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Geburtstag Kaiser Wilhelm II

Event ID: 308

27 January 1904

1903-1908
51.14543311995445, 16.243070199541556
Kadettenanstalt Wahlstatt
Legnickie Pole
Wahlstatt

Source ID: 10

Die Erinnerungen der Mutter des roten Kampffliegers Kunigunde Freifrau von Richthofen. Im Verlag Ullstein - Berlin, 1937.

Vor zwölf Jahren war Manfred diesen Weg gefahren, und oftmals hatte ich ihn besucht. Der Geist dieser Anstalt gefiel mir sehr. Die Jungen mußten tüchtig lernen, sahen aber gesund aus, weil sie fleißig turnten (Manfreds starke Seite). Es machte ihm gar keine Mühe, als er noch ein Knirps war, aus dem Stand Bürzelbäume zu schießen, er brauchte auch niemals die Hände dazu, sondern legte sie stramm an die Hofennaht. Er hatte von Natur aus einen wunderbar geschickten Körper. Einmal, als er acht Jahre alt war, mußte er mir von einem alten, schwer zugänglichen Obstbaum Äpfel abnehmen. Er turnte hinauf wie ein kleiner Waldmensch und kam hernach nicht etwa am Stamme herunter, nein, dieser Weg war ihm zu langweilig; er ließ sich vielmehr außen an den Zweigen herab, sich schwingend und mit blitzartigen Geschwindigkeit von Ast zu Ast greifend. Diese Turnkünste kamen ihm in der Kadettenanstalt sehr zustatten. Mehrere Male wurde er ausgezeichnet. Viel Spaßhaftes auch für uns Erwachsene begab sich hier in Wahlstatt. Einmal machte ich eine Kaisers-Geburtstagfeier mit. Vorbereitend hatte mir Manfred mit ein ernsthaften Gesicht folgendes erklärt: “Weißt du, Mama, die Kadetten tanzen gern mit jeder Dame, die noch ein bißchen jung und hüblich aussieht…nur mit den alten und häßlichen Müttern – mit denen tanzen die Offiziere.” Durch diese wenig gelanten, aber lebenskundigen Eröffnungen eingeschüchtert, fragte ich meinen Herrn Kadetten-Sohn, was ich denn anziehen solle, um mich begehrenswert zu machen. “Nun, ein recht helles Kleid mit einer schönen Blume am Gürtel.” Das beherzigte ich denn auch und war gespannt, ob ich den Herren Kadetten auch gefallen würde. Aber – ich hatte Glück, sie tanzten mit mir zuerst und nicht etwa die Offiziere. Zum Danke ließen wir dann unsere jungen Kavaliere in Pfannkuchen schwelgen. Was gab es damals für Riesenschüffeln dieser duftenden Ballen? Das war etwas für Manfred – sein Lieblingsgebäck; er aß sehr ungern Fleisch, bevorzugte statt dessen Brot und Kuchen.

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