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Heimkehr

Event ID: 500

14 November 1925

50.004384617312, 2.7151456331493615
Fricourt

Source ID: 22

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1933, Eingeleitet und ergänzt von Bolko Freiherr von Richthofen, mit einem Vorwort von Generalfeldmarschall Hermann Göring, Verlag Ullstein & Co, Berlin

Mitte des Jahres 1925 entschloß sich unsere Familie, die sterblichen Reste von Manfred v. Richthofen nach Deutschland zu überführen und in heimatlicher Erde zu bestatten. Zunächst war beabsichtigt, Manfreds Sarg neben dem Grabe seines Vaters und seines Bruders Lothar auf sem Schweidnitzer Friedhof zu betten. Aber maßgebende Behörden des Deutsches Reichs, vor allem das Reichswehrministerium und die fliegerischen Organisationen, sprachen den dringenden Wunsch aus, Manfreds Leiche möge auf dem Invalidenfriedhof zu Berlin, auf dem schon so viele deutsche Helden und Feldherren ihre ewige Ruhe gefunden haben, die letzte Statt bereitet werden.Dem stimmte die Familie in der Erkenntnis zu, daß das Andenken und die Erinnerung an Manfred nicht ihr allein, sondern dem ganzen deutschen Volke gehöre. Die erforderlichen und recht zeitraubenden Verhandlungen mit den französischen Behörden wurden in die Wege geleitet, und Mitte November fuhr ich nach Frankreich dem Orte zu, wo sich Manfreds Grab befand. Es war dies nicht das ursprüngliche, denn seine Leiche war erst nach dem Kriege nach Fricourt, einem kleinen, acht Kilometer von dem einst so heiß umkämpften Albert gelegenen Dorfe, verbracht worden, wo sich ein deutscher Gefallenen-Friedhof befindet.

Von der zuständigen Behörde war mir ein Herr namens Lienhard beigegeben worden, dem in erster Linie die Erledigung der notwendigen Formalitäten mit den französischen Instanzen und die Leitung der Exhumierung oblag. Es war 14. November 1925, als ich, von Amiens kommend, mich in Albert mit Monsieur Lienhard traf. Ich fand diesen sehr umsichtigen und eifrigen Herrn in ziemlicher Erregung, da die französischen Behörden, obwohl sie rechtzeitig von der Exhumierung unterricht worden waren, sich leider zunächst um nichts bekümmert hatten. Nach einigem Suchen gelang es uns, einen alten Herrn zu finden, der im Kriege Unteroffizier gewesen war und nun die Stelle eines Friedhofverwalters bekleidete. Wir nahmen ihn mit in unser Auto und gelangten zu dritt alsbald nach Fricourt. Der dortige deutsche Gefallenen-Friedhof bot ein wahrhaft erschütterndes Bild, und der Eindruck, den ich bei seinem Anblick gewann, läßt sich in Worten schwer wiedergeben. Nach den Angaben des uns begleitenden Friedhofverwalters liegen dort etwa sechtausend deutsche Soldaten in Einzelgräbern und etwe zwölftausend in einem einzigen gewaltigen Massengrab. Kein grünendes Blatt, geschweige denn irgendein Kranz gibt dieser traurigen und ergreifenden Stätte einen etwas freundlicheren Charakter. Nur auf dem Massengrab lag ein schlichter Blechkranz, den vielleicht ein altes Mütterchen dem Andenken ihres mit Tausenden von Kameraden dort ruhenden, für das Vaterland gefallenen Sohnes gewidmet hatte. Aus dreißig verschiedenen Friedhöfen sind hierher die Leichen detuscher Helden in den ersten Jahren nach dem Kriege zusammengetragen worden. Allerdings mag damals die Anlage des Friedhofes noch nicht die endgültige gewesen sein. Inzwischen wird sich der Volksbund für deutsche Kriegsgräberfürsorge wohl auch dieser Ruhestätte toter Krieger angenommen haben, und er bietet heute hoffentlich einen freundlicheren und schöneren Anblick.

Auch auf dem Friedhof von Fricourt selbst war für die Exhumierung noch nichts vorbereitet. Wir mußten die einzelnen Arbeiter herbeiholen, und es dauerte fast drei Stunden, bis die Ausgrabung selbst vorgenommen werden konnte. Wir fanden eine Zinkplatte, auf der Namen und Todesdatum Manfreds in englischer und deutscher Sprache verzeichnet war. Diese Platte war seinerzeit von den Engländer, die ihn zur ersten Ruhe beigesetzt hatten, an dem Sarge befestigt worden. Jetzt befindet sie sich im Besitz meiner Mutter in Schweidnitz. Nachdem die Umbettung von allem, was an Manfred sterblich war, in den von uns mitgebrachten Zinksarg vollzogen war, brachten wir diesen nach Albert, wo die Verladung auf der Bahn nach Kehl an die deutsch-französiche Grenze unter Leitung der zuständigen französischen Behörden erfolgte.

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