde genommen verflucht schwierig. Die meisten Jagdlieger werden schließlich doch von hinten überrascht und abgeschossen. Der Mensch hat eben nur zwei Augen, und die gucken ausgerechnet nach vorn. Nun soll einer seinen Apparat steuern, den Motor drosseln, aufpassen, wo er sich befindet, sich dicht an die eigenen Flugzeuge halten, mit denen er zusammen fliegt, und außerdem noch aufpassen, wo die vielen feindlichen Flieger herumschwirren. Das alles zusammen glückt selten schon dem Anfänger. Jeden Augenblick die Luftkampflage übersehen, gewissermaßen über der Sache stehen, das ist das Schwerste und muß geübt werden. Das geht nicht in dem Etappenpark, das geht nicht auf einer Fliegerschule oder Jagdstaffelschule, oder wie sonst die Schulen alle heißen: das geht nur am Feinde. Ich sage immer, Gott sei Dank, es geht nur am Feinde. Die armen Anfänger, wie würden sie geplagt werden, wenn sie das in der Heimat lernen müßten! Es gehört zu einem Jagdflieger außer dem schneid und dem unbedingten Willen, den Gegner zu vernichten, vor allen Dingen ein gutes Auge. Er kann deswegen ruhig einen Kneifer tragen oder ein Monokel. Wintgens war zum Beispiel sehr kurzsichtig und scoß trotzdem zwanzig Engländer ab. Ich verstehe in diesem Falle unter einem guten Auge das Auge des Jägers, das schnelle Erfassen der Situation mit dem Gesicht. Wenn ich zum Beispiel pirschen fahre, sehe ich meistenteils mehr als der Jäger, der mich führt, oder der Freund, der mich begleitet und die Gegend genau kennt. Eng mit dem Auge des Jägers ist verknüpft die Aufmerksamkeit.

Das Beherrschen seines Flugzeuges kommt meines Erachtens erst in zweiter Linie. Diese meine Behauptung hat schon viele Menschen, auch die Fachleute, stutzig gemacht. Ich selbst bin kein Flugkünstler, kenne eine Unmenge erfolgreiche Jagdflieger, denen jede enge Kurve äußerst unsympatisch war, und trotzdem schossen sie so manchen ab. So zum Beispiel wird von dem erfolgreichen bayerischen Oberleutnant Kirmeyer, dem Nachfolger von Boelcke, behauptet, daß er nur geradeaus fliegen konnte. In einem dienstlichen Schreiben sagte ich mal folgendes: Mir ist ein Anfänger lieber, der nur linksrum fliegen kann – linksrum geht nämmich besser als rechtsum, das macht die Umdrehung des Propellers – der dafür aber an den Feind ‘ran geht. Solche Leute sind mir stets lieber gewesen als Sturz- und Kurvenflieger, die aber vorsichtig sind und bei jedem Angriff die Möglichkeiten des ent-oder-weder abwägen. Natürlich schadet es nichts, wenn einer gut fliegen kann. Das macht sich nachher besonders in Kampf gegen das einsitzige, wendige, schnelle Flugzeug manchmal angenehm bemerkbar; unbedingt nötig ist es aber für einen Jagdflieger nicht.

Nun kommt nich das Schießen. Ich höre so oft, wenn ich einen Jagdflieger, der schon längere Zeit fliegt, frage, warum er noch nichts abgeschossen hat, die Antwort: “Ja, ich weiß nicht. Ich treffe nie, ich muß wohl so slecht schießen!” Das gibt es nicht. Boelcke war kein Schießkünstler. Ich habe mit ihm Rebhühner gejagt, und er hat nie eins getroffen. Und trotzdem waren die von ihm abgeschossenen Engländer zersiebt durch Maschinengewehrtreffer! Wenn ich auf fünfzig Meter an den Feind rangehe und dann ziele über Visier und Korn, dann muß der Gegner getroffen werden. Ein slechtes Schießen gibt es nicht. Die meisten haben einen dehnbaren Begriff für fünfzig Meter. Ich sprach schon mit jungen Leuten, mit denen ich selbst zusammen flog, wobei ich sie beobachtete. Sie erzählten mir nachher, wir wären bis auf zehn Meter ‘rangegangen. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, daß man an zehn ruhig zwei Nullen anhängen kann. So haben sich die guten Leute im Eifer des Gefechts verschätzt. Können sie schließlich gut schätzen, und sie sind wirklich mal an zehn Meter rangekommen, so vergessen sie das Zielen über Visier und Korn und drücken vor Aufregung auf die Maschinengewehrknöpfe und knalle ins Blaue. Es liegt nicht jedem Menschen, im letzten Augenblick noch die volle Geistesgegenwart zu behalten, ruhig zu zielen über Visier und Korn und Kopf aufsitzen zu lassen. Diese Art Menschenjagd muß tatsächlich geübt werden.

Victory 76

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
6 April 1918
NE of Villers-Bretonneux, near the E edge of Bois de Hamel
Villers-Bretonneux

1545 hrs, north-east of Villers-Bretonneux, near east edge of Bois de Hamel. Sopwith Camel, burned; Englishman. With five of my planes of Jasta 11, we attacked several enemy one-seaters at low altitude, flying north-east of Villers-Bretonneux. The English plane which I attacked started to burn after only a few shots from my guns. Then it crashed burning near the little wood north-east of Villers-Bretonneux, where it continued burning on the ground. Weather: low clouds and rain.

MvR wird den Roten Adlerorden 3. Klasse mit Krone und Schwertern verleiht.

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
6 April 1918
Harbonnières
Harbonnières

Das Geschwader weiht den neuen Gefechtsplatz gleich am ersten Tage beim ersten Start mit zehn Abschüssen ein, darunter dem 76. des Kommandeurs, dem 24. von Lt. Udet und dem 15. und 16. des Leutnants Weiß.

Das Große Hauptquartier ist beinahe außerstande, diesem Tempo in gebührender Weise zu flogen; am Tage des 76. Abschusses kommt ein Funkspruch an den Rittmeister:

“Seine Majestät der Kaiser und König haben geruht, Ihnen anläßlich des 70. von Ihnen abgeschossenen feindlichen Flugzeuges den Roten Adlerorden 3. Klasse mit Krone und Schwertern zu verleihen. Es ist mir wiederum eine große Freude, Ihnen zu dieser hohen und seltenen Auszeichnung meine Glückwünsche aussprechen zu können. Tragen Sie als ein Zeichen der allerhöchsten Anerkennung für Ihre in drei Kriegsjahren bewährte, von glänzenden Erfolgen gekrönte hervorragende Fliegertätigkeit und des Dankes Ihres Königs für das, was Sie in den gewaltigen Kämpfen der beiden letzten Wochen an der Spitze ihres Geschwaders als Vorkämpfer deutscher Luftmacht geleistet haben.

Der Kommandierende General der Luftstreitkräfte.

Am nächsten Tage, dem 7. April, zwischen halb zwölf und zwölf mittags schreibt der Rittmeister seine Abschußliste weiter: Nr. 77 und Nr. 78.

Victory 77

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
7 April 1918
Near Hangard
Hangard

1130 hrs, near Hangard. SE5; broke up in the air. Englishman. With four machines of Jasta 11, I attacked several ‘SE5’s’ near Hangard. I shot at an enemy plane some 200 metres away. After I had fired 100 shots, the enemy plane broke apart. The remnants came down near Hangard. Weather: good visibility but cloud cover at height.

Victory 78

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
7 April 1918
500m E of Hill 104, N of Villers-Bretonneux.
Villers-Bretonneux

1205 hrs, 500 metres east of Hill 104, north of Villers-Bretonneux. Spad, fell down; Englishman. I was observing, and noted that a Kette (three) of German planes pursuing an English plane was being attacked from the rear. I dashed to their aid and attacked an English plane. After putting myself behind him several times, the adversary fell. The plane crashed into the ground and I saw that it smashed to pieces. This happened 500 metres east of Hill 104. Possibly a different Camel from 73 Sqn; three were lost.

Gedanken im Unterstand

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1933, Eingeleitet und ergänzt von Bolko Freiherr von Richthofen, mit einem Vorwort von Generalfeldmarschall Hermann Göring, Verlag Ullstein & Co, Berlin
10 April 1918
Harbonnières

In meinem Unterstand hängt an der Decker eine Lampe, die ich mir aus einem Flugzeugmotor habe basteln lassen. Er stammt aus einem Flugzeug, das ich abgeschossen habe. In die Zylinder hinein habe ich Lampen montiert, und wenn ich nachts wach liege und das Licht brennen lasse, so sieht dieser Kronleuchter an der Decke weiß Gott phantastisch und unheimlich genug aus. Ich habe, wenn ich so liege, an vieles zu denken. Ich schreibe es nieder, ohne daß ich weiß, ob jemand außer meinem nächsten Angehörigen diese Niederschrift jemals zu lesen bekommt. Ich gehe mit dem Gedanken um, dem “roten Kammpfflieger”  eine Fortsetzung zu geben, und zwar aus einem ganz bestimmten Grunde. Jetzt ist der Kampf, der sich an allen Fronten abspielt, ganz verteufelt ernst geworden, es ist nichts mehr übriggeblieben von diesem “frischen, fröhlichen Krieg”, wie man unsere Tätigkeit anfangs genannt hat. Jetzt müssen wir uns überall auf das verzweifelste wehren, damit die Feinde nicht in unser Land hineinbrechen. Ich habe nun so den dunklen Eindruck, als ob aus dem “Roten Kampfflieger” den Leuten ein ganz anderer Richthofen entgegenleuchtet – als mir selbst zumute ist. Wenn ich in dem Buch lese, grinse ich mich selbst schnodderig an. Jetzt ist mir gar nicht mehr schnodderig zumute. Nicht etwa deshalb, weil ich mir vorstelle, wie das ist, wenn sich mir eines Tages der Tod in den Nacken setzt, deshalb sicher nicht, obgleich ich oft genug daran erinnert werde, daß das einmal so kommen kann. Von höchster Stelle hat man mir sagen lassen, ich solle es jetzt aufgeben, selber zu fliegen, denn einmal würde es mich doch erwischen. Ich würde mir aber sehr elend vorkommen, wenn ich jetzt, behaftet mit Ruhm und Orden, als Pensionär meiner Würde dahinleben würde, um mein kostbares Leben der Nation zu erhalten, während jeder arme kerl im Schützengraben, der seine Pflicht genau so tut wie ich, ausharrt.

Mir ist nach jedem Luftkampf erbärmlich zumute, Das kommt aber wohl von den nachwirkungen meines Kopfschusses. Wenn ich meinem Fuß auf dem Flugplatz wieder  auf den Boden gesetzt habe, dann mache ich, daß ich in meine vier Wände komme, will niemanden sehen und von nichts hören. Ich glaube, so ist es wirklich, es ist nicht so, wie die Leute in der Heimat sich das vorstellen, mit Hurra und Gebrüll, es ist alles viel ernster, verbissener.

Victory 79

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
20 April 1918
SW of Bois de Hamel
Villers-Bretonneux

1840 hrs, south-west of Bois de Hamel. Sopwith Camel, burned; Englishman. With six planes of Jasta 11, I attacked large enemy squadron. During the fight I observed that a Triplane was attacked and shot at from below by a Camel. I put myself behind the adversary and brought him down, burning, with only a few shots. The enemy plane crashed down near the forest of Hamel where it burned further on the ground. Weather: fine at first; cloudy and overcast later.

Victory 80

Under the guns of the Red Baron, Norman Franks, Hal Giblin and Nigel McCrery
20 April 1918
NE of Villers-Bretonneux
Villers-Bretonneux

1843 hrs, north-east of Villers-Bretonneux. Sopwith Camel, burned; Englishman. Three minutes after I had brought down the first machine, I attacked a second Camel of the same enemy squadron. The adversary dived, caught his machine and repeated this manoeuvre several times. I approached him as near as possible when fighting and fired 50 bullets until the machine began to burn. The body of the machine was burned in the air, the remnants dashed to the ground, north-east of Villers-Bretonneux.

Victory 79 and 80

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
20 April 1918
Villers-Bretonneux

Das Telefon ging. Die immer so freundliche, zuvorkommende Redaktion der “Rundschau” teilte mit, Manfred habe seinem neunundsiebzigsten und achtzigsten Gegner besiegt. Eine große und frohe Erregung bemächtigte sich meiner; ich trat in die Tür, blickte in den Garten. Das große Blühen hatte schon begonnen. Vogelchöre zwitscherten. Die Erde verströmte ihren kräftigen Geruch. Friedenssehnsucht zog durch mein Herz. Achtzig Luftsiege – eine schwindelnde Höhe; es mußte genug sein. Hinter jedem Gipfel gähnt ein Abgrund.

After the 80th

Richthofen, Beyond the legend of the Red Baron, Peter Kilduff, Arms and Armour, 1993
20 April 1918
Cappy

Leutnant Hans Joachim Wolff recalled that, on the way back to Cappy, Richthofen went down very low so that everyone could recognize his red machine and waved to the infantrymen and the columns of men. Everyone knew who was in the machine and all of them had seen the burning Englishman shortly before. Enthusiastically, they all waved and flung their caps into the air.

”After Herr Rittmeister landed, he smacked his hands together as he said: “Donnerwetter! Eighty is a respectable number!” And we were all happy for him and thrilled about (his success)”.

Lewis recalls his fight with MvR

Who killed the Red Baron? - PJ Carisella & James W Ryan, 1969, Purnell Book Services
20 April 1918
NE of Villers-Bretonneux
Villers-Bretonneux

Lewis and P.J. Carisella have been correspondents for years. In a most recent letter, Lewis noted that “over the past years there appears to have been a revival of interest in Baron von Richthofen, a gentleman for whom I had the highest regard – not only for his personal qualities but naturally for his powers as a fighter pilot.”

As for his own scrap with the Baron, Lewis told Carisella that “nobody can dispute the fact that I was the last man shot down by Richthofen for I know that Major Raymond Barker went first in flames for I saw him out of the corner of my eyes when heavily engaged with a German. I followed also in flames and Richthofen’s official report confirms the two events…”

In their extensive correspondence, Lewis summarized his fight in the following account: “I only had a total of twenty-five flying hours in my logbook when I arrived in France and was posted to No. 3 Squadron, RFC. Poor flying weather prevailed most of the day on April 20, 1918, but at six o’clock in the evening it cleared sufficiently for two flights of planes, twelve in all, to take off. Some four miles behind enemy lines, at ten thousand feet, we sighted an enemy formation of fifteen Fokker triplanes. They were flying at right angles and above us. When we flew past them and turned to choose our opponents, I knew we had encountered Richthofen’s famed Circus. The Huns were painted every possible colour. Richthofen was out in front of the formation in his brilliant red Fokker. The fight had barely begun when I saw Major Barker’s Camel explode on my left. An incendiary bullet must have hit his petrol tank. I went down on the tail of a bright blue triplane which crossed directly ahead of me. I was about to try for a shot when I heard machine-guns firing behind me. Bullets splintered the carbane struts in front of my head. I quickly forgot about the blue triplane and began evasive tactics.  Glancing over my shoulder, I saw that my adversary was Richthofen in his all-red triplane.

I knew I couldn’t compete with him so I concentrated on keeping out of his line of fire. At that moment, Captain Douglas Bell, my flight commander, chased Richthofen off my tail. The tripe slipped down below me and I found myself in a good attacking position. For a few seconds I even had visions of bringing him down. He had become fixed in my sights and I opened fire. My tracers seemed to hit several portions of his tripe. But Richthofen was a wily devil and gave me the slip by pulling up in a steep right-hand climbing turn. Once again I was the target.

He quickly squeezed off a concentrated burst and set one of my petrol tanks afire. I switched the engine off just before the Camel started to fall to earth. I fought for control but couldn’t bring the plane back on an even keel. All the time sheets of flames alternately billowed up from my feet and over my body. But I was too late. The Camel slammed into the ground and I was flung about sixty feet from the wreckage by the impact. I was severely stunned but lucky to escape without any broken bones. major Barker’s plane was blazing fiercely some fifty yards distant. I stumbled over to it but there was nothing I could do for him. He must have died in the air when the craft exploded. I went back to  my own flaming bus and was watching it when Richthofen dived down to within hundred yards of the ground. He waved at me and I waved back. I then walked over to some German soldiers and surrendered myself. I was nineteen at the time and spent the rest of the war as a prisoner.”

MvR before last flight

http://www.frontflieger.de/4-ric13.html
21 April 1918
Cappy

Das Bild zeigt den Rittmeister von Richthofen mit seinem Hundmoritz und dem Geschwaderadjudant Karl Bodenschatz angeblich am 21. April kurz vor Richthofens letztem Start. In dem Buch ‘Richthofen- Flieger’ von Richard Wenzel ist die Szene beschrieben, in der Kameraden dem Hund einen Bremzklotz an die Rute gebunden hätte (da Richthofen sie vorher geneckt hätte). Other sources claim this at Lechelle, with Leutnant Erich Lowenhardt.

Awaiting orders

The Great War Illustrated 1917, William Langford & Jack Holroyd
21 April 1918
Cappy
Cappy

Awaiting orders for take-off at Cappy, 21 April 1918

Final flight

The Great War Illustrated 1917, William Langford & Jack Holroyd
21 April 1918
On a ridge by the Bray to Corbie road
Vaux-sur-Somme

Second Lieutenant Wilfrid R May (‘Wop’), a Canadian pilot flying with the newly formed No.209 Squadron (1 April 1918), was on his first combat mission over the area of the river Somme when his squadron of fifteen Sopwith Camels attacked two German reconnaisance machines. Suddenly, they were swooped on by scouts of JG 1 led by the Red Baron. After some initial manouvering, ‘Wop’ May was selected as a victim by von Richthofen. The Canadian powered down to tree top level and began weaving as the all-red Triplane attempted to line him up as his 81st kill. Captain A Roy Brown, leader of the squadron, saw the plight of his fellow Canadian and immediately dropped down after the three-strutter; he was an experienced pilot with nine kills to his credit. May later reported: “I was attacked by a red triplane which chased me over the lines low to the ground. While he was on my tail, Captain Brown attacked and shot it down. I observed it crash into the ground”. Brown in his report considered that he had hit and downed the red scout: “I dived on a pure red triplane which was firing on Lieutenant May. I got a long burst into him and he went down vertical and was observed to crash by Lieutenant Mellersh and Lieutenant May.” Did Brown fatally wounded von Richthofen causing him to crash land? The singel bullet that killed the German ace came from beneath and not from above. As the three planes raced low over Morlancourt Ridge, in the 4th (Australian) Division’s sector, Sergeant Popkin, along with other Australian machine gunners and riflemen, blazed away at the red triplane. The Baron was hit by a .303 calibre bullet which passed diagonally upwards from right to left, tearing through his lungs and heart. The Red Baron made an emergency landing on a ridge by the Bray to Corbie road, north of Vaux-sur-Somme. One witness, Australian Gunner George Ridgway, stated that when he and other soldiers reached the plane Richthofen was stillalive but died seconds later. Sergeant Ted Smout, recalled that Richthofen uttered the word kaputt before he died. Manfred von Richthofen died at 10:45 am. His body was taken to Poulainville airfiel and was examined and photographed. His machine was quickly reduced to a wreck by souvenir hunters. Injuries to his face were caused by him impacting with his machine guns. He had released his harness to work on a malfunctioning gun.

Souvenir hunting

The Great War Illustrated 1917, William Langford & Jack Holroyd
21 April 1918
Poulainville

Pilots of 3 Squadron AFC based at the airfield at Poulainville stand beside the wreck of Richthofen’s machine which is being stripped of bits and piexes as souvenirs.

Bodenschatz' Zeugnis

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
21 April 1918
Cappy

Es ist der 21. April 1918.

Nebel und grauer Bodendunst schweben über dem Flugplatz von Cappy. Es riecht nach Reif und Frühling zubleich. Die Offiziere des Geschwaders stehen fertig angezogen beieinander. Sie sind alle in blendender Laune. Ihr Gelächter segt wieder und wieder durch den Ostwind. Sie haben allen Grund, gute Laune zu haben: die großartigen Erfolge der letzten Tage, die rückhaltlose Anerkennung der hohen Vorgesetzten, ihre schnellen Dreidecker, die sich vorzüglich bewährt haben, der neue Flugplatz, auf dem sie sich äußerst behaglich fühlen, es ist wieder einmal alles innerlich und äußerlich in großer Form.

Der Rittmeister kommandiert diesmal ausgelassen diese gute Laune. Er kippt eine Tragbare plötlich um, auf die sich der Leutnant Wenzl zu einem zünftigen Nickerchen niedergelegt hat und als ein anderer müder Erdensohn sich ahnungslos ebenfalls zu einem zünftigen Nickerchen auf die freie Bahre legt, kippt der Rittmeister auch diesen Jüngling in den Frühlingsdreck. Dafür befestigen einige, die diesen privaten Eingriff in das Schlafrecht ihrer Kameraden blutig rächen wollen, einen Bremskloß an der Rute von Moritz, Richthofens Dogge, so daß die gekränkte Kreatur höchst geknickt bei ihrem Herrn Trost nebst Anerkennung sucht.

Wieder und wieder schallt das Lachen des Freiherrne über den Platz. Sie haben ihn selten so reineweg laut vergnügt gesehen. Und sie wissen, daß sich dieser Jäger im Grunde doch ganz erheblich über sein 80. Wild freut, das er gestern zur Strecke gebracht hat, auch wenn er wenig Worte darüber verliert.

Außerdem dampft er in wenigen Tagen mit dem Leutnant Wolff in den Schwarzwald ab, um dort einem milderen Weidwerk zu fröhnen. Der Vater des gefallenen Leutnants Voß hat ihn in sein Haus eingeladen. Zwei Fahrkarten liegen schon beim Adjutanten.

Alles auf dem Flugplatz ist sehr damit einverstanden, daß der Kommandeur etwas ausspannt; wenn einer von ihnen an der Reihe war, in den Schlafwagen zu klettern statt in den Dreidecker, so war er es. Und es gibt außerhalb das Fluigplatzes noch andere Leute, die ebenfalls sehr damit einverstanden sind. Sozusagen höhere Wesen, die sogar im Großen Hauptquartier sitzen. Man hat dort das Tempo, mit welchem Richthofen seine Abschußliste schrieb, mit großem Respekt und mit allerhand Hochachtung verfreien können: die Namen Boelcke und Immelmann waren harte Beispiele dafür, wohin der Weg der Besten, eben weil es die Besten sind, letzten Endes führen muß, führen muß, unter allen Umständen. Deshalb hat man schon vor geraumer Zeit unter der Hand bei dem Oberleutnant Bodenschatz antippen lassen, ob es nicht möglich sei, den Rittmeister herumzukriegen, man hätte da zum Beispiel ein sehr schönes Feld der Tätigkeit für ihn, eine Inspektionsstelle für alle Jagdstaffeln, dort könne er seine reiche Erfahrung zur Verfügung stellen.

Der Rittmeister lachte seinem Adjutanten, als dieser seinerseits bei ihm unter der Hand pflichtmäßig antippte, ins Gesicht. “Tintenspion?…Nee!!…Bleibe an der Front!” Damit war die Sache erledigt. Aber ein paar Tage in den Schwarzwald fahren zum Vater seines Freundes Voß, da hatte er nichts dagegen.

Heftiger fegt der Ostwind über den Platz und sie heben alle den Kopf und schnuppern. Wenn es noch ein wenig so weitergeht, dann wird bald klares Wetter sein und die Lords werden getanzt kommen.

Gegen halb elf Uhr hat der Ostwind die Wolken zur Seite gedrückt, es klart auf. Die Offiziere eilen zu den Maschinen. Aber der Kommandeur bremst noch etwas und meint, man solle mit dem Start noch warten, damit die Lords recht frech würden, man bekäme sie dann um so bequemer vor die kanone. In diesem Augenblick kommt schon ein Telephonist gerannt: an der Front fliegen einige Engländer.

In weniger als fünf Minuten donnerten die ersten Dreidecker über den Platz. Langsam schlendert der Oberleutnant Bodenschatz zur Beobachtungsstelle und klebt sich an das Scherenfernrohr. Es war gegen 11 Uhr vormittags. Er sieht die beiden Ketten der Staffel 11 zur Front fliegen, die eine geführt von Leutnant Weiß, die andere vom Kommandeur. Sie brausen der Somme entlang nach Westen.

Dann entdeckt er auch die Lords und dann ist Freund und Feind nicht mehr auseinanderzuhalten. Gegen zwölf kommt die Staffel wieder angeflogen, eine Maschine nach der anderen schwebt aus und landet. Plötzlich durchfährt es den Adjutanten wie ein Blitz von oben bis unten: er starrt hinaus auf den Platz. Richthofen is nicht dabei !

Etwas beklommen ruft er von seinem Hochsitz herunter, den Leutnants Wenzl und Carius entgegen, die herausgeklettert sind und nun herbeigelaufen kommen. “Wo ist Richthofen?”

Der Leutnant Wenzl sagt haftig: “Ich habe ein dummes Gefühl; wir waren gleich ran und über die Linie kamen 7 Sopwith mit rotem Schnauzen, die Anti-Richthofen-Leute, die Kurbelei ging los, sie waren in der Überzahl und man kam nicht richtig zu Schuß. Der Rittmeister flog auf Sicht und kam jetzt mit seiner Kette ran. Aber da turnten auch schon 7 bis 8 neue Lords von oben runter, es gab ne Waffenkurbelei, alles durcheinander, wir exerzierten uns alle gegenseitig etwas tiefer, in dem Ostwind kamen wir immer mehr jenseits, brachen das Gefecht ab und hlafen uns zurück über die Linien… ich habe ein dummes Gefühl. Als ich zurückflog, habe ich östlich Corbie eine kleine Maschine stehen sehen, die vorher nicht dagestanden hat. Ich glaube, es war eine rote Maschine!”

Eine Sekunde starren ihn die Männer an, dann befiehlt der Hauptmann Reinhard, der dienstälteste Offizier des Geschwaders, sofort dem Leutnant Wenzl, dem Leutnant Carius und dem Leutnant Wolfram v. Richthofen (Vetter des Kommandeurs), aufzuzeigen und die Gegend um Corbie nach der roten Maschine zu erkunden.

Die drei Maschinen rasen über den Platz und gehen hoch. Sie verlieren sich oben beim Suchen. Der Leutnant Wenzl saust stur und mit zusammengebissenen Zähnen in Richtung Corbie, er geht auf 2-300 m herunter und versucht an die Maschine heranzukommen, um ihre Identität festzustellen. Statt einer Maschine sieht er jetzt zwei an jener Stelle stehen. Er kann aus dieser Entfernung nichts garantiert feststellen, dazu müßte er über die Linien. Unter einem Hagel von MG- und Flak-Feuer versucht er es, aber schon sitzen ihm englische Einsitzer im Genick. Auf Mord und Totschlag bricht er trotzdem durch und kommt den rätselhaften Maschinen auf der Erde näher, da zwitschert es heftig in seine Maschine. Hinter ihm kommen drei Sopwith angefegt. Es war nichts mehr zu machen, sie drücken ihn ohnehin immer tiefer, es gibt eine Jagd auf Biegen und Brechen. Als er die eigene Linie erreicht hat, haben ihn die Engländer eingeholt und jetzt riskiert er das Letzte: in 20 m Höhe fegt er über den deutschen Fesselballon weg, der dort steht und dann über dem Boden entlang nach Haufe. Es brint also keine neue Meldung.

Inzwischen ist die Nachricht, daß der Kommandeur nicht zurückgekehrt ist, bis zum letzten Mann gedrungen. Die Leute stehen düster herum. Niemand spricht etwas. Kaum war der leutnant Richard Wenzl gestartet, hat der Adjutant sämtliche Luftschutzoffiziere an die Telephone gerissen. Keiner von ihnen kann etwas berichten. Jetzt werden sämtliche Divisionskommandos des Abschnitts alarmiert. In rasender Eile immer wieder derselbe Satz; “Die Staffel 11 ist von einem Feindflug zurückgekommen. Der Rittmeister fehlt. Die Herren der Staffel melden, daß der Rittmeister heruntergekommen ist. Ist in Ihrem Abschnitt ein roter Dreidecker notgelandet? Ist bei Ihnen diesseits oder jenseits ein roter Dreidecker beobachtet worden, der landete?” Und bei den Artillerie- und Infanteriestäben erheben alle Summer ihre Stimmen und fragen: Roter Dreidecker, roter Dreidecker, roter Dreidecker? Die Befehlsempfänger und Meldeläufer stolpern gehetzt durch die Verbindungsgräben, geben durch Ruf und Zettel weiter: Roter Dreidecker, reoter Dreidecker, roter Dreidecker?…Sämtliche Scherenfernrohre, Grabenspiegel, Ferngläser, sämtliche Augen der Infanterie in de vordesten Gräben suchen das Gelände ab: Roter Dreidecker, roter Dreidecker, roter Dreidecker?…Es kommt, so wahr uns Gott helfe, auf jede Minute an. Ist er notgelandet, muß ihm unverzüglich geholfen werden.

Endlich, nach einer Ewigkeit ohnegleichen meldet der Generalstabsoffizier der 1. Division folgendes: Die Artilleriebeobachtungsstelle des Feldartillerie-regiments Nr. 16, Oberleutnant Fabian, habe den Kampf einwandfrei von Hameln-Ost aus beobachtet. Oberleutnant Fabian habe gesehen, daß ein roter Dreidecker auf Höhe 102 nördlich Vaux sur Somme glatt gelandet sei. Sofort nach der Landung sei englische Infanterie herbeigelaufen und habe die Maschine hinter die Höhe gezogen. Die Bestürzung in Cappy ist zuerst ungeheuer, aber dann atmet alles auf. Der Kommandeur ist notgelandet und also lebt er.

Die Meldung des Oberleutnants Fabian geht sofort an den Kommandierenden General der Luftstreitkräfte. Der Geschwaderadjutant erbittet sich die Erlaubnis des Hauptmann Reinhard, zur Beobachungsstelle des Feldartillerieregiments 16 fahren zu dürfen. Vielleicht…mit den geschliffenenAugen eines Fliegers…der Adjutant starrt lange, lange durch das Scherenfernrohr, peinlich genau, beinahe Zentimeter um Zentimeter durchsucht er das Gelände, behält den Hügel 102 lange, lange in der Linse, stellt an den Oberleutnant Fabian kurze schnelle fragen…Ergebnislos.

Um 2 Uhr nachmittags kehrt der Adjutant mit vom Beobachten brennende Augen zum Flugplatz zurück. Einige Infanterieoffiziere haben Meldungen durchgegeben, sie enthalten kein Wort mehr, als der Artillerieoffizier Fabian schon gemeldet hat.

Damit ist die Zeit ungefähr vorbei, innerhalb welcher man dem Rittmeister hätte irgendwie und irgendwann beistehen können. Jetzt kann man nur noch weiterhin die Hoffnung haben, daß er jenseits der eigenen Linien, schlimmstenfalls verwundet, bestenfalls unverwundet landen mußte. Es ist nicht das erstemal, daß er notlandete, er ist sogar schon in verwundetem Zustande noch glatt notgelandet. In der Telephonzentral des Geschwaders hetzen sich die Anfragen von allen Seiten.

Beim Armeeoberkommando entschließt man sich plötzlich zu einem außergewöhnlichen Schritt. Der General läßt in offener Sprache eine Anfrage zum Feind hinüberfunken. “Rittmeister von Richthofen jenseits gelandet, erbitten Nachricht über Schicksal.” Es erfolgt keine Antwort.

Schweigend, lauschend, niedergeschlagen verharrt der Flugplatz Cappy. nachmittags wird der Ostwind stärker und kühler. Dieser dreimal verfluchte Ostwind! Er treibt, was sich ihm nicht mehr entgegenstemmen kann, nach Westen, nach Frankreich hinein. Und wessen Motor versagt, wird getrieben. Vielleicht hat dieser dreimal verfluchte Ostwind den roten Dreidecker nach Westen getrieben, ohne den Ostwind wäre es ihm vielleicht…Träumereien sind müßig.

Gegen Abend bleibt nichts mehr anderes übrig, als den Vater Richthofens zu benachrichtigen. Er ist jetzt Ortskommandant in Kortryk. Der Oberleutnant Bodenschatz steigt in eine Beobachtungsmaschine, nimmt den kürzesten Weg über Douai und Lille, ruft vom Flugplatz Kortryk den Major Richthofen an, bittet, ihm sofort einen Besuch machen zu dürfen. Im schönen Rathaus von Kortryk kommt dem Adjutanten durchs dämmerige Zimmer der alte Herr aufrecht entgegen.

“Ich habe das Gefühl, Manfred ist etwas passiert”, sagt er ruhig. Der Oberleutnant steht steinern, sucht die Augen des Majors: Herr Major, ich muß Ihnen die Mitteilung machen, daß der Herr Rittmeister bis jetzt von einem Fluge nicht zurückgekommen ist. Aber sämtliche Erkundigungen haben die Hoffnung ergeben, daß er lebt.” Schweigend sehen sich die Männer an. Daß er lebt? Der alte offizier weiß es besser. Und wie in tiefen Gedanken verloren, sagt er langsam: “Dann hat er seine höchste Pflicht erfüllt.”

Als sie sich verabschieden, geht der alte Herr in die Dämmerung seines Zimmers zurück, dem Adjutanten ist zumute, als ob es ein Gang in tiefe Finsternis sei. Am gleichen Abend trifft der Oberleutnant wieder in Cappy ein. Er hört die halblauten Gespräche im Kasino, sieht in der Nacht die Mannschaften auf dem Platz stehen und in den Sternenhimmel starren, als ob von dort plötzlich jemand, auf den sie so sehr warteten, in sanftem Gleitflug herunterkäme und alles als einen großartigen Witz erklären würde. Es gibt für den Adjutanten noch etliches zu tun.

Eine Depeche geht nach Schweidnitz an Mutter und Bruder: “Manfred vom Fluge nicht zurückgekehrt und nach eingegangenen Meldungen wahrscheinlich unverwundet jenseits der Linien gelandet.” Der Hauptmann Reinhard wandert unaufhörlich auf und ab, und fährt zusammen, als der Adjutant sich hundemüde in in einen Stuhl wirft, plötzlich wieder aufsteht und aus dem Geheimschrank die eiserne Kassette holt.  Er schließt sie auf und entnimmt ihr einen grauen Dienstumschlag, verschlossen mit Dienstsiegeln des Geschwaders. Es ist nun so weit. Schon einmal dachte er, es sei so weit, damals bei Le Cateau. Er öffnet den Umschlag. Ein nicht mehr ganz sauberer kleiner Zettel liegt darin, der Adjutant überfliegt ihn und reicht ihn dem Hauptmann.

Von der Hand Richthofens, mit Bleistift geschrieben, steht da ein Satz: “den 10. 3. 18. Sollte ich nicht zurückkommen, so soll Oberleutnant Reinhard (Jasta 6) die Führung des Geschwaders übernehmen. Frhr. v. Richthofen Rittm.”

Es ist sein ganzes Testament und sein ganzes Vermächtnis. Es gilt nur und allein seinem Geschwader. Ein wahrhaft soldatisches Vermächtnis. Nichts steht darin, was sein persönliches Dasein betrifft. Nichts steht darin, was seine persönlichen Sorgen betrifft, nichts was etwa in seinem privaten Leben geordnet werden müßte. Kein weicher Blick nach rückwärts, zur Mutter, zum Vater, zu den Brüdern. Es braucht nichts geordnet werden in seinem privaten Leben. Er hatte kein privates leben. Sein Leben gehörte ohne Umstände, ohne Vorbehalt, ohne Rücksicht dem Vaterland. Sein Leben gehörte dem Geschwader. Frei und ohne jegliche Belastung stieg er zu jedem Fluge auf. Daß, wenn ihn das dunkle Los traf, sein Geschwader in die richtigen Hände kam, dafür hatte er gesorgt. Und mehr zu sorgen, bedurfte es nicht für ihn.

Der Oberleutnant Reinhard aber, der inzwischen Hauptmann geworden ist, und der Oberleutnant Bodenschatz können sich nicht vorstellen, daß dieser bescheidene Zettel jetzt Gültigkeit haben soll. Es ist einfach nicht möglich, daß Manfred von Richthofen demselben unbarmherzigen Gesetz des Krieges verfallen sein sollte, dem alle Männer, die in den Krieg zogen, über kurz oder lang verfallen waren. Es gibt Ausnahmen, denken sie immer wieder. Und er war doch eine Ausnahme. Wer vom Schlachtengott so verwöhnt war, so ausgezeichnet, so behütet wurde, den kann derselbe Schlachtengott nicht einfach von einer Stunde zur anderen im Stich lassen und verraten und verkaufen. Er muß noch irgendwo leben.

Diese Hoffnung, der sich nicht nur das Jagdgeschwader I, sondern die ganze deutsche Armee hingibt, findet neue Nahrung durch einen merkwürdigen feindlichen Funkspruch, der aufgefangen, aber plötzlich gestört wurde. Man konnte ungefähr abhören: “…berühmte deutsche Jagdflieger Rittmeister von Richthofen wurde bei Corbie abgeschossen und ist nach der Landung durch australische Truppen…” Hier brach der Funkspruch ab.

Mann stand vor einem Rätsel. und man wurde allmählich etwas mißtrauisch. Warum schwieg der Feind, warum verkündete er nicht sofort der ganzen Welt, wovor er sich in anderen Fâllen gar nicht genierte, daß ihm ein so großer Schlag gelungen sei?

Es wurde Befehl gegeben, jeden gefangenen Engländer eingehend zu befragen. Aber englische Flieger, die in deutsche Gefangenschaft gerieten, wußten nur, daß der Rittmeister tot sei, andere sagten aus, daß ein deutscher Flieger, über dessen Namen Stillschweigen bewahrt bliebe, schwerverwundet in das Lazarett nach Amiens gebracht worden sei. Unter solchen Umständen schrumpft jede Hoffnung zusammen.

Gerüchte und Vermutungen tauchten auf, und diese Gerüchte waren manchmal bitter, einige sagten sogar, daß Richthofen von australischen Soldaten erschlagen worden sei.

 

Bericht von R.H. Barron

Richthofen, der beste Jagdflieger des großen Krieges, Italiaander, A. Weichert Verlag, Berlin, 1938
21 April 1918
On a ridge by the Bray to Corbie road
Vaux-sur-Somme

62 Richmond Rr. South Tottenham London, NO. 15.

Am 21. April 1918 war die 11. Sektion ‘F’ Anti-Aircraft Battery, Royal Garrison Artillery, seitlich der Straße Bray – Corbie eingesetzt. Die Sektion (Zug) bestand aus dreizehn 18-pfünidgen Geschützen, die auf Lastkraftwagen montiert waren.

Wir waren zu dieser Zeit der Australischen Division zugeteilt, die eine Stellung hielt vor einem hohen Bergrücken, der parallel der Straße lief, etwa eine Viertelmeile von der Straße entfernt. Der Grund zwischen unserer Stellung und dem Bergrücken war durch australische Feldbatterien besetzt.

Kurz vor Mittag wurde unsere Aufmerksamkeit durch Maschinengewehrfeuer erregt, und plötzlich erschienen zwei Sopwith Camels (Kampfeinsitzer), die in schnellstem Tempo von den deutschen Stellungen herkamen und so niedrig flogen, daß sie gerade über dem Gipfel des Bergrückens sichtbar waren. Unmittelbar hinter ihnen, ihnen im Nacken sitzend, erschien das rote Flugzeug, welches, wie die Ereignisse später bewiesen, von Baron Richthofen geflogen wurde. Er schoß Garben von Maschinengewehrfeuer auf die beiden Camels, ohne ihnen jedoch sichtbaren Schaden zu tun.

Wir traten sofort in Aktion und legten zum Schutz der britischen Flugzeuge eine Sperre von Schrapnells zwischen sie und den Fokker. Gleichzeitig wurde das Feuer auf den Baron durch unser eigenens Lewis-Maschinengewehr (bedient von Sergeant Franklyn) und durch die den australischen Batterien zugeteilten Maschinengewehre eröffnet. Einen Augenblick später drehte der Baron, der offenbar jetzt die gefährliche Lage bemerkte, in die er geraten war, eine Immelmann-Kurve, ging dann aber in steilem Winkel über dem Bergrücken nieder.

Einige Erzählungen behaupten, daß sein Flugzeug eine glatte Landung machte, aber dies war nicht der Fall. Er flog indessen so niedrig – ungefähr 250 Fuß hoch – daß die Maschine nicht sehr stark beschädigt war.

Der Baron war bereits tot, als er landete, und es besteht nicht der leiseste Zweifel, daß er vom Erdboden aus erschossen wurde, denn die einzigen britischen Flugzeuge, die sich zu dieser Zeit in der Nähe befanden, waren die beiden Camels, die sich v o r der deutschen Maschine befanden, und jedermann weiß, daß die Maschinengewehre der Camels nur nach vorwärts schießen konnten, da sie mit dem Propeller gekuppelt sind, so daß es in der Stellung, in der sie flogen, für sie unmöglich war, auf den Deutschen zu schießen. Bestimmt war zu dieser Zeit kein anderes Flugzeug am Platze.

Einer der beiden Piloten der Camels kam später am selben Tage zusammen mit seinem Geschwaderführer zu unseren Maschinengewehren und bedankte sich für unsere Hilfe. Auf die Frage, warum die beiden britischen Piloten nicht versucht hätten, den Baron in einen Kampf zu verwickeln, antwortete er, daß die Maschinegewehre an beiden Camels Ladehemmungen gehabt hätten.

Es ist natürlich unmöglich zu sagen, ob Richthofen durch die Maschinegewehre der Australier oder durch unser eigenes getroffen wurde.

Die Behauptung, daß die Richtung, welche das Unglücksgeschoß durch seinen Körper nahm, beweise, daß er aus der Luft abgefeuert sei, ist nicht schlüssig, da der Winkel seines Körpers zun Erdboden im Augenblick der Immelmann-Kurve einem Schuß vom Boden aus ermöglicht hätte, hinter der Schulter einzutreten und abwärts durch den Körper zum Herzen zu gehen.

Gez. R. H. Barron, früher Bombardier, No. 296 400 ‘F’ Battery A. A. Royal Garrison Artillery.

Bericht von D. A. West

Richthofen, der beste Jagdflieger des großen Krieges, Italiaander, A. Weichert Verlag, Berlin, 1938
21 April 1918
On a ridge by the Bray to Corbie road
Vaux-sur-Somme

Fenton House 112/113, Fenchurch Street London, E. C. 3.

Ich habe den Bericht Mister Robert Barrons über den Tod des Barons Manfred von Richthofen gelesen, welchen ich in allen Einzelheiten bestätige.

Meine eigenen Schlüffe, die ich bald nach dem Ereignis unterschrieben habe, waren folgende:

  1. von Richthofen ist nicht aus der Luft erschossen worden.
  2. Einer der Piloten der beiden Camels kam am selben Tage zu den Maschinengewehren und bestätigte, daß beide Camels Ladehemmungen gehabt hätten.
  3. Nur durch die Schrapnellsperre unserer Geschütze zwischen den Camels und dem Fokker-Dreidecker entkamen die Camels.
  4. von Richthofen drehte eine Immelmann-Kurve und wurde nach meiner Ansicht, während er diese Kurve flog, erschossen, was die Richtung des Geschosses durch seinen Körper erklären würde. Ich besitze auch einen Teil des Propellers der Machine, der von einem unserer Monteure unmittelbar nach dem Ereignis obmontiert wurde.

Ich bestätige, daß ich zu der Zeit Offizier vom Dienst der 11. Sektion ‘F’ Anti-Aircraft Battery war, als das Ereignis geschah. Darf ich diesen Brief beschließen mit meiner Hochachtung vor der Mutter eines sehr tapferen Mannes.

Gez. D. A. West – M. C. ACA Lieut. R. G. A.

Last flight analysis by Don Hollway

Don Hollway's article for History Magazine Oct/Nov 2015
21 April 1918
On a ridge by the Bray to Corbie road
Vaux-sur-Somme

1: The Approach. A section of von Richthofen’s flight, approaching from the east along the Somme River, leads an attack on a pair of British reconnaissance planes northeast of Le Hamel.  The Germans are fired on by Australian ack-ack guns. Brown’s patrol, approaching from the south with May on the “safe” west side, spots the smoke. They dive to the attack.

2: The Dogfight. In the ensuing tangle almost directly over the lines (light area) north of le Hamel, May (blue) disobeys Brown’s orders to stay out of the fight, but is too inexperienced to find a target. He does two complete circles, holding down his trigger and firing blind. Meanwhile Von Richthofen (red) stays above the fight, from where he can dive to attack the enemy or rescue one of his own.

3: The Pursuit. May’s guns overheat and jam. South of Sailly-le-Sec he breaks for home, west up the Somme valley. Von Ricthtofen spots him alone and dives to the attack. Brown in turn dives to the rescue. All three planes head up the valley. At this point von Richthofen has German territory just to his left and can easily break off the attack. However, the wind—unusually, blowing east-to-west—quickly carries him beyond the lines. (Planes are not shown to scale; map is about 4½ miles across from left to right.) May’s frantic weaving allows both the Baron and Brown to close the distance.

4: The Attack. Southwest of Vaux-sur-Somme (towns shown in this modern satellite view existed in April 1918, but only as shell-blasted ruins; artillery easily reached from one end of this view to the other), Brown plunges into range and gets off one burst (yellow). He believes the Baron looks around in surprise, then slumps in the cockpit. Actually one of von Richthofen’s guns is also jammed, and the other is firing only intermittently; he may have loosened his straps to reach forward and unjam them.

5: The Kill. Coming up on the bluff which turns the Somme south, May breaks right, up over the ridge, so low that his wheels touch the ground. Had von Richthofen turned after Brown, south, he would only have been 1½ miles behind enemy lines. Instead he follows May over the crest of the ridge—high ground occupied by trained Australian anti-aircraft crews. The triplane is taken under fire from multiple directions. A single bullet strikes von Richthofen in the right side.

6: The End. May and Brown rejoin and head off to the north. Struck in the heart, von Richthofen nevertheless manages to turn toward German lines, but is now 3½ miles from safe ground. He brings the triplane down to a semi-controlled landing in a beet field just south of the Bray-Corbie road. The impact snaps off the Fokker’s landing gear and—the Rittmeister having loosened his straps—slams his face on his gun butts. The triplane slews around facing the other way.

Lieber Richthofen!

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
21 April 1918
Cappy

Brief des Leutnants Hans Joachim Wolff an den Leutnant Lothar Freiherr von Richthofen Flughafen, 25. April 1918

Lieber Richthofen!
Noch immer kann ich nicht glauben, daß es wahr sein soll. Mir ist es, als hätte ich einen bösen Traum gehabt, der vorübergehen muß. Aber es muß ja wahr sein, denn jeder Mensch spricht davon. Nur nicht nachdenken darüber, sonst muß man weinen. Ich kann Ihren Schmerz  verstehen, denn nichts konnte Sie tiefer treffen als der Verlust Ihres großen Bruders. Der größte Schmerz, der nur an einen Menschen herantreten kann. Aber auch wir alle, selbst der jüngste Monteur, trauern. Wir trauern einem Manne nach, der uns alles war, für den wir alles freudig hingegeben hätten. Aber leider war es uns nicht vergönnt, ihm unsere unverbrüchliche Treue zu beweisen. Ich besonders bin tief unglücklich. Ich habe an ihm mehr verloren als nur das große Vorbild, das er allen war. Ich habe ihn geliebt wie einen Vater. Ich war glücklich, wenn ich mit ihm zusammen sein durfte. Grade in der legten Zeit war dies der Fall. Wir sprachen über einen Flug nach Freiburg und Speyer. Am 24. April sollte er vonstatten gehen. Herr Rittmeister wollte einige Tage in den Schwarzwald auf Auerhahnbalz und dann zu den Pfalzwerken. Und das soll jetzt alles nicht mehr sein. Wie wird jetzt alles, alles so anders werden. Wirklich alles durfte kommen, nur das nicht. Das Geschick war zu grausam. Am 20. April abends schoß er noch seinen neunundsiebzigsten und achtzigsten ab. Spät abends gegen ein halb acht Uhr waren wir  nochmal gestartet. Eine Division, die bei Villers-Bretonneux lag, hatte um Schutz gebeten. Wir kamen kaum an, als wir einem ganzen Haufen von Sopwith-Camels begegneten, gleich natürlich angegriffen. Kaum nach einer Sekunde brannte der erste, gleich darauf der zweite, nicht lange später der dritte. Ich bekam meinen leider nicht. – Ich habe übrigens jetzt neun Abschüsse. – Zwei hatte Herr Rittmeister, einen Leutnant Weiß, der jetzt unsere Staffel führt und achtzehn Abschüsse hat. Herr Rittmeister muß sich grade über diese beiden Abschüsse furchtbar gefreut haben. Nach dem Luftkampf ging er ganz tief herunter, so daß alle seine rote Maschine erkennen konnten, und winkte den Infanteristen und den Kolonnen zu. Jeder wußte ja, wer in der Maschine war, und alle hatten kurz vorher die brennenden Engländer gesehen. Begeistert winkten alle und schwenkten ihre Mützen. Als Herr Rittmeister landete, klatschte er in seine Hände und freute sich furchtbar, indem er sagte: ,,Donnerwetter, achtzig ist doch eine anständige Zahl.“ Und wir alle freuten uns mit ihm und sahen begeistert auf zu ihm.

Das am Abend vorher, dann kam der verhängnisvolle Morgen. Wir starteten gegen dreiviertel Zwölf vormittags in zwei Retten. Die erste Kette: Herr Rittmeister, Leutnant Freiherr von Richthofen (Ein Vetter Manfreds), Oberleutnant Karjus, Vizefeldwebel Scholtz und ich. Kaum kamen wir an die Front, als wir unter uns, diesseits in Gegend Samel, etwa sieben Sopwith-Camels sahen. Außer uns fünf war noch Jasta 5 in der Nähe, aber viel weiter diesseits in Gegend Sailly le Sec. Über uns waren noch sieben Sopwith-Camels, die aber zum Teil Jafta 5 angriffen, zum Teil oben blieben. Ein oder zwei famen noch zu uns. Wir fingen an, zu kämpfen. Im Verlauf des Kampfes sah ich Herrn Rittmeister öfters in meiner Nähe, er hatte aber noch keinen abgeschossen. Von unserer Kette war nur Oberleutnant Karjus bei mir. Vizefeldwebel Scholtz kämpfte in der Gegend Sailly le Sec mit den Albatrossen. Leutnant von Richthofen war scheinbar noch nicht ganz im Bilde, da es ja ungefähr sein erster Luftkampf war. Während ich mit Oberleutnant Karjus gegen zwei oder drei Camels kämpfte, sah ich plötzlich die rote Maschine neben mir, wie er einen Camel anschoß, der sich zuerst trudeln ließ, dann im steilen Sturzflug Richtung Westen wegdrückte. Dieser Kampf spielte sich schon jenseits ab in Höhe von Hamelet. Wir hatten ziemlich starken Ostwind, und daran hatte wohl auch Herr Rittmeister nicht gedacht. Da ich jetzt etwas freie Luft hatte, beschäftigte ich mich etwas intimer mit einem Camel und schoß ihn ab. Während der Camel stürzte, sah ich mich nach Herrn Rittmeister um und sah ihn in äußerst niedriger Höhe ungefähr über der Somme bei Corbie noch immer hinter dem Engländer her. Ich schüttelte ganz unbewußt meinen Kopf und wunderte mich, daß Herr Rittmeister einen Gegner soweit jenseits verfolgte. Während ich noch beobachten wollte, wo mein Abschuß hinfiel, höre ich plötzlich M. G. hinter mir und werde von einem frischen Camel angegriffen. Neben bei war das eine Kanone, der mir etwa zwanzig Treffer in die Maschine setzte. Als ich diesen nun glücklich log sah ich mich nach Herrn Rittmeister um, sah aber niemand mehr, außer Oberleutnant Karjus, der in meiner Nähe war, aber auch noch nicht so ganz im Bilde. Da wurde es mir schon etwas unheimlich, da ich Herrn Rittmeister unbedingt hätte sehen müssen. Wir kreisten noch eine Zeit in der Gegend, wurden auch noch mal von einem Engländer angenommen, den wir ungefähr bis neunhundert Meter über Corbie verfolgten, aber von Herrn Rittmeister keine Spur. Mit bösen Ahnungen kam ich nach Hause. Da waren auch schon Meldungen da. Ein roter Dreidecker nordwestlich Corbie glatt gelandet. Daß ein anderer Engländer ihn von hinten abgeschossen haben könnte, war ausgeschlossen, dafür konnte ich gleich bürgen. Das wäre auch das furchtbarste für mich gewesen, da ich mich als persönlichen Schutz von Herrn Rittmeister betrachtete. Und zwar soll Herr Rittmeister den Engländer abgeschossen haben, dann wollte er hochziehen, machte aber plötzlich steilen Gleitflug und landete glatt. Jetzt bestanden also zwei Möglichkeiten. Die Maschine überanstrengt, irgendein Ventil ‘rausgesprungen, und schon steht der Motor. Die andere Möglichkeit, Treffer von der Erde aus in den Motor. Aber er mußte ja leben, und das linderte etwas unseren Schmerz. Ja, wir freuten uns für seine Eltern, die ihren großen Sohn nach dem Kriege wiedersehen konnten. Und da kam am Tage drauf Major Hähnelt und sagte uns, daß der Herr Rittmeister gefallen sei. Das war ja unmöglich, das konnte doch nicht wahr sein. Und da kam mir gleich ein furchtbarer Verdacht. Ein Gerücht, was eine  Zeitlang umlief. Mit einem Todesschuß von der Erde aus kann man einen Dreidecker nicht mehr glatt landen. Aber es liegen Australier dort, die gesehen haben, wie der Engländer abgeschossen wurde, und plötzlich muß der Dreidecker dort landen. Nein, es ist gar nicht auszudenken. Sind alle Menschen denn wirklich schon so verroht? Sie werden wohl auch noch darüber genaue Nachrichten bekommen. Und sollte es wahr sein, dann wird das deutsche Volk geschlossene Rechenschaft verlangen. Und wir, das Jagdgeschwader Richthofen, insbesondere seine Staffel 11, wird den Engländern beweisen, daß, wenn Richthofen auch tot ist, sein Geist bei uns ewig fortleben wird. Sie werden sich darüber noch wundern. Ihnen wünsche ich weiter recht gute Besserung. Hoffentlich können Sie bald an unserer Spitze uns von Sieg zu Sieg führen. Denn uns beseelt nur ein Gedanke, und der ist, Ihren großen Heldenbruder zu rächen. Und nochmals mein von Herzen aufrichtigstes Beileid.

Mit den ergebensten Grüßen

Ihr Hans Joachim Wolff.

Leutnant Wenzl recalled

Richthofen, Beyond the legend of the Red Baron, Peter Kilduff, Arms and Armour, 1993
21 April 1918
Cappy

A member of Ltn Weiss’ flight, Ltn. d. Res Richard Weinzl, later recalled:

Over the lines we attacked seven Sopwith Camels with red noses. The Anti-Richthofen people! We went through the paces…but due to the rather strong east wind we (drifted) farther and farther over the other side. Accordingly, Weiss broke off combat and we went back over the lines. With that, suddenly I saw that one of our machines was in trouble. Afterwards someone told me that he was sure it was Wölffchen. In the air I thought I had recognized Richthofen’s machine. One after another the other machines came back. We landed everyone was there; only Richthofen was missing…

Now I voiced my fear. I had a numb inner feeling that something had happened to Richthofen. As I flew back, east of Corbie, I had seen a small machine on the ground on the other side of the lines that had not been there previously. This machine appeared to be red. As I knew the position, Hptmn Reinhard asked me to reconnoitre with some comrades. I took off with Karjus and von Richthofen…

1938 Analyse vom 21. April 1918

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
21 April 1918
On a ridge by the Bray to Corbie road
Vaux-sur-Somme

Es war nunmehr sicher, daß er nicht mehr unter den Lebenden weilte, sondern eingegangen war in das schweigende große Reich der Frontsoldaten, die ihr Leben ließen für ihr Vaterland.

Wie aber war es geschehen?

Die Meldung des Oberleutnants Fabian stellte sich als nicht ganz richtig heraus. Der Freiherr wurde schon in der Luft tödlich getroffen und die Maschine also beim Landen schwer beschädigt. Dies haben später Photographien einwandfrei bewiesen.

Während des Krieges ist es nicht möglich gewesen, seinen Tod völlig aufzuklären. Der letzte Kommandeur des Jagdgeschwaders Frhr. von Richthofen, der damalige Oberleutnant Göring, jetzt Reichsmarschall und Oberbefehlshaber der Luftwaffe, hat nicht nachgelassen in dem Suchen nach dem wahren Grunde des tödlichen Absturzes. Er nahm mit zahlreichen englischen Kampffliegern Fühlung auf, die nach bester Überzeugung die Ansicht vertraten, daß Kaptain A. Roy Brown im Luftkampf den tödlichen Schuß abgegeben habe. Aber diese Feststellung war nach sorgfältiger weiterer Forschung nicht mehr aufrecht zu halten. Der Streit zwischen Luftsieg und Erdabwehr, der so oft im Kirege aufkamn mußte nach eingehenden Briefen aus England, Kanada, Australien erneut einer Prüfung unterzogen werden. Die streng wissenschaftliche Forschung hat nun nach zwei Jahrzehnten zugunsten der Erdabwehr entschieden. Rittmeister Frhr. von Richthofen fiel unbesiegt nach 80 erkämpften Luftsiegen.

Die nebenstehende Kartenskizze zeigt das Kampfgebiet, in dem der letzte Flug Richthofens sein tragisches Ende fand.

In Verfolgung von zwei flüchtenden Gegnern flog Richthofen mit seinen MG.s feuernd in kaum 300 Meter Höhe über die Front. Dicht hinter der Front kam er in eine scharfe MG-Erdabwehr, die, von zwei Kompagnien abgegeben, eine Geschoßsperre zwischen die Gegner legte und auf den Verfolger gerichtet war, der in sie hineinfliegen mußte. Die Gefahr erkennend, hing sich Richthofen in eine scharfe Kurve, um den Geschoßgarben auszuweichen.

Es war zu spät. Ein Schuß von der rechten Schulter ins Herz setzte dem Heldenleben ein Ende.

Diese Schilderung ist von einem Artilleriebeobachter der 10. Kompagnie des Fußartillerie-Regimants 6, ist von Schützen der englischen 24. MG-Kompagnie (Ziffer 2 des Planes), der Lewis-Batterie (Ziffer 3 des Planes), von Kanonieren der australischen 108. Haubitz-Batterie (Ziffer 5 des Planes), von der 11. Abteilung der “F”-Flak-Batterie (Royal Garrison Artillery), die am Wege Bray-Corbie stand, völlig unabhängig voneinander bestätigt worden.

Andere Flieger waren während dieser Stunde nicht über diesem Teil des Kampfsgebietes.

Einige Tage nach dem Absturz Richthofens kam einer geflüchteten kanadischen Flieger mit seinem Geschwaderkommandeur zur Absturzstelle, Sie bedankten sich für die Hilfe, die ihnen die Erdabwehr geleistet hätte, denn sie waren wehrlos durch Ladehemmungen ihrer MG. gegen den Verfolger.

Das ist die geschichliche Wahrheit, die von keiner Seite mehr angegriffen werden kann.

Richthofen fiel kämpfend um neuen Sieg, unbesiegt in seinem Element, in dem er so oft sein Leben für seine erdgebunden kämpfenden kameraden eingesetzt hatte. Sie wurden Zeugen seines letzten Fluges in die Ewigkeit.

22 April 1918
Bertangles

Testimonial of Carl August von Schoenebeck: De Lords (Engelsen) hebben Manfred von Richthofen met alle militaire eer begraven. Wij van het Geschwader Richthofen en in het bijzonder wij van Jagdstaffel 11 hadden met Richthofen een man verloren, die ons geleerd had wat de begrippen voorbeeld en vriend beduidden. Wij hadden onze beste kameraad verloren.

Testimonial of Herman Lohmeyer

Marke 2 Wereldoorlog 1
22 April 1918
April 1918?
Cappy

Testimonial of Herman Lohmeyer (mecanic to Oblt. Wolff, Jasta 11): …Van daar trokken wij verderop, naar Cappy aan de Somme waar Manfred von Richthofen van een frontvlucht niet meer terugkwam.

MvR autopsy (disturbing pictures)

http://www.frontflieger.de/4-ric13.html
22 April 1918
Poulainville

Die Leiche Richthofens wird einer gerichtsmedizinischen Untersuchung unterzogen. Es wird geklärt, woran der Rittmeister starb: an einem einzigen Schuss, der die Brust von rechts unten nach links oben durchschlug. Das Geschoss befand sich noch in der Kleidung, als diese entfernt wurde.

Öffentliche Bekanntmachung des Todes von Richthofens

http://www.frontflieger.de/4-ric13.html
22 April 1918
Weimar

Öffentliche Bekanntmachung des Todes von Richthofens (hier in der Weimarschen Landes-Zeitung)

22 April 1918
Cappy

The obituary sent out by Jagdgeschwader I read: His love for his Fatherland, his heroic, modest way of thinking, his exemplary life as a German soldier were sealed with a hero’s death upon the battlefield by our admired and beloved commander, Royal Prussian Rittmeister Manfred Freiherr von Richthofen Knight of the Highest Order. On 21 April, he departed from us. Bereft and robbed of its leader, the Geschwader mourns the irreparable loss of its proud commander. Loved and admired by Germany’s people, respected by his enemies, he who was so accustomed to victory died undefeated, as a victor. To all of us, he was the model, the adviser, the friend whom we can never replace. With the solemn vow, ‘What you began — your life’s work — we will finish, and we must finish’, Richthofen’s brave fighting spirit shall live on in us for all time.

Manfred lebend in englischer Gefangenschaft

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
22 April 1918
Poulainville

Wir sitzen bei unserem Nachmittagstee, bei der Vesper – da wird mir ein Telegramm überreicht. Bevor ich es öffne muß ich den Empfang durch Namensunterschrift bescheinigen, dazu die genaue Zeit: 4 Uhr 15 Minuten. Ich halte also ein St.-Telegramm in den Händen, das eine wichtige Nachricht aus dem Felde enthalten muß. Schon öfter habe ich solche Fernsprüche quittiert. Freudige Botschaften habe ich auf diese Weise erhalten – aber auch die Verwundungen meiner Söhne sind mir so mitgeteilt worden. Nicht ohne Herzklopfen öffne ich: “Manfred lebend in englischer Gefangenschaft. Major Richthofen”. Meine Hände zittern; für einen Augenblick scheint sich das Zimmer zu drehen. Was war geschehen? Manfred war in die Gewalt der Feinde geraten? An dem roten Flugzeug mußten sie ihn, le rittmeister des quatre Esquadrilles rouge, sofort erkannt haben. Wie mochte sein Empfang bei den Engländern gewesen sein? Dieser rastlos schaffende Geist – nun zu langsam Nichtstun verdammt! Plötzlich und grell stand dieser Satz vor mir: “Das Schlimmste, das mir widerfahren könnte, wäre, beim Feinde zu landen…” Wieder sah ich seinen ahnungsvollen, in die Zukunft schauenden Blick, wieder fühlte ich das unausgesprochene, zurückgehaltene Wort. – Was Manfred befürchtet hatte, war eingetroffen. Doch gleich sprach eine andere Stimme in mir: “Gewiß ist es hart für ihn, hart für uns – aber wir werden uns nach dem Kriege wiedersehen; er bleibt uns erhalten. Dieser Gedanke überkam mich wie ein großer Trost. Das Telefon geht. Die Schweidnitzer “Tägliche Rundschau” fragt an, ob es sich bewahrheitet, daß ich ein Telegramm mit ungünstiger Nachricht über meinen Sohn Manfred erhalten habe. Ich erwiderte, daß der Fernspruch von meinem Mann sei und eine private Mitteilung enthalte. Da sie noch der Bestätigung bedürfe, so wolle ich nicht, daß der Inhalt in die Zeitung käme. Ich gehe in mein Zimmer, will allein sein, spreche vor mich hin, immer wieder: “Wir werden uns nach dem Kriege wiedersehen.” Ich liege auf meinem Bett, die Bäume knarren im Wind. Will denn diese Nacht nicht vergehen? Unruhige Träume mischen sich in meinem Halbschlummer.

Mitteilung des Gouvernement Köln

https://www.bundesarchiv.de/DE/Content/Virtuelle-Ausstellungen/Manfred-Von-Richthofen-Der-Rote-Kampfflieger/manfred-von-richthofen-der-rote-kampfflieger.html
22 April 1918
On a ridge by the Bray to Corbie road
Vaux-sur-Somme

Quelle: BArch PH 17-I/97 (Seite 5) Durch das Gouvernement Köln erfuhr der Kommandierende General der Luftstreitkräfte am 22. April 1918 von der Mitteilung des “Daily Chronicle” über Richthofens Tod im Luftkampf und der wohlwollenden Würdigung des gefallenen Gegners durch den Kriegsberichterstatter der “Times”.

Roy Brown erzählt

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1933, Eingeleitet und ergänzt von Bolko Freiherr von Richthofen, mit einem Vorwort von Generalfeldmarschall Hermann Göring, Verlag Ullstein & Co, Berlin
22 April 1918
Poulainville

A. Roy Brown, kanadischer Fliegerhauptmann, dessen Kugel Manfred von Richthofen tötete, hat über den Luftkampf, den er mit Manfred von Richthofen hatte und in dem der Deutsche fiel, folgendes erzählt: “Ich hatte einen Schulfreund, der jetzt mit mir zusammen im selben Geschwader stand. Das war Captain May, und wir beide waren wirklich gute Freunde. Am Sonntag vormittag, den 21. April 1918, waren wir zusammen in der Luft. Auf dem Heimweg stießen wir auf eine Anzahl feindlicher Flieger. Wir gerieten in einen Kampf, und ich will es von vornherein sagen, daß ich nach wenigen Sekunden die Hoffnung aufgegeben hatte, aus diesem Gefecht jemals lebendig herauszukommen. Immer aber sah ich zu meinem Freude Captain May herüber, und mein Herz klopfte vor Freude trotz alle Bedrängnis, als ich sah, daß es May gelang, einen deutschen Flieger abzuschießen. May drehte sofort nach seinem Sieg um, um nach Hause zu fliegen. Ich hatte ihm das ans Herz gelegt, weil er ein Neuling war und weil ihn ein Kampf so mitnehmen mußte, daß es keinen Zweck hatte, danach noch lange in der Luft zu bleiben. In dem Augenblick aber, als er davonschoß, sah ich, wie ein rotes Flugzeug sich auf ihn warf. Da wurde mir übel zumute. Aber, als ich mich daran machen wollte, um ihm zu Hilfe zu kommen, da mußte ich selbst um mein Leben kämpfen, denn drei Flieger kamen auf mich los, um mich zu erdrücken, ich stand im Kreuzfeuer ihrer Gewehre. Kein Ausweg! Jedenfalls wollte ich es für sie so ungemütlich wie möglich machen! So, nur Ruhe! Ich kann mich nicht erinnern, Furcht gehabt zu haben. Sollte es das Ende sein, gut, dann wenigstens am Führersitz meiner alten Maschine! Ich begann zu manövrieren. Schoß bald hier-, bald dorthin, überschlug mich, spiralte, zickzackte, nur kein festes Ziel bieten! Ich versuchte jeden Trick, den ich kannte, einiges war mir selbst noch neu, hatte es nie vorher versucht. Leise wurde in mir der Gedanke wach, sie in einen Zusammenstoß zu verwickeln. Ich ließ sie gerade auf mich loskommen, dann machte ich einen “Immelmann”, nach oben, dann zurück. Unter ihnen kam ich wieder zum Vorschein. Gerade konnte ich sehen, wie zwei von ihnen um Haaresbreite aneinander vorbeischossen. Fast wäre der Dritte gefaßt worden, hätte er nicht einen großen Bogen gemacht.

Ich hatte Zeit, Atem zu holen. Während sie sich aufrichteten, versuchte ich mich in die Höhe zu schrauben. Jetzt drehten sie und kamen wieder auf mich los. Ich hielt meinen Kurs, bis sie fast mit mir zusammenstießen, dann kippte ich nach der Seite und lag nun flach unter ihnen. Wieder entgingen sie knapp dem Zusammenstoß. Mit aller Gewalt versuchte ich, Höhe zu gewinnen. Beim Aufrichten verloren sie mich aus den Augen.

Mein erster Gedanks war: wo ist May? Angstvoll suchte ich den Himmel nach ihm ab, hoffend, ihn noch lebendig zu sehen. Endlich entdeckte ich ihn, in der Richtung auf Corbie, nördlich von mir, nach Hause fleigend.

Dann bemerkte ich, daß er verfolgt wurde. Aus dem Dunst heraus schoß ein leuchtend rotes Flugzeug hinter ihm her, in so vorteilhafter Stellung, die leicht zum Verhängnis werden konnte. Ich schraubte mich weiter hoch, um eventuell May schnelle Hilfe zu bringen. Er versuchte zu entkommen, schwenkte jetzt hierhin, jetzt dorthin, zickzackte, doch der Rote blieb unentwegs rechts hinter ihm. Sie glichen zwei Riesenhornissen, die einander jagten, vorwärts, seitwärts, wieder herum. Sie machten alle Bewegungen gemeinsam. Jede Schwenkung Mays wurde von seinem Gegner wiederholt. Noch schien May ihm nicht unterlegen zu sein.

Doch bald sah ich, wie der Deutsche an Zwischenraum gewann. Er gab alle Manöver auf, flog in gerader Linie.Er verringerte seinen Abstand zusehends. May war noch im Vorteil, gelang es ihm, sein Tempo beizubehalten, so… Plötzlich wurde mir klar, daß er in der Falle saß. Er hatte alle Kunststücke, die er kannte, versucht, er war am Ende seines Witzes. Der rote Flieger war kaum noch hundert Fuß entfernt und lag auf der gleichen Ebene wie May; jeden Augenblick konnte er das Feuer eröffnen. Zum Glück hatte ich inzwischen dreitausend Fuß erreicht. Ich schwenkte scharf herum, drehte, richtete mich auf und dann, Kopf voran, schoß ich auf das Schwanzende des Roten zu.

Ich hatte alle Trümpfe in der Hand. War über ihm und kam von hinten. May drehte und wand sich wie ein Fish an der Angel. Der “Rote” machte sich daran, seine erste Salve anzubringen, als der Moment für mich gekommen war!

May hatte es aufgegeben. “Das ende”, dachte er uns setzte sich zurecht, den Todesstreich zu empfangen. Da hörte er mein MG. Er blickte über die Schulter. “Gottlob, Brownie!”

Als er sich wieder umsah, war der “Rote” verschwunden, über den Rand seines Flugzeuges sah er, wie er tief unten auf die Erde aufschlug.

Richthofens Ende war genau wie das seiner meisten Opfer. Er war überrascht worden, er war tot, noch bevor er sich von seiner Überraschung hatte erholgen können.

Alles hatte sich so zufällig, so einfach abgespielt. Ich war herabgekommen, bis mein Vorderteil über seinem Schwanzende stand, dann feuerte ich. Die Kugeln rissen sein Höhensteuer fort und zerfetzten den hinteren Teil des Flugzeuges. Flammen zeigten, wo die Kugeln einschlugen.

Zu kurz gezielt! Ganz sachte zog ich am Steuer…ich hob mich ein wenig, Kriegsschulübung, jetzt kann man’s. Ein volle Salve riß die Seite des Flugzeuges auf. Sein Führer drehte sich um und blickte auf. Ich sah das Aufleuchten seiner Augen hinter den großen Gläsern, dann fiel er zusammen auf den Sitz, Kugeln pfiffen um ihn. Ich stellte das Feuer ein.

Richthofen war tot. Es spielte sich alles in Sekunden ab, schneller als man es erzählen kann. Sein Flugzeug schütterte, schwankte, überschlug sich un stürzte in die Tiefe.

Die Reservegräben der Australier lagen nur dreihundert Fuß unter uns. Es war ein kurzer Absturz, May sah es, Mellersh sah es auch, und ich, als ich herumschwang.

Mellersh hatte einen Streifschuß an der Hand. Zwei Feinde waren hinter ihm her. Ich machte mich, so schnell ich konnte, daran, ihm zu helfen. Die Deutschen spiralten aus dem Kampf heraus und flogen davon. Der Kampf warvorüber, jeder hatte genug. Müde kherte ich nach Bertangles zurück. Die vielen Manöver hatten die Maschine sehr mitgenommen, der Propeller wollte kaum noch mittun. Doch ich erreichte den Flugplatz.

Der Erste, der mich begrüßte, war May.Er rannte auf mich zu und faßte meine Hand. “Gottlob, Brown, hast du den Roten gefaßt? Es sah bös mit mir aus, eine Sekunde später und es wäre mit mir vorbei gewesen.” Er freute sich, noch am Leben zu sein. Mit keiner Silbe wurde der Name Richthofen erwähnt. Auch ich sagte nichts. Wohl hatte ich das Gefühl, daß jener rote Kampfflieger Richthofen gewesen war, der deutsche Adler der Lüfte, doch kam mir der Gedanke, ihn besiegt zu haben, wie eine Unbescheidenheit vor.

Bald darauf setzte ich mich hin, um meinem Bericht zu schreiben. Da erwähnte ich, daß ich eine knallrote Maschine zerstört hätte. Mein Logbuch zeigte unter jenem Datum folgende Eintragung: “Trafen auf großen Schwarm feindlicher Maschinen und Albatros-Einsitzer. Drei Maschinen verfolgten mich, so daß ich mich davonmachte. Gewann Höhe. Kehrte zurück, schoß auf einen völlig roten Apparat, der May verfolgte, hinab, sandte ihn hinunter. Beobachtet von den Leutnants Mellersh und May, griff dann zwei Flieger an, die Leutnant Mellersh verfolgten. Erfolglos!”

Rrrrrrr…rrrr, das Telfon. Der Kommandant am Apparat. Simpsons, unser Chefingenieur, ging, un zu antworten. Kam zurück! “Mensch, Brownie! Bereite dich aud die Orden vor!” “Wozu?” “Der Alte sagt, der rote Flieger war Richthofen.” Fast wäre ich in Ohnmacht gefallen. Zwar hatte ich schon so ein Gefühl gehabt, daß er es gewesen war.Also doch Richthofen! Der “rote Baron”, Deutschlands berümtester Flieger!

Es war ein Ruhmestag der Abteilung. Endlich konnten wir mit dem Essen anfangen. Gerade waren wir beim letzten Gang, als Cairns, der Kommandant, eintrat. Wir salutierten, er kam auf mich zu, ernsthaft schaute er drein. Von Gratulierenwollen war nichts zu merken. Seine Stimme klang kühl: “Also Brown, Sie behaupten, Richthofen abgeschossen zu haben?” “Nein, keineswegs!” “Ich dachte doch?” “Nein, ich behaupte nur, einen rot gemalten Fokker abgeschossen zu haben. Den Piloten kenne ich nicht.” “Also, es war Richthofen! Die Sache is aber die, daß die australische MG-Abteilung sagt, sie hätte ihn von unten abgeknallt. Außerdem ein Rapport, er wäre von einem R.E. 8 heruntergeholt worden, und dann Ihr Bericht. Es sieht übel genug aus!”

Dann nahm ich den Wagen, den der Kommandant hatte warten lassen. Ich holte ihn ab, und fort ging’s ins Quartier der 11. australischen Infanterie-Brigade. Wir fuhren, ohne eine Wort zu sprechen. Cairns sprach sowieso nicht viel, und mir war die Lust zum Plaudern vergangen. Wir fanden das Zelt des Kommandeurs wohl versteckt auf einem Hügel inmitten eines Gehölzes. Ich glaube, es war irgendwo westlich von Corbie.

Wir fanden Richthofen. Man hatte ihn in der Nähe eines fleigenden Lazaretts niedergelegt. Ein paar Leute standen herum. Der Anblick Richthofens, als ich näher trat, gab mir einen Schreck. Er erschien mir so klein, so zierlich. Er sah so freundlich aus, seine Füße waren schmal wie die einer Frau. Sie steckten in feinen Ulanenstiefel, glänzend poliert. Eine Eleganz ging von ihnen aus, die gar nicht paßte, als sie so unter dem rauhen Fliegeranzug hervorschauten. Man hatte seine Kappe entfernt, blondes, seidenweiches Haar, wie das eines Kindes, fiel von der breiten hohen Stirn. Sein Gesicht, besonders friedlich, hatte einen Ausdruck von Milde und Güte, von Vornehmheit.

Und plötzlich fühlte ich mich elend, unglücklich, als hätte ich ein Unrecht begangen. Kein Gefühl der Freude konnte aufkommen, daß dort Richthofen lag, der größte von allen! Schamgefühl, eine Art Ärger gegen mich selbst, ergriff mich bei dem Gedanken, daß ich ihn gezwungen, nun dort zu liegen, so ruhig, so friedvoll, ohne Leben. Diesen Menschen, der noch vor kurzem so voller Leben gewesen war. Und in meinem Herzen verfluchte ich den Zwang, der zum Töten trieb, ich knirschte mit den Zähnen, ich verfluchte den Krieg!

Hätte ich es gekonnt, wie gerne hätte ich ihn ins Leben zurückgerufen, aber das ist etwas anderes, als ein Gewehr abschießen, ich konnte ihm nicht länger ins Gesicht sehen. Ich ging fort, nicht als Sieger fühlte ich mich. Ein Würgen saß mir in der Kehle. Ich wartete, bis Cairns mit der Untersuchung fertig war. Wäre es mein liebster Freund gewesen, ich hätte keinen größeren Schmerz empfinden können. Sicherlich hätte ich mich nicht so elend gefühlt, hätte ich nicht das Unglück gehabt, zu wissen, daß ich ihm getötet habe.”

 

23 April 1918
On a ridge by the Bray to Corbie road
Vaux-sur-Somme

Testimonial of Carl August von Schoenebeck: Toen ik op 23 april 1918 op mijn oud vliegveld terugkwam, vernam ik dat Rittmeister Manfred Freiherr von Richthofen tijdens een luchtgevecht gesneuveld was. Het bericht schokte ons diep, want we beschouwden hem in ons jeugdig enthousiasme als ongenaakbaar. Men vertelde ons dat hij met zijn toestel nog geland was, maar door een schot in hart was doodgebloed. Men vond hem met de stuurknuppel nog stevig in de hand.

MvR funeral

http://www.frontflieger.de/4-ric13.html
23 April 1918
Bertangles

Zwei Tage nach seinem Tod wird Manfred Freiherr von Richthofen mit allen militärischen Ehren (sein Sarg wird von gleich-rangigen australischen Offizieren getragen) in Bertangles auf dem Gemeindefriedhof bestattet.

Grauenvoller Tag, furchtbarster Tag meines Lebens.

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
23 April 1918
Bertangles

Grauenvoller Tag, furchtbarster Tag meines Lebens. Von früh ab klingelt ununterbrochen das Telefon. Das Gerücht, Manfred habe bei den Feinden landen müssen, hat sich wie ein Feuer verbreitet. Nicht nur Bekannte, nein, auch ganz fremde Menschen läuten an und wollen wissen, was an den umlaufenden Gerüchten Wahres sei. Dabei lauten die Meldungen immer phantastischer. Es waren nervenaufregende Stunden. Gegen sechs Uhr kommt blaß und verstört eine Dame zu mir. Sie wolle nur von mir selbst erfahren, was mit Manfred geschehen sei. Sie könne es noch gar nicht glauben. Ich möchte doch verzeihen, daß sie hier eingedrungen sei – aber – sie habe von ihren Töchtern gehört… “Was denn!? Was haben Sie gehört?” Die Besucherin wurde bleich: “Ach, es schwirren die verschiedensten Gerüchte durch die Stadt” – ich als Mutter würde ja am besten informiert sein. Ich zeige ihr mein Telegramm, mein Herz schlägt unruhig, die Ahnung eines Grauens überkommt mich…Wieder schellt es draußen, ein junger, uns bekannter Offizier kommt ins Zimmer gestürtzt: “Frau Baronin – was ist geschehen?” fragt er er tonlos. Ich stehe immer noch da wie aus Stein, das Telegramm, an das ich noch fest glaube, in der bebenden Hand. Er liest es schweigend, sieht mich fast verständnislos an und stottert, daß diese Information natürlich die maßgebende sei. “Nicht war? – Das muß doch so sein! Essen Sie mit uns zu Abend.” Wir bemühen uns, ruhig und beherrscht zu sein, die törichten Nerven niederzuringen; es gerät auch leidlich. Während des Essens wird ein junges Mädchen, eine Schwester, gemeldet, die Ilse zu sprechen wünschte. Sie wolle aber durchaus nicht stören, sondern im Salon warten. Die Mahlzeit ist beendet; noch liegt ein Druck auf meinem Herzen. Jetzt nur einen Augenblick Erholung und Alleinsein, einen Augenblick nur hinaus in die feuchte, kühle Frühlingsluft. Ich öffne die Haustür und trete in den Garten. Der Ries knirscht unter meinem Füßen. Die Wolken ziehen tief, schwer von Regen; sie drücken von den Bergen auf die Dächer her. Draußen am Gartenzaun stehen Rinder. Mit großen, runden Augen spähen sie durch das Gitter. Plötzlich schlägt es an mein Ohr – laut und vernehmlich – eine helle Knabenstimme hat es gerufen: “Ist es denn wahr, Frau Baronin, daß der Herr Rittmeister gefallen ist?” Mein Fuß stockt, tödlicher Schrecken lähmt meine Glieder: “Was redest du für Unsinn? Der Herr Rittmeister ist gefangen – aber nicht gefallen.” Das Kind beharrlich, mit kleiner kläglicher Stimme: “Aber auf dem Ringe steht es doch groß angeschlagen, mit einem dicken schwarzen Rand darum.” Ich aufschreiend: “Wer hat das gesagt? Hast du es gesehen?” Das Kind: “Mein Bruder hat es mir erzählt.” Ich stürze ans Telefon: “Bitte die ‘Rundschau’!” Es ist acht Uhr vorbei, die Redaktion hat bereits geschlossen, niemand meldet sich mehr. Ich frage auf der Post an. Nein, ein derartiges Telegramm ist bei der Post nicht durchgekommen, hier ist nichts bekannt.” Das hatte doch zögernd geklungen, zurückhaltend? Fast mit einem Ton von Mitleid oder Trauer? – “Geben Sie mir, bitte, den Oberbürgermeister!” Und nun erfahre ich die furchtbare Wahrheit. Es sei ihm schmerzlich, daß gerade er mir die Mitteilung machen müsse, doch könne er leider nur bestätigen, daß beide hiefigen Zeitungen Extrablätter mit der Todesnachricht meines Sohnes gebracht hätten… Die Stimme geht weg…vollkommen erstarrt stehe ich am Telefon. Da tritt das junge Mädchen, welches während des Abendessens gekommen war, an mich heran. Schweigend und mit tiefem Kummer in den Mienen überreicht sie mir ein Extrablatt. Ich lese: “Rittmeister Freiherr von Richthofen gefallen. Berlin, 23. April 1918. Amtlich. Am 21. April ist Rittmeister Manfred Freiherr von Richthofen von einem Jagdflug an der Somme nicht zurückgekehrt. Nach den übereinstimmenden Wahrnehmungen seiner Begleiter und verschiedener Erdbeobachter stieß Freiherr von Richthofen einem feindlichen Jagdflugzeug in der Verfolgung bis in geringe Hïhe nach, als ihn anscheinend eine Motorstörung zur Landung hinter den feindlichen Linien zwang. Da die Landung glatt verlief, bestand die Hoffnung, daß Richthofen unversehrt gefangen sei. Nach einer Reutermeldung vom 23. April ist kein Zweifel mehr, daß Freiherr von Richthofen den Tod gefunden hat. Da Richthofen als Verfolger von seinem Gegner in der Luft nicht gut getroffen sein kann, so scheint er einem Zufallstreffer von der Erde aus zum Opfer gefallen zu sein.Nach der englischen Meldung ist Richthofen auf einem Kirchhof in der Nähe seines Landungsplatz am 22. April unter militärischen Ehren bestattet worden.” * Lange starre ich auf das Blatt nieder, bis ich seinen Inhalt begriffen habe. Manfred ist tot… Mein Junge ist tot… Ich lebe… Manfred ist tot. * Viele Telegramme sind da…viele, viele… Ich spüre aus ihnen den Schmerz über den Verlust, den ein ganzes Volk beklagt, den heißen Wunsch, zu trösten. Der Oberste Kriegsherr – Hindenburg, Ludendorf – der Kommandeur der Luftstreitkräfte – der Kaiser von Österreich. Sie treten heute in ihren herzlichen, knappen Funksprüchen neben uns und unsere große Trauer; und mit ihnen ungezählte Unbekannte aus allen Schichten. Sie alle denken dasselbe: Unersetzlich – unvergeßlich – unsterblich ! Die Fahne ist auf Halbmast gesunken, die Degen senken sich, stille Feuer brennen über seinem Namen. Und ich weiß, daß ich mich überwinden muß in meinem Gram und Trost finden im Gedanken an das Ganze, Heilige, Ewige…

Reuters

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
23 April 1918
On a ridge by the Bray to Corbie road
Vaux-sur-Somme

Welche Gefühle die Engländer bewegten, geht aus der Meldung hervor, die in diesen Trauertagen aus Holland einlief.

Die englischen Reuter-Nachrichten lauten wörtlich:

Reuters besonderer Mitarbeiter beim britischen Heer meldet, daß der deutsche Flieger Rittmeister v. Richthofen in einem Luftgefecht an der Front den Tod gefunden habe. Die Leiche wird mit militärischen Ehren begraben werden. Es ist vorauszusehen, daß diese Feierlichkeit sehr eindrucksvoll und des bemerkenswerten Rekordes dieses Fliegers würdig sein wird.

Mitteilung des Nachrichtenagentur Reuters

https://www.bundesarchiv.de/DE/Content/Virtuelle-Ausstellungen/Manfred-Von-Richthofen-Der-Rote-Kampfflieger/manfred-von-richthofen-der-rote-kampfflieger.html
23 April 1918
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Vaux-sur-Somme

Quelle: BArch PH 17-I/97 (Seite 4) Das abgebildete Dokument, eine Mitteilung der Nachrichtenagentur Reuters in Amsterdam, stellt die erste detaillierte Nachricht über Richthofens Todesumstände dar. Bereits hier wird die tödliche Kugel einem australischen MG-Schützen, der vom Boden aus auf den tieffliegenden Richthofen feuerte, zugerechnet.

Fernspruch des Gouvernement Köln

https://www.bundesarchiv.de/DE/Content/Virtuelle-Ausstellungen/Manfred-Von-Richthofen-Der-Rote-Kampfflieger/manfred-von-richthofen-der-rote-kampfflieger.html
23 April 1918
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Vaux-sur-Somme

Quelle: BArch PH 17-I/97 (Seite 3) Das Gouvernement Köln gab die dort empfangenen Meldungen aus den neutralen Niederlanden zum Tod Richthofens vom 22. und 23. April 1918 per Fernspruch an den Kommandierenden General der Luftstreitkräfte weiter.

Mitteilung des Kogenluft zum Tod Richthofens

https://www.bundesarchiv.de/DE/Content/Virtuelle-Ausstellungen/Manfred-Von-Richthofen-Der-Rote-Kampfflieger/manfred-von-richthofen-der-rote-kampfflieger.html
23 April 1918
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Vaux-sur-Somme

Quelle: BArch PH 17-I/97 (Seite 2) Bei dem hier gezeigten Schriftstück vom 23. April 1918 handelt es sich um eine Mitteilung des Kogenluft an die Oberste Heeresleitung, die die aus den neutralen Niederlanden stammenden Meldungen zum Tod Richthofens weitergibt.

Mitteilung für die Presse zum Tod Manfred von Richthofens

https://www.bundesarchiv.de/DE/Content/Virtuelle-Ausstellungen/Manfred-Von-Richthofen-Der-Rote-Kampfflieger/manfred-von-richthofen-der-rote-kampfflieger.html
23 April 1918
On a ridge by the Bray to Corbie road
Vaux-sur-Somme

Quelle: BArch PH 17-I/97 (Seite 1) Das abgebildete Dokument vom 23. April 1918 zeigt den vom Kogenluft, General d.K.Ernst von Hoeppner, abgezeichneten Entwurf einer Mitteilung für die Presse zum Tod von Manfred von Richthofen.

Gefangenenvernehmung

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
23 April 1918
Bertangles
Bertangles

Ich las einen dem Jagdgeschwader Richthofen überstanden Auszug aus einer Gefangenenvernehmung: “Einer der Gefangen hat vor wenigen Tagen das Grab des Rittmeisters von Richthofen besucht. Es befindet sich auf dem französischen Zivilfriedhof von Bertangles, nördlich Amiens, wo nur wenig Soldaten begraben sind. Auf einem Propeller sind in silbernen Buchstaben Name, Rang, Todestag und einige ehrende Worte vermerkt. Auf das Grab waren Blumen gepflantzt. Auch lagen einige Kränze darauf.” – – Wann wird es sein, daß Manfred in deutsche Erde gebettet wird!

Dem tapferen und würdigen Gegner

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1933, Eingeleitet und ergänzt von Bolko Freiherr von Richthofen, mit einem Vorwort von Generalfeldmarschall Hermann Göring, Verlag Ullstein & Co, Berlin
23 April 1918
Bertangles

Der Familie Richthofen ging über die Beisetzung Richthofens nach seinem Tode von englischer und amerikanischer Seite eine genaue Darstellung zu. Sie folgt hier:

Ein hohes, tiefes Zelt war ausgeräumt worden, und in der Mitte dieses Zeltes, auf einem erhöhten Podest, lag die Leiche Manfreds von Richthofen in der Uniform der 1. Ulanen, die er getragen hatte, als ihn das schwarze Los aus seinem Leben riß. Die Leinwandwäde des Zeltes flatterten im Winde, und das Licht, das schwach in das Zelt drang, beleuchtete sein scharf geschnittenes, junges Gesicht.

Um fünf Uhr am Nachmittag erschollen in der Umgebung des Zeltes militärische Kommandos. Zwölf englische Soldaten, den Stahlhelm auf dem Kopf, marschierten unter Führung eines Offiziers heran und bildeten vor dem Zelt Spalier. Sechs englische Fliegeroffiziere, alles Geschwaderführer, die sich vor dem Feinde ausgezeichnet hatten, traten ins Zelt und hoben den Sarg, in dem der Tote lag, auf die Schultern. Als sie aus dem Zelt heraustraten, erscholl ein Kommando. Die Truppe, die im Spalier aufgestellt war, präsentierte das Gewehr, und so trugen die englischen Offiziere den toten feindlichen Kameraden bis zu einem Kraftwagen, der sich langsam in Bewegung setzte.

So ging der Zug bis zum Eingang eines kleinen Kriegerfriedhofes. Hier am Tor stand, das Chorhemd über der mit dem englischen Kriegskreuz geschmückten Khaki-Uniform, der englische Geistliche. Dem Sarge folgten die zwölf Mann der Trauerparade, sie hatten die Augen zu Boden gesenkt und trugen das Gewehr mit nach unten gerichtetem Lauf unter dem Arm. Und dann kamen englische Offiziere und Unteroffiziere, unter ihnen allein fünfzig Flieger, die in der Nähe lagen, und sie gingen alle schweigend und mit zu Boden gesenkten Blicken hinter dem Sarge her. Die Flieger waren alle herbeigeeilt, um dem tapferen und vornehmen Feinde die letzte Ehre zu erweisen. Sie hatten Kränze mitgebracht, sie hatten sie aus Immortellen gewunden und mit den deutschen Farben geschmückt. Einer der Offiziere aber trug einen großen Kranz, der die Inschrift hatte: “Dem Rittmeister von Richthofen, dem tapferen und würdigen Feinde”, und dieser Kranz war vom Hauptquartier der britischen Luftkräfte geschickt.

Der Geistliche sprach das Totengebet. Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften standen um das Grab, und als der Geistliche geendet hatte, traten sie alle zurück, denn das scharfe Kommando eines englischen Offiziers ließ die Mannschaften der Trauerparade Haltung annehmen und die Gewehrläufe in die Luft reißen. Und dann krachten drei Ehrensalven über das Grab. Auf den Sarg wurde ein Metalschild genagelt, das in deutscher und englischer Sprache die Inschrift trug: “Hier ruht Rittmeister Manfred Freiherr von Richthofen, auf dem Felde der Ehre mit 25 Jahren im Luftkampf am 21. April 1918 gefallen.” Flugzeuge mit der dreifarbigen Kokarde kreisten über dem Grab, als der Sarg langsam herabsank. Dieses Grab liegt nicht weit von Amiens. Eine Weißdornhecke, die immer vom Winde gepeitscht wird, wirft ihren Schatten aud die Stätte, an der Manfred von Richthofen zum letzten Schlaf gebetter wurde.

Meldung des Reuterbüros

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
23 April 1918
On a ridge by the Bray to Corbie road
Vaux-sur-Somme

Der englische Marschall Haig meldet, daß am 21. April elf deutsche Flieger im Luftkampfe heruntergeschossen wurden. Es stellte sich heraus, daß einer der heruntergeschossenen Flieger der Rittmeister von Richthofen war, der nach seinen Angaben über achtzig alliierte Flieger  heruntergeschossen hatte. Seine Leiche wurde am Montag mit vollen militärischen Ehren bestattet.

23 April 1918
Bertangles

Die Bestattung des Freiherrn von Richthofen gestaltete sich zu einer imposanten Feier. Der gefallene Gegner wurde auf einem freundlichen kleinen Friedhofe bestattet, nicht weit von dem Ort, von dem er heruntergeschossen wurde. Eine Abteilung des Kgl. Fliegerkorps war bei der  Leichenfeier zugegen. Der Berichterstatter fügt hinzu: Wenn es auch nicht unsere Aufgabe ist, der übriegen Welt Kultur aufzuzwingen, so werden wir doch nicht aufhören, uns unseren Feinden gegenüber ritterlich zu erweisen.

Andre Tudesq - Sonderberichterstatter

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
23 April 1918
Bertangles

Andre Tudesq, Sonderberichterstatter des Pariser „Journal“ über die Beisetzung Richthofens

Vor der Beisetzung wollten wir die sterbliche Hülle des Rittmeisters von Richthofen noch einmal auf seinem Totenbette grüßen. Er ruhte unter einem hohen, tiefen Zelt. Nichts war in dem Raum mit den im Winde flatternden Leinenwänden als in der Mitte ein Stapel von Kisten, auf dem die Leiche aufgebahrt war. Der schwache Lichtstrahl, der sich durch die Zeltöffnung stahl, beleuchtete seinen mächtigen Athletenkörper und sein scharf geschnittenes Gesicht. Auf fünf Uhr war die Beerdigung angesetzt, die selbstverständlich unter militärischen Ehren vor sich ging. Wir waren pünktlich zur Stelle. Ein Wachtkommando von zwölf Mann bildete Spalier und präsentierte das Gewehr. Sechs englische Fliegeroffiziere, alle sechs hervorragende Geschwaderführer, hoben den Sarg auf ihre Schultern und trugen ihn, zwischen dem Soldatenspalier hindurchschreitend, zu dem Lastauto, einem sogenannten Schlepper, der sich langsam in Bewegung feste. Der anglikanische Geistliche war vorausgegangen. Das Chorhemd über der mit dem englischen Kriegskreuz geschmückten Khakiuniform, erwartete er den Zug am Eingang des Kirchhofes. Hinter dem Leichenwagen marschierten die zwölf Mann der Trauerparade, die Augen zu Boden gesenkt und die Flinte mit nach unten gerichtetem Lauf unter dem Arm. Fünfzig Flieger, Offiziere und Unteroffiziere, bildeten das Trauergeleit. Aus den südlich gelegenen Standorten waren vier Flieger herbeigeeilt, um dem tapferen und vornehmen. Feinde die letzte Ehre zu erweisen. Auf dem Sarge lagen fünf gewaltige, aus Immortellen gewundene und mit den deutschen Farben gebundene Kränze. Der eine war von dem Hauptquartier der britischen Luftstreitkräfte gesandt, die anderen kamen von benachbarten Flugplätzen. Alle trugen die gleiche Inschrift: ,,Dem Rittmeister von Richthofen, dem tapferen und würdigen Feinde.“ Nachdem der Geistliche die Totengebete gesprochen, feuerte die Trauerparade die drei Ehrensalven
über das Grab. Auf den Sarg wurde ein Aluminiumschild genagelt, das in deutscher und englischer Sprache die Inschrift trug: „Hier ruht Rittmeister Manfred Freiherr von Richthofen, auf dem Felde der Ehre mit 25 Jahren im Luftkampf am 21. April 1918 gefallen.“ Flugzeuge mit der
dreifarbigen Kokarde kreisten über unseren Köpfen, um dann zu neuen Kämpfen hinauszuziehen. Der junge Held sank langsam in sein Grab. Dumpf polterten die Erdschollen auf den Sarg. Er ruht nicht weit von Amiens in einem kleinen, vom Winde gepeitschten Grabe. Eine  Weißdornhecke wirft ihren Blütenschatten auf die letzte Ruhestätte eines Königs der Lüfte.

Morning Post

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
23 April 1918
Sailly-le-Sec

How Richthofen fell (From a Special Correspondent)

Captain von Richthofen, the German airman, was killed while trying to break down our airial defences in the Ancre region in order that the enemy reconnaissance machines might get through and cross the line. A document captured on Sunday, the day of his death, reveals this reason for his presence. It is a communication from a “Group Commander of Aviation” to the “First Pursuit Squadron” (of which Richthofen was commander), saying: “It is not possible to fly over the Ancre in a westerly direction on account of strong enemy opposition. I request that this aerial barrage be forced back in order that a reconnaissance up to the line Marceux-Puche- villers (ten miles behind the front) may be carried out.” Richthofens “Circus” appeared over our lines between the Somme and the Ancre, not far from Corbie, about eleven o’clock on Sunday morning. I am unable to give all the details of the battle, but it appears, that the gaudily-painted German planes – there were between 25 and 30 of them – sighted two British machines and tried their usual tactics of encirclement in order that Richthofen, in his crimson Fokker triplane, might swoop down at the crucial moment and deliver the death blow. His followers were trained to “herd” British airmen in this way, and by sheer weight of numbers pin one or two machines in a tight corner from which is was difficult to escape. The plight of these two British aeroplanes was seen by a number of others, and they flew to the rescue.

A “Dog fight”
A general engagement with the bulk of Richthofens force was of the kind described by our flying experts as “Dog Fight”. It began in sections, for the German craft were flying at different altitudes and the opposing aeroplanes wheeled and dived at a dizzy speed, manoeuvring for  opportunities of using their machine-guns. Richthofen continued in pursuit of one of the British planes first sighted, and another British plane tried hard to get a firing position on the crimson Fokker. The trio gradually veered from the main battle until more than two miles away. Suddenly, when Richthofen was about 50 yards from the British line, his machine staggered and dropped like a stone. At that moment he was being fired at by antiaircraft batteries, the pursuing British machines, and the rifles and Lewis guns of infantry which watched the fight
with breathless interest. The Fokker was torn to pieces by the impact, but Richthofen remained in his seat – dead.

Recovery of the body
The fight was witnessed by the german artillery observers, and the enemy guns immediately put a heavy barrage around the wrecked aeroplane, perhaps with the intention of trying to rescue the body after nightfall. Some of our men crawled out at great risk and found that Richthofen had been instantly killed. They placed a rope around the body and pulled it into a trench. The bombardment continued, and the remains of the Fokker could not be salved until some hours later. Richthofen had been shot through the chest, the bullet entering the left side and coming out on the right, and there was a wound on the face; apparently caused by the fall. He was a clean-shaven, good-looking young man under thirty, with light hair and a well-shaped head. He wore a Sidcot flying suit, but no uniform, and in the pockets were a number of documents, including a pilot’s certificate endorsed with the record of his eighty victories in the air, and a gold watch with his crest and initials. The triplane mr. 2009 was fitted with new La Rhote motors made a month ago at Oberursel Aviation Factory, near Frankfort, and two Spandau machine-gune syncronised to fire through the propellers. The machine was light, but extremely powerful.

Daily Chronicle

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
23 April 1918
Bertangles

Das Geschwader des Rittmeisters Freiherrn von Richthofen, das ungefähr aus dreißig Flugzeugen bestand, überflog am Sonntag die englischen Linien an der Somme. Nachdem Richthofen mit seinem Jagdgeschwader ein paar englische Flugzeuge vertrieben hatte, schwenkte er mit
seiner Abteilung in nördlicher Richtung ab. In kurzer Zeit waren ungefähr fünfzig Flugzeuge miteinander in ein Gefecht verwickelt, an dem sich Flugzeuge beteiligten, die aus meilenweiter Entfernung herbeigeeilt waren. Es war ein erbitterter Luftkampf, bei dem es unmöglich war, Freund
oder Feind zu unterscheiden. Plötzlich sah man Richthofens Maschine aus einer Höhe von etwa einhundertfünfzig Fuß in die Tiefe stürzen. Als später seine Leiche aufgefunden wurde, stellte sich heraus, daß er einen Schuß an der Seite, dicht neben dem Herzen, davongetragen hat.

Täglichen Rundschau

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
23 April 1918
Bertangles

Kriegsberichterstatter Scheuermann schreibt in der „Täglichen Rundschau“:

Beim Kampfgeschwader Richthofen, 23. April

Richthofen war am Sonntagvormittag mit vier Flugzeugen seiner Staffel zu einem Feindflug gestartet. Von diesen waren zwei mit bewährten Kampffliegern besetzt, dem Leutnant Wolff und dem Vizefeldwebel Scholtz. In den beiden anderen flogen Oberleutnant Karjus, der, nachdem
er trotz des 1914 erlittenen Verlustes der rechten Hand sich jahrelang als hervorragender Beobachter aus. gezeichnet hat, begonnen hat, zur Kampffliegerei überzugehen, und Leutnant von Richthofen, ein junger Vetter des Rittmeisters. In der Gegend von Hamel wurden Leutnant Wolff und Oberleutnant Karjus in einen Kampf gegen sieben englische Sopwith-Camels verwickelt. Diesen eilten sieben weitere Sopwith-Camels zu Hilfe, während gleichzeitig eine deutsche Albatros-Staffel aus der Höhe von Sailly-le-Sec herbeistieß. Ein Teil der Engländer wich den Albatrossen aus, von diesen verfolgt. Wolff und Karjus blieben in ein Nahgefecht mit drei bis vier Sopwith-Camels verwickelt, als ganz plötzlich Richthofens rote Maschine vorbeistrich und einen der Feinde im steilen Sturzflug zur Erde drückte. Inzwischen schoß Leutnant Wolff einen der übrigen Gegner, seinen neunten, brennend ab. Als er ihm nachschaute, beobachtete er noch, wie Richthofen seinen Gegner, ganz tief liegend, nach Westen, der Somme zu, verfolgte. Im nächsten Augenblick war Leutnant Wolff in einen Zweikampf mit einem sehr gewandten Gegner verwickelt. Nach mehrfachem Kugelwechsel hatte dieser wohl eine Ladehemmung, auch eine Anzahl Treffer im Apparat, so daß er sich zurückzog. Dann stellte er mit Beruhigung fest, daß Richthofens Apparat in der Richtung von Hamel verschwunden war.

Auf dem Heimweg war er nebst anderen deutschen Fliegern genötigt, ein ihnen begegnendes englisches Geschwader zu verfolgen. Als sie dann im Heimathafen eintrafen, war schon eine Anzahl übereinstimmender Beobachtungen aus Flugzeugen und von Artilleriebeobachtern gemeldet, welche ergaben, daß Richthofen seinen Gegner, den er bei scharfem Ostwind gegen seine sonstige Gewohnheit etwa acht Kilometer hinter die feindlichen Linien verfolgt hatte, zur Strecke gebracht und daß er dann versucht hatte, seinen Apparat wieder in die Höhe zu bringen. Doch hatte dieser sich alsbald wieder infolge einer Verletzung des Steuers oder eines Motordefektes geneigt, und Richthofen hatte die Maschine auf feindlichem Boden in glattem, wenn auch steilem Gleitflug unversehrt aufgesetzt. Man nahm allgemein an, daß der Siegfried der Luft unverwundet in englische Gefangenschaft gefallen sei, denn ein Verwundeter hätte den schweren Dreidecker gar nicht so sicher landen können. Erst der feindliche Funkspruch brachte die allenthalben an der Front mit großer Erregung aufgenommene und nicht geglaubte Mitteilung vom Tode des Helden. Inzwischen hat sich das Gerücht verbreitet, welches hier überall umläuft, ohne daß ich die Quelle nenne, daß die Australier, in deren Divisionsabschnitt das Flugzeug niederging, Richthofen nach Verlassen seines Apparates erschlagen hätten. Die Stelle, wo sein ruhmgekröntes Leben ein Ende gefunden hat, befindet sich nördlich von Corbie auf einem flachen Hügel in der Gegend, wo die Ancre in die Somme mündet. Richthofen hatte, wie stets zu seinen Flügen, seine Papiere mitgenommen. Diesmal trug er gegen seine
Gewohnheit auch nicht den Orden Pour le mérite, den er sonst unter seinen Pelz zu knüpfen pflegte. Aber der Feind kannte seinen Dreidecker, den er seit Beginn der großen Schlacht wieder wie früher ganz rot angestrichen hatte und dessen Erscheinen bei unserer Infanterie und unseren Kolonnen stets hellen Jubel auslöste, wie es den Feind mit Schrecken erfüllte. In würdiger Fassung hat der alte Vater des Helden die Nachricht aufgenommen und aus Flandern, wo er eine Ortskommandantur bekleidete, dem Jagdgeschwader, das den Namen Richthofen weiterführt, gedrahtet, daß er wünsche, der Geist seines Sohnes möge in seinen überlebenden Mitkämpfern lebendig bleiben.

Verordnungsblatt für die Luftstreitkräfte

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
23 April 1918
Bertangles

(Amtlich) Berlin, 23. April

Anläßlich des Heldentodes des Rittmeisters Freiherrn folgenden Nachruf im „Verordnungsblatt für die Luftstreitkräfte“:

Unserem Rittmeister Freiherrn von Richthofen!

Rittmeister Manfred Freiherr von Richthofen ist von der Verfolgung eines Gegners nicht zurückgekehrt. Er ist gefallen! Die Armee hat einen rastlosen und verehrten Helfer, die Jagdflieger haben ihren fortreißenden und geliebten Führer verloren. Er bleibt ein Held des deutschen Volkes, für das er kämpfte und für das er starb. Sein Tod ist eine tiefe Wunde für sein Geschwader und für die gesamten Luftstreitkräfte. Der Wille, durch den er siegte, mit dem er führte und den er vererbte, wird die Wunde heilen.

Der Kommandierende General der Luftstreitkräfte von Hoeppner

Im Hauptausschuß des Reichstages

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
23 April 1918
Reichstag
Berlin

Im Hauptausschuß des Reichstages Berlin, 23. April

Im Hauptausschuß des Reichstages sprach heute morgen beim Etat des Reichsheeres der Abgeordnete Müller: Meiningen dem Kriegsministerium das Beileid zum Tode des erfolgreichsten deutschen Fliegers, Rittmeisters Freiherrn von Richthofen, aus. Das ganze Volk trauere dem  Helden nach.

Im Hauptausschuß des Reichstages gedachte der Kriegsminister von Stein des gefallenen Fliegers Rittmeisters Freiherrn von Richthofen und führte aus: Der Tod des Rittmeisters Freiherrn von Richthofen ist nunmehr zur Gewißheit geworden. Auch diesen Helden deckt jetzt der  Rasen. Was er Vorbildliches geleistet, brauche ich hier nicht besonders zu erwähnen. Das ganze deutsche Volk bis zu den Kindern spricht davon. Seine Leistungen werden auch in aller Zukunft unvergessen bleiben, sein Beispiel wird weiter wirken und Früchte tragen.

In der Vollversammlung des Reichstages

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
23 April 1918
Reichstag
Berlin

Im Reichstage gedachte Vizepräsident Dr. Paasche des Heldentodes des Rittmeisters Freiherrn von Richthofen:

„In  Millionen Deutschenherzen und auch in diesem Hause ist das Gefühl warmer Anteilnahme erweckt worden. Unser Fliegerkönig, Rittmeister Freiherr von Richthofen, ist von seinem letzten Kampfesflug nicht zurückgekehrt. Sie wissen alle, obgleich erst ein Vierteljahrhundert alt, war er ein Nationalheros geworden, ein Vorbild für seine Truppe, ein Beispiel dessen, was ein tüchtiger Mann im Felde leisten kann. Seine kühne, wagemutige, unerschrockene Kampfesweise bat ihn nicht bloß bei seinen Offizieren und Kameraden beliebt gemacht, sondern ihm im ganzen deutschen Volke Anerkennung verschafft. Schweren Herzens nehmen wir teil an dem Verlust, den unsere Fliegerwaffe erlitten hat. Er war der Typ eines echt deutschen Offiziers. Sie haben sich zu seinem Andenken von den Plätzen erhoben. Ich stelle das fest.“

Der 'Times'

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
23 April 1918
Bertangles

Der kriegsberichterstatter der englischen Zeitung ‘Times’ schreibt:

“Alle britischen Flieger geben zu, daß Richthofen ein großer Flieger und ein ehrlicher Gegner war.”

Abwurf der Todesmeldung durch englische Flieger hinter der deutschen Front

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
23 April 1918
Cappy

Endlich, am 23. 4. abends, finden in der Nähe des Flugplatzes Soldaten eine englische Melderolle mit Wimpel. Sie enthält die Mitteilung des Royal Flying Corps, daß Rittmeister v. Richthofen tödlich im Luftkampf verwundet und mit militärischen Ehren begraben worden sei.

Am gleichen Tag wird eine Reutermeldung bekannt, die denselben Inhalt hat; jetzt war kein Zweifel mehr.

24 April 1918
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Berlin, Schloss Bellevue, den 24. April So oftmals, bei jeder Nachricht von einem Siege Ihres Sohnes, habe ich um sein Leben gezittert, welches er dem König und Vaterland geweiht hatte. Und nun hat es Gott doch gefügt, dass Ihr und unser aller Stolz seine Heldenlaufbahn hat beschließen müssen. Ihr Sohn steht mir immer noch vor Augen, in seiner Bescheidenheit und mit seinen schlichten Schilderungen, als ich im Mai vorigen Jahres die Freude hatte, ihn begrüßen zu können. Ich konnte es mir nicht versagen, ihn vom Flugplatz in die Lüfte entschweben zu sehen. Der Herr sei mit Ihnen und den Ihrigen in Ihrem großen Schmerz. Ich hoffe, dass das Befinden Ihres zweiten Sohnes zufriedenstellend ist.

24 April 1918
On a ridge by the Bray to Corbie road
Vaux-sur-Somme

Richthofen ist tot. Alle unsere Flieger werden froh sein, dass er außer Gefecht ist; aber es wird keinen unten ihnen geben, der nicht aufrichtig den Tod eines tapferen Edelmanns betrauern wird. Vor einigen Tagen fand ein Festessen zu Ehren eines unserer besten Flieger statt. Als dieser auf eine zu seinen Ehren gehaltene Rede erwiderte, brachte er das Wohl auf von Richthofen aus, in welches die ganze Staffel bereitwillig einstimmte, und mit dem sie einen geachteten Gegner ehrte. Beide hervorragende Flieger sind jetzt tot, nachdem unser Fliegerheld die Hoffnung ausgesprochen hatte, sie möchten beide diesen Krieg überleben dürfen, um nachher Erlebnisse austauschen zu können. Niemand im Fliegerkorps [Royal Flying Corps] würde nicht froh gewesen sein, wenn er Richthofen hätte töten können, aber jeder würde ihm freudig die Hand geschüttelt haben, wäre er lebend gefangen genommen worden. […] Richthofen war ein tapferer Mann, ein anständiger Kämpfer und ein wahrer Edelmann. Er ruhe in Frieden’.

Telegramm von der Kaiserin

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
24 April 1918
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Eines der ersten Telegramme war von der Kaiserin, ich halte es in der Hand und lese es wieder, die mütterliche Wärme darin tut mir gut. Berlin, Schloß Bellevue, den 24. April “So oftmals, bei jeder Nachricht von einem Siege Ihres Sohnes, habe ich um sein Leben gezittert, welches er dem König und Vaterland geweiht hatte. Und nun hat es Gott doch gefügt, daß Ihr und unser aller Stolz seine Heldenlaufbahn hat beschließen müssen. Ihr Sohn steht mir immer noch vor Augen, in seiner Bescheidenheit und mit seinen schlichten Schilderungen, als ich im Mai vorigen Jahres die Freude hatte, ihn begrüßen zu können. Ich konnte es mir nicht versagen, ihn vom Flugplatz in die Lüfte entschweben zu sehen. Der Herr sei mit Ihnen und den Ihrigen in Ihrem großen Schmerz. Ich hoffe, daß das Befinden Ihres zweiten Sohnes zufriedenstellend ist. Auguste Viktoria.”

Funkspruch nach Kortryk

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
24 April 1918
Kortrijk

Am 24. 4. 1918 geht ein Funkspruch nach Kortryk:

An Major Freiherr v. Richthofen

Kommandant von Kortryk

Die schmerzliche Kunde von dem Heldentod unseres guten Rittmeisters hat uns alle tief erschüttert. Mit inniger Teilnahme trauert mit Vater, Mutter und Geschwistern unseres stolzen, ritterlichen Kommandeurs das ganze Geschwader. In dem feierlichen Gelöbnis, den Kampf so fortzusetzen, wie er ihn täglich uns zeigte, soll er für alle Zeiten als leuchtendes Beispiel kühnsten Jagdfliegersgeistes in uns weiterleben.

Reinhard

Hauptmann und Geschwaderführer

 

Am gleichen Tage kommt die Antwort des Majors von Richthofen.

An das Jagdgeschwader I,

Mein stolzer Sohn muß als Ihr Vorbild weiterleben.

Vater Richthofen.

Heeresbericht

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1933, Eingeleitet und ergänzt von Bolko Freiherr von Richthofen, mit einem Vorwort von Generalfeldmarschall Hermann Göring, Verlag Ullstein & Co, Berlin
24 April 1918
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Rittmeister Freiherr von Richthofen ist von der Verfolgung eines Gegners über dem Schlachtfelde an der Somme nicht zurückgekehrt.

Nach englischem Bericht is er gefallen.

Bericht von Kaiser Wilhelm II

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1933, Eingeleitet und ergänzt von Bolko Freiherr von Richthofen, mit einem Vorwort von Generalfeldmarschall Hermann Göring, Verlag Ullstein & Co, Berlin
24 April 1918
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Major Freiherr von Richthofen, Ortskommandant in… Zu Meiner großen Betrübnis bekomme Ich soeben vom Kommandierenden General der Luftstreitkräfte die Meldung, daß Ihr tapferen Sohn, der Rittmeister Freiherr von Richthofen, gefallen ist. Was der jugendliche Führer im Luftkampf geleistet, wird bei Mir, Meiner Armee und dem deutschen Volke unvergessen bleiben. Ich nehme herzlichen Anteil an Ihrer Trauer. Gott schenke Ihnen den Balsam seines Trostes. Wilhelm.

Bericht von General von Hindenburg

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1933, Eingeleitet und ergänzt von Bolko Freiherr von Richthofen, mit einem Vorwort von Generalfeldmarschall Hermann Göring, Verlag Ullstein & Co, Berlin
24 April 1918
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Schmerzlich bewegt von der Nachricht, daß Ihr Sohn sein Leben für das Vaterland dahingegeben hat, spreche ich Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin mein tiefstes Beileid aus. Als Meister der deutschen Fliegerwaffe, als Vorbild für jeden deutschen Mann wird er im Gedächtnis des deutschen Volkes fortleben. Dies möge Ihnen in Ihrem Schmerze ein Trost sein. von Hindenburg.

Bericht von General von Hoeppner

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1933, Eingeleitet und ergänzt von Bolko Freiherr von Richthofen, mit einem Vorwort von Generalfeldmarschall Hermann Göring, Verlag Ullstein & Co, Berlin
24 April 1918
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Der Kommandierende General richtete anläßlich des Todes Rittmeisters Manfred Frhr. v. Richthofen an das Jagdgeschwaders 1 folgenden Fernspruch: Die Hoffnung, die wir alle hegten, daß Richthofen uns erhalten bliebe, ist nicht erfüllt. Er ist gefallen. Stärker als unsere Worte sind seine Taten. Ihm war es vergönnt, als Führer anerkannt und verehrt zu leben, als Kamerad geliebt zu werden. Nicht auf das, was er noch hätte werden können, wollen wir unsere Blicke lenken, sondern aus dem, was er war, wollen wir lebendige Kraft herleiten, Kraft, sein Andenken in Taten ständig wachzuhalten. Herzlich gedenke ich seines Jagdgeschwaders und besonders seiner Jagdstaffel 11. Der Kommandierende General gez. v. Hoeppner.

Brief des Generals von der Marwitz an den Vater

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
24 April 1918
Kortrijk

Sehr geehrter Herr von Richthofen!

Was uns hier schon lange mit banger Sorge erfüllte: Die Möglichkeit, Ihren heldenhaften ältesten Sohn einmal zu verlieren, das ist Ereignis geworden. Ich habe persönlich mit ihm und seiner Staffel Verbindung aufgenommen und mich an der Frische, an dem rückhaltlosen Vertrauen, mit welchem seine Untergebenen auf den Führer schauten, und an seiner Persönlichkeit herzlich gefreut. Ihren Herrn Sohn verlieren, das hieß für die Fliegerwaffe eine Macht verlieren, unersetzbar, niederdrückend für die eigene, den Übermut des Gegners hebend, für die feindliche Fliegerei. In Berücksichtigung dieser Verhältnisse wollte ich an die D. H. L. mit dem Antrage herantreten, Ihren Sohn von der aktiven Fliegerei zurückzustellen. Da kam die Versetzung der gesamten Staffel auf einen anderen Kriegsschauplatz; zunächst war das aber unausführbar, da kein Fliegerwetter war, und nach einigen Tagen wurde der Versetzungsbefehl rückgängig gemacht. Ihr Herr Sohn war selbst bei mir, und ich sah, wie erfreut er war, er wollte lieber bei uns bleiben. Bevor ich nun auf meine Antragsabsicht zurückkommen konnte, haben wir ihn hergeben müssen. Ich bin auf das schmerzlichste von diesem unersetzlichen Verluste berührt worden, und mein Brief soll Ihnen, sehr verehrter Herr von Richthofen, den Beweis liefern, wie tief wir mit Ihnen trauern über den Tod Ihres Heldensohnes. Sein Ruhm geht ja weit hinaus über die Grenzen des Vaterlandes, und ich bin überzeugt, auch der Gegner hat volle Achtung vor diesem Heldentum gehabt. Das geht ja auch aus dem Bericht hervor, nach welchem die Beisetzung unter vollen militärischen Ehren erfolgt ist. Alles das wird Ihrem Herzen wohl tun, den Schmerz über den Verlust des Sohnes kann es aber nicht beseitigen. Es ist mir Bedürfnis, Sie des allerherzlichsten Beileids, nicht nur meines, sondern das des gesamten Stabes des A. D. K., zu versichern und Ihnen zu sagen, daß der Heldenname Ihres Sohnes unvergessen bleibt. Möchte der
treue Gott Ihnen helfen, diesen schweren Verlust zu tragen, möchte er Ihren jüngeren Sohn, der auch schon für das Vaterland blutete, Ihnen gesund erhalten. Dies der aufrichtige Wunsch Ihres sehr ergebenen

von der Marwitz
General der Kavallerie,
Generaladjutant und Oberbefehlshaber

Les obseques du Corsaire Rouge

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
25 April 1918
Bertangles

Bericht der „Matin“ vom 25. April 1918

La Mort de Richthofen

LES OBSEQUES DU CORSAIRE ROUGE

En Santerre, 23 avril
…Une de ces grand’routes picardes qui, poudroyantes de silex, semblent un ruban de voie lactée tombé du ciel en plaine. Le vent du nord y galope à perdre souffle. Comme décapées à son mordant, les lignes de l’horizon, les silhouettes des arbres s’inscrivent en arêtes plus vives sur le bleu froid de l’air. Ses risées aigues secouent avec rudesse les pignons de toile brunâtre d’un campement d’aviation qui, au large de la route, a planté ses wigwams. C’est dans l’un d’eux qu’a été transporté après sa chute le corps de l’as des as allemands, le rittmeister des quatre  escadrilles rouges, le capitaine baron Manfred von Richthofen.

On lui a fait un lit de parade de caisses à moteurs drapées de couvertures d’ordonnance. Un jour funèbre, glissant par l’unique ouverture de l’entrée, dilue ses reflets blafards dans la pénombre. Un chirurgien, penché sur le cadavre, dont le torse est à décourt, scrute et suppute les  blessures. Il en a relevé six, toutes à balles de mitrailleuses. L’une s’étoile, visible, au côté droit. Une autre saigne juste au-dessous du cœur. La face, quoique intacte, est demeurée convulsée des affres de la chute, face blonde et lourde de Germain, à la mâchoire accusée, aux lignes pesantes, et où toute spiritualité, s’il y en eut, s’est éteinte avec le regard. J’ai vu cent fois de ces visages inexpressifs parmi le ramassis moutonnant des prisonniers. Son avion est là, sur la berge d’un bas chemin. Le rouge sombre des ailes déchiquetées baigne l’herbe d’une tache
de sang. Son exiguité déconcerte. On a l’impression d’un jouet d’une extrême fragilité. Il y avait à bord sept disques de mitrailleuses, deux fois plus que n’en emportent d’ordinaire les caravelles de chasse. Comment mourut-il? La version la plus vraisemblable est celle-ci. Je la tiens d’un des six qui se disputent amiablement l’honneur de l’avoir abattu. Il engagea le combat avec quatre des siens contre trois des nôtres, dimanche vers midi, au-dessus de Sailly- le-Sec. Selon la tradition parmi les corsaires rouges, il laissa ses compagnons donner les premiers coups d’aile et rabattre la proie jusqu’à l’instant décisif où, piquant d’un trait, il devait foncer, en matador, pour donner l’estocade. Mais les nôtres, cette fois, réussirent à l’isoler. Une première balle le toucha. Blessé, mais non vaincu, il se laissa tomber en feuille morte, pensant pouvoir, à vingt mètres du sol, se redresser et s’esquiver. Mais cinglé par les mitrailleuses volantes et pris aux rets de celles qui le guettaient à terre, il s’abattit, foudroyé.

…Cinq heures, l’heure fixée pour les obsèques: obsèques sans autre apparat que celui, spartiate et nu, des honneurs guerriers. Le cercueil, peint en noir, s’est clos sur la dépouille. Une plaque d’aluminium y porte en deux langues cette simple inscription:

Capitaine de Cavalerie

Manfred, Baron de Richthofen
25 ans
Tué dans l’action en combat aérien
le 21 avril 1918.

Six officiers, tous pilotes, portent le cercueil sur leurs épaules, jusqu’au char funèbre figuré par une remorque d’aviation. Douze soldats en double haie forment la garde d’honneur. Ils portent le fusil incliné sous le bras, crosse en avant, selon le cérémonial, et marent à l’allure traditionelle d’un pas à la seconde. L’aumônier militaire anglican, en side-car, et son surplis en sautoir dans une musette de soldat, précède le cortège. Quatre aviateurs français, venus par les routes de l’air, et une cinquantaine de soldats, rangés par quatre, ferment la marche. Devant la fosse creusée en un coin réservé de l’humble cimetière picard, le padre a revêtu le surplis blanc et noir et passé l’étole que ponctue la double tache rouge et bleue du ruban du D. S. O. Tandis qu’il psalmodie les paroles d’adieu et de miséricorde, trois salves déchirent l’air, cependant qu’une
ronde lente d’avions, dans le vent hautain, épand le largo impressionnant de ses orgues. La cérémonie est terminée. La gloire de celui que porta jusqu’au ciel l’impétuosité de son orgueil, comme les siens cherchent à l’étendre sur l’horizon, n’est plus qu’un peu de cendre sous terre. N’est-ce pas tôt ou tard le destin symbolique des présomptions allemandes qui ne se sont exaltées si avant et si loin que pour retomber de plus haut? Sans doute viendra-t-il un jour où nous leur ferons, à leur tour, de simples et calmes funérailles.

Telegramm zu Geheimrat Dr. Paasche

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
25 April 1918
Hotel Oranienhof
Bad Kreuznach

General von Hoeppner an den Vizepräsidenten des Reichstages WTB. Berlin, 25. April

Dem Vizepräsidenten des Reichstages, Geheimrat Dr. Paasche, ist folgendes Telegramm zugegangen:

Großes Hauptquartier, 25. April
Die warmen Worte, mit denen Euer Hochwohlgeboren im Reichstage unseres größten Fliegers gedacht haben, und die Ehre, die von der versammelten Volksvertretung dem dahingeschiedenen Helden der Luft erwiesen wurde, erfüllt die Herzen aller Angehörigen der deutschen  Luftmacht mit Dankbarkeit. Wir wissen uns eins mit ganz Deutschland in der Trauer um unseren siegreich gefallenen Kameraden. Dies Bewußtsein gibt uns die Kraft, den Verlust zu tragen, und stärkt unsere frohe Gewißheit, daß Richthofens lebendige Tatkraft als hehres Vermächtnis in den Herzen aller Luftkämpfer weiter leben und uns auch ferner die Luftherrschaft sichern wird.

Der Kommandierende General der Luftstreitkräfte gez. Generalleutnant von Hoeppner.

Groß war die Trauer in Deutschland

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
25 April 1918
Bertangles

Groß war die Trauer in Deutschland. In unendlichen Mengen liefen die Beileidsbezeignungen ein.

Viel war über ihn geschireben, viel von ihm erzählt worden, unzählige Legenden hatten sich um ihn gebildet. Was er war, dort, wo ihn nur seine Mitkämpfer, seine Kameraden sahen, wo ihn die feindlichen Flugzeuge erblickten, im Luftkampf und daheim bei seinem Geschwader, das geht aus folgender Schilderung hervor: Er war in erster Linie Soldat. Und als Soldat stand ihm der Jagdflieger obenan.

Dieser Auffassung ordnete er alles andere unter. Nichts war ihm zu schwer, nichts unmöglich, wenn es etwas für seine Jagdfliegerei, für sein Geschwader zu erreichen galt. Als 25jähriger Rittmeister erhielt er die Stellung eines Kommandeurs, zugleich eine Aufgabe, für die es noch keine Normen, noch kein Vorbild gab. Das zu schaffen war erst Richthofens Aufgabe. Er hatte sie sich ja selbst gestellt. Der Gedanke eines ‘Jagdgeschwaders’ stammt von ihm. Was er außer seiner fliegerischen Tätigkeit alles geleistet hat, wissen nur wenige. Seine Arbeit auf der Erde war nicht geringer als die in der Luft. Kaum vom Fluge zurückgekommen, fand man ihn schon in seiner Baracke bei der Arbeit. Nichts ging im Geschwader vor, was er nicht wußte. Er erledigte den Papierkrieg genau so zuverlässig und im Handumdrehen, wie den Krieg in der Luft. Gab es zum Beispiel irgendwelche Büroarbetiten zu beackern, wichtige Angelegenheiten zu bearbeiten, die am schnellsten bei den vorgesetzten Stellen direkt und unmittelbar aus der Welt geschafft werden konnten, so setzte er sich in seinem Dreidecker und hieb ab, flog zu den vorgesetzten Stellen und legte den Kram auf den Tisch, ordnete alles an Ort und Stelle. Einmal flog er bei ganz unglaublichem Wetter, bei dem jede Maus in ihrem Loch geblieben wäre, unbekümmert zum AOK., um eine wichtige Sache zu regeln.

Nur eine so gesunde körperliche Natur wie die seine konnte derartigen Anforderungen gewachsen sein. Mochte er noch so viel hinter sich haben, stets sah er frisch und unermüdet aus. Anforderungen an Bequemlichkeit stellte er nur dann, wenn sie billig und ohne Schaden für den Flugbetrieb zu haben waren. Seine Kleidung war so einfach wie nur möglich, unter uns lief er meistens nur in seiner Rehlederhose. War es kalt, so hatte er darüber noch eine Lederjacke. Im Waffenrock sah man ihn nur bei festlichen Gelegenheiten, oder wenn Gäste da waren. In den ersten Tagen kam erplötzlich zum Adjutanten hereingesaust, um sich Handschuhe und Feldbinde zu borgen, weil er sich schnell beim “Braunschweiger” melden mußte. Schmunzelnd kam er dann von dort zurück: er hatte den unvermeidlichen Hausorden zum zweitemal gekriegt. ‘Aber das kann ich doch dem Mann nicht sagen!’

über gutes Essen freute er sich außerordentlich, besonders wenn der nötige Mostrich da war, von dem er zu allem und jedem nahm. Wenns aber nicht anders ging, war er mit allem höchst zufrieden. Primadonnanlaunen hatte er nicht, obwohl er sich welche hätte leisten können. Auch einen guten Tropfen lehnte er keineswegs ab. Nur sah man ihn stets nüchtern, auch wenn rings um ihn erheblich blaue Luft herrschte.

Die Kameradschaft hielt er über alles, er züchtete sie geradezu. Er hatte den vernünftigen Grundsatz, daß seine Herren nach dem Fluge machen konnten und machen sollten, wozu sie Lust hatten. Er machte da manchen Scherz mit und ließ sich viel gefallen. Ich sehe noch sein ausgelassenes Gesicht, als das Große Hauptquartier einige Reichstagsabgeordnete zum Besuche schickte, die abends in einer Wellblechbude zum Schlafen gingen, und Reinhard in der Stille der Nacht mit einigen Helfern einen feindlichen Bombenangriff inszenierte. Als die dafür sehr geeigneten Leuchtsignale, durchs Ofenrohr in die Wellblechbude gefunkten Explosionen mit entsetzlichem Krachen und viel Gestank aus ihrer Pappdeckelhaut fuhren, fuhren auch die nicht minder entsetzten Gäste mit leichenblassen Gesichtern aus der Baracke und hätten dicht vor der Tûr um ein Haar – den Kommandeur über den Haufen gerannt. Er entwischte aber schleunigst ins Dunkel…

Meinte Richthofen aber, daß zwischen zwei Kameraden irgend eine Differenz bestünde, griff er sofort ein. So wurde auch ein Herr eines schönen Tages zu ihm hinbefohlen, weil er einen erheblich lauten und etwas aufgeregten Wortwechsel mit einem Kameraden ernst genommen hatte. Er bekam eine väterliche Ermahnung…unf schnappte prompt ein. Wir kannten damals diese Seite an ihm noch nicht. Erst später ist uns aufgegangen, wiegut er es mit uns meinte. Solche ‘väterlichen Ermahnungen’ mußte sich fast jeder von uns gefallen lassen. Es gab sogar unter uns welche, die sie zentnerweise bezogen, weil es ihm notwendig schien. ‘Wie die Staffel auf der Erde sich benimmt, so benimmt sie sich auch in der Luft.’

Das war sein eiserner Erziehungsgrundsatz, und diesen wandte er nicht nur auf seine Leibstaffel, die Staffel 11, an, sondern er dehnte ihn auf das ganze Geschwader aus. Umschichtig besuchte er Tag für Tag auch die anderen Staffeln und er kannte jeden von uns, auf dem Boden und in der Luft. Eine engere Freunschaft verband ihn mit seinem Adjutanten Oberleutnant Bodenschatz und Hauptmann Reinhard, dem damaligen Führer der Jagdstaffel 6.  Sein anerkannter Liebling aber war Wölfchen, Joachim. Wölfchen war schon lange im Geschwader, war dreimal verwundet und hatte das totsichere Pech, bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit den Laden volgeschossen zu bekommen. Seine Jagdfliegertätigkeit war deshalb zuerst lediglich passiv. Trotzdem behielt ihn Richthofen in seinem Geschwader, während er sonst jeden rücksichtlos und sofort entfernte, der sienen harten Anforderungen nicht genügte. Aber Wölfchen hatte den Rittmeister einmal aus einer schlimmen Situation herausgerissen und Richthofen ‘roch’ den guten Jagdflieger in ihm trotz seiner anfänglichen Mißerfolge. Und unter seiner Anleitung lernte es Wölfchen auf einmal richtig, ging los, fuhrwerkte wie ein Teufel in den feindlichen Geschwadern und schoß in kurzer Zeit 10 Gegner ab.

über Richthofen als Jagdflieger zu sprechen, ist eigentlich überflüssif. Er war wohl der beste Jagdflieger, den, es jemals gegeben hat. Auch wenn er in seinem Buchj schreibt, daß er die ersten 20 abschoß, ohne richtig fliegen zu können, so traf das später nicht mehr zu. Mit hohem fliegerischem Können verband er eine große Gehkunst und einen gewissen Riecher. Wo er hinflog, da war auch immer etwas los. Dann schoß er ganz hervorragend, nach seinen ersten Schüssen war der Gegner meistens verloren, er brannte sofort. Und das ist das ganze Geheimnis seiner großen Erfolge, andere Geheimnisse hatte er nicht. Er kannte keinen besonderen und vielleicht von ihm sorgfältig gehüteten Trick. Höchstens hatte er einen einzigen Trick, und den hatten wohl alle routinierten Jagdflieger: er behielt während des Fluges seine ‘Häschen’ sehr im Auge, das heißt: er paßte auf die Anfänger des eigenen Geschwaders auf. Kamen nun die feindlichen Flugzeuge näher, erkannten natürlich auch diese den Anfänger und alsbald war das Häschen von einem Angreifer belästigt; diesen Angreifer nahm sich Richthofen vor, denn dieser war mit dem ‘Häschen’ beschäftigt und ließ alles andere etwas außer betracht. Und dieser Angreifer, der auf ein Häschen anbiß, war meistens verloren. Denn hinter ihm brauste Richthofen heran bis auf Rammenentfernung. Und Richthofen schoß prachtvoll.

‘Wer viel fliegt, erlebt viel’, das war auch sein Grundsatz. ‘An guten Tagen können vormittags durchschnittlich drei Starts gemacht werden.’ Dann flog er natürlich noch fest am Nachmittag und am Abend. Die übrige Zeit stand er mit seinen herren meist angezogen auf dem platz, den Knotenstock in der Hand und neben sich Moritz, die große Dogge.

Hier lauerte er auf den Feind und regelte den Einsatz seiner Staffeln.

Für kr¨nkliche und nicht widerstandsfähige naturen hatte er nicht das mindeste Verständnis.

Das war für manche sehr hart.

 

Bericht des Kriegsberichterstatters Dr. Max Osborn

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
27 April 1918
Bertangles

Wie Richthofen fiel. Dr. Max Osborn in der „B. Z.Am Mittag“

Bericht des Kriegsberichterstatters Dr. Max Osborn

(Aus der „B. Z. am Mittag vom 27. April 1918)

An der Somme, 24. April 1918

Der Zufall führte mich heute im Schlachtgelände östlich von Amiens an die Stelle, wo drei Tage vorher Rittmeister Manfred von Richthofen aus Ruhm und Leben hinabgerissen wurde und aus dem Kreis seiner engsten Kameraden. Die Front steht hier in harten Kämpfen, und selbst der Tod eines der volkstümlichsten Helden, die der Krieg uns geschenkt hat, darf in dem großen Räderwerk keinen Augenblick des Stillstandes bringen, aber das Verschwinden dieser glänzenden Erscheinung, der Hingang dieses gefeierten, ritterlichen, liebenswerten Mannes wird in aller
Anspannung des schweren Ringens von jedermann tief betrauert. Nach dem, was ich höre, was mir namentlich die Teilnehmer an Richthofens letztem Kriegsflug zählten, hat sich der Vorgang, der zur Stunde in seinem tragischen Ende noch nicht völlig geklärt ist, folgendermaßen  abgespielt:

Am Sonntag, dem 21. April, mittags nach einhalb zwölf, flog der Rittmeister mit vier Herren seines Geschwaders, darunter seinem Vetter, der erst seit ganz kurzer Zeit der berühmten Staffel 11 angehörte und mehr zur Übung mitflog, von Osten her dem Luftraum über der vordersten  deutschen Linie zu. Sie sahen sich in der verhältnismäßig geringen Höhe von eintausendfünfhundert Meter, denn es war dunstig, alsbald sieben englischen Camel-Apparaten gegenüber, während sieben weitere feindliche Maschinen in erheblich größerer Höhe sichtbar wurden. Mit  den ersten sieben gerieten die deutschen Jagdflieger sofort in heftige Luftkämpfe. Oberleutnant K. und Leutnant W. griffen mehrere Engländer an. Plötzlich sahen sie von der Seite her den roten Dreidecker Richthofens heransausen, der sich in mächtigem Angriff auf diese Gegner stürzte. In seiner bekannten unwiderstehlichen Art faßte der Rittmeister einen Camel, der sofort in der Garbe feines Maschinengewehrs zu liegen schien und fast senkrecht abstürzte. Der starke Ostwind, der am Sonntag mittag wehte, hatte die ganze kämpfende Truppe von der Stellungslinie westwärts und über feindliches Gebiet getrieben, erst in die Nähe von Hamelet, dann über die sumpfige Sommewindung bei Corbie. Die jüngeren Deutschen sahen, wie der Engländer dort noch einmal sich zusammenriß, und wie Richthofen ihn abermals bedrängte. Nun griff Leutnant W. einen neuen Gegner an. Es gelang ihm dabei, den Feind zu erledigen, der südlich Hamelet abstürzte; es war das neunte Flugzeug, das er abgeschossen hat. Sofort sah er sich nach dem Rittmeister um, der als Führer der Gruppe flog, und konnte noch bemerken, daß der rote Dreidecker seinem Gegner noch weiter nach Westen gefolgt war. Das fiel ihm auf. Doch konnte er den Verlauf nicht länger beobachten, da er noch einmal zu neuem Angriff ansetzte. Auch die anderen waren mit den englischen Flugzeugen beschäftigt, die sich ihnen noch stellten. Als sie sich eine Weile mit ihnen herumgeschossen hatten, löste sich der Kampf, und die Deutschen flogen, da sie den Führer nicht mehr fanden, allein ihrem Flughafen zu.

Hier trafen sie ohne Richthofen ein. Schon besorgt um sein Schicksal, doch immer noch in der Hoffnung, der Vielerfahrene werde ihnen nachfolgen. Doch sie warteten vergeblich. Inzwischen hatten Beobachter auf den Höhen bei Hamel deutlich verfolgen können, daß der Engländer, den Richthofen gepackt hatte, völlig erledigt zu Boden gestürzt war, nachdem der Deutsche ihn zweihundert Meter tief gedrückt hatte. Dann sahen sie, wie Richthofen selbst seinen Apparat hob, wohl um abzudrehen und gleichfalls nach Hause zu fliegen, wie er aber dann plötzlich im
Sturzflug gleitend nach unten ging. Trotzdem gelang es dem roten Dreidecker, wie die Beobachter genau feststellen konnten, glatt zu landen. Das geschah auf der Höhe gleich nordwestlich Corbie, schon jenseits der Anere, die hier in die Somme mündet. Die Kameraden mußten da. nach annehmen, daß Richthofen am Leben geblieben und gefangengenommen worden sei. Erst das Reutertelegramm zeigte ihnen die traurige Wahrheit. Wie der Zusammenhang zu deuten ist, schien ihnen noch nicht aufgeklärt. Es ist möglich, daß der Motor Richthofens bei der  Jagd und Verfolgung des Gegners allzu stark beansprucht worden ist, so daß er aussetzte und den Flieger zur Notlandung zwang und daß ihn dann beim Gleitflug in gerader Richtung ein Maschinengewehrschuß von der Erde her tödlich traf der vielleicht aus ganz geringer Entfernung abgegeben war. Es ist auch möglich, daß der Rittmeister, bei dem geschilderten Versuch abzudrehen und heimzufliegen, von unten her getroffen wurde. In beiden Fällen muß der dem Tode Geweihte mit äußerster Energie seinen Apparat so gesteuert haben, daß er doch noch zur glatten Landung kam.

Dies jedenfalls steht fest: Im eigentlichen Luftkampf ist der Meister nicht überwunden worden. Weder hinter ihm noch über ihm war in der entscheidenden Zeitspanne ein feindliches Flugzeug zu sehen. Die letzten Siegestaten Der Engländer, den Richthofen unmittelbar vor seinem Tode abschoß, war der einundachtzigste Gegner, den er besiegte. Das will bedeuten, der einundachtzigste, der nach den bei uns geltenden strengen Regeln gezählt wurde. Die Offiziere seines Geschwaders sind der Ansicht, daß die Zahl erheblich wachsen würde, könnte man auch die gewiß nicht kleine Reihe derer hinzurechnen, die, von Richthofen vernichtend geschlagen, zu weit hinter der feindlichen Linie zusammenbrachen, als daß man ihren Fall bei uns hätte einwandfrei feststellen können. Ferner erzählten sie, daß Richthofen, wenn zugleich mit ihm andere auf ein feindliches Flugzeug geschossen hatten, das abstürzte, persönlich jedesmal zugunsten des Mitbewerbers zurückgetreten sei, eine Gepflogenheit, die sie als einen schönen Beweis einer selbstlosen und hochherzigen Kameradschaftlichkeit rühmten. Den neunundsiebzigsten
und achtzigsten Gegner hatte Richthofen am Abend vorher, am 20. April um sieben Uhr zwischen Warfusée-Abancourt und Villers-Bretonneux abgeschossen, beide im selben Luftkampf unmittelbar hintereinander, innerhalb von zwei Minuten. Er hatte schon vorher angekündigt, er hoffe durch einen solchen Doppelsieg zu Nummer achtzig zu gelangen und freute sich außerordentlich, daß ihm das in der Tat geglückt war. Beim Rückweg nach diesem Doppelsieg am 20. hatte er dann noch, niedrig fliegend, auf der Straße marschierende Kolonnen begrüßt. Das rote Flugzeug war allen Kämpfern auf der Erde um so besser bekannt, als gerade Richthofen sich besonders eifrig bemühte, die feindlichen Flieger anzugreifen, die unsere Truppen bedrängten, und darum bei unseren Infanteristen allgemeine Verehrung genoß.

Heute, am 24. April, wollte Rittmeister von Richthofen auf Erlaub fahren. Er wollte zusammen mit Leutnant W. nach Freiburg fliegen, von dort auf einige Tage in den Schwarzwald zur Auerhahnbalz und dann einen dienstlichen Auftrag in der Heimat erledigen. Die beiden Flieger hatten
sich schon den Weg ausgearbeitet, den sie nehmen wollten. Bei schlechtem Wetter sollte die Reise auf der Eisenbahn vor sich gehen. Die Fahrscheine dazu lagen für alle Fälle schon bereit. Nun mußte einer der Kameraden Richthofens nach Kortryk fliegen, um dem Vater des  Gefallenen die traurige Nachricht zu bringen. Die Freunde, Untergebenen und Schüler hatten den Helden für gefeit gehalten; sie glaubten fest, es könne ihm kein Unheil begegnen. Wir anderen haben wohl eher daran gedacht, daß der Unermüdliche doch einmal auf dem Schlachtfelde fallen könnte. Die Liebe und Verehrung, die ihn trug, gilt nun der stolzen Erinnerung an einen Kämpfer, der fiel, nachdem er für sein Vaterland Unübertreffliches geleistet, dessen Name fast schon vom Schimmer des Märchens umgeben war und der, wie die Lieblingshelden der alten Sage, in blühender Jugend vom neidischen Geschickt zu den Schatten hinabgestoßen wurde.

Erkennung des Hauptmans Reinhard zum Kommandeur

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
27 April 1918
Cappy

Am 27. April kommt die offizielle Erkennung des Hauptmans Reinhard zum Kommandeur des Jagdgeschwaders I. Der letzte Wunsch Richthofens ist damit erfüllt. Und als ob mit dieser wieder geschlossenen Lücke jener Donnerschlag von Richthofens Tod über den Fronten verhallt sei, kommen vereinzelt wieder englische Flieger ans Tageslicht. Sie brausen in geringer Höhe jenseits der Front auf und ab, steigen hoch, verschwinden in den Wolken und kommen nicht wieder.

MvR Todesanzeige

https://www.bundesarchiv.de/DE/Content/Virtuelle-Ausstellungen/Manfred-Von-Richthofen-Der-Rote-Kampfflieger/manfred-von-richthofen-der-rote-kampfflieger.html
29 April 1918
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Quelle: BArch MSg 1/788 Die Abbildung zeigt die Todesanzeige der Familie für Manfred von Richthofen in der Preußischen Zeitung (Kreuz-Zeitung) vom 29. April 1918

His successor Reinhard speaks

Richthofen, Beyond the legend of the Red Baron, Peter Kilduff, Arms and Armour, 1993
30 April 1918
Cappy

The death of the Rittmeister has affected me very much; for, as you know, he was a dear comrade and a pleasant superior. I cannot really comprehend that such an outstanding man is no longer with us… It seems now to have been proved definitely that he has fallen due to ground machine gun, a lucky hit in the heart area. For a flyer that is no beautiful death. One prefers it to fall in aerial combat.

Three days ago I was appointed Kommandeur of the Geschwader, therefore as his successor. A hard task. It is good only that he spoke with me often, when he thought about succession. I will carry out that he instilled in me, at the risk that my subordinates will not agree and that it (might) cost me my position. I owe that to his memory…

My goal will now be to influence the Geschwader by personal example, i.e. to shoot down more than anyone else. When with Jasta 6, I could shoot down calmly and take my time. I intended to relax after my seventeenth victory. That has been dropped. For two to three months long my hands and my feet have been bandaged and when I get up every morning I wish for good weather so that we can (engage in) air fights. Unfortunately, that has not been the case in the last eight days and then we had Frenchmen against us and they are lukewarm…

Now to share a small joy with you: Yesterday I received the Hohenzollern, for which I was nominated by the Rittmeister after my eighth. It is so sad that he could not have presented it to me personally, then the award would have given me more pleasure.

MvR Trauerfeier

http://www.frontflieger.de/4-ric13.html
2 May 1918
Berlin

An diesem Tag findet in Berlin eine Trauerfeier statt. Auch Kaiserin Auguste Viktoria ist anwesend, ebenso der Flieger-Offizier Prinz Friedrich-Sigismund von Preußen. FliegerkameradenAn der Trauerfeier in Berlin nahmen auch aktive Flieger teil. Unter ihnen Willi Jachmann

Trauerfeier für Manfred

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.
2 May 1918
Berlin

Wir sind nach Berlin gefahren, Albrecht, Ilse, Bolko und ich. In der Garnisonkirche soll eine Trauerfeier für Manfred stattfinden. Es ist der 2. Mai – und heute ist Manfreds Geburtstag! Um ein Uhr machte uns Exzellenz von Hoeppner, der Kommandierende der Luftstreitkräfte, seinen Besuch. Ich fragte ihn nach vielem, was mir auf dem Herzen lag, zunächst über Manfreds Tod. Er glaubte mir bestimmt versichern zu können, daß Manfred von der Erde aus einen Treffer bekommen hat. Er sagte: “Wir haben keinen Ersatz für Ihren Sohn in der ganzen Fliegertruppe.” Lothar ist aus Dûsseldorf in Berlin eingetroffen. Wie elend und verändert er aussieht, ich bemerkte es mit großem Schmerz. Er ist noch tief niedergeschlagen über den Tod des geliebten und verehrten Bruders. Kurz vor vier Uhr fuhren wir in zwei Wagen nach der alten Garnisonkirche. In dichten Reihen bildete das Publikum Spalier. Feierlich erklangen die Glocken. Vor der Kirche empfing uns (in Vertretung des Kaisers) General Manfred von Richthofen, ein Vetter meines Mannes, Reitergeneral im Kriege, und Exzellenz von Hoeppner. Wir nahmen die für uns bestimmten Ehrenplätze ein. Der Altar vor uns ist mit schwarzem Tuch ausgeschlagen, nur das Christusbild in der Mitte ist frei geblieben. Auf vier umflorten Sockeln stehen bronzene Becken, aus denen lodernde Flammen aufzüngeln. Ein katasalkartiger Aufbau, dessen Mittelpunkt ein schwarzes Samtkissen mit Manfreds Orden bildet. Niemals hat er sie alle getragen, ich selbst sehe sie heute zum erstenmal. Oben aus der Mitte des Katafalks springen nach rechts und links die Läufe von vier Maschinengewehren hervor.Unter dem Ordenskissen ist ein riesiger Kranz mit schwarzem Flor um einen zersplitterten Propeller geschlungen. Auf der rechten und linken Seite stehen, wie aus Erz gegossen, je acht Flieger in schwarzen Lederjacken und Sturzhelmen. Verdiente Unteroffiziere, jeder von ihnen hat das E.K. 1 und das Fliegerabzeichen. Rechts und links von dem Katafalk ist ebenfalls je ein Flieger postiert. Während der ganzen Feier, die wohl über eine Stunde dauerte, standen sie, ohne sich zu rühren, ohne mit einer Wimper zu zucken – in seiner Strenge ein unvergeßliches Bild. Um vier Uhr erschien die Kaiserin nebst Prinz und Prinzessin Sigismund von Preußen. Sie nahmen rechts von uns in der Loge Platz. Die Feier begann. Der Geistliche sprach, daß die Leistungen und das Werk des Toten uns trößten müssen. Nicht das Sterben des gewöhnliches Lebens habe sich an ihn herangewagt, sondern der Tod in seiner ganzen heroischen Schönheit. Als die Glut des Farbenspiels am buntesten, as die Wucht der Handlungen am gewaltigsten war, da rauschte der Vorgang über dieses Leben nieder. Nur ein Dichter könne ihm gerecht werden. “Im Frühling ist er dahingegangen – was ihm vorenthalten wurde, ist ein langer, heißer Sommer und ein welkender Herbst.” Das Requiem von Brahms… Das schöne alte Kavallerie-Signal, die Retraite – wie ums Abendrot über einsames Schlachtfeld hingeblasen… Ein Abschiedsgruß dem jungen Reitersmann. * Eine leise, kaum vernehmbare Stimme sprach zu mir, bekundete mir ihr Beleid. Ich blickte in gütige Augen. Der Kaiserin Gesicht war mütterlich und tief bekümmert. “Ich hatte gewünscht, “sagte ich, “daß Manfred seinem Vaterlande noch länger hätte dienen können.” Die hohe Frau mickte still, ein Zug von Schmerz lag um ihren Mund, sie wußte wohl, was Leid ist; das Schicksal hatte auch ihr viel zu tragen aufgegeben, auch sie kannte die Qualen durchwachter Nächte. Sie begann weiterzureden, immer noch mit leiser, schonender Stimme. Sie sprach von Manfreds Besuch in Homburg; ich erwiderte, wie beglückt mein Sohn damals über ihre Freundlichkeit gewesen sei. Sofort war diese Begebenheit in mir lebendig: Genau vor einem Jahr war es gewesen, an einem strahlenden Mai, an seinem Geburtstage, da sollte er sich der Kaiserin vorstellen. Der in zweiundfünfzig Kämpfen Siegreiche flog in der alten Lederjacke, von der er sich im Felde niemals trennte, ins Große Hauptquartier. Die Kaiserin nahm ihn gleich bei der Landung in Empfang, und als er Miene machte, sich wegen seiner Kleidung zu entschuldigen, streichelte sie das schmucklose Kleidungstück und sagte: “Die gute Jacke – zweiundfünfzig Luftsiege hat sie erlebt.” Es war nun wohl Zeit, zu gehen, wir wandten uns aus der Sakristei; da kam die Kaiserin, die sich mit meinem Kindern und Albrecht beschäftigt hatte, nochmals auf mich zu. Noch einmal fanden sich unsere Augen, noch einmal drückte sie mir die Hand, und ich beugte mich herab und küßte die ihrige. Wir fahren ins hotel zurück. Viele Bekannte haben sich dort versammelt. Ich freue mich, als sich einige Herren von Manfreds Geschwader melden lassen. Wir sehen uns gegenüber. Ich mustere diese jungen ernsten Menschen, Manfreds Kameraden. Suche in ihren Gesichtern zu lesen, was auch in Manfreds Zügen lag, das Fronterlebnis. Ein schmales, gutgeschnittenes Gesicht fällt mir besonders auf. Der blutjunge Ulanenoffizier ist sehr erregt. Der Kummer arbeitet in seinen feinen, zarten Zügen. Sein Name klingt an mein Ohr. Das also ist Hans Joachim Wolff, von dem Manfred mir so herzlich erzählte; der den schönen Brief an Lothar schrieb, als sein verehrter und bewunderter Rittmeister den Fliegertod gestorben war… “…ich besonders bin tief unglücklich. Ich habe an ihm mehr verloren als nur das große Vorbild, das er allen war. Ich habe ihn geliebt wie einen Vater. Ich war glücklich, wenn ich mit ihm zusammen sein dürfte…” Nun stand er vor mir, und es war so, daß ich ihn trösten mußte. Es war, als spräche ich zu meinem eigenen Sohn. Er sagte, er hätte immer eine besondere Verpflichtung in sich gespürt, über das Leben seines großen Kommandeurs zu wachen, wie ein Schildträger es tut. Aber in der Stunde, als das Unfaßliche geschah, wäre er selbst in einen Luftkampf verwickelt gewesen und hätte seinen Führer aus den Augen verloren…Jetzt mache er sich bittersten Vorwürfe. Ich war gerührt von so viel Liebe und Treue; ich schloß ihn in mein Herz. Möge er seinen Eltern erhalten bleiben – er ist ihr einziges Kind. * Wir sprachen noch einiges. Ich war diesen jungen Menschen dankbar. Manfred lebte in ihnen. Sie trugen mir viel Tröstliches zu. Manfred sei glücklich, befriedigt gewesen; er sei bewundert, ja vergöttert worden. Der Kaiser hatte beabsichtigt – so erzählen sie -, ihm nach seinem 80. Luftsieg des Eichenlaub zum Pour le Mérite zu verleihen und ein Handschreiben herauszugeben, worin ihm das Fliegen verboten werden sollte. Manfred hatte bereits Urlaub, sein Schlafwagenbillett lag schon auf seinem Tisch. Er war bei Herrn Voß in Freiburg, dem Vater des toten Lufthelden, zur Auerhahnjagd angesagt. Vorher war sein Besuch beim deutschen Kronprinzen angemeldet. Die Kameraden sagten auch aus, Manfred habe den Wunsch gehabt, sämtlichen Geschwadern zur Verfügung zu stehen; er wollte sich dann bei dieser oder jener Staffel ansagen und mit ihnen gegen den Feind fliegen. Die Herren erzählten ferner, wie sie sich gegenseitig ihre Bestürzung nicht eingestehen wollten, als ihr Kommandeur nicht wiederkam. Sie hofften, er sei irgendwo gelandet und würde plötzlich wieder da sein. Exzellenz von Hoeppner ergänzte noch, Manfred habe nach seinem 63. Luftsieg gebeten, daß man von nun an seine Siege der Staffel und nicht mehr ihm persönlich anrechnen möchte; aber das habe man unter keinen Umständen getan. Eine mütterliche Freundin unseres Hauses hatte der Trauerfeier beigewohnt. Sie hatte Lothar ganz besonders in ihr Herz geschlossen – er sollte einst ihr Erbe sein. Tief bekümmert über Manfreds Tod und über Lothars zweite Verwundung kam sie zu mir und bat mich, ich möchte ein Gesuch einreichen, damit Lothar aufhöre zu fliegen. Ihre Sorge war von wahrhaft mütterlicher Liebe diktiert. Aber – hatten nicht Tausende von Müttern ihre Söhne geopfert wie ich – schwebten nicht aber Tausende in der gleichen bangen Sorge um die Lebenden?! Erst kürzlich hatte eine meiner Bekannten binnen vier Wochen drei tapfere und blühende Söhne verloren. Wir alle trugen das gleiche Los. Unsere Söhne beschirmten mit ihren Leibern, mit ihrem Blut die Heimat. Wer sollte da für sich eine Ausnahme beanspruchen?! Und vor allen Dingen – was würde Lothar selbst dazu sagen? Meine Blicke wanderten zu ihm hinüber. Ernst und gefaßt sprach er, der den Schlag vielleicht am furchtbarsten empfand, mit seinen Kameraden. Lothar hätte es einfach nicht getan, er hätte einen solchen Schritt von mir nur als peinvoll empfunden. – Nein, das tat ich ihm nicht an. “So Gott will, wird Lothar leben”, erwiderte ich der treuen alten Freundin. So Gott will – – – Als ich den jungen Offizieren die Hand zum Abschied reichte, dankte ich noch einmal für diese Stunde. Sie hatte mir wohlgetan. Ich nahm das Bewußtsein mit, wie glücklich Manfred in seinem tapferen Fliegerdasein gewesen war; wie er dieses Leben mit keinem auf der ganzen Welt hätte tauschen mögen. * Wir fuhren nach Schweidnitz zurück; erst jetzt fühlte ich, wie stark die Nervenanspannung in den letzten Tagen gewesen war. Nun, da ich nicht mehr aller Augen auf mich gerichtet fühlte, mochte ich zusehen, wie ich mit mir selbst fertig wurde. Ich suchte die Einsamkeit und fürchtete sie zugleich. Einmal stand Menzke vor mir. Er brachte seines toten Rittmeisters Sachen. Wir knieten an dem Koffer und sichteten und ordneten. Menzke konnte kaum sprechen vor Kummer. Ich sagte ihm, er solle sich zum Abschied etwas aussuchen. Der Gute wählte ein bescheidenes Stück von der Ausrüstung, die Manfred im Felde getragen hatte.

Richthofen-Gedächtnisfeier

http://wiki-de.genealogy.net/Schweidnitz/Geschichte_1914-1918
5 May 1918
Aula des Gymnasiums
Swidnica
Schweidnitz

Richthofen-Gedächtnisfeier des Luftflottenvereins in der Aula des Gymnasiums.

Gedächtnisrede von Herrn Dr. Bülow

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
5 May 1918
Aula des Gymnasiums
Swidnica
Schweidnitz

Gedächtnisrede von Herrn Studienrat Dr. Bülow bei der Trauerfeier im Gymnasium zu Schweidnitz

Hochverehrte Anwesende!
Eine gewaltig große, vielleicht die größte, aber auch eine der schwersten Zeiten der Geschichte unseres Volkes ist die, in der wir jetzt stehen, eine Zeit, in der das Schwert, von dem Jesus von Nazareth zu Maria, seiner Mutter, sprach, durch die Herzen von Tausenden und aber  Tausenden deutscher Mütter hindurchdrang, und in der ein Meer von Tränen aus den Augen der Gattinnen, Bräute, Schwestern, Väter, Brüder und Freunde unserer gefallenen Helden geflossen ist. In dieser tiefernsten Zeit haben wir uns heute hier in der Aula unseres altehrwürdigen Gymnasiums zu einer würdigen, weihevollen, uns alle im Innersten tiefergreifenden Gedächtnisfeier versammelt. Und unsere weihe- und wehmutsvolle Stimmung wird noch gesteigert durch den Gedanken daran, daß der, dem die heutige Trauergedenkfeier gilt, unser gefallener  Fliegerheld und König im Reich der Lüfte, Rittmeister von Richthofen, ist, der vor siebzehn Jahren als kleiner, fröhlicher Sextaner oft in diesem Saale weilte. Und wenn er ihr auch nur ein Jahr angehörte, ehe er als Kadett nach Wahlstatt auf die Offizierbildungsanstalt ging, von der er dann ins Heer trat, so wird doch unsere altberühmte Gelehrtenschule stets seiner gedenken; sie gräbt mit Stolz und Wehmut seinen Namen als den eines der besten ihrer Söhne in ihre Annalen ein neben den vielen Namen tüchtiger und bedeutender Männer, die aus ihr hervorgingen. Auch der Dichter der soeben vorgetragenen Verse, Dr. Glaser, gehört zu diesen früheren Schülern. Und wenn er auch hier in Schweidnitz nicht geboren wurde, so sieht doch unsere alte Balkonenstadt in Manfred von Richthofen eines ihrer Kinder, wie er selbst in seinem bekannten Buche „Der rote Kampfflieger“ angibt. Und in seiner Beileidskundgebung an die Mutter des Helden nennt der hiesige Magistrat ausdrücklich an zwei Stellen Schweidnitz des großen Fliegers Heimatstadt, die sich eine besondere Ehrung zum Andenken an den teuren Toten vorbehalte.

Und in der Tat war er hier eigentlich zu Hause; hier steht sein Vaterhaus, in dem er wiederholt und gern zu Besuch weilte. Welche Huldigungen und Ehrungen wurden ihm von unserer Bürgerschaft zuteil, als er im vorigen Jahre auf seinem weltberühmten roten Flugzeug hierher geflogen kam! Wie hat ihm besonders unsere Jugend zugejubelt, die zu ihm mit glühender Begeisterung und Bewunderung aufblickte. Und wenn fortan unsere lieben Schüler die Sage von Achilles vernehmen, dem herrlichen Lieblingsheros der alten Hellenen, der ein kurzes,  ruhmvolles Leben einem langen, tatenlosen Dasein vorzog, oder wenn sie dem Sang von Siegfried, dem strahlenden Germanenheden, lauschen, der in der Blüte der Jugend und Schönheit dem Mordstahl erlag, dann steigt vor ihrem Geiste als dritte Lichtgestalt unser heimatlicher Fliegerheros, unser Manfred von Richthofen, auf! Achilles und Siegfried, beiden gleicht er in seiner kurzen, aber glänzenden Heldenlaufbahn. Heute vor vierzehn Tagen, am Sonntag Jubilate, entraffte ihn der tückische, erbarmungslose Schlachtentod, und vor drei Tagen, am 2. Mai, hätte er erst den Kreislauf von sechsundzwanzig Lebensjahren vollendet. End Ende Mai erst werden drei Jahre vergangen sein, seitdem der damalige Ulanenleutnant in die Fliegertruppe eintrat. Und in dieser kurzen Spanne von zwei Jahren elf Monaten hat er Erfolg an Erfolg gereiht und sich zum ersten und populärsten Fliegerhelden Deutschlands, ja zum ersten Flieger der Welt emporgeschwungen, dessen Brust die höchsten Ordensauszeichnungen schmückten. Der Kommandeur der Luftstreitkräfte, General von Hoeppner, nennt ihn in seiner Beileidsdrahtung „den Besten, den Führer der Jagdflieger“. Hindenburg sagt von ihm: „Als Meister der deutschen Fliegerwaffe, als Vorbild für jeden deutschen Mann, wird er im Gedächtnis des deutschen Volkes fortleben“, und Ludendorff nennt ihn „die Verkörperung deutschen Angriffsgeistes“. Mit Bewunderung, aber auch mit Bangen hat ganz Deutschland, haben insbesondere wir hier in Schweidnitz seine tatenfrohe und erfolgreiche Heldenlaufbahn verfolgt. Den Gefühlen, die uns alle beseelten, hat am besten unsere Kaiserin in ihrer Beileidsdrahtung an die Eltern Ausdruck verliehen, wenn sie sagt: „So oftmals bei jeder Nachricht von einem Siege Ihres Sohnes habe ich um sein Leben gezittert, welches er dem König und Vaterland geweiht hatte.“ Achtzigmal war er Sieger im Luftkampf, auf diesem schwierigsten und gefährlichsten Schlachtgefilde, und überstrahlt so bei weitem die beiden größten und berühmtesten deutschen Kampfflieger vor ihm, Boelcke und Immelmann! Wohl hätte er, nachdem er beide übertroffen und unbestritten an der Spitze der deutschen Kampfflieger stand, sich mehr zurückhalten und schonen können.
Niemand hätte ihm das verargt, ja viele, vielleicht wir alle hier, hofften und wünschten es, zumal von unseren unedlen Feinden wiederholt hohe Preise auf seinen Kopf gesetzt worden waren. Aber sein rastloser Tatendrang und sein unbeugsamer Heldenmut ließen dies nicht zu. Nicht war es eitle Ruhmsucht, die ihn trieb, sondern jenes unwandelbare, schlichte, selbstverständliche Pflichtgefühl, das in der Brust aller großen Männer Preußens gelebt und gewirkt hat, und dem Preußen und Deutschland vornehmlich ihre jetzige Größe verdanken. So verlief sein junges Leben in den Bahnen und im Geiste des großen Friedrich, Bismarcks, Moltkes, Wilhelms I. und unseres jetzigen Kaisers, Männer, über deren Leben als Leitspruch das herrliche Römerwort steht:,,Patriae inserviendo consumor.“ – „Ich zehre mich auf uim Dienste meines Vaterlandes.“

Die Bedeutung und das Hauptverdienst der achtzig Luftsiege Richthofens nun liegt nicht nur in der hohen Zahl der besiegten Gegner und zerstörten feindlichen Flugzeuge an sich, so peinlich und schmerzlich ihr Verlust auch für unsere Feinde sein mag, sondern vor allem in dem  Beispiel und Vorbild, das er seinen Kameraden vom Fliegerkorps gab, und durch das er sie unwiderstehlich zur Nacheiferung fortriß. Wenn unser Heer jetzt im Kriege die Herrschaft in der Luft behauptet, so ist dies zum nicht geringen Teile Richthofens Verdienst. Und wie wichtig, ja
ausschlaggebend, in der modernen Kriegführung die Beherrschung der Luft ist, wissen wir ja alle. So gebührt auch unserem Richthofen ein voller Anteil an dem Ruhmeskranze, der die Stirn unserer Schlachtenführer und Schlachtensieger ziert. Aber ebenso groß, ja vielleicht noch größer, wichtiger und bleibender als die kriegerischen Sieges- und Ruhmestaten unseres Helden ist die gewaltige Förderung, die er dem gesamten Flugwesen brachte. Er hat durch die Tat bewiesen, wie sicher und verhältnismäßig gefahrlos auch unter den schwierigsten Verhältnissen das Flugzeug sich handhaben läßt, wie zielsicher der von Menschenhand gelenkte „Segler der Lüfte“ seine Bahnen zieht. Darin liegt das Große, Unvergängliche der kurzen, aber erfolgreichen Fliegerlaufbahn Richthofens. In diesem Sinne nennt ihn die Zeitung „Die Ostschweiz“ einen Pionier auf dem Gebiete des Flugwesens, diesem neuen, gewaltigen Gebiete menschlicher Kultur, und stellt ihn neben Zeppelin. Die segensreichen Folgen des Wirkens beider Männer für den Luftverkehr werden erst in Friedenszeiten hervortreten. Nicht unerwähnt bleiben soll, daß unser Held nicht lange vor seinem Tode, wie wenn er ihn vorausgeahnt hätte, ein kurzes Kompendium des Fliegerkampfes verfaßt hat. In ihm hat er seine reichen Erfahrungen im Luftkriege systematisch dargestellt und seinen Kameraden, Schülern und Nachfolgern eine kostbare Fülle von Belehrungen als unschätzbares Vermächtnis hinterlassen.

Was das Bild der Persönlichkeit Manfreds von Richthofen besonders anziehend macht, sind die beiden Tugenden der Schlichtheit und Bescheidenheit, die diesen ruhmbedeckten, furchtbaren Luftkämpfer zierten. Diese Eigenschaften rühmten ihm alle nach, die mit ihm in persönliche Berührung kamen; sie treten auch in seinem Buche „Der rote Kampfflieger” zutage, das zugleich eine ausgesprochene Begabung für fachliche, anschauliche Darstellung zeigt. Auch unsere Kaiserin drahtete über Manfred an seine Eltern: „Ihr Sohn steht mir noch vor Augen in seiner Bescheidenheit und mit seinen schlichten Schilderungen, als ich im Mai vorigen Jahres die Freude hatte, ihn begrüßen zu können.“ Der jugendliche, herrliche Held und Mensch, er ist nicht mehr. Er, der edle, ritterliche Kämpe, starb unbesiegt. Diese Tatsache scheint festzustehen, obwohl sonst ja rätselhaftes Dunkel seinen Tod umhüllt, ein Dunkel, das wir wohl niemals werden völlig aufhellen können und auch nicht aufhellen wollen. Seine Siegfriedgestalt schläft nun in feindlicher Erde den ewigen Schlaf. Groß und echt war die Trauer hier wie in ganz Deutschland, als die Kunde von seinem Heldentode anlangte. Herzliche, ehrende und erhebende Beileidskundgebungen liefen von allen Seiten, von den höchsten und bedeutendsten Persönlichkeiten unseres Volkes bei den Eltern ein. Vielleicht vermag diese all. gemeine Mittrauer des ganzen deutschen Volkes ihren tiefen, gerechten Schmerz etwas zu lindern. Trost gewährt auch die schlichte, fromme Weisheit, die Manfred selbst in seinem Buche mit den Worten ausgesprochen hat: „Nichts geschieht ohne Gottes Fügung. Das ist ein Trost, den man sich in diesem Kriege so oft sagen muß.“ Besonders muß auch ferner seine Angehörigen und uns alle der Gedanke trösten, daß seine Taten und Verdienste unvergänglich sind und unvergessen bleiben werden. Solange in unserem Volkedie Erinnerung an diesen großen und furchtbarsten aller Kriege fortleben wird, solange wird man auch des größten Fliegerhelden Deutschlands dankbar gedenken, unseres Manfred von Richthofen! Seine Taten aber und sein Vorbild werden fortwirken, besonders bei der deutschen Jugend. Und solange sein Heldengeist, der Geist kühnen  Wagemuts, treuer Pflichterfüllung und hingebenden Opfersinnes die Herzen unserer Jugend beseelt und fortreißt, solange wird Deutschland nicht untergehen!

So haben wir denn allen Grund, um unseren Manfred von Richthofen zwar zu trauern; aber wir wollen ihn nicht beklagen, der in der Blüte seiner Jahre und auf dem Gipfel feines Ruhmes von uns ging. Wen Gott liebt, den läßt er in Jugend und Glück sterben! Wir wollen so denken und fühlen, wie es Alfred Wlotzka in seinem Gedicht „Ikaros- Richthofen“ mit folgenden Worten ausspricht: Held Richthofen tot! – Der am herrlichsten flammte, Der Stern stieg zum Sternhimmel, dem er entstammte! Sein Tod ein Verlust? – Gar zu früh ihm zuteil? O, nein! Dessen Glühen solch Leuchttaten melden, Der zeugt im Versprühen gigantische Helden! Heil Richthofen dir! Deinem Vaterland Heil!“ Und so rufe ich denn zum Schlusse seinen Manen zu: Lebe wohl, du tapferer und großer Held, du guter edler Mensch! Wir werden dich nicht vergessen! Der Gegen der
Gerechten bleibt in Ewigkeit! Amen.

De l'Echo de Paris

Ein Heldenleben, Ullstein & Co, 1920
9 May 1918
Sailly-le-Sec

Bericht der «Paix» vom 9. Mai 1918

Les Anglais ont rendu les honneurs à la dépouille de l’,,as” des,,as” allemand

De l’Echo de Paris:

Les obsèques du capitaine de Richthofen ont été célébrées le mardi, 23 avril dernier. Le cadavre ava été transporté à quelques kilomètres en arrière du front et déposé sous une de ces tentes pour avions utilisées dans les camps improvisés et vite reportés ailleurs. Au milieu de la tente, sur des caisses recouvertes d’une étoffe brune, le corps est étendu, le torse nu, des médecins ayant déshabillé l’aviateur, après sa chute, pour essayer de lui prodiguer des soins. Les traces des blessures faites par des balles de mitrailleuse sont apparentes. On peut en compter six, dont la plus grande au-dessous du sein droit. Le capitaine semble dormir, mais la lumière qui vient crûment par une seule petite porte de la tente dessine les traits du mort, dégage et semble accentuer encore son type de Germain de race. Une prolonge automobile employée au transport des aéroplanes vient d’arriver. La toile qui ferme la tente est relevée. Le cercueil apparaît, peint en noir, avec, clouée dessus, une grande plaque d’aluminium brillante et sur laquelle cette inscription est gravée deux fois, en anglais et en allemand:

Capitaine de Cavalerie
Manfred, Baron de Richthofen
25 ans
Tué dans l’action en combat aérien
le 21 avril 1918

Six officiers, pilotes dans l’aviation britannique, passant au milieu des soldats qui rendent les honneurs, portent jusqu’à la camionette le cercueil sur lequel sont déposées cinq couronnes d’immortelles. Ces couronnes, envoyées par des grands centres d’aviation britanniques, sont  nouées de rubans aux couleurs allemandes et portent cette inscription: „A un vaillant et digne adversaire”. La camionette avance lentement, suivie des soldats qui marchent le fusil sous le bras. Puis viennent les six officiers aviateurs anglais et quatre officiers aviateurs français, arrivés ici par la voie des airs. Derrière, par quatre, une cinquantaine de soldats anglais venus là en curieux. Une quinzaine d’avions, volant bas sous le ciel bleu chargé de nuages, escortent, en tourbillonant, le cortège jusqu’au cimetière. Là, un pasteur dit les prières des morts, puis le cercueil est descendu dans la fosse au bord de laquelle les soldats se rangent pour tirer les salves d’honneur. Trois fois le crépitement des coups de feu déchire l’air, au rythme régulier des moteurs qui ronflent toujours au-dessus de nous et avec l’accompagnement plus lointain et plus sourd
des canons en action sur le front. Les obsèques militaires du capitaine de Richthofen sont terminées.

Bericht von Hauptmann Reinhard

Richthofen, der beste Jagdflieger des großen Krieges, Italiaander, A. Weichert Verlag, Berlin, 1938
10 May 1918
Cappy

Hochzuverehrender Herr Major!

Beim Vormarsch und dem täglich angestrengten Fliegen bin ich nicht dazu gekommen, Euer Hochwohlgeboren für die lieben Zeilen zu danken. Leider konnte ich nicht zur Gedächtnisfeier nach Berlin kommen, aber ich glaubte durch die Tat dem Andenken unseres verehrten Rittmeisters mehr zu dienen. In seinem Sinne und Geiste das Geschwader weiterzuführen, habe ich mir zum Ziel gesteckt, zumal er mir diesen Wunsch sowohl mündlich als auch schriftlich ans Herz legte. Ich bin Ihrem Herrn Sohn mein Leben lang dankbar, denn nur durch seine Schule bin ich zu meinen Erfolgen gekommen, und ihm verdanke ich meine jetztige militärische Stellung. Oft aber denke ich, es möchte unser Rittmeister noch bei uns sein; denn so ehrenfoll der Posten eines Kommandeurs ist, mit um so mehr Schwierigkeiten und manch bitterem Tropfen, wenn man die Besten der Besten fallen sieht, ist diese Stellung verbunden. Ihr Herr Sohn war eben d e r Mann in der Jagdfliegerei, und der fehlt uns eben überall…

Mit der Versicherung meiner vorzüglichen Hochachtung bin ich Euer Hochwohlgeboren ergebener Reinhard.

Feier im Kreise der Verwandten

http://wiki-de.genealogy.net/Schweidnitz/Geschichte_1914-1918
15 May 1918
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Feier im Kreise der Verwandten, für alle zugänglich. Rede von Lehrer Adolf Wasner.

Funkspruch der II. Armee

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935
26 May 1918
Ferme Puisieux

Dem Jagdgeschwader Richthofen spreche ich bei seinem Scheiden aus dem Verband der II. Armee für seine erfolgreiche Tätigkeit während der Zeit vom November 17 bis Mai 18 meine vollste Anerkennung aus. Die 184 Luftsiege sprechen für die Tapferkeit seiner Flugzeugführer und geben den Maßstab des Anteils, den das Geschwader in treuer, hingebender Zusammenarbeit mit allen anderen Waffen an den Erfolgen der II. Armee sich erkämpft hat.

Sein Kommandeur, dessen Namen das Geschwader auf Allerhöchsten Befehl verliehen erhalten hat, fand den Heldentod vor unserer Front. Möge der Geist, der aus diesem treuen, tapferen und geliebten Führer strahlte, das Geschwader bei weiteren Kämpfen und Erfolgen begleiten.

Der Oberbefehlshaber: v. d. Marwitz

Bericht von Hermann Göring

Richthofen, der beste Jagdflieger des großen Krieges, Italiaander, A. Weichert Verlag, Berlin, 1938
1 August 1918
Ferme Puisieux

Hochzuverehrender Herr Major!

Durch Befehl des Kogenluft (das heißt: Kommandierender General der Luftstreitkräfte) zum Kommandeur des Jagdgeschwaders Freiherr von Richthofen ernannt, möchte ich es nicht versäumen, Euer Hochwohlgeboren persönlich hiervon Nachricht zu geben. Ich weiß, wie sehr Herr Major an unserem Geschwader hängen und all Ereignisse mit dem größten Interesse verfolgen. Ich bin mir bewußt, ein ehrenvolles, aber auch schweres und verantwortungsvolles Amt übernommen zu haben. Möge Gott mir die Kraft geben, daß ich das in mich gesetzte Vertrauen rechtfertige. Mein heißestes Bestreben wird es sein, den vortrefflichen Geist unseres großen Meisters alle Zeit in seinem Geschwader wachzuhalten, und das Geschwader nach seinen Traditionen und in seinem Sinne zu führen. Sie aber, hochverehrter Herr Major, möchte ich von ganzem Herzen bitten, mir ebenfalls Ihr Vertrauen zu schenken und weiterhin dem Geschwader, das den Namen Ihres berühmten Sohnes führt, das große Wohlwollen und Interesse zu bezeigen, wie Sie es unter meinen Vorgängern taten. Sobald Zeit und Gelegenheit es möglich machen, werde ich mich persönlich bei Herrn Major melden. Ich weiß nicht, ob Herr Major sich noch von Kortijk, wo ich mit meiner Staffel in Marke Beke lag, meiner entsinnen. Ich hatte seinerzeit mehrfach die Ehre, mit Herrn Major zusammen zu sein. Seit Tagen ist nun wieder Lothar bei uns. Mein sehnlicher Wunsch ist es, daß er weiterhin große Erfolge erzielt, vor allem aber doch gesund aus diesem Kriege zu seinen schwergeprüften Eltern zurückkehren möge.

Möchte es mir nun vergönnt sein, das Geschwader weiterhin von Sieg zu Sieg zu führen.

Mit diesem Wunsche schließe ich und bin mit den gehorsamsten Grüßen,

Ihr sehr ergebener Hermann Göring.

Aufruf zur Errichtung eines Denkmals

http://wiki-de.genealogy.net/Schweidnitz/Geschichte_1914-1918
20 August 1918
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Aufruf zur Errichtung eines Denkmals für Manfred v. Richthofen. Bis 12.9. Spenden von 4.457.- Mk.

Erstellung der Sterbeurkunde von Richthofens

http://www.frontflieger.de/4-ric13.html
26 August 1918
Ostrowo
Ostrowo

Erstellung der Sterbeurkunde von Richthofens. Als Offizier im Ulanen-Regiment Nr. 1 hatte er seinen Wohnsitz in seiner Garnison Ostrowo (Provinz Posen). Gemäß der Gesetze gibt es – nach dem Tod – eine offizielle Rückmeldung an das Standesamt der Heimatgemeinde: Sterbeeintrag 245/1918 beim Standesamt Ostrowo Ostrowo am 26. August 1918 ‘Der Kommandeur der Flieger-Ersatz-Abteilung 9 hat mitgeteilt, dass der Rittmeister vom Ulanen-Regiment No. 1, Manfred Albrecht Freiherr von Richthoven[*], 25 Jahre alt, evangelischer Religion, wohnhaft in Ostrowo, geboren zu Breslau, ledig, Sohn des Major außer Dienst Albrecht Freiherr von Richthofen und dessen Ehefrau Kunigunde, geborene von Schickfuss Neudorf, wohnhaft in Schweidnitz, in den Kämpfen [nördlich von] Vaux-Somme am einundzwanzigsten April des Jahres eintausend neunhundert und achtzehn an den erhaltenen Verwundungen verstorben sei.’ Unterschrift. Bemerkenswert ist, dass die Rückmeldung des Todes des Rittmeisters über die Flieger-Ersatz-Abteilung erfolgte. Ein Hinweis darauf, dass das Jagdgeschwader 1 organisatorisch der FEA 9, als Ersatztruppe, zugeteil war. Rechtschreibfehler im Dokument: [*] richtig: Richthofen

MvR wird umgebettet

http://www.frontflieger.de/4-ric13.html
1 January 1921
exact date?
Fricourt

Manfred von Richthofen wird vom französischen Gräberdienst von Bertangles auf den deutschen Soldatenfriedhof Fricourt/ Somme umgebettet. Hier wird er im Grab mit der Nummer 53091 bestattet. Dieses Grab ist heute mit 4/1177 bezeichnet und Sebastian (August) Paustian (Grabfoto) ruht dort.

MvR's house in Schweidnitz opens up as a museum in his honour.

The Illustrated Red Baron - The life and times of Manfred von Richthofen - Peter Kilduff -Cassel & Co - 2000
21 April 1923
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Description as found in Floyd Gibbons’  1927 book: The Red Knight Of Germany, 1959 Bantam Books Edition, page 4 & 5:

Its walls are covered with the linen scalps of fallen foes. They are the gaily painted red, white, and blue numbers and symbols cut from fighting planes that went down in defeat under the guns of Richthofen’s red Fokker. To anyone who knew the war, the bedchamber is a ‘room of dead men’s numbers”, but it was not that to Mother Richthofen, whose son told her that the stripes of fabric placed on the walls were taken only from vanquished planes whose occupants survived the fight that forced them to earth behind the German lines.

The chandelier hanging from the ceiling over the centre table is the rotary motor of a French plane which the ace brought down near Verdun. Richthofen had it remade with electric bulbs on each cylinder head, and, in order to support the unusual weight, he had to reinforce the rafters in the ceiling, from which it is suspended on chains. The table itself is made from parts of broken propeller blades of all kinds. The night lamp on the bed table is formed from the metal hub of an airplane’s undercarriage wheel. The centrepiece on the table is a flying compass, and the wall table under the large portrait is loaded down with silver cups commemorating battles in the sky.

Among all these gruesome trophies, each representing a death struggle in midair, one holds the position of honour over the bedroom door. It is the machine gun from an English plane that sent many German flyers to their death. It is the weapon of the first English ace, Major Lanoe Hawker.
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Ablauf der Überführung und des Begräbnisses

https://www.bundesarchiv.de/DE/Content/Virtuelle-Ausstellungen/Manfred-Von-Richthofen-Der-Rote-Kampfflieger/manfred-von-richthofen-der-rote-kampfflieger.html
7 November 1925
Berlin

Quelle: BArch RH 2/2288 (fol. 48) Im Jahr 1925 beschloß die Familie Richthofen die Heimholung des Leichnams von Manfred von Richthofen. Von der ursprünglichen Grabstätte in Bertangles in der Nähe des Todesortes war der Leichnam 1921 auf einen Friedhof für deutsche Gefallene in Fricourt umgebettet worden. Das Reichswehrministerium konnte die Familie schließlich überzeugen, Manfred von Richthofens Leichnam nicht auf dem Friedhof in Schweidnitz, wo bereits sein Vater und sein jüngerer Bruder Lothar lagen, zu bestatten, sondern einem Begräbnis auf dem Invalidenfriedhof in Berlin zuzustimmen. Im Jahre 1975 erfolgte eine erneute Umbettung in das nunmehrige Familiengrab in Wiesbaden, da die Grabstelle auf dem Invalidenfriedhof durch dort stattfindende Verlagerungsmaßnahmen im Erhalt bedroht war. Das hier abgebildete Schreiben des Chefs des Truppenamtes, Generalmajor Otto Hasse, an den Vorsitzenden des Familienverbandes derer von Richthofen vom 7. November 1925 gibt Aufschluß über den Ablauf der Überführung und des Begräbnisses.

Heimkehr

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1933, Eingeleitet und ergänzt von Bolko Freiherr von Richthofen, mit einem Vorwort von Generalfeldmarschall Hermann Göring, Verlag Ullstein & Co, Berlin
14 November 1925
Fricourt

Mitte des Jahres 1925 entschloß sich unsere Familie, die sterblichen Reste von Manfred v. Richthofen nach Deutschland zu überführen und in heimatlicher Erde zu bestatten. Zunächst war beabsichtigt, Manfreds Sarg neben dem Grabe seines Vaters und seines Bruders Lothar auf sem Schweidnitzer Friedhof zu betten. Aber maßgebende Behörden des Deutsches Reichs, vor allem das Reichswehrministerium und die fliegerischen Organisationen, sprachen den dringenden Wunsch aus, Manfreds Leiche möge auf dem Invalidenfriedhof zu Berlin, auf dem schon so viele deutsche Helden und Feldherren ihre ewige Ruhe gefunden haben, die letzte Statt bereitet werden.Dem stimmte die Familie in der Erkenntnis zu, daß das Andenken und die Erinnerung an Manfred nicht ihr allein, sondern dem ganzen deutschen Volke gehöre. Die erforderlichen und recht zeitraubenden Verhandlungen mit den französischen Behörden wurden in die Wege geleitet, und Mitte November fuhr ich nach Frankreich dem Orte zu, wo sich Manfreds Grab befand. Es war dies nicht das ursprüngliche, denn seine Leiche war erst nach dem Kriege nach Fricourt, einem kleinen, acht Kilometer von dem einst so heiß umkämpften Albert gelegenen Dorfe, verbracht worden, wo sich ein deutscher Gefallenen-Friedhof befindet.

Von der zuständigen Behörde war mir ein Herr namens Lienhard beigegeben worden, dem in erster Linie die Erledigung der notwendigen Formalitäten mit den französischen Instanzen und die Leitung der Exhumierung oblag. Es war 14. November 1925, als ich, von Amiens kommend, mich in Albert mit Monsieur Lienhard traf. Ich fand diesen sehr umsichtigen und eifrigen Herrn in ziemlicher Erregung, da die französischen Behörden, obwohl sie rechtzeitig von der Exhumierung unterricht worden waren, sich leider zunächst um nichts bekümmert hatten. Nach einigem Suchen gelang es uns, einen alten Herrn zu finden, der im Kriege Unteroffizier gewesen war und nun die Stelle eines Friedhofverwalters bekleidete. Wir nahmen ihn mit in unser Auto und gelangten zu dritt alsbald nach Fricourt. Der dortige deutsche Gefallenen-Friedhof bot ein wahrhaft erschütterndes Bild, und der Eindruck, den ich bei seinem Anblick gewann, läßt sich in Worten schwer wiedergeben. Nach den Angaben des uns begleitenden Friedhofverwalters liegen dort etwa sechtausend deutsche Soldaten in Einzelgräbern und etwe zwölftausend in einem einzigen gewaltigen Massengrab. Kein grünendes Blatt, geschweige denn irgendein Kranz gibt dieser traurigen und ergreifenden Stätte einen etwas freundlicheren Charakter. Nur auf dem Massengrab lag ein schlichter Blechkranz, den vielleicht ein altes Mütterchen dem Andenken ihres mit Tausenden von Kameraden dort ruhenden, für das Vaterland gefallenen Sohnes gewidmet hatte. Aus dreißig verschiedenen Friedhöfen sind hierher die Leichen detuscher Helden in den ersten Jahren nach dem Kriege zusammengetragen worden. Allerdings mag damals die Anlage des Friedhofes noch nicht die endgültige gewesen sein. Inzwischen wird sich der Volksbund für deutsche Kriegsgräberfürsorge wohl auch dieser Ruhestätte toter Krieger angenommen haben, und er bietet heute hoffentlich einen freundlicheren und schöneren Anblick.

Auch auf dem Friedhof von Fricourt selbst war für die Exhumierung noch nichts vorbereitet. Wir mußten die einzelnen Arbeiter herbeiholen, und es dauerte fast drei Stunden, bis die Ausgrabung selbst vorgenommen werden konnte. Wir fanden eine Zinkplatte, auf der Namen und Todesdatum Manfreds in englischer und deutscher Sprache verzeichnet war. Diese Platte war seinerzeit von den Engländer, die ihn zur ersten Ruhe beigesetzt hatten, an dem Sarge befestigt worden. Jetzt befindet sie sich im Besitz meiner Mutter in Schweidnitz. Nachdem die Umbettung von allem, was an Manfred sterblich war, in den von uns mitgebrachten Zinksarg vollzogen war, brachten wir diesen nach Albert, wo die Verladung auf der Bahn nach Kehl an die deutsch-französiche Grenze unter Leitung der zuständigen französischen Behörden erfolgte.

Manfred hat die Heimat erreicht

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1933, Eingeleitet und ergänzt von Bolko Freiherr von Richthofen, mit einem Vorwort von Generalfeldmarschall Hermann Göring, Verlag Ullstein & Co, Berlin
16 November 1925
Am Bahnhof
Kehl

Es war am Montag, dem 16. November, um Mitternacht, als eine französische Lokomotive der französischen Nordbahn nur mit einem Kohlentender und einem Güterwagen ganz langsam über die Kehler Rheinbrücke rollte. Pfeifensignale schrillten, und als der kleine Zug in den deutschen Bahnhof einlief, nahmen die wenigen dort amtierenden Eisenbahner ergrieffen ihre Mützen ab. Manfreds irdische Reste hatten die Heimat erreicht. Am nächten Morgen wurde die aus rohen Brettern gezimmerte Sargkiste in einen Gepäckwagen der deutschen Reichsbahn gehoben und dort unter Tannenreisern und Blumen aufgebahrt.

Patriotischen Feier

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1933, Eingeleitet und ergänzt von Bolko Freiherr von Richthofen, mit einem Vorwort von Generalfeldmarschall Hermann Göring, Verlag Ullstein & Co, Berlin
17 November 1925
Am Bahnhof
Kehl

Der ganze Dienstag verging mit Verhandlungen zwischen den deutschen Behörden in Kehl und dem französischen Besatzungskommandanten, der sich nicht entschließen wollte, die Genehmigung zu einer patriotischen Feier auf dem Bahnhof am Sarge Manfreds zu geben. Aber er hatte wohl doch die Intentionen seiner vorgesetzten Stelle nicht ganz richtig beurteilt, und in früher Abenstunde gab das Besatzungskommando die Genehmigung zu einer entsprechenden Feier. Alle Glocken der kleinen badischen Stadt begannen zu läuten, die Feuerwehr wurde alarmiert, was nur an Fackeln aufzutreiben war, wurde angezündet, und so zog die Bevölkerung, wohl vom ältesten Greis bis zum jüngsten Kind, das schon eben laufen konnte, herbei, um Manfreds Leiche auf deutscher Erde ehrfurchtsvoll zu grüßen.

Triumphfahrt durch Deutschland

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1933, Eingeleitet und ergänzt von Bolko Freiherr von Richthofen, mit einem Vorwort von Generalfeldmarschall Hermann Göring, Verlag Ullstein & Co, Berlin
18 November 1925
Durch Deutschland bis Potsdam
Potsdam

Am Mittwoch um sechs Uhr früh wurde der Wagen von Kehl nach Appenweiler geleitet und dort an den fahrplanmäßigen Frankfurter D-Zug angehängt. Von nun an bis Berlin gestaltete sich Manfreds letzte Reise zu einer Triumphfahrt durch Deutschlands schönste Gaue, wie sie kaum jemals ihresgleichen finden dürfte. Überall läuteten die Glocken in den Städten und Dörfen und senkten sich die Fahnen, Flugzeuge geleiteten den Zug, und dem Wunsche der Bevölkerung gemäß blieben die Türen des Gepäckwagens, in dem Jagdflieger des alten Heeres die Totenwache hielten, geöffnet, damit die an den Bahndämmen in Massen erwartungsvoll stehenden Männer, Frauen und Kinder den Sarg wenigstens im Vorüberfahren sehen konnten. Wo der Zug hielt, in Baden-Oos, Rastatt, Karlsruhe, Durlach, Bruchsal, Heidelberg, überall standen Behörden und Vereine auf dem Bahnhof, vaterländische Lieder grüßten den Sarg. Und keinen Unterschied gab es zwischen den Parteien und Bünden. Alle waren erschienen, um in seltener Eintracht den heimkehrenden toten Helden zu ehren. Die Kränze häuften sich zu Bergen, und zwischen ihnen lagen kleine Sträußchen und einzelne Blumen; denn auch die, die nur wenige Pfennige auszugeben vermochten, haben es sich nicht nehmen lassen, ihrer Dankbarheit und Verehrung für den großen Kampfflieger Ausdruck zu geben. Deutlich fühlten wir, die wir Manfreds Leiche das Geleit geben durften, wie das Volk verstanden hatte, daß seiner Heimfahrt ins Vaterland eine symbolische Bedeutung zukam. Nicht alle die Hundertausende, die ihr Leben für Deutschland gelassen und in fremder Erde ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, konnten in die Heimat geführt werden. Und so mochten die zur Begrüßung unsres toten Manfred zusammengeströmten Volksmassen in ihm wohl das Sinnbild aufopfernden deutschen Heldentums erblikken und in ihm die Söhne und Brüder ehren, die sie selbst für das Vaterland dahingegeben hatten.

Feierlicher Empfang

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1933, Eingeleitet und ergänzt von Bolko Freiherr von Richthofen, mit einem Vorwort von Generalfeldmarschall Hermann Göring, Verlag Ullstein & Co, Berlin
18 November 1925
Am Bahnhof
Potsdam

Am Mittwoch, dem 18. November, abends nach zehn Uhr, traf der Zug in Berlin ein. Auf dem Potsdamer Bahnhof fand ein feierlicher Empfang statt, bei dem die Vertreter des Ringes der Flieger und der Traditionskompanie vertreten waren. Angehörige des 1. Ulanen-Regiments, in dem Manfred gedient hatte, trugen den Sarg zum Leichenauto, das ihn weiter nach der Gnadenkirche in der Invalidenstraße führte. Auf dem Potsdamer Platz, der polizeilich hatte abgesperrt werden müssen, war eine gewaltige Menschenmenge versammelt, die den Trauerzug schweigend und entblößten Hauptes passieren ließ.

Aufbahrung in der Gnadenkirche

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1933, Eingeleitet und ergänzt von Bolko Freiherr von Richthofen, mit einem Vorwort von Generalfeldmarschall Hermann Göring, Verlag Ullstein & Co, Berlin
19 November 1925
Invalidenpark, Invalidenstraße
Berlin

Am Donnerstagvormittag fand die Aufbahrung in der Gnadenkirche statt. Nun war der Zinksarg in einen brauen Eichensarg gebetter worden, Degen und Ulanen-Tschapka lagen auf dem Sarg. Vor dem Sarge stand das Holzkreuz, das Manfreds Grab in Fricourt gekennzeichnet hatte. Es trug nur seinen Namen und die Zahl 53091. Die Ehrenwache hielten ehemalige Offiziere seines Jagdgeschwaders und des 1. Ulanen-Regiments. In ununterbrochener Reihenfolge zog den ganzen Tag Berlins Bevölkerung am Sarge vorüber.

Überführung von Richthofen nach Deutschland.

http://www.frontflieger.de/4-ric13.html
20 November 1925
Berlin

Die Familie von Richthofen wünscht die Überführung des Leichnams von Richthofens nach Deutschland. Aus politischen Gründen wird der Rote Kampfflieger auf dem Invaliden-Friedhof in Berlin bestattet. Er erhält einen schlichten Grabstein.

Leichenzug und Begräbnis

https://www.bundesarchiv.de/DE/Content/Virtuelle-Ausstellungen/Manfred-Von-Richthofen-Der-Rote-Kampfflieger/manfred-von-richthofen-der-rote-kampfflieger.html
20 November 1925
Berlin

Quelle: BArch RH 2/2288 (fol. 178) Nachdem bereits die Bahnfahrt des Sarges ab dem 16. November 1925 ab Kehl unter großer Anteilnahme der Bevölkerung stattfand, traf der Sarg am 18. November am Potsdamer Bahnhof in Berlin ein, wurde dort feierlich empfangen und per Auto unter weiterer großer Anteilnahme in die Gnadenkirche in der Invalidenstraße transportiert und dort für die zahlzeich passierende Bevölkerung aufgebahrt. Am 20. November 1925 erfolgte die Beisetzung auf dem Invalidenfriedhof. Nach einer kurzen Feier in der Gnadenkirche unter Anwesenheit von Reichspräsident von Hindenburg, Reichskanzler Luther, Reichswehrminister Dr. Geßler, dem Chef der Heeresleitung General Seeckt un dem Chef der Marineleitung Admiral Zenker, bewegte sich der Leichenzug zu Fuß auf der Invalidenstraße zum Friedhof. Das Photo zeigt die Familienangehörigen im Leichenzug nach dem Sarg, vorne Richthofens Mutter, Kunigunde Freifrau von Richthofen, hinter ihr der jüngste Bruder Karl-Bolko, dahinter die Schwester Ilse. Am Bildrand noch zu sehen sind Reichspräsident von Hindenburg und neben ihm Reichswehrminister Dr. Geßler.

Die Beisetzung

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1933, Eingeleitet und ergänzt von Bolko Freiherr von Richthofen, mit einem Vorwort von Generalfeldmarschall Hermann Göring, Verlag Ullstein & Co, Berlin
20 November 1925
Invalidenfriedhof
Berlin

Am Nachmittag des 20. November fand die Beisetzung statt. Schon zur Mittagszeit begann die Wanderung der Menschenmassen. Dann kam der Reichspräsident von Hindenburg, den meine Mutter und ich begrüßten. Mit ihm erschien der Reichskanzler Luther, der Reichswehrminister Dr. Geßler, General von Seeckt an der Spitze der ganzen Berliner Generalität und Admiral Zenker mit den Offizieren der Marine. Die Feier in der Kirche war würdig und kurz. Dann hoben acht Flieger, Ritter des Ordens Pour le mérite, den Sarg auf die vom 2. Preußischen Artillerie-Regiment gestellte Lafette. Eine Kompanie des Wachtregiments setzte sich an die Spitze, und unter dumpfen Trommelwirbeln ging der Zug auf der von ungezählten Vereinen gesäumten Straße zum Invalidenfriedhof. Ein früherer Regimentskamerad, jetzt Reichswehroffizier, trug dem Sarg die Fülle der Kriegsorden voran, die Manfred in seinem Leben verliehen worden waren. Über dem Friedhof kreisten die Flugzeuge mit schwarzen Wimpeln, und dreimal feuerte die Ehrenkompanie den letzten Salut. Während die Reichswehrkapelle das Lied vom guten Kameraden spielte, sank der Sarg in de Tiefe. Der Reichswehrminister sprach die Worte: “Wenn wir Manfred von Ricthofens sterbliche Überreste der Erde zurückgeben, legen wir zugleich das Gelöbnis ab, daß wir in Glauben und Hoffen unserem Vaterlande gehören, für das er gefallen ist.”

Unter den unzähligen Teilnehmern dieser Trauerfeier wird es niemanden gegeben haben, der diesen Worten nicht aus innerster Seele zugestimmt hätte. So hat Manfred in der Mitte der Reichshauptstadt seine letzte, bleibende Ruhestätte gefunden. Wie sehr aber sein Andenken im Herzen des Volkes fortlebt, das zeigen die Tausend und aber Tausende von Volksgenossen, die jahraus, jahrein, vor allem an Sonn- und Feiertagen, auch heute noch in ungeminderter Zahl sein Grab besuchen und trauernd und nachdenklich, zugleich aber von vaterländischem Stolz erfüllt, sich im Geiste vor den Manen des ritterlichen deutschen Helden der Lüfte neigen.

Richthofens Grab in 1931

https://www.bundesarchiv.de/DE/Content/Virtuelle-Ausstellungen/Manfred-Von-Richthofen-Der-Rote-Kampfflieger/manfred-von-richthofen-der-rote-kampfflieger.html
28 October 1926
Invalidenfriedhof
Berlin

Im Laufe des Jahres 1926 wurde von verschiedenen Seiten Unmut über den ungepflegten Zustand des lediglich durch das 1918 enstandene Holzkreuz (mit der Inschrift ‘Richthofen, von Baron, Capitaine’) kenntlichen und ansonsten ungeschmückten Grabes an das Reichswehrministerium herangetragen. Es kam daher unter Beteiligung privater Mittel und maßgeblicher Teilnahme der Vereinigung ‘Ring der Flieger e.V.’ zur Errichtung eines Decksteines auf dem Grab mit einer Feier zur Grabmalseinweihung am 28/ Oktober 1926.

Gedächtnissstätte für MvR

Jan Hayzlett Hunting With Richthofen: the Bodenschatz diaries
1 January 1928
exact date?
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

The Richthofen memorial erected in the park across the street from his parent’s home in Schweidnitz (Old Postcard via Sue Hayes Fisher). Today the Richthofen memorial is crumbling away, and the bronze plaque has long since disappeared (Author). Close-up view of the plaque. The inscription reads: ‘Memorial for Manfred Freiherr von Richthofen. Born 2 May 1892. Fell on 21 April 1918. (Left) To the most successful combat pilot of the World War. (Right) To the undefeated victor of 80 aerial combats. (Below) Erected in the year 1928 from contrib-utions of his grateful homeland’ (Old Postcard).

Hermann Göring über den 21. April 1918

Richthofen, der beste Jagdflieger des großen Krieges, Italiaander, A. Weichert Verlag, Berlin, 1938
1 January 1930
Vaterländischer Verlag Weller (Berliner Stadtmission)
Berlin

In “Unsere Luftstreitkräfte 1914 – 1918 (Vaterländischer Verlag Weller, 1930) ” schreibt er: “Nun soll im folgenden eine klare und wahrheitsgetreue Darstellung vom Tode unseres größten Kampffliegers gegeven werden. Am 21. April 1918 startete Richthofen mit einigen Flugzeugen seiner alten Leibstaffel 11 in Richtung Amiens. Außerdem hatte er einer anderen Staffel seines Geschwaders ebenfalls Startbefehl erteilt, so daß diese sich auch in der Luft befand, jedoch ohne Anschluß an den Rittmeister zu haben, denn sie hatte einen selbständigen Auftrag.

Richthofen überflog, nachdem er die gewünschte Höhe erreicht hatte, die feindliche Front und stieß in den gegnerischen Luftraum vor, da er dort feindliche Flugzeuge beobachtet hatte. Es handelte sich zunächst um den Angriff auf einige Feindliche Doppelzitzer, sogenannte Artillerieflugzeuge.

Während er sich mit diesen im Kampf befand, wurden er und die Seinen von einer starken feindlichen Jagdstaffel angegriffen. Er hatte nun gegen eine sehr große Übermacht anzukämpfen.

Der Wind war ungünstig und trieb die Kämpfenden immer weiter hinein in die feindliche Front. Richthofen kämpfte wie stets hervorragend überlegen und achtete ganz besonders auf seine Kameraden, da sie sich ja so weit im feindlichen Luftgebiet befanden und eine gewisse Gefahr bestand, abgeschnitten zu werden. Aus diesem Grunde mußte Richthofen bald diesen, beld jenen Gegner unter sein Feuer nehmen, um dadurch den Seinen zu helfen. Er konnte sich also nicht so eingehend mit seinem Gegner beschäftigen, wie dies sonst seine Art war, um diesen zum Abschuß zu bringen.

Da shaen seine Kameraden, wie er plötzlich im Sturzflug, aber volkommen intakt, also nicht stürzend, herunterging. Am Anfang glaubten sie, er sei hinter einem Gegner her, dem er nun den Rest geben wollte. Fast im gleichen Augenblick hörte auch der übrige Kampf auf, und die Gegner trennten sich. Jetzt erst konnten die deutschen Flieger beobachten, wie der kleine rote Dreidecker Richthofens – das gesamte Richthofen-Geschwader war damals nur mit diesen kleinen und ganz vorzüglichen Fokker-Dreideckern ausgerüstet – sich schon ganz tief unten befand und, wie es ihnen erschien, gerade zur Landung ansetzte. Gleich darauf erblickten sie auch schon das Flugzeug auf der Erde, nach ihrer Auffassung tadelos gelandet.

Jäher Schrecken erfaßte sie, und eine eisige Beklemmung legte sich um ihr Herz. Sollten sie nun doch die furchtbare, nicht zu fassende Meldung nach Haufe bringen, daß sie ohne ihren vergötterten Führer zurückkamen, daß es ihnen nicht möglich war, das Schreckliche zu verhindern, daß sie nicht ihrem Führer helfen konnten, weil sie ja selbst in schwerten Kampf verwickelt waren!

Nie wohl mag es Fliegern zumute gewesen sein, wie diesen Getreuen.” Soweit Göring.

Vorwort zum 1933 Ausgabe der rote Kampflfiegers

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1933, Eingeleitet und ergänzt von Bolko Freiherr von Richthofen, mit einem Vorwort von Generalfeldmarschall Hermann Göring, Verlag Ullstein & Co, Berlin
21 April 1933
Berlin

Manfred von Richthofen zum Gedächtnis. Unzählbar sind die Helden, die der Weltkrieg hervorgebracht hat. Überall in der Welt, wo Männer gegen Männer mit allen Waffen um den Sieg gerungen haben, sind in den vier Jahren des Kampfes geradezu gigantische Leistungen vollbracht worden. Aber bei keiner Waffe ist dies der bewundernden und erschütterten Mitwelt so eindringlich vor Augen geführt worden wie in dem ritterlichen Kampfe, den wir zu bestehen hatten, dem Kampfe der Flieger, die aufstiegen aus ihren Lagern zum Gefecht Mann gegen Mann, er oder ich, und die wohl wußten, sie konnten nur als Sieger heimkehren oder gar nicht mehr. Und ein unauslöschlicher Stolz muß uns Deutsche beseelen, daß in diesem, von der Schwere der Erde losgelösten Kampf fliegender Streiter der höchste Erfolg, die höchste Ehre, der höchste Ruhm einem Deutschen zuteil geworden ist, daß Manfred Freiherr von Richthofen nicht nur Deutschlands, sondern der Welt größter Kampfflieger gewesen ist. Am 21. April 1933 järht sich zum fünfzehnten Male der Tag, an dem Rittmeister Manfred Freiherr von Richthofen im Zenite seines Ruhmes den Heldentod fand. Ich bin dankbar, daß dieser Tag feierlich in der Hauptstadt des Reiches und in seiner schlesischen Heimat Schweidnitz begangen werden soll. Und ich freue mich, daß sein Heldenbuch “Der rote Kampfflieger”, in dem er selbst uns von seinen Taten so einfach und bescheiden, wie er war, berichtet, von neuen erscheint und der deutschen Nation zeigt, wie der Mann beschaffen war, der für uns ein Sinnbild der besten Tugenden des deutschen Volkes ist und bleiben soll: deutscher Tapferkeit, Ritterlichkeit und Vaterlandsliebe. Deutschland ist erwacht, Deutschland muß und wird seine Weltgeltun wiedergewinnen. Ohne Wehrhaftigkeit gibt es keinen Staat, kann es keine stolze und ehrliebende Nation geben. Für Deutschlands Größe und Macht hat Manfred von Richthofen gekämpft, Hunderte und aber Hunderte von Deutschen Männer und Jünglingen erzogen, zum Kampfe befähigt und geführt und zuletzt selbst sein Leben gelassen. Er wußte, wie entscheidend die Flugwaffe schon damals für den Kampf der Völker war, und er ahnte sicherlich, daß ihre Bedeutung für die Verteidigung der heiligsten Güter eines Volkes in den kommenden Zeiten immer mehr steigen müßte. Jetzt ringen wir um die Gleichberechtigung unserer Wehr mit den anderen Nationen dieser Erde. Die Flugwaffe aber ist es, die hier an erster Stelle steht und vielleicht am heißesten umkämpft wird. An Manfred von Richthofens großes Vorbild wollen wir uns halten, das Gedenken an ihn soll uns helfen, alle Kräfte einzusetzen, um unser nationales Ziel zu erreichen, Deutschland wieder eine Flugwaffe zu geben, gleichberechtigt und ebenbürtig anderen Nationen, überlegen aber an Geist und Opfermut wie das Jagdgeschwader Richthofen im Weltkriege. Höchste Ehre war mir das Vertrauen, das mich als letzten Kommandeur mit der Führung des Jagdgeschwaders Richthofen beauftragte. Dieser Auftrag bindet mich in alle Zukunft – ich will diese Verantwortung tragen – im Geiste Richthofens. Hermann Göring.

Einleitung von Bolko Freiherr von Richthofen zum Nachdruck des Roten Kamppfliegers von 1933.

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1933, Eingeleitet und ergänzt von Bolko Freiherr von Richthofen, mit einem Vorwort von Generalfeldmarschall Hermann Göring, Verlag Ullstein & Co, Berlin
21 April 1933
Berlin

Mein Bruder Manfred.

Immer wird der Mensch, selbst wenn ihm ein langes Leben beschieden ist, bis zum einem gewissen Grade ein Produkt seiner Herkunft und Erziehung bleiben. Wen aber ein unerbittliches Schicksal früh aus diesem Erdendasein abruft, in dessen Denken und Handeln wird das geistige und körperliche Erbteil seiner Eltern und weiteren Vorfahren, werden die Eindrücke seiner Kindheit und Jugendheit unverkennbar in Erscheinung treten. Und so war es auch bei meinem geliebten Bruder, Manfred Freiherrn von Richthofen, denn noch ehe er sein sechsundzwanzigstes Lebensjahr vollendet hatte, fand er den Heldentot. Wer sein Lebensbild zeichnen will, muß zurückgehen auf die Geschichte und die Art der Familie, der er entstammte, muß die Umgebung und die Menschen schilderen, mit denen er aufwuchs, deren Unschauungen ihm geläufig wurden und in ihm die Eigenschaften seines Charakters entstehen ließen, die ihn dann in jungen Jahren befähigt haben, so Außerordentliches für Volk und Vaterland zu leisten.

Die Familie Richthofen nahm ihren Ursprung aus Bernau in der Mark, das einst größer war als Berlin, jetzt aber nur noch ein kleines Nachbarstädtchen der Reichshauptstadt ist. Daselbst war vom Jahre 1543 bis 1553 Sebastian Schmidt, selbst aus Koblenz gebürtig und einst in Wittenberg ein Schüler Luthers, lutherischer Diakonus. Dem Brauche der Zeit und seinem geistlichen Beruf gemäß latinisierte er seinem Namen und nannte sich Faber. Von ihm und seiner Gattin Barbara Below, einer Ratsherrentochter aus Berlin, stammt das Geschlecht. Aber vermütlich hätte es niemals einen immerhin nicht gewöhnlichen Aufstieg genommen, wäre nicht dem Pastor Sebastian Faber ein ungefähr gleichaltriger Freund gegeben gewesen, der zu den hervorragendsten Männern der Markgrafschaft Brandenburg gerechnet werden muß. Dies war Paulus Schultze oder Schultheiß, der der Schulzenfamilie von Bernau entstammte und dessen Vater und Großvater, Andreas und Thomas Schultze, schon nachweisbar vor Beginn des 16. Jahrhunderts Bürgermeister zu Bernau gewesen sind. Auch Paulus Schultze latinisierte seinen Namen, und so heißt er in der Geschichte der Mark Paulus Praetorius. Er war geboren zu Bernau am 24. Januar 1521 und starb in der Moritzburg bei Halle bereits am 16.Juni 1565 als kaiserlich und kurfürstlich brandenburgischer Rat, erzbischöflich Magdeburger und Halberstädter Geheimer Kamerrat, Erblehnsherr und Gerichtsherr auf verschiedenen von ihm in seinem verhältnismäßig kurzen Leben erworbenen Besitzungen. Unter alten Bildern von ihm finden sich die Worte: “Vir prudens et orator gravissimus”, zu deutsch: “Ein kluger Mann und hervorragender Sprecher”.

Und wahrhafit, dieser Paulus Praetorius muß ein bedeutender und wohlstudierter Herr gewesen sein. Schon in jungen Jahren wurde er zum Informator der Markgrafen Friedrich und Sigismund von Brandenburg bestimmt, der Söhne des Kurfürsten Joachim II, die beide später Erzbischöfe zu Magdeburg wurden. Er gewann das Vertrauen seines kurfürstlichen Herrn im höchsten Maße, wurde in dessen engeren Rat berufen und zu den verschiedensten Missionen diplomatischer Art, insbesondere auch an den kaiserlichen Hof in Prag zu Ferdinand des Ersten Römischer Majestät gesandt. So kam es, daß der gleiche Kaiser Ferdinand I Oculi 1561 ihm selbst und seinen Erben ein adliger Wappen verlieh, das dem Namen Praetorius entsprechend einen Prätor, d.h. einen auf einem Richterstuhl sitzenden, schwarzgekleideten Richter darstellt. Aber Paulus Praetorius hatte keine männlichen Erben, und so entschloß er sich, den 1543 zu Bernau geborenen Sohn seines Freundes Sebastian Faber, Samuel Faber, oder wie er von da an hieß, Samuel Praetorius an Kindes Statt anzunehmen. Ihm hinterließ Paulus Praetorius aber nicht nur sein neu erworbenes Wappenschild, sondern auch seine zweifellos nicht unerheblichen Besitztümer. Auch Samuel Praetorius war ein gelehrter Mann, er siedelte nach Frankfurt an der Oder über und war daselbst Ratsherr, Stadtrichter und zuletzt Bürgermeister. Er starb 1605. Sein Sohn Tobias Praetorius (1576 bis 1644)vergrößerte das Vermögen der Familie und erwarb die ersten Güter in Schlesien, trat auch durch seine Ehe mit einer adligen Dame mehr und mehr aus dem Kreis gelehrten Patriziertums in den adligen Grundbesitzes über. Sein Sohn Johann Praetorius (1611-1664) übersiedelte ganz nach Schlesien und wurde durch Kaiser Leopold I 1661 in den erblichen böhmischen Ritterstand unter Hinzufügung des Beinamens von Richthofen versetzt. Von diesem Johann Praetorius von Richthofen stammt die ganze heute noch blühende Familie Richthofen ab. Sie ist von der Mitte des 17. Jahrhunderts an überwiegend in Schlesien, insbesondere in den Kreisen Striegau, Jauer, Schweidnitz und Liegnitz angesessen gewesen und bis zum heutigen Tage geblieben. So sehr die Familie dem Römisch-Deutschen kaiser zu Wien für alle ihr gewährte Hilfe und Auszeichnung dankbar war, der Ursprung aus der Mark Brandenburg lebte in ihr fort. Und als etwa ein Jaharhundert später Friedrich der Große Schlesien zu einer preußischen Provinz machte, schloß sich die Familie ausnahmlos dem neuen Herrscherhause an, das für sie ja ein altes war. Friedrich der Große belohnte diese Anhänglichkeit mit der am 6. November 1741 erfolgten Erhebung in den Freiherrnstand des Königreichs Preußen. Der weit überwiegende Teil der Richthofenschen Familie ist seit den Tagen de Erwerbs des ersten schlesischen Gutes landwirtschaftlich tätig geblieben. Der Bewirtschaftung und Erhaltung ihrer ausgedehnten Besitzungen haben die Generationen ihre Arbeit gewidmet, das Gemeinwohl aber dabei durch die Betätigung in der Provinzialverwaltung Schlesiens nicht außer acht gelassen. Und in Krieg und Frieden haben die AZngehörigen der Familie für die Verteidigung ihrer Provinz und des Königreichs ihre selbstverständliche Pflicht getan. Der General der Kavallerie, Manfred Freiherr von Richthofen, Pate meines Bruders, fürhte eine Armee im Weltkrieg. Aber dabei war doch in den Nachkommen der Ratsherren, Pastoren und Bürgermeister der Sinn für gelehrte Berufe keineswegs geschwunden. Und das Vorbild des Adoptivvaters Paulus Praetorius hat manches Mitglied der Familei in politische und diplomatische Berufe gefürht. Den Juristen ist heute noch der Name des Deutschrechtlers und Ordinarius der Universität Berlin, Karl Freiherr von Richthofen, geläufig, eines Spezialisten auf dem Gebiete des altgermanischen und insbesondere friesischen Rechts. Und Ferdinand von Richthofens großes Ansehen als einer der ersten Geographen nicht nur Deutschlands, sonder der Welt ist auchj jetzt, fast dreißig Jahre nach seinem Tode, unverändert geblieben, der Name dieses unerreichten Chinaforschers lebt heute noch in den von ihm bereisten und nach ihm benannten Gebirgen und Flüssen fort. Aber auch auf die politische Gestaltung der Geschichte unseres Vaterlandes haben bis in die allerneuste Zeit vielfach Mitglieder der Familie einen nicht unerheblichen Einfluß genommen. So der langjährige Preußische Staatsminister und Staatsekretär des Auswärtigen Amtes zu Zeiten der Kanzlerschaft des Fürsten Bülow, Oswald Freiherr von Richthofen, und in der Nationalversammlung zu Weimar wie in den Vorund Nachkriegsreichtagen die Freiherren Karl, Ernst, Hartmann und Praetorius von Richthofen.

Unsere nähere Familie hat sich in den vergangenen Jahrhunderten von dem Werdegang der anderen Linien – die Trennung der einzelnen Zweige erfolgte zu Beginn des 18. Jahrhunderts – nicht irgendwie wesentlich unterschieden. Auch unsere Vorfahren saßen auf den erworbenen und ererbten Gütern. Ihre Gatinnen holten sie sich überwiegend aus dem schlesischen Adel, wie aus den Familien von Reibnitz, von Heintze-Weißenrode und von Lüttwitz. Unsere Urgroßmutter war eine 1808 zu Dessau geborene Thecla von Berenhorst. Diese war eine Enkelin des Preußischen Feldmarschalls Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, des berühmten Alten Dessauers. Ihr Vater, Georg Heinrich von Berenhorst, herzoglich anhalt-des-sauischer Oberhofmeister, entstammte einem Liebesbunde des Fürsten Leopold mit einer jugendlichen Untertanin. Wenn man will, darf man vielleicht annehmen, daß das Blut des Siegers von Höchstadt, Turin und Kesselsdorf auch in seinen Nachfahren unverändert wirksam geworden ist. Unsere Großmutter hieß als Mädchen Marie Seip. Sie stammte aus einer mecklenburgischen Gutsbesitzers-familie hessischen Ursprungs, die mit der Familie Goethes in nahen verwandschaftlichen Beziehungen gestanden hat. Wir Enkelkinder liebten diese Großmutter, die ein Jahr vor Ausbruch des Weltkrieges verstorben ist, zärtlich. Zu unseren schönsten Jugenderinnerungen zählten die Ferienaufenthalte auf dem in der Nähe von Breslau gelegenen Gute Romberg unserer Großeltern. Wenn wir zu Ferienbeginn das von Schinkel erbaute Gutshaus betraten, pflegte die Großmutter uns mit den Worten zu empfangen: “Hier könnt ihr tun und lassen, was ihr wolt!”. Wir Jungens haben uns das nicht zweimal sagen lassen, und die Freuden des Landlebens, Reiten, Jagen, Schwimmen und alles, was sonst dazugehört, in vollen Zügen genossen.

Unser 1859 geborener Vater, Albrecht Freiherr von Richthofen, war der erste aktive Offizier unserer Linie und stand im Leibkürassierregiment zu Breslau. Dort sind auch meine beiden Brüder Manfred (1892) und Lothar (1894) geboren. Er mußte verhältnismäßig früh als Major seinen Abschied nehmen, da infolge eines Ohrenleidens der militärische Beruf für ihn eine Unmöglichkeit geworden war. Er hatte einen seiner Kürassiere, der beim Schwimmen mit dem Pferde in der Oder den Kontakt mit seinem Rosse verloren hatte, vor dem Tode des Ertrinkens gerette, indem er selbst stark erhitzt in voller Uniform von einer Brücke in den Fluß sprang. Die Erkältung, die er sich hierbei zugezogen hatte, führte leider zu einer nicht mehr zu behebenden Schwerhörigkeit. Unser Vater hat den Aufstieg und den Tod seines Sohnes Manfred noch erlebt und ihn verschiedene Male im Kriege, wo er als Ortskammandant eines Städtchens in der Nähe von Lille t¨tig war, bei seinem Geschwader besucht. 1920 ist er dann in Schweidnitz, wo sich unsere Eltern zur Ruhe gesetzt hatten und wo unsere Mutter heute lebt, zur ewigen Ruhe eingegangen. Unsere Mutter, die Hüterin und Bewahrerin des Andenkens ihrer gefallenen Söhne, hat aus ihrem Hause in Schweidnitz eine Stätte der Erinnerung an Manfred von Richthofen gemacht. Anläßlich seines fünfzehnten Todestages am 21. April 1933 sollen diese Räume, die mehr und mehr die Gestalt eines kleines Museums erhalten haben, dauernd der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Unsere 1868 geborene Mutter selbst stammt aus der in Schlesien reichbegüterten Familie Schickfus und Neudorff. Ihre Mutter, enie geborene von Falkenhausen, entstammt einer militärisch sehr bekannten Familie, deren Ahnherr der aus der inzwischen ausgestorbenen fränkischen Linie des Hohenzollernhauses stammende, mit einer Schwester Friedrichs des Großen verheiratete Markgraf Karl Wilhelm Friedrich von Ansbach war.

Meine beiden Brüder Manfred und Lothar waren elf und neun Jahre älter als ich, und so beginnen meine Erinnerungen an sie erst mit dem Zeitpunkt, als beide unmittelbar vor dem Eintritt in die Armee standen. Aber meine Eltern haben mir so viel von den Jugentagen, namentlich Manfreds, erzählt, daß ich, ohne Gefahr zu laufen, irgend etwas Unrichtiges zu berichten, doch in der Lage bin, einzelne bezeichnende Züge aus seiner Kindheit und Jünglingszeit beizutragen.

Eine große Freude für meine Eltern ist es immer gewesen, daß Manfred von seinem ersten Lebenstage an eine besonders kräftige und gesunde Natur hatte. Nichts Schlechtes und Giftiges wollte an ihm haften, nicht einmal die Impfblattern sind bei ihm aufgegangen, so oft man es auch versucht hat. Er ist überhaupt eigentlich nur einmal in seinem Leben krank gewesen, und zwar an den Masern, und so hat er zu seinem eigenen tiefen Bedauern so gut wie niemals einen Schultag versäumt. Manfred hatte einen fabelhaft geschickten Körper. Schon als ganz kleiner Junge schlug er Purzelbäume, ohne die Hände zu gebrauchen. Er legte sie dabei wie ein Soldat stramm an die Hosennaht…

— Der Text wird hier mit einigen Anekdoten aus Manfreds Kindheit fortgesetzt. Ich habe sie separat in die Chronologie aufgenommen. Der Text endet mit den folgenden Sätzen.—

Viele hundertmal ist Manfred in die Lüfte gestiegen, oft drei- bis viermal am gleichen Tage. Er wußte wohl, daß ein jeder Mensch seine Achillesferse habe und daß auch er verwundbar sei. Aber von allen, die den Krieg mit ihm erlebt haben, wird es keinen geben, der an ihm jemals, wenn er sich anschickte, dem Feind entgegenzufliegen, etwas anderes bemerkt hätte als Siegesgewißheit und Glauben an sich und den Erfolg. Vielleicht mögen anfangs Ehrgeiz und Sportlust starke Triebfedern für Manfreds Entschluß gewesen sein, vom Sattel in den Führersitz seines weltberühmt gewordenen roten Kampfflugzeuges zu steigen. Je härter und schwerer aber die Kämpfe, je bedeutungsvoller der Luftkrieg für Deutschlands Schicksal und je größer so Manfreds eigene Verantwortung wurden, um so ernster wurde bei aller Heiterkeit und Zuversicht des Geistes sein unbeugsamer Wille, allein und ausschließlich das Beste zu tun und zu geben für Volk und Vaterland. Und das dulce et decorum est pro patria mori, das ihm einst seine Lehrer im Kadettenkorps, nicht immer zu seiner Freude, in den Lateinstunden gepredigt hatten, wurde zum Inhalt der kurzen Lebensspanne, die ihm von 1915 bis 1918 noch beschieden war.

Aber nun soll Manfred selbst das Wort nehmen und em Leser mit eigenen Worten sagen, was in jenen Jahren durch ihn und um ihn geschah.

Jagdgeschwader Richthofen

Richthofen, der beste Jagdflieger des großen Krieges, Italiaander, A. Weichert Verlag, Berlin, 1938
14 March 1935
NSDAP Hauptkwartier Meiserstraße 10, München
München

Die Reichsluftwaffe ist als neuer Wehrmachtteil geschaffen. Sie knüpft an die ruhmreiche fliegerische Tradition des Weltkrieges an. Hell leuchtet in ihr der Name des Freiherrn von Richthofen und seines Jagdgeschwaders.

Seinen Sieg- und Kampfeswillen hat als heiliges Vermächtnis der letzte Geschwaderkommandeur, General der Flieger Göring, durch Kampf und Not treu und unerschütterlich gehütet.

Seine Tatkraft ließ im Rahmen der neuen Luftwaffe ein erstes Jagdgeschwader erstehen.

Diesem Jagdgeschwader übertrage ich heute die Fortführung der Überlieferung des Jagdgeschwaders Richthofen und befehle hierzu: Das Jagdgeschwader führt fortan die Bezeichnung: “Jagdgeschwader Richthofen”.

Die Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften des Jagdgeschwaders tragen am Rock ein Erinnerungsband mit dem Namen Richthofen. Nähere Befehle hierzu erläßt der Reichsminister der Luftfahrt. Diese Ehrung gilt dem unbezwungenen Sieger in der Luft, unserem Manfred Freiherrn von Richthofen. Sie ehrt zugleich alle toten Helden unserer Fliegerwaffe.

Ich vollziehe diesen Erlaß in der Gewißheit, daß das Jagdgeschwader Richthofen – durchdrungen von der hohen Bedeutung der ihm übertragenen Überlieferung – sich in Geist und Leistung der heiligen Verplichtung stets gewachsen zeigen wird.

München, den 14. März 1935.

gez. Adolf Hitler.

einen riesigen Grabstein

http://www.frontflieger.de/4-ric13.html
1 January 1937
exact date?
Berlin

Richthofen erhält einen riesigen Grabstein und wird von der Politik, dem Militär zum Kriegshelden stilisert und benutzt. Nach dem Krieg geht die Zonengrenze wenige Meter am Grab vorbei.

Invaliden Cemetery Berlin

Jan Hayzlett Hunting With Richthofen: the Bodenschatz diaries
1 November 1937
Berlin

Richthofen’s former gravesite in the Invaliden Cemetery in Berlin following the dedication of the huge granite marker in November, 1937. The large wreath in front is from the new Jagdgeschwader Richthofen.

Ein Besuch im Richthofen-Museum zu Schweidnitz

Richthofen, der beste Jagdflieger des großen Krieges, Italiaander, A. Weichert Verlag, Berlin, 1938
1 January 1938
Exact date of visit?
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Wen jedoch der Weg ostwärts nach Schweidnitz führt, dem Geburtsort von Manfred von Richthofen, der möge das in seinem Elternhaus eingerichtete Richthofen-Museum besuchen, um sich an Hand der vielen wertvollen Erinnerungsstücke das bereits gewonnene Bild vom Leben und Sterben des Helden zu vervollständigen.

Das Richthofensche Elternhaus liegt etwas außerhalb der kleinen schlesischen Garnisonstadt, die einst friderizianische Festung gewesen ist. Man muß erst durch ein paar lange Straßen, über einen Bahnkörper hinweg und an einem kleinen Park vorbei, dessen Hauptanziehungspunkt ein würdiges Denkmal für den großen Sohn der Stadt ist. Alsdann trifft man auf die nach dem Helden benannte Straße, und an deren Ende erreicht man das Elternhaus Manfreds, eine größere, in einem Garten stehende hellgestrichene Villa, besonders auffallend durch ein Turmzimmer.

Kunigunde Freifrau von Richthofen hat das erste Stockwerk der Villa als Museum für ihre Söhne Manfred und Lothar eingerichtet. Sechs Zimmer und ein langer Korridor sind mit seltenen Kostbarkeiten angefüllt, die in hervorragendem Maße wert sind, eines Tages in eines der großen Berliner Reichsmuseen, zum Beispiel in das Zeughaus, geschlossen übergefürht zu werden.

Ich will nun anführen, was es hier alles zu sehen gibt! Im Treppenhaus treffen wir zuerst einmal eine reichhaltige Geweihsammlung, alter Familienbesitz. Wie wir hörten, war Manfred ein begeisterter Jäger. Schon in der langen Reihe seiner Ahnen sind viele bedeutende Weidmänner zu treffen.

Auf dem Korridor des ersten Stockwerks läßt uns ein kleiner Bilderrahmen aufmerken, hinter dessen Glas mit Siegellack zwei Vogelfedern befestigt sind. In kindlicher Schrift lesen wir: “Erste Ente, Romberg, 27. Dezember 1906.” Das sind also die ersten Jagdtrophäen des großen Fliegers!

Weiterhin sehen wir hier Manfreds Ulanensäbel, den Steigbügel eines seiner Pferde, der von einer Granate durchschlagen wurde. Das Pferd wurde getötet, Manfred fiel mit zerfetztem Umhang herunter.

Das erste Zimmer ist dann Lothar Freiherr von Richthofen gewidmet, der mit 40 Abschüssen an neunter Stelle der Siegerliste der Weltkriegspiloten steht. Voller Andacht stehen wir vor Lothars Ordenskissen, das neben vielen anderen hohen Orden den Pour Le Mérite zeigt, und vor einem Brief, den der Vater des von Lothar abgeschossenen, besten englischen Kriegsfliegers, Albert Ball, an Freifrau von Richthofen geschrieben hat. Wir bestaunen einen schwedischen Degen, ein Zigarettenetui der Kaiserin, Manchettenknöpfe der Kaisers – alles Ehrengeschenke an ihn.

Wir sehen das Modell eines Albatrosflugzeuges, das von Lothar geflogen wurde, einen erbeuteten englischen Stahlhelm, zwei Propeller Lothars, eine Tafel mit Typenschildern abgeschossener englischer Flugzeuge und die Nummern verschiedener englischer Flugzeuge, die von Lothar besiegt wurden. Besonders fesselt uns auch das Porträt Lothars, das Prof. Fritz Reusing geschaffen aht.

Das zweite Zimmer ist dann schon seinem Bruder Manfred gewidmet. Es ist besonders reichhaltig. Wir können jedoch nur ein paar Sachen aufführen. Zum Beispiel enthält ein Biedermeizrschrank größere und kleinere Silberbecher; für jeden abgeschossenen Gegner hat sich Manfred bekanntlich einen solchen Becher selber zum Geschenk gemacht. Jeder der Becher trägt das Datum des Abschusses, den Typ des englischen Flugzeuges und die Namen der Jagdflieger, die Zeugen waren.

Man sieht hier ferner den Becher, den Manfred errang, als er einen Geländeritt trotz gebrochenen Schlüsselbeines siegreich beendete. Originell ist ein Tisch aus Propellerholz, ein aus einem englischen Motor angefertigter Kronleuchter, eine aus einem Motorzylinder gebastelte Glocke. Nicht zählen kann man die englischen Kriegstrophäen und die als Dokumente sehr wertvollen Photos.

Das dritte Zimmer möchte man des Jagdzimmer nennen. Hier hängen verschiedene Jagdbeuten Manfreds. Staunen läßt einen der Kopf eines Wisents, den Manfred bei dem Fürsten Pleß in Pleß geschossen hat. Auch der Kopf eines in Frankreich geschossenen Keilers und eines in Ostpreußen geschossenen Elches sind hier zu sehen. Kurios ist ein Tisch mit Elchfüßen.

Gerührt liest man eine Bestätigung vom 27. Dezember 1910, die da lautet: “Dem königl. preuß. Kadetten Herrn Manfred Freiherr von Richthofen wird hierdurch der Wahrheit gemäß bescheinigt, daß selbiger in Gegenwart von über 100 – meist einwandfreier – Zeugen 20 Hasen und 1 Fasan (männlichen Geschlechts) am heutigen Tage auf der Feldmark Jordansmühl eigenhänidg erlegte und zur Strecke brachte. Die Richtigkeit bescheinigen (es folgen viele Namen).”

Das vierte Zimmer ist ein hochinteressantes Bilderkabinett. Man findet hier Porträts der berühmten Ahnen des “roten Barons”, unter anderen Leopold I. von Dessau, den “Alten Dessauer”, und den Markgrafen Karl Wilhelm Friedrich von Ansbach.

Überwiegend aber sind die Bilder von Manfreds Fliegerkameraden. Wir sehen Exzellens von Hoepnner, während des Krieges mit den Geschäften des Kommandierenden Generals der Luftstreitkräfte beauftragt, Oberst Thomsen, Hauptmann Boelcke, Hauptmann Loerzer, Hauptmann Göring, Leutnant Udet, Leutnant Immelmann und so weiter.

Klopfenden Herzens betritt man dan das anschließende fünfte Zimmer. Als Manfred ein Junge war, wohnte er hier. Jetzt findet man hier das schlichte, schwarze Kreuz, das Manfreds Grab schmückte, als er noch im Feindesland, in Fricourt, begraben war. Rechts und links davon stehen zwei immergrüne Sträucher. Und es ist einem ein Bedürfnis, vor das Kreuz des Helden ein paar frische Blumen zu legen.

Man muß sich an den Anblick des Totenkreuzes mitten im Zimmer erst gewöhnen. Indessen, es hat hier doch einen sehr guten Platz. Besonders feierlich wirkt alles durch die im Hintergrund aufgehängte schöne alte deutsche Kriegsflagge und die vielen Schleifen, die von dem Tag stammen, da Manfreds sterbliche Hülle in Berlin auf dem Invalidenfriedhof beigesetzt wurde.

In diesem Raum findet man auch Manfreds Ordenskissen. Manchen Orden kennt selbst der Laie, kennt selbst der junge Mann, der nicht an der Front war. Diese aber bleiben ihm wie selbst dem alten Frontsoldaten ein Rätsel. Sie kamen aus der Türkei, Bulgarien, Österreich-Ungarn oder von einem der 25  deutschen Bundesstaaten, um den größten deutschen Kriegsflieger auszuzeichnen.

Über der Vitrine mit dem Ordenskissen ist übrigens die Zinkplatte zu sehen, die die Engländer als Erkennungsmarke an Manfreds Sarg befestigt hatten, und die demzufolge acht jahre unter der Erde gelegen hat. Hochinteressant auch die Flugpost und das Bild von Manfreds Grab in Bertangles, die gleich nach Manfreds Beisetzung von den Engländern über der deutschen Linie abgeworfen wurden.

In einem Glasschränkchen sieht man Manfreds letzte Fliegerkappe, seine Uhr und den Abschnallgurt, der ihn gehalten hat, als er die tödlichen Schüsse bekam.

Ein englischer Sanitäter hatte sich ein Stück aus der Leinwand von Manfreds Flugzeug heerausgerissen. Nach dem krieg schickte er dieses mitsamt seiner Armbinde und verehrungsvollen Worten an die Mutter des Helden.

Die erwähnte Kappe aber wurde vom Kommandanten des Kreuzers “Karlsruhe” nach dem Krieg aus Vancouver (kanada) mitgebracht. Ein ehemaliger kanadischer Soldat schickte sie, ebenfalls mit herzlichen Grüßen, der Mutter.

Das hier aufbewahrte Sternenbanner wurde seinerzeit von den Ozeanfliegern Chamberlin und Levine auf das Grab des Helden auf dem Invalidenfriedhof niedergelegt. Alle eindrücke werden noch erweitert durch die Bilder der Beisetzung durch das britische Royal-Flying-Corps in Bertangles.

Ehe wir hinausgehen, werfen wir schließlich noch einen Blick in den großen Glasschrank, der außer den Uniformen Manfreds seinen von vielen Bildern bekannten dicken Fliegerpelz enthält. Neuerdings ist die hochinteressante Schau durch die Öffnung eines weiteren Zimmers ergänzt worden. Hier werden nun Nachrichten über den Tod Manfreds gesammelt und gezeigt. Wir finden die Beileidstelegramme des Kaisers, Hindenburgs und Ludendorffs. Wir sehen englische und französische Zeitungen. Fernerhin allerneueste Briefe von ehemaligen englischen Frontkämpfern, in denen immer wieder beteuert wird, daß Manfred von Richthofen nicht aus der Luft abgeschossen worden sei, sondern vom Erdboden aus.

Und jedermann nimmt sich Zeit, das Originalschreiben des Luftfahrtministers Göring zu studieren, in dem dieser der Freifrau von Richthofen mitteilt, daß der Führer beschlossen habe, das erste Jagdgeschwader der neuen deutschen Luftwaffe nach ihrem unvergeßlichen Jungen zu nennen.

Zum Geleit (Italiaander)

Richthofen, der beste Jagdflieger des großen Krieges, Italiaander, A. Weichert Verlag, Berlin, 1938
21 April 1938
Berlin

Die Jugend wählt sich ihre Kriegshelden nach eigenem Ermessen, nicht unter den Heerführern und Feldherren, denen sie gewiß ihre ehrfürchtige Bewunderung zollt, aber deren Taten und Leistungen sie doch erst später in reiferen Jahren voll zu würdigen und in ihrer ganzen Größe zu erkennen vermag. Die heiße Begeisterungsfähigkeit der Jugend wendet sich der unmittelbaren und sichtbaren Tat zu. Nicht ein Scharnhorst und ein Gneisenau, auch nicht der volkstümliche Vater Blücher sind für sie heldisches Erleben; der Abstand ist zu groß. Ihre Begeisterung entzündet sich an den Schillschen Offizieren, an den wilden, verwegenen Reitern Lükows und an dem jugendlichen Dichter und Streiter Theodor Körner. Und später, als das Weltkriegsgeschehen am Anfang unseres Jahrhunderts stand, da hat es auch in der Jugend nicht gefehlt an andächtiger Bewunderung eines Hindenburg und eines Ludendorff, die Tannenberg schlugen und einer Welt von Feinden ringsum Halt geboten; auch den Führern und Admiralen, die aus der Skagerrak-Schlacht frischen Lorbeer heimbrachten, galt ihr Stolz und ihre Verehrung. In ihrem Herzen aber trugen sie den Sturmgesang, mit dem die jungen Regimenter einst bei Langemarck gegen den Flammengürtel des Feindes hervorbrachen, und höherer Klang als der Donner der Seeschlacht lag für sie in dem Namen Weddigen.

Ganz besonders entbrannte die Jugend angesichts der Taten unserer Kämpfer in der Luft. Eine neue Welt des Kampfes hat der Krieg hier erschlossen. Hier löst sich der Einzelne aus der Menge, hier erhob sich die Leistung zur unmittelbaren Einzeltat. Wie der Verfasser dieses Buches an einer Stelle sagt, so ist es: “Das Fliegertum ist in der heutigen Zeit diejenige Lebensform, in der sich das Heldische am stärksten ausdrückt.” Auf die deutsche Jugend ist dies heldliche Vorbild von größter Wirkung gewesen. An ihm entflammte sich leidenschaftliches Verlange. Die Namen eines Bölcke, eines Immelmann kannte das ganze Volk, am besten die Jugend. Immer neue traten hinzu. Immer größer wurde die Schar der kühnen Männer, deren Erfolge täglich wuchsen. Und der größte unter ihnen, einst ein Schüler des unvergeßlichen Bölcke, ward schließlich der unübertroffene Meister, Lehrer und Könner: Manfred von Richthofen. Er ward zum Vorbild an Tapferkeit, an entschlossenem Handeln, an unerschütterlicher Sicherheit des Wollens und Vollbringens. Nie ermattete seine körperliche und geistige Kraft, auch nicht in den schwersten Wochen des Krieges. Und doch haben nicht diese echt soldatischen Tugenden allein ihm die deutschen Herzen erobert. Er wäre nicht das Ideal und der Liebling des Volkes geworden, hätte nicht zur Seite seines Ruhmes gestanden stete treue Kameradschaft mit jedem, der gleich ihm den Soldatenrock trug, und ungewöhnliche Bescheidenheit. Denn einfach blieb sein Herz und schlicht sein Wesen. Erst diese hohen menschlichen Eigenschaften geben seinen Taten und seiner Person die Höchste Weihe. So ist der Klang des Namens Manfred von Richthofen Mahnung und Weckruf zugleich. Möge dieses Buch, des einen lebendigen Einblick in das Leben unseres Helden gewährt, ein Gedenkstein sein, der in unserer Jugend den leidenschaftlichen Willen wach hält, Leib und Leben einzusetzen, wenn das Vaterland ruft. Mit Kühnheit und Kraft, gleich ihrem großen Vorbilde Manfred von Richthofen, wird unsere Jugend dem Feinde entgegenziehen als furchtlose Streiter, für die das Wort gilt, das unser junger, im Weltkrieg gefallener Dichter Walter Flex einst in die Form goß:

Die Zähne zusammengebissen,

die Herzen zusammengerissen,

und vorwärts mit Hurra !

Thomsen

im Kriege Chef des Feldflugwesens und Chef des Generalstabes der Luftstreitkräfte.

Richthofens Familiengrab

http://www.frontflieger.de/4-ric13.html
1 January 1975
exact date?
Wiesbaden

Da die DDR den Todesstreifen an der Grenze nach West-Berlin verbreitern will, und dabei das Grab von Richthofens verloren gehen würde, wird es der Familie von Richthofen gestattet, die sterblichen Überreste Manfred von Richthofens ins Familiengrab auf dem Südfriedhof/ Wiesbaden zu überführen. Dort ruhen Schwester Ilse und Bruder Karl-Bolko. Auch Mutter von Richthofen wurde auf dem Friedhof bestattet.

7 June 1977
Markebeke
Marke

Excerpt of letter from Lt. Carl August von Schoenebeck to Albert Flipts (dd 7/6/1977). “De tijd in Markebeke kan ik me nog goed herinneren. Richthofen lag met Jasta 11, waarvan hij de leider was, in het kasteel van de Baron de Bethune. Ikzelf woonde van juli tot oktober 1917 in een kamer op de 2de verdieping. Ik meen nog te weten dat in die tijd een oudere dame, waarschijnlijk de Barones de Bethune, in het kasteel zelf of in een nevengebouw woonde. Hopelijk heeft men aan Jasta 11 geen slechte herinneringen overgehouden. Hierbij stuur ik U enkele foto’s. Het groepsbeeld getekend door prof. Arnold Busch, ontstond in augustus 1917 (in het kasteel). De foto met von Richthofen is, zover ik me herinner, genomen op de trappen of op het terras van het kasteel; het is Jasta 11 waarvan ik op dat ogenblik deel uitmaakte; ik ben volledig rechts op de foto te zien. Wat mij aangaat, ik kwam in juli 1917 naar Jasta 11 (19 jaar) en in maart 1918 werd ik tot leider van Jasta 33 benoemd.”

Kaffee und Kuchen with Hans-Georg von der Osten

Over the Front, quarterly by the League of World War 1 Aviation Historians
15 February 1982
Franz-Marc Str. 11, Koln-Klettenberg
Koln-Klettenberg

Kaffee und Kuchen with Hans-Georg von der Osten

By Robin D. Smith

From 1980 to 1982 I was a secretary at the United States Embassy in Germany which at that time was in Bonn. One day I spoke to my German teacher, Frau Heide Balle, about my interest in Manfred von Richthofen. She seemed very surprised (but pleased) and said when she was a young girl she had a poster of Richthofen in her bedroom, and she had met Richthofen’s mother when she went to visit the house at Schweidnitz to see the museum. I asked her how I could find out if anyone from Richthofen’s squadron was still alive, and she told me that the Luftwaffe had a liaison office at the Embassy and perhaps someone there could help me.  I visited the office and introduced myself to the secretary, Trudi Abel. I noticed she was wearing a Richthofen medal on a chain around her neck. I asked her if she knew if there were any men from Richthofen’s
squadron who were still alive that I could contact. She made a telephone call to someone who told her he was sure everyone from Richthofen&#39;s squadron must be dead because it was so long ago. But at least Trudi  was able to order a Richthofen medal for me.

As the end of my tour of duty in Germany drew near I began to wonder if I had been told correct information about there not being any men alive who had been in Richthofen’s squadron. I wrote to the modern-day  Richthofen Squadron in Wittmund and asked about it. A man wrote me back with a list of the names and addresses of three men who were still alive from Richthofen’s squadron. Two men were living in Bavaria, but the  other name caught my eye right away because I had seen this man on a Richthofen documentary on PBS back in the States: Hans-Georg von der Osten. (You can watch it on YouTube by doing a search on “The Best
Documentary Ever – The Red Baron Full Documentary 3688.”) And von der Osten lived just twenty minutes away in Cologne! I was upset to learn he had been so close all this time and now I was getting ready to leave Germany, but I decided to focus on the positive and be glad that I had discovered him before my departure. I wrote to him and told him in my simple German that when I was a young girl I used to be frightened of Germans and I thought they were all bad people. Then one day at the library I discovered the book The Red Baron (which was Peter Kilduff’s 1969 translation of Richthofen’s autobiography) and my view of Germans completely changed. I told Herr von der Osten that Richthofen did not sound evil at all, and I was surprised at how much Germans and Americans had in common. Herr von der Osten quickly responded, and wrote that my letter had brought him great joy. He said he and his wife wanted me to come for Kaffee und Kuchen (coffee and cake) at their home in Cologne, and I gladly accepted.

The day of my visit was February 15, 1982. I remember the year because it was just a few weeks from the end of my tour in Germany, and I remember the date because it was my sister’s birthday. When I shook Herr von der Osten’s hand, I thought, “Long ago he shook the Red Baron’s hand, and now he is shaking mine!”. I felt as if I were touching history. Herr von der Osten once again told me how happy my letter had made him. He  said he was always touched by how friendly Americans were. He said that after the war he thought Americans would hate him, but they had almost always been friendly to him. He had met many Americans at the air shows he had attended over the years. (A particularly interesting air show Herr von der Osten attended was one organized in August 1962 at Battle Creek, Michigan, by Richard F. Zinn, the son of the late Colonel  Frederick W. Zinn, who had flown as an observer with the Lafayette Escadrille; Herr von der Osten and twenty members of the Lafayette Flying Corps, including several Escadrille members, participated in a reunion of  World War I airmen. When someone at the air show asked if there had actually been any chivalry between World War I fighter pilots, von der Osten laughed and replied, “Nein! Nein!” but he did display some chivalry  when he laid a wreath on the grave of Colonel Zinn as he said, “With the highest respect for an honored opponent.”)

Of course I had to ask Herr von der Osten what Richthofen was like. Lt. von der Osten was serving at an airfield at Breslau-Gandau when one day in the spring of 1917 the newly-famous Manfred von Richthofen came  up to him and asked if he could bring a plane to him at his home at Schweidnitz so he could fly himself to Militsch on military business. Later that summer von der Osten was transferred to Richthofen’s Jagdstaffel 11,  where he eventually became an ace. Herr von der Osten told me he would always remember when Richthofen shook his hand and congratulated him on shooting down his first plane. It was a story he must have told  many times over the years but it obviously still brought him great joy. He said that Richthofen had the “most fantastic personality” of anyone he had ever met; he was full of tremendous life and energy. I told Herr von der Osten that I had seen him on a TV show about Richthofen, and he laughed and said, “And now you see me im Fleisch (in the flesh)!” From there we got on the subject of movies, and he and his wife told me that  many years ago the Germans had made a film about Richthofen (which I took to be a Hollywood-type of film) which had been absolutely terrible. Frau von der Osten said the movie had a jazz music soundtrack which did not fit it at all, and after the screening of the movie, the Red Baron&#39;s mother, Baroness Kunigunde von Richthofen, went up to the director and said, “That movie did not have a shred of taste!” (I read in the foreword to Mother of Eagles: The War Diary of Baroness von Richthofen, that Richthofen’s mother had taught herself to type at age 90 so she could write a script for a film about her son “as he really was.” This must  have been in reaction to the disappointing film Herr and Frau von der Osten were talking about.) Frau von der Osten said it was sad that considering all that Baroness von Richthofen had been through, that she had to  endure the terrible film treatment of her son’s life after having such high expectations for it. Herr von der Osten said, “You Americans made a good movie about Richthofen”. I assumed he was talking about Roger Corman’s Von Richthofen and Brown, which at that time I had not yet seen. I told him I had heard bad things about that film, but he insisted that it was a good movie. (I did see the film several years later, and although   cringed at some of the historical inaccuracies, I loved the flying scenes with real airplanes. [There was no CGI in those days.] A few years after my visit with Herr von der Osten, I wrote Joyce Corrington, who, along  with her late husband John William Corrington, had written the script for the movie, and I told her that a member of Richthofen’s squadron had enjoyed the film. I believe even Baroness von Richthofen would have liked it, since it has a nice scene between Richthofen and his mother which shows their close bond. I think she also would have liked the scene where Richthofen severely reprimands Hermann Goering for his atrocious behavior.)

At one point in our conversation Herr von der Osten seemed to “space out.” He suddenly stopped talking in the middle of a sentence, then after a few seconds he started talking again. His wife explained that due to a head injury suffered during the war, von der Osten would have temporary black out spells. I was reminded of Richthofen’s head wound and wondered if Richthofen could have had a fleeting black out spell the day he  died. (In the past several years there has been much study and speculation regarding Richthofen’s head wound and the role it could have played in his death.) Herr von Osten said he remembered little about his own head wound, except that his mother came to the hospital to take care of him.

Frau von der Osten went into the kitchen and brought out some coffee and cake. I said, “Ich esse sehr gerne Kuchen!” (I like to eat cake!) and I was surprised when Herr von der Osten said he could see that I liked to eat cake. I was surprised at the obvious remark about my weight, but I thought it was funny and was not offended. After we ate, Herr von der Osten brought out some old pictures, some of which I had not seen before but I have seen since, including a photo of Kurt Wolff’s funeral in St. Joseph’s Carmelite Church of Courtrai and a squadron photo featuring Richthofen’s nurse. Seeing the photo with the nurse prompted me to ask Herr von der Osten if he knew if Richthofen had had a girlfriend. I was very surprised at his reaction. Up until then, he had been very friendly (he reminded me of Sergeant Schultz from the old TV series, Hogan’s Heroes), but that question seemed to perturb him and he exclaimed, “Richthofen’s personal life was none of my business!” I was embarrassed and was trying to think of something else to talk about when after a few long moments  Herr von der Osten said that a man who had been in the cavalry with Richthofen had told him that Richthofen used to go on walks with a Polish girl and take her flowers. He ended the subject by saying, “But what became of that, I don’t know.” (The man who told Herr von der Osten about the Polish girl was probably Alfred Gerstenberg, a member of Richthofen’s squadron who, before the war, had served with Richthofen in the  cavalry with Ulanen-Regiment Kaiser Alexander III. von Russland (Westpreussisches) Nr. 1 at a garrison in Ostrowo, 6 a town with a predominately Polish population. He and von der Osten were both assigned to  Richthofen’s squadron in August 1917.

Herr von der Osten gave me an autographed picture of himself, a photo I’ve often seen of him when he was a pilot in the war. Then his wife started speaking English–during our visit we had spoken only German–but evidently we had had no problems understanding each other. Herr von der Osten said he was sorry that I was leaving Germany so soon and that he and his wife would like to see me again before I left Germany, so we made plans for me to visit again in March. As I was leaving Herr von der Osten told me, “I think all Americans are friendly, but you are especially friendly!”

When I saw them again in March, Herr von der Osten told me he had a very nice surprise for me. He said that every year the modern-day Richthofen Squadron in Wittmund, Germany, had a ball around the anniversary of Richthofen’s death, and he and his wife wanted me to go as their guest to the ball. At first I was thrilled–then I asked when the ball was. Then my heart sank. I was going to be gone on a pilgrimage to Lourdes, France (where Catholics believe the Virgin Mary appeared to St. Bernadette), with my best friend’s mother during that time period. My friend’s mother lived in Luxemburg and her church was sponsoring the trip and we had  been planning it for months. If I canceled, it would cause very hurt feelings. I was very, very disappointed–and Herr von der Osten seemed very disappointed too, but since my friend’s mother ended up dying from a stroke after the trip, I’m glad we had that time together.

Frau von der Osten asked me if there wasn’t a famous book and movie about Lourdes, and I told her there was–The Song of Bernadette. Ever since I had seen the movie as a young girl, I had wanted to go to Lourdes. I told her the film had won several Academy Awards. She asked me to write down for her the name of the book that the film was based upon because she was interested in reading it, and I gladly did that for her.

With a heavy heart I said Auf Wiedersehen to Herr and Frau von der Osten. Although I was sad to be leaving Germany so soon after having made their acquaintance, I realized how fortunate I was to have met them at all. When I got back to the United States, I did write Herr von der Osten once to see how he was doing. He told me he was doing well and if I ever got back to Germany to please look him up.

Unfortunately, I never saw him again. Hans-Georg von der Osten died in 1987 at age 91. 9 The first generation of flying warriors died out many years ago, and I realize how very privileged I was to be able to talk im Fleisch to such a gracious member of their illustrious ranks.

NOTES

1 Klockenkemper, Jim. ”Fighting Planes of World War 1 Perform Once Again.” Port Huron
Times Herald, August 19, 1962. Accessed March 3, 2021. Newspapers.com.
2 Schroeder, Gene. “Old Planes ‘Fight’ Again: Veterans of Foreign Legion and Lafayette Group
Honor Comrade.” Lansing State Journal, August 20, 1962. Accessed March 3, 2021.
Newspapers.com.
3 Lance J. Bronnenkant, PhD., The Blue Max Airmen: German Airmen Awarded the Pour le
Mèrite (Reno, NV: Aeronaut Books, 2014), Volume 5: 76.
4 “Hans-Georg von der Osten,” Wikipedia, last modified Jan. 3, 2021,
https://en.wikipedia.org/wiki/Hans-Georg_von_der_Osten.
5 Manfred von Richthofen, “Foreword,” in Mother of Eagles: the War Diary of Baroness von
Richthofen, trans. Suzanne Hayes Fischer (Atglen, PA: Schiffer Military History, 2001), 9.
6 Lance J. Bronnenkant, PhD., The Blue Max Airmen: German Airmen Awarded the Pour le
Mèrite (Reno, NV: Aeronaut Books, 2014), Volume 5: 7.
7 Witold Banach, Ausstellung des Museums der Stadt Ostrów Wielkopolski zu 100 Jahren des
Grossen Kriegs: September – Dezember 2014 (Berlin: Foundation for German-Polish
Cooperation, 2014), 1.
8 Karl Bodenschatz, Hunting with Richthofen: The Bodenschatz Diaries: Sixteen Months of
Battle with JG Freiherr von Richthofen No. 1 (London: Grub Street, 1998), 143, 147.
9 “Hans-Georg von der Osten,” Wikipedia, last modified Jan. 3, 2021,
https://en.wikipedia.org/wiki/Hans-Georg_von_der_Osten.

Manfred von Richthofen heute

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1990 mit Einführung von Nato-Generalsekretär Dr. Manfred Wörner, mit dem 'Reglement für Kamppflieger'.
1 October 1990
Germa Press Hamburg
Hamburg

von NATO-Generalsekretär Dr. Manfred Wörner.

Mein Verhältnis zu Manfred von Richthofen muß ich als sehr persönlich bezeichnen – und das seit meiner Kindheit. Vorgeprägt wurdi ich dabei ganz sicher durch meine Mutter. Sie hat kurz vor meiner Geburt – das war 1934 – Manfred von Richthofens Buch ‘Der Rote Kampfflieger’ gelesen. Für sie war spätenstens damit klar: ‘Wenn’s ein Junge wird, heißt er Manfred’.

Und diese Wahl meines Vornamens war ganz und gar keine Augenblickslaune. Meine Mutter hat bereits sehr früh mit mir über Manfred von Richthofen gesprochen. Für sie war er ein Vorbild an Ritterlichkeit und Fairneß. Übrigens ist meine Mutter bis zu ihrem 68. Geburtstag nie geflogen; mein Vater vielleicht ein- oder zweimal.

Als Junge war für mich die Fliegerei – was Wunder nach dieser Vorprägung – der große traum. Ich kannte die großen Jagdflieger des Ersten Weltkrieges alle. Ganz vorne stand für mich natürlich Manfred von Richthofen. Ich bin mit der Bewunderung dieses Mannes groß geworden. Ohne Zweifel habe ich als Kind Manfred von Richthofen idealisiert. Je mehr ich dann im Laufe der Jahre über ihn in Erfahrung breingen konnte, desto realistischer wurde mein Bild – realistischer, aber nicht schlechter!

Von Richthofens “Roten Baron” habe ich mit 15 oder 16 Jahren zu erstenmal selbst gelesen. Das war 1949. Also in einer Zeit, nach der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges, wo in Deutschland auch an zivile Fliegerei nicht zu denken war. Ich habe das Buch bis heute einigemale mit Interesse und Bewegung gelesen. Dies trifft auch auf die Erinnerungen von Kunigunde von Richthofen und spiegelt den Geist der Zeit vorzüglich wider.

Für mich war schon sehr früh klar, daß ich selbst auch Flieger werden wollte, und natürlich auch Militärflieger. Da es für Deutsche bis Mitte der 50er Jahre verboten war, eine Ausbildung zum Piloten zu absolvieren, mußte dies zunächst ein Wunschtraum bleiben. Schließlich konnte ich aber 1953 den Segelflugschein erwerben.

Als ich während meines Studiums einige Semester in Paris verbrachte, war es mir möglich, in Frankreich die Prüfung für Motorflugzeuge abzulegen. Nach Deutschland zurückgekehrt, folgte der deutsche Zivilpilotenschein. Als Reservist der Bunderswehr konnte ich schließlich auch Düsenjäger fliegen. Meine erste Ausbildung auf einem Düsenflugzeug – es war eine Fouga Magister – erhielt ich in einem Reservistenverein. Die Luftwaffe hat mich dann später auf Kampftypen umgeschult.

Bis heute hat mich die Persönlichkeit Manfred von Richthofen gefesselt. Das gilt auch für die Zeit während meiner Mitgliedschaft im Verteidigungsausschuß des Deutschen Bundestages und natürlich während der Tätigkeit als Verteidigungsminister der Bundesrepublik Deutschland. Selbst als Generalsekretär des Nordatlantischen Bündnisses gibt es für mich gelegentlich Bezugspunkte zu Manfred von Richthofen. Immerhin trägt ein NATO-Geschwader der Bundesluftwaffe in Wittmund den Namen Manfred von Richthofens.

In übrigen habe ich bei Gesprächen häufig festgestellt, daß e bei den Luftwaffen aller Verbündeten einen großen Ruf genießt, und daß man ihm dort ohne Vorbehalte begegnet. Von Richthofen wird als exzellenter kampfflieger – der er unstreitig war – geschätzt. Er ist zu einer Symbolfigur für Ritterlichkeit, untadeliges Verhalten und fliegerisches Können geworden.

Es ist meine Überzeugung, daß solche Symbolfiguren verbindenden Charakter über die Grenzen der einzelnen Nationen hinweg besitzen. Bei großen Traditionstreffen der Flieger, mit Teilnehmern aus vielen Ländern, konnte ich dies beobachten. Ehemalige Feinde haben sich als Menschen kennen und schätzen gelernt. Für das friedliche Zusammenleben der Völker ist dies von großer Bedeutung. Und wenn die Erinnerung an Manfred von Richthofen hierbei mithilft, dann ist das eines der größten Komplimente, die sich denken lassen.

Die menschliche Integrität Manfred von Richthofens wird auch durch die Einvernahme seiner Person während des Dritten Reiches – und insbesondere durch Hermann Göring – nicht beschädigt. Die damaligen Versuche, von Richthofen zu mißbrauchen, sprechen in meinem Augen nicht gegen ihn. Ich bin vielmehr überzeugt davon, daß er, hätte er in dieser Zeit noch gelebt, sich mit Abscheu von den begangenen Untaten distanziert hätte. Wer aus dem “Roten Kampfflieger” anderes glaubt herauslesen zu können, verkennt schlicht den historischen Bezug, unter dem von Richthofen sein Buch geschrieben hat. Natürlich war er ein Kind seiner Zeit. Und gerade zu Beginn des Ersten Weltkrieges hat der Nationalismus fröhliche Urstände gefeiert. In allen Ländern, nicht etwa nur in Deutschland. Selbstverständlich hat man damals anders gedacht als wir heute. Aber das kann diesen Mann nicht abwerten.

Wenn man berücksichtigt, daß Manfred von Richthofen gerade 22 Jahre alt war, als der Krieg ausbrach und noch nicht einmal 26 als er im April 1918 fiel, ist es schon erstaunlich, wie differenziert er die damaligen Vorgänge beurteilt. Wen läßt es unberührt, wenn er schreibt: “Jetzt ist der Kampf, der sich an allen Fronten abspielt, ganz verteufelt ernst geworden, es ist nichts mehr übrig geblieben von diesem ‘frischen, fröhlichen Krieg’, wie man unsere Tätigkeit anfangs genannt hat….Ich habe nun so den dunklen Eindruck, als ob aus dem ‘Roten Kampfflieger’ den Leuten ein ganz anderer Richthofen entgegenleuchtet – als mir selbst zumute ist.”

Der fliegerische Erfolg Manfred von Richthofens beruhte zu einem guten Teil sicher auf seinem persönlichen Mut, der jedoch nicht mit blindem Draufgängertum verwechselt werden darf. Mindenstens ebenso wichtig war sein taktisches Geschick, das sich um so stärker bemerkbar machte, als er wachsende Verantwortung übernehmen mußte. In seinem ‘Fliegerischen Testament’ hat von Richthofen im April 1918, nur wenige Tage vor seinem Tod, die wesentlichen Grundlagen des erfolgreichen Luftkampfes im Ersten Weltkrieg festgehalten. Die Taktik von Richthofens ist nicht zuletzt geprägt von seiner Auffassung der soldatischen Ehre. Grundlage war der Respekt auch gegenüber dem Feind. Dieser Respekt verbot es, sinnlos Menschenleben zu zerstören. Wenn möglich landete man neben dem abgeschossenen Gegner und nahm ihm persönlich gefangen. Es gab nicht den ideologischen begründeten Haß späterer Zeit, sondern vielfach noch Ritterlichkeit, die sich in Einzelfällen sogar bis in den Zweiten Weltkrieg erhalten hat.

Ich will mit diesem Aussagen keineswegs die Kriegsführung des Ersten Weltkrieges romantisieren oder gar idealisieren. Jeder Krieg ist fürchterlich und zerstörerisch. Daher bleibt es die vornehmste Pflicht unserer Generation, ihn ein für allemal zu verhindern. Aber gerade deshalb ist es aus meiner Sicht sinnvoll, ein Zeitdokument wie Manfred von Richthofens ‘Roten Kampfflieger’ neu herauszugeben und zu lesen. Und wenn zu seinem 100sten Geburtstag – wie zu erwarten ist – vieles aus zweiter oder dritter Hand geschrieben werden wird, soll auch das Original zur Verfügung stehen.

1 January 2007
exact date?
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz

Inauguration of an anamorphic work of art commemorating MvR

Service tourisme Vaux-sur-somme, Le Circuit 'Mémoire en perspectives', 2018
21 April 2018
Vaux-sur-Somme

MÉMOIRE EN PERSPECTIVES
REMEMBRANCE IN PERSPECTIVE

1 CIRCUIT, 4 OEUVRES MÉMORIELLES DANS LE VAL DE SOMME

Parcourez le Val de Somme et partez à la découverte du nouveau circuit «Mémoire en Perspectives». Celui-ci est composé de quatre œuvres mémorielles représentant quatre figures historiques de la Grande Guerre s’étant illustrées dans le Val de  Somme entre 1914 et 1918. Ces œuvres contemporaines en anamorphose jouent avec la perspective à la manière d’une illusion d’optique. Déplacez-vous sur la petite dalle située à quelques mètres devant l’œuvre afin de percevoir ce qu’elle représente. Explorez le territoire à la recherche de ces anamorphoses ! Au fil de votre périple, vous découvrirez les différents sites de mémoire du Val de Somme !

Käte Oltersdorf

http://www.frontflieger.de/4-ric13.html
1 March 2020
exact date?
Füssen

Im März 2020 wird die ehemalige Krankenschwester Käte, die den Rittmeister von Richthofen im Juli 1917 im Lazarett in Kortrijk gepflegt hatte, gefunden. Bisher ging man davon aus, dass sie ‘Käte Ottersdorf’ hieß. Hier liegt aber der Irrtum: In Wirklichkeit hieß sie Käte Oltersdorf (ca. 1891 geboren, 1988 in Bayern verstorben).

Recent pictures of the house in Swidnica

With kind permision of u/royal-seal on Reddit
9 August 2022
Władysława Sikorskiego 19, 58-105 Świdnica, Polen
Swidnica
Schweidnitz
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