skip to Main Content

Bodenschatz kommt in Markebeke an

Event ID: 409

02 July 1917

50.816141687498735, 3.2403333562695864
Markebeke
Marke

Source ID: 58

Jagd in Flanderns Himmel, Karl Bodenschatz, Verlag Knorr & Hirth München, 1935

Am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe verließ ein feldgraues Auto Cambrai in der Richtung Kortryk und gegen Mittag dieses Tages, am 2. Juli 1917, traf der neue Adjutant des Jagdgeschwaders I auf dem Flugplatz Marckebeeke bei Courtrai in Flandern ein. Er fand seinen Kommandeur in Begleitung einiger Herren neben seinem Flugzeug stehen. Und der Offizier, der dem Oberleutnant Bodenschatz herzlich die Hand schüttelte, das war nicht mehr der Ulanenleutnant von einst, wenig bekannt, sondern das war der Rittmeister von Richthofen, Sieger in 56 Luftkämpfen, Kommandeur des Geschwaders, Ritter des Ordens Pour le mérite und der berühmste Flieger der deutschen Armee.

Es war nach zehn Uhr vormittags und ein wunderbarer Sommertag. Und dieser schöne Tag schien seinen Abglanz in dem roten Flugzeug gefunden zu haben, das da stand, in den Gesichtern der Offiziers und in den klaren Zügen des Kommandeurs selber, alls war hochgestimmt, bester Laune. Der Rittmeister, den Stock mit dem dicken Knauf, “Geschwaderstock” genannt, in der Hand, umspielt von der immer ausgelassenen Dogge Moritz, machte eine kurze Armbewegung in den Himmel nach der Front zu. “Ein Paradies für Flieger!” teilte er dem Adjutanten mit. Und einer der Herren, die hinter dem Kommandeur standen, sagte: “Siebenundfünfzig!”. Richthofen war soeben von seinem 57. Luftsieg zurückgekehrt.

Bodenschatz betrachtete heimlich das Gesicht des Freiherrn. Eigentlich hatte es sich kaum verändert, seit er ihn das letztemal gesehen hatte. Etwas härter war es vielleicht geworden. Es war das Antlitz eines bis in den letzten Winkel seiner Seele sauberen Menschen. Es lag eine federnde Energie darin, eine Energie ohne Haft, ohne Nervosität, die wundervolle Energie der Jugend, unter dem liebenswürdigen Mund saß das feste Kinn, und der Blick aus den klaren, lauteren Augen war der Blick eines Mannes, der mit sich, mit der Welt und mit allem, was dahinter stehen konnte, im reinen ist.

This Post Has 0 Comments

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

Back To Top