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Kriegsausbruch

Event ID: 91

01 August 1914

Kriegsausbruch
51.76304092288865, 18.090313043251054
Zehn kilometer von der Grenze entfernt
Ostrow
Ostrovo

Source ID: 4

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien

“In allen Zeitungen stand weiter nichts als dicke Romane über den Krieg. Aber seit einigen Monaten war man ja schon an das Kriegsgeheul gewöhnt. Wir hatten schon so oft unseren Dienstkoffer gepackt, dass man es schon langweilig fand und nicht mehr an einen Krieg glaubte. Am wenigsten aber glaubten wir an einen Krieg, die wir die ersten an der Grenze waren, das ‘Auge der Armee’, wie seinerzeit mein Kommandierender uns Kavalleriepatrouillen bezeichnet hatte. Am vorabend der erhöhten Kriegsbereitschaft saßen wir bei der detachierten Schwadron, zehn Kilometer von der Grenze entfernt, in unserem Kasino, aßen Austern, tranken Sekt und spielten ein wenig. Wir waren sehr vergnügt. Wie gesagt, an einen Krieg dachte keiner. Wedels Mutter hatte uns zwar schon einige Tage zuvor etwas stutzig gemacht; sie war nämlich aus Pommern erschienen, um ihren Sohn vor dem Kriege noch einmal zu sehen. Da sie uns in angenehmster Stimmung fand und feststellen musste, dass wir nicht an Krieg dachten, konnte sie nicht umhin, uns zu einem anständigen Frühstück einzuladen. Wir waren gerade sehr ausgelassen, als sich plötzlich die Tür öffnete und Graf Kospoth, der Landrat von Öls, auf der Schwelle stand. Der Graf machte ein entgeistertes Gesicht. Wir begrüßten den alten Bekannten mit einem Hallo! Er erklärte uns den Zweck seiner Reise, nämlich, dass er sich an der Grenze persönlich überzeugen wolle, was von den Gerüchten von dem nahen Weltkrieg stimme. Er nahm ganz richtig an, die an der Grenze müßten es eigentlich am ehesten wissen. Nun war er ob des Friedensbildes nicht wenig erstaunt. Durch ihn erfuhren wir, dass sämtliche Brücken Schlesiens bewacht wurden und man bereits an die Befestigung von einzeln Plätzen dachte. Schnell überzeugten wir ihn, dass ein Krieg ausgesclossen sei, und feierten weiter. Am nächsten Tage rückten wir ins Feld.”

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