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Towards Busendorf, Diedenhofen

Event ID: 93

13 August 1914

wir hatten erst acht Tage Krieg
49.29003766553522, 6.529122799951919
near Diedenhofen (Thionville)
Bouzonville
Busendorf

Source ID: 4

Der rote Kampfflieger von Rittmeister Manfred Freiherrn von Richthofen, 1917, 351.000 - 400.000, Verlag Ullstein & Co, Berlin-Wien

Nach Frankreich. In meinem Garnisonort wurden wir nun verladen. Wohin? – Keine Ahnung, ob West, Ost, Süd, Nord. Gemunkelt wurde viel, meistens aber vorbei. Aber in diesem Fall hatten wir wohl den richtigen Riecher: Westen. Uns stand zu viert ein Abteil zweiter Klasse zur Verfügung. Man musste sich auf eine lange Bahnfahrt verproviantieren. Getränke fehlten natürlich nicht. Aber schon am ersten Tage merkten wir, dass so ein Abteil zweiter Klasse doch verflucht eng ist für vier kriegsstarke Jünglinge, und so zogen wir denn vor, uns etwas mehr zu verteilen. Ich richtete mir die eine Hälfte eines Packwagens zur Wohn- und Schlafstätte ein und hatte damit ganz entschieden etwas Gutes getan. Ich hatte Luft, Licht usw. Stroh hatte ich mir in einer Station verschafft, die Zeltbahn wurde darauf gedeckt. Ich schlief in meinem Schlafwagen so fest, als läge ich in Ostrowo in meinem Familiebett. Die Fahrt ging Tag und Nacht, erst durch ganz Schlesien, Sachsen, immer mehr gen Westen. Wir hatten scheinbar Richtung Metz; selbst der Transportführer wusste nicht wo es hinging. Auf jeder Station, auch da, wo wir nicht hielten, stand ein Meer von Menschen, die uns mit Hurra und Blumen überschütteten. Eine wilde Kriegsbegeisterung lag im deutschen Volk; das merkte man. Die Ulanen wurden besonders angestaunt. Der Zug, der vorher durch die Station geeilt war, mochte wohl verbreitet haben, dass wir bereits amFeinde gewesen waren – undwir hatten erst acht Tage Krieg.Auch hatte im ersten Heeresbericht bereits mein Regiment Erwähnung gefunden.Ulanenregiment 1 und das Infanterieregiment 155 eroberten Kalisch. Wir waren also die gefeierten Helden und kamen uns auch ganz als solche vor. Wedel hatte ein Kosakenschwert gefunden und zeigte dies den erstaunten Mädchen. Das machte grossen Eindruck. Wir behaupteten natürlich, es klebte Blut daran, und dichteten dem friedlichen Schwert eines Gendarmeriehäuptlings ein ganz ungeheures Märchen an. Man war doch schrecklich ausgelassen. Bis wir schliesslich in Busendorf bei Diedenhofen ausgeladen wurden. Kurz bevor der Zug ankam, hielten wir in einem langen Tunnel. Ich muss sagen, es ist schon ungemütlich, in einem Tunnel in Friedenszeiten plötzlich zu halten, besonders aber im Kriege. Nun erlaubte sich ein Übermütiger einen Scherz und gab einen Schuss ab. Es dauerte nicht lange, so fing in diesem Tunnel ein wüstes Geschiesse an. Dass keiner verletzt wurde, ist ein Wunder. Was die Ursache dazu war, ist nie herausgekommen.

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