skip to Main Content

Wein in Markebeke

Event ID: 434

17 August 1917

50.816141687498735, 3.2403333562695864
Markebeke
Marke

Source ID: 58

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935

Was die dazugehörigen Getränke betrifft, so kann ihm überhaupt nichts mehr auf lange Sicht hinaus passieren. Seit jener Geschichte auf dem Flugplatz und Schloß Marckebeeke. Dort hatte sich ein liebliches Ereignis vollzogen. Eines schönen Abends war der Bursche Andres höchst aufgeregt, angeregt und aufgekratzt erschienen und hatte schlicht gemeldet: “Herr Overleutnant, da unten fands besoffn!” Ungläubig folgte der Adjutant seinem Burschen in den Garten. Wovon in aller Welt sollte in Marckebeeke jemand betrunken werden? Im Garten sah er jedoch, daß etliche Männer sich in verschiedenen Stellungen tatsächlich einem erhblichen Trunke hingaben. Und als der Adjutant neugierig einem der Leute auf den Mund sah und sich die Etikette der Flaschen näher betrachtete, traf ihn beinahe der Schlag: der Mann kippte da einen prima primissima weißen Bordeaux, der so erheblich und so uralt war, daß man nicht mehr durch die Flasche hindurchsehen konnte. Woher kam dieses Wunder in Flandern? Nun, einer der wackeren Männer hatte zum Spaß im Garten an einem Strauch gezogen und gleich den ganzen Strauch in der Hand behalten.Und obwohl der Strauchzieher weder landwirtschaftliche noch forstwirtschaftliche Kentnisse besaß, schien ihm die Sache komisch, er holte noch einige Kameraden, es begab sich ein allgemeines Strauchziehen und siehe: In einem scharf abgegrenzten Viereck des Gartens waren die Sträucher ohne Wurzeln. Kein Frontsoldat in sämtlichen Armeen der Welt hätte angesichts dieses Tatbestandes auch nur einen Augenblick gezögert; sie gruben und gruben. Und sie gruben zweitausend Flaschen des edelsten Weines heraus: uralten Burgunder und uralten Bordeaux. Der Kommandeur, dem dieses umgehend gemeldet wurde, focht einen kurzen Kampf mit sich aus. Den Wein in die Etappe? Er sah sich nachdenklich im Kreise seiner Lieben um und dachte: wie sie da sitzen, einer wie der andere, der und der und jener und ich selber und alle miteinander, schließlich sind wir alle eines Tages hinüber, über kurz oder lang hinüber, so sicher wie das Amen in der Kirche…der Wein bleibt hier. Daraufhin wurden sofort an die wackeren Monteure 600 Flaschen ausgegeben und mit dem übrigen Bestand war das Kasino des Geschwaders für den Rest des Krieges saniert, der Adjutant hatte keine finanziellen Kopffschmerzen mehr, wovon das Kasino zu erhalten sei: er verkaufte jede Flashe zum Preise von einer Mark.

This Post Has 0 Comments

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

Back To Top