09 Mai 1918
Source ID: 55
„Bericht der „Paix“ vom 9. Mai 1918
Die Engländer erwiesen dem Leichnam des deutschen „As“ die letzte Ehre.
Aus dem „Echo de Paris“:
Die Beisetzung von Hauptmann von Richthofen fand am Dienstag, dem 23. April, statt. Der Leichnam wurde einige Kilometer hinter die Front gebracht und in einem der Flugzeugzelte aufgebahrt, die in den provisorischen Lagern verwendet und schnell an einen anderen Ort gebracht wurden. In der Mitte des Zeltes liegt der Leichnam auf mit braunem Stoff bedeckten Kisten, mit nacktem Oberkörper, da die Ärzte den Flieger nach seinem Absturz ausgezogen hatten, um ihn zu versorgen. Die Spuren der Verletzungen durch Maschinengewehrkugeln sind deutlich zu sehen. Man kann sechs davon zählen, die größte davon unterhalb der rechten Brust. Der Hauptmann scheint zu schlafen, aber das Licht, das durch eine einzige kleine Tür des Zeltes hereinfällt, zeichnet die Gesichtszüge des Toten nach, hebt sie hervor und scheint seinen germanischen Typ noch zu betonen. Ein Lastwagen, der für den Transport von Flugzeugen verwendet wird, ist gerade angekommen. Die Plane, die das Zelt verschließt, wird hochgezogen. Der Sarg kommt zum Vorschein, schwarz lackiert, mit einer großen, glänzenden Aluminiumplatte darauf, auf der zweimal, auf Englisch und Deutsch, folgende Inschrift eingraviert ist:
Kavalleriehauptmann
Manfred, Baron von Richthofen
25 Jahre alt
Gefallen im Luftkampf
am 21. April 1918
Sechs Offiziere, Piloten der britischen Luftwaffe, gehen zwischen den Soldaten hindurch, die die Ehrenbezeigung erweisen, und tragen den Sarg, auf dem fünf Kränze aus Strohblumen liegen, zum Lastwagen. Diese Kränze, die von großen britischen Luftfahrtzentren geschickt wurden, sind mit Bändern in den deutschen Farben gebunden und tragen die Inschrift: „Einem tapferen und würdigen Gegner”. Der Lastwagen fährt langsam los, gefolgt von Soldaten, die mit dem Gewehr unter dem Arm marschieren. Dann kommen die sechs englischen und vier französischen Fliegeroffiziere, die mit dem Flugzeug hierher gekommen sind. Dahinter folgen vier Reihen mit etwa fünfzig englischen Soldaten, die aus Neugierde hierher gekommen sind. Etwa fünfzehn Flugzeuge, die tief unter dem wolkenverhangenen blauen Himmel fliegen, eskortieren den Zug wirbelnd bis zum Friedhof. Dort spricht ein Pastor die Totengebete, dann wird der Sarg in das Grab gesenkt, an dessen Rand sich die Soldaten aufstellen, um Salutschüsse abzugeben. Dreimal zerreißt das Knattern der Schüsse die Luft, im regelmäßigen Rhythmus der Motoren, die immer noch über uns dröhnen, und begleitet von dem ferneren, dumpferen
Donner der Kanonen an der Front. Die militärische Beisetzung von Hauptmann von Richthofen ist beendet.“
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