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Dem tapferen und würdigen Gegner

Event ID: 499

23 April 1918

49.97323642687367, 2.2927864127167634
Bertangles

Source ID: 22

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1933, Eingeleitet und ergänzt von Bolko Freiherr von Richthofen, mit einem Vorwort von Generalfeldmarschall Hermann Göring, Verlag Ullstein & Co, Berlin

Der Familie Richthofen ging über die Beisetzung Richthofens nach seinem Tode von englischer und amerikanischer Seite eine genaue Darstellung zu. Sie folgt hier:

Ein hohes, tiefes Zelt war ausgeräumt worden, und in der Mitte dieses Zeltes, auf einem erhöhten Podest, lag die Leiche Manfreds von Richthofen in der Uniform der 1. Ulanen, die er getragen hatte, als ihn das schwarze Los aus seinem Leben riß. Die Leinwandwäde des Zeltes flatterten im Winde, und das Licht, das schwach in das Zelt drang, beleuchtete sein scharf geschnittenes, junges Gesicht.

Um fünf Uhr am Nachmittag erschollen in der Umgebung des Zeltes militärische Kommandos. Zwölf englische Soldaten, den Stahlhelm auf dem Kopf, marschierten unter Führung eines Offiziers heran und bildeten vor dem Zelt Spalier. Sechs englische Fliegeroffiziere, alles Geschwaderführer, die sich vor dem Feinde ausgezeichnet hatten, traten ins Zelt und hoben den Sarg, in dem der Tote lag, auf die Schultern. Als sie aus dem Zelt heraustraten, erscholl ein Kommando. Die Truppe, die im Spalier aufgestellt war, präsentierte das Gewehr, und so trugen die englischen Offiziere den toten feindlichen Kameraden bis zu einem Kraftwagen, der sich langsam in Bewegung setzte.

So ging der Zug bis zum Eingang eines kleinen Kriegerfriedhofes. Hier am Tor stand, das Chorhemd über der mit dem englischen Kriegskreuz geschmückten Khaki-Uniform, der englische Geistliche. Dem Sarge folgten die zwölf Mann der Trauerparade, sie hatten die Augen zu Boden gesenkt und trugen das Gewehr mit nach unten gerichtetem Lauf unter dem Arm. Und dann kamen englische Offiziere und Unteroffiziere, unter ihnen allein fünfzig Flieger, die in der Nähe lagen, und sie gingen alle schweigend und mit zu Boden gesenkten Blicken hinter dem Sarge her. Die Flieger waren alle herbeigeeilt, um dem tapferen und vornehmen Feinde die letzte Ehre zu erweisen. Sie hatten Kränze mitgebracht, sie hatten sie aus Immortellen gewunden und mit den deutschen Farben geschmückt. Einer der Offiziere aber trug einen großen Kranz, der die Inschrift hatte: “Dem Rittmeister von Richthofen, dem tapferen und würdigen Feinde”, und dieser Kranz war vom Hauptquartier der britischen Luftkräfte geschickt.

Der Geistliche sprach das Totengebet. Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften standen um das Grab, und als der Geistliche geendet hatte, traten sie alle zurück, denn das scharfe Kommando eines englischen Offiziers ließ die Mannschaften der Trauerparade Haltung annehmen und die Gewehrläufe in die Luft reißen. Und dann krachten drei Ehrensalven über das Grab. Auf den Sarg wurde ein Metalschild genagelt, das in deutscher und englischer Sprache die Inschrift trug: “Hier ruht Rittmeister Manfred Freiherr von Richthofen, auf dem Felde der Ehre mit 25 Jahren im Luftkampf am 21. April 1918 gefallen.” Flugzeuge mit der dreifarbigen Kokarde kreisten über dem Grab, als der Sarg langsam herabsank. Dieses Grab liegt nicht weit von Amiens. Eine Weißdornhecke, die immer vom Winde gepeitscht wird, wirft ihren Schatten aud die Stätte, an der Manfred von Richthofen zum letzten Schlaf gebetter wurde.

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